Das Sticken von “Free-standing-Lace” Dateien
Am Beispiel von Schneeflocken und Spitzen-Mandalas zeige ich Euch heute, wie ihr diese Motive perfekt stickt.
Als “Free-Standing-Lace” (FSL) bezeichnet man Stickmuster, die nicht auf Stoffe gestickt werden, sondern auf auswaschbare Stick-Vliese. Diese Vliese werden nach dem Sticken ausgewaschen. Die fertigen Stickmuster sehen dann aus wie Spitzen und halten nur durch das Sticken mit den Garnen, daher der Begriff “free-standing” wie “freistehend”, also ohne Stoff als Stickgrund.
Da trotzdem ein Untergrund für Stickereien benötigt wird, stickt sich diese die Maschine selbst in Form von feinen Unterlage-Netzen (Unterlegstichen), auf die dann das eigentliche Motiv gesetzt ist. Dies kann man unten im blauen Mandala schön sehen.
Es gibt unendliche, kreative Möglichkeiten, mit dieser Technik zu arbeiten. Sehr spannend ist es, solche Motive als “Lichtspiele” oder Fensterdekoration aufzuhängen, man kann sie aber auch als Spitze an Kleidung o.ä. verwenden. Ebenso gibt es zahlreiche Motive, die zusammengesetzt 3D-Objekte bilden können. Ihr findet eine riesige Auswahl über den Suchbegriff “free-standing-lace” oder kurz “FSL” in diversen Shops. Eine besonders große Auswahl gibt es im BERNINA-Stickmuster-Shop und auf amerikanischen und englischen Seiten. Dort könnt ihr Euch die vielseitigen Möglichkeiten anschauen.
Und so geht’s:
Spannt auswaschbares, stabiles Vlies in den Stickrahmen. Ich bevorzuge “Avalon ultra”, eine dicke Folie, aber auch ein bis zwei Lagen stabile auswaschbare Vliese sind geeignet (z.B. Avalon plus, soluvlies). Rechts unten seht ihr die Folie, links verschiedene festes Vliese mit Struktur.
Nicht geeignet sind dünne, leicht reissende Vliese oder Folien. Die Dateien müssen ja aus sehr vielen Stichen bestehen und perforieren das Vlies. Bei größeren Rahmen und Motiven empfehle ich 2 Lagen Vlies, bei der ultra-Folie ist dies nicht nötig. Die Bespannung muß unbedingt trommelfest sein. Ich verwende eine 70er Universalnadel oder für Metallic eine dünne SUK-Nadel (zum Arbeiten mit Metallicgarnen gibt es hier einen Post von mir).
Zum Sticken von Lace geben wir der Stickmaschine mehr Faden als üblich, daher sollte die Oberfadenspannung deutlich reduziert werden. Ich verwende sonst immer 3,0 für mein Garn und habe hier auf 2.0 reduziert. Dabei kommt es natürlich auf die Dicke des Garnes an, für Effektgarne und Metallicgarne muss man eventuell noch weiter lockern. Die Stickerei darf sich auf keinen Fall zusammenziehen, sonst reißt es beim weiteren Sticken eventuell aus.
Auch die Stickgeschwindigkeit reduziere ich deutlich, manche Stellen dieser Lace-Stickereien sind sehr dicht.
Für sehr dichte Motive verwende ich zusätzlich auf dem eingespannten Stickvlies ein leichtes, locker aufgelegtes, auswaschbares Vlies. Das ergibt ein noch schöneres Stickbild.
Für den Unterfaden wählt man Unterfadengarn in passsender Farbe zum Oberfaden oder spult den Oberfaden auf eine Unterfadenspule. Dank der extra-großen BERNINA Spule kann man hier auch richtig große Motive durchsticken. Beim Verwenden von Effektgarnen oder Metallicfäden als Obergarn ist dies nicht möglich, hier wählt man farblich passendes Stickgarn. Die Stickerei im unteren Bild wurde mit Effektgarn in weiß changierend gestickt.
Ist die Stickerein fertiggestellt, schneidet man das Motiv grob aus dem Vlies, wie oben zu sehen und spült es gut unter fließendem warmem Wasser, bis die Lücken zwischen den kleinen Flächen frei sind. Dann flach hinlegen, mit einem Handtuch abtupfen und trocknen lassen. Man kann die Motive auch bügeln, selbst bei Metallic- und Effektgarnen, dann aber bitte Backpapier über die Stickerei legen vor dem Bügeln.
In der Regel ist noch genug Festigkeit vorhanden, damit die Modelle schön fest sind, auch nach dem Trocknen. Habt ihr sehr große Motive oder 3D-Modelle, kann mit Wäschestärke flüssig oder Stärkespray nachgeholfen werden. Auch Haarlack kann geeignet sein.
Es gibt wirklich unzählige Möglichkeiten. Die großen Mandalas im unteren Bild verwende ich als Untersetzer, die Eule hing als Fensterbild, die kleinen Ornamente kann man wunderbar auf fertige Nähprojekte aufnähen als Spitzenbesatz. Der Rabe ist ein zusammengesetzes Modell (UrbanThreads). In der B 700 sind einige der hier gezeigten Motive schon enthalten, als exklusive Stickmuster. Ihr findet eine Übersicht im Anhang des Handbuchs unter “Bordüren und Spitzen”.
Probiert es aus, es macht wirklich Spaß und mit den Tipps von hier oben ganz einfach.
Liebe Grüße Nette
Habe soeben diesen wertvollen Artikel entdeckt. Ich würde gerne wissen, von welchem Effektgarn weiss changierend die Rede ist, bzw. welche Marke und ev. Nr. dies betrifft. Ich würde gerne Schneeflocken sticken. Danke im Voraus für die Antwort.
Hallo, darf isch fragen wo ich diese tollen Muster Datei finde, hab mich grad verliebt und würde es das erstemal ausprobieren 🙂 hab seit kurzem eine 570q .
lg Elke
Mich würde interessieren, ob ich die Muster auch selber zeichnen kann, bin mir aber nicht sicher, da ja zwischen den groben Stukturen viele kleine, feine Verbindungen gestickt werden. Oder kann ich das dann selber mit der Sticksoftware so erstellen und zuordnen, was welcher bereich wie fein gestickt wird? Ober braucht es für das noch etwas Anderes als die Sticksoftware?