Noch rechtzeitig vor Ostern kommen meine Versuche und die Tipps für Euch für das Arbeiten mit einer Zwillingsnadel.
Stimmt schon, eine Zwillingsnadel muss mit etwas Vorsicht eingesetzt und behandelt werden. Aber wenn dann alles richtig eingestellt ist und Eure Versuche starten können, bekommt Ihr tolle Ergebnisse, wunderschöne Doppelnähte, frei schwingende Bänder und traumhafte Effekte. Die schönsten Biesen lassen sich herstellen – schaut dafür bitte in meinen Beitrag über die Lichtertüten und den Hohlsaum.
Nähen mit einer Zwillingsnadel
Das Einsetzen einer Zwillingsnadel geht recht einfach. Die beiden Nadeln haben in der Mitte einen Kolben, der genau wie eine normale Nähnadel in den Nadelhalter geschoben und festgeschraubt wird.
Die beiden Garnrollen kommen so an die Maschine, bei beiden Rollen ist die Unterlegscheibe aus Schaumstoff wichtig, sonst hopsen und tanzen die Rollen hin und her und der Faden wickelt sich dabei um die senkrechte Haltestange:
Jeder Faden wird jetzt einzeln nach unten geführt. Zum Einfädeln könnt Ihr den Einfädler NICHT benutzen. Beide Nadeln müssen von Hand eingefädelt werden. Dafür habe ich das Nähfüßchen entfernt und ein weißes Blatt Papier unter die Nadeln geschoben – jetzt sind die Nadelöhre gut zu erkennen und das Einfädeln geht problemlos.
Stichbreiten:
Mit den Zwillingsnadeln sind die Stichbreiten je nach Nadelbreite eingeschränkt, die Nadeln würden sonst den Nähfuss treffen und dabei zerbrechen. Bei vielen Maschinen könnt Ihr den Nadeltyp angeben – die Maschine zeigt jetzt die zur Verfügung stehenden Stichbreiten bei den verschiedenen Stichen an.
Bei den Zwillingsnadeln gibt es verschiedene Breiten. Ich habe hier mit 3 verschiedenen Breiten gearbeitet: 2,0, 4,0 und 6,0 mm:
- Mit der 2mm breiten Zwillingsnadel werden die Stiche 6,8 mm breit,
- bei der 4mm breiten Nadel sind noch 4,7 mm und
- bei der 6mm breiten Nadel werden die Stichreihen nur noch 2,5mm breit.
Verwendete Füßchen:
- Für die Steppnähte und die Zierstiche den Stickfuss#20D mit Dualtransport,
- zum Quilten den Quiltfuß#29C.
Einige Tipps von mir zum Nähen mit der Zwillingsnadel:
- Vor dem Nähen aber unbedingt ausprobieren, ob die Fäden gut durchlaufen. Dafür zieht Ihr ganz vorsichtig an beiden Fäden, Füßchen oben – jetzt müssen die Fäden sich ziehen lassen. Wenn nicht, neu einfädeln, da verklemmt sich vielleicht etwas. Sonst gibt es leider Nadelbruch.
- Zum Ausprobieren zunächst mit dem Geradstich einige Reihen nähen:
- Entweder immer von oben nach unten, dabei die Fadenenden am unteren Ende selbst abschneiden und ein längeres Stück als Fadenanfang hängen lassen (es soll auch mit dem Fadenabschneider funktionieren, aber das klappte bei mir nicht so gut – ich musste die Fäden sehr häufig aus dem Fadenabschneider rauspulen):
Auf der Rückseite sieht es so aus – sonst eventuell die Fadenspannung ändern:
Leichte Kurven, Wellen, ein Rastermuster und andere Steppmuster lassen sich so hervorragend nähen:
- Oder die Nähte in einem Rutsch nähen, dabei die Richtung ändern:
- Um am Ende die Richtung zu ändern, müssen die Nadeln immer hochgeholt werden – mit beiden Nadeln unten gibt es Nadelbruch.
- So geht es:
- Bis zum Ende nähen
- Nadelposition nach oben
- Wenden um 90°
- 2 – 3 Stiche nähen
- Nadelposition wieder oben
- Wenden um 90°
- Die neue Reihe nähen
Sticken mit der Zwillingsnadel
Bei den Nutzstichen findet Ihr die schönsten Stiche für eine Zwillingsnadel. Der Zickzackstich, der genähte Zickzackstich, die Bogennaht, der Kräuselstich und die Overlockstiche zaubern wunderschöne Doppelnähte. Probiert diese Stiche aus, ändert die Längen – bei den Breiten bleibt nicht viel Spielraum.
Auf meinem Probestück – hier mit Volumenvlies H 640 unterlegt – sind viele dieser Stiche zu sehen. Die oberen Reihen sind mit der 2,0 mm Nadel, die mittleren mit der 4,0 mm breiten Nadel und unten sind 2 Reihen mit der 6,0 mm breiten Nadel genäht:
Bei diesem Probestück habe ich nur Stickvlies drunter, die Muster sind viel flacher:
Bei den Zierstichen eignen sich viele sehr gut für das Nähen mit einer Zwillingsnadel, andere wirken überhaupt nicht. Da probiert Ihr am besten die Dekorstiche von Eurer Maschine aus. Bei einer 6,0 mm breiten Zwillingsnadel werden die beiden Reihen der Zierstiche sehr schmal, die kreisförmigen Muster sind verzerrt, aber da könnt Ihr die Stichlänge verändern und ausprobieren.
Zierstiche, oben wieder mit der 2er Nadel, dann die 4er Nadel und unten die schmalen Stiche mit der 6er Nadel:
So verändert sich der Stich bei den unterschiedlichen Nadelbreiten:
Oben die 6er Nadel, dann die 4er Nadel, die 2er Nadel und die Reihe unten mit einer normalen Nadel:
Das Nähen und Sticken mit der Zwillingsnadel mit verschiedenen Stichen:
Quilten mit der Zwillingsnadel
Zum Quilten wird der Quiltfuß#29C eingesetzt und der Geradstich wird eingestellt, der Transporteur ist versenkt.
Auch hier beginnt Ihr wieder mit einigen freien Übungen, lieber etwas langsamer und vorsichtiger. Es sollen jetzt immer beide Nadeln die Kurve kriegen und nicht zwischendurch abbrechen.
Bei den senkrechten geschwungenen Linien von oben nach unten habt Ihr noch keinen Farbwechsel an den Seiten:
Wenn ihr dann die Bögen und Schwünge von rechts nach links oder quer über das Sandwich führt, bekommt Ihr doppelte Linien wie ein flatterndes Band mit dem Farbwechsel am Rand:
Bögen, Schleifen und Loops:
Die Rückseite beim Quilten sieht so aus. Ich würde sie so lassen als Rückseite eines Wandquilts, da stören die Zickzacklinien doch gar nicht:
Auch das freie Schreiben geht mit einer Zwillingsnadel, hier habe ich die 2,0mm breite Nadel genommen. Zum Schreibenüben gibt es hier die Anleitung von mir: Schreiben lernen mit der Maschine. Man sieht es ja an meinem kleinen noch etwas krakeligen Osterquilt: mit der Zwillingsnadel muss es erneut geübt werden.
Ein frohes Osterfest, viele bunte Ostereier, fröhliche Ostergesichter und viel Spaß mit der Zwillingsnadel
wünscht Euch
Eure Wiebke
Liebe Wibke! Bin zwar spät dran, aber vielleicht liest du esja.
Ich habe dickere Dekorgarn von Gütermann in die Nadeln gefädelt, aber es gibt nur Fadensalat.
Hast du einen Tipp?
LG Christa May
Hallo Christa!
Wenn das dickere Garn – jetzt ja sogar doppelt – durch die Spannungsscheiben läuft, klappt es nicht. Bei mir brach immer eine Nadel ab, weil dass Garn stramm war und die Nadel wegzog.
Mit dem dünneren Garn gibts gar keine Probleme.
Vielleicht hilft Dir aber auch eine dickere Zwillingsnadel – 110 oder 130 ?
Liebe Grüße
Wiebke
Liebe Wiebke,
wie immer eine wunderbar klare Anleitung. Ich muss diese Zwillingsnadel doch wirklich mal ausprobieren! Danke für dieses Tutorial.
Hallo Ute!
Das solltest Du wirklich unbedingt ausprobieren. Die Doppelnähte zaubern wunderschöne Effekte.
Liebe Grüße
Wiebke
Hallo Wiebke, da bringst Du wunderbare Ideen ins Spiel! Ich muß unbedingt einige aufgreifen und Probierstücke anfertigen. Drei ungequiltete Quilts fallen mir sofort ein, für die ich gerne die Zwillingsnadel einsetzen werde!
Danke Für die anschauliche Beschreibung, toll!
Lieben Gruß Sabine
Das freut mich sehr. Ich bin schon gspannt auf Deine Ergebnisse.
Liebe Grüße
Wiebke
Liebe Wiebke,
nun hast Du DIr wirklich eine Osterauszeit verdient.
Dieses Zwillingsnadel-Tutorial war ja eine Punktlandung und für die eine oder andere Näherin macht es sicher Lust , die Zwillingsnadel auszuprobieren.
Vielen Dank für diese Anregungen !
Dir ein buntes Osterfest und liebe Grüße
Erika
Lieben Dank!
Ja, jetzt kann Ostern kommen.
Wiebke