Seit ich die Biesenfüßchen für die B 580 für mich entdeckt habe, bin ich zugegeben ziemlich verliebt in Biesen. Es ist gar nicht die klassische Anwendung an einem Kleidungsstück, die mich reizt, sondern vielmehr das Herumprobieren wie zum Beispiel bei meinem Musselin-Tuch.
Jaja, die Bluse mit Biesen kommt sicher auch irgendwann, aber vorher gibt es noch so viel zu entdecken!
Bei der letzten Entdeckungsreise fiel mir ein roségoldenes, sehr weiches Kunstleder in die Hände und es war klar: da müssen Biesen drauf. Viele Biesen!
Mit einer sehr losen Täschchen-Idee schnitt ich einfach mal ein Stückchen ab und startete den Biesentest. Ungefähr eine meditative Stunde später, war etwa dreiviertel des Leders “bebiest” – ich kann nicht klagen, Nähfuß und Zwillingsnadel kamen gut mit dem Kunstleder klar.
Im Idealfall hätte ich mir vorher ein paar Gedanken mehr gemacht, was aus dem Stück entstehen soll, aber etwas improvisiert ging das auch nachher noch: Eine neue Tablet-Hülle sollte es werden. Das erhöhte Volumen durch die Biesen scheint mir ein guter Schutz für das Gerät.
Etwas flacher als mit dicken Vlies gefüttert, aber doch mehr als nur zwei Lagen Stoff.
Um das sehr weiche Kunstleder beim weiteren Vernähen nicht aus der Form zu bringen, habe ich es mit dünner Vlieseline verstärkt. Ich hoffe auch, dass es die Biesen gerade an den Rändern stabilisiert und sie sich nicht aus Richtung Nahtzugabe auflösen.
Genäht ist die Hülle eigentlich ganz schnell:
Anleitung Tablethülle aus Kunstleder mit Biesen
Außenstoff und Innenstoff an der kurzen Kante rechts auf rechts aneinander nähen. Dabei eine Wendeöffnung aussparen. Hier dürft ihr gerne etwas großzügiger sein, als ich es war… nehmt ruhig 10 cm.
Die Naht/Stoffe auf rechts wenden, glatt streichen und seitlich mit ein paar Stichen an der zuvor genähten Naht fixieren.
Nun kommt der Teil bei dem ich regelmäßig einen Knoten im Kopf habe: die zuerst genähte Kante wird in Richtung Klappe geschlagen, Außen- und Innenstoff schließen sie praktisch ein.
Gut festgesteckt wird nun von der ersten kurzen Seite über die doppelte Klappe bis zur zweiten kurzen Seite genäht. Ich hab den Stoff beim Bild extra locker gelegt, damit die Schichten besser sichtbar sind.
Angsthasen wenden jetzt einmal ihr Nähstück um ganz sicher zu gehen. Wer das Risiko liebt, kann gleich ein Stück Schabrackeneinlage auf den Klappenteil aufbügeln. Die Hülle sieht nachher übrigens schöner aus und lässt sich sauberer wenden, wenn die Nahtzugabe zumindest über die Ecken abgeschnitten wird.
Jetzt bitte einmal alles auf rechts drehen, Ecken ausformen, bügeln und absteppen.
Nun noch beherzt eine Öse einschlagen, Gummi, Kordel oder dekorative Schnur durchfädeln und das Tablet im neuen Täschchen verschwinden lassen.
Tablethülle-Schnittmuster: Skizze mit Maßen für ein iPad
Meine Hülle habe ich wie folgt konstruiert:
Die Hülle ist für mein iPad genau passend, gerne dürft ihr die Skizze mit den Maßen hier downloaden:
Bei Gebrauch als Schnittmuster bitte unbedingt darauf achten, dass Ihr das Dokument in Originalgrösse druckt. Stellt im Druckdialog sicher, dass keine Skalierung / Anpassung an Seitengrösse eingestellt ist, und kontrolliert das Format nach dem Ausdruck anhand des Kontrollquadrates.
Wenn es nachhaltig sein soll wäre Pinatex auch eine Möglichkeit statt des Kunstleders.
Oh ja, das funktioniert bestimmt gut. Ich hatte allerdings noch Kunstleder, da wäre es nicht nachhaltig etwas neues zu kaufen nur um für den Leser nachhaltiger zu wirken. 😉
Es geht aber auf jeden Fall auch aus ganz normalem Baumwollstoff oder jeder anderen Webware – lediglich für die schützende Dicke muss vielleicht eine weitere Schicht Stoff eingeplant werden.
Hallo,
aus Erfahrung wird Pinatex sicherlich zu dick für diesen Zweck sein.
Man könnte dieses hübsche Modell allerdings auch aus „Lederpapier“ nähen, um bei der Nachhaltigkeit zu bleiben.
Liebe Grüße,
Jutta
Sehr edel! Und die Wendeöffnung wurde mit einer Steppnaht geschlossen. ;-))
Gruß Mariel
Hihi, genau und zwar in einem Zug als auch die Klappe abgesteppt wurde. Vor lauter Freuen habe ich das gar nicht mehr erwähnt, ich ergänze es gleich noch 😉
Liebe Grüße!