Kreative Artikel zum Thema Quilten

Ausstellungstipps Juli 2018

MÄNNER – Ausstellung in Karlsruhe

Zum vorerst letzten Mal möchte ich an dieser Stelle auf die Ausstellung ‘MÄNNER’ hinweisen. Das Ausstellungsprojekt von Sarah Schultz und mir ist derzeit in der Krypta der Ev. Stadtkirche, direkt in der Stadtmitte am Marktplatz von Karlsruhe gelegen, zu besichtigen – hier geht’s zum Bericht. Insgesamt sind es über 30 Art Quilts, Objekte und Installationen, die wir textil interpretierten, ergänzt durch eine Serie von 20 grossformatigen Portrait-Photos, die mein Mann Wolfgang Heinz geschossen hat.

Blick in die Ausstellung
MÄNNER – Ein Ausstellungsprojekt von Gudrun Heinz und Sarah Schultz
Foto: Dr. Wolfgang Heinz

Die Ausstellung überschreitet aber nicht nur dadurch traditionelle Grenzen. Mir persönlich macht es grossen Spass, Materialien einzusetzen, die für sich selbst sprechen, so z.B. direkt auf ein Jackett den Terminkalender zu nähen, um damit die Frage zu stellen, wann der Mann eigentlich Zeit hat, um Zeit zu haben oder …

Gudrun Heinz: Time?
MÄNNER – Ein Ausstellungsprojekt von Gudrun Heinz und Sarah Schultz
Foto: Dr. Wolfgang Heinz

… anderen gebrauchten Kleidungsstücken neue Bedeutungen zuzuweisen. Einige Künstler aus verschiedenen Epochen haben mich zu Neu-Interpretationen inspiriert, auch was die Präsentation betrifft.

Gudrun Heinz: Der arme Rapper – Hommage an Carl Spitzweg
MÄNNER – Ein Ausstellungsprojekt von Gudrun Heinz und Sarah Schultz
Foto: Dr. Wolfgang Heinz

Vielschichtig sind auch die Arbeiten von Sarah Schultz, die ebenfalls die Gedanken in Bewegung bringen.

Sarah Schultz: Atlas gibt ab
MÄNNER – Ein Ausstellungsprojekt von Gudrun Heinz und Sarah Schultz
Foto: Gudrun Heinz

Das Beste ist, wenn sich die Besucher selbst ein Bild vor Ort machen. Von vielen hörte ich schon, dass – obwohl sie die Ausstellung schon irgendwo anders sahen – sich immer wieder Neues entdecken lässt. Schon allein das Gewölbe unter der Kirche ruft einen ganz anderen Eindruck hervor als z.B. 20 Meter Stellwand-Fläche.

Blick in die Ausstellung
MÄNNER – Ein Ausstellungsprojekt von Gudrun Heinz und Sarah Schultz
Foto: Dr. Wolfgang Heinz

Wir haben noch Zeit bis zum 15. Juli 2018 und der Eintritt ist frei – ich freue mich also auf noch viele Besucher und Gespräche!

Blick in die Ausstellung
MÄNNER – Ein Ausstellungsprojekt von Gudrun Heinz und Sarah Schultz
Foto: Dr. Wolfgang Heinz

Die Ausstellung wird freundlich unterstützt von BERNINA International

Ein Ausstellungskatalog ist erhältlich.

Info:

10. Juni – 15. Juli 2018

MÄNNER – Ein Ausstellungsprojekt von Gudrun Heinz und Sarah Schultz

Ev. Stadtkirche Karlsruhe
Krypta
Marktplatz
76133 Karlsruhe
Deutschland

www.stadtkirche-karlsruhe.de
www.quiltsundmehr.de

Öffnungszeiten:
Sa u. So: 12 – 16 Uhr
Mi – Fr: 16 – 19 Uhr

Eintritt frei

Führungen nach Absprache

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Handstitched Worlds: The Cartography of Quilts

Am 16. Juli 2018 eröffnet die Self-Taught Genius Gallery des American Folk Art Museums in Long Island City im New Yorker Stadtbezirk Queens die Ausstellung ‘Handstitched Worlds: The Cartography of Quilts’, die sich der Verwandtschaft von Quilts und Landkarten widmet.

Hewson-Center Quilt with Multiple Borders
Hersteller unbekannt, Mittelblock gedruckt von John Hewson (1744–1821)
United States, 1790–1810
Baumwolle und möglicherweise Leinen
85 1/2 × 76″
Geschenk von Jerry und Susan Lauren, 2006.5.1
Foto: Gavin Ashworth, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Blickt man über Stadtblöcke und Quiltblöcke, Strassen und Nähte, kann man eine sichtbare Verwandtschaft zwischen Quiltherstellung und Kartographie erkennen. Beide basieren auf bewährten Systemen, die Farben, Muster und Symbole verwenden, um aus einem Netzwerk ineinandergreifender Teile ganze Kompositionen zu erstellen.

Appliqué Bedcover
Sarah Ann Garges (ca. 1834–1887)
Doylestown, Pennsylvania, 1853
Baumwolle, Seide, Wolle, Woll-Stickerei
98 × 96″
Geschenk von Warner Communications Inc., 1988.21.1
Foto: Gavin Ashworth, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Quilts und Karten sind auch mit Geschichte und Erinnerung durchdrungen und stellen ähnliche lebende Aufzeichnungen über Traditionen, Erfahrungen, Beziehungen, Überzeugungen und zukünftige Erwartungen dar’, sagt Sarah Margolis-Pineo, stellvertretende Kuratorin der Self-Taught Genius Gallery, die die Ausstellung organisierte.

Charm Quilt
Hersteller unbekannt
United States, 1880–1920
Baumwolle
80 × 75 1/2″
Geschenk von Freyda Rothstein, 1998.8.5
Foto: Gavin Ashworth, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Was kann man aus einem Patchwork herauslesen, das aus einem Hochzeitskleid, einem Futtersack oder einer Gedenkflagge zugeschnitten und zusammengesetzt wurde? So wie eine Karte eine Abstraktion der Welt im Taschenformat jenseits dessen ist, was man sehen kann, offenbart die Wahl eines Stoffes und Designs Einblicke in die Topografie der Welt einer Quilterin / eines Quilters. Persönliche, politische, kulturelle und spirituelle Ideale werden auf die Oberfläche eines Quilts eingeschrieben und schaffen ein Netzwerk von Strassen und Sehenswürdigkeiten, das die Welt und den Platz der Herstellerin / des Herstellers im Quilt abbildet.

Star Quilt
Nora McKeown Ezell (1917–2007)
Eutaw, Alabama, 1977
Baumwolle und Synthetics
94 × 84″
Museumsankauf, ermöglicht durch Mittel von The National Endowment for the Arts und The Great American Quilt Festival 3, 1991.13.1
Foto: Scott Bowron, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Handstitched Worlds: The Cartography of Quilts’ ist eine Einladung, Quilts als Karten zu lesen. ‘Die Ausstellung fordert die Besucher dazu auf, die Spuren einzelner Geschichten und Erfahrungen zu verfolgen, die unserer Welt und unseren Beziehungen Gestalt verleihen, die grössere historische Ereignisse und kulturelle Trends beleuchten’, sagt Stacy C. Hollander, stellvertretende Direktorin des American Folk Art Museums.

Die Ausstellung umfasst stimmungsvolle Quilts vom 19. – 21. Jahrhundert aus der Sammlung des Museums, die aus unterschiedlichen Materialien und mit verschiedenen Motiven und Techniken gearbeitet wurden, von traditionellen frühen amerikanischen Quilts bis hin zu quiltartigen und skulpturalen Assemblagen, die von zeitgenössischen Autodidakten geschaffen wurden.


Contrary to Hearsay, He Wasn’t the Devil
Jean-Marcel St. Jacques (* 1972)
New Orleans, 2014
Holz, Nägel und antike Eisenwaren auf Sperrholz
84 × 96″
Geschenk von Jean-Marcel St. Jacques, LLC, 2014.18.1
Foto: José Andrés Ramírez, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt
Mixed-Media-Assemblage des aus New Orleans kommenden Künstlers Jean-Marcel St. Jacques. Er begann, als der Hurrikan Katrina sein Haus beschädigte, quiltähnliche Konstruktionen aus Holz und aus von ihm geborgenen Objekten zu schaffen.

Fast zwanzig traditionell wie zeitgenössisch aufgefasste Quilts werden in der Ausstellung zu sehen sein. Dazu kommen eine Reihe von Karten des Künstlers Jerry Gretzinger (* 1942). Während die frühen Quilts aus herkömmlichen Baumwoll-, Woll- und Seidenstoffen hergestellt wurden, bestehen die zeitgenössischen aus alternativen Materialien, darunter gefundenes Holz und Metall oder ‘gerettete’ Plastikmüllsäcke.

Jerry’s Map (E1/N1, Generation 11)
Jerry Gretzinger (* 1942)
Ann Arbor, Michigan; Cold Spring, New York; and Maple City, Michigan
October 23, 2009–January 9, 2012
Filzstift, Farbstift, Acrylfarbe, Klebeband und Plastik-Ausschnitte auf Karton
8 × 10″
Geschenk des Künstlers, 2017.8.1
Foto: Adam Reich, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Das Herzstück der Ausstellung ist ‘Our Queens’, eine Mitmach-Aktion, die während der Öffnungszeiten der Galerie für alle zugänglich ist. Die Besucher sind eingeladen, mit Hilfe von Nadel und Faden auf einer Landkarte von Queens aus Stoff wichtige Orte, Ereignisse und Erinnerungen zu markieren. Während der gesamten Dauer des Projekts wird diese Aktion durch einen Blog begleitet.

Info:

16. Juli – 3. Oktober 2018

Handstitched Worlds: The Cartography of Quilts

Self-Taught Genius Gallery
47-29 32nd Place
Long Island City
Queens, NYC
USA

www.folkartmuseum.org

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Azzedine Alaïa: The Couturier

Derzeit zeigt das Design Museum in London, das übrigens kürzlich zum Europäischen Museum des Jahres 2018 gekürt wurde …

Ausstellungsansicht
Foto: Mark Blower, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

… die Ausstellung ‘Azzedine Alaïa: The Couturier’ und stellt das einzigartige kreative Talent des im November 2017 verstorbenen Modeschöpfers und die zeitlose Schönheit seiner Werke in den Mittelpunkt.

Azzedine Alaïa
Foto: Peter Lindbergh, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Kuratiert wurde die Ausstellung von Mark Wilson, Chefkurator am Groninger Museum (Niederlande), der sich noch mit dem in Tunesien geborenen Designer abstimmte.

Blick in die Ausstellung ‘Azzedine Alaïa: The Couturier’
Foto: Mark Blower, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die 60 ausgewählten Entwürfe umfassen Alaïas Karriere von den frühen 1980er Jahren bis zu seinen letzten Kreationen.

Blick in die Ausstellung ‘Azzedine Alaïa: The Couturier’
Foto: Mark Blower, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Alaïa – immer in Schwarz gekleidet – genoss seine Rolle als Aussenseiter in der Modewelt.

Foto: Arthur Elgort, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Er ignorierte den Fashion-Show-Kalender und zeigte seine Kreationen dann, wenn …

Blick in die Ausstellung ‘Azzedine Alaïa: The Couturier’
Foto: Mark Blower, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

… sie dazu bereit waren – liess sich die Zeitpunkte nicht diktieren – und pflegte trotzdem unermüdlich die handwerklichen Traditionen der Haute Couture.

Blick in die Ausstellung ‘Azzedine Alaïa: The Couturier’
Foto: Mark Blower, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Alaïas Werk erzeugte gleichermassen Aufregung und Respekt.

Blick in die Ausstellung ‘Azzedine Alaïa: The Couturier’
Foto: Mark Blower, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Er experimentierte mit den neuesten Stretchmaterialien und exakt zugeschnittenem Leder und …

Blick in die Ausstellung ‘Azzedine Alaïa: The Couturier’
Foto: Mark Blower, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

… wurde durch extrem körperbetonte Designs bekannt, die als ‘second-skin dressing’ bezeichnet wurden.

Foto: Arthur Elgort, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Mit dieser ‘zweiten Haut’ brachte er die Schönheit der weiblichen Formen in höchstem Mass zum Ausdruck.

Blick in die Ausstellung ‘Azzedine Alaïa: The Couturier’
Foto: Mark Blower, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Azzedine Alaïa, der als Jugendlicher für kurze Zeit Bildhauerei studierte, betrachtete seine Kleider auf diesem bildhauerischen Hintergrund. Er dachte mit seinen Händen und verwirklichte seine Ideen, indem er sie von Hand drapierte und modellierte.

Foto: © Prosper Assouline, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Er formte Stoff wie andere Marmor oder Ton und brachte so seine strengen technischen Vorstellungen und Fähigkeiten mit seinem Verständnis dafür, wie Frauen sich fühlen wollen, in Einklang.

Foto: © Prosper Assouline, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Er scheute auch vor der Verwendung unüblicher Materialien nicht zurück.

Blick in die Ausstellung ‘Azzedine Alaïa: The Couturier’
Foto: Mark Blower, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Aus Metall wird bei ihm ein magisches Textil – ein Thema, das sich von seinen frühesten Collectionen bis zu seiner letzten Haute-Couture-Show im Juli 2017 durchzieht.

Blick in die Ausstellung ‘Azzedine Alaïa: The Couturier’
Foto: Mark Blower, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Zu seinen Markenzeichen wurden Ösen, die Leder eine luftige Leichtigkeit oder aber Chiffon Stärke und Gewicht verleihen und Reissverschlüsse, die die Dekoration ersetzen.

Blick in die Ausstellung ‘Azzedine Alaïa: The Couturier’
Foto: Mark Blower, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Azzedine Alaïa verwendete keine Stickereien oder Applikationen – übliche Dekor-Elemente der Haute Couture im letzten halben Jahrhundert. Stattdessen arbeitete er Muster direkt in den Stoff ein und …

Blick in die Ausstellung ‘Azzedine Alaïa: The Couturier’
Foto: Mark Blower, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

… machte sie so zu einem integralen Bestandteil seiner Struktur.

Blick in die Ausstellung ‘Azzedine Alaïa: The Couturier’
Foto: Mark Blower, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Diese Art von Dekoration beeinflusst und verändert Form und Gewicht eines Kleidungsstücks.

Blick in die Ausstellung ‘Azzedine Alaïa: The Couturier’
Foto: Mark Blower, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Spitzen und perforierte Stoffe, insbesondere Broderie anglaise, und gestanztes oder lasergeschnittenes Leder erinnerten Alaïa an Mashrabiya – poröse, lichtduchlässige Elemente arabischer Architektur – die Alaïas Liebe zu alter Kultur widerspiegeln, an seine Kindheit in Nordafrika erinnern und ein Spiel mit Licht und Schatten erzeugen.

Foto: © Prosper Assouline, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Ein ständiges Thema bildet die Herausforderung – er forderte sich selbst heraus, aber auch diejenigen, die mit ihm zusammenarbeiteten und die Welt um sich herum: Alaïa gehorchte keinen Regeln ausser seinen eigenen.

Linda and Alaia
Foto: Sante D’Orazio, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Er sagte einmal: ‘Ich mache Kleider, Frauen machen Mode’. Und viele Frauen haben Mode in seinen eleganten und sinnlichen Kreationen gemacht: von Greta Garbo, Grace Jones, Lady Gaga und Tina Turner …

Azzedine Alaïa und Tina Turner
Foto: Peter Lindbergh, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

… bis zu Scarlett Johansson, Naomi Campbell und Rihanna.

Blick in die Ausstellung ‘Azzedine Alaïa: The Couturier’
Foto: Mark Blower, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Der Couturier schuf immer wieder zeitlos elegante, oft in seiner Lieblingsfarbe Schwarz gehaltene Kleider.

Blick in die Ausstellung ‘Azzedine Alaïa: The Couturier’
Foto: Mark Blower, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Beschränkung der Farbpalette ermöglichte es ihm, den Purismus zu entwickeln, der seinen Idealformen Ausdruck gab. Diesen puristischen Ansatz vefolgte der Designer konsequent und behielt ihn zeit seiner Karriere bei.

So konzentrierte er sich ausschliesslich darauf, seine Visionen zu perfektionieren und nahm auf Marktanforderungen keine Rücksicht.

Foto: © Prosper Assouline, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Diese Ausstellung und Installation, noch mit Alaïa konzipiert, beinhaltet auch Fotos vom Maison Alaïa, mit denen es der Künstler Richard Wentworth über die letzten Jahre hinweg dokumentierte.

Info:

10. Mai – 7. Oktober 2018

Azzedine Alaïa: The Couturier

The Design Museum
224 – 238 Kensington High Street
London, W8 6AG
England

www.designmuseum.org

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Willkommen im Labyrinth. Künstlerische Irreführungen

Noch bis zum 23. September 2018 zeigt Marta Herford, Museum für Kunst, Architektur, Design, die spannende Ausstellung ‘Willkommen im Labyrinth. Künstlerische Irreführungen’.

Das Verborgene und Rätselhafte befremdet und fasziniert zugleich. Obwohl es oft nicht leicht scheint, Irritationen und visuelle Irreführungen auszuhalten, kann es durchaus Genuss und Offenbarung sein, sich in unerwarteten Strukturen zu verlieren. Mit sechs grossformatigen Rauminstallationen, die das Museumsgebäude zum Teil tiefgreifend verändern, eröffnet diese Ausstellung ein sinnliches Erlebnis ganz eigener Prägung.

Peter Kogler: o.T.
Astana Contemporary Art enter, Artist & Robots, 2017, Digitaldruck auf Vinyl, variable Dimensionen / Digital print on vinyl, variable dimensions
© Peter Kogler
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Vom Ornament über den Barockgarten bis zum Spiegelkabinett – als bewusste räumliche Irreführungen dienen Labyrinthe oftmals der Unterhaltung.

Peter Kogler
2018, Digitaldruck auf Vinyl, variable Dimensionen / Digital print on vinyl, variable dimensions
© Peter Kogler
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Obwohl sie die Orientierung nehmen, beruhen sie auf einer geheimen Ordnung, die sich vielfach erst aus der Vogelperspektive offenbart.

Anne Hardy: Fieldwork, 2014
Installationsansicht Kunstverein Freiburg, Mixed Media, Sound, 350 x 480 x 450 cm, Courtesy Anne Hardy und Maureen Paley, London
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Der Verlust von Übersichtlichkeit scheint in einer globalisierten Welt ein allgegenwärtiges, existentielles Thema. Das Labyrinthische beschäftigt daher verstärkt auch zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler …

Anne Hardy, Fieldwork (Innenansicht), 2014
Mixed Media, Sound, 350 x 480 x 450 cm, Courtesy Anne Hardy und Maureen Paley, London
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

… ganz gleich ob als Symbol für einen Lebensweg, als Abbild städtebaulicher Strukturen oder als Metapher für den hoch dynamischen Datenverkehr.

Royden Rabinowitch: Stan and Ollie (primitive and derived Descriptions through three Axes), 2007
56-teilig, Stahl / 56-part steel, 70 x 700 x 700 cm, Sammlung Marta, Schenkung Ian McCallum
© Royden Rabinowitch
Foto: Dirk Pauwels, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Für die Ausstellung verwandeln sie kritisch und lustvoll das Innere des Museums in einen inspirierenden Parcours, der das Labyrinthische als meditative Denkfigur präsentiert und sich zugleich als die Sinne herausfordernde Körpererfahrung darstellt.

Song Dong Through the Wall, 2016
Fensterrahmen, Lampen, Eisenrahmen, 460 x 225 x 901 cm
© Song Dong, Courtesy Museum of Contemporary Art Yinchuan
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Rauminstallationen von Anne Hardy, Peter Kogler, Christian Odzuck, Royden Rabinowitch, Chiharu Shiota und Song Dong machen einen Rundgang mit dichten netzartigen Strukturen, eindrucksvollen Spiegelungen oder bühnenartigen Inszenierungen erlebbar.

Info:

23. Juni – 23. September 2018

Willkommen im Labyrinth. Künstlerische Irreführungen

Marta Herford
Museum für Kunst, Architektur, Design
Goebenstrasse 2–10
32052 Herford
Deutschland

www.marta-herford.de

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Die vielschichtige Frau
Arbeiten von Doris Leuenberger

Noch bis zum 17. August 2018 zeigt die Galerie quilt star in Freiburg unter dem Titel ‘Die vielschichtige Frau’ Werke von Doris Leuenberger, die in der Schweiz lebt und arbeitet.

Arbeit von Doris Leuenberger
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Mit nur einer Schablone einer Frauen-Silhouette versucht die Künstlerin mit mehrschichtigen Drucken verschiedene ausdruckstarke Stimmungen oder Lebensabschnitte einer Frau darzustellen. Zum Teil werden gewisse Elemente durch Nähen verstärkt und hervorgehoben. Beim näheren Betrachten erkennt man vielleicht in der Tiefe die eigene Geschichte.

Info:

13. Juni – 17. August 2018

Die vielschichtige Frau
Arbeiten von Doris Leuenberger

quilt star – Sophie Maechler
Basler Strasse 61
Im Victoriahaus
79100 Freiburg
Deutschland

www.quiltstar.de

Öffnungszeiten:
Mo – Fr: 14.30-18.30 Uhr
Di – Fr: 9.30 – 12.30 Uhr

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TISCHVISIONEN

Im Rahmen des Themenjahres 2018 ‘Essen und Trinken in Schlössern, Klöstern und Burgen’ der Organisation Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg findet derzeit in Zusammenarbeit mit dem BdK Bund der Kunsthandwerker Baden-Württemberg e.V. und der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart die Ausstellung ‘TISCHVISIONEN’ im Schloss Ludwigsburg statt.

Flyer

Bei dieser Ausstellung geht es um die Tischkultur – zeitgemäss und visionär. Gezeigt werden Objekte wie Geschirr, Gläser, Bestecke, Textilien, aber auch künstlerische Impressionen und Experimente. Kunsthandwerker/innen und Künstler/innen aus ganz Deutschland haben sich diesem Thema gewidmet und präsentieren ihre Arbeiten, Unikate mit besonderer Gestaltung und Qualität.

Flyer

Mit dabei sind Absolventen und Lehrende der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Unter den Ausstellern hat eine Jury Preise vergeben. Die Preisträgerinnen sind: Jennifer Hier, Annette Lechler und Felicia Mülbaier.

Info:

21. Juni – 15. Juli 2018

TISCHVISIONEN

Schloss Ludwigsburg
Hohenzollernräume
Schlossstrasse 30
71634 Ludwigsburg
Deutschland

www.schloss-ludwigsburg.de

Flyer Tisch und Tafel

Flyer TISCHVISIONEN

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Mode aus Göppingen
Perltaschen – Ein Exportschlager in den 1920er Jahren

Die Handtasche ist seit jeher ein unverzichtbares Accessoire für die stilbewusste Dame. Sie trägt nach dem Ersten Weltkrieg elegante Täschchen aus Göppingen, handgestrickt mit winzigen farbigen Glasperlen.

Key Visual

Schon hundert Jahre zuvor florierte die Perlstrickerei im Gmünder Raum. Sie wird von Göppinger Unternehmern zwischen 1922 und 1927 wiederbelebt. Auch kleinere Unternehmen und Handwerksbetriebe produzieren branchenfremd und verkaufen die Ware an grosse Hersteller oder direkt an Einkäufer aus Übersee, die sich in Hotels die Taschen vorlegen lassen.

Tasche mit Kordelzug
Hersteller: Johannes Härter, Göppingen
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Gefertigt werden die Taschen und Beutel grösstenteils in arbeitsintensiver Heimarbeit. Trotz prekärer Arbeitsbedingungen und kargem Lohn ermöglicht die Perltaschenherstellung in einer Zeit mehrerer Wirtschaftskrisen ein bescheidenes Auskommen. Die meisten Heimarbeiterinnen können jedoch nur davon träumen, jemals eine elegante schwäbische Perltasche zu besitzen.

Tasche mit Kordelzug
Hersteller: Roku Kunstgewerbe, Göppingen
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Unternehmen, die Katalogware zu festen Preisen anbieten, müssen eine gleichbleibende Qualität sicherstellen. Dazu dienen eine Musterfasserei und Strickerinnen, die auf bestimmte Muster spezialisiert sind und sie auswendig kennen sowie die professionelle Montage der Bügel am Perlenteil. Es entstehen Taschen mit bestechender Feinheit und Eleganz, die auch von der farblichen Zusammenstellung der winzigen Rocaille-Perlen abhängt. Sieht man die Taschen nur liegend oder hängend, entgeht einem das Changieren der Farben, das von der Bewegung der Trägerin und dem Lichteinfall hervorgerufen wird und die Darstellungen lebendig und leicht wirken lässt.

Anzeige des Herstellers Karl Seyfang, Göppingen
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Mehrzahl der Hersteller passt überlieferte Motive dem Zeitgeschmack an. Man bedient sich mit Vorliebe der in die tausend gehenden und noch aus dem 19. Jahrhundet stammenden Stickmustervorlagen der Berliner und Wiener Verlage mit meist floralen Themen, die die Vorstellungen der konservativen Kundin bedienen. Einige wenige Produzenten lassen durch Künstler ein zeitgemässes Design entwickeln, das das gehobene Warensegment bereichert. Die Perltaschen und -beutel werden vorwiegend in die USA exportiert. Auch in Italien und Österreich sind sie ein beliebter Souvenirartikel, ausgestattet mit Stadtansichten, pittoresken Szenen und Impressionen von beliebten touristischen Zielen.

Tasche mit Silberbügel
Hersteller: Fritz Dreher, Göppingen
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Ausserdem thematisiert die Ausstellung einen Aspekt, der normalerweise beim Thema Perltaschen untergeht: Vorlage und Produkt. Das liegt daran, dass niemand annimmt, dass man die Muster heutzutage noch kennt oder jemand sie besitzt. Die Expertin, Frau Sabina B. Schürenberg, war jedoch so freundlich, mir extra dazu Fotos zur Verfügung zu stellen.

Bildpaar Vögel
Hersteller: Johannes (1886–1970) & Emilie Härter (1892–1954), Göppingen
Foto: Dieter Dehnert, Jebenhausen, freundlicherweise von Frau Sabina B. Schürenberg zur Verfügung gestellt

1924 nennt das Göppinger Adressbuch über 40 Perltaschenhersteller. Billiger hergestellte maschinengewebte Taschen u. a. aus dem Erzgebirge und neue Trends verdrängen in den 1930er Jahren den Modeartikel aus Göppingen. Als Folge der Weltwirtschaftskrise findet ein blühender textiler Industriezweig sein Ende.

Bildpaar Vögel
Hersteller: Johannes (1886–1970) & Emilie Härter (1892–1954), Göppingen
Foto: Dieter Dehnert, Jebenhausen, freundlicherweise von Frau Sabina B. Schürenberg zur Verfügung gestellt

Heutzutage gibt es Sammler dieser kunstgewerblichen Artikel und manche besitzen sogar noch ein mehr oder weniger verschlissenes Erbstück. Auf den ersten Blick nimmt man Glasperlen wahr, fast gleich aussehende Blumenmuster, ein brüchiges Innenleben, einen Metallbügel oder einen Häkelbund. Was auf dem hiesigen Markt hängen blieb, seien jedoch nicht die für den Export bestimmten Taschen, sondern der Bodensatz der Produktion, erläutert Sabina B. Schürenberg im Begleitheft und fährt fort: ‘Es sind oft die verstrickten, fehlerhaften Stücke, die Platten (unmontierte gestrickte Teile), die anstelle eines Lohnes bei den Heimarbeiterinnen verblieben, und Arbeiten mit groben Perlen und unattraktiven Mustern.’

Bildpaar Blumenmotiv
Hersteller: Karl Schüle (1881–1961), Göppingen
Vorlage: Bettina Levin, Sehmatal
Platte: Foto: Dieter Dehnert, Jebenhausen, freundlicherweise von Frau Sabina B. Schürenberg zur Verfügung gestellt

Die Schwaben haben aber nicht nur ‘Blumen-Müschderle hergschtellt’. ‘Für den Export’, so Frau Schürenberg weiter, ‘- und das betraf immerhin 90 Prozent der Produktion – entstanden ausserdem kleine exquisite Serien mit Bildmotiven, die man in deutschen Sammlungen vergeblich sucht.’ Hierzu müsse man einen Blick in amerikanische Sammlungen werfen, die die Qualität, Eleganz und Exklusivität der schwäbischen Exportartikel reflektieren – und die in der Ausstellung dank ihrer guten Beziehungen auch vertreten sind.

Bildpaar Blumenmotiv
Hersteller: Karl Schüle (1881–1961), Göppingen
Vorlage: Bettina Levin, Sehmatal
Platte: Foto: Dieter Dehnert, Jebenhausen, freundlicherweise von Frau Sabina B. Schürenberg zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung, die derzeit im Städtischen Museum im Storchen in Göppingen präsentiert wird, zeigt die Vielfalt der in den 1920er Jahren hergestellten Taschen und Beutel. Sie erläutert den Herstellungsprozess und porträtiert einige Hersteller.

Bildpaar Landschaft mit See
Hersteller: Fritz Dreher (1882–1943), Göppingen.
Postkarte: Foto: Sabina Schürenberg, Tübingen
Tasche: Photo Kathy Glaeser, New York
Fotos freundlicherweise von Frau Sabina B. Schürenberg zur Verfügung gestellt

Die Präsentation entstand mit der fachlichen Unterstützung und dank Leihgaben von Frau Sabina B. Schürenberg M.A., Tübingen, der profundesten Kennerin der schwäbischen Perlstrickerei. Ausserdem stellten Leihgaben zur Verfügung das Museum im Prediger Schwäbisch Gmünd, Kathy Glaeser, Williamsville N.Y./USA, Dr. Bettina Levin, Sehmatal-Sehma sowie weitere private Sammlerinnen und Sammler aus Deutschland.

Bildpaar Landschaft mit See
Hersteller: Fritz Dreher (1882–1943), Göppingen.
Postkarte: Foto: Sabina Schürenberg, Tübingen
Tasche: Photo Kathy Glaeser, New York
Fotos freundlicherweise von Frau Sabina B. Schürenberg zur Verfügung gestellt

Zur Ausstellung ist ein sehr lesenswertes bebildertes Begleitheft erhältlich mit ausführlichen Erläuterungen von Sabina B. Schürenberg zur württembergischen Perlstrickerei und von Bettina Levin, die zur Perlweberei im Erzgebirge Stellung nimmt.

Das Rahmenprogramm (vgl. Flyer) ist eine Empfehlung und bietet vertiefende Einblicke in eine fast vergessene, aber faszinierende textile Technik.

Info:

26. April – 19. August 2018

Mode aus Göppingen
Perltaschen – Ein Exportschlager in den 1920er Jahren

Städtisches Museum im Storchen
Wühlestrasse 36
73033 Göppingen
Deutschland

www.goeppingen.de

Flyer

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Reflexionen – Kunsthandwerk trifft Textilmuseum

Seit dem 24. Juni 2018 präsentiert das Deutsche Textilmuseum Krefeld in einer neuen Ausstellung das Ergebnis eines spannenden Experiments:

Eine lang gehegte Idee kommt nun zur Präsentation: 22 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft des Kunsthandwerks am Niederrhein e.V. (ADK) haben sich über einen Zeitraum von etwa eineinhalb Jahren mit den Sammlungsbeständen des Deutschen Textilmuseums Krefeld (DTM) befasst und sich von historischen Objekten zu neuen Arbeiten inspirieren lassen, die als Reflexe auf die Sammlungsobjekte zu verstehen sind. Ägyptischen Gewebe, persische Textilien, japanische Kimono und die Mode der 60er bis 70er Jahre erscheinen auf diese Weise in einem ganz neuen Licht.

Plakat

Damit knüpft das DTM an die ursprüngliche Aufgabe der Sammlung an, die darin bestand, im Unterricht der Höheren Webeschule, der Vorläuferin der Hochschule Niederrhein, als Studienobjekte und Inspirationsquelle für angehende Textilgestalter, Weber, Drucker und Färber zu dienen. Zu diesem Zweck legten die Stadtväter 1880 den Grundstock für die Sammlung, die seither auf etwa 30.000 Objekte angewachsen ist. Mit Gründung der Sammlung legte man das noch heute verfolgte universelle Sammlungskonzept fest, so dass das DTM textile Beispiele aus nahezu allen Kulturen, Zeitstellungen und Regionen der Welt beherbergt und die Fülle der Themen sehr gross ist.

Es war Teil des Projektes, dass den Mitwirkenden weder Thema noch Epoche, Materialgattung oder Technik vorgegeben wurde, sondern dass jeder sich frei auf die Schätze in den Archiven einlassen und das Objekt auswählen konnte, das zu eigenen Arbeiten inspirierte. Zu diesem Zweck wurden kleine Gruppen von Künstlern und Kunsthandwerkern in die Archive geführt, Schränke und Schubladen geöffnet und Materialgruppen vorgestellt. Die Wahl fiel sehr vielfältig aus, so dass in der Ausstellung ein breiter Querschnitt durch die Sammlung vertreten ist.

Bei den Teilnehmern liessen sich vor allem drei Herangehensweisen an das Material beobachten: Manche nahmen ein bestimmtes historisches Objekt oder eine Technik als Inspiration und schufen Kunstobjekte, die sehr konkrete Reflexe auf das Original sind. Andere befassten sich eher allgemein mit Stoffen, ihrem Fall und ihren Eigenschaften, ohne ein Sammlungsobjekt hinzuzuziehen. Eine dritte Gruppe fand zwar die Inspiration in der Sammlung und suchte sich aber entsprechende Objekte ausserhalb der Sammlung, da sie Textilien ganz unmittelbar in Keramik oder Kunstharz verarbeiteten – was natürlich nicht mit Sammlungsobjekten möglich war. Allen gemeinsam war, dass sie durchweg auf solche Textilien ‘angesprungen’ sind, die deutliche Gebrauchs- und Nutzungsspuren aufweisen und so von Menschen aus vergangenen Zeiten erzählen.

Ausgestellt sind nun die Objekte der Sammlung des Deutschen Textilmuseums im Dialog mit den modernen Arbeiten, wodurch ein spannungsreiches und sehr vielschichtiges Zusammenspiel entsteht. Zu sehen sind Skulpturen, Keramiken, Glasgeflechte, Schmuckobjekte,Textilien und vieles mehr.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Info:

24. Juni – 9. September 2018

Reflexionen – Kunsthandwerk trifft Textilmuseum

Deutsches Textilmuseum Krefeld
Andreasmarkt 8
47809 Krefeld
Deutschland

www.krefeld.de

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Alles rund – Punkt Kreis Kugel

Punkt, Kreis und Kugel sind klassische geometrische Formen und seit Jahrtausenden Vorbild in der handwerklichen Gestaltung. Ihre Verwendung zieht sich durch alle Epochen. Sie finden sich als Ornament in sämtlichen Kulturkreisen.

Alles rund – Punkt Kreis Kugel
Key Visual (Website)
© Michael Brennand Wood, GB (Textil)

Im zeitgenössischen Kunsthandwerk sind Punkt, Kreis und Kugel ein aktuelles Thema. Grund genug, diesen Formen eine Ausstellung in der Münchner Galerie Handwerk zu widmen. Eingeladen wurden 40 Künstler aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Japan, den Niederlanden, Schweden, der Schweiz, Südkorea und Tschechien.

Alles rund – Punkt Kreis Kugel
© Ludwig Menzel, DE (Metall)
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Runde Formen wirken grundsätzlich positiv auf Menschen. Als Urform ist der Punkt das einfachste und kleinste Formelement, das wahrgenommen werden kann. Wie ein Punkt oder Punkte gesehen werden, hängt davon ab, wie sie angeordnet sind, ob sie in Reihung auftreten, vereinzelt Akzente setzen oder ohne System gestreut sind.

Alles rund – Punkt Kreis Kugel
© Myong ae Kyong, KR/DE (Textil)
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Manchmal bilden sich Raster und Muster oder es werden optische Täuschungen erzielt. Punkte können, je nach Material oder Technik, gemalt, geritzt, perforiert, gestanzt, ziseliert, gestickt, genäht oder gedruckt uvm. sein.

Alles rund – Punkt Kreis Kugel
© Karola Torkos, DE (Schmuck)
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Der Kreis, ohne Anfang und Ende, wirft oft mit der Unendlichkeit in Verbindung gebracht. Er symbolisiert Erde und Sonne, man assoziiert mit ihm ferner Mond, Ball, Rad, Münze, Zentrum und Scheibe.

Alles rund – Punkt Kreis Kugel
© Lut Laleman, BE (Keramik)
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Der Kreis kann in unterschiedlichster Weise in Erscheinung treten. Er kann eine Fläche beschreiben, eine Grenze bilden, ineinander verschlungen, als Einzelform oder in Reihung konzipiert sein.

Alles rund – Punkt Kreis Kugel
© Jun Konishi, JP (Schmuck)
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die Kugel ist der gleichmässigste geometrische Körper. Anders wie Punkt oder Kreis beschreibt die Kugel per se eine dreidimensionale Form. Kugeln können geschlossen, geöffnet, eingeschnitten sein. Es können kleinste granulierte Kügelchen zu einer grösseren Form zusammengefügt werden, die Oberflächen in unterschiedlichen Techniken gestaltet sein.

Alles rund – Punkt Kreis Kugel
© Therese Hilbert, CH/DE (Schmuck)
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung ‘Alles rund’ will die Formen Punkt, Kreis und Kugel in zahlreichen Variationen zeigen. Gestalterische Kriterien wie Komposition, Reihung und Verdichtung, Spannungsverhältnisse von Form und Fläche, Anordnung oder auch der Rhythmus werden an Werken aus den Bereichen Schmuck und Gerät, Keramik und Glas sowie Textil durchgespielt.

Alles rund – Punkt Kreis Kugel
Blick in die Ausstellung
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die Galerie Handwerk wird durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Energie und Technologie gefördert.

Viele weitere Fotos sind in der Bildergalerie auf der Website zu finden. Sehenswert!

Info:

20. Juni – 28. Juli 2018

Alles rund – Punkt Kreis Kugel

Galerie Handwerk
Max-Joseph-Strasse 4
80333 München
Deutschland

www.hwk-muenchen.de

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Made in Europe Collection One – SAQA Europa / Naher Osten

‘Made in Europe’ zeigt 24 Art Quilts von SAQA-Künstlerinnen aus der Region Europa / Naher Osten. Die Quilts beschäftigen sich mit geographischen Merkmalen der Region – wie den Bergen in Italien, den grünen Landschaften Englands, den Vögeln Schwedens oder lokalen Blumensorten. Abstrakte Darstellungen wurden von Winterspaziergängen an den Küsten inspiriert oder arbeiten mit Denkanstössen gebenden Texten in der Muttersprache der jeweiligen Künstlerin.

Maryte Collard (LT): Fire and Ice
Ausstellung ‘Made in Europe – SAQA Europa / Naher Osten’

Diese Art Quilts repräsentieren die breite Bandbreite von Designtechniken, die bei Textilkünstlerinnen in der Region Europa / Naher Osten zur Anwendung kommen. Viele der Werke wurden aus handgefärbten Stoffen hergestellt, manche verwenden Übermaltechniken oder integrieren Digitalbilder in das Design. Whole Cloth Arbeiten, sorgfältig gepiecte oder applizierte Quilts stehen neben rauher wirkenden Arbeiten. Maschinengequiltet, handbestickt, mit Perlen und Garnen dekoriert – das Schaufenster auf die Vielfältigkeit der Region ist bis zum 14. Juli 2018 in der Galerie Quilt Et Textilkunst in München geöffnet.

Info:

29. Juni – 14. Juli 2018

Made in Europe – SAQA Europa / Naher Osten

Quilt Et Textilkunst
Christine Köhne
Sebastiansplatz 4
80331 München
Deutschland

www.quiltundtextilkunst.de

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Geraubt. Gesammelt. Getäuscht.
Die Sammlung Pinkus/Ehrlich und das Museum Angewandte Kunst

Seit 2016 unterzieht das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main seine Bestände einer gründlichen Prüfung auf unrechtmässig angeeignete Objekte aus jüdischem Besitz zur Zeit des Nationalsozialismus.

Doppelbecher mit Kugelfüssen
Silber, getrieben, gegossen, graviert, ziseliert, punziert; Vergoldung teilweise abgerieben
17,8 cm Höhe, Augsburg, Deutschland; um 1650
Ausstellung ‘Geraubt. Gesammelt. Getäuscht. Die Sammlung Pinkus/Ehrlich und das Museum Angewandte Kunst’
Foto: Anja Jahn © Museum Angewandte Kunst, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Im vergangenen Jahr wurde dabei eine überraschende Entdeckung gemacht, die das Museum zum Anlass für eine Kabinettschau nimmt.

Deckelpokal in Herzform
Silber, teilvergoldet, getrieben, gegossen, ziseliert, graviert, punziert
39,3 cm mit Figur Höhe, Augsburg, Deutschland; 1613 – 1615
Ausstellung ‘Geraubt. Gesammelt. Getäuscht. Die Sammlung Pinkus/Ehrlich und das Museum Angewandte Kunst’
Foto: Anja Jahn © Museum Angewandte Kunst, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Geraubt. Gesammelt. Getäuscht. Die Sammlung Pinkus/Ehrlich und das Museum Angewandte Kunst’ erzählt exemplarisch die Geschichte der Silbersammlung des jüdischen Sammlers Joseph Pinkus (1829 – 1909) aus Neustadt in Oberschlesien (heute Prudnik, Polen).

Wagenuhr
Messing, Silber, Schildpatt, gegossen, graviert
5,5 cm Höhe; 12 cm Durchmesser, Danzig; Ende 17. Jahrhundert
Ausstellung ‘Geraubt. Gesammelt. Getäuscht. Die Sammlung Pinkus/Ehrlich und das Museum Angewandte Kunst’
Foto: Anja Jahn © Museum Angewandte Kunst, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Im 19. Jahrhundert hatte er eine grosse Kollektion von Silberobjekten aus dem 17. und 18. Jahrhundert zusammengestellt, die seine Tochter erbte.

Reisebesteck im Etui
Silber, vergoldet, geschmiedet, getrieben, gegossen, ziseliert, punziert; Stahl; Holzetui mit braunem Lederüberzug und rotem Pappdeckel mit Goldprägung, innen mit blauem Samt ausgeschlagen, Goldborte, Messinghaken. Etui 26,8 x 11,7 cm Fläche; Messer 23,5 cm Länge; Gabel 18,3 cm Länge; Esslöffel 19 cm Länge; Marklöffel 15 cm Länge; Dose 4 x 5,2 x 6,6 cm Objektmass; 4,6 cm Höhe; 5,5 cm Durchmesser
Augsburg, Deutschland; 1773 – 1777
Ausstellung ‘Geraubt. Gesammelt. Getäuscht. Die Sammlung Pinkus/Ehrlich und das Museum Angewandte Kunst’
Foto: Anja Jahn © Museum Angewandte Kunst, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Hedwig Ehrlich (geb. Pinkus, 1864–1948) lebte seit 1899 in Frankfurt am Main, zusammen mit ihrem Mann, dem bedeutenden Mediziner und Forscher Prof. Dr. Paul Ehrlich (1854–1915).

Prunkplatte
Silber, getrieben, graviert, punziert, ziseliert
48,8 cm Länge; 42 cm Breite; Mittelrelief: 30 cm Länge; Mittelrelief: 23,5 cm Breite
Augsburg, Deutschland; um 1680
Ausstellung ‘Geraubt. Gesammelt. Getäuscht. Die Sammlung Pinkus/Ehrlich und das Museum Angewandte Kunst’
Foto: Anja Jahn © Museum Angewandte Kunst, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Als Hedwig Ehrlich 1939 in die Schweiz emigrieren musste, deponierte sie das Silber bei der Dresdner Bank in Frankfurt. Dort wurden die kunsthandwerklichen Gegenstände im Mai 1940 im Zuge der Zwangsabgabe von Edelmetallen für Juden beschlagnahmt …

Schraubflasche
Silber, teilvergoldet, getrieben, ziseliert, graviert, punziert, gegossen
ca. 14,5 cm Höhe, Augsburg, Deutschland; um 1670
Ausstellung ‘Geraubt. Gesammelt. Getäuscht. Die Sammlung Pinkus/Ehrlich und das Museum Angewandte Kunst’
Foto: Anja Jahn © Museum Angewandte Kunst, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

… schliesslich an die Städtische Darlehensanstalt überführt und ‘verwertet’: Ausgewählte Objekte aus dieser Sammlung kamen in den Besitz des Museum Angewandte Kunst (damals Museum für Kunsthandwerk).

Kaffeekanne
Silber, getrieben, gegossen, ziseliert, punziert; geschwärzter Holzgriff
ca. 25 cm Höhe, Augsburg, Deutschland; 1755 – 1757
Ausstellung ‘Geraubt. Gesammelt. Getäuscht. Die Sammlung Pinkus/Ehrlich und das Museum Angewandte Kunst’
Foto: Anja Jahn © Museum Angewandte Kunst, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

1949 restituierte das Museum die Artefakte – bis auf zwölf Positionen, die laut Inventarbuch im Krieg verbrannt waren.

Kaffeekanne
Silber, getrieben, gegossen, ziseliert, graviert, punziert; schwarz gebeizter Holzgriff ; 24,7 cm Höhe mit Griff
Milchkanne, 18,5 cm Höhe mit Griff; Zuckerdose, 15,5 cm Höhe mit Griffen
Dresden, Deutschland; um 1770
Ausstellung ‘Geraubt. Gesammelt. Getäuscht. Die Sammlung Pinkus/Ehrlich und das Museum Angewandte Kunst’
Foto: Anja Jahn © Museum Angewandte Kunst, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Im Zuge der Provenienzforschung am Museum Angewandte Kunst wurden diese angeblich verbrannten Kunstgegenstände 2017 im Bestand identifiziert.

Silbergegenstände aus der ehemaligen Sammlung Pinkus/Ehrlich mit unbedenklicher Provenienz.
Ausstellung ‘Geraubt. Gesammelt. Getäuscht. Die Sammlung Pinkus/Ehrlich und das Museum Angewandte Kunst’
Foto: Anja Jahn © Museum Angewandte Kunst, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Wie man heute weiss, hat das Museum die Provenienz der Objekte nach dem Krieg bewusst manipuliert, um ihnen eine unbedenkliche Herkunft zu verschaffen.

Doppelbecher mit Kugelfüssen
Silber, getrieben, gegossen, graviert, ziseliert, punziert; Vergoldung teilweise abgerieben
17,8 cm Höhe, Augsburg, Deutschland; um 1650
Inventarbücher Bd. 3 (liegend), Bd. 4 (aufgeschlagen)
Ausstellung ‘Geraubt. Gesammelt. Getäuscht. Die Sammlung Pinkus/Ehrlich und das Museum Angewandte Kunst’
Foto: Anja Jahn © Museum Angewandte Kunst, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

In der Ausstellung werden diese wertvollen Silberkannen, -schalen und Bestecke präsentiert, ergänzt um weitere zehn Objekte, die das Museum den Erben von Hedwig Ehrlich 1982 rechtmässig abkaufte.

Gruppe der Objekte, die 2017 im Rahmen der Provenienzforschung am Museum Angewandte Kunst der ehemaligen Sammlung Pinkus/Ehrlich zugeordnet werden konnten.
Ausstellung ‘Geraubt. Gesammelt. Getäuscht. Die Sammlung Pinkus/Ehrlich und das Museum Angewandte Kunst’
Foto: Anja Jahn © Museum Angewandte Kunst, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Schau dokumentiert den NS-verfolgungsbedingten Verlust der Sammlung, die Umstände der Erwerbung für das Museum und den Verbleib der Silberobjekte bis heute. Zudem veranschaulicht sie beispielhaft die Provenienzforschung am Museum und unterstreicht die Bedeutung einer in die Zukunft reichenden Erinnerungskultur und ist noch bis zum 14. Oktober 2018 zu sehen.

Info:

7. Juni – 14. Oktober 2018

Geraubt. Gesammelt. Getäuscht.
Die Sammlung Pinkus/Ehrlich und das Museum Angewandte Kunst

Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt am Main
Deutschland

www.museumangewandtekunst.de

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Haute Dentelle – Designer Spitze

Das Museum ‘Cité de la Dentelle et de la Mode’ in der französischen Spitzen-Metropole Calais präsentiert derzeit die Ausstellung ‘Haute Dentelle’, die sich der handgefertigten und maschinell hergestellten Spitze widmet. Sie bietet einen einzigartigen Einblick dahingehend, wie Modeschöpfer heute Spitzen, die auf Leavers-Webmaschinen produziert werden, verwenden. Die Ausstellungskuratorin Sylvie Marot webt einen einzigartigen Dialog zwischen Spitzenherstellern und Modehäusern der Haute Couture.

Plakat
Plakat-Foto: Ensemble mit Rock aus handperforierter maschinell hergestellter Spitze
Karl Lagerfeld für CHANEL, Haute Couture-Kollektion Frühjahr/Sommer 2015
© CHANEL / Foto: Karl Lagerfeld

Spitze stellt ein Material von grossem kreativen Potenzial dar. Zuerst diente handgefertigte Spitze als Inspiration, bevor sie von maschinell hergestellter Spitze, die seit 200 Jahren Tradition mit Innovation verbindet, verdrängt wurde. Die Feinheit der Spitze täuscht eine offensichtliche Fragilität vor: Ihre gewebte Struktur stabilisiert sie jedoch. Spitze, ein technisch anspruchsvoll hergestelltes Textil und Thema der nie endenden Designforschung unter den Spitzenherstellern, war noch nie so facettenreich. In unendlichen Schattierungen und Texturen, mit verschiedensten Veredelungstechniken und Stickereien versehen, kann sie transparent oder opak sein, kommt sie mit floralen oder abstrakten Mustern daher, leicht oder dreidimensional …

Sylvie Marot wählte aussergewöhnliche Stücke von 13 Modehäusern wie z.B. Chanel, Christian Dior, Iris van Herpen u.a. für diese Ausstellung aus.

Info:

9. Juni 2018 – 6. Januar 2019

Haute Dentelle – Designer Lace

Cité de la Dentelle et de la Mode
135, quai du Commerce
62100 Calais
Frankreich

www.cite-dentelle.fr

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Anka Kröhnke – Collagen & Montagen

Leuchtende Farbigkeit und Glanz, Dynamik und Harmonie sind wesentlich für die Arbeiten von Anka Kröhnke, die noch bis zum 22. Juli 2018 im Palais Rastede zu sehen sind.

Einladung

Die erfolgreiche Textilkünstlerin erweiterte ab Mitte der 1980er Jahre den Fundus ihrer Materialien um scheinbar wertlose Dinge, vor allem aus Aluminium und Kunststoff, um aus ihnen etwas überraschend Neues zu entwickeln. Getränkedosen oder CDs schneidet die Künstlerin in Streifen und komponiert daraus Flechtwerke vorwiegend im quadratischen und runden Format. Aus der kräftigen Farbigkeit der Dosen und ihrer auffälligen Schriftzüge einerseits und der silbrigen Monochromie andererseits entwickelt Anka Kröhnke spannungsreiche Kompositionen mit Kontrasten sowie Farbverläufen. Assoziationen zur Natur und den Jahreszeiten – beispielsweise zu den erlebten vorherrschenden Farben eines blühenden und wuchernden Gartens im Frühling – fliessen gezielt in ihre Arbeiten ein. Die Art der Geflechte – von streng bis wild – führt zu reliefartigen Strukturen, die Transparenz, Spiegelungen, Licht- und Schatteneffekte erzeugen. Neben den Collagen sind in der Ausstellung auch Installationen mit fluoreszierenden Acrylglasstäben zu sehen.

Anka Kröhnke stammt aus einer Familie, deren Mitglieder seit drei Generationen Maler sind und deren gewichtigen Nachlass sie in ihrem 2004 eröffneten Atelierhaus in Kühlungsborn pflegt und der Öffentlichkeit präsentiert. Zu sehen sind dort neben ihren eigenen Werken die Arbeiten ihrer Eltern Louise Rösler und Walter Kröhnke sowie ihrer Grosseltern Oda Hardt-Rösler und Waldemar Rösler.

Siehe auch meinen Hinweis auf die Ausstellung in Worpswede vom November 2017 – März 2018.

Info:

3. Juni – 22. Juli 2018

Anka Kröhnke – Collagen & Montagen

Palais Rastede
Feldbreite 23
26180 Rastede
Deutschland

www.kkr-rastede.de

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Was der deutsche Mann im Sommer trägt
Modenschau und Lebensart à la Fritz Wolf

Ab dem 30. Juni 2018 zeigt das Tuchmacher Museum Bramsche in Kooperation mit der Fritz-Wolf-Gesellschaft e.V. zum 100. Geburtstag von Fritz Wolf die Ausstellung ‘Was der deutsche Mann im Sommer trägt – Modenschau und Lebensart à la Fritz Wolf’.

Einladungskarte

Fritz Wolf (1918 – 2001) ist der Osnabrücker Karikaturist. Seine Bekanntheit reicht weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus bis ins Ausland. Als Hauskarikaturist der ‘Neuen Osnabrücker Zeitung’ führte Wolf Generationen von Lesern mit seinem einmaligen Strich und Wortwitz durch die wechselvolle Weltgeschichte der Politik. Leser von ‘Stern’ und ‘Brigitte’ erfreute er mit menschlichen und gesellschaftlichen Themen.

Auch die Kleidung und Modesünden des deutschen Otto Normalverbrauchers hatte Fritz Wolf zwischen 1949 bis 2001 im Blick. Die Wolf’sche ‘Mode’-Retrospektive macht deutlich, dass seine Zeichnungen auch 17 Jahre nach seinem Tod in vielerlei Hinsicht aktuell sind.

Info:

30. Juni – 13. September 2018

Was der deutsche Mann im Sommer trägt
Modenschau und Lebensart à la Fritz Wolf

Tuchmacher Museum Bramsche
Mühlenort 6
49565 Bramsche
Deutschland

www.tuchmachermuseum.de

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Wir weben wieder!
Textilwerk Bocholt eröffnet Weberei nach Umbau

Fünf Monate beherrschten Handwerker und Baulärm die Szenerie in der Weberei des Textilwerks Bocholt: Wände wurden eingerissen, neue Mauern hochgezogen, Webstühle verrückt, eine Treppe eingebaut, Computerterminals installiert und mit Inhalt gefüttert. Nach Umbau und Runderneuerung der Dauerausstellung öffnete der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Türen des Industriemuseums an der Uhlandstrasse nach fünfmonatiger Schliessung der Weberei wieder für die Besucher.

Über 30 Webstühle und andere Maschinen können im Websaal in Betrieb genommen werden.
Foto: LWL/Holtappels, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Mit der Neueröffnung der Weberei schlägt das Herz des Industriemuseums in Bocholt wieder. Seit fast 30 Jahren sind die Menschen fasziniert zu sehen, wie an laufenden Maschinen Stoffe entstehen. Wir sind froh, dass wir unseren Besuchern dieses Erlebnis nach einer Runderneuerung der Dauerausstellung jetzt wieder bieten können’, erklärt LWL-Direktor Matthias Löb.

100 Jahre alt und kein bisschen müde: Zweimal pro Sekunde schiesst der Schütze durch die Kettfäden dieses Baumwohlwebstuhls aus dem Jahr 1915.
Foto: LWL/Borgmann, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Gleichzeitig sieht Löb in der Wiedereröffnung einen weiteren Baustein für das neue Stadtquartier zwischen Innenstadt und Aasee. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) investiert im Rahmen des Regionale 2016-Projektes ‘Kulturquartier Bocholter Aa und Industriestrasse’ (kubaai) insgesamt 3,37 Millionen Euro in Bocholt, rund die Hälfte davon sind Landeszuschüsse. Der LWL-Direktor: ‘Eine Investition, von der beide Seiten, Stadt und Industriemuseum, profitieren.’ Spinnerei und Weberei lägen mitten in dem neuen Viertel, das eine besondere Ausstrahlung und Einzigartigkeit aus der industriellen Vergangenheit schöpfe.

Die historische Dampfmaschine treibt die Transmissionsriemen für den Betrieb der Webstühle an.
Foto: LWL/Holtappels, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Weberei ist der ältere der beiden Standorte des Textilwerks Bocholt. Weil ein historisches Gebäude seinerzeit nicht zur Verfügung stand, hatte der LWL zunächst den Nachbau einer typischen Weberei aus der Zeit um 1900 für ein Textilmuseum in Bocholt beschlossen. Die Museumsfabrik wurde 1989 als erster von acht Standorten des Westfälischen Industriemuseums, heute LWL-Industriemuseum, eröffnet. ‘Das war eine ganz neue Museumsidee auf dem europäischen Kontinent’, so Matthias Löb. Es sei damals noch kaum vorstellbar gewesen, dass Menschen auch die Stätten der Industriearbeit als Teil ihrer Kultur wertschätzen und sie gar als Besucher besichtigen würden. Der LWL-Direktor: ‘Heute ist Industriekultur ein Alleinstellungsmerkmal und Wirtschaftsfaktor in Nordrhein-Westfalen. Allein das LWL-Industriemuseum lockte letztes Jahr über eine halbe Million Besucher an.’

Funktionstüchtiges Relikt aus der sogenannten ‘Buntweberei’: Auf dem schmalen Leinenstuhl Baujahr 1920 werden gemusterte Stoffen für Handtücher gewebt.
Foto: LWL/Borgmann, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die laufenden Maschinen und die tägliche Schauproduktion waren von Anfang an die Attraktion in Bocholt. Die ‘neue’ Weberei präsentiert sich nach dem Umbau insgesamt offener und übersichtlicher. ‘Es steht praktisch kein Webstuhl mehr an der alten Stelle und sogar die komplette Meisterbude ist umgezogen’, erklärte Martin Schmidt, wissenschaftlicher Referent im LWL-Industriemuseum und Kurator der Ausstellung, und fährt fort: ‘Es gibt viel Altbekanntes, das sich neu entdecken lässt und für Überraschung sorgt. Und so manches sorgt auch für ein völlig neues Gefühl: zum Beispiel durch die engen Reihen zwischen den Webstühlen zu laufen, was den Besuchern bisher nicht gestattet war.’

Von der ‘Meisterbude’ aus haben die Besucher wie der Webmeister früher einen guten Überblick über die Maschinen. Am Computerterminal können sie Informationen über dessen Arbeit abrufen.
Foto: LWL/Holtappels, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Anstelle der alten Texttafeln können die Besucher jetzt an 13 modernen Terminals per Knopfdruck Informationen zu technischen Funktionen und Arbeitsabläufen abrufen. Nicht nur der Websaal mit rund 30 einsatzfähigen Webstühlen und anderen Maschinen, auch Kontor, Werkstatt und Maschinenhaus sind auf diese Weise in den Rundgang eingebunden. Der Clou ist ein digitales Rollenspiel: Besucher lernen dabei den Arbeitsalltag aus der Sicht eines Webers kennen, der 13 verschiedenen Personen begegnet.

Blick in den Pausenraum, in dem auch ein historisches Waschbecken installiert ist.
Foto: LWL/Holtappels, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Eröffnung der neuen Dauerausstellung in der Weberei ist nicht der letzte Schritt auf dem Weg zu einer Erlebniswelt des Textilen. Ein zentraler Meilenstein wird im kommenden Jahr der Aufbau des sogenannten ‘Family-Labs’ mit Experimentierstationen und Spielplatz in einer Architektur aus Überseecontainern auf dem Fabrikhof der Weberei sein.

Info:

seit 30. Mai 2018

Wir weben wieder!

LWL-Industriemuseum TextilWerk Bocholt | Weberei
Uhlandstrasse 50
46397 Bocholt
Deutschland

www.lwl.org

***

… und dann gibt es noch:

Ausschreibung:

2019 Textile Biennial Rijswijk

Das Museum Rijswijk (Niederlande) hat die 6. internationale Textil-Bienniale ausgeschrieben, deren Ausstellung von Juni bis November 2019 stattfinden wird. Man verfolgt das Ziel, die Vielfalt und den Einfallsreichtum in der zeitgenössischen Textilkunst zu präsentieren. Die teilnehmenden Künstler werden von einem internationalen Auswahlkomitee nach sorgfältiger Prüfung der eingereichten Werke ausgewählt.

Deadline: 31. August 2018

Künstler, die an der 2019 Textile Biennial Rijswijk teilnehmen möchten, werden gebeten, ihre Daten und Bilder auf der Website des Museums hochzuladen, wo auch die Anmeldeunterlagen (auch auf Englisch) zu finden sind. Weitere Informationen sind bei der Kuratorin Anne Kloosterboer erhältlich.

www.museumrijswijk.nl

***

Ganz besondere Brautkleider

Ganz besondere Brautkleider kann man auf den Bildern unter den unten angegebenen Links bestaunen. Die Kreationen sind nämlich aus Toilettenpapier.

Bereits zum 14. Mal fand in den USA ein kurioser Wettbewerb statt, den Quilted Northern® und Cheap-Chic-Weddings.com ausgeschrieben hatten. Zu verwenden war dafür Quilted Northern®-Toilettenpapier, das nach Belieben geklebt oder genäht werden konnte. Aus 1500 Einsendungen wurden die ausgewählten Top Ten kürzlich in New York auf einer Modenschau präsentiert. Die Ergebnisse sind phantastisch! Der Gewinner, Ronaldo Cruz, erhielt einen Scheck über 10.000 US-Dollar – die Mühe hat sich doch gelohnt!

www.cheap-chic-weddings.com

Die Ergebnisse von 2017:

www.quiltednorthern.com

***

Bitte informieren Sie sich vor einem Ausstellungsbesuch auf der jeweiligen Website besonders über die genauen Öffnungszeiten – es kann sich immer etwas ändern.

Weitere Ausstellungen finden Sie auf meiner Website in der Rubrik AUSSTELLUNGSKALENDER.

Den verschiedenen Beteiligten herzlichen Dank für das Zur-Verfügung-Stellen von Informationen und Bildmaterial!

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Kommentare zu diesem Artikel

4 Antworten

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  • Birgit Berndt BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Gudrun,

    wie immer ein toller Ein- und Überblick, was es so an Ausstellungen gibt. Die Perlentaschen finde ich klasse, aber auch die ‘runden’ Exponate. Ebenso die Infos über eure Ausstellung ‘Männer’, wozu irgendwie auch die Karikaturen passen würden…

    Viele Grüße

    Birgit

    • Gudrun Heinz BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      halli hallo birgit,

      1000 dank für deinen wie immer so freundlichen kommentar!

      in die perltaschen-ausstellung habe ich mich hineinvertieft – und es wurde immer faszinierender. mal sehen, ob ich sie noch live und in farbe sehen kann, göppingen wäre ja für mich erreichbar. die karikaturen würden wirklich auch toll zu unseren ‘MÄNNERN’ passen – wieder ein beleg dafür, dass die zahlreichen facetten dieses ausstellungsthemas nicht ausgehen!

      beste grüsse

      gudrun

  • Helene Wolfgang BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Gudrun, deine Zusammenstellung finde ich sensationell!!

    Für nächstes Jahr haben wir uns eher Kurzurlaube vorgenommen und ich glaube, in so ein tolles Museum wie diese Weberei muss ich mal rein. Merz von Schwanen auf der schwäbischen Alb hat auch einen alten Maschinenpark wieder flott gemacht und es wird dort sogar wieder produziert und weltweit verkauft!

    Es ist eine Horizonterweiterung, was Du hier so toll veröffentlichst!!!

    danke dafür!!

     

    • Gudrun Heinz BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      halli hallo helene,

      herzlichen dank für deine lobenden worte – freut mich sehr! ich habe ja schon an anderer stelle geschrieben, dass sich ausstellungsbesuche ganz wunderbar in reisen einbauen lassen und manchmal lohnt sich auch ein umweg oder abstecher. die weberei in bocholt ist zudem eine neu gestaltete dauerausstellung, die du bestimmt auch im kommenden jahr noch sehen kannst. zum thema ‘weberei in funktion’ gibt es sowieso einige museen mit dauerausstellungen und führungen, mir fallen da z.b. das textil- und rennsport museum in hohenstein-ernstthal oder die duchfabrik in esch-sur-sûre (luxembourg) oder das tuchmachermuseum in bramsche, das museum tuch + technik in neumünster, das tim in augsburg oder die nordwolle in delmenhorst ein … das sind bestimmt nicht alle, aber mr. google weiss bestimmt auch hier bescheid 🙂

      danke schön nochmal und

      beste grüsse

      gudrun

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