Vinyl – eine weiche Klarsichtfolie – ist vielleicht das Trendmaterial dieses Sommers. Als ich es bereits letztes Jahr in meinem Stoffladen endeckte (er führt es in zwei verschiedenen Stärken als “Glasklarfolie”; Ihr findet es woanders vielleicht auch als Tischtuchfolie), verwendete ich es zuerst als Abdeckungen für Fahrkartenmäppchen oder Kofferanhänger. Der nächste Einsatz war dann die Vorderfront bei sogenannten Projekttaschen. Aber wunderschön und praktisch zugleich finde ich kleine Kosmetiktaschen aus diesem Material. Diese lassen sich wunderbar für den Transport der Minifläschchen im Handgepäck auf einer Flugreise verwenden. Zudem lassen sie sich auch noch schnell kurz vor einer Reise nähen. Ein Täschchen mit den hier angegebenen Maßen (Volumen unter 1 Liter) darf im Handgepäck verwendet werden. Ihr könnt die Maße für ein anderes Einsatzgebiet natürlich abändern. Beachten solltet Ihr, dass das Täschchen durch die seitliche Naht nicht wasserdicht ist und evtl. aus den Fläschchen auslaufende Flüssigkeiten den Weg durch die Tasche finden könnten.
Das Material für ein Täschchen aus Vinyl
Für ein Täschchen mit den Fertigmaßen B/H/T 21 cm / 16 cm / 4 cm benötigt Ihr
- Vinyl: mind. 23 cm x 28 cm und passende Pappschablone
- beschichtete Baumwolle für die oberen Kanten: 6 cm x 23 cm (2 mal)
- beschichtete Baumwolle für das Reißverschlussende: 5 cm x 8 cm
- teilbarer Reißverschluss mit Schieber: 30 cm
- Poly Sheen von Mettler in passenden Farben
(ein zartes Hellblau passt besser zur Folie als weiß) - schmales beidseitiges Klebeband
- Stoffklammern
Die Vinylfolie wird mithilfe einer Pappschablone zugeschnitten. Deren Maße betragen 23 cm x 14 cm. Am unteren Ende wird für die abgenähten Ecken ein Rechteck mit den Maßen 2 cm x 1 cm herausgeschnitten. Die untere Bruchkante vermeidet eine zusätzliche Naht in der Folie.
Die Schablone auflegen und mit einem Folienstift (der bei mir natürlich wieder Beine bekommen hatte…) oder einem Kugelschreiber die eine Hälfte aufzeichnen, an der Bruchkante nach oben klappen, weiter aufzeichnen und dann mit einer Schere ausschneiden. Nehmt dafür nicht Eure gute Stoffschere, sondern irgendeine andere Schere.
Die langen Kanten Eures Zuschnittes beklebt mit dem schmalen doppelseitigem Klebeband.
Das Einnähen des Reißverschlusses
Die Stoffzuschnitte werden nun auf die (geteilten) Reißverschlussbänder aufgenäht. Die Raupe des Reißverschlusses zeigt nach oben. Darauf legt Ihr bündig Kante auf Kante den Stoff mit der linken Seite. Auf einer Seite genau bündig, auf der anderen Seite endet die Naht vier Zentmeter vor der Kante, hier mit einer Kreide markiert. Das Reißverschlussband ragt ca. 7 cm über das Ende des Stoffes hinaus.
Als für mich ideal hat sich zum Annähen der Nähfuss #53, der Geradstichfuß mit Gleitsohle, in Verbindung mit der Geradstichplatte erwiesen. Nicht nur, dass er gut über die Vinylfolie gleitet, sind auch die Abmessungen des Fußes passend: rechts neben der Nadel ist ein Abstand von 1/8 ”, links 1/4 ”. Zwar muss jetzt der Stoff entgegen dem Lehrbuch nach rechts gelegt werden, aber so läuft die rechte Seite des Fußes genau an der verdeckten Reißverschlussraupe entlang und links an der Kante.
Nun faltet den Stoff nach unten, so dass die Reißverschlussraupe wieder sichtbar wird. Diese Faltkante wird nun von rechts abgesteppt.
Es sollte die ganze Länge des Stoffstreifens abgesteppt werden. Dazu ist es nötig, die Strecke, an der der Reißverschluss nicht angenäht ist, extra zu nähen. Faltet dazu das Band zurück und näht bis zu der Stelle, an der der Reißverschluss angenäht ist.
Dann wird anschließend komplett am Reißverschluss entlang abgesteppt. Der andere Stoffstreifen wird gegengleich an das andere Reißverschlussband angenäht. Ihr habt nun zwei Stoffstreifen, an die jeweils ein Reißverschlussband angenäht und abgesteppt ist
Der Stoff kommt ans Vinyl
Faltet bzw. bügelt vorsichtig unter Backpapier eine Kante von 1 cm an der unteren Kante des Stoffes nach links.
Jetzt wird das Vinyl unter die Kante geklebt.
Entfernt den Abdeckstreifens des Klebebandes und klebt die Vinylkante bündig an die umgefaltete Kante.
Ebenso an der andren Kante.
Von rechts wird nun der Stoff angenäht. Wählt dazu eine Stichlänge von mindestens 3,0 mm, um die Folie nicht zu stark zu perforieren. Der Fuß #53 passt hier wieder gut.
Es wird von der äußeren Kante zur äußeren Kante genäht.
Das Täschchen zusammennähen
Nun legt Ihr die Taschenteile so aufeinander, dass die oberen Kanten aufeinandertreffen und auch die seitlichen Stoff-/Folienkanten genau aufeinander treffen.
Klammert die Folie seitlich gut zusammen. Nun werden die Seiten genäht: an beiden Seiten komplett von der oberen Kante zur unteren Kante mit einer Nahtzugabe von 1 cm. Auf der Seite, an der der Reißverschluss übersteht, werden die Bänder so weggeklappt, dass auch bis zur oberen Kante genäht werden kann.
- Nähfuß #52
- Stichlänge: mind. 3 mm
Verriegelt die Naht wie gewohnt mit ein paar Rückwärtsstichen, lasst aber die Naht nicht am Ende der Folie beginnen bzw. enden, sondern zwei Stiche weiter innen. So wird ein Ausreißen und Aufgehen der Naht verhindert. Habt Ihr die Anfangs- oder Endfäden doch direkt an der Kante, könnt Ihr durch Verknoten des Fäden die Naht sichern.
Um dem Täschchen Tiefe zu geben, werden die Ecken abgenäht. Dazu faltet ihr die untere Bruchkante an die Seitennaht, dabei werden die Nahtzugaben der Seitennaht auseinandergeklappt; gut festklammern…
… und mit einer Nahtuzugabe von 1 cm abnähen.
Fertigstellung des Täschchens
Das Täschchen wenden und die unteren Ecken vorsichtig mit den Fingern gut ausformen – bei gutem Vinyl geht das gut und Ihr bekommt ein knitter- und faltenfreies Täschchen.
Nun fädelt Ihr den Schieber am überstehenden Ende des Reißverschlusses auf. Wenn der Schieber vorne nicht gleich ankommt, nochmals ausfädeln und neu einschieben
Das überstehende Ende habe ich auf 5 cm gekürzt – das entscheidet aber nach Eurer persönlichen Vorliebe.
Nun wird mit dem verbliebenen Stoffstück das Reißverschlussende eingefasst. Mithilfe des doppelseitigen Klebebandes geht es leichter. Zuerst an den Längsseiten…
… dann an den kurzen Seiten
Das gefaltete Stoffstück drumrum legen und evtl. kleben. Dann nur noch kantig ab- und feststeppen und fertig ist Euer Täschchen aus Vinylfolie.
Da ich noch weitere Reste von beschichteter Baumwolle hatte, habe ich mir noch ein zweites Täschchen genäht.
Mit Vinyl lassen sich viele tolle Projekte realisieren. Gut ist auch die Verarbeitung mit dem Bandeinfasser, wie ich es hier zum Nähen einer Geldtasche gemacht habe.
Probiert es aus, viel Freude beim Nähen,
Ines
Tolle Idee, hatte gerade wieder am Flughafen den Reißtest mit dem Plastikbeutel nicht überstanden.
Frage – es gibt im Internet viele dieser Folien. Gibt es eine bestimmte Stärke, die empfehlenswert ist oder gibt es einen Anbieter, den Sie empfehlen können?
Recht herzlichen Dank schon im Voraus.
Petra
Hmm, hier im örtlichen Stoffladen nennt sich das Material “Glasklarfolie” und es gibt es in zwei Stärken: 0,2 und 0,3 mm dick, welche ich beide schon verwendet habe. Ich meine, es wird als Tischtuchschutzfolie verkauft. Auf jeden Fall sollte es weich und “knautschbar” sein, da die Tasche gewendet wird. Der Hersteller ist Peyer Syntex. Aber es gibt sicher noch andere Anbieter. Viel Erfolg!
Liebe Grüße
Ines
Achtung: die beschichtete Baumwolle für den oberen Rand hat die Masse: 6×28 cm (nicht 23)!
Die 23 cm sind schon richtig (das sieht man auf der Pappschablone), da sie der Breite des Täschchens entsprechen. Das Vinyl wird ja 23 cm x 28 cm zugeschnitten, d.h. 23 cm entspricht der Breite des Täschchens und 2 x 14 cm der Höhe des Täschchens. Vermutlich haben Sie das Vinylstück um 90 Grad gedreht und somit eine Breite von 28 cm bekommen und eine Höhe des Vinyls von 11,5 cm.
Ich hoffe, Ihr Täschchen ist trotzdem schön geworden und Sie haben Freude daran.
Liebe Grüße
Ines