Kreative Artikel zum Thema Quilten

Nähanleitung für einen Rag-Quilt

Hallo Zusammen,

Ich heisse Franzisca und freue mich sehr, ab nun auf dem BERNINA Blog mitschreiben zu dürfen! Für meinen Premieren-Beitrag habe ich euch eine Nähanleitung für einen Rag-Quilt zusammengestellt. Ein tolles Einsteigerprojekt – sowohl für ungeübte Näherinnen als auch für mich als Autorin 😉

Rag Quilt Tutorial

Mein erster Rag-Quilt

Anfangs des Jahres habe ich meinen ersten Rag-Quilt genäht. Ich mag es gemütlich und kuschelig und fand, dass das genau das Passende für mich sei. Ist es auch. Und so folgten weitere Rag-Quilt-Projekte. Da jedoch keine hohe Quilt- und Patchworkkunst dahintersteckt, mass ich meinem Fransenquilt nach aussen hin keine grosse Bedeutung zu. Als ich aber an der Creativa in Zürich war, wo ich als Bloggerin den Bloggercorner mitbetreuen durfte und unter anderem meinen Lieblings-Rag-Quilt dabei hatte, stellten mir so viele Besucher die Frage nach einer Anleitung, dass ich beschloss, ein kleines Tutorial zu erstellen!

Eines gleich vorweg: einen Rag Quilt zu nähen soll Spass machen! Das Einzige, was ihr können solltet, ist mit dem Geradstich geradeaus nähen. Näht so gerade ihr könnt und es wird perfekt sein, jede Linie ist eure ‘Handschrift’. Mit einem Rag Quilt lassen sich zum Beispiel super Stoffreste abbauen, es ist eine tolle Geschenkidee für einen lieben Menschen oder einfach eine gemütliche Kuscheldecke für sich selber. Und vor allem: er ist schnell gemacht.

Also schnell… schnell für Quiltmassstäbe. Ihr braucht dafür keine 100 Stunden. Aber ein Wochenende lässt sich auf jedenfall gut damit füllen.

Rag Quilt

Mein happy scrappy Rag Quilt aus Stoffresten

Nähanleitung Rag-Quilt

Ihr braucht unbedingt:

  • gewebter Stoff für die Vorder- und Rückseite (beachtet: der Rückseitenstoff wird auf der Vorderseite als Nahtzugabe sichtbar sein)
  • Vlies für das Batting, also für die Füllung dazwischen
  • Waschmaschine

Sehr empfehlenswert ausserdem:

  • Rollschneider
  • Patchworklineal
  • Schneidematte

Optional:

  • spezielle Rag Quilt Schere
  • Trockner
  • Staubsauger. Es fusselt.

Rollschneider, Patchworklineal, Vlies und Schneidematte

Anmerkungen zu den Materialien

Stoffe:

Wichtig ist, dass die Stoffe möglichst gut ausfransen. Dies ist bei gewobenen Stoffen der Fall. Gut eignen sich zum Beispiel:

  • Baumwollwebware
  • Flanell
  • Jeansstoffe

Quiltfüllung:

  • Baumwollvlies
  • Flanell
  • Fleecedecken
  • Volumenvlies
  • oder allenfalls gar keine Füllung, wenn man eher schwerere Stoffe (z.B. Jeans) verwendet

Das Thema Batting/Vliese wirft immer wieder Fragen auf und es würde sich ein eigenes Kapitel damit füllen lassen. Ich möchte da gar nicht gross darauf eingehen. Wer aber etwas mehr darüber lesen will, kann das im Beitrag Heften und Quilten von Wiebke Maschitzki tun.

Ich habe bei diesem Rag-Quilt das eher dünnere, reine Baumwollvlies Cotton Select von Quilters Dream verwendet. So bleibt der Quilt weich, anschmiegsam und kuschelig.

Baumwollvlies

1. Planung eures Rag-Quilts

So, legen wir los! Als erstes müsst ihr euch entscheiden, wie gross eure Decke insgesamt und die einzelnen Quadrate werden sollen. Ich erstelle mir immer gerne ein kurze Skizze und rechne dann aus.

Nun kommt die Rag Quilt-Besonderheit zum Zug: ihr möchtet nämlich viel Nahtzugabe haben, damit ihr am Schluss auch schöne Fransen habt. Ich nehme jeweils entweder 2 cm oder 1 inch Nahtzugabe. Es ist nicht so wichtig, wieviel Nahtzugabe ihr nehmt, wichtig ist einfach, dass ihr dabei bleibt.

Skizze Rag Quilt

2. Zuschneiden

Wenn der Plan steht und die Materialien bereit sind, könnt ihr die gewünschte Anzahl Quadrate für das Vorderteil und ebensoviele für das Rückenteil zuschneiden. Wer es noch nicht hat: Rollschneider und Patchworklineal erleichtern das Zuschneiden immens!

Ich habe die faule Variante gewählt und ein fertig zugeschnittes Stoffpaket für die Vorderseite gewählt. Das Layer Cake Paket “Vintage Holiday” von Bonnie&Camille (Moda Fabrics) hat mich an der Creativa in Zürich angelacht und musste einfach in meinem Warenkorb landen. In dem Stoffpaket sind 42 farblich assortierte, 10×10 inch (25.5×25.5 cm) grosse Stoffquadrate enthalten, alle aus der gleichen Stoffkollektion. Ich habe mich bei diesem Rag -Quilt nun für 6 Spalten und 7 Reihen entschieden.

Für die Rückseite habe ich mir einen Flanellstoff aus ebenfalls der “Vintage Holiday” Kollektion ausgesucht. Diesen habe ich allerdings als Meterware gekauft und in 25.5×25.5 cm grosse Quadrate zugeschnitten.

Bei der Quiltfüllung kommt es nun etwas darauf an, welches Material ihr verwendet: bei einem Vlies schneidet ihr die Quadrate ohne Nahtzugabe zu. So wird vermieden, dass das Vlies am Schluss unverfranst zwischen den Quiltfransen hervorschaut. Ich ziehe übrigens zusätzlich zur Nahtzugabe noch 1-2 Toleranzmillimeter ab. Falls ihr aber einen Flanell- oder anderen gewobenen Stoff als Füllung verwendet, könnt ihr die Quadrate gleich gross wie die Vorder- und Rückseitenstoffe zuschneiden.

Stoff- und Vliesquadrate Rag Quilt

3. Anordnen 

Falls ihr nicht bereits einen klaren Farbplan für den Quilt habt, geht es nun ans Anordnen. Es kann hilfreich sein, die Quadrate nach Farben zu gruppieren.

Dann lege ich die Quadrate auf dem Boden aus. Dabei achte ich darauf, dass keine gleichen Muster und möglichst wenig gleiche Farben nebeneinander liegen sowie allfällige Motive in die richtige Richtung schauen.

Dieser Prozess kann eine Weile dauern und durchaus Nerven brauchen. Wenn ich mit einer Anordnung soweit zufrieden bin, mache ich jeweils ein Handyfoto und trinke dann einen Kaffe. Oder gehe einkaufen. Oder koche. Egal was, es geht einfach darum kurz etwas Abstand zu gewinnen. Anschliessend schaue ich mir das Foto an und lasse die Anordung auf mich wirken.

Lustigerweise fallen mir auf den Fotos Fehler oder Unschönheiten viel eher auf, als wenn ich direkt vor der Auslegung stehe.

Rag Quilt Anordungsentwurf

Falls ihr bei der Rückseite ebenfalls mit verschiedenfarbigen Stoffen arbeitet, dann müsst ihr diese Anordung auch für die Rückseite machen. Allerdings spiegelverkehrt!

4. Die einzelnen Blöcke quilten

Ihr nehmt nun jeweils ein Rückseitenquadrat und legt es mit der linken Stoffseite nach oben hin. Mittig darauf legt ihr nun ein Vlies- und oben darauf ein Vorderseitenquadrat mit der rechten Stoffseite nach oben.

Anschliessend näht ihr es im Kreuz – jeweils von Ecke zur gegenüberliegenden Ecke – zusammen. Ihr könnt das alles mit der gleichen Fadenfarben machen oder, wie ich, eine zum jeweiligen Block passende Farbe wählen. Ich habe mir also alle Blöcke von der Anordnung her gut gemerkt beziehungsweise fotografisch festgehalten und mir nun jeweils Farbgruppen zusammengesucht. So muss ich nicht nach jedem einzelnen Block wieder das Nähgarn wechseln.

Ich verzichte hier übrigens auf Stecknadeln und zeichne auch nichts vor, man kann sich gut an den Markierungen des Anschiebetisches orientieren. Wie erwähnt: einen Rag Quilt zu nähen soll spassig-befreiend sein!

Wenn möglich, könnt ihr den Nähfussdruck anpassen und allenfalls mit einem Obertransportfuss arbeiten.

Eine weitere zeitsparende Technik ist die Blöcke mit dem Chain-Piecing-Prinzip zusammenzunähen. Das heisst, man näht von einer Block-Ecke zur gegenüberliegenden Ecke und anstatt den Faden nun abzuschneiden, näht man mit etwas Abstand gleich die nächste Diagonale beim nächsten Block. Ich habe für die hoffentlich bessere Veranschaulichung gleich ein kleines Video gemacht. Mein Erstes übrigens. An der passender Vertonung arbeite ich noch…

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5. Alles zusammennähen

Nachdem ihr nun bei allen Blöcke das X gequiltet habt, kommt das Zusammennähen. Da hat jeder seine eigene Taktik oder wird herausfinden müssen, was einem liegt. Ich zeige euch hier, wie ich vorgehe: ich beginne immer links oben und nehme die beiden nebeneinander liegenden obersten Blöcke. Diese lege ich (Achtung, beim Rag-Quilt immer links auf links!) aufeinander und nähe sie unter Berücksichtigung der extra gross gewählten Nahtzugabe zusammen.

Zwei Rag Quilt Blöcke links auf links zusammengenäht.

Ich arbeite mich auch hier mit dem bereits erwähnten Chain-Piecing-Prinzip durch, und zwar jeweils spaltenweise. Das schaut dann nach dem ersten Durchgang so aus:

Rag Quilt Zusammennähen

Nun nähe ich die zwei bereits zusammengenähten Blöcke oben links mit den mittleren zwei zusammengenähten Blöcken zusammen – wie gehabt links auf links und gerne wieder mit Chain Piecing– und dann schliesslich noch die zwei letzten Blöcke.

Jetzt habe ich jeweils einzelne ganze Reihen, die ich nun ebenfalls zusammennähe. Hier benutze ich nun allerdings sehr wohl Stecknadeln, damit die einzelnen Nähte auch schön aufeinandertreffen. Dabei achte ich darauf, dass die Nahtzugaben nicht in die gleiche Richtung schauen, damit es dort nicht zu knubbelig wird.

Wenn ihr alle Blöcke zusammengenäht habt, näht ihr beim Aussenrand einmal mit der gleichen Nahtzugabe drumherum.

Rag Quilt Detail Nahtzugaben

Geschafft, alle Blöcke sind zusammengenäht! Einmal bewundern, sich freuen und einen Kaffee geniessen.

Rag Quilt fertig zusammengenäht

Wer nun glaubt fast fertig zu sein, den muss ich enttäuschen! Nun kommt nämlich das nicht ganz zu unterschätzende

6. Einknipsen

Damit der Quilt schlussendlich auch so richtig schön franselt und nicht bloss lange Fäden zieht, müsst ihr nun alle Nahtzugaben im Abstand von ungefähr 0.5 bis 1 cm einknipsen. Wichtig ist dabei, dass ihr nicht in die Naht schneidet!

Ihr könnt das Einknipsen mit der normalen Stoffschere oder mit einer superscharfen Rag-Quilt-Schere z.B. von Fiskars machen. Je nach Grösse eures Quilts kann es von Vorteil sein diese Arbeit nicht in einem Stück zu machen – sonst ist es gut möglich, dass eure Hand am nächsten Tagen ziemlich schmerzt.

Rag Quilt einknipsen mit spezieller Schere

7. Fertigstellung

Nachdem ihr alles inklusive des Rands eingeknipst habt, schüttelt ihr den Quilt am Besten draussen kräftig aus. Dabei werdet ihr feststellen, dass sich bereits die ersten Fusseln gelöst haben. Und nun ab damit in die Waschmaschine.

Ich wasche den Rag Quilt beim ersten Mal bei 30 Grad, normales Programm inklusive Schleudern und lege ausserdem noch ein paar Farbauffangtücher bei. Sicher ist sicher. Nach dem Waschen stecke ich ihn in den Trockner. Sobald er trocken ist, schüttle ich den Quilt draussen wieder kräftig aus und wiederhole das Waschen/Trocknen/Ausschütteln Prozedere noch mindestens ein weiteres Mal. Je nach Material tritt der Franseneffekt stärker und schneller oder etwas weniger schnell ein.

Und auch wenn der Weg bisher hoffentlich Spass gemacht hat, kommt nun das Beste zum Schluss: das Bekuscheln!

fertiger Rag Quilt

Ich fasse nochmals zusammen:

  1. Planung (Nahtzugabe ~2 cm)
  2. Zuschneiden (Stoffe für Vorder- und Rückseite. Vlies ohne NZ)
  3. Anordnen
  4. jeweils eine Rückseite, ein Vlies dazwischen und die Vorderseite mit einem ‘X’ zusammennähen
  5. Alle Blöcke zusammennähen, die auf sich treffenden Nahtzugaben dabei in die jeweils andere Richtung stecken und am Schluss den Rand einmal rund um den Quilt abnähen
  6. Die Nahtzugaben etwa alle 0.5 – 1 cm einknipsen und ohne dabei in die Naht zu schneiden
  7. Schütteln, Waschen, Trocknen, Schütteln. Und gleich nochmals. Fertig!

Ein Kinderspiel, oder? Ich konnte euch hoffentlich mit dieser Nähanleitung für einen Rag Quilt ermutigen, gleich selber einen zu machen! Vielleicht sogar als Weihnachstgeschenk?

Rückseite Rag Quilt

Weitere Rag-Quilt-Inspirationen findet ihr auch bei mir auf dem Blog. Ausserdem versuche ich mit der Rag-Quilt-Technik ein weiteres Projekt umzusetzen, wenn es gelingt, zeige ich es euch gerne nächstens hier auf dem BERNINA Blog. In diesem Sinne hoffentlich bis bald!

Herzlich,

Franzisca

Kostenlose Nähanleitung für einen Rag-Quilt

Kostenlose Nähanleitung für einen Rag-Quilt

Schwierigkeitsgrad: Anfänger
Zeitaufwand: ein Wochenende
Verwendete Materialien: Baumwollstoff, Nähgarn, Rollschneider, Schere, Schneidematte, Vlies, Webware
Verwendete Produkte:
BERNINA 770 QE
BERNINA 770 QE
Rücktransportfuss # 1
Rücktransportfuss # 1

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