Nicht ohne meinen Schal! So lautet meine Devise zwischen Oktober und April. Eher vergesse ich die Schlüssel oder lasse meine Geldbörse zu Hause liegen, als dass ich auch nur einen einzigen kalten Luftzug um meinen Hals herum riskiere. Ähnlich wie bei Handtaschen, Schuhen oder Quilts und Kissen kann man auch von diesem Accessoire irgendwie nie genug haben, oder? Und so habe ich mich kürzlich an das Projekt “Ich näh mir einen Schal” gesetzt.
Klar, als Anhängerin von schnell genähten Projekten, die ausserdem einen Hang zu Patchwork, Rag Quilts und Fransen hat, war die Richtung sofort gegeben – ein Rag-Quilt-Schal soll es werden! Wobei “Quilt” hier nun definitiv zu hoch gegriffen ist und ich ihn daher deshalb einfach Fransenschal nenne.
Wie mein Fransenschal entstanden ist, zeige ich euch gerne in diesem Beitrag – verpackt in einer kleinen Anleitung!
Nähanleitung Fransenschal
Material:
- 4 verschiedene Webware-Stoffe für die Vorderseite, jeweils 50cm x 23cm gross
- für die Rückseite weicher Flanellstoff, insgesamt 200cm x 23cm (also ein Stoffstück von 50cm x 110cm)
Damit der Schal dann schliesslich schöne Fransen hat, müsst ihr für dieses Projekt Stoffe wählen, die ausfransen, also zum Beispiel Baumwollwebware, Jeans, Flanell und ähnliches. Beachtet bei der Wahl des Rückseitenstoffes, dass man ihn auf der Vorderseite in Form der ausgefranselten Nahtzugabe sehen wird. Das bedeutet: Je nach gewählter Rückseiten-Stofffarbe entstehen so auf der Vorderseite schlussendlich Kontraste oder es bleibt eher Ton in Ton.
1. Planung und Anordnung
Ich habe mich für ein Muster mit drei verschiedenen Stoffstückgrössen entschieden und daraufhin die entsprechenden Grössen ausgerechnet:
Im obigen Bild seht ihr übrigens auch weitere mögliche Aufteilungen, also zum Beispiel alles mit gleich grossen Stücken oder abwechselnd aus einem schmaleren und einem breiteren Stoffstück. Natürlich verändern sich dann auch die Stoffzuschnitte entsprechend. In diesem Beitrag gehe ich wie gesagt von dem leicht kolorierten Beispiel (zweites von rechts) mit jeweils drei verschieden Stoffgrössen aus. Wenn ihr euch selber ein Muster erstellt und für diese dann die Stoffstückgrössen ausrechnet, denkt daran, dass ihr für die Fransen jeweils 2cm Nahtzugabe braucht!
2. Zuschneiden:
Vorderseitenstoff:
Je Stoff:
- 1 Stück à 10.25cm x 23cm
- 1 Stück à 16.75cm x 23cm
- 1 Stück à 23cm x 23cm
Rückseitenstoff:
- 4 Stücke à 10.25cm x 23cm
- 4 Stücke à 16.75cm x 23cm
- 4 Stücke à 23cm x 23cm
Wenn ihr mit einem inch-Patchworklineal arbeitet, dann ersetzt ihr die Massangaben einfach wie folgt:
- 10.25cm → 4 inch
- 16.75cm → 6.6 inch
- 23cm → 9 inch
Nun legt ihr euch die Stoffe in der gewünschten Anordung vor euch hin und schaut, wie es wirkt. Ordnet solange um, bis euch die Zusammensetzung gefällt.
Legt jeweils auch gleich die Rückseitenstücke links auf links unter die entsprechenden Vorderseitenstücke und achtet dabei auch auf die allfällige Musterrichtung.
Nun endlich ab an die Nähmaschine!
3. Nähen
Mit einer Nahtzugabe von 2cm näht ihr nun die einzelnen Blöcke zusammen und zwar so, dass die nun 4-lagige Nahtzugabe (Vorder- und Rückseitenstoff von Block 1 und Vorder- und Rückseitenstoff von Block 2) auf der rechten Seite sichtbar ist.
Das macht ihr nun solange, bis ihr alle Stoffstücke zu einer Reihe zusammengenäht habt. Anschliessend steppt ihr den Schal einmal rundherum mit 2cm Abstand vom Rand ab. Wenn ihr zu einer Nahtzugabe kommt, legt ihr sie flach auseinander und näht weiter darüber.
Fast fertig!
4. Ausfransen
Nun schneidet oder knipst ihr alle Nahtzugaben und den Rand im Abstand von ungefähr 1 cm ein und achtet dabei darauf, dass ihr nicht in die Naht schneidet!
Schüttelt den Schal draussen ein paar Mal kräftig aus und gebt ihn dann in die Waschmaschine. Wer hat, kann den Schal anschliessend auch noch in den Trockner stecken, damit er noch etwas weicher wird. Zum Schluss empfehle ich noch ein weiteres kurzes Ausklopfen, um allfällige Restflusen loszuwerden. Fertig und bereit zum Anziehen!
Der fertige Schal ist nun etwa 150cm lang. Man kann natürlich ganz einfach noch weitere Stoffstücke ansetzen, falls man ihn gerne länger hätte.
Selbstverständlich lässt sich dieses Halstuch auch kunterbunt aus verschiedensten (Web-)Stoffresten und in allen möglichen Stoffstückgrössen und Variationen machen. Meine Nähanleitung für einen Fransenschal dient hier der Inspiration: der eigenen Phantasie sind wie immer keine Grenzen gesetzt 🙂
Wem dieses Fransending ganz allgemein gefällt: in meinem Beitrag Nähanleitung für einen Rag-Quilt findet ihr eine weitere Inspiration sowie verschiedene Tipps rund um dieses Thema!
Liebe Grüsse und viel Spass beim Nähen,
Franzisca
Coole Idee!
Verstehe ich das richtig, dass die Rückseite dann glatte Nähte hat und auf der “Vorderseite” fransen die Nahtzugaben der 4 Lagen aus?
Liebe Annette
Danke Dir! Ja ganz genau: die Rückseite ist glatt und die Fransen auf der Vorderseite sind die 4 Nahtzugaben/Stofflagen. Auf dem letzten Foto siehst Du einen Teil der Rückseite 🙂
Liebe Grüsse,
Franzisca
Liebe Franzisca, die Idee gefällt mir ausgesprochen gut. Mir stellt sich aber die Frage, ob das Fusseln irgendwann aufhört. Ansonsten sind doch die Klamotten immer irgendwie fusselig. Das habe ich mich auch schon bei deinem Rag-Quilt gefragt.
Liebe Grüße Claudia
Liebe Claudia
Ich bin froh, dass Du fragst! Ich habe nämlich tatsächlich bei beiden Rag-/Fransenbeiträge vergessen folgendes zu erwähnen: es fusselt bei Gebrauch nicht! 🙂
Nach dem Waschen, Trocknen und dem nochmaligen Ausschütteln hält es. Ich trage oft schwarze oder dunkle Oberteile und hatte den Schal immer ohne Probleme – sprich fusselfrei – an. Und auch der Rag Quilt, welcher auf meinem Sofa liegt und fast täglich gekuschelt wird, hinterlässt praktisch keine Fusseln, ausser wenn er herumgeschüttelt wird.
Liebe Grüsse,
Franzisca
Danke für die Aufklärung, dann könnte mir so ein flotter Schal schon sehr gut gefallen.
Liebe Grüße Claudia
Tolle Idee und sehr gut erklärt. Ein cooler Schal ist das geworden.
LG
Hallo naehfan,
vielen Dank, ich freue mich dass Dir der Beitrag gefällt! 🙂
Liebe Grüsse,
Franzisca