Kreative Artikel zum Thema Nähen

Einmal um die Welt – ein Stoff aus Holzrinde

Ich reise unglaublich gerne und liebe es, fremde Kulturen kennenzulernen. Für Oktober 2018 haben wir uns als Reiseziel das andere Ende der Welt ausgesucht – die Inseln von Samoa. Mit über 50 Stunden Reisezeit, wohl die weitest mögliche Strecke, die wir hätten wählen können. Aber es war jede Stunde des Wartens wert!

Wie man sich vorstellen kann, ist die Kultur auf den Pazifikinseln eine völlig andere, als wir sie kennen. So hat jedes Land auch seine eigenen Techniken im Handwerk und besondere Kleidung und Landestrachten. Wer schon einmal eine Reise auf einer der Inseln gemacht hat, wird sicher wissen, dass die Menschen dort sehr offen und extrem freundlich sind und den „Touristen“ auch gerne ihre Kultur näherbringen. So sind wir eher zufällig dazu gekommen, an einer Präsentation teilzunehmen, wie man aus Baumrinde ein stoffartiges Material macht, aus dem u.a. auch Kleidung hergestellt wird – das sogenannte „Samoan Tapa“ bzw. „Siapo“

Hergestellt wird der Baststoff aus der Rinde des Papiermaulbeerbaumes. Hier beginnt die Arbeit bereits bei der Baumaufzucht. Da man möglichst wenige Astlöcher in der Rinde haben will, müssen die Seitentriebe regelmäßig ausgegeizt werden. Nach ca. 3 Jahren hat der Baum eine Dicke von 3-6cm und die Rinde verfärbt sich silber. Nach dem Fällen der Bäume beginnt die Verarbeitung, die traditionell von den Frauen übernommen wird. Mit einem scharfen Messer wird die Rinde aufgeschlitzt und abgeschält. Um sie feucht zu halten, wird sie zunächst in frisches Wasser eingelegt.

Jetzt beginnt die Knochenarbeit. Mit Muscheln in 3 verschiedenen „Grobheits“-Graden wird die Rinde weich geschabt und störende Teile wie Rindenreste entfernt.

Im nächsten Schritt wird mit einer Muschel die Feuchtigkeit aus der Rinde ausgeschabt.

Dann wird mit einem Holzklöppel, dem i´e, die Rinde in mehreren Etappen platt geschlagen.

Die Rinde wir bei jedem Durchgang in der Länge zusammengefaltet.

Zum Schluss hat die Rinde mehr als das 4-fache an Breite zugelegt!

Diese wird dann erstmal zum Trocknen aufgehängt.

Für die spätere Bemalung der Tapa werden traditionelle Muster – meistens Naturmotive, wie Blätter, in Holz geschnitzt. Die Entwürfe kommen von den Frauen, das Schnitzen der Holzplatten – die Upeti –  dürfen jedoch die Männer übernehmen. Zur Übertragung des Musters wird die Holzplatte zunächst mit einem natürlichen Kleister aus u.a. Maniokstärke bestrichen und der Baststoff aufgelegt.

Dann wird die Farbe, selbstverständlich auch aus natürlichen Stoffen gewonnen, gemischt. Die rote Farbe stammt aus der Mangrovenwurzelrinde, die schwarze Farbe wird aus einer Mischung von Kokafarbe und Asche gewonnen.

Mit einem Tupfer, der in der Farbe getränkt wurde, wird der Stoff abgetupft und das Muster scheint leicht hindurch.

Durch Abschaben von Tonstaub über dem Stoff und anschließendem verreiben, wird das Muster nochmals besser sichtbar.

Vorhandene Astlöcher werden nun verklebt. Hierfür wird wieder der Naturkleister aufgebracht und kleine Stückchen von Restmaterial daraufgelegt.

Durch Abtupfen und nochmaliges Verkleistern sind die „Flicken“ schon fast nicht mehr zu erkennen.

Anschließend wird eine zweite Schicht des Materials aufgebracht.

Dann beginnen das Abtupfen und das Abreiben des Tons von vorne.

Nun kann der Stoff bemalt werden. Als Pinsel dient ein Pandanuss-Kern. Dieser hat eine Pinselartige Seite, mit der die Farbe aufgetragen wird. (Dieses Kerlchen hier, wollte einfach nicht scharf aufs Bild, aber ich hoffe man kann es sich trotzdem vorstellen)

Für das Bemalen bedarf es einer sehr ruhigen Hand…

…und ein genaues Auge.

Hier sind ein paar verschiedene Motive. In einem dunklen Holzbilderrahmen an der Wand ein super Souvenir!

 

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