Quilten mit Rulern eröffnet ganz neue Möglichkeiten, ein Top zu quilten! Im Prinzip bedeutet Quilten mit Rulern, dass man freihand an einem Kante (d.h. an einem Ruler, einem dickeren Lineal, einer Form-Schablone) entlang quiltet. Dabei wird der Transporteur ausgeschaltet und der Stoff wie beim Freihandquilten frei geführt. Der Quilt muss also nicht mehr unter der Nadel gedreht werden und trotzdem können relativ gleichmäßige geometrische Formen, wie man sie vom Longarmquilting kennt, gequiltet werden.
Was man zum Quilten mit Rulern braucht
Zum Quilten mit Rulern braucht man den höhenverstellbaren Rulerfuß #72 von BERNINA und Ruler. Die Handhabung des Rulerfußes wird in diesem Video beschrieben:
Ruler gibt es in verschiedenen Formen. BERNINA bietet ein Rulerset an, dass neben einem geraden Ruler auch Kreise, Ovale und verschiedene Bögen beinhaltet. Ich habe mir noch zusätzlich ein Buch über “Rulerwork” von Amanda Murphy gekauft, um mehr Quiltideen für das Quilten mit den BERNINA Rulern zu bekommen, die in diesem Buch verwendet werden.
Wenn Ihr mit dem Quilten mit Rulern startet, nehmt Euch am besten ein kleineres Top vor. Ideal für den Einstieg ist es, wenn dieses durch das Patchworkmuster vorgegeben Flächen hat. Ihr könnt Euch dieses Top aber auch selbst in kleinere Einheiten einteilen. In meinem Beispiel hier habe ich einen Streifen-Tischläufer aus Uni-Stoffen genäht, und ganz klassisch aus Top, Vlies und Rückseite ein “Sandwich” erstellt. Aus der Vielzahl der Ruler habe ich mir den mittleren kreisförmigen Ruler ausgesucht.
Nahtschattenquilten als Vorbereitung
Damit sich nachher beim Ruler-Quilten das Sandwich nicht zu sehr verzieht, habe ich zuerst im Nahtschatten des Patchworks – an den Streifen entlang – gequiltet und dadurch die Form des Sandwiches fixiert. Ich nehme dazu gerne den Kantenguß #10 und schalte den Obertransport zu. Wer an seiner Nähmaschine die Möglichkeit hat, wählt über den “Nähberater” im Bildschirm die idealen Quilt-Einstellungen für seine Nähmaschine.
Um weiterem Verziehen vorzubeugen, habe ich die Quiltrichtung bei diesem geraden Nähten immer wieder gedreht. Zuerst habe ich immer von derselben Seite rechts von einem farbigen Streifen runtergenäht. Danach das Top gedreht und dann die andere Seite der Streifen in der anderen Richtung. Da am letzten Streifen dann ziemlich viel Stoff rechts von der Nadel ist, war ich am großen Freiarm meiner Nähmaschine sehr froh.
Ich habe hier Bilder des Sandwiches, auf dem man die geraden Quiltlinien gut erkennen kann.
Markierungen für das Quilten mit dem kreisförmigen Ruler
Jetzt quilten wir zuerst auf den weißen und dann auf den farbigen Streifen die Bögen mit einem kreisförmigen Ruler. Bevor die BERNINA Ruler verwendet werden können, brauchen sie auf der Rückseite (durchsichtige) Haftpunkte, die man aufkleben kann: Der Ruler sollte nicht über den Stoff rutschen können, sondern sollte etwas auf dem Stoff haften. Im Ruler-Work-Kit
Als Quiltmuster für die Streifen des Läufers habe ich mir ein Bogen-Muster in Blütenblätterform ausgesucht.
Ganz wichtig beim Quilten mit Rulern sind Markierungen, damit der “Anschlagspunkt” der Ruler klar ist. Ich nehme dazu gerne eine wasserlöslichen Markierstift. Hier habe ich jeweils die Mitte der farbigen Abschnitte entlang des weißen Streifens mit einem kleinen Strich markiert. Die weitere nötige Markierung ist durch die Naht zwischen den farbigen Abschnitten ja schon vorgegeben.
Die Rulerfuß hat einen hohen Rand, der es ermöglicht, den Fuß an einer Kante des Rulers entlang zu führen. Der genaue Abstand von 1/4” zwischen Nadel und Außenkante des Rulerfußes bewirkt, dass die Naht genau 1/4” neben der Kante des Lineal verläuft.
Quilten mit dem kreisförmigen Ruler
Beginnt die Quiltnaht in Eurer gewohnten Weise – im Rand beginnen bzw. den Unterfaden hochholen. Lasst die Nadel unten und legt den Ruler an der Markierung an.
Der Transporteur ist ausgeschaltet, die Fadenspannung zum Freihandquilten eingestellt und nun schieben wir den Stoff samt leicht angedrücktem Ruler an Rulerfuß entlang. Dieses Zusammenspiel zwischen Nähgeschwindigkeit und Führen des Stoffes so, dass der Rulerfuß am Ruler bleibt, ist nicht ganz einfach und braucht Übung,
Und seid gnädig mit euch: manche Quiltnähte rutschen ab, die Stiche sind nicht gleich groß – das macht aber in den wenigsten Fällen etwas. Ich habe hier nur getrennt, wenn ich mich mit dem Muster total vertan habe. Die Stichgröße variierte noch sehr, manchmal verrutschte der Ruler und manchmal verließ der Rulerfuß den Ruler. Im Gesamtbild fällt das jedoch kaum auf. Und Ihr wisst ja: Besser ein fertiger Quilt als ein perfekter!
Am Ende des Streifens geht es mit Halbkreisen wieder zurück.Diese setzen jetzt auf der anderen Seite des weißen Streifens an und werden versetzt gequiltet. Und hier zeigt sich jetzt der Vorteil des Ruler-Quiltens: das Top muss nicht gedreht werden, sondern man kann sozusagen “rückwärtsnähen” – der Transporteur ist ja ausgeschaltet.
Hier seht Ihr, wie ich die weißen Streifen gequiltet habe. Da ich eine ungerade Anzahl an weißen Streifen hatte, habe ich den mittleren Streifen vorerst nicht gequiltet und das Bogenmuster auf der anderen Hälfte des Tops gespiegelt.
Quilten mit dem gerader Ruler
Den mittleren weißen Streifen quiltete ich mit dem geraden Ruler. Die Mitten der farbigen Streifen markierte ich hier ebenfalls.
Der Kante des geraden BERNINA Ruler ist um 1/4” vertieft. So kann man den Ecke genau auf den Markierungspunkt legen und die Quiltnaht endet dann genau an dieser Markierung.
Quilten der farbigen Streifen
Nun werden die farbigen Streifen des Tischläufers gequiltet. Das Quilting kommt mit farblich passendem Garn richtig schön heraus. Ich verwende gerne das Silk-Finish-Cotton von Amann-Mettler.
Hier wird jedes Feld einzeln gequiltet, also erst einmal einen kompletten Halbkreis in der jeweiligen Farbe.
Anschließen zwei Viertelkreise, um die “Blütenblätter” zu vervollständigen.
Die Markierungen helfen, den Ruler richtig zu platzieren.
Und wenn dann alle Farben gequiltet sind, liegt das Top so vor uns:
Hier ist nochmals der anders – gerade – gequiltete Mittelstreifen zu sehen.
Fertigstellung
Als Abschluss habe ich für den Tischläufer ein unsichtbares Binding gewählt, wie ich es in diesem Artikel auf dem BERNINA Blog gezeigt habe.
Und nun darf der Läufer unseren großen Esstisch schmücken.
Das Quilten mit Rulern eröffnet völlig neue Möglichkeiten beim Quilting – und macht unheimlich viel Spaß!
Die Maße des Tischläufers zum Nachnähen findet Ihr auf meinem Blog Nähzimmerplaudereien.
Viel Freude beim Quilten mit Rulern!
Ines
Hallo Ines,
dank der Mitmachaktion von Wiebke und der “Spende” für die Gewinner, von eingebrannt.de , bin ich nun im Besitz eines Lineals. Zeitnah habe ich mir einen Rulerfuß gekauft. Deine ausführliche Anleitung zum Ruler Work kommt mir gerade zur rechten Zeit. Ich werde wohl noch einige Lineale kaufen müssen, um die zahlreichen Möglichkeiten nutzen zu können.
Dein Quilt gefällt mir richtig gut!
Liebe Grüße
Petra
Hallo Petra,
Hauptsache, Du probierst es aus – denn es macht wirklich Freude, weil so ganz andere Muster möglich sind. Und es freut mich,wenn Dir mein Blogbeitrag etwas weiterhilft.
Liebe Grüße
Ines
Hallo Ines,
den Anfang habe ich gemacht und, ja, jetzt heißt es üben, üben üben…
Danke für Deine gut nachvollziehbare Anleitung.
Liebe Grüße
Petra
Liebe Ines
ich bin ganz neu in die Welt des Quilten eingetaucht und für mich ist alles noch fremd und faszinierend.
Aber was bitte meint man mit “Top”? Zuerst dachte ich an eine Shirt, aber das kann es wohl nicht sein.Dann dachte ich, dass es vielleicht ein kleiner Ausschnitt von einem Muster ist? Oder meint man mit Top ein schönen Stoff den man quilten möchte?
Liebe Grüsse
Christina
Hallo Christina, ein Quilt besteht aus 3 Lagen: die schöne, meist zusammengesetzte = gepatchte obere Lage wird Top genannt.
Die mittlere Lage ist das Batting und ist ein Volumenvlies. Kann aus verschiedenen Fasern bestehen und auch je nach Wunsch, verschieden stark.
Die abschließende Lage ist der Rückseitenstoff. Entweder eine Stoffbahn oder auch zusammengesetzt oder eine Vliesdecke.
Zur Vollstängigkeit: der Randabschluß ist das Binding, das alle 3 Lagen an den Kanten umschließt. Damit die 3 Lagen nicht verrutschen können werden sie versteppt = Quilting das hier mit Hilfe von Rulern genäht wird.
Hoffe ich konnte dir weiterhelfen.
Danke Hedwig für Deine Antwort! Besser erklären geht nicht.
Liebe Grüße
Ines
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung, liebe Hedwig.
Liebe Grüsse
Christina
Liebe Ines,
dein Läufer sieht toll aus. Vielen Dank für‘s Zeigen. Ich muss das Rulerset jetzt unbedingt ausprobieren, bei deinem Bericht bekomme ich richtig Lust dazu. Wo bekommt man denn die durchsichtigen Haftpunkte?
Liebe Grüße
Gabi
Liebe Gabi,
jetzt nur ran an die Ruler! Ich bin schon gespannt, welche Muster Du mit ihnen quiltest.
Die Haftpunkte gibt es vielleicht bei Dir vor Ort im Stoffladen oder gib in der Online-Suche “Linealstopper” oder auch nur “Stopper” ein.
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines,
Dein Tischläufer sieht wunderschön aus und das unsichtbare Binding gefällt mir hier sehr gut ,weil der Läufer für sich wirken kann und nicht abgelenkt wird.
Auch ich habe die Lineale schon eine Weile, mich aber noch nicht recht getraut eine größere Arbeit damit zu beginnen.Mich stören die unterschiedlichen Stichlängen ,die manchmal entstehen.
Aber Du hast es so schön erklärt, dass ich doch einmal damit arbeiten werde.
Danke für`s Zeigen und viel Spaß mit dem schönen Läufer.
Herzliche Grüße
Erika
Liebe Erika,
danke – diese Art von Binding mache ich bei Tischläufern sehr gerne. Und es dauert nicht länger als ein “normales”.
Und mit den Linealen kann ich Dir nur Mut machen: immer wieder probieren. Auch wenn die Stiche unregelmäßig sind oder der Rulerfuß das Lineal verlässt. Die Möglichkeiten mit den Linealen sind einfach großartig.
Liebe Grüße und froh sich an die Ruler rantrauen
Ines