Ich trage gerne (dunkel-) rote Kleider – nur werde ich in dieser Farbrichtung selten in Stoffläden fündig. Umso mehr freute ich mich über die Möglichkeit, bei Spoonflower einen Stoff in Wunschdesign und -qualität bedrucken zu lassen. Ich habe mich für ein dunkelrotes Kringel-Muster auf Bio-Baumwollsatin entschieden und nähte daraus ein festliches ärmelloses Kleid mit Futter.
Der Baumwollsatin greift sich fest an und hat ausreichend Stand. Durch den Digital-Druck fühlt sich der Stoff beim Auspacken wie leicht beschichtet an, was aber von Wäsche zu Wäsche verschwindet. Ungewohnt ist auch die komplett weiße Rückseite des Stoffes – aber wenn auf eine Seite gedruckt wird, bleibt die andere eben weiß. Wichtig ist bei der Verarbeitung, eine neue dünne spitze Nähmaschinennadel zu verwenden, damit sie sich nicht verhakt und ein Faden gezogen wird und dann ein weißer Faden im Muster erscheint. Ebenso sollte man auf wirklich spitze Stecknadeln achten und Klammern nicht zu lange im Stoff lassen.
Als Futterstoff wählte ich ein Satinfutter in Paisleymuster aus meinem Stoffbestand, das farblich dazu passte. Als weiteres Material war nur noch ein nahtverdeckter Reißverschluss und leichte Gewebeeinlage nötig.
→ Alle Nähanleitungen und Tipps zu den Spoonflower-Stoffen
Ich habe dieses Tutorial der Lesbarkeit zuliebe in zwei Teile gesplittet, da viele Einzelschritte nötig sind, ein ärmelloses Kleid zu füttern und es sonst zu unübersichtlich und zu lang geworden wäre. Im heutigen ersten Teil erwartet Euch daher:
- Zuschnitt von Ober- und Futterstoff
- Zusammennähen der einzelnen Teile
- Einnähen eines nahtverdeckten Reißverschlusses
Im nächsten Teil, der nächste Woche erscheint, kümmern wir uns um das
- Verstürzen des Halsausschnittes
- Verstürzen der Armlöcher
- Nähen von Schlitz und Saum
Zuschnitt von Ober- und Futterstoff
Mein Schnittmuster (Burda 7972) sieht einen leicht viereckigen Ausschnitt sowie Wiener Nähte vor. Im Original und in der beiliegenden Anleitung ist es mit Belegen gearbeitet.
Für das Vorderteil aus Oberstoff schnitt ich ein Mittelteil im Stoffbruch und zwei seitliche Teile zu.
Das Rückenteil aus Oberstoff besteht aus einem geteilten Mittelteil (für den Reißverschluss) sowie auch zwei seitlichen Teilen. Da ich etwas sparsam zugeschnitten habe, habe ich weißen Rand des Stoffes mitverwendet, der aber nachher in der Nahtzugabe verschwindet.
Ich habe am Futterkleid an den Ausschnittskanten sowie am Armauschnitt Belege aus Oberstoff vorgesehen – so wirkt sich ein mögliches Rausspitzeln des Futterkleides nicht so schlimm aus. Die Belege habe ich mit einer leichten Gewebeeinlage verstärkt. Wenn Ihr aber das Kleid “ganz normal” füttern wollt, könnt Ihr gerne auf diese Belege verzichten. Schneidet dann die Futterkleidteile identisch zu den Oberstoffteilen zu.
Aus dem Futter wird also das mittlere Vordertteil sowie die beiden Seitenteil zugeschnitten.
Optional: an den Ausschnittkanten um die Belegbreite gekürzt zzgl. Nahtzugabe. Die Belege sind nach Schnittmuster aus dem Oberstoff zugeschnitten.
Dasselbe gilt für die Schnittteile des Rückenteiles.
Zusammennähen der einzelnen Teile
Als ersten werden die seitlichen Teile an die jeweiligen Mittelteile genäht (also die “Wiener Nähte”), . Bügelt diese Nähte gut “rund” aus. Ein Bügelei oder auch ein zusammengelegtes Handtuch tun gute Dienste, um die Formen des Kleides schön herauszuarbeiten. Die Nahtzugaben bügele ich gern zusammen in Richtung Mitte.
Anschließend werden die Belege an die Ausschnitte sowohl am Hals als auch am Armloch am Futterkleid angenäht.
Die Nahtzugabe dieser Nähte habe ich mit einer Untersteppnaht am Futterstoff fixiert. Ideal geht das mit dem Schmalkantfuß #10 und einer leicht seitlich verstellten Nadel.
Die rückwärtige Mittelnaht wird nur im Futterkleid ein kleines Stück weit geschlossen: Von oben her muss für den Reißverschluss offen bleiben – ca. 5 cm mehr als der Reißverschluss lang ist und von unten her die Länge des Schlitzes. Im Oberstoffkleid bleibt die rückwärtige Mittelnaht komplett offen.
Ihr habt also fünf Kleiderteile: drei aus Oberstoff (ein Vorder- und das noch aus zwei Teilen bestehende Rückenteil), zwei aus Futterstoff (ein Vorder- und ein Rückenteil)
Das Einnähen des nahtverdeckten Reißverschlusses
Als nächstes kommt der Reißverschluss dran. Ich verwende für festliche Kleider gerne einen nahtverdeckten Reißverschluss, der hier zwischen den beiden mittleren Rückenteilen aus Oberstoff eingenäht wird.
Zuerst versäubere ich die äußeren Kanten der beiden Mittelteile. Da ich dort mit zwei Zentimetern Nahtzugabe zugeschnitten habe, stecke ich den Reißverschluss dann rechts auf rechts auf, d.h. die Seite, auf der der Zipper ist, liegt auf der rechten Stoffseite auf und ich achte darauf, dass die Raupe des Reißverschlusses genau zwei Zentimeter von der Kante entfernt ist.
Um den Reißverschluss einfacher mit dem speziellen Nähfuß für nahtverdeckte Reißverschlüsse #35 einnähen zu können, gibt es zuerst eine Fixierungsnaht mit dem normalen Nähfuß #0 oder #34, der den Reißverschluss fest näht. Wenn die Außenkante des Nähfußes an der Außenkante des Stoffes verläuft und die andere Kante genau an der Raupe des Reißverschlusses, stimmt die Nahtzugabe von zwei Zentimetern.
Oben am Ausschnitt habe ich mit dem Reißverschluss eine Nahtzugabe von einem Zentimeter: der Reißverschluss muss in geschlossenem Zustand genau bis zu diesem Zentimeter unterhalb der Ausschnittkante schließen. In der Regel passt es, wenn die Oberkante des Reißverschlusse bündig zur Ausschnittskante ist.
Auf der andere Seite des Mittelteils fixiere ich den Reißverschluss ebenfalls. Das Ende der Naht ist ca. 3 cm vor dem unteren Ende des Reißverschlusses.
Ein kurzer Test, ob der Reißverschluss richtig läuft, ist ganz wichtig. Ich lege mir die Teile immer wieder vor mich hin, da sich diese gern verdrehen und der Reißverschluss dann auch eine Drehung bekommt – und dann stimmt gar nichts mehr.
Jetzt wechselt auf den Nähfuß #35 und näht eine Naht ganz dicht an der Raupe. Die Führungsrille am Nähfuß hilft, dass die Naht wirklich eng gesetzt werden kann und so nachher vom Reißverschluss von außen nichts zu sehen ist .
Ideal ist hier, wenn man den Nähfuß absenkt, mit dem Schenkel und dem BERNINA-Freihandsystem den Nähfuß wieder anhebt und mit beiden Händen das Nähgut richtig unter dem Nähfuß positioniert. Beim Nähen drücke ich mit den Fingern die Raupe gerne etwas platt. Durch die vorherige Fixierungsnaht muss ich mir auch keine Gedanken machen, ob das Reißverschlussband verrutscht.
Auf der anderen Seite wird das Band entsprechend angenäht.
Ich muss anschließend immer den Reißverschluss schließen und mich dran freuen!
Nun kommt noch die rückwärtige Naht unterhalb des Reißverschlusses dran, die die rückwärtige Mitte verschließt. Die Kleiderteile werden rechts auf rechts aufeinandergelegt. Ich stecke genau am Ende der gerade genähten Naht eine Nadel…
… und nähe genau ab da mit dem Reißverschlussfuß #4. Mit diesem kann ich genau ab diesem Nahtpunkt nähen. Den unten überstehenden Reißverschluss biege ich mit den Fingern nach außen. Das Ende der Naht sollte die Markierung für den Schlitz sein.
Soweit für diese Woche – näht aber an dieser Stelle Euer Kleid NICHT weiter, sonst wird das mit dem Verstürzen des Halsausschnittes und des Armloches schwierig. Nächste Woche zeige ich Euch dann, wie man den Hals- und die Armausschnitte verstürzt, ebenso kümmern wir uns um Schlitz und Saum.
Wenn Ihr auch eine Lieblingsfarbe habt: Bei Spoonflower könnt Ihr Euer Lieblingsdesign auf einem Stoff Eurer Wahl drucken lassen: Mit dem Gutscheincode “TolleStoffe10” erhaltet Ihr im Juli 2019 einen Rabatt von 10%.
Liebe Grüße
Ines
Das ist eine sehr verständlich geschriebene Anleitung mit guten Bildern, in denen die einzelnen Stoffteile gekonnt positioniert wurden.
Super Ines, ich habe den Reißverschluss auch, bin nicht damit zurechtgekommen. Werde dies demnächst nach deiner Anleitung probieren. Das Kleid ist ?
Danke Gabi! Da hoffe ich, Du bekommst das gut hin. Ich habe mit der Fixierungsnaht gute Erfahrungen gemacht und die Reißverschlüsse werden ganz gut. Verwirrend ist (und da hilft nur immer wieder hinlegen), dass sich das Kleid bzw. der Reißverschluss verdrehen kann und man nicht mehr weiß, wie rum der RV rein muss.
Hoffentlich klappt es!!
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines,
vielen lieben Dank für die tolle Anleitung! Das Kleid sieht toll aus und einzigartiger geht es ja gar nicht mehr. Hast du den Stoff vorgewaschen oder hast du ihn direkt verarbeitet? Ich finde das Vorwaschen ein wenig nervig.
Herzliche Grüße,
Birgit
Liebe Birgit,
Spoonflower empfiehlt, den Stoff vorzuwaschen. Und da sich der Stoff wie “beschichtet” anfühlte, war mir das auch ein Bedürfnis. Direkt nach dem Nähen habe ich es nochmals gewaschen. Und was ich ja bei selbtgenähten gefütterten Kleider gut finde: die kann man auch waschen. Ich habe da nach dem ersten Tragen (auf einer Hochzeit) das Kleid gewaschen und nun nun fühlt sich der Stoff fast wie ein normale gewebter Stoff an.
Da ich keine unliebsamen Überraschungen mag, wasche ich eigentlich alle Stoffe vor. Wenn ich sie zur Haustür reintrage, lege ich sie gleich auf die Waschmaschine und wasche sie in einem Kurzprogramm bei der “gewünschten” Temperatur.
Liebe Grüße
Ines