Ohne dieses Buch geht es seit Jahren nicht mehr an Bord:
Japanisch quilten
Das Buch Japanisch quilten von Shizuko Kuroha ist 2008 im Knaur Verlag auf deutsch erschienen und steht seitdem bei mir im Bücherregal ganz vorne. Wie oft ich schon darin gelesen habe, mir die wunderschönen Quilts angesehen, die Anleitungen für die Quilts und die Kleinigkeiten vorgemerkt habe und die Lebensgeschichte der Autorin verfolgt habe – ich weiß es nicht. Immer wieder ein Genuss für die Seele, diese prachtvollen Quilts in den typischen japanischen Blautönen, manchmal auch mit den erdfarbenen Naturtönen kombiniert – diese sanften Farbkombinationen sind einfach wohltuend für die Augen.
Der Werdegang der Autorin ist spannend zu lesen, ihre Suche nach den typischen, alten japanischen Stoffen – ein Kulturgut, was erhalten werden soll. Sie sammelt und verkauft alte, traditionelle Stoffmuster, hütet die wahren Schätze und beschreibt sehr anschaulich die verschiedenen typischen japanischen Muster. Und noch so vieles mehr gibt es hier immer wieder zu lesen.
Allein schon das Kapitel über die richtigen Nadeln lohnt das Lesen. Oder wusstet Ihr, dass die Nähnadel zwei verschiedene Seiten hat? Wenn der Faden absolut nicht ins Nadelöhr rutscht, dreht Ihr die Nadel um 180° und versucht das Einfädeln von der anderen Seite. Und schwupps ist der Faden im Nadelöhr. Eine kleine Quilt- oder Nähnadel ist wirklich nicht so leicht einzufädeln. Einige Tipps bekamen wir ja schon bei den Hand-Quiltkursen mit Andrea Stracke: richtiges Handquiltgarn verwenden und kleine Quiltnadeln, den Faden schräg abschneiden und sofort in das Nadelöhr schieben – klappt meistens auch sofort. Shizuko schreibt auch, dass sie sich vor Beginn des Quiltens gleich mehrere Nadeln einfädelt – genauso mache ich es auch, denn dann geht es noch am besten.
Schon vor 2 Jahren im Sommerurlaub an Bord habe ich nach ihrer Vorlage meinen Quilt „Die Welle“ genäht. Sechsecke in verschiedenen Längen ergeben ein wellenartiges Muster. Atemberaubend ihr Quilt mit diesen Sechsecken, klein dagegen mein Muster:
Begeistert erzählt sie von ihrem Handquilten, das Beste für sie am Quiltnähen überhaupt. Der Quilt liegt bei ihr auf dem Schoss, sie sitzt auf dem Boden und wirbelt den Quilt mit Schwung herum, um in die andere Richtung zu quilten, dabei arbeitet sie ohne Quiltrahmen. Da bekommt man doch sofort Lust, endlich mal wieder per Hand zu quilten. Sehr lehrreich sind die Abbildungen und Erklärungen zu den verschiedenen Nähtechniken. Das Nähen per Hand und mit der Nähmaschine wird gezeigt für einfache Quadrate, Sechsecke und die Dreiecke.
Das Nähen der Blöcke per Hand wurde uns schon vor vielen Jahren bei der Grundausbildung für Kursleiterinnen gezeigt. Ich nähe selten per Hand, da hab ich doch meine BERNINA, die es so schnell und perfekt kann. Und jetzt wollte ich auf unserem Törn kleine Blöcke mit Handstichen zusammennähen, habe dabei die Anleitung von Shizuko Kuroha benutzt. Um Euch zu zeigen, wie Ihr auch den Millefiori – Quilt mit Handstichen, aber ohne Schablonen nähen könnt – so wie es Willyne Hammerstein auch macht.
Patchwork mit Handstichen:
Einiges ist anders als beim Nähen der Blöcke mit der Nähmaschine:
- Auf den zugeschnittenen Blockteilen sind die Nählinien aufgezeichnet, die Endpunkte markiert
- Ihr näht mit kleinen Vorstichen, ich benutze eine Quiltnadel – es geht aber auch mit längeren, dünnen Nähnadeln
- Es wird nicht über die Nahtzugabe genäht,
- Das Nähgarn sollte zur Stofffarbe passen, ich habe das rote Garn nur zur besseren Sichtbarkeit für Euch verwendet – diese Idee aus dem Buch ist doch super!
- Hier wird nicht mit Knoten gearbeitet,
Quadrate zusammennähen zu einem Neunerblock:
- Auf allen Teilen ist die Nählinie auf die linke Seite gezeichnet,
- Zwei Teile rechts auf rechts zusammenstecken, dabei genau die Endpunkte übereinander zusammenstecken
- Zwischendrin kontrollieren, ob die Nählinien genau übereinander liegen
- Einige Stiche von innen nach außen nähen zur rechten Markierung, das Ende bleibt lose hängen
- Jetzt von der rechten Markierung genau auf der Linie bis zur linken Markierung nähen,
- Wieder einige Stiche auf der Linie zurück nähen, den Faden etwas länger lassen und abschneiden,
- die Nahtzugaben auf beiden Seiten bleiben offen:
Alle 3 Reihen sind fertig und werden jetzt so zusammengenäht:
- Auf der ganzen Reihe werden die Markierungspunkte wieder genau übereinander gesteckt,
- Die Nahtzugaben schiebt Ihr zunächst weg nach links und näht genau bis zu diesem Punkt,
- Über die Kreuzung wird jetzt kreuzweise genäht: von vorne rechts nach hinten links, dann hinten von links nach rechts und wieder von dort nach links auf der Vorderseite – jetzt gibt es an diesem Kreuzungspunkt kein Loch!
- Weiter bis zur nächsten Kreuzung, die Nahtzugabe klappt ihr dabei auf die rechte Seite – nicht mit annähen!!
- Am Ende dann wieder einige Stiche rückwärts und den Faden abschneiden:
Der erste Neunerblock ist fertig. Ihr werdet sicher auch so begeistert sein. Es ging ganz einfach und schmerzlos und das Ergebnis ist ein schöner, weicher Block – nicht so starr bei beim Maschinenähen. Die Nahtzugaben kommen bei mir auch wieder zusammen auf eine Seite, in der Mitte ergibt sich dann von selbst die kleine Mühle, denn dort kann man die Nahtzugaben ohne Probleme teilen:
Verschiedene Formen zusammennähen:
- Bei den Sechsecken und auch bei den fünfzackigen Mittelpunkten werden auch für die erste Naht die Markierungspunkte genau übereinander gesteckt, von Punkt zu Punkt genäht,
- Für die zweite Naht dann so weiterarbeiten: die gelbeNadel lasst Ihr jetzt am linken Punkt stecken
- Für den linken Markierungspunkt zieht Ihr das Stoffteil hoch und setzt die Stecknadel dort wieder genau auf die übereinander liegenden Punkte, das 3. Stoffteil liegt unten
- Bis zum Ende nähen, auch hier bleiben die Nahtzugaben offen
Die schmalen Rauten kommen jetzt auf den fünfzackigen Stern:
- Markierungspunkte wieder genau übereinander stecken,
- Von Punkt zu Punkt nähen,
- An diesem Kreuzungspunkt wieder kreuzweise nähen, damit kein Loch entsteht
- Die linke Seite der blauen Raute genau auf die Linie des unteren Teils ziehen, genau feststecken,
- Bis zum Ende nähen,
- Gleich mit der nächsten blauen Raute weitermachen:
Mit meinen japanischen blauen Stoffen ging das genauso, ist aber nicht so gut für Euch zu erkennen, denn ich habe hier mit der passenden Garnfarbe genäht. Hier jetzt die Fotos:
Zum Autzeichnen der Nählinien liegen die kleinen Teile auf einem Bogen Sandpapier, dann verrutschen sie nicht:
Auch die Rauten rundherum werden angenäht:
So liegen die Nahtzugaben einmal oben und einmal unten in der äußeren Raute:
Oder doch lieber beide Nahtzugaben in eine Richtung:
Bei der Richtung der Nahtzugaben in der Raute überlegt am besten, wie und wo Ihr quilten wollt. Entweder einmal nach oben und die andere nach unten, der Mittelpunkt öffnet sich wieder, aber dann ist es aber unterschiedlich dick unter dieser Raute. Ich finde es besser, wenn hier beide Nahtzugaben nach außen – nach oben – liegen. Die Quiltstiche werden dann gleichmäßiger und sehen besser aus.
So, das war das Handnähen. Und das war die Mitte der Rosetten für den Millefiori-Quilt. Genau wie das Nähen über Schablonen ist auch das Handnähen sehr entspannend, man kann es überall mitnehmen und loslegen.
Sashiko sticken
Wenn ich Euch hier über japanisches Quilten erzähle, darf ich das Sashiko – sticken – nähen – quilten nicht vergessen.
Das Sashikosticken hat schon eine ganz alte Tradition in Japan. Früher wurden mit diesen Stichen die Kleidungsstücke repariert, die schadhaften Stellen wurden mit den engen Reihen der Vorstiche überstickt. Heute stickt man mit einer dünnen, langen Nadel mit einem speziellen Garn – oder auch mit Stickgarn (ich habe mit dem einfädigen dänischen Stickgarn auch in bunt einiges verziert, Fotos damals aber nicht gemacht). Für das Ausfüllen von Flächen gibt es unendlich viele Muster – alle wunderschön und lohnenswert zum Ausprobieren. Bei Helle Eggebrecht im Kurs haben wir unsere Tops mit den Sashikostichen verschönert. Dabei aber nur durch den Stoff – ohne das Vlies und die Rückseite – gestickt. So werden die Stiche schön klein, gleichmäßig, es verzieht sich nichts und sieht doch auch gut aus. Das Quilten mit der Maschine durch alle 3 Lagen kam später dazu:
Andere nehmen noch dickere Garne und sticken durch alle 3 Lagen. Der dabei entstehende Effekt des Kräuselns ist dann auch erwünscht.
Mit Eurer BERNINA könnt Ihr ähnliche Stiche auf den Quilt zaubern. Schaut mal in meinen Beitrag Quilten mit der Hand oder der Maschine von 2014. Da habe ich den Quiltstich, der auf vielen Maschinen zu finden ist, ausprobiert. Ich habe das Transfilgarn ausgetauscht (ich mag diesen harten Faden nicht auf der Quiltoberseite) und als Oberfaden ein Nähgarn passend in der Farbe zum Stoff verwendet. Der farbige Unterfaden aus der Spule kommt als Quiltstich auf die Oberseite, sieht fast wie ein Sashiko-Stich aus:
Auf dem Titelfoto seht Ihr die fertigen Arbeiten, das habe ich dann wieder zu Hause mit meiner BERNINA gemacht. Eine neue Buchhülle musste mein Lieblingsbuch unbedingt haben, der hübsche Schutzumschlag war schon sehr lädiert. Die Anleitung dazu steht auch in diesem Buch – ich zeig sie Euch im nächsten Beitrag. Und auch aus den Handnähereien ist etwas fertig geworden – das kommt dann beim übernächsten Mal.
Enttäuschen muss ich aber alle, die jetzt unbedingt auch dieses Buch kaufen wollen. Das Buch ist sehr beliebt, sehr bekannt, aber leider längst vergriffen, weil es so toll ist. Es ist kaum noch erhältlich – versucht es im Antiquariat oder bei A. oder E. Wenn Ihr dann eins gefunden habt – nicht lange überlegen, unbedingt ran und kaufen (ist doch bald Weihnachten), es lohnt sich wirklich!!!
Vielleicht gibt es demnächst aber auch noch mehr aus diesem Buch von mir hier im Blog.
Viel Glück bei der Suche und beim Handnähen!
Eure Wiebke
Hallo Ihr Lieben!Achtung! Angebot !!!!!Das Buch von Shizuko Kuroha wird gerade bei der Patchworkglide im Forum – Flohmarkt – für 60,00 € angeboten !!!
Es gibt noch zwei andere Bücher von oder mit ihr, ich habe dieses hier: “Japanese Patchwork Quilting Patterns, von tuttlepublishing, ISBN 978-4-8053-1493-7. Es kam letztes Jahr als englische Übersetzung heraus, das Original ist von 2014
Ist über Amazon erhältlich
Hallo Ihr Lieben!
Das Buch ist inzwischen sehr schwierig zu bekommen, bei A sind sie auch inzwischen vergriffen. Die Preise gehen bei anderen antiquarischen Exemplaren von 114 bis 213,00 €. Die supergünstige Quelle, die hier genannt wurde, kann schon seit über 2 Jahren das Buch nicht mehr liefern ( Dank an Petra, die dort angerufen hat).
So ist es leider mit den wirklich sehr guten, interessanten Büchern. Ihr wißt jetzt Bescheid und könnt beruhigt zuschlagen, wenn es Euer Sparschwein zuläßt.
Liebe Grüße
Wiebke
Liebe Wiebke,
dieses Buch hatte ich in einem Buchladen einmal in der Hand, da war es mir zu teuer jetzt ist es nirgends zu finden oder weißt du eine Quelle?
Deine Arbeiten gefallen mir und einige Täschchen habe ich schon genäht. Auch habe ich im vergangenen Jahr an dem Tausendwasser Projekt teilgenommen aber nicht bis zum Schluss mitgemacht
Liebe Grüße
Margot Unger
Hallo Margot!
Eine Quelle weiß ich jetzt auch nicht mehr. Aber schau doch mal ins Internet, einige der Leserinnen haben ja noch Möglichkeiten gefunden. Aber ich glaube, es wird immer schwieriger und teurer.
Liebe GRüße
Wiebke
Nachtrag:
buecherhaus24.de -29,95€
;), hab mir das gerade bestellt, hat mir einfach keine Ruhe gelassen, dieses Buch!
Dort habe ich das Buch auch schon einmal bestellt, aber nie erhalten. Es würde mich interessieren, ob es noch geliefert wird.
Bei „ booklooker „ gibts eines um 114€….leider nicht meine Preisklasse, aber die Info wollte ich unbedingt weitergeben
Hallo Karin!
vielen Dank für Deine Mitteilung. Aber Ihr findet auch noch woanders dieses Buch – manchmal vielleicht noch günstiger, aber eher zu noch viel höheren Preisen – ist also eine echte Rarität geworden.
Liebe Grüße
Wiebke
Liebe Wiebke,
sowohl das Buch, als auch dein Beitrag-wunderbar!
Auch bei mir steht das Buch im Bücherregal, nur mit dem Handnähen habe ich es noch nicht in dem Maße versucht.Obwohl es eine praktische Sache ist, da man es immer und überall machen kann, habe ich nicht so das Vertrauen in die Festigkeit. Da ist mir meine Bernina immer noch sicherer. Obschon die Japaner wirkliche Handnähkünstler sind und unglaublich schöne Sachen machen.
Vielleicht sollte ich es auch mal ausprobieren, dein Artikel macht Mut.
Danke dafür und liebe Grüße
Erika
Liebe Erika!
Freu Dich über Dein Exemplar.
Man bekommt diese Rarität jetzt nur noch zu sehr erhöhten Preisen.
Und dann man ran an die Anleitungen in dem Buch,
.
Liebe Grüße
Wiebke
Hallo Erika!
Fest genug sind die Nähte mit Sicherheit, nur weicher.
Kennst Du nicht auch die Quilts von unserer ehemaligen SH-Ministerpräsidentin Heide Simonis? Sie hat die größten Quilts per hand genäht und auch gequiltet mit ganz kleinen Quiltstichen.
Liebe Grüße
Wiebke
Liebe Wiebke,
ich mag dieses Buch auch sehr – und habe kürzlich ein Exemplar erstanden. Mich begeistert v.a. die Lebensgeschichte und die Gedanken der Künstlerin. Ich habe letztes Jahr ein Reiseetui im Rahmen der Stoffspielereien nachgearbeitet (und auf meinem Blog vorgestellt), allerdings mit meiner Bernina, da ich größere Projekte nicht von Hand schaffe.
Ich habe mich sehr gefreut, dass Du das Buch hier vorstellst.
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines!
Na, da sind wir ja schon zu zweit hier auf dem Blog mit diesem wunderbaren Buch (sicher unter vielen anderen), die dieses Buch von vorne bis hinten immer wieder durchlesen und ins Träumen kommen. Glückwunsch zu dem Buch – die Exemplare auf A. sind jetzt auch schon weg, gestern gabs noch 3.
Lieben Dank und Dir auch weiterhin ganz viel Freude beim “Japanisch quilten”. Geht doch ganz prima auch mit unserer BERNINA – ich wollte hier ja das Handnähen für den Millefiori zeigen. Zu Hause kommt natürlich auch die Maschine zum Einsatz.
Liebe Grüße
Wiebke
Hallo Wiebke,
handnähen hat doch was. Ich jedenfalls mache das gerne. Immer noch und immer wieder. Obwohl natürlich für andere Nähprojekte meine Bernina unentbehrlich ist. Mal so, mal so. Auf das Buch bin ich auch schon aufmerksam geworden. Dein Quilt ist schön geworden.
Viele Grüße
Birgit
Hallo Birigt!
Genau, handnähen hat was. Ich bin begeistert und froh, dass ich das an Bord machen kann, denn meine etwas größere Maschine hat dort wirlich keinen festen Platz und würde beim Segeln wohl durchs Schiff segeln.
Liebe Grüße
Wiebke