Kreative Artikel zum Thema Quilten

Basics für Artquilts und Mixed-Media: die Papierlamination

Die Papierlamination ist eine weitere Technik, die in der Textilkunst und im Mixed-Media ihren Einsatz findet. Sie kann als eigenständige künstlerische Arbeit stehen, also grossformatig, oder in kleinen Segmenten eingearbeitet, oder aufgebracht werden.

Papierlamination ist ein Verfahren, bei dem Papier und feinster Stoff (Chiffon, Seiden- oder Polyesterorganza) mit einer Art Leim miteinander verbunden werden. Nach dem Trocknungsvorgang wird allerdings das Papier komplett vom Stoff entfernt und nur der Druck bleibt bestehen.

Heute zeige ich drei absolute Basics für diese Technik, die darüber hinaus noch viel mehr Spielraum zum Experimentieren bietet. 

Was benötige ich zur Papierlamination?

Allen Anfängern empfehle ich einen Polyesterorganza. Es gibt eine Vielfalt an Organzas im Handel. Jedoch sollte er möglichst wenig glänzen, höchstens leicht schimmern, bestensfalls ist er matt. Einen solchen matten Organza biete ich demnächst auch bei korkundkuloer.de an. Dann benötigt Ihr einen Leim. Es gibt ihn von diversen Herstellern. Sehr gerne arbeite ich mit dem Matt Medium 2 von Lascaux. Zum Auftrag des Leims gibt es wieder verschiedene Möglichkeiten und Verfahren. 1. ein kleiner Siebdruckrahmen mit Mesh 43T (also 43 Fäden pro qcm) 2. ein Thermofaxsieb 3. ein fotobelichtetes grossformatiges Siebdrucksieb. Eine Rakel zum Leim Auftrag, Malerkreppband, Stecknadeln, Bügeleisen, Backpapier, Wassereimer.

Die Papierlamination ist recht speziell. Das Ergebnis steht und fällt mit den verwendeten Papieren. Dazu ist sie sehr vielfältig, durch die Motivauswahl. Hier kann bestens personalisiert werden, indem eigene Fotos auf Stoff übertragen werden. 
Welche Papiere kommen in Frage?
Grundsätzlich gilt: je einfacher die Papierqualität, je leichter lässt sich das Papier später entfernen. Teure Papiere und aussergewöhnliche Motive sollten immer als Laserkopie dupliziert werden. So bleibt das Original und trotzdem kann das Motiv verarbeitet werden. Drucke aus Tintenstrahldrucken verwässern im Laminierprozess und gehören nicht in diese Technik.
Cover von Zeitschriften und Journalen sind oft mit einer Beschichtung versehen und ebenfalls nicht geeignet (Laserkopie anfertigen).
Ich empfehle in meinen Kursen immer eine kleine Laminierprobe aus Papieren anzufertigen, die schwierig sein könnten.

Wichtig: Bitte beachtet das Copyright bei all Euren Überlegungen zur Papierauswahl. Wozu verwende ich die Lamination? Hängt sie nur in meinen eigenen vier Wänden? Zeige ich die Arbeit irgendwo im Internet? Stelle ich sie öffentlich aus? Sicherheitshalber fragt man beim Verlag an. Idealerweise arbeitet man mit eigenen Fotos (Laserkopie) oder fertigt Papierkollagen so an, dass das Original nicht mehr zu erkennen ist.

Die im Artikel von mir verwendeten Bilder stammen aus der Zeitschrift NATURBLICK, Naturblick Verlag & Agentur für visuelle Kommunikation, mit freundlicher Genehmigung von Herrn Peter Scherbuk. Alle Landschaftsfotografieren, sowie das unten gezeigte Cover sind vom Fotografen Stefan Imig, das Foto der Hyäne von der Fotografin Regina S. Müller.

Wir starten ganz einfach mit einem kompletten Bildübertrag. Das Material glänzt und schimmert nicht, sondern ist matt und fein. Umso besser wird auch der Bildübertrag werden. Als Unterlage verwende ich eine Lage nicht zu weiches Vlies. Das Papier lege ich aus und spanne den zugeschnittenen Organza darüber. Mit Stecknadeln hefte ich den Stoff auf die Unterlage. Der Organza muss so gut gespannt sein, dass er dicht und flach über den Papier liegt. Ggf nachspannen.

Den kleinen Siebdruckrahmen versehe ich rundherum mit Malerkreppband. Das Kreppband überlappt das Siebgewebe um mindestens 1 cm.

Der Siebdruckrahmen liegt mit dem Gewebe direkt auf dem Organza. Ich bringe eine erste Portion Matt Medium auf. Hier empfehle ich Anfängern eher sparsam aufzutragen und nach und nach hinzuzufügen. Ansonsten hat man schnell zuviel Leim im Rahmen.

Mit einer Rakel ziehe ich den Leim über das Gewebe. Er dringt hindurch und sickert durch den Organza auf das Papier und verbindet beides miteinander.

Hier ist gut sichtbar, wie sich der Leim auf den Organza legt.

Nach und nach fülle ich so das Bild, das übertragen werden soll.

Überschüssigen Leim streiche ich vorsichtig mit der Rakel weg. Dabei entstehende Staukanten müssen ebenfalls verstrichen werden, da sie ansonsten wulstig austrocknen und sichtbar bleiben. Papier ist nunmal ein Medium, dass sich im Kontakt mit Flüssigkeit schnell wellt. Diese Rillen sind typisch für die Technik der Papierlamination. Ein Übertrag zwischen nach unten gewelltem Papier und Organza, wo kein Kontakt besteht, findet nicht statt. Das fertig eingestrichene Papier kommt anschliessend auf einen Wäscheständer flach zum trocknen.

Organisch gerissene Kanten sind in der Papierlamination immer schöner als hart und gerade geschnittene Kanten.

Nun übertrage ich den Leim mit einem Thermofaxsieb. Das vorhandene Motiv im Sieb gibt den Bildübertrag vor. 

Auch hier wird der Leim mit einer Rakel durch das Thermofaxsieb gestrichen.

Ich habe einen zweifachen Auftrag gemacht. So wird der Bildübertrag etwas dichter.

Die dritte hier vorgestellte Variante basiert auf einer kleinen Fotocollage. Einzelne gerissene Bilder liegen  übereinander. Der Organza ist gespannt und alles ist fertig zum Leimauftrag.

Für diese Variante wähle ich einen grossen fotobelichteten Siebdruckrahmen mit entsprechend grossem Druckmotiv. Die Rahmenkanten überklebe ich im Arbeitbereich ebenfalls mit Malerkreppband.

Die Mitte zwischen den beiden Druckmotiven trenne ich ebenfalls mit Malerkrepp.

Der grosse Siebdruckrahmen wird auf die Collage gelegt, Siebgewebe und Organza liegen aufeinander. Das Matt Medium trage ich auf und verstreiche es, wie zuvor mit einer Rakel über die ganze Papiercollage.

Wenn filigrane Übertragungeergebnisse gewünscht sind, muss auch sparsam mit Leim und Siebdruckmotiv gearbeitet werden. Manchmal fliesst der Leim nachträglich und verdichtet so den Übertrag.

Sobald der Leim mit Papier und Organza ganz ausgetrocknet sind, wird die Arbeit gebügelt. Kleine Zuschnitte haben eine kürzere Trockungsphase als grosse Kollagen. Eine entsprechend grosse Kollage (1qm) trocknet idealerweise 24 Stunden. 


Ganz wichtig: die Bügelzeit. Ich rechne auf 1 qm Papierlamination ca 10-15 Minuten Bügelzeit, Baumwolltemperatur und ein Backpapier zwischen Eisen und Organza. Wenn nicht ausreichend gebügelt wird, reisst das Papier fetzenweise ohne Übertrag ab.

Nach dem Bügeln kommt das Papier ins kalte Wasserbad. Die Einweichzeit richtet sich nach der Grösse der Collage. Am besten probiert man immer wieder mal im Wasser, wie sich das Rückseitenpapier löst.

Das Papier kann ausgewrungen werden, aber auch ganz tropfnass auf eine Plastikfolie, mit der Vorseite nach unten, aufgelegt werden.

Nun löst man die erste Papierschicht vom Organza ab. Manchmal geht dies sehr einfach, je nach Papierart, wie beispielsweise hier, manchmal braucht es auch viel Nacharbeit.

Auch hier löst sich das Papier problemlos. Gut sichtbar ist nun die Motivvorgabe des Thermofaxsiebs. Das ist das spannende an der Papierlamination mit strukturierten Sieben, dass Bilder nur teilweise wiedergegeben werden.

Siebvorlage und Laminierergebnis.

Der restliche Überschuss an Zellulose kann entweder mit den Fingerkuppen oder mit einem weichen Schwämmchen nach und nach weggerieben werden. Sollte der Stoff zwischendrin zu schnell trocknen, gibt man die noch feuchte Arbeit wieder ins Wasserbad und lässt sie nochmals aufweichen.

Scheuern und zu starkes Reiben und Wischen ergeben unschöne Kratzer und Spuren auf der Lamination wenn sie noch feucht ist.

Sobald der letzte Hauch von Zellulose abgeschabt ist, trockne ich den Organza zuerst zwischen zwei alten Handtüchern und hänge ihn dann über die Wäscheleine.

Die Papiercollage mit Naturmotiven und der Lamination im Baumsieb wird spannend. 

Gerade grössere Kollagen sind kaum in einen Eimer zu bringen. Daher knuddelt man sie vorab zusammen und legt sie dann ins Wasser zum Einweichen.

Je grösser die Arbeit und je mehr Papier verklebt ist, desto länger ist die Einweichzeit.

Die nasse Collage liegt auf der Arbeitsfolie.

Die zuoberst liegenden Papiere werden abgezogen.

Nach und nach werden auch hier die letzten Papierschichten und ganz dünnen Zelluloseschichten entfernt. Das Baummotiv kommt wunderbar daher.

Hier sind nun die fertigen Ergebnisse der einzelnen Muster mit den dazugehörenden Siebe. 

 

 

 

 

 

 

 

Ich habe in den letzten Jahren immer wieder die Papierlamination in meine künstlerischen Arbeiten integriert. Teils habe ich mit der Bild-in-Bild Technik gearbeitet.

Bei dieser “Lady in Pink” ist die Stola aus Papierlaminations-Einzelstückchen gearbeitet.

 

Auch hier sind Bildelemente der Grundarbeit fotografiert, papierlaminiert und integriert worden.

 

Und auch hier im “Filmriss” habe ich mit dieser Technik gearbeitet.

 

Desweiteren sind vor einigen Jahren diese Taschen in Kombination von Papierlamination, Siebdrucktechniken und Art-Quilting entstanden. Hier kam die Papierlamination thematisch ergänzend zum Siebdruck.

Ich hoffe, Ihr habt einiges an Input für Euer kreatives Arbeiten bekommen und könnt ihn weiterverwenden. Aus zeitlichen Gründen wird es zu diesen Foto-Anleitungen leider keine Videos mehr geben. Doch wird die Serie Anfang 2020 mit einem weiteren Inhalt von mir fortgesetzt.

Herzlichst,

Jutta

 

Ähnliche Inhalte, die dich interessieren könnten

Kommentare zu diesem Artikel

6 Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Erforderliche Felder sind mit * markiert

Liebe Leserin, lieber Leser des BERNINA Blogs,

um Bilder über die Kommentarfunktion zu veröffentlichen, melde Dich im Blog bitte an.Hier geht es zur Anmeldung.

Du hast dich noch nicht für den BERNINA Blog registriert?Hier geht es zur Registrierung.

Herzlichen Dank, Dein BERNINA Blog-Team