Wer ein Kosmetiktäschchen nähen will, stösst bei der Websuche oft auf Nähanleitungen für Kosmetik- oder Kulturtaschen im japanischen Stil. Diese tauchen seit viele Jahren immer mal wieder im Internet auf. Ich zeuge Euch hier eine Variante dieses Täschchens.
Bei den japanischen Anleitungen gibt es so viele verschiedene Tipps und Tricks für das Zusammenstellen und Nähen der Muster. Auch für das Abnähen der Bodenecken, für das Futter und noch so einiges mehr. Die Japaner können es wirklich. Denkt doch nur an die Faltmethoden bei den Origami-Mustern.
Von den Anleitungen in den japanischen Patchworkbüchern mit den wunderschönen Taschen sind wir ja alle sehr begeistert. Leider können wir sie nicht lesen, aber die vielen hervorragenden Zeichnungen zu den Anleitungen machen es uns leichter. Mit Hilfe dieser Zeichnungen können sogar wir die tollen japanischen Vorschläge nacharbeiten.
Kosmetiktäschchen nähen – Anleitung für ein halbrundes Täschchen:
Bei diesen Täschchen können wir unsere Reste verarbeiten, für das Logcabinmuster sucht Ihr Euch aus Eurer Restekiste viele Streifen.
Material für alle Größen:
- Viele Reststreifen
- Volumenvlies in der passenden Größe zum Schnittmuster
- Futterstoff in der passenden Größe zum Schnittmuster
- Schrägstreifen zum Einfassen, je nach Größe 100 bis 150 cm
- Reißverschluss: Endlosreißverschluss oder einen 28 bis 50cm langen fertigen Reißverschluss
- Passendes Nähgarn
- Passendes Quiltgarn: Poly Sheen Garn von Mettler
Schnittmuster
Ich habe ein Schnittmuster erstellt, nach dem Ihr Euer Kosmetiktäschchen nähen könnt. Das Muster könnt Ihr unter folgendem Link kostenlos als PDF herunterladen:
Schnittmuster Kosmetiktäschchen rund
Auf der PDF-Datei sind alle 4 Größen.
Kosmetiktäschchen nähen – das Top:
Zunächst sortiert Ihr Eure Streifen:
Die Streifen werden zugeschnitten, 2,5 bis 4 cm breit:
Blockhausmuster nähen:
Das Nähen der Logcabinblöcke habe ich schon häufiger hier gezeigt:
- Das etwas größere Mittelpunktquadrat liegt rechts auf rechts auf dem ersten Streifen,
- nähen bis zum Ende des Mittelpunktes.
- Einen „Hund“ benutzen und das genähte Teil abschneiden,
- die Naht ausstreichen.
- Der 2. Streifen wird angenäht, er liegt wieder unten,
- nach einer Runde eventuell bügeln.
- Die Streifenbreite korrigieren und begradigen,
- für die ganz schmalen Streifen reicht jetzt eine Streifenbreite von 1,5cm.
- Bei den weiteren Runden liegt der neue Streifen immer unten. Der Block liegt weiterhin mit der linken Seite nach oben. So könnt Ihr sehr genau und sehr schmal parallel zur vorherigen Naht nähen:
- Runde für Runde wird so weiter genäht.
- Mal eine schmale Runde, mal eine mit breitere Streifen:
- Nach einigen Runden habt Ihr die passende Breite erreicht. Ihr kontrolliert mit Eurer Schablone.
- Danach werden nur noch Streifen angenäht, um den Block zu verlängern:
Form ausschneiden und quilten:
- Hat der Block die passende Größe, werden der Block, das Volumenvlies und der Futterstoff zusammengesteckt.
- Mit der aufgesteckten Schablone werden die Außenkonturen rundherum gesteppt, das geht am besten mit dem Schmalkantfuß#10. Die Führung immer genau an der Schablone, die Nadelposition zwei nach rechts. Zuerst die erste Hälfte, dann die Schablone umstecken und die andere Hälfte umrunden:
Oder Ihr zeichnet die Konturen auf den Block und steppt rundherum.
Neben dieser Naht wird der Rest abgeschnitten:
Mit dem Poly Sheen Garn von Mettler und einer Stepp- und Quiltnadel steppe ich alle Nähte rundherum ab. Verschiedene Zierstiche direkt auf oder neben der Naht sehen auch hier sehr schön aus:
Schrägstreifen an die Kante nähen:
Mit einem vorgefalzten Schrägstreifen
- Der vorgefalzte, fertige Schrägstreifen wird aufgeklappt und von rechts rundherum angenäht.
- Die Enden werden zusammengenäht – wie beim Bindingannähen.
- Rundherum wird mit einem 4,5 bis 5mm breiten Zickzackstich direkt neben der Naht versäubert.
- Die überstehende Nahtzugabe wird weggeschnitten.
- Der Schrägstreifen wird auf die linke Seite geklappt und im Nahtschatten von rechts gesteppt. Mit dieser Methode erhaltet Ihr eine sehr schmale Bindingkante – genau richtig für den Reißverschluss:
Mit einem doppelt gelegten Schrägstreifen:
- Der doppelt gelegte Streifen wird wie beim Bindingannähen von rechts angenäht,
- Weiter geht’s wie oben beschrieben:
Reißverschluss an unser Kosmetiktäschchen nähen:
- Der Reißverschluss wird in der Rundung unter den Schrägstreifen gesteckt. Ich nehme meistens einen Endlosreißverschluss.
- Dabei schauen die Zähnchen über den Rand.
- Ihr könnt es mit Klammern zusammenhalten. Beim Entfernen der Klammern während des Nähens verrutscht Euch manchmal der Reißverschluss!
- Ich benutze hierbei dann lieber Stecknadeln, die langsam und vorsichtig direkt vor der Nähmaschinennadel rausgezogen werden.
- Auf der Innenseite könnt Ihr sehen, ob die Stecknadeln im Reißverschluss stecken. Und Ihr so beim Nähen auch den Reißverschluss annähen könnt.
- Mit dem Reißverschlussfuß direkt im Nahtschatten auf der vorhandenen Naht nähen – „Ditch in the Stitch“.
- Die offenen Enden an beiden Seiten vom Reißverschluss mit einem Zickzackstich sichern, damit der Schieber hier nicht rausrutschen kann.
Bodenecken für unser Kosmetiktäschchen nähen:
Bei diesen Mustern gibt es in der Schablone keine ausgeschnittenen Ecken für die Bodenfalten. Bei vielen anderen Mustern sind die Bodenecken schon ausgespart, dann würde die Schablone so aussehen, die Ecken wären aber schon rausgeschnitten:
Mit diesen Schnittmustern arbeite ich sehr selten, denn hier gibt es keinen Spielraum für Änderungen. Bei meinen ersten Kulturtaschen hier im Blog habe ich Euch auch schon die vielen verschiedenen Möglichkeiten der Eckenbildung gezeigt. Vorausgesetzt, dass vorher noch nichts weggeschnitten ist.
Hier bei diesen Täschchen geht es am besten so:
- Zunächst die Seitennähte im unteren Teil mit Handstichen schließen.
- Die Schrägstreifenkanten werden nebeneinander gelegt und im unteren Bereich von links mit dem Matratzenstich zusammengenäht.
- Diese Seitennähte schließt Ihr mindestens bis zum Reißverschluss oder höher, damit nicht alles rausfällt beim Öffnen:
Die Breite der Bodenecken ausprobieren:
Ihr könnt jetzt ausprobieren, wie breit die Ecke abgenäht werden soll. Damit bestimmt Ihr dann auch die Breite des Bodens:
- Zuerst steck Ihr Euch mit Stecknadeln verschiedene Breiten an der Ecke ab.
- Die Tasche auf rechts wenden und kontrollieren, ob Euch die Breite so gefällt. Bei einem breiteren Boden werden die Täschchen nach oben hin etwas niedriger. Aber wie Ihr es haben wollt, könnt Ihr jetzt selbst bestimmen.
- Dann wieder zurück auf die linke Seite. Die Ecken jetzt abnähen:
Die Ecken sind versäubert, ich schneide sie nicht ab. Ich kann sie so im Täschchen festnähen. Senkrecht bis zum Reißverschluss genäht stabilisieren sie die Seitennähte:
Oder Ihr schneidet diese Ecken nach dem Zusammennähen ab. Dann werden die Nahtzugaben mit einem Streifen versäubert:
- Von oben (auf der Reißverschlussseite) legt Ihr einen Streifen auf die Nahtzugabe.
- Von unten wird direkt auf der vorhanden Naht dieser Streifen angenäht
- Über die Nahtzugabe nach unten klappen und festnähen:
Jetzt sind zwei der Täschchen fertig.
Der Boden sieht so aus:
Ich habe Euch verschiedene Möglichkeiten gezeigt. Aber da gibt es noch andere Tipps und Tricks. Die zeige ich Euch dann bei der größeren Variante – vielleicht wieder aus alten Jeans.
Und hier noch einige Musterbeispiele älteren Täschchen:
beide Seiten unterschiedlich:
mit breiteren Streifen:
und aus Leinen:
Viel Spaß beim Nähen
wünscht Euch
Eure Wiebke
Einige Links zu meinen Beiträgen mit weiteren Tipps zu diesem Thema:
Genaueres über das Nähen von noch schmaleren Streifen findet ihr in diesem Beitrag:
Auch die vielen Bindingmöglichkeiten – auch mit Schrägstreifen – habe ich hier genauer beschrieben:
Patchworken für Anfänger – Binding annähen
Meine ersten Kulturtaschen von 2013 mit den verschiedenen Bodenecken findet Ihr hier:
Hallo Wiebke,
Ich habe nach Crazy-Nähtechniken gesucht und bin mit großer Freude an deinen fantastischen Arbeiten und Anleitungen hängen geblieben. Leider gelingt es mir nicht an deinen Beitrag Crazyrose zukommen. Der Link führt mich immer wieder zu Weihnachtssternen. Es wäre schön, wenn du da mal was korrigieren könntest. Ich werde dir auf jeden Fall treu bleiben und noch viel von dir lernen.
Liebe Grüße Irina
Hallo Irina!
Wenn Du oben in das Suchfeld Crazyrose eingibst, kommst Du auf diese Seite mit mehreren Beiträgen von mir zu den Crazytechniken:
https://blog.bernina.com/de/?s=Crazyrose
Und jetzt stelle ich fest, dass da wirklich etws nicht stimmt. Die Anleitung mit meiner Seidenweste als Titelbild öffnet sich immer mit einem ganz anderen Beitrag.Ich werde mich mal drum kümmmern – vielen Dank für Deinen Hinweis.
Ganz herzlichen Dank, ich freue mich, dass Dir meine Beitrgäe so gut gefallen.
Liebe Grüße
Wiebke
Hallo Irina!
Es klappt jetzt, Du kannst den Beitrag mit der grau-pinken Crazyrose jetzt wieder öffnen und der richtige Beitrag escheint.
Viel Spass beim Nähen der Crazyrose und
Liebe Grüße
Wiebke
Hallo Wiebke, ich war sehr überrascht und erfreut, Dich hier zufällig entdeckt zu haben! Deine Anleitungen sind sehr gut, sofort bekommt man Lust, wieder loszulegen! Ich patchworke noch regelmäßig “für den Hausgebrauch”. Vor Jahren habe ich so ein Täschchen als “Japanisches Patchwork” einmal aus Jeansstreifen gearbeitet. Jetzt habe ich wieder Lust bekommen….Aber erst einmal gilt es, eine Decke 2,60 x 2,60 zu quilten. Liebe Grüße an Dich und Deine Familie von Dörte Tidow
Hallo Dörte!
Ich bin ja genauso überrascht, hier von Dir zu hören.
Weiterhin viel Spass beim Patchen und viel Freude beim Quilten Deiner großen Decke.
Liebe Grüße
Wiebke
Hallo
Nähen sie auf Bestellung ich mochten eine Kosmeticktasche aus Leinen die sie auf ihrem Bild haben rot und Gelb?
Danke Monique
Hallo Monique!
Vielen Dank für das Interesse an den Täschchen.
Aber leider nähe ich nicht mehr auf Bestellung, einen Shop habe ich auch nicht mehr.
liebe Grüße
Wiebke
Ich nähe diese Täschchen seit Jahren mit viel Freude. Allerdings nähe ich die Stoffstreifen im Blockhausstil auf ein großzügig zugeschnittenes Stück Thermolan. Das gibt m.E. etwas mehr Festigkeit. Danach schneide ich das nach Schnittmuster zu, genauso wie das Futter, welches ich nach dem Einnähen des Reißverschlusses per Hand annähe.
Aber bekanntlich führen ja viele Wege nach Rom. Jedenfalls haben sich die Beschenkten immer gefreut.
Hallo Bettina!
Vielen Dank für Deine Anregung. Diese Methode kenne ich auch.
Ich habe ja schon angkündigt, dass ich noch einige andere Tricks und Methoden für dieses Täschchen zeigen werde.
Liebe Grüße
Wiebke
Liebe Wiebke,
Danke für die tollen Täschchen. Schon wieder ein Objekt, zu dem man die noch immer vorhandenen Hundertwasser Reste verarbeiten kann. Und deine Tasche aus dem Jahr 2013 habe ich auch schon genäht, unter dem Begriff Boxy Bag. Aber, bitte was sind Hunde oder Mäuse, stehe da total auf dem Schlauch. Einfach Reste? Freue mich auf die Erklärung.
Liebe Grüße Irene
Hallo Irene!
Gern geschehen. Und Dein Disappearing ist doch fertig – da hast Du wieder Zeit für etwas Neues.
Und dass Du auch in meinen alten Beiträgen fündig wirst, freut mich sehr. Du siehst also auch, dass die verschiedenen Kinder immer andere Namen bekommen von ihren “Näh-Müttern”.
Das Thema Hund oder Mäuschen ist schon eingeplant, mein nächster Beitrag kommt demnächst.
Liebe Grüße
Wiebke
Liebe Wiebke,
toll sind die Täschchen aus den Streifen geworden. Deine Anleitung ist wieder genau und gut nachvollziehbar. Vielleicht versuche ich das auch einmal. Ich suche oft auch in älteren Beiträgen von Dir nach Tipps und werde immer fündig. Sehr hilfreich war für mich der Beitrag über das Nähen von kleinen Logcabin-Blöcken.
Danke für Deine Mühe.
Liebe Grüße
Petra
Hallo Petra!
Herzlichen Dank für Deine netten Worte, die mich ja immer wieder ermutigen zu neuen Schandtaten.
Liebe Grüße
Wiebke!
Ich kenne diese Täschchen als “Dumpling Pouch”. Zu Weihnachten habe ich sie an meine Freundinnen aus der Bauchtanzgruppe verschenkt. Die Möglichkeiten der Resteverwertung sind hier unendlich.
Jetzt habe ich wieder neue Muster zum ausprobieren.
Danke
Ich habe alte Vorhangstoffe verwendet und ein bisschen Spitze aus der großen Kiste und ein Stück Endlosreißverschluß:
Hallo Annette!
Deine Täschchen sehen auch sehr fröhlich aus. Im Internet gibts ja verschiedene Anleitungen, da bekommt dann jedes Modell auch einen eigenen Namen.
Viel Spass beim Ausprobieren.
Liebe Grüße
Wiebke
halli hallo wiebke,
vielen dank für deine tolle anleitung und die parade der täschchen. eines schöner als das andere. klasse idee!
beste grüsse
gudrun
Hallo Gudrun!
Lieben Dank ! Ich freue mich, dass Dir meine bunten Täschchen auch gefallen ,sie waren auch früher beliebt bei meinen Kunden.
Liebe Grüße
Wiebke
Liebe Wiebke,
das ist ja mal wieder eine wunderbare Anleitung für ebenso hübsche Kosmetiktaschen von dir.
Die Ecklösung hat mir besonders gut gefallen.Werde sie auf jeden Fall ausprobieren.
Gestern gerade stieß ich auch auf einen guten Beitrag von dir von 2014 , der ausführlich über das Thema Handquilting berichtete. Auch das werde ich in Angriff nehmen.
Es ist doch immer wieder gut , auch mal in ältere Beiträge zu schauen.
Vielen Dank für die guten Tipps von dir.
Herzliche Grüße
Erika
Hallo Erika!
Herzlichen Dank!
Es freut mich immer wieder zu hören, dass auch meine älteren Beiträge noch gelesen werden. Du wirst bestimmt auch viel Freude am Handquilten haben und die Bodenecken bei den Täschchen sind so viel einfacher als mit den ausgeschnittenen Ecken.
Liebe Grüße
Wiebke