Für mich ging vor kurzem ein lang gehegter Traum in Erfüllung: ich durfte an einer Longarm, einer BERNINA Q24 , zwei Tage lang unter der Anleitung von Iva ein Quilttop quilten – ich war im Nähhimmel!
Der Longarmquilting-Kurs
Relativ spontan hatte ich mich zu einem Wochenendkurs im Creative Center in Steckborn angemeldet. Im Kurs wurde das von Iva entworfene Quilttop “Square in Square” mit unterschiedlichen Quiltmustern bequiltet. Wer Iva kennt, weiß, dass es ein Quilttop mit viel “negative space” sein muss, d.h. es hat viel freie weiße Flächen, auf denen die verschiedensten Quiltmuster angewendet werden können. Bei diesem Kurs kam sowohl Rulerquilten als auch freies Quilten zum Einsatz. Jeder von uns fünf Teilnehmern hatte eine eigene Q 24, die alle in einem eigenen Bereich des Creative Centers stehen, zur Verfügung.
Vorbereitungen
Ziel des Kurses war es, eine Bordüre einzuteilen und diese dann mit verschiedenen Muster zu gestalten. Ausgestattet mit wasserlöslichen Stiften und Papierstreifen markierten wir unser zuhause genähtes und mitgebrachtes Quilttop an den entscheidenden Stellen – denn wenn das Quilttop mal auf der Maschine ein gespannt ist, lässt sich da nicht mehr zu viel einzeichnen.
Anschließend ging es schon an die große Maschine, an der der Rückseitenstoff schon eingespannt war. Nach dem Aufspulen des Unterfadens und Einfädeln des Oberfadens wurde zuerst das Vlies aufheftet.
Ja, und dann kam das Quilttop auf den Rahmen. Hier hatte ich mein erstes Aha-Erlebnis: Gequiltet wird nicht wie mit der normalen Nähmaschine von der Mitte nach außen. sondern hier wird in “breiten Reihen” gequiltet. Man sollte sich also merken, was man oben gequiltet hat, wenn am unteren Rand dasselbe Muster haben will.
Das Quilttop wird im Laufe des Quiltens immer mehr auf die oberste Rolle aufgewickelt. Nur minimales Hin- und Herrollen ist möglich. Dafür bietet die Q24 eine Quiltbreite von 24″ – das ist schon ein Menge. Mit untergebautem Rulertisch wird es ein bisschen weniger, dafür kann man dann gut die verschiedenen Ruler zum Quilten auflegen.
Die ersten Stiche mit der Longarm
Wir starteten gleich mit dem geraden Ruler und quilteten Dreiecke. Bis ich ein Gefühl für die Maschine entwickelte, wurde so manche Linie etwas krumm und schief, was aber im späteren Gesamttop kaum auffällt. Anfangs war ich beschäftigt, die Bedienknöpfe an den Griffenden zu beherrschen: Faden hochholen, Vernähen, Losnähen, Stoppen und am Ende wieder Vernähen und Faden abschneiden.
Bei allen Fragen und Problemen stand Iva mit Rat und Tat zur Seite.
Iva zeigte uns verschiedene Füllmuster: eng mit geraden Linien oder auch etwas leichter mit geometrischem Muster. Wichtig ist bei dieser Art des Longarmquilten, dass immer kleine freie Flächen bleiben, die dann “hochploppen” und die Konturen ausmachen.
Das war hochkonzentriertes Arbeiten: Ruler anlegen – Nähen – Stoppen – Ruler verschieben – Nähen – Stoppen – Ruler verschieben – …
Nach den eher harten Linien im äußeren Bereich gab es im mittleren Bereich Kurven, da ging es ans Freihandquilten mit der Longarm. Meine Bögen, die Klammern oder Schnurrbärten ähneln, wurden alle unterschiedlich, dafür sehr individuell. Das zweite Aha-Erlebnis: einmal wird ein Muster in der Senkrechten gequiltet, mal in der Waagrechten. Je nachdem muss die Maschine hoch und runter oder hin und her bewegt werden. Das sind jedes Mal unterschiedliche Bewegungsmuster, die einen schon herausfordern.
Fasziniert hat mich, wie leicht sich die Maschine bewegen lässt. Quilten an der Nähmaschine bedeutet ja, man schiebt den mehr oder weniger schweren Stoff hin und her. Beim Longarmquilten wird die Maschine bewegt – das flutscht toll!
Zu den “Bubbles” wurden dann wieder gerade Linien kombiniert, was das Anschauen spannend macht.
Fortschritte
Jedem von uns fünf Teilnehmern nähte in seinem Tempo – und obwohl wir unterschiedliche Erfahrung an der Longarm hatten und unterschiedlich schnell quilteten, war es eine schöne Atmosphäre und man spickelte immer wieder, wie der andere es macht oder half sich gegenseitig.
Immer wenn ein neues Muster drankam, übte Iva mit uns am Tisch und erklärte, wie das Muster aufgebaut ist, in welcher Reihenfolge es genäht wird und wir machten die entsprechenden Vorübungen auf Papier.
Gespräche gab es auch: zwischendurch und in den Pausen – auf deren Einhaltung Iva glücklicherweise achtete. Zumindest ich hätte die Zeit an der Longarm total vergessen und hätte am Abend vermutlich total verspannte Muskeln gehabt.
Meine Mißgeschicke
So ganz ohne kleine Pannen – von krummen Quiltlinien mal abgesehen – ging es natürlich nicht ab.
Zuerst strich ich mit der Hand über die oberste Kante des Rückseitenstoff und plötzlich tat ein Finger entsetzlich weh: ich hatte mir eine der kräftigen Stecknadeln, mit denen der Stoff am Canvas der Rollen befestigt ist, in den Finger gerammt. So brauchte ich als erste Hilfestellung von Iva ein Pflaster, denn wer will schon Blutstropfen auf dem weißen Stoff haben!
Iva wies auch darauf hin, dass speziell größere Ruler gut ausbalanciert werden müssen – also am besten mit gespreizten Fingen nach unten drücken, denn der Ruler würde sonst kippeln und da könne man ihm Macken zufügen. Ihr ahnt, wer das in diesem Kurs geschafft hat! Da geht neben dem Ruler auch die Nadel kaputt – nun weiß ich auch, wie man die Nadel auswechselt.
Ich habe in diesen beiden Tagen fast alles um mich rum vergessen – das wäre im Normalfall schon in Ordnung gewesen. Nur: als ich am Ende mein Vlies mit der EC-Karte bezahlen wollte, wusste ich die Geheimzahl nicht mehr. Ich habe eigentlich ein sehr gutes Gedächtnis und habe diese PIN noch nie vergessen. Aber vor lauter Quilten war alles weg. Erst am nächsten Tag, als mich der Alltag wieder ein wenig im Griff hatte, war die Zahl wieder da. Das fand ich schon spannend, wie man sich in eine Sache so vertiefen kann!
Das fertige Quilttop
Einer der Teilnehmer und ich schafften es, unser Quilttop fertig zu quilten – ich konnte es kaum glauben, dass ich das geschafft hatte! Und ich hoffe, Ihr drei anderen vollendet auch bald Euer Top – das wäre so schön!
Zuhause tupfte ich die Markierungspunkte und -linien zwei Tage lang weg, dann kam das Binding dran und nun hängt der Miniquilt schon an der Wand!
Dieses Bild sagt vermutlich sehr viel über diese zwei Tage Longarmquilting-Kurs aus!
Wenn Ihr also auch Lust auf einen Kurs im Creative Center in Steckborn habt: das Programm ist sehr vielfältig, wird regelmässig aktualisiert und auch ein paar Longarmkurse sind stets dabei!
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines,
danke für die schönen Bilder und den ausführlichen Bericht! Es war ein wundervolles Wochenende und ich habe fast ein bisschen “Heimweh” nach dem Creative Center, der tollen Q24 und den lieben Menschen, die ich treffen durfte. Ich hoffe, ich schaffe es schon bald mal wieder nach Steckborn! ? Die nächsten Quiltprojekte sind schon in Produktion ?
Liebe Ines,
so wie du es beschreibst, kann man die Anfänge an der Longarm fast mit der ersten Fahrstunde vergleichen. Aber dein Ergebnis ist wunderschön geworden.
Gerne würde auch ich mal einen Kurs bei Iva machen, denn die von ihr gequilteten Quilts sind einfach zauberhaft. Leider ist der Weg aus dem Norden etwas weit, aber sicher wird es auch bei mir einmal klappen.
Du hast sicherlich viel dazu gelernt, was du auch an deiner normalen Nähmaschine umsetzen kannst. Die Kurse in Steckborn sind immer großartig.
Danke fürs Zeigen und für deine Erläuterungen.
Die Sache mit der Konzentration und dem Vergessen deiner PIN kann ich voll verstehen.
Liebe Grüße und viel Freude mit deiner Arbeit.
Erika
Das ist, glaub ich, ein guter Vergleich mit der Fahrstunde. Irgendwann gehen die Bewegungen und “Schaltungen” in Fleisch und Blut über und man muss nicht mehr bewusst alles bedienen.
Ich wünsche Dir, dass Du auch einmal einen solch beglückenden Kurs besuchen kannst!
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines
Du hast das Wochenende perfekt beschrieben. Ihr war eine wunderbare Gruppe. Es war mir eine Freude euch zu unterrichten! Ich war auch voll konzentriert, denn ich hab gar nicht bemerkt wie oft du mich mit der Kamera erwischt hast *lach* Aber das mit dem PIN ist ja der Knaller! Einfach herrlich 🙂
Liebe Grüße
Iva
Ja, danke für diese gelungenen Tage! Und die Erinnerung an die PIN kam mir nicht mal auf dem Nachhauseweg. Das war echt eine komische Situation, wenn diese Zahl “weg” ist.
Ich hätte übrigens noch mehr Bilder mit Dir!
Liebe Grüße
Ines
Ines, so schön, wie du strahlst! Danke für Deinen ausführlichen Einblick, das macht große Lust, es auch einmal zu probieren. Liebe Grüße, Gabi
Wenn Du die Gelegenheit hast, liebe Gabi, unbedingt ausprobieren!
Ich hoffe, das war nicht mein letztes Mal an der Longarm.
Liebe Grüße
Ines