Wir nähen einen kleinen Quilt, zweiter Teil: die Applikation
Schon ist eine Woche um, und die Zeit zum Applizieren ist gekommen. Im letzten Beitrag habe ich euch gezeigt, wie ihr die Häuserreihe nähen könnt und heute kommen die Buchstaben an die Reihe.
Applikationen haben mich schon lange fasziniert, aber auch oft an mein Limit gebracht, bis ich gelernt habe, verschiedene Hilfsmittel zu gebrauchen. Mit ihnen wird das Applizieren zu einem freudigen, ja schon fast besinnlichem Ereignis, welches ein tolles Resultat erzeugt.
Dieses Material brauchen wir heute:
- Stoffreste für die Buchstaben und den Hintergrund (13 cm x 42 cm)
- PDF mit Vorlage
- Nähfaden
- Vliesofix (Steam-a-Seam, Wonder Under….es gibt so viele bekannte Namen)
- Totally Stable von Sulky oder Fixier-Stickvlies 322 von Vlieseline
- Offener Stickfuss #20
Gratis-Download der Applikations-Vorlage
Ladet zuerst das PDF mit der Vorlage herunterladen und druckt es aus. Die Vorlage könnt Ihr hier als PDF downloaden:
Vorlage Applikation “Let’s stay home”
Achtet beim Druck unbedingt darauf, dass die Grösse nicht angepasst wird, sondern dass ihr 100% oder Originalgrösse ausdruckt. Messt auf dem Blatt anhand des Testquadrats nach, ob die angegebene Grösse wirklich der Realität entspricht.
Für die Applikation brauchen wir die Buchstaben, welche spiegelverkehrt dargestellt sind. Diese findet ihr auf Seite zwei des PDFs.
Da wir die Buchstaben auf die Rückseite des Stoffes aufzeichnen, müssen sie spiegelverkehrt sein, damit sie auf der Vorderseite des Stoffes richtig dargestellt sind. Ich kann leider nicht an einer Hand abzählen, wie oft ich Buchstaben ausgeschnitten habe, nur um zu merken, dass sie am Schluss spiegelverkehrt waren…
Diese Lektion habe ich nun endlich gelernt :-).
Applikation vorbereiten
Nehmt das Blatt und legt das Vliesofix (Steam-a-Seam, Wonder Under) darauf. Diese Vliese haben immer zwei aufbügelbare Seiten. Die eine Seite ist mit einem Papier geschützt und auf dieses Papier pausen wir die Buchstaben nun durch. Das Vlies also mit der Papierseite nach oben auf die Vorlage legen und die Buchstaben durchpausen. Wenn ihr verschiedene Stoffe für die Buchstaben verwenden möchtet, dann achtet darauf, dass ihr beim Durchpausen etwas Abstand zwischen den Buchstaben lässt.
Das Vlies wird anschliessend grob zugeschnitten, so dass es auf den geplanten Stoff passt. Ich habe alle dunkelblauen Stoffreste zusammengesucht und die Vliese so zugeschnitten, dass sie darauf Platz hatten. Wie ihr seht, habe ich die Vliese auf die Rückseite der Stoffe gelegt und darauf geachtet, dass das Vlies nicht über den Stoff hinausragt.
Im nächsten Schritt bügeln wir die Buchstaben mit dem Bügeleisen auf den Stoff. Damit das Bügeleisen keine Kleber oder Bleistiftspuren abbekommt, lege ich dazu ein Backpapier dazwischen. Beim Bügeln auf die Anleitung eures Vlieses achten. Jedes ist etwas anders.
Wenn das Vlies gut auf dem Stoff aufgeklebt ist, schneidet ihr die Buchstaben mit einer gut schneidenden Schere aus. Am Schluss das Papier auf der Rückseite der Buchstaben entfernen. Achtet darauf, dass „nur“ das Papier weggenommen wird und die Schicht mit dem Klebevlies auf dem Stoff bleibt.
Das war harte und sehr pingelige Arbeit. Eine kurze Verschnaufspause, tief ein- und ausatmen, kurz auf die eigenen Schultern klopfen und weiter geht’s.
Stoff zuschneiden und Buchstaben auslegen
Jetzt schneiden wir den Stoff zu, auf den wir die Buchstaben applizieren.
Es braucht ein Rechteck in der Grösse von 16.5 in x 5 in (in cm ungefähr 42 cm x 13 cm).
Ich habe den gleichen Stoff gewählt, welcher schon bei den Hausfassaden zum Einsatz kam. Bügelt das Rechteck sorgfältig und lasst es auf der Bügelunterlage liegen. Legt die Buchstaben darauf, legt diese so lange um und probiert Positionen aus, bis ihr mit dem Resultat zufrieden seid.
Im PDF könnt ihr auf der ersten Seite schauen, wie die Schrift korrekt aussieht. Dies hilft beim Positionieren der Buchstaben.
Wenn ihr zufrieden seid, legt vorsichtig das Backpapier drauf und bügelt die Buchstaben fest.
Als nächstes müssen wir der Stoff noch besser stabilisieren, damit er sich beim Applizieren nicht bewegt und nicht wellt.
Dafür wird eine aufbügelbare Fixierung verwendet, welche sich am Schluss ohne Rückstände entfernen und weggreissen lässt. Bei meinem Projekt habe ich das Totally Stable von Sulky verwendet, doch geht auch das Fixier-Stickvlies von Vlieseline.
Das Vlies etwas kleiner zuschneiden als das Rechteck, ca. 16 in x 4.5 in (in cm 40 x 10 cm), und auf der Rückseite des Stoffrechtecks aufbügeln.
Applizieren an der Nähmaschine
Jetzt sind wir endlich bereit für das Applizieren an der Nähmaschine. Meine BERNINA 350 PE habe ich folgendermassen eingerichtet. Ich habe den offenen Stickfuss #20 befestigt, eine neue Universal-70-Nadel eingesetzt, Nadelstopp nach unten eingestellt, mit zu den Buchstaben passendem Faden eingefädelt, wieder die normale Stichplatte eingefügt und den Pariserstich (bei mir #78) ausgewählt. Die Stichlänge habe ich auf 2 mm reduziert und die Zick-Zack-Breite auf 1.5 mm.
Ich LIEBE den Pariserstich. Mit ihm zu nähen ist für mich wie ein Tanz im ¾-Takt: 1-2-3 … 1-2-3 … ein Zusammenspiel von Händen, Kniehebel und Fusspedal. Doch vielleicht sollte ich noch erklären, woher dieser Vergleich kommt:
Der Pariserstich besteht aus drei Stichen. Der erste Stich geht vorwärts, der zweite Stich geht nach links und der dritte Stich geht wieder nach rechts. Der erste Stich läuft immer am Rand der Applikation entlang, während der zweite und dritte Stich in die Applikation hineinstechen und sie fixieren.
Der Tanz beginnt aber erst, wenn Rundungen und Ecken ins Spiel kommen.
Doch fangen wir doch zuerst mal auf einer geraden Strecke an: Legt die Applikation unter den Fuss und setzt den ersten Stich vorsichtig und gezielt neben die Applikation. Der offene Stickfuss erleichtert dabei die Positionierung ungemein, da man immer genau sieht, wo die Nadel sich befindet.
Ist der erste Stich gemacht, könnt ihr ganz locker geradeaus nähen. Achtet dabei immer darauf, dass der erste Stich neben der Applikation geführt wird.
Wird eine Ecke erreicht, müsst ihr nach dem ersten Stich stoppen. Die Nadel bleibt im Stoff, den Fuss könnt ihr mit dem Kniehebel anheben und das Nähprojekt somit drehen. Im Bild unten seht ihr, wie ich den Fuss etwas gedreht habe. Nun könnt ihr die Stiche zwei und drei machen, so dass sie in die Applikation hineinstechen:
Ist der dritte Stich gemacht, wird der Fuss ganz leicht gedreht und wieder der erste Stich gemacht. Dabei müsst ihr genau in der Spitze der Rundung einstechen.
Wieder stoppen, den Fuss noch weiter drehen, so dass die Stiche 2 und 3 wieder in die Applikation hieneinstechen:
So geht der Tanz weiter, um Ecken und Rundungen, wobei ihr den Fuss immer nach dem ersten und nach dem dritten Stich drehen dürft.
Was am Anfang als unkoordiniert und kompliziert daher kommt (ähnlich wie wenn man anfängt, Walzer zu tanzen :-)) ist am Schluss Harmonie pur. Geht ein Stich trotzdem mal voll daneben, könnt ihr ihn mit dem Handrad rückgängig machen.
Jeder Buchstabe wird einzeln appliziert. Den letzten Stich solltet ihr wenn möglich genau über den ersten Stich nähen. Schneidet anschliessend die Fäden genügend lang und vernäht sie folgendermassen: Die zwei Oberfäden mit einer Nadel auf die Rückseite bringen, dort mit den Unterfäden verknoten und ziemlich kurz abschneiden.
Wenn alle Buchstaben appliziert sind, könnt ihr das Fixier-Vlies vorsichtig um die Buchstaben herum wegreissen. Alles gut bügeln.
Das Fertigstellen des Tops
Der letzte Schritt im heutigen Blog Post ist das Fertigstellen des Tops. Nehmt dazu die letzte Woche genähten Häuserreihen zur Hand und legt die Häuserreihen oben und unten am Applikationsstoff aus. Die überstehenden Himmelsdreiecke dabei zuschneiden.
Achtet beim Annähen der unteren Häuserreihen darauf, die Spitze des Daches nicht abzuschneiden. Die Naht soll genau bei der Spitze des Hauses vorbei gehen.
Dazu die Nählinie auf der Rückseite einzeichnen. Wie das geht habe ich im ersten Blog-Post erklärt. Die untere Häuserreihe rechts auf rechts auf den Applikationsstoff legen, mit Nadeln befestigen und der Nählinie entlang annähen.
Die Nahtzugabe für einmal nicht auf die dunklere Seite, sondern zur Mitte hin bügeln.
Legt die obere Häuserreihe rechts auf rechts auf den unteren Applikationsstoff, fixiert sie mit Nadeln und näht sie mit Nahtzugabe von ¼ Inch an.
Die Nahtzugabe ebenfalls zur Mitte bügeln. Alles von vorne nochmals gut bügeln, und fertig ist das Top.
Sehen wir uns in einer Woche wieder?
Das war’s auch schon von Teil zwei. Weiter geht es am Freitag in einer Woche.
In dritten und letzten Teil zeige ich euch wie ihr aus dem Top ein Quiltsandwich macht und wie ihr es quilten könnt. Ich freue mich sehr darauf und wünsche euch bis dahin eine gute, gesunde Woche.
Liebe Grüsse
Karin
Liebe Karin (darf ich sie so ansprechen)auch wenn wir vielleicht nicht mehr lange zuhause sitzen müssen, möchteich doch den wundderschönen Quilt noch nähen. Habe nun aber ein Problem.Den Patchworkfuss #37 habe ich nicht, auch keine Bernina Maschine und mit bald 80 Jahren möchte ich keine neue Nähmaschine mehr kaufen.Können sie mir sagen, wie breit die Naht mit dem richtigen Fuss wird? Vielleicht liegt es daran, dass bei mir das zusammennähen nicht ganz exakt klappt. Wäre sehr dankbar für einen Rat.Mit lieben Grüssen Trudy Eglauf
Ich würde gerne diese schöne Schrift für ein weiteres Projekt verwenden. Kannst du mir sagen welche Schrift du gewählt hast.So dass ich das ganze Alphabet habe.
Hallo Jeannette
Es handelt sich um die Schrift „Hoefler Text Black Italic“ und ich habe sie fett und kursiv verwendet.
Liebe Grüsse
Karin
hallo, ich habe heute also Teil 2 genäht….. mit genauso viel Spaß wie gestern die Häuser! Die Anleitung ist sehr leicht verständlich und anschaulich. Vielen Dank! Allerdings habe ich ein paar Veränderungen für mich durchgeführt: als ich diese besonders schönen Häuser vor mir sah, erinnerten sie mich an die Badehäuser von Dagebüll am Deich (Nordsee). Und so habe ich den Schriftzug geändert auf: let´s have a home und den Applikationen ein Segelboot und eine Möwe hinzugefügt ….. und schon war ich wieder an der Küste! Vielen Dank. Ich freue mich riesig auf Teil 3 …. das Freihandquilten beherrsche ich noch nicht und freue mich auf die Anleitung!
Mein Top ist fertig. Ich hatte zwar etwas Bammel vor dem Applizieren, da die Buchstaben ja doch an einigen Stellen recht schmal sind. Hat aber dank der tollen Anleitung prima geklappt. Morgen geht´s dann weiter, freu mich schon!
Liebe Grüße Evmarie
Hallo Karin
es ist vollbracht
Danke für die super Anleitung das gesamt Ergebnisse ist für mich schon gelungen.
Hallo Karin,
die Häuser waren sehr schön zu nähen, nur bei den Dächern hatte ich Schwierigkeiten, denn die Maße waren nicht exakt. Doch nach auftrennen und anpassen ist es gelungen. Nun mache ich mich an die Buchstaben.
Gesund bleiben
Gerlinde
Sehr schönes Projekt, gut erklärt und es macht viel Freude. Detailarbeiten und Geduld ist gefragt – für die man am Ende belohnt wird.
Danke an Karin und Bernina
Karin, Dein Walzertanz hat mir sehr geholfen! Ich hatte etwa bammel vor der Aufgabe . Da ich so noch nicht gearbeitet habe . Du hast es so super beschrieben , das ich es verstanden habe und umsetzen konnte. Sie auch gut aus . Jetzt versuche ich noch ein Foto hoch zu laden . Ich lerne auf vielen Gebieten.
Danke bis nächste Woche
Rosmarie
Vielen Dank für die tolle Anleitung.
Ich bin noch nicht so weit, werde es aber noch umsetzen. Ganz gespannt bin ich auf den Pariser Stich.
Renate
Hallo, ich würde gerne den Schriftzug durch eine Applikation meines Namens ersetzen, um den Quilt an meine Tür zu hängen. Wo finde ich Vorlagen für Buchstaben zum Applizieren oder patchen? Und wo finde ich Infos zur Aufhängung? Vielen Dank für die detailreiche Anleitung! Patchmarie
Hallo Angelika
Vorlagen für den Schriftzug findest du z.B. im Microsoft WORD oder in einem anderen Schreibprogramm. Dort kannst du dir eine Schrift aussuchen, vergrössern und “fett” anzeigen, damit sie dick genug ist zum Applizieren. Mit der Grösse der Schrift kann ich dir nicht helfen, da musst du etwas ausprobieren, da jede Schrift wieder etwas anders ist. Wenn du die Schrift nicht spiegeln kannst in deinem Programm, dann einfach das Blatt Papier mit der richtigen Schrift nehmen und die Rückseite durchpausen, dort ist die Schrift spiegelverkehrt. Damit du es gut siehst beim Durchpausen, kannst du das Blatt gegen das Fenster halten.
Zur Aufhängung gibt es viele Möglichkeiten. Bei grösseren Quilts wird sehr oft ein Stab hinten eingesetzt und dafür ein extra Tunnel genäht, oder er wird mit Klammern aufgehängt. Ich habe den Mini-Quilt mit Tesa Poster-Strips an meine Türe geklebt. Wahrscheinlich nicht die feine Art, aber er hält gut, kommt gut zur Geltung und kann ohne Rückstände wieder entfernt werden.
Liebe Grüsse
Karin
Gefällt mir sehr gut?, mit deutschem Text hätte es mir noch besser gefallen ?
Liebe Karin
Mein grosses Kompliment für deine kompetente und sehr ausführliche Anleitung. Ich bin mit Nacharbeiten noch nicht so weit…. habe jedoch Teil 2 schon gut studiert. Freue mich und grüsse herzlichst Daniela