Kreative Artikel zum Thema Nähen

Aus dem Nähkästchen geplaudert – mit Madeleine Rosenfelder

Auf Instagram ist uns kürzlich Madeleine Rosenfelder aufgefallen. Unter dem Label “Schnittelement” präsentiert sie zahlreiche Nähprojekte, kostenlose Nähanleitungen und gibt hilfreiche Tipps rund ums Nähen. Im Interview unten erzählt sie uns, wie sie zum Nähen gekommen ist, warum sie ab und zu ins Nähzimmer ihrer Mutter schleicht und wann sie zuletzt wegen einer Nähmaschine geweint hat. Ausserdem haben wir herausgefunden, dass Madeleine beim Thema Trachtennähen und Trachenstickerei richtig gut Bescheid weiss und auf eine lange Familiengeschichte zurückblickt. Spannend! 

Informationen zu Madeleine findet ihr unter den folgenden Links:

Website: www.schnittelement.de

Instagram: www.instagram.com/schnittelement.de

Pinterest: www.pinterest.de/schnittelement

Interview mit Madeleine Rosenfelder

Madeleine Rosenfelder

Erzähl mal, wann und wie hast du deine Liebe zum Nähen entdeckt?
Meine Mutter ist Schneiderin, daher bin ich mit dem Nähen groß geworden. Schon im Kindesalter saß ich an ihrer BERNINA Nähmaschine und hab Kleidchen für meine Puppen genäht. Ich habe schon immer viel genäht aber in den letzten Jahren hat mir meine Mutter ganz viel Wissen und das Näh-Handwerk sozusagen beigebracht. Ich bin ihr wirklich dankbar, dass ich so viel lernen konnte und quasi meine private Schneiderausbildung bei ihr genießen konnte und auch noch kann!

Unter deinem Label «Schnittelement» zeigst du online all deine Ideen. Hast du einen thematischen Schwerpunkt oder kommt bei dir so ziemlich alles unter die Nadel?
Nähen ist so ein schönes Hobby, mit dem ich am liebsten so viele Menschen wie möglich anstecken möchte. Mit «Schnittelement» möchte ich zum einen eine Inspirationsquelle sein, damit möglichst viele sehen was man schönes «selbst» machen kann. Zum anderen möchte ich mein Wissen weitergeben und den Menschen mit Nähtipps und detaillierten Nähanleitungen weiterhelfen.

Nähst du nur für dich oder auch für andere?
Am liebsten nähe ich für mich selber, aber ab und zu bekommt mein Freund oder eine Nichte oder Neffe auch was von mir genäht.

Nähszene mit Madeleine

Wir glauben, das Nähen ist für dich nicht Beruf, sondern wichtiger Teil deiner Freizeit. Stimmt das? Was machst du beruflich? Wie bringst du Beruf, Hobby und weitere Verpflichtungen unter einen Hut?
Das stimmt, hauptberuflich bin ich Projektassistentin im Marketing. Bis jetzt ist das Nähen für mich ein großes Hobby, welches auch recht viel Zeit in Anspruch nimmt – aber es ist einfach der perfekte Ausgleich zum Büroalltag. Wenn es mir doch mal zu viel werden sollte, gibt es hin und wieder eine kleine Auszeit.

Kaufst du mittlerweile keine Klamotten mehr von der Stange, sondern nähst dir deine Garderobe selbst?
Mittlerweile ist es wirklich so, dass ein Großteil meines Kleiderschranks selbst genäht ist. Momentan bin ich an einem Punkt angekommen, an dem mir die Qualität der Stoffe und die Verarbeitung von gekauften Klamotten nicht mehr genügen.

Selbstgenähte Kleidung

Gibt es Schnitte, die dir beim Nähen grosse Freude bereiten und welche, vor denen du dich «fürchtest»?
Am allerliebsten nähe ich Kleider, Blusen und Röcke – das macht mir am meisten Spaß. Großen Respekt habe ich aber vor Jeanshosen, gefütterten Parkas und Trenchcoats.  

Auf deinem Blog erwähnst du, dass du aus dem Schwarzwald kommst. Wir denken da an die Schwarzwaldtracht mit rotem Bollenhut. Hast du schon mal mit dem Gedanken gespielt dir deine eigene Tracht zu nähen?
Als ich diese Frage gelesen habe, musste ich wirklich schmunzeln. Tatsächlich bin ich sehr verbunden mit den Schwarzwaldtrachten, da das Nähen und Sticken von Trachten schon seit zwei Generationen in meiner Familie Tradition ist. Meine Großmutter hat früher in mühevoller Handarbeit die Goldstickereien auf den Schwarzwaldtrachten gestickt und meine Mutter näht bis heute die Trachten vieler Vereine im Schwarzwald. Als meine Großmutter das Sticken aufgeben musste, hat meine Mutter begonnen, mit ihrer BERNINA artista 200 diese Goldstickereien anzufertigen.

Goldstickereien für Trachtenmode

Bis ein gesticktes Motiv perfekt ist, bedarf es vieler Arbeitsschritte – vom Zeichnen eines Motivs, bis hin zur Digitalisierung und Bearbeitung mit der Software. Als nächstes erfolgt das Sticken eines Probemotivs mit anschließender Verbesserung der Stickdatei, bis die Stickerei tatsächlich auf einer Tracht landet. Zudem ist das sehr dichte Sticken mit Goldfaden eine große Herausforderung. Vielleicht könnt ihr euch jetzt auch vorstellen, dass ich auch eine traditionelle Tracht besitze. Vor dem Trachtennähen habe ich unglaublichen Respekt. Die Verarbeitung von Samt ist wirklich schwierig und braucht jede Menge Erfahrung.

Trachten nähen

Vom Schwarzwald ist man ja eigentlich recht schnell in der Ostschweiz. Warst du schon mal bei BERNINA in Steckborn?
Das stimmt, Steckborn ist nicht allzu weit von meinem Wohnort entfernt! Als ich noch ein Kind war, haben mich meine Eltern mal dorthin mitgenommen. Das ist aber wirklich schon ewig her. Es wäre für mich sicherlich ein super interessanter Tagesausflug, das Werk mal zu besichtigen ?.

Welches sind deine drei Lieblingsnähprojekte und warum?
Ich würde nicht sagen, dass ich unbedingt Lieblingsprojekte habe. Für mich ist jedes Projekt ein Lieblingsprojekt. Momentan nähe ich sehr gerne meinen Kräuselrock, für den ich auch eine detaillierte Nähanleitung zum Nachnähen auf meinem Blog online gestellt habe. Er ist eigentlich so einfach zu nähen, da man kein Schnittmuster braucht und er an den eigenen Körper individuell angepasst wird. Solche Projekte mag ich sehr gerne.

Kräuselrock nähen

Welches war deine grösste Nähpanne?
Über diese Frage musste ich gerade wirklich lange nachdenken. Tatsächlich kann ich mich an keine richtig große Nähpanne erinnern – der Grund dafür ist aber meine Mutter, die mich wahrscheinlich gerade in meiner Näh-Anfangszeit vor den größten Pannen bewahrt hat. Sie hat mir besonders viel Gespür vermittelt, worauf man besonders achten muss, dass es keine Panne wird.

Woran arbeitest Du gerade?
Aktuell arbeite ich an einer Bluse. Danach ist ein Kleid für eine standesamtliche Hochzeit dran. In meinem Kopf reihen sich aber schon wieder ganz viele andere Projekte… wenn ich nur mehr Zeit hätte!

Bluse nähen

Gibt es bei dir auch Nähpausen?
Ja die gibt es selbst bei mir. Meistens dauern sie aber nicht länger als ein paar Tage. Dann juckt es mir wieder in den Fingern und mein Kopf ist wieder voller Ideen.

Auf Instagram haben wir gesehen, dass du auch stickst und coole Patches selber digitalisiert hast. Wie hast du das gelernt? Willst du zukünftig mehr sticken?
Leider besitze ich selber keine Stickmaschine, sondern schleiche mich heimlich in das Nähzimmer meiner Mutter. Da sie auch die passende BERNINA Sticksoftware dazu hat, kann ich es natürlich nicht lassen, hin und wieder eigene Stickmotive zu entwerfen und zu sticken.

Stickerei mit der B 780

Ich finde, dass Sticken unglaublich toll ist, aber man braucht auch Geduld und Erfahrung, gerade wenn es ans Sticken von selbst entworfenen Mustern geht. Meine Stick-Kenntnisse lassen sich sicherlich noch erweitern. Die Software bietet einen großen Funktionsumfang, der meinen aktuellen Kenntnisstand sicherlich überschreitet. Ich habe aber wirklich große Lust, mich mehr mit dem Thema zu beschäftigen.

Gestickte Patches

Nähst du immer zuerst eine Sache fertig, bevor du mit der nächsten startest oder läuft das bei dir parallel?
Eine Zeit lang habe ich oft mehrere Sachen parallel genäht. Das ging aber oft insofern nicht gut, als ich manche Projekte dann nicht zu Ende gebracht habe. Aktuell versuche ich mich immer auf ein Projekt zu fokussieren.

Gibt es einen Moment beim Nähen, vor dem du dich fürchtest?
Während meiner Näh-Anfangszeit kostete es mich immer Überwindung, in den Stoff zu schneiden. Bei teuren Stoffen ist das heute noch so. Ich lasse mir bei Zuschnitt richtig viel Zeit und durchdenke es einige Male, ob ich keinen Fehler mache und alle Schnittteile richtig platziert sind. Ansonsten habe ich bei Knopflöchern immer ein mulmiges Gefühl – was, wenn ich das fertige Kleidungsstück ruiniere?

Wie verbringst du deine Freizeit, wenn du nicht am Nähen bist?
Wenn ich nicht am Nähen bin verbringe ich meine Zeit am liebsten mit meinem Freund und Familie, auf dem Mountainbike oder auf unserem kleinen Segelboot am schönen Schluchsee.

Aus eigenem Interesse: Wir glauben, Du nähst mit BERNINA. Stimmt’s? Magst Du Deine Maschine(n)? 🙂
Ertappt 😉 Ich habe schon immer auf einer BERNINA genäht und heute stehen in meinem Nähzimmer drei Schönheiten von BERNINA, die ich alle sehr gerne mag. Bis vor einem Monat habe ich einige Jahre auf einer 45 Jahre alten BERNINA Record 830 genäht.

BERNINA Record

Ich habe diese Maschine einfach geliebt, die alte Mechanik war wirklich toll und robust. Als sie vor gut einem Monat dann doch das Zeitliche gesegnet hat, habe ich tatsächlich ein paar Tränen verdrückt (vielleicht waren es auch mehr als nur ein paar…). Nachdem ich den Schock überwunden hatte stand fest, dass ich sofort eine neue BERNINA brauche. Die BERNINA 435 ist dann bei mir eingezogen und ich war sofort neu verliebt. Sie ist wirklich eine würdige Nachfolgerin der Record. Zudem besitze ich die BERNINA Overlock 1150 MDA und eine etwas ältere Coverlock BERNINA Cover & Chain Funlock 009dcc. Ohne diese beiden würde definitiv auch etwas bei mir fehlen.

BERNINA Nähmaschinen

Welches ist dein liebstes BERNINA Zubehör und welches fehlt dir noch?
Seit ich meine neue B 435 habe, genieße ich sehr die Knopflochautomatik mit dem Schlittenfuß. Für knifflige Stellen benötige ich aber noch unbedingt den Knopflochfuß für manuelle Knopflöcher und den Knopfannähfuß.

Die Bilder auf deinem Instagram-Account sehen toll aus. Womit fotografierst du und worauf achtest du beim Fotografieren besonders? Hast du Foto-Tipps für unsere Leserinnen?
Dankeschön! Ich fotografiere mit der Sony Alpha 6000, eine Systemkamera mit Wechselobjektiven. Beim Fotografieren ist es mir mittlerweile besonders wichtig, einen einheitlichen Hintergrund zu haben, damit der Fokus auf dem Motiv liegt. Wichtig für gute Fotos sind auch immer die Lichtverhältnisse, die draußen meistens besser sind als drinnen. Falls es doch mal Indoorfotos sein müssen habe ich zusätzlich zwei kleine Softboxen. Auch ein Objektiv mit Festbrennweite kann ich definitiv empfehlen.

Bleibt das Nähen für dich in Zukunft nur ein Hobby und wohin soll deine kreative Reise noch gehen?
Ich träume schon länger davon, mich nebenberuflich selbstständig zu machen und eigene Nähkurse zu geben. Anfang des Jahres konnte ich schon mal ein bisschen Kursluft schnuppern und bei einem Nähkurs unterstützen. Es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht und gerne möchte ich auch in Zukunft weiterhin Kurse anbieten. Zudem ist es mein Traum, mit meinem Label “Schnittelement” eigene Schnittmuster anzubieten. Im Hintergrund arbeite ich gerade schon auf Hochtouren an meinen ersten Schnittmustern. Ich bin sehr gespannt und freue mich auch das, was noch kommt!

Fun Facts

Stoffe lieber gemustert oder unifarben?
Schwierig… ich mag beides gerne.

Streichelst du Stoffe?
Na klar, wer tut das nicht 🙂

Wie und wo verstaust du deine Stoffe?
Ich habe ein Regal mit verschiedenen Fächern wo ich meine Stoffe nach Art sortiert habe.

Ordnung im Nähzimmer oder organisiertes Chaos?
Definitiv Ordnung.

Nähzimmer

Hast Du einen (Näh-)Tick?
Ich liebe es wenn Nähte perfekt aufeinander treffen, selbst wenn es an einer Stelle ist, die keiner sieht.

Was trägst du beim Nähen?
Meistens was Bequemes – wenn ich für mich selber nähe, kann es auch vorkommen, dass ich nur in Unterwäsche da sitze, da ich das Kleidungsstück ständig anprobiere 🙂

Hast du deinen festen Nähtag oder ist bei dir jeder Tag ein Nähtag?
Bei mir ist jeder Tag ein Nähtag!

Kleid oder Hose?
Ich bin ein absoluter Kleiderfan.

Kleid nähen

Stecknadeln oder Clips
Stecknadeln. Für dicke Materialien wie Leder kommen hin und wieder die Clips zum Einsatz.

Ist gut gebügelt halb genäht?
Absolut!

Sprichst du mit deiner Nähmaschine und haben diese Namen?
Na klar, wenn ich ihr gut zurede, funktioniert es auch meistens. Und die Namen… die bleiben ein Geheimnis 😉

Wie reagierst du, wenn jemand deine Stoffschere zum Papierschneiden benutzt?
Das würde niemand jemals wagen!

Auftrennen oder «ach, egal»?
Unbedingt Auftrennen – es ist zwar manchmal nervig, aber es lohnt sich immer!


Wir werden im Verlauf des Jahres weitere Interviews mit Näh-, Stick- und Quiltpersönlichkeiten hier publizieren. Fällt Euch eine Person ein, von der Ihr gerne mehr wissen würdet? Dann teilt uns deren Namen gerne in den Kommentaren mit.

Liebe Grüsse
Corinna

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