Am dem 1. Juli wird die Kunsthof-Passage in Dresden die Ausstellung „A Tulip is a Tulip is a Tulip“ zeigen. Es werden Werke präsentiert, die im Rahmen des Projektes GULDUSI entstanden sind. Darüber freue ich mich sehr!
Guldusi ist ein Projekt der Deutsch-Afghanischen Initiative DAI, deren Ziel die Hilfe für Frauen und Kinder und die Förderung von Bildung in Afghanistan ist. Viele Frauen in Afghanistan sind geschickte Stickerinnen. Guldusi gibt ihnen eine Möglichkeit, mit ihrem Können Geld zu verdienen. Teil des Projektes ist ein Onlineshop mit Handstickereien.
Wenn Ihr Guldusi unterstützen wollt, könnt Ihr das über den Kauf von Handstickereien im Webshop tun.
Aber nun zur Ausstellung:
A Tulip is a Tulip is a Tulip
Das ist ein sehr langer Titel für eine Ausstellung, das gebe ich zu. Die Anlehnung (oder ist es schon Diebstahl?) an Edith Steins Spruch A Rose is a Rose is a Rose war so verlockend.
Apropos Rose, ich präsentiere Euch eine Stickerei von Diana. Sie zeigt einen Mann inmitten von Rosen. Er scheint gerade jemandem eine zu überreichen. Vielleicht seiner Frau?
Hier ein Spruch von Sayes Ghaisuddin, ehemaliger Anführer der Taliban. Er soll gesagt haben:
Es ist wie eine Blume zu besitzen, eine Rose. Man gießt sie und hält sie drinnen, um sie zu betrachten und zu riechen. Eine Frau darf man nicht aus dem Haus lassen. Dann könnte jeder sie riechen.
Wir Europäerinnen wünschen, dass auch für die Afghaninnen solche Zeiten vorbei sind!
Zurück zu den Tulpen. In meinem letzten Beitrag habe ich Euch schon erzählt, dass sie allgegenwärtig sind in Afghanistan. In vielen Stickereien kommen sie immer wieder vor, fast wie ein Leitmotiv, oftmals sehr klein und versteckt.
Aus diesem Grund haben wir dieses Motiv ausgesucht, um eine Ausstellung zu konzipieren. All jene, die so oft ihre Zeit und ihr Können für GULDUSI einsetzen, haben wir gefragt, ob sie mit einem Werk daran teilnehmen möchten. In Afghanistan hat Lomja den Titel der Ausstellung nach einer Vorlage von Sabine Dryander gestickt.
Das Banner ist fast 3,80 m breit. Hier hängt es in der säkularisierten Kirche, dem jetzigen Bergbaumuseum von Sulzburg, im Schwarzwald. Es war die erste Präsentation dieser Wanderausstellung.
Weit über fünfzig Menschen habe ich eingeladen, sich an dem Tulpen-Projekt zu beteiligen. Alle gehören zur großen Community des GULDUSI Projektes. Sie wirken in unterschiedlichen Bereichen mit. Ohne sie gäbe es schon lange kein Stickprogramm mehr. Viele von ihnen sind mittlerweile Freunde geworden. Sie durften sich alle eine Tulpenstickerei aussuchen und ich bat sie, damit ein Werk zu gestalten. Es sollte 40 x 40 cm groß werden.
Was es für das Projekt alles zu tun gibt, das wissen die Freundinnen aus Freiburg und Umgebung am besten. In jedem Quartal arbeiten sie eine ganze Woche lang mit. Ich sichte alle Tücher und rechne die Löhne aus. Dann beginnt die gemeinsame Arbeit und das Haus ähnelt einem Bienenstock. Es ist wie in einer kleinen Manufaktur. Die Tücher werden gebügelt und die Stickereien müssen ausgeschnitten und eingetütet werden. In dieser Woche wird im Akkord gearbeitet.
Hier ein paar Fotos der Werke aus Freiburg.
Elke Richter aus Freiburg ist auch immer wieder dabei. Sie hatte schon viel früher ein besonders gelungenes Textilbild gestaltet, „Der afghanische Paul Klee“ genannt.
Manchmal ist die Monotonie so erdrückend, dass Blumen und Früchte wie Schreie wirken, wie übertriebene, künstliche Effekte.
Aus “Afghanische Reise ” von Roger Willemsen, 2006.
Sobald die Stickereien eingepackt sind, müssen sie verkauft werden. Es gibt starke Gruppen von Frauen wie die in Luxemburg, die seit über 10 Jahren viele Veranstaltungen betreuen. Sie präsentieren das Projekt auf Hobbymärkten, dem Wilwerwiltzfestival und anderen Veranstaltungen und scheuen weder Zeit noch Mühe.
Das Kamel braucht Datteln, die Erde Blumen. Altes afghanisches Lied
Auch in Bayern gibt es sehr aktive Freundinnen, die regelmäßig einen Verkaufsstand organisieren oder Ausstellungen aus unserem Programm präsentieren. Vor Kurzem war es die Ausstellung COWandMORE (siehe vorigen Beitrag) am 9. März 2020 in Eichstätt.
Aus Bayern kommt auch Uschi Brenner. Sie arbeitet unermüdlich mit vielen Ideen für GULDUSI. Die Anzahl ihrer Arbeiten zeigt deutlich, welch hohen Stellenwert die Stickereien in ihrem Leben haben. Sie hat in ihren Arbeiten schon lange Tulpen mit anderen Blumen kombiniert, noch bevor die Idee dieser Ausstellung geboren war. Hier sind 2 ihrer Quilts, anschließend die Arbeit zur Ausstellung „A Tulip is a Tulip is a Tulip“. Eine ganze Galerie haben wir ihr gewidmet, sie füllt sie regelmäßig mit Beiträgen auf.
Weitere Objekte von Uschi finden Ihr hier bei Guldusi.
Auch in Griechenland und Spanien gibt es Frauen, die alles im Stich lassen, um über mehrere Tage Ausstellungen zu präsentieren. Dabei ist es nicht so einfach und man weiß im Voraus nie, ob die Mühe sich lohnen wird. Ein großes DANKESCHÖN für ihren Einsatz!
In den letzten vier Jahren hat Barbara Wartenberg immerwährend des Sommers eine unserer Ausstellungen in ihrer Galerie präsentiert. In diesem Jahr war COWandMORE geplant. Leider müssen wir die Präsentation auf später verschieben. Sie hat gleich drei afghanische Stickereien in ihrer Gestaltung kombiniert. Sie sind in einer Shiku-Shiku-Technik eingearbeitet. Die Fläche wurde mit mehreren plastischen und bunten, aus Draht geformten Blumen gelockert.
Deutschland und Frankreich erwirtschaften etwa 90% der Gesamteinnahmen aus dem Stickprojekt. Viele Veranstaltungen finden in Frankreich statt. In den Jahren hat sich dort eine richtige Crew aus Freundinnen gebildet. Sie reisen nach Biarritz, Paris, Nantes zu den großen Veranstaltungen, die 3 – 4 Tage dauern, mit über 15 000 Gästen. Sie packen richtig an, um diese selbstgestellte Aufgabe zu meistern.
So läuft das auch in Deutschland ab, mehrere Frauen betreuen einen Verkaufstand. Manchmal bin ich dabei, aber es geht auch ganz ohne mich. So können je nach Saison, bis zu 3 Veranstaltungen parallel stattfinden und ich selbst bin nur bei einer dabei. Es ist großartig!
Wir sind überglücklich, mitteilen zu können, dass die Ausstellung „A Tulip is a Tulip is a Tulip“ in Dresden als Wiederanfang nach der Corona-Krise präsentiert wird. Vom 1. Juli bis zum 16. September wird sie in der Kunsthof-Passage der Dresdner Neustadt, Görlitzer Str. 23, gezeigt. Die U.R. Galerie sowie gegenüber die ARGALI filzkunst Ladengalerie zeigen die 50 textilen Gestaltungen. Am 16. September findet die Finissage statt.
Danke an Susi für das Vermitteln und Mitorganisieren der Präsentation der Ausstellung.
Auch mehrere Männer sind aktiv im Stickprogramm dabei. Es gibt Tätigkeiten, die kaum ans Licht kommen, wie z.B. die Korrektur meiner Berichte in Deutsch, aber auch in Französisch, die Übersetzungen vom Deutschen ins Englische oder vom Französischen ins Deutsche. Ich möchte mich bei allen Männern, die sich engagieren, herzlich bedanken! Interessant ist, dass die künstlerischen Werke der Männer aus Holz sind!
Zum Schluss stelle ich Euch noch die 2 Freundinnen vor, die auch nach Afghanistan fliegen. Wir wechseln uns ab. Es hängt jeweils vom Termin ab und der persönlichen Energie. Eine Reise auf die Dörfer ist ein spannendes Erlebnis, sie kann aber auch sehr anstrengend sein, besonders im Winter.
In Afghanistan wurde auf den drei Dörfern nacheinander ein Shapan herumgereicht. Ein Shapan ist ein Mantel, sein Schnitt ist typisch für die Mittel-Orient-Region. Dieser wurde uns von der Textilkünstlerin Elvira Viranyi gespendet. Ich bat die Stickerinnen darum, jeweils eine Tulpe darauf zu sticken. Das Angebot war freiwillig. Nach einer Runde über mehrere Monate über die drei Dörfern war die Aktion abgeschlossen. Es ist ein luftiges Objekt entstanden, das sich sehen lassen kann und die Ausstellung durch die 3D-Komponente belebt. Das letzte Bild ist auch im Museum von Sulzburg entstanden.
Diese bunte Ausstellung ist ein Zeugnis für die einfallsreiche, energiegeladene Gemeinschaft aller Mitwirkenden rund um das Projekt GULDUSI! Sie wandert weiter und ich wünsche Euch allen, dass Ihr die Möglichkeit habt, sie anzusehen. Sie tut der Seele gut!
Eure Pascale
Liebe Pascale,
vielen Dank für diesen wunderschönen Bericht mit all seinen bunten Arbeiten und den Ergebnissen, wenn ein Netzwerk von Frauenhänden in vielen Ländern zusammen arbeitet und kreativ ist. Und das in so einer langen Zeit! Möge dieses Netzwerk noch lange Hand in Hand tätig sein und funktionieren!
Liebe Grüße Luitgard
Dir ganz besonderen Dank für Deinen unermüdlichen Einsatz für dieses Projekt!