In Blusen nähe ich mir gerne eine Pololeiste, also eine halbe, nicht komplett durchgehende, Knopfleiste ein. Die Bluse wird dadurch zu einer Schlupfbluse und bekommt einen etwas sportlicheren Charakter. Oft scheuen sich Näherinnen davor, eine solche Pololeiste einzunähen, da das untere Ende der Leiste schwierig erscheint. In dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung zeige ich Euch,wie man eine solche Leiste sauber einnäht und auch das untere Ende der Leiste gerade und ordentlich wird.
Das Schnittmuster, welches ich hier verwende, ist die “Elsenschwester03” mit dem Kragen der “Elsenschwester01” von schneidernmeistern.
Vorüberlegungen für eine Pololeiste
Zu Beginn steht die Überlegung, wie breit die Leiste sein soll – sofern es in Eurem Schnittmuster nicht vorgegeben ist. Denn je nach Breite der Leiste verändert sich der Einschnitt bzw. Ausschnitt, der in der vorderen Mitte vorgenommen werden muss.
Bei den folgenden Angaben gehe ich immer von einer Nahtzugabe von 1 cm aus – ich nehme diese Nahtzugabe gern, da dieser Zentimeter genau der halben Nähfuss-Breite meiner BERNINA Nähmaschine entspricht.
In der folgenden Tabelle habe ich aufgeführt, wie breit bei unterschiedlicher Leistenbreite die Leiste zugeschnitten werden muss und ob der gerade Einschnitt an der vorderen Mitte verbreitert werden muss.
Leistenbreite | Zuschnitt Leiste | Ein-/Ausschnitt |
(2 x Leistenbreite + 2 x 1 cm NZ) | ||
2,0 cm | 6 cm | gerader Einschnitt |
2,5 cm | 7 cm | 2 x 0,25 cm = 0,5 cm |
3,0 cm | 8 cm | 2 x 0,5 cm = 1,0 cm |
In meinem Beispiel beträgt die fertige Leistenbreite 2,5 cm. Mein Einschnitt muss, wenn ich ihn am Stoffbruch einzeichne, 0,25 cm sein. Wenn das Vorderteil vor mir liegt, hat der “Ausschnitt” eine Breite von 0,5 cm.
Wenn die Leiste schmäler als 2 cm werden soll, muss die Nahtzugabe kleiner als 1 cm werden – das weiter auszuführen, sprengt leider den Blogartikel.
Die Länge der Leiste hängt vom Schnitt oder den persönlichen Vorlieben ab. Der Leiste sollte da. 5 cm länger als der Einschnitt am Vorderteil sein. Wenn das obere oder untere Ende der Leiste verstürzt werden soll, muss die Leiste nochmals entsprechend länger sein.
Der Einschnitt an der vorderen Mitte ist 1 cm kürzer als nachher die Leiste lang sein soll.
Vorbereitung zum Einnähen einer Pololeiste
Auf der rechten Stoffseite wird die endgültige Länge der Leiste am unteren Ende markiert, also 1 cm unterhalb des Einschnittes.
Das Ende des Einschnitts wird auf der linken Stoffseite mit einem Stück aufbügelbarer Vlieseline verstärkt und damit gegen ein Einreißen gesichert.
Die beiden Leistenteile werden der Länge nach links auf links gebügelt und anschließend wieder geöffnet, um die Mitte zu kennzeichnen. Anschließend wird die Hälfte der Leisten mit Vlieseline verstärkt, die nachher außen an der Bluse sein wird. Die Breite der Vlieseline entspricht der fertigem Breite der Leiste, bei mir also 2,5 cm. Die äußere Nahtzugabe bleibt unverstärkt.
In einem nächsten Schritt werden die äußeren Nahtzugabe an beiden Leisten nach links eingebügelt. Ich kennzeichne mir dies gerne mit einer Markierungslinie im Abstand von 2 cm zur äußeren Kante – auf dem obigen Bild sieht man diese Linie ganz gut – damit ich die äußere Kante genau bis zu dieser Linie einschlagen und einbügeln kann.
Das Aufnähen der Leisten
Die beiden Leistenteile werden bündig rechts auf rechts am Einschnitt aufgelegt, die eingebügelten Nahtzugaben liegen außen. Der rote Pfeil auf dem nächsten Bild zeigt auf die Markierung der endgültigen Leitenlänge.
Die Leisten feststecken und annähen. Ich habe auf dem Bild die Nähline mit einer schwarz gestrichelten Linie eingezeichnet. Sie beginnt oben und endet am unteren Ende an der Markierung, d.h. 1 cm unterhalb des Einschnitts.
Wichtig ist, dass beide Nahtlinien genau auf gleicher Höhe enden. Die schwarzen Pfeile zeigen im folgenden Bild auf die Nahtenden.
Anschließend wird, ausgehend vom bisherigen Einschnitt, nur der Oberstoff, nicht die Leisten, eingeschnitten: vom Ende des Einschnitts bzw. von der Ecke des Ausschnitts bis genau zum letzten Stich der gerade genähten Naht.
Exkurs: Verstürzen der Leistenenden
Das obere Ende der Pololeiste kann verstürzt werden, wenn der restliche Halsausschnitt bspw. mit einem Beleg versäubert wird. Geht bei Euch der Kragen genau bündig bis zur Leiste, könnt Ihr diesen Punkt überspringen. In meinem Beispiel wird nur die Hälfte der Pololeiste oben verstürzt, da mein Schnitt dies vorsieht und ich einen kleinen Stehkragen annähen möchte. Aber das Prinzip ist dasselbe.
Die Leiste wird mittig rechts auf rechts der Länge nach aufeinander gelegt und oben festgesteckt. Bei mir wird ein Zentimeter verstürzt, also habe ich dies auch mit einer Stecknadel markiert.
Nun wird mit 1 cm Nahtzugabe abgenäht, jeweils zwischen Markierung und Faltkante. Bei solchen Näharbeiten ist für mich der Nähfuß #34 mit transparenter Nähsohle unverzichtbar, da ich dank seiner beiden seitlichen roten Markierungen den Nahtanfang genau bestimmen kann.
Die Nahtzugabe wird bis kurz vor die eben genähte Naht eingeschnitten und die Leisten gewendet.
Die Leiste kann auch komplett verstürzt werden. Dann muss genau zwischen der Leistenannäh-Naht und der Faltkante genäht werden.
Das untere Leistenende kann ebenfalls auf diese Weise verstürzt werden. Bei meinen Blusen verzichte ich darauf, da dies eine zusätzliche Naht am unteren Ende und damit mehr “Geknubbel” bedeutet.
Die Fertigstellung der Pololeiste
Hier geht es weiter, egal ob die Pololeitse oben verstürzt ist oder nicht.
Nachdem am unteren Ende schräg am Schlitz eingeschnitten wurde, werden die Nahtzugaben der der Leistenannäh-Naht in die Leiste gebügelt (von der linken Stoffseite aus).
Die Leisten werden nach innen gefalten, die im Vorbereitungsschritt eingebügelten Nahtzugaben der Leisten werden dabei auch nach innen geschlagen. Feststecken – dabei trifft die Kante der Leiste auf die auf der linken Seite sichtbaren Leistenannäh-Naht. Hier ist also die linke Stoffseite zu sehen.
Da unten ja der Stoff am Schlitz eingeschnitten ist, können die Leisten bis zu ihrem unteren Ende eingeschlagen und festgesteckt werden
Am unteren Ende ergibt sich durch das schräge Einschneiden ein kleines Dreieck, welches gut nach unten gefaltet wird.
Darüber werden die Leisten gelegt, die ab dem Schlitzende nicht mehr auf dem Vorderteil festgesteckt werden, sondern nur noch als “Leiste an sich”
Hier habe ich die Leisten nach außen geschlagen, so ist das Dreieck am Schlitzende gut zu sehen.
Nun müssen die eingeschlagenen Leistenenden festgenäht werden. Dies kann
a) mit der Nähmaschine geschehen, wenn die Leiste auf der linken Seite minimal über die Leistenannäh-Naht gesteckt wird. Dann kann von der rechten Seite aus mit dem Schmalkantfuß #10 im Nahtschatten die Leiste festgenäht werden.
b) mit Handstichen von der linken Seite aus geschehen. Ich beginne ein, zwei Zentimeter unterhalb des Schlitzendes mit dem Zusammennähen der Leiste und nähe mit Überwendlichstichen die Leistenkante an der Naht fest.
Am Leistenende sind die Leisten lose.
Zwischendrin solltet Ihr immer wiederkontrollieren, ob von der rechten Seite aus die Leiste schön eben und gerade liegt und auch das Leistenende ordentlich ist.
Das Schließen der Pololeiste
Wieder auf der linken Stoffseite:
Nun wird die Kante am Leistenende geschlossen. Faltet dazu das Oberteil so rechts auf rechts zussammen, dass das bisher nach unten gefaltete Dreieck und die losen Leistenende nach rechts liegen, das restliche Oberteil nach links.
Kennzeichnet auf der Vlieseline eine gerade Linie in Weiterführung der Faltkante
Nun wird minimal rechts neben der markierten Linie eine Steppnaht gesetzt – in der Weise, dass nur die Leisten mit dem Dreieck zusammengenäht werden aber nicht die Faltkante.
Anschließend muss das Leistenende versäubert werden, falls die Enden nicht schon wie im Exkurs oben erwähnt, verstürzt wurde.
Hier kann man bspw.
a) nach ca. 3 cm die Leistenende abschneiden, versäubern und die Leisten dann von der rechten Seite in Quadratform inkl. Kreuz feststeppen oder
b) die Leistenenden kurz abschneiden und versäubern. Bei mir war es so nicht mal nötig, das Ende zu fixieren.
Von der rechten Seite aus sollte nun ein schöne flache und gerade Leiste zu sehen sein.
Knopflöcher und Knöpfe
Nun fehlen in der Pololeiste noch die Knopflöcher und die Knöpfe. Meist nähe ich diese erst nach Fertigstellung und einer ersten Anprobe des Oberteiles ein. Wenn Ihr wisst, wo sich die Knopflöcher befinden sollen, könnt Ihr die Knopflöcher auch vor dem Fixieren der beiden Knopfleisten einnähen – dann läuft der Knopflochschlitten einfacher. Weitere Tipps zum Einnähen von Knopflöchern findet Ihr in meinem Knopflochbeitrag hier auf dem Blog
Viel Freude beim Pololeisten-Nähen,
liebe Grüße
Ines
leider ist der Schnitt nicht ladbar.
Leider verkauft die Schnitterstellerin mittlerweile ihre Schnitt nicht mehr. Ein ähnlicher (neuer) Schnitt ist “Linnea” von Lillesol&Pelle (https://www.lillesolundpelle.de/epages/63406511.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/63406511/Products/lw79).
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines?.
Super, ich habe zwar schon eine Pololeiste genäht, in dem Schnitt, sind die einzelnen Schritte allerdings nicht bebildert. So hilft mir deine Anleitung jetzt sehr, bei der nächsten Bluse/Shirt die Leiste noch perfekter hin zu bekommen.
Danke und liebe Grüße
Bärbel
Liebe Ines,
Liebe Bärbel,
ich hoffe, die Leiste gelingt! Wenn ich mir bei solchen Sachen unsicher bin, nähe ich ja gerne ein kleines Probestück – so einen “Einschnitt” in eine Bluse zu machen, lässt einen ja schon tief Luft holen.
Viel Erfolg und liebe Grüße
Ines
Vielen Dank für die tolle Anleitung. Das hilft mir momentan enorm, da ich bereits den Schnitt für ein Polo-Shirt fertig rausgezeichnet habe, aber noch nicht damit begonnen habe. Ich habe nämlich noch nie eine Pololeiste genäht. Ich denke mit der super Anleitung dürfte das kein Problem mehr sein – wenn ich mich bemühe, wirklich genau zu arbeiten.
Vielen Dank – Patricia
Vielen Dank
Liebe Patricia,
wenn Du noch nie eine Pololeiste genäht hast, empfiehlt sich eine Probeleiste – dann ist der Schnitt in den “richtigen” Stoff nicht so schlimm. Da kannst Du dann auch ausprobieren, wie weit zur Ecke Du einschneiden musst.
Und wenn Fragen auftauchen, versuche ich gerne weiterzuhelfen.
Liebe Grüße
Ines
Wieder ein ausgezeichnetes Tutorial von dir, liebe Ines. Du kannst das richtig gut. Danke.
LG
Siebensachen
Dank Dir! Ich schreib das auch richtig gerne.
Liebe Grüße
Ines