Lang lang ist’s her. Wie ihr alle drehte sich mein Alltag in den letzten Wochen um den Umgang mit dem Corona-Virus. Nun bin ich aber mit neuem Enthusiasmus zurück.
Ich habe hier ein neues Projekt für euch für das ich lange gebraucht habe. Mit dem Zuschnitt habe ich schon vor etwa einem Jahr begonnen. Da ich wusste, dass ich gerade für das Innenleben des Blazers viel Hirnschmalz benötigen werde, hab ich diese Schnitteile erst im Januar dieses Jahres zugeschnitten. Das Zusammennähen zum Schluss stellte jedoch kein Problem dar und war teilweise sogar sehr entspannend.
Einen einzigartigen Blazer herzustellen war einer der Gründe, weshalb ich überhaupt wieder mit dem Nähen begonnen habe. Ich liebe Zitronenprint (siehe z.B. hier mein Zitronen-Badeanzug!) Das ist heute immer noch so. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, einen Blazer mit Zitronen zu nähen. Nun, was ihr unten lesen könnt, soll mitnichten ein Expertenbeitrag sein. Vielmehr möchte ich euch gerne auf meine Reise zur klassischen Schneiderei mitnehmen.
Ich bin eine Frau mit Kurven, habe schmale Schultern, eine grosse Oberweite, relativ schmale Taille für mein Gewicht und dafür wieder ein üppigeres Gesäss. Auch wenn ich noch so begeistert bin von der neuen Blazermode mit etwas längeren Schnitten und weniger Taillierung. Ich fürchte, dass dies bei mir wie ein Kühlschrank aussehen würde. Aus diesem Grund habe ich mich für einen klassischen taillierten Blazer von Vogue entschieden: Vogue 8333. Die Tatsache, dass sich dieser Blazer mit drei Knöpfen (statt oftmals nur einem) schliessen lässt ist ein zusätzlicher Bonus.
Übersicht über alle Zutaten, die ihr braucht:
- Oberstoff: von Stylemaker Fabrics, ein stretchiger Baumwoll-Sateen
- Zwischenfutter: Ditte Stoff von Ikea (yep, den benutze ich oft als Probestoff)
- Einlage: Starker Probestoff von mood fabrics, Rosshaar von Minerva und Lammwolle ebenfalls von Minerva
- Futter: Schwarze Seide von einem lokalen Stoffladen
- Twill-Tape für den Reversbruch
- Bügeltape für die Nahtlinien
- Knöpfe
- Faden, Bienenwachs, Fingerhut
- Geduld
Die Schnittmusteranleitung stellt euch zwei verschiedene Herstellungsmethoden zur Verfügung. Die klassische Schneidermethode oder aber die Methode mit Bügeleinlage. Da ich ja ein Schneiderei-Abenteuer wagen wollte, habe ich mich für die klassische Methode entschieden. Ihr müsst euch aber keine Sorgen darüber machen, dass Schnittmuster sagt euch genau welche Art Einlage für welches Schnittteil benötigt wird. Es ist auch möglich, dass eure Einlage für ein anderes Modell auch anders aussehen wird, da gibt es zahlreiche Varianten. üblicherweise sind Herrensakkos vorne komplett mit Rosshaar verstärkt, während bei Damenblazern der Bereich unterhalb der Brust ausgespart wird.
Da mein Stoff leider dehnbar war (keine ideale Voraussetzung und das habe ich später bereut) musste ich jedes Teil des Oberstoffes mit Zwischenfutter verstärken. Das Zwischenfutter wird gemeinsam mit dem Oberstoff vernäht (man behandelt es sozusagen als ein Teil).
Nachdem ich die Schultern angepasst habe, habe ich den Kragen eingenäht. Auch dieser war inwendig mit Rosshaar und Pikierstichen verstärkt.
Näht das Futter zusammen (davon habe ich keine Bilder erstellt) und näht das Futter an den Oberstoff. Hier habe ich die Ärmel und ein Teil des unteren Saums offen gelassen und den Bereich später von Hand zu schliessen.
Nun noch einmal gut bügeln, Knopflöcher nähen, Knöpfe annähen und fertig!
Wer jetzt etwas überfordert ist, kein Problem, das kenne ich. Mein Tipp ist einfach mal zu beginnen. Gerne auch mit einfachen Bügeleinlagen. Fangt langsam an und nutzt alle euch zur Verfügung stehenden Ressourcen, Internet, Bücher, Youtube und natürlich den Bernina-Blog.
Lest die Schnittmusteranleitung gut durch und nehmt einen geeigneten Oberstoff 😉
Bereits Ende Juni könnt ihr wieder von mir lesen. Bis dahin dürft ihr gerne bei meinem Instagram-Account vorbeischauen und nachsehen, was ich sonst so treibe.
Viel Spass beim Nähen!
Nadine
Eine Frage zum Sitz der Knöpfe. Ich gehe davon aus, dass die Knöpfe auf der vorderen Mitte sitzen. Warum ist so ein großer Überstand bis zur vorderen Blazerkante? Ist das im Schnitt so vorgesehen?
LG Kerstin
Hallo Kerstin
Nein das ist vom Schnitt nicht so vorgesehen. Das Originalschnittmuster siehst du hier: https://mccall.com/v8333
lg Nadine
Wau, was für einen schönen Blazer, mit etwas Näherfahrung, hast du alles sehr gut beschrieben, es erfordert etwas Geduld beim Nähen, aber es lohnt sich, wie man sieht. Ich würde einen Blazer ohne den doppelten Stoff nähen, dann aber einen Stoff wählen der sich nicht so dehnt, oder ohne Futter für den Sommer, das habe ich auch schon oft gemacht.
LG.Melitta
Vielen Dank! Bei deiner vorgeschlagenen Stoffwahl kann ich nur zustimmen 🙂 Aber das ist halt so bei mir, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe… haha
Tolle Arbeit! Der Trick mit dem schrägen Stoff am Ärmel ist mir neu – Danke dafür!
Für soviel Sorgfalt und Liebe beim Nähen hätte ich andere Knöpfe verwendet (Geschmackssache)?
Danke und gern geschehen. Das mit den Knöpfen ist ja so eine Sache. Grundsätzlich stimme ich dir da zu. Aber in den letzten zwei Monaten habe ich alle Shops abeklappert (online und physisch), die mir etwas in der Art wie ich es mir vorgestellt habe, liefern könnten. Die Auswahl war tatsächlich etwas bescheiden. Leider. Dafür lenken sie nicht von den Zitronen ab 🙂