Kreative Artikel zum Thema Nähen

Herbstkleid als Sommerkleid und anders herum

In diesem Artikel zeige ich euch, wie ihr eine traumhaft schöne Dekonaht mit der Overlock näht, und vermittle nebenbei wichtiges Basiswissen zum Aufbau einer Overlocknaht.

Ein Lieblingskleid als Wandelvariante nähen

Wenn der Sommer in den letzten Zügen ist, weiß ich immer nicht so genau … Nähe ich jetzt noch ein Sommerkleid oder lieber schon ein Herbstkleid für die kälteren Tage? Im Zweifel entscheidet man sich falsch, dann hat man etwas nahezu ungetragen im Schrank. Im schlechtesten Fall passt es dann im nächsten Sommer nicht mehr. Oder man schwitzt sich `nen Wolf, weil das neu Genähte natürlich getragen werden möchte, auch wenn der Sommer jetzt nochmal ein kurzes Comeback zeigt.

Aber, ich hatte ja schon im letzten Artikel ein Sommerkleid gezeigt. Was genau spricht eigentlich dagegen, genau dasselbe Kleid, das ich doch so mag, nochmal zu nähen als Wandel-Variante?

Gesagt, getan. Aber identisch wie das erste Kleid soll es natürlich nicht sein, irgendeine Variation muss her. Also stelle ich das Grundkleid her, verbinde die Schultern und das Oberteil mit dem Rockteil, und nähe den Beleg an.

Aufbau einer Overlocknaht

Ich lese immer wieder, dass eine 4-Faden-Overlocknaht von außen absolut nicht zu sehen sein darf. Wenn man aber einmal bedenkt, dass die Dehnbarkeit proportional zur Garnmenge steigt, dann ist eigentlich klar, dass eine Overlocknaht ungedehnt gern so aussehen darf.

In gedehntem Zustand nach links und rechts darf man dann aber die Fäden schon sehen und sollte man vielleicht auch.

Dafür hab ich an der BERNINA L 850 alle Fadenspannungen auf 4 gestellt. Ich habe ganz normales Overlockgarn eingefädelt. Wenn ich die Spannung des linken Nadelfadens erhöhen würde, damit man auch in quer-gedehntem Zug den Faden nicht sieht, besteht immer die Gefahr, dass die Naht sich erstens zusammenzieht und zweitens an Dehnbarkeit verliert. Dehnbarkeit ist zwar in einem Wickelkleid nicht der Fokus, aber zusammengezogen möchte ich meine Naht natürlich nicht haben.

Fadenspannung optimieren bei der Overlock

Wenn man eine Overlocknaht anschaut, fragen sich immer viele, welcher Faden eigentlich von wo genau kommt, um sauber nachregulieren zu können, falls man das muss. Die Aufschlüsselung ist eigentlich ganz einfach:

  • Der Obergreifer liegt immer oben (ist entweder in der Bewegung über der Stichplatte oder daneben).
  • Der Untergreifer liegt immer unten (unter der Stichplatte oder daneben).

Schaut man seine Maschine an, stechen die Nadeln in den Stoff, die Greifer bilden die Naht. Dann kommen die Nadeln raus, der Transport bringt den Stoff um die eingestellte Stichlänge nach hinten, die Nadelfäden liegen oben auf, und der nächste Stich beginnt. Das heißt, die Nadelfäden liegen immer oben auf dem Stoff.

Wenn man nun seine Naht ansieht, muss man nur die beiden nebeneinanderliegenden Nadelfäden suchen – in unserem Bild hier ist das die oben-liegende Naht – und schon weiss man, wo der Obergreifer ist (oben, also bei den Nadelfäden). Der Untergreifer ist demzufolge auf der anderen Seite (im Bild die unten liegende Naht). Näht man nur mit einer Nadel, ist diese Definition manchmal tricky, darum kann man sich als zweite Regel merken: Der Untergreifer macht Buchstaben! Entweder Vs oder Ys.

Mit diesem Wissen ist es recht einfach, Unregelmässigkeiten in einer Naht zu regulieren: Kommt der Untergreifer um die Kante, so wie in diesem Bild …

… muss entweder die Spannung beim Untergreifer erhöht werden (weil er zu lasch ist), oder es muss die Spannung beim Obergreifer verringert werden (weil er zu stark zieht). Was es im Einzelfall ist, kann man nur sagen, wenn man auf die individuellen Spannungen schaut. Das kann an jeder Maschine unterschiedlich sein, weil jede Maschine ihre Spannungen anders umsetzt.

Ich empfehle immer, erstmal nur einen Greifer zu verändern, das Ergebnis anzuschauen, und dann erneut zu regulieren, wenn Bedarf ist. Dass an allen Rädern gedreht wird, kommt noch früh genug ;o)).

Nach dieser kleinen Grundkunde, zu finden mit ganz vielen anderen Infos im Video „Basiswissen zur Overlock“, möchte ich nun in diesem Kleid irgendeine Besonderheit einfügen, um es vom Wickelkleid Nr 1 abzusetzen – neben der Farbe. Meine Wahl fällt auf eine Dekonaht.

Dekonaht nähen mit der Overlock

Ich nehme mir ein älteres Madeiragarn, Decora Nr 6. Das hat einen besonderen Glanz. Leider wird dieses Garn so heute gar nicht mehr hergestellt. Manchmal lassen sich diese alten Garne auch gar nicht gut vernähen, aber mit einem kleinen Trick kriegt man das dann doch mitunter nochmal hin: altes Garn in einem Gefrierbeutel und ab in den Kühlschrank. Ein paar Tage später rausholen, nähen – und man hat eine Traumnaht.

Dekonaht nähen mit der Overlock

Ich habe hier die rechte Nadel entfernt, und habe endlich mal die vollen 9 mm Stichbreite ausnutzen können. Das ist ja ein Feature der BERNINA L 850, das ich vom ersten Auspacken an ganz großartig fand. An der Front des Kleides kommt das gut zur Geltung.

Sommerkleid/Herbstkleid mit Dekonaht

Die Einstellungen habe ich wie folgt gewählt.

Stichbreite: 9 mm

Fadenspannungen: siehe Bild unten (die rechte Nadel, also die 2. von links, ist nicht befädelt):

Das dicke Garn hab ich an der Druckluft vorbei geführt. Nicht, um die Spannung zu verringern, sondern um das dicke (und alte)  Garn nicht unnötig zu belasten.

Die Fädelwege zu umgehen, ist wirklich sehr einfach, hier in diesem Video  ist genau gezeigt, wie die Handgriffe gehen:

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Ich liebe diese Technik. Man kann sie zum einen einsetzen, um Spannungen so gering wie möglich zu halten, aber eben auch, um Garnen einen leichteren Durchlauf zu gewähren.

Der Beleg

Mein Beleg sieht von innen nun so aus.

Dekonaht - so sieht der Beleg innen aus

Die nicht aussen-liegende Kante habe ich mit einer 3-Faden-Overlocknaht versäubert, Nadel rechts. Nicht weil ich muss, Jersey franst ja nicht aus. Nach meinem Geschmack ist es einfach netter, hübscher und professioneller.

An der Seite habe ich wieder einen heissgeliebten Knopf eingefügt. Passt er nicht toll zur Dekonaht? Eine tolle Knopfsammlung ist gold wert. Man weiss ja nie, wann man mal eins dieser kleinen, aber feinen Stücke benötigt.

Dekonaht am Herbstkleid

Vom Sommerkleid zum Herbstkleid

Für die Herbstvariante hab ich direkt in Knopffarbe ein riesiges Halstuch mit einem Rollsaum gesäumt und Stulpen dazu gemacht. Somit ist das Kleid ohne Halstuch ganz perfekt mit High Heels oder Sandalen für den Sommer und mit Stiefeletten oder Stiefeln für den Winter.

Wie ich genau das Tuch gemacht habe, vor allem auch an den Ecken ohne abzusetzen, schauen wir uns im nächsten Beitrag an. Denn der Rollsaum ist ein wahrer Traum. Dann schauen wir auch mal genau auf die mtc-Funktion, ein exklusives Feature von BERNINA, mit dem sich die Schlingfadenmenge einstellen lässt und das beim Rollsaum ganz besonders hilfreich sein kann.

Zusammenfassung zur BERNINA L 850

Um mal ein Resumée zu ziehen nach den ersten Monaten mit der neuen BERNINA: Ich liebe sie! Sie ist leichtgängig. Der Kniehebel unterstützt mich, denn ich kann mit meinen Händen am Stoff bleiben und muss nicht los lassen, um den Nähfuss herunter zu holen. Das erledigt der Kniehebel für mich. Ich liebe die Stichbreite von 9 mm. Die Fadenspannungen lassen sich einfachst verstellen und regulieren. Dank der mitgelieferten Sticheinstellkarte, die ich mir laminiert habe, findet auch ein wirklicher Anfänger sofort die richtige Zusammenstellung. Die Maschine steht fest auf dem Tisch, ohne loszuwandern, wenn’s mal rasant zur Sache geht, und ich kann mit dem kleinen Knöpfchen vorn an der Maschine die Geschwindigkeit halbieren. Die ersten Stiche näht sie langsam, die Nadel stoppt immer mit Nadelstopp oben – insgesamt ist das eine Maschine, die wirklich einfach Spaß macht. Ich freue mich sehr, auf dieser Maschine nähen zu dürfen!

Bis bald

Eure Manu

Verwendete Produkte:
BERNINA L 850
BERNINA L 850

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