Obwohl ich einen ganz wunderbaren Fuhrpark an BERNINA Nähmaschinen besitze, nähe ich einige Details von Hand. Eine Wendeöffnung schließen, einen Beleg anstaffieren oder einen unsichtbaren Blindsaum sticheln – für all das greife ich gerne zur feinen Nähnadel und zum Fingerhut. Gerade der handgenähte Blindsaum ist für leichte Stoffe das Tüpfelchen auf dem i, denn Steppnähte sind nicht für jedes Projekt passend. Als ich vor kurzem meine Marlenehose aus Wollstoff vollenden wollte, hatte ich schon die Handnähnadel eingefädelt, um die weiten Beine unsichtbar zu säumen.
Blindsaum ohne Handarbeit
Doch da der Stoff nicht so dünn und ein wenig flauschig war, habe ich mich erinnert, dass ich ja das Nähfüßchen #5 in meiner Nähfußsammlung habe. Es ist der Blindstichfuß und BERNINA schreibt zur Verwendung der damit genähten Naht:
„Die Blindstichnaht eignet sich perfekt für Kleidungsstücke, die besonders elegant und hochwertig aussehen sollen. Die Nadel durchsticht den Stoff so wenig, dass der Stich auf der Vorderseite kaum sichtbar ist…“
Tatsächlich kann man mit diesem Nähfuß und einem speziellen Stich an der Maschine, ganz einfach und zeitsparend einen schönen Saum nähen, der sich so gut wie gar nicht vom Handsaum unterscheidet.
Ganz einfach
Damit Ihr sehen könnt, wie einfach die Anwendung ist und wie schön das Ergebnis wird, habe ich ein paar Bilder für Euch gemacht. Der Blindstichfuß #5 ist bei einigen Maschinen übrigens schon im Lieferumfang enthalten, aber ich weiß von vielen Hobbyschneiderinnen, die gar nicht ahnen, was für einen tollen Helfer sie da haben.
Hier sehr Ihr das Nähfüßchen mit seiner speziellen Führungsschiene. Ich habe zum Vergleich mal den beliebten Schmalkantfuss #10 daneben gestellt.
Gerne kommt es bei den beiden nämlich zur Verwechslung. Aber auf der Unterseite kann man deutlich den wichtigen Unterschied erkennen und man sieht auch, warum man nicht einfach den Blindsaumfuß für Abstepparbeiten nehmen sollte, nur weil der Fuss #10 in der Sammlung fehlt. Fuss #5 hat eine teilweise geformte Führungsschiene, die in den Einstichbereich ragt. Zum Absteppen also eher hinderlich, aber für Blindsäume perfekt.
Ich bringe Nähfuß #5 an und wähle den passende Stich an der Maschine. Bei meiner BERNINA 570QE ist das die Stichnummer 9.
Der Saum ist fertig gebügelt und ich fixiere ihn mit ein paar Quernadeln.
Nun klappe ich den Saum nach außen um. Die Kante der Zugabe steht etwa fussbreit über und an der anderen Seite entsteht ein Bruch.
Auf dem nächsten Bild könnt Ihr sehen, wie ich das Hosenbein an der Maschine platziere.
Für die nächsten Bilder habe ich einen Stoffrest genommen und Kontrastgarn eingefädelt. So könnt Ihr besser erkennen, wie das ganze unter der Maschine liegt und wie der Stich funktioniert.
Das ist die fertige Naht. Ihr seht, die Maschine näht ein paar Stiche geradeaus und macht dann einen Zacken nach links.
Und dieser Zack ersetzt das, was sonst mühsam und vorsichtig per Hand genäht wird. Denn damit sticht die Nadeln ein ganz klein wenig in den Stoffbruch ein.
Im Idealfall erwischt man nur einen Gewebefaden.
Das Ergebnis überzeugt
Hier seht Ihr nochmal die die Innen- und die Außenseite. Die Saumstiche sind von rechts so gut wie unsichtbar.
Ich mag den Blindsaum mit der Maschine besonders gern für etwas voluminösere Stoffe. Feine Stoffe säume ich persönlich lieber mit der Hand, aber auch das geht natürlich mit der Nähmaschine und dem Blindsaumfuss. Dann sollte man aber wirklich ganz dünnes Nähgarn und eine sehr feine Nadel verwenden. Zudem erfordert es ein wenig Probieren, um die ideale Stichbreite zu finden, damit die Einstiche von rechts auch wirklich unsichtbar bleiben.
Und, kanntet Ihr den Blindstichfuss #5 schon und säumt fleißig damit? Oder schlummert der Nähfuss noch verkannt in Eurer Sammlung? Ich kann nur raten, probiert ihn unbedingt mal aus. Es geht schnell und das Ergebnis ist wirklich toll, unsichtbare Säume können ein Nähwerk auf einfache Art perfekt vollenden.
Euer Schneiderherz Ute
Wenn Ihr meine neue Wolhose mal in ganzer Pracht sehen möchtet – auf meinem Blog stelle ich sie im Detail vor. Schaut doch mal vorbei, ich freue mich. Scheiderherzens Lieblingshose
Vielen Dank für die sehr anschauliche Erklärung! So konnte ich den Blindstich sehr gut nähen. Allerdings gelingt es mir nicht, den Saum meiner Hose auf das gewünschte Maß zu kürzen. Auch nach mehrmaligem Üben gelingt es mir nicht, der Saum ist immer ca 0,5 – 1 cm länger als gewünscht. Mein Eindruck ist, dass es an der Zugabe der Kante liegt. (?) Was mache ich falsch??
Hallo Sinah,
bügelst Du den Saumbruch im Vorfeld ein? Der Saum muss fertig gebügelt und mit ein paar Quernadeln fixiert sein, dann ändert sich (auch versehentlich) nichts an der vorher festgelegten Länge.
Liebe Grüße
Ute
Hallo Schneiderherz, danke für Deine schnelle Reaktion. Und ja, ich bügle den Saumbruch vorher. Ich habe es auch mit festheften versucht, auch zusätzlicher Markierung mir Kreide. Der Saumbruch wird auch mit dem Blindstich getroffen, wenn ich den Stoff dann wende ist die Länge des Hosenstoffes jedoch immer etwas länger….. Mittlerweile dachte ich schon dass das so sein muss, aber das kann doch nicht sein, oder?
Ganz liebe Grüße zurück
Edit: Ich habe jetzt noch ein paar mal geübt, wollte schon aufgeben…. aber es hat sich gelohnt! Der Saum wird so wie ich ihn möchte *freu und jubel*
Ganz genau weiß ich es nicht, anscheinend habe ich entweder etwas im letzten Schritt nicht richtig beim umlegen des Stoffes gemacht; möglicherweise habe ich den Stoff zum kürzen schon am Anfang falsch gelegt ( erst nach außen umgelegt, nicht nach innen zur linken Seite des Stoffes) … ich bin nicht sicher – jedenfalls klappt es jetzt. 🙂
Danke für Deine Antwort Schneiderherz, damit hast Du mir den Anstoß zum weiteren üben gegeben!
Und jetzt geht es ans Hosen kürzen, sie haben lange genug gewartet. Danke
🙂 Oh, super! Das ist klasse!
Manchmal braucht es einfach ein klein wenig Übung.
Dann mal fröhlich ran ans Hosen kürzen.
Liebe Grüße
Ute
danke für die gute Erklärung
Auch von mir vielen Dank, sehr gut erklärt! Ich war schon dabei, den Saum falsch unter die Nadel zu schieben, so hat das wunderbar geklappt
Ich bin Anfänger und finde es toll wie gut alles erklärt ist habe scon paar tips umgesetzt… obwohl Deutsch nicht meine Hauptsprache ist. Leider gibt es diesen 20% Rabatt auf zubehor nicht in der schweiz… was ich sehr unfair finde. Freue mich aufs nächste video.
Liebe goldina, vermutlich beziehst Du Dich auf die Aktion “Zubehör des Monats” von BERNINA Deutschland und Österreich (https://www.bernina.com/de-DE/Promotionen-DE/Deutschland/Zubehor-des-Monats-November)? Es ist in der Tat so, dass dieses Angebot in der Schweiz nicht gültig ist. Unsere Vertriebspartner in der Schweiz und in Deutschland haben unterschiedliche Promotionen. Mal profitieren unsere Kundinnen in Deutschland, mal diejenigen in der Schweiz. Unter dem Strich sind die Angebote aus unserer Sicht fair und ausgewogen. Die für die Schweiz gültigen Angebote – welche nur in der Schweiz gültig sind – findest Du hier: https://www.bernina.com/de-CH/Promotionen-CH
Liebe Grüsse
Mattthias
Vielen Dank für die detaillierte Fotostrecke. Ich habe mich mühsam durch eine bebilderte Anleitung im Buch gekämpft. Jetzt habe ich es verstanden und es ist viel einfacher als gedacht.
Super toll erklärt, danke
Wow, der Maschinenblindstich ist echt gut geworden! Ich habe Säume bisher auch immer von H as nd genäht… Da muss ich doch gleich mal schauen, ob ich auch so ein Näh Füßchen habe. Geht der maschinelle blindstich auch gut bei dünnen Stoffen wie z. B. Chiffon?
Liebe Theresia,
für Chiffon eignet sich das meiner Meinung nach nicht- so feine Stoffe brauchen ja eher einen ganz schmalen Saum, weil die Zugaben durchscheinen. Da würde ich eher einen Schmalsäumer nehmen https://www.youtube.com/watch?v=HV3Sy8HhQ_Y
Liebe Grüße
Ute