Kreative Artikel zum Thema Nähen

Paspeln nähen mit der Overlock

Paspeln nähen mit der BERNINA L 850

Paspeln nähen mit der Overlock, wie geht das?

Ich stehe dazu – ich bin bekennender Nähmaschinen- und Overlockfüßchenfetischist! Damit stehe ich oft alleine da. Leider. Mitunter kommt hier und da in einem Gespräch mal auf: Ja, man wisse, es gebe wohl unterschiedliche Overlockfüße, aber letztlich würde man doch alles mit der Nähmaschine machen. Aber für ganz viele Nähte muss man hier dann Kompromisse eingehen, z.B. in der Dehnbarkeit bei der Paspel.

Aber wenn man z.B. eine Paspel nutzt, dann sieht Kleidung einfach direkt nochmal einen kleinen Tick hochwertiger aus. Warum sollte man diese auf der Overlock nähen und nicht einfach auf der Nähmaschine? Ganz einfach: Wenn ich eine Paspel nähen möchte, um z.B. einen unteren Ärmel am Kleid zu unterteilen, dann muss die Paspel dehnbar sein. Sonst scheitere ich, wenn ich den Ärmel auch mal nur ein winziges Stück hochschieben möchte. Oder ich habe einfach kräftige Hände. Wenn die Paspel recht weit unten sitzt, bekomme ich meine Hand nicht mehr durch. Also müsste ich dann meine Paspel versetzen oder auf die Paspel verzichten, nur weil ich nicht das richtige Füßchen habe.

Auf der Nähmaschine wird die Paspel sauber genäht, wenn man mit dem Geradstich arbeitet. Auf der Overlock haben wir aber immer dehnbare Nähte. Wenn man sich dann, sinnvollerweise, einen dehnbaren Rundgummi statt einer undehnbaren Kordel nimmt, haben wir beim Nähen mit der Overlock direkt eine dehnbare Paspel.  So können wir diese in jeder Naht dehnbar einsetzen. An Tascheneingriffen von Hoodiekleidern, an Vorderkanten von Kapuzen, an Kissen und auch als Abtrennung von unteren Ärmeln. 

Paspeln nähen auf der Overlock – die Maschineneinstellungen

Wie geht das Nähen von Paspeln mit der Overlock also?

Zuerst muss die Paspel hergestellt werden. Natürlich kann man auch eine Fertigpaspel nehmen, aber das Schöne am Nähen ist ja, dass wir Dinge selber herstellen können, in genau der Farbe und Nuance, die wir haben möchten.

Dafür geht die Maschine in die ganz normale Overlocknaht. Die Stichbreite ist ganz schmal, damit wir die weiteren Nähte nach außen setzen können:

Unsere Stichlänge ist bei etwas über 3:

Benötigtes Material

Wir brauchen einen Rundgummi – ich hab hier einen formschönen Gummi in lila – und einen Stoffstreifen in der Breite 5 cm, den wir um den Rundgummi legen, rechte Stoffseite außen. Außerdem benötigen wir natürlich den Paspelfuß. Den gibt es in 2 Stärken, 5 mm und 3 mm. Bei der Wahl muß bedacht werden, dass um den Gummi der Stoff auch durch die Nut geführt werden muss. Für 3 mm Rundgummi wähle ich den 5 mm-Fuß.

Die Paspel herstellen

Dann kommt alles unter mein Füßchen. Wichtig ist, dass hinten ein wenig Rundgummi herausschaut, damit gegebenenfalls etwas unterstützt werden kann, falls der Transport nicht ab Stich 1 reibungslos läuft.

Dann kommt unsere Paspel nach dem 1. Arbeitsgang so unter dem Füßchen hervor:

Die weitere Verarbeitung

Im zweiten Arbeitsgang muss die Paspel auf den Stoff. Dafür muss das Messer etwas nach außen in eine größere Stichbreite gebracht werden, damit unsere 1. Naht nicht abgesäbelt wird.

Für den letzten Arbeitsschritt kommt die zweite Stofflage darauf. In meinem Fall ist das die Tasche innen, und jetzt steht das Messer in voller Breite.

Natürlich kann man auch alle Schritte in einem Arbeitsgang ausführen, aber gerade wenn man noch nicht so geübt ist, ist so eine Paspel schneller weggezogen, als man mit den Augen folgen kann.

Die Leerpaspel

Nun haben wir eine Tasche, auf der noch der Taschenbeutel fehlt, aber vor allem haben wir eine dicke Wulst an der Taschenkante. Die kann man schön finden, muss man aber nicht. Manchmal näht man eine Paspel ja vielleicht auch nur, um einen farblichen Akzent zu haben. Und den wenigsten gelingt es, einen 2 cm breiten Jerseystreifen auf voller Länge immer gleich breit mitzunähen.

Da wir ja hier aber auch noch Quernähte haben und ich außerdem die Paspel hier lieber nur als farblichen Akzent nutze, ziehe ich das lila Gummi kurzerhand einfach aus meiner Naht.

Nun habe ich eine absolut gleichmäßige Leerpaspel, einen farblichen Akzent, und kann mich der weiteren Verarbeitung widmen.

Nahtzugaben des Paspels absteppen

Ich möchte nicht, dass meine Paspel irgendwie umklappt, darum nähe ich die Nahtzugabe der Paspel mit dem Kettenstich auf der Cover auf dem Vorderteil des Kleides fest. Dafür lege ich die Vorderseite des Kleides, die rechte Seite, auf die Stichplatte und habe so den Kettengreifer von außen sichtbar. Die Naht ist dann dehnbar, die Kante stabil und farblich hab ich sie auch schön.

Die Raglannähte covere ich ebenfalls so ab. Es muss nicht immer die dicke Deco-Greifernaht außen sein – dezent geht auch.

Bündchenvarianten mit der Coverstitch

Dieselbe Naht nutze ich, um mein Bündchen abzusetzen. Nicht mit einer Paspel, sondern mit einer dehnbaren Wäschespitze.

Dafür klappe ich mein Bündchen auf, lege die Spitze passgenau darauf und nähe sie mit dem Kettenstich fest.

Die Schwünge könnten hübscher sein, aber ich habe sie nicht vorgezeichnet. Der Fokus lag auf “in den Schwüngen der Spitze aufnähen”.

So hab ich mein Bündchen zum Hingucker gemacht, ein Detail, dass eigentlich nur praktisch und nicht schön sein soll, wird hier hervorgehoben.

Um also dieses Bild machen zu können, habe ich bereits die Overlock in der 4-Fadennaht genutzt, den Paspelfuß, einen Rundgummi, meine Stoffe, Bündchen, die Cover und den Kettenstich. Sieht schön aus, hört sich vielleicht groß an – dauert aber nicht länger als 20 Minuten.

Die ewige Frage: “Nadeln oder Klammern beim Overlocken?”

Wenn die eher dickeren Stoffe vernäht werden, ist es ganz wichtig, die Stoffe richtig zu klammern. Ich empfehle hier auch wirklich nur den Overlock-Chracks, Nadeln zu nutzen. Eigentlich nicht mal denen, denn die Nadeln verschwinden einfach schnell in den dicken Lagen. Viel besser sind hier Stoffklammern.

Die Gefahr, eine Nadel unter das Messer zu bekommen oder sogar mitzunähen, ist damit bei 0, und die Langlebigkeit beider Messer wird es definitiv danken.

Je enger diese Klammern dann vor dickeren Nahtkreuzungen gesteckt sind und je besser der Stoff mit der linken Hand parallel zum Fuß geführt wird, desto besser das Nahtergebnis. Wir möchten nämlich weder vor noch hinter den dicken Erhebungen dichte Stiche haben. Viele beklagen ja gerade vor dicken Stellen, dass die Stiche enger werden. Die L 850 arbeitet hier absolut hervorragend. Trotzdem bewirkt ein Mitführen links vom Fuß wahre Wunder.

Paspelvarianten

Jetzt bin ich völlig von meinen Paspeln abgekommen. Es gibt so tolle Möglichkeiten, Paspeln einzusetzen, und auch so viele andere Varianten, Paspeln zu nähen. Denn man kann diese für ein Kissen auch rundgeschlossen verarbeiten, kommt sauber um Ecken und auch Endlospaspeln für die ganz langen Stücke sind kein Problem.

Aktuell habe ich noch bis zum Abend des 3. Advents eine Weihnachtsaktion bei mir auf der Courleys-Seite. Mit dem Code „Weihnachten“ (ohne die Anführungszeichen) gibt es sowohl auf das Paspelvideo 20%, aber auch auf alle anderen Tutorials und Aufzeichnungen der Live-Onlinekurse.

Also, vielleicht ist es mir ja gelungen, Euch Lust zu machen, mal einen Blick auf das Paspelfüßchen zu werfen. Es lohnt sich auf jeden Fall.

Manu


Mehr Beiträge zum Nähen mit der Overlock

Im BERNINA Blog erscheinen regelmässig Beiträge mit Tipps und Tricks zum Nähen mit der Overlockmaschine. Auch tolle Nähanleitungen mit Gratis-Schnittmustern sind dabei. Eine praktische Übersicht aller Blog-Posts gibt es hier: Nähen mit der Overlock.

Verwendete Produkte:
bernette 42
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BERNINA L 850
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