Seit etwa einer Woche können die Museen in Luxemburg wieder live Besucher*innen in ihren Ausstellungen begrüssen – über geöffnete Türen werden sich speziell die Einheimischen freuen. Bitte fühlen Sie sich nicht zu einer Reise ins Nachbarland gedrängt, da wir beispielsweise hier in Deutschland zur Eindämmung des Corona-Geschehens derzeit ja möglichst Kontakte vermeiden und zu Hause bleiben sollen. Dafür haben sich die Veranstalter auch einiges einfallen lassen: Es gibt Foto-Galerien, Videos oder virtuelle Rundgänge als Online-Angebote, die nur darauf warten angeklickt zu werden. Und manchmal vermittelt dies noch ganz andere, überraschende Einblicke, wie z.B. hinter die Kulissen, die man vor Ort gar nicht haben kann 🙂
Ich möchte mich wieder einmal bei allen sehr herzlich bedanken, die mit mir in Kontakt bleiben und ihre Tipps weitergeben: Uschi Brenner und Veronique Mathay – ihr seid spitze!
Viel Spass beim Schmökern! Durchhalten! Und gesund bleiben oder werden!
Herzlichst
Ihre / Eure Gudrun Heinz
Memories – Textile Kunst von Reiny Rizzi-Gruhlke
Die Galerie der ‘Duchfabrik’ in Esch-Sauer (Luxemburg) ist wieder geöffnet. Zu sehen ist dort noch bis zum 28. Februar 2021 die Ausstellung ‘Memories’ – Textile Kunst von Reiny Rizzi-Gruhlke. Dazu hat mir der Veranstalter freundlicherweise Informationen und Fotos zur Verfügung gestellt – dafür vielen Dank!
Gezeigt werden 35 gestickte Werke, textile Installationen und Wachsbilder.
Die zart gefertigten Arbeiten tragen die sensible Handschrift der luxemburgischen Textilkünstlerin Reiny Rizzi-Gruhlke.
Nachdem sie drei Jahre zeitgenössische Stickerei an der Opus School of Arts in London absolviert hatte, fertigte sie einige Jahre lang Collagen an, von denen einige in Büchern und Zeitschriften in Amerika veröffentlicht wurden.
Zudem belegte sie mehrere Jahre Kurse in verschiedenen Zeichen- und Maltechniken und ist Mitglied bei S.E.W., der ‘Society of Embroidered Work’ in England.
Die Künstlerin präsentierte ihre Arbeiten und Installationen in den vergangenen Jahren unter anderem im Rahmen der Gemeinschaftsausstellungen des Künstlerkollektivs CUEVA.
Reiny Rizzi-Gruhlke beschäftigte sich längere Zeit intensiv mit der Thematik familiär vererbter Traumata.
So bilden diese gesellschaftlichen Tabu-Themen derzeit einen zentralen Inhalt von Reiny Rizzi-Gruhlkes Gestaltungen und berühren den Betrachter durch ihre sehr direkte Aussage.
Feinfühlig leitet sie in ihrer Arbeit den Blick auf Frauen, die sich in verletzlichen und traumatischen Situationen befinden.
Die Ausstellung zeigt auch einige aktuell entstandene Skulpturen, die sich durch eine neue Lust am Experimentieren und an der Assemblage kennzeichnen.
Am Sonntag, den 28. Februar 2021 ist ein Workshop mit Reiny Rizzi-Gruhlke geplant, der unter dem Motto ‘Textiles Stoffbuch mit Handstickerei gestalten’ steht.
Der Kurs bietet eine allgemeine Einführung in die Handstickerei für Interessierte ohne Vorkenntnisse. Wer bereits erste Stickerfahrungen gemacht hat, bekommt Anleitung, wie die eigenen Ideen in Sticktechnik umgesetzt werden können und wie das alte Handwerk als künstlerisches Gestaltungsmittel genutzt werden kann. Es wird ein textiles Buch aus Stoffresten von Hand genäht, gestaltet mit Stoffcollagen und Handstickerei. Anmeldung erforderlich.
Info:
12. Dezember 2020 – 28. Februar 2021
Memories
Textile Kunst von Reiny Rizzi-Gruhlke
Alte Duchfabrik
Naturpark Öewersauer
15, rue de Lultzhausen
9650 Esch/Sauer
Luxemburg
***
Supports/Surfaces: Viallat & Saytour
Das Musée national d’histoire et d’art (MNHA) in Luxemburg-Stadt präsentiert moderne französische Malerei aus der eigenen Sammlung in der Sonderausstellung ‘Supports/Surfaces: Viallat & Saytour’.
Der Schwerpunkt liegt auf Werken von zwei Gründungsmitgliedern der Supports/Surfaces-Bewegung (1966 – 72): Patrick Saytour (* 1935) und Claude Viallat (* 1936), die zu einer Gruppe von zwölf Künstlern, darunter auch Daniel Dezeuze, gehörten.
Der Name der Gruppe bezieht sich auf ihren Versuch, die Malerei auf ihre wesentlichsten Bestandteile zu reduzieren. Die Oberfläche (Surface) spielt auf die Leinwand eines Gemäldes an, während sich der Träger (Support) auf den Keilrahmen bezieht, der einem Gemälde strukturelle Einheitlichkeit verleiht. Indem sie die Konventionen und Prozesse der Malerei offenlegten, hofften sie, die Form zu entmystifizieren und gleichzeitig neue Möglichkeiten zu schaffen. Man experimentierte mit einer Arbeitsmethode, die die traditionelle Malerei ablehnt, ohne jedoch alles über Bord zu werfen. Es gelang Viallat und Saytour, sich an Teilen der Form festzuhalten und andere Bestandteile der Malerei aufzugeben. Diese gleichzeitige philosophische Ablehnung und partielle Konservierung der Malerei hat es ihnen ermöglicht, in der unendlichen Flexibilität der Form neue Vitalität zu finden.
Innerhalb der Supports/Surfaces-Bewegung hat Patrick Saytour stets bewusst eine marginale, kritische, ja sogar ironische Position eingenommen. Seine Arbeit kann als Unterfangen definiert werden Form, Farbe, Format sowie den Bildrahmen zu dekonstruieren, um es mit seinen Worten einer seiner Aussagen auszudrücken. Er konzentrierte sich dann völlig auf eine Art Kunst, die die Kunstpraktik selbst im Frage stellt, wobei er einfache Formen und unkomplizierte Techniken nutzte: systematisches Falten und Entfalten, Verbrennen, Einweichen, Solarisation usw. Die verwendeten Materialien gehörten und gehören zu den vulgärsten oder ‘kitschigsten’: Gewebe und Pelze aus synthetischen Materialien, die auf von den Gastarbeitern frequentierten Märkten im Überfluss vorhanden sind.
Als Vertreter der Nouvelle Peinture konzentriert sich Claude Viallat auf die primären und strukturellen Elemente der Malerei: die Leinwand, die Farbe und die Oberfläche. Seit 1966 beschäftigt er sich mit der Farbe, die Subjekt und Objekt zugleich ist. Der Keilrahmen verschwindet. Die freie Leinwand ist bemalt und vor diesem farbigen Hintergrund platziert Viallat Schablonendrucke, wiederholt und seriell. ‘Dezeuze malte Keilrahmen ohne Leinwand, ich malte Leinwände ohne Keilrahmen und Saytour die Abbildung des Keilrahmens auf der Leinwand’, kommentierte der Künstler einige Jahre später.
Die meisten der hier vorgestellten Werke zeigen, dass Farbe für ihn elementar ist und die wiederholten Muster hervorhebt, die seiner Kunst kohärente Dimensionen und Rhythmus verleihen, die charakteristisch für Supports/Surfaces sind.
Info:
noch bis 29. August 2021
Supports/Surfaces: Viallat & Saytour
Musée national d’histoire et d’art (MNHA)
Marché-aux-Poissons
2345 Luxembourg
Luxemburg
***
Leonor Antunes
joints, voids and gaps
Die Ausstellung ‘joints, voids and gaps’ von Leonor Antunes läuft noch bis 5. April 2021 im Mudam Luxembourg. Gezeigt werden neue Installationen und die jüngsten Skulpturen der portugiesischen Künstlerin, die vor allem mit geknoteten Kordeln, Leder und Licht arbeitet.
Meinen Bericht dazu findet man in den Ausstellungstipps November 2020. Werfen Sie bitte unbedingt auch einen Blick auf die Ausstellungsseite, zu finden auf der Website des Museums.
Info:
noch bis 5. April 2021
Leonor Antunes
joints, voids and gaps
Mudam Luxembourg
Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean
3, Park Dräi Eechelen
1499 Luxembourg-Kirchberg
Luxemburg
***
Dressed for Success.
Matthäus Schwarz. Ein Augsburger Modetagebuch des 16. Jahrhunderts
Auf die exzeptionelle Ausstellung ‘Dressed for Success. Matthäus Schwarz. Ein Augsburger Modetagebuch des 16. Jahrhunderts’ hatte ich ebenfalls in den Ausstellungstipps November 2020 bereits hingewiesen. Sie ist im Augsburger Maximilianmuseum zwar aufgebaut, konnte jedoch noch nicht gezeigt werden und wird – wie derzeit auf der Website des Museums zu lesen ist – nach dem Lockdown eröffnet.
Es ist eine kulturgeschichtliche Schau, in deren Mittelpunkt das ungewöhnliche Tagebuch eines jungen Kaufmanns aus Augsburg, Matthäus Schwarz (1497-1574), steht. Er liess sich in kostbaren, oft extravaganten Kleidungsstücken porträtieren, die er zu verschiedensten Gelegenheiten für sich fertigen liess, so dass dieses ‘klaidungsbuechlin’ die Männermode des 16. Jahrhunderts anschaulich widerspiegelt. Darüberhinaus hat Matthäus Schwarz zu jeder Miniatur einen Kommentar verfasst. Diese Anmerkungen kann man sich vorlesen lassen und die entprechenden Seiten aus dem ‘klaidungsbuechlin’ betrachten.
Aber nicht nur das. Das Museum hat seine Ausstellungsseite auch mit zahlreichen Texten, Fotos und sechs Videos ausgestaltet und erweitert und geht dabei auch auf weitere Exponate – wie z.B. Kunstwerke berühmter Meister wie Albrecht Dürer, Hans Holbein d.Ä. oder Christoph Amberger – ein. Die multimediale Sonderseite ist eine Empfehlung! Vielen Dank an Uschi Brenner, die auch gleich noch eine Entdeckung gemacht hat: Es handelt sich um eine Kopfbedeckung / Haube, die eine mit ihr verbandelte Modistin extra für die Ausstellung in der alten, aber heutzutage weitgehend in Vergessenheit geratenen und daher nur selten zu sehenden Sprang-Technik angefertigt hat. Im Video-Beitrag über die Hornschuhe ist diese Haube, wenn auch nur ganz klein, im Hintergrund im Bild. Bleibt zu hoffen, dass diese Ausstellung doch noch eines Tages ‘in echt’ zu besuchen sein wird.
Zu meiner Besprechung des Ausstellungskatalogs
Info:
28. November 2020 – 28. Februar 2021
(ursprüngliche Laufzeit, soll nach dem Lockdown eröffnet werden)
Dressed for Success.
Matthäus Schwarz. Ein Augsburger Modetagebuch des 16. Jahrhunderts
Maximilianmuseum
Fuggerplatz 1
86150 Augsburg
Deutschland
www.kunstsammlungen-museen.augsburg.de
***
Auch interessant:
Ein Hinweis noch für alle Quilt-Freundinnen und -Freunde zum Selbst-Entdecken:
Das Visions Art Museum (San Diego / Kalifornien) zeigt auf seiner Website einige sehr sehenswerte Online-Ausstellungen, wie z.B. ‘Polar Expressions’ von Sandra Meech. Einfach mal reinklicken!
Info:
***
Bitte informieren Sie sich vor einem Ausstellungsbesuch auf der jeweiligen Website besonders über die Besuchsmodalitäten und die genauen Öffnungszeiten – es kann sich immer etwas ändern.
Weitere zahlreiche Ausstellungen finden Sie auf meiner Website in der Rubrik AUSSTELLUNGSKALENDER.
halli hallo martina,
vielen dank für deinen netten kommentar! freue mich sehr. luxemburg ist von dir aus in kürze erreichbar, aber … du weisst ja. inzwischen habe ich neue ausstellungstipps veröffentlicht:
https://blog.bernina.com/de/2021/02/ausstellungstipps-februar-2021/
der schwerpunkt liegt auf dem virtuellen angebot. so kannst du und die vielen anderen leser*innen gefahrlos in die ferne schweifen 🙂 also, ab nach peking, paris, zürich, wien, london … was darf es denn sein?
beste grüsse
gudrun
Hallo Gudrun,die Hinweise sind wieder toll. Auf nach Luxembourg – wenn ….. ! Aber die virtuelle Show habe ich mir sofort angesehen. Das ist toll. Sandra Meech – einfach perfekt und genau mein Thema. Vielen Dank, bleib gesund und auf ein baldiges Wiedersehen. Liebe Grüße Martina
halli hallo birgit,
wie schön von dir zu hören! vielen dank für dein feedback bzgl. der buchtipps. es freut mich sehr, dass du in der auswahl etwas für dich gefunden hast. sich selbst ein geschenk zu machen, finde ich immer gut. manchmal braucht man eine belohnung oder eine motivation, eine positive verstärkung eben. besonders in diesen zeiten 🙂
lass’ es dir weiterhin gut gehen.
beste grüsse
gudrun
Hallo Gudrun,wie schön, dass du auch in diesen schwierigen Zeiten am Ball bleibst. Danke für die Informationen. Übrigens, deine Büchertipps zu Weihnachten haben mich verleitet, mir selbst das Buch ‘Verflickt & Zugenäht’ zu schenken. Verständliche Erklärungen, einfache und übersichtliche Gestaltung und ansprechende Fotos. Ein echtes Standardwerk.Viele Grüße und bleib gesundBirgit
halli hallo uschi,
du setzt dem ganzen die krone auf – ganz herzlichen dank für den ergänzenden link. ich denke, jetzt werde ich doch mal ein konto bei instagram eröffnen müssen. wie du schon schreibst, ohne www geht’s nicht mehr 🙂
liebe uschi, bitte bleib’ du auch gesund und immer am ball.
beste grüsse
gudrun
vielen dank, liebe gudrun, für deine interessanten januar-tipps! es sind schwierige zeiten, und was täte man jetzt ohne www !?!die museen bemühen sich teilweise ganz unglaublich, ihre schätze und ausstellungen zu präsentieren. zu “dressed for success” im maximilianmuseum augsburg gibt es z.b. auf dem instagram-kanal auch interessante details wie zu der wunderbaren “schaube” des m.schwarz zu finden sind: sehr empfehlenswert!https://www.instagram.com/museen_augsburg/manches würden wir bei einem üblichen ausstellungsbesuch so nicht erfahren – das ist die gute seite der medaille.bleib´ gesund, liebe gudrun, das ist das wichtigste, und das wünscht dir sehr herzlich – uschi———————————————————————————————-
halli hallo birgit,
vielen dank für deine anmerkungen. du sprichst mir aus der seele! die probleme, die die kultur jetzt durch die schliessungen hat, sind doch mehr als enorm. an die folgen wagt man gar nicht zu denken – und trotzdem hoffe ich.
beste grüsse
gudrun
Liebe Gudrun,
vielen Dank für diese tollen Hinweise!Auf nach Luxemburg – und dann hoffe ich auf schnelle Öffnung unserer Museen hier, wo ich mich immer sicher gefühlt habe 😉
Lieber Gruß aus Münster
Birgit
halli hallo erika,
danke dir sehr für deine zeilen. deine positive sicht der dinge freut mich sehr, das brauchen wir gerade jetzt mehr denn je. und ich finde auch, dass wir das so oft wie möglich aussprechen sollten 🙂
beste grüsse
gudrun
Hallo Gudrun,auch mir gefällt die virtuelle Tour sehr gut. Es gibt in dieser kulturfreien Zeit doch auch positive Dinge , Dank moderner Technik.Die Bilder in den Rahmen hinter den runden Passepartouts gefielen mir besonders gut.Vielen Dank für den Beitrag und liebe GrüßeErika
halli hallo wiebke,
1000 dank zurück! die seiten vom visions art museum sind eine wahre fundgrube – neben den tollen sachen von sandra meech war das DER grund, hier den link anzugeben. freut mich sehr, dass du dich in das vergnügen reingestürzt hast 🙂
beste grüsse
gudrun
Liebe Gudrun!Danke für das : Einfach mal reinklicken !! — und Du kommst nicht wieder weg aus dem Visions Art Museum. Diese traumahften Arbeiten von Sandra Meech haben mich schon immer begeistert.Und schon sind wir dank Deines Berichts mal wieder mitttendrin.Liebe GrüßeWiebke