Für meine Söhne nähe ich immer wieder gerne Hoodies und Pullover. Einer der wichtigsten Details, die ich dabei zu beachten habe, ist eine Bauchtasche, in die die Hände gut reinpassen.
Anhand des Pullovers “Rob” aus der La Maison Victor 1/2021 möchte ich Euch zeigen, wie ich eine solche Bauchtasche nähe. “Rob” ist ein Herrenpullover mit hohem Rollkragen und eben einer Bauchtasche.
Genäht habe ich diesen Pullover aus dem Originalstoff von La Maison Victor: einem sehr weichen und sehr elastischen Jersey mit einer leichten Streifenstruktur.
Zuschnitt der Bauchtasche
Vorder- und Rückenteil sowie den Ärmel und den Rollkragen habe ich laut Zuschnittsplan mit der vorgeschlagenen Nahtzugabe von 1 cm an den außenliegenden Kanten im Stoffbruch zugeschnitten. Da der Stoff eine leichte Streifenstruktur hat, habe ich den Stoff an der Schnittkante entlang eines Streifens begradigt und den Stoff akkurat gefaltet, so dass die Streifen auf den zugeschnittenen Teilen gerade und nicht schief verlaufen.
Die Bauchtasche habe ich erst grob zugeschnitten, denn bei ihr verwende ich andere Nahtzugaben.
Die Bauchtasche des Pullovers “Rob” hat einen angeschnittenen Beleg am Eingriff. Dies bedeutet, dass der Beleg an der im Schnittmuster angegebenen Schnittkante umgefaltet und dann angenäht wird. Ich füge am Beleg eine Nahtzugabe von 1 cm an, an allen anderen Kanten 2 cm. An der Bruchkante des angeschnittenen Beleges (rote Linie) entsteht so ein kleiner Einschnitt. Damit die Bauchtasche entlang der Streifen verläuft, habe ich sie nicht im Stoffbruch zugeschnitten, sondern in einfacher Stofflage und zum Zuschnitt der anderen Hälfte das Schnittteil an der eigentlich vorgesehen Stoffbruchkante gedreht.
Den Eingriff der Bauchtasche verstärke ich mit einer Bügeleinlage. Da mein Stoff sehr weich und dennoch relativ schwer ist, habe ich eine aufbügelbare Gewebeeinlage verwendet, um den Eingriff zu stabilisieren. Mit dem Rollschneider und einem Patchworklineal habe ich zwei Streifen in der Breite von 3,5 cm zugeschnitten.
Die Streifen lege ich bündig entlang der schrägen Kanten auf der linken Stoffseite an und bügle sie nur ganz vorsichtig in der Mitte an.
Anschließend drehe ich die Bauchtasche um, damit die Einlage unten liegt und lege Backpapier darauf. Dies verhindert, dass mein Bügeleisen mit den Klebepunkten der überstehenden Einlage in Berührung kommt. Mit dem Backpapier obenauf bügle ich die Einlage fest und schneide sie anschließend bündig an den Stoffkanten zurück.
Anschließend versäubere ich alle Kanten mit Ausnahme der kleinen schrägen Kanten am Beleg. Nun wird der Beleg an der schrägen Eingriffskante nach hinten gefaltet und mit Stecknadeln oder Klammern fixiert, damit der Beleg in einem nächsten Schritt festgenäht werden kann.
Nähen der Bauchtasche
Den Beleg steppe ich mit einem Abstand von 2 cm zur Bruchkante fest. Meine Stichplatte hat dafür eine Markierung, ich verwende aber lieber die Führungsschiene, die zu meinem Patchworkfuss dazugehört.
Mit einer Jerseynadel und verringertem Nähfussdruck nähe ich nun den Beleg fest. Ein elastischer Stich ist nicht notwendig, da der Eingriff bei der Bauchtasche nicht elastisch sein muss.
Auf diese Weise nähe ich beiden Eingriffskanten der Bauchtasche fest.
Anschließend werden alle andern Kanten der Bauchtasche nach hinten gefaltet. Ich schlage diese Kanten, also die obere, untere und seitliche, 2 cm nach links um und stecke die Kanten fest. Auf dem Bild ist die Bauchtasche von der linken Seite zu sehen.
Diese Kanten hefte ich von Hand mit Heftfaden.
Ich achte dabei besonders auf die Ecken, so dass dort nichts ungewollt unsauber aussieht und auch alles flach liegt.
Nun bügle ich alle Kanten. Die Bauchtasche ist nun vorbereitet, um auf dem Vorderteil festgenäht zu werden.
Übertragen der Markierungen auf das Vorderteil
Auf dem Schnittteil des Vorderteiles sind drei Kreuze markiert, die die Position der Bauchtasche angeben. Da ich schon manchmal vergessen habe, diese Markierungen einzuzeichnen, achte ich beim Übertragen des Schnittes auf das Schnittmusterpapier darauf, die passenden Kreuze zu übertragen. Um die Markierungen dann auf den Stoff zu bekommen, nähe ich zwei Stiche mit doppeltem Heftfaden über Kreuz und lasse die Fadenenden jeweils etwas länger überstehen.
Nun kann ich das Papier vorsichtig abziehen und achte darauf, dass die Heftfäden im Stoff verbleiben.
Das Vorderteil ist im Stoffbruch zugeschnitten: ich ziehe daher die beiden Stofflagen vorsichtig auseinander und schneide die Heftfäden durch.
So verbleiben auch in der einfachen Stofflage alle Heftmarkierungen.
Alle sechs Punkte sind nun markiert.
Aufnähen der Bauchtasche auf dem Vorderteil
Durch die Heftfaden-Markierungen weiß ich, wo die Bauchtasche platziert werden kann.
Die an den Kanten geheftete Bauchtasche lege ich entsprechend auf und stecke sie mit Stecknadeln fest. Ich stecke auch an den schrägen Eingriffkanten eine Stecknadel, damit die Tasche flach und faltenfrei aufgenäht werden kann, obwohl die Tasche an dieser Kante ja nicht festgenäht wird.
Nun wird die Bauchtasche knappkantig an den vier geraden Kanten festgenäht. Ich nehme dafür gerne den Schmalkantfuss #10 und verstelle die Nadel drei bis vier Positionen nach links. An den Ecken lasse ich die Nadel unten, hebe den Nähfuss mit dem Kniehebel, drehe das Nähgut, senke den Nähfuss wieder und kann weiternähen. Da die Bauchtasche bei meinem Jungs immer starken Belastungen ausgesetzt ist, vernähe ich Nahtanfang und -ende gut.
Nun ist die Bauchtasche fertig aufgenäht und der Pullover kann fertiggestellt werden.
Weitere Beispiele zu diesem Pullover mit den schön geformten Raglannähten findet Ihr in den Social-Media-Welt unter #roblmv.
Meine Jungs mögen keine Kordeln im Kragen oder Kapuzen, daher habe ich eine solche bei meinem Pullover “Rob” weggelassen.
Bauchtaschen dagegen mögen sie, wie bereits erwähnt, sehr!
Viel Freude beim Nachnähen,
liebe Grüße
Ines
Vielen Dank für die tolle Anleitung der Bauchtasche! Mein Schnittmuster hat leider keine dabei und ich will trotzdem eine applizieren. Mit ein bisschen Augenmaß und deiner tollen Erklärung werde ich das nun bestimmt hinbekommen.