Kreative Artikel zum Thema Quilten

Ausstellungstipps Februar 2021

Wie gerne würde ich – würden wir! – mal wieder eine Ausstellung besuchen! Ist ja aber in diesen Corona-Zeiten vorrangig nur virtuell möglich. Daher habe ich mich mal im Netz umgesehen. Viele Veranstalter tragen dem Rechnung und haben individuelle Online-Angebote erstellt. Je nachdem, wie tief man in die Materie eintauchen möchte, kann man zwischen Fotogalerien oder Videos wählen, sogar virtuelle Rundgänge oder Führungen gibt es. Ich habe dies jeweils verlinkt. Bei den Ausstellungslaufzeiten ist zu beachten, dass, vor allem, wenn die Museen wieder öffnen, diese sich verändern können, da ja niemand die konkrete Entwicklung vorhersagen kann. Bitte dies neben den Öffnungszeiten und sonstigen Modalitäten im Internet überprüfen!

Viel Vergnügen beim Entdecken! Und vor allem gesund bleiben oder werden!

Herzliche Grüsse

Ihre / Eure Gudrun Heinz

 

 

11th From Lausanne to Beijing
International Fiber Art Biennale

Die 11. Internationale Fiber Art Biennale ‘From Lausanne To Beijing’ wurde am 16. Januar 2021 online eröffnet. Die Veranstalter, die Academy of Arts & Design, die Tsinghua University Beijing und die China National Arts and Crafts Society, entschieden sich in diesen herausfordernden Zeiten für eine virtuelle Ausstellungshalle – entstanden als Gescheinschaftsprojekt der Akademie für Kunst und Design und der Tsinghua-Universität – für die über 300 Werke, die von Künstler*innen aus fünf Kontinenten zum Thema ‘Symbiosis and Coexistence’ geschaffen wurden. Bis zum 16. Februar 2021 kann man sich dies weltweit online ansehen.

Screenshot
’11th From Lausanne to Beijing’
International Fiber Art Biennale

Und dieser Blick lohnt sich sehr! Der unten angegebene Link führt direkt zur Ausstellung, für die man sich Zeit nehmen sollte. Auf dem sich dann öffnenden Eingangsbildschirm klickt man auf ‘ENTER’ und es geht los. Nach den Werken der Juroren und Kuratoren folgen die der Preisträger*innen – hier sind Namen wie Eszter Bornemisza, Dominie Nash, Cas Holmes oder Ursula Gerber Senger, um nur einige zu nennen, vertreten – und schliesslich die ausgewählten Arbeiten. Hier klickt am zuerst auf den gewünschten Kontinent, bevor man mit Klick darauf das Bild festhält und weiterschiebt. Eine sehr gut gemachte und ganz überwältigende Schau – auf keinen Fall verpassen!

Die in Lausanne von 1962 bis 1995 veranstalteten sechzehn internationalen Ausstellungen, die ‘Biennales de la tapisserie’, führten zu radikalen Erneuerungen in der Textilen Kunst und rückten ihre Kraft, ihren Ideenreichtum und neue künstlerische Ausdrucksformen in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Diesen Geist, der damals entfacht wurde, setzen die Internationalen Fiber Art Biennalen ‘From Lausanne to Beijing’ seit ihrer Gründung im Jahr 2000 fort.

Auch interessant:

Mein Bericht über die Ausstellung ‘Tapisseries Nomades’ (2016) geht auch auf den Hintergrund der Lausanner ‘Biennales de la tapisserie’ ein und ist hier zu finden

Info:

noch bis 16. Februar 2021

11th From Lausanne to Beijing
International Fiber Art Biennale

www.lbfiberart.ad.tsinghua.edu.cn

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Luxes

Das Musée des Arts Décoratifs in Paris zeigt noch bis zum 2. Mai 2021 die Ausstellung ‘Luxes’, die auf der vom Museumsdirektor des Musée des Arts Décoratifs, Olivier Gabet, kuratierten Schau ‘10.000 Years of Luxury’ für den Louvre Abu Dhabi (2019) basiert und ihr folgt.

Guo Pei: Magnificent Gold Collection «Samsara»
Peking, 2006
Courtesy of the Asian Civilisations Museum, Singapore.
Foto: Russel Wong, freundlicherweise vom MAD zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung thematisiert die Wahrnehmung von Luxus – ein Wort, das, im Gegensatz zum Französischen, im Deutschen nur im Singular existiert – durch die Jahrhunderte und in allen Teilen der Welt anhand von über 100 Objekten, von denen die meisten aus den eigenen Sammlungen stammen, ergänzt …

Écharpe ou bas d’aube (Schal oder Albe), Detail
Alençon, um 1690
Leinenfaden, Nadelspitze
© MAD, Paris / Luc Boegly
Foto freundlicherweise vom MAD zur Verfügung gestellt

… durch Leihgaben aus dem Musée du Louvre, dem Louvre Abu Dhabi, der Bibliothèque Nationale de France, dem Musée du Quai Branly sowie von einigen der renommiertesten Designhäuser Frankreichs.

René Lalique: Collier Noisette
um 1900, Paris
Gold, Diamanten, Emaille, Glas
Paris, Musée des Arts Décoratifs
© MAD Paris / Christophe Dellière
Foto freundlicherweise vom MAD zur Verfügung gestellt

Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass das Musée des Arts Décoratifs, eine Institution, die seit ihrer Gründung im Jahr 1864 sich der Beziehung zwischen Kunst und Industrie widmet, über 800.000 Objekte besitzt, von denen …

Armand-Albert Rateau: Paravent Course dans la forêt
entworfen um 1925
gefertigt um 1930, Paris
Lack, Eisenfassung
© MAD Paris / Christophe Dellière
Foto freundlicherweise vom MAD zur Verfügung gestellt

… viele Luxus in seinen endlosen Formen verkörpern – sammelt man doch wichtige Objekte aus der ganzen Welt, die oft den kulturellen Erfolg eines Landes oder die wahrgenommene technische Überlegenheit symbolisierten.

Ausstellungsansicht mit
Hispano-Suiza — H6B 209
Carrosserie Kellner
no 16841
Spanien, 1925
Stahl, Chrom, Leder
Saint-Paul, collection Adrien Maeght
© Adrien Maeght
© Pixplanète
Foto freundlicherweise vom MAD zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung ‘Luxes’ beinhaltet ausgesuchte Exponate, die durch ihre Schönheit, seltene Materialien, makellose Ausführung oder durch die Anwendung vollendeter Techniken faszinieren.

Rüstung (jimbaori)
Japan, Edo-Zeit (1603 -1868)
Wollfilz, Seidenposamente, Pfauenfedern
© MAD, Paris / Christophe Dellière
Foto freundlicherweise vom MAD zur Verfügung gestellt

Das reicht vom ältesten Stück der Ausstellung, einer Vase in Form eines Igels (ca. 3500-3100 v. Chr.), über Funde aus der Antike (Schatz von Boscoreale) …

Schatz von Boscoreale
In Boscoreale, Villa Pisanella, Italien, 1895 entdeckt
© RMN-Grand Palais (musée du Louvre) / Hervé Lewandowski
Foto freundlicherweise vom MAD zur Verfügung gestellt

… seltene Manuskripte aus der Renaissance, Objekte aus der japanischen Kintsugi-Kunst, bei denen Blattgold verwendet wird, um zerbrochene Keramik zu reparieren und die Geschichte des Objekts aufzuzeichnen oder um 1750 entstandenes chinesisches Porzellan.

Kopfschmuck
China, Qing-Dynastie (1644-1912)
Flechtarbeit
Eisvogelfedern, feine Steine, Glas, Karton, Papier, Metallfaden, Textilfasern
© MAD, Paris / Jean Tholance
Foto freundlicherweise vom MAD zur Verfügung gestellt

Das 19. Jahrhundert brachte grosse kreative und technologische Fortschritte, wie auf den Weltausstellungen der Epoche gezeigt wurde. Um 1900 wurde die Haute Couture geboren, als Charles Frederick Worth die Definition von Mode revolutionierte.

Charles Frederick Worth: Zweiteiliges Abendkleid
Paris, um 1885
Seidensatin, Seidentüll, Stickerei mit Metallfaden und Goldpailletten
© MAD, Paris / Jean Tholance
Foto freundlicherweise vom MAD zur Verfügung gestellt

Weitere Mode- und Design-Highlights der Ausstellung sind Kreationen von Hermès, Christian Dior, Louis Vuitton, Van Cleef & Arpels und Cartier oder das ‘kleine Schwarze’ von Gabrielle Chanel.

Karl Lagerfeld für Chanel
Collection Métiers d’art, New York Look 84, 2018
Langes Kleid mit Eingelegearbeit aus Federn und Gold, gearbeitet vom Maison Lemarié, Paris
Collection Patrimoine de Chanel
© Chanel
Foto freundlicherweise vom MAD zur Verfügung gestellt

Im Jahr 2020 bedeutet es aber auch, sich mit den Realitäten der Gegenwart auseinanderzusetzen und die Luxus-Objekte durch die Linse aktueller gesellschaftlicher und politischer Bewegungen zu sehen.

Pierre Hardy: Sneakers
Paris, Collection Herbst / Winter 2014
Paris, Musée des Arts Décoratifs
© MAD Paris / Jean Tholance
Foto freundlicherweise vom MAD zur Verfügung gestellt

In unserer heutigen Welt wird Luxus scheinbar durch einen Markennamen oder ein Logo definiert und Verbraucher fühlen sich bestätigt, wenn sie ein solches Statussymbol besitzen.

Ausstellungsansicht mit (v.l.n.r.):
Olivier Saillard: T-shirt
over size drapiert
Collection «Moda Povera I»
Frankreich, 2018
© Foto: Katerina Jebb
Issey Miyake: robe Colombe, 1991
© Luc Boegly
Jacquemus: La robe Valérie «L’année 97»
Collection Herbst / Winter 2020/2021, Leinen
© Luc Boegly
Foto freundlicherweise vom MAD zur Verfügung gestellt

Was für ein Widerspruch! Die Ausstellung bietet sowohl einen alten als auch einen zeitgenössischen Kontext an, um darzustellen, warum Luxus zu den einzigartigsten und symbolischen Merkmale der Zivilisationen gehört.

Marc Newson: The Hourglass
Schweiz, 2015
Borosilikat-Glas, Nanokügelchen aus vergoldetem Edelstahl
© Philippe Joner
Foto freundlicherweise vom MAD zur Verfügung gestellt

Die Sanduhr unterstreicht die Besessenheit der Menschheit in ihrem Verhältnis zur Zeit. In einer zunehmenden Geschwindigkeit des Lebens streben manche Menschen danach, den Luxus der Zeit wiederzuentdecken. Die vergoldeten Nanokügelchen stehen für die Kostbarkeit der tickenden Sekunden.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erhältlich.

Besonders hinweisen möchte ich auch noch auf den (ohne Worte verständlichen) Ausstellungstrailer, den man auch auf der unten verlinkten Seite unter ‘Teaser de l’ exposition’ findet. Dazu bitte auf dieser Seite etwas nach unten scrollen, so dass man gleichzeitig auch noch in den Genuss weiterer Fotos kommt. Viel Spass!

Info:

noch bis 2. Mai 2021

Luxes

Musée des Arts Décoratifs
107 rue de Rivoli
75001 Paris
Frankreich

www.madparis.fr

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Wild Thing – Modeszene Schweiz

Vielfältig und erfindungsreich: Die Schweiz verfügt über eine ungezähmte und sich stetig wandelnde Modelandschaft. Mit der Ausstellung ‘Wild Thing – Modeszene Schweiz’ fängt das Museum für Gestaltung Zürich ihre Trends und unterschiedlichen Standpunkte in einer aktuellen Momentaufnahme ein.

Key Visual
‘Wild Thing – Modeszene Schweiz’

Mode ohne Massenproduktion, ohne den roten Teppich Hollywoods und internationale Fashion Weeks – kann das funktionieren? Die globale Mode und der damit zusammenhängende Ressourcenverschleiss stehen heute unter grossem Rechtfertigungsdruck. Allerorten wird ein Systemwechsel gefordert, um lokaler und direkter auf den effektiven Bedarf der Kundschaft hin zu arbeiten.

Julian Zigerli, At the end of the world to the left, 2013
Foto: Laurent Burst, © Julian Zigerli, freundlicherweise vom Museum für Gestaltung Zürich zur Verfügung gestellt

In der Schweiz, wo keine grosse Industrie mehr existiert, könnten sich gerade dadurch für die Modeszene neue Perspektiven auftun. Fernab vom Scheinwerferlicht und Diktat der grossen Modezentren erproben kleine Labels, Kollektive und junge Studienabsolventen neben etablierten Marken ihr Potenzial. Einige dieser Designerinnen und Designer versuchen mit ihren facettenreichen Kollektionen im Modemarkt Fuss zu fassen, andere erschaffen sich eigensinnig und erfinderisch ihr eigenes System. Die Ausstellung präsentiert eine bunte Palette trendiger Outfits, zeigt Modefotografie, Filmexponate sowie Stoffinnovationen und schafft damit eine Momentaufnahme der aktuellen Szene.

NCCFN, Nothing can come from nothing / Ex nihilo nihil fit, 2020
Foto: Florian Spring, © NCCFN, freundlicherweise vom Museum für Gestaltung Zürich zur Verfügung gestellt

Mit über 50 Designpositionen zeigt die Ausstellung ‘Wild Thing’, wie erfinderisch und kreativ die Mode auch abseits der bekannten Pfade agiert. Gleichzeitig macht die Ausstellung bewusst, wie fragil dieses System ist, das ohne die üblichen Sicherheiten auskommen muss.

Nähere Einblicke in diese schillernde Welt liefern eine Publikation und der Ausstellungstrailer mit aufschlussreichen Kommentaren der Kuratoren. Alles ist unter dem Link unten zu finden.

Info:

noch bis 23. Mai 2021

Wild Thing – Modeszene Schweiz

Museum für Gestaltung Zürich
Ausstellungsstrasse 60
8005 Zürich
Schweiz

www.museum-gestaltung.ch

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SHEILA HICKS
Garn, Bäume, Fluss

Beweglich, sinnlich und anziehend, unendlich farbintensiv, einmal zart und intim, dann monumental und raumgreifend: Die Gewebe, Skulpturen und Installationen der Künstlerin Sheila Hicks (* 1934, USA) fordern traditionelle Vorstellungen von Textilkunst heraus und erforschen neue künstlerische Ebenen. Hicks gilt als Virtuosin textiler Techniken und historischer Traditionen. Bildende Kunst verwebt sie mit Design, angewandter Kunst und Architektur, um neue Objekte und Environments zu schaffen, in denen das Material, das Taktile, die Form und feine bis vibrierend leuchtende Farbnuancen ihre eigene faszinierende Sprache entfalten.

Das Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien zeigt derzeit die Ausstellung ‘SHEILA HICKS. Garn, Bäume, Fluss’, die erste Personale in Österreich für die heute in Paris lebende international gefeierte Künstlerin. Hier präsentiert Sheila Hicks sowohl neue als auch bekannte Werke und raumgreifende Skulpturen, die sie in Bezug zur Architektur setzt.

Sheila Hicks begann ihre künstlerische Arbeit als Malerin. Textilien versteht sie weit über einen Werkstoff hinaus als archaische wie zeitgenössische Medien, die interdisziplinäre Felder weltweit verbinden. Seit den 1950er Jahren arbeitet und forscht sie in verschiedenen kulturellen Kontexten und zählt mit ihren vielfältigen Arbeiten, die durch ausgeprägtes Farbgefühl und eine intensive Auseinandersetzung mit Architektur und Fotografie charakterisiert sind, zu den bedeutendsten Künstler*innen der Gegenwart.

Inspiriert von den Konzepten der Wiener Werkstätte und des Bauhauses setzt sich Hicks über die Grenzen von Medium, Nationen und Gender hinweg und lenkt den Blick auf die soziopolitischen Konnotationen von Textilien. Ein ungemein reiches Wissen über indigene Webpraktiken, das sie sich während Aufenthalten in Nord- und Lateinamerika, Europa, im Nahen Osten und in Asien angeeignet hat, ist immanentes Moment ihres facettenreichen Werks. In der monografischen Ausstellung ‘SHEILA HICKS. Garn, Bäume, Fluss’ präsentiert die Künstlerin vier Szenerien, die unterschiedliche Aspekte ihres weitreichenden Œuvres beleuchten.

Im Zentrum der Ausstellung inszeniert Hicks beispielsweise die aus monumentalen Bündeln pigmentierten Garns bestehende Arbeit ‘La Sentinelle de Safran’ (2018), mit der sie Fasern, Texturen und die intensiven Farbtöne Gelb, Rot und Orange in ein energetisches Zusammenspiel treten lässt. Unter Auslotung des gesamten Farbspektrums erzeugt Hicks einen Farbenrausch, der auf Möglichkeiten der traditionellen Verwendung natürlicher Pigmente im Rahmen der Textilproduktion ebenso anspielt wie auf neue technologische Methoden.

Zur Ausstellung erscheint der Katalog ‘SHEILA HICKS. Garn, Bäume, Fluss’, herausgegeben von Christoph Thun-Hohenstein und Bärbel Vischer.

Auf der Website des Museums werden ausserdem neben zahlreichen Fotos ein virtueller Rundgang, der Audio-Text und eine Online Führung durch die Ausstellung angeboten. Vor allem dieses Video, in dem die MAK-Kuratorin Bärbel Vischer in knapp 10 Minuten Einblicke in die wirklich beeindruckende Ausstellung gibt, ist eine Empfehlung!

Info:

noch bis 18. April 2021

SHEILA HICKS
Garn, Bäume, Fluss

MAK
Stubenring 5
1010 Wien
Österreich

www.mak.at

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Um angemessene Kleidung wird gebeten.
Mode für besondere Anlässe von 1770 bis heute

Die Kunstsammlungen und Museen Augsburg präsentieren im Schaezlerpalais die Ausstellung ‘Um angemessene Kleidung wird gebeten. Mode für besondere Anlässe von 1770 bis heute’, die auf der Privatsammlung von Ralf Schmitt, einem Trierer Modedesigner, basiert. Die Kleidungsstücke und Accesoires zeigen im Zusammenspiel mit Objekten aus dem Bestand der Kunstsammlungen, darunter auch Gemälden, den Wandel der Mode über die Zeiten.

Cocktailkleid von Heinz Oestergaard, Berlin, 1954/55, Detail
Sammlung Ralf Schmitt
Foto freundlicherweise von den Kunstsammlungen und Museen Augsburg zur Verfügung gestellt

Mode begleitet den Menschen durch sein Leben. Als ‘zweite Haut’ dient ihm die Kleidung nicht nur als Schutz, sondern auch als Schmuck. Für besondere Anlässe wurde daher immer schon zu einer speziellen Garderobe gegriffen – ob zu religiösen Festen, gesellschaftlichen Events oder im Berufsleben.

Über Jahrhunderte bestimmten festgelegte Kleiderordnungen, wie man sich anzuziehen hatte. Materialien, Schnitte, Farben, Dekore und Accessoires wurden dem Anlass und Stand entsprechend vorgegeben – mitunter sogar per Gesetz. Der Bruch mit diesen Dresscodes war noch bis in die 1960er Jahre so gut wie unmöglich und konnte gesellschaftliche Sanktionen nach sich ziehen.


Cocktailkleid von Heinz Oestergaard, Berlin, 1954/55
Sammlung Ralf Schmitt
Foto freundlicherweise von den Kunstsammlungen und Museen Augsburg zur Verfügung gestellt

Aufstände, Revolutionen und Kriege veränderten die strengen Vorgaben der Kleidervorschriften. So stellten beispielsweise die Französische Revolution von 1789 und die Studentenrevolte von 1968 vormalige Konventionen infrage und definierten Kleidung neu. Manch ein Anlass kam dadurch ‘aus der Mode’.

Auch wenn heute die individuelle Einstellung zur Mode eine grössere Rolle bei der Kleiderwahl spielt, wird die Frage nach einem angemessenen Outfit immer noch viel diskutiert. Over- oder underdressed? Sittlich-moralische, geschlechtliche und soziale Codes haben nach wie vor Einfluss auf unsere Kleidung – mal mehr, mal weniger bewusst. Auch der Bruch mit modischen Normen wird dabei zum Statement.

Rokoko Festkleid 1770, Seitenansicht
Sammlung Ralf Schmitt
Foto freundlicherweise von den Kunstsammlungen und Museen Augsburg zur Verfügung gestellt

Anhand von Damen-, Herren-, Kinder- und Puppenkleidung aus vier Jahrhunderten geht die Ausstellung diesen Entwicklungen vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart nach, beginnend mit der Zeit der Erbauung des Schaezlerpalais mit seinem bekannten Rokoko-Festsaal um 1770. Die Exponate stammen aus einer umfangreichen Privatsammlung und werden durch Objekte aus dem Bestand der Kunstsammlungen und Museen Augsburg ergänzt.

Hier im BERNINA blog ist uns die Ausstellung ganz ähnlich im Stadtmuseum Simeonstift in Trier schon einmal in den Ausstellungstipps Juni 2019 begegnet.

Info:

2. Februar – 25. April 2021

Um angemessene Kleidung wird gebeten.
Mode für besondere Anlässe von 1770 bis heute

Schaezlerpalais
Kunstsammlungen und Museen Augsburg
Maximilianstrasse 46
86150 Augsburg
Deutschland

www.kunstsammlungen-museen.augsburg.de

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Bags: Inside Out

Derzeit präsentiert das Victoria and Albert Museum  (V&A) in London die spektakuläre Ausstellung ‘Bags: Inside Out’, in der sich alles um Taschen dreht.

Ausstellungsansicht
Foto freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

Vom Rucksack bis hin zum Louis Vuitton-Gepäck, von Handtaschen bis zu unglaublichen historischen Prunkstücken, in der Kleidung verborgen oder offen als Statussymbol getragen – in dieser Schau kann man alles entdecken!

Ausstellungsansicht
Foto freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

Taschen projizieren mutige Aussagen nach aussen und (ver-)bergen gleichzeitig unsere wertvollsten Habseligkeiten. ‘Bags: Inside Out’ untersucht anhand von rund 300 Objekten den Stil, die Funktion, das Design und die Handwerkskunst des ultimativen Accessoires im Laufe der Zeiten, nämlich vom 16. Jahrhundert bis heute, abgerundet durch einen exklusiven Blick in die Welt der Fabrik und des Ateliers.

.Chatelaine, 1863-85, vermutlich England, Stahl
© Victoria and Albert Museum, London
Foto freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

Im ersten Teil der Ausstellung geht es um die Tasche als praktischer Gegenstand, die unsere Sachen aufbewahren soll – Akten, vertrauliche Dokumente, Make-up bis hin zu Geld und sogar Gasmasken.

Issey Miyake ‘Lucent Bao Bao’ tote bag.
2019, Japan
© Victoria and Albert Museum, London. Issey Miyake
Foto freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

Zu den seltenen Exponaten zählen eine grosse bestickte Schutzhülle für das Königin Elisabeth I. gehörende Great Seal of England …

Ausstellungsansicht
hintere Reihe links: Burse for the Great Seal of England, 1558 – 1603, England
Museum no. T.40-1986
© Victoria and Albert Museum, London
Foto freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

… eine Gasmasken-Tasche von Queen Mary während des Zweiten Weltkriegs, Winston Churchills rote ‘Despatch Box’ und Vivien Leighs Aktenkoffer sowie ein auffälliger Schrankkoffer von Louis Vuitton aus den frühen 1900er Jahren.

Winston Churchill, Chancellor of the Exchequer, carries the despatch box on his way to the House of Commons, in London, to present the budget, April 29, 1929
Foto: Bettman/Getty, freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

Die zweite Abteilung der Ausstellung befasst sich mit der zentralen Rolle der Tasche in der Promi-Kultur und in der politischen und gesellschaftlichen Elite. Beispiele hierfür sind die ‘Kelly-Bag’, die der Hersteller Hermès so nach Grace Kelly benannt hatte oder ‘Lady Dior’, die zu Ehren von Prinzessin Diana ihren Namen erhielt. Die ‘Baguette’-Tasche von Fendi spielte, in Szene gesetzt von Sarah Jessica Parker, eine Rolle in einer der berühmtesten Szenen aus ‘Sex and the City’.

Fendi Baguette bag, getragen von Sarah Jessica Parker in ‘Sex and the City’
2000, Italien
Foto mit freundlicher Erlaubnis von Fendi, freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

Auch werden Taschen gerne als leere Leinwand für Slogans, persönliche Äusserungen und politische Botschaften, als öffentliche Plattform benutzt, wie z.B. die ‘My Body My Business’-Handtasche des Künstlers und Aktivisten Michele Pred.

Ausstellungsansicht
Foto freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

Das letzte Kapitel der Show wirft einen Blick auf den Design- und Herstellungsprozess: von der Skizze bis zum Prototyp, vom Nähen bis zum Verkauf.

Ausstellungsansicht
Foto freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

Ein ‘Herstellertisch’ ermöglicht es den Besuchern, die Vorgänge und Materialien der Taschenherstellung hautnah zu erleben.

Ausstellungsansicht
Foto freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

Interviews mit Designer*innen und Hersteller*innen sowie ein Film des Ausstellungssponsors, der britischen Luxusmarke ‘Mulberry’ …

Herstellung in der ‘Mulberry’ Fabrik
Foto: Carly Scott, freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

… den man sich auf der Website unter dem Titel ‘Making Bags’ aufrufen kann, zeigen die innovativen frühen Phasen des Designprozesses.

Herstellung in der ‘Mulberry’ Fabrik
Foto: Carly Scott, freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

Interessant ist auch der Blick in die Geschichte: Eine Handtasche aus dem 17. Jahrhundert in Form eines Frosches …

Frog Purse, 1600s
© Ashmolean Museum, University of Oxford
Foto freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

… Thom Brownes Handtasche in Form seines Hundes Hector …

Ausstellungsansicht
Foto freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

… und eine Chanel-Tasche, die scheinbar in einen Milchkarton verwandelt wurde, zeugen vom Surrealismus und vom Humor, den die Accessoires hervorrufen.

Model mit ‘Lait de Coco’ Abendtasche, Karl Lagerfeld, 2014
© Jason Lloyd Evans
Foto freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

Auf der Website gibt es neben dem bereits erwähnten Film (Video ‘Making Bags’) eine Vielzahl von Fotos und Erläuterungen (in englischer Sprache) zu entdecken.

Ausserdem hält der Museums-Shop neben dem Katalog zur Ausstellung noch eine Vielzahl von Dingen bereit, die rund um das Thema Tasche kreisen.

Info:

noch bis 12. September 2021

Bags: Inside Out

Victoria and Albert Museum
Cromwell Road
London SW7 2RL
England

www.vam.ac.uk

***

Aiko Tezuka

Die japanische Künstlerin Aiko Tezuka beschäftigt sich mit der differenzierten Bedeutung von Stoffen. Tezuka löst einzelne Fäden aus dem Stoff heraus und verknüpft sie anschliessend neu. So lässt sie nicht nur die ursprüngliche Musterung verschwimmen, sondern sie schafft auch völlig neue Motive. Dabei verschränkt die Künstlerin auch Bilder unterschiedlicher Kulturen.

Neben der raumgreifenden Installation ‘A Study of Necessity (Satsuma-Buttons and Self-Orientalism) – 02’, die im Mittelpunkt der Präsentation im STUDIO der Kunsthalle Mannheim steht, gibt es noch eine Auswahl von Wandarbeiten kleineren Formats zu sehen. Die Laufzeit der Ausstellung steht derzeit noch unter Vorbehalt.

Auch interessant:

Mein Bericht über Aiko Tezukas Ausstellung ‘Thin Membrane, Pictures Come Down’, die 2014 im Dortmunder Kunstverein stattfand.

3. Februar – 28. März 2021

Aiko Tezuka

Kunsthalle Mannheim
Friedrichsplatz 4
68165 Mannheim
Deutschland

www.kuma.art/de

***

… und dann gibt’s noch:

BREAKING NEWS: Patchworktage 2021 in Meiningen abgesagt

Nicht nur für die Mitglieder der Patchwork Gilde Deutschland e.V.  stellen die Patchworktage das Highlight des Jahres dar. Hier gibt es normalerweise viel zu sehen, zu entdecken, zu lernen und zu besprechen: Ausstellungen, das Treffen mit Gleichgesinnten, Mitgliederversammlung, Kurse und die Gelegenheit, bei Fachhändlern die Vorräte aufzustocken – und das im Frühsommer irgendwo an einem schönen, meist von Jahr zu Jahr wechselnden Ort in Deutschland – macht das Ganze für viele attraktiv. 2020 führte die Pandemie zur Absage, nun wieder. 2020 schwenkte die Gilde auf eine Online-Veranstaltung um. Die beiden Tage waren allerdings nicht nur irgendein Ersatz, sondern hatten so viel Erfolg, dass auch in diesem Jahr schon die Vorbereitungen dafür laufen. Der Vorstand und die Ehrenamtlichen sammeln Ideen, um diese Veranstaltung  nochmals online zu einem Erlebnis zu machen! Weitere Informationen folgen.

Info:

www.patchworkgilde.de

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Textiles and dress during WW II

Innerhalb der Ausstellungstipps September 2020 Teil 1 habe ich schon einen Hinweis von Monika Modersitzki veröffentlicht, die Ausstellung ‘Textiles and dress during WW II : A ‘domestic’ testimony.’ des Textile Research Centers in Leiden betreffend.

Nun wird die Ausstellung online gezeigt. Monika schreibt mir:

‘Die Ausstellung ‘Textile tales from the Second World War’ des Textile Research Centre In Leiden/Niederlande ist nun als online Version zu erkunden unter:

www.trc-leiden.nl/trc-digital-exhibition/index.php/textile-tales-from-the-second-world-war

Sehr informativ ist ist zusätzlich die Seite www.deverbindendekrachtvanquilts.nl

die die Geschichte der mennonitischen Quilts, die in der Ausstellung sind, nachzeichnet. Hier findet man auch You Tube Filme (auf Englisch) zur Eröffnung der Ausstellung, eine Führung und eine Präsentation zur Arbeit des MCC früher und heute.’

Liebe Monika Modersitzki, ich bedanke mich sehr herzlich dafür! Und ich kann abschliessend nur nochmals auf die Website der Gröbenzeller Quiltgruppe hinweisen, wo man etliches Interessantes finden kann.

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NADELWELT

Trotz der aktuell nach wie vor angespannten Corona-Situation blicken die Veranstalter der NADELWELT-Messen optimistisch auf das Jahr 2021 und nennen als nächste Termine:
 
NADELWELT Karlsruhe: 9. – 11. Juli 2021 
NADELWELT Friedrichshafen: 12. – 14. November 2021 
 
Info:
 

***

Textile Kultur Haslach

Das Kursprogramm der Textilen Kultur Haslach für den Sommer 2021 (12. – 30. Juli 2021) ist online und hier zu finden.

Der Veranstalter ist optimistisch und hofft, dass es die Situation in Österreich erlaubt, dass auch der internationale Webermarkt wieder in Haslach stattfinden kann. Er ist für das Wochenende 24./25. Juli 2021 geplant.

Info:

www.textile-kultur-haslach.at

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Beuys-Jahr 2021 – Joseph Beuys zum 100. Geburtstag

Zahlreiche Museen und Institutionen widmen dem deutschen Ausnahmekünstler (1921–1986) Ausstellungen und rücken die vielfältigen Aspekte seines Werks ins Licht. Um hineinzuschnuppern hier der Link zur Sendung über seinen ‘Friedenshasen’, heute im Besitz der Staatsgalerie Stuttgart, aus der SWR2-Reihe ‘100 Sekunden Kunst’.

Hier gibt es einen Überblick über weitere Beiträge des Senders und hier geht es zur Website ‘Beuys2021’, auf der eine Reihe von Events weltweit gelistet sind. Hier nur einige:

Staatsgalerie Stuttgart: 26. März – 18. Juli 2021
Kunstsammlung NRW – K20, Düsseldorf: 27. März – 15. August 2021
Belvedere 21, Wien: 4. März – 13. Juni 2021
Hamburger Bahnhof, Berlin: 13. Juni – 19. September 2021
Museum Ulm: 23. Januar – 6. Juni 2021

***

Bitte informieren Sie sich vor einem Ausstellungsbesuch auf der jeweiligen Website besonders über die genauen Öffnungszeiten – es kann sich immer etwas ändern.

Weitere Ausstellungen finden Sie auf meiner Website in der Rubrik AUSSTELLUNGSKALENDER.

Den verschiedenen Beteiligten herzlichen Dank für das Zur-Verfügung-Stellen von Informationen und Bildmaterial!

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