Kreative Artikel zum Thema Nähen

Aus dem Nähkästchen geplaudert mit Lea von “Kästchen näht”

Vor knapp einem halben Jahr hat sich Lea beim BERNINA Fachhändler an eine B 740 gesetzt und sich direkt verliebt. Seitdem ist sie stolze Besitzerin einer BERNINA Nähmaschine. Weil sie ihre neue Maschine auf Instagram in einer Story präsentierte und weil wir gut aufpassen, was im Netz über uns geschrieben wird :-), sind wir auf sie aufmerksam geworden. Unser erster Gedanke beim Lesen ihrer Posts: Wow, tolle Nähwerke, spannende Person! Deshalb freuen wir uns sehr, dass wir Lea nun im Blog vorstellen dürfen.

Wie sie zum Nähen gekommen ist, welche Rolle die Molekularbiologie in ihrem Leben spielt und welches ihre grösste Nähkatastrophe war, erfahrt ihr im Interview.

Interview mit Lea von “Kästchen näht”

Liebe Lea, wer bist du und was machst du?
Ich bin Lea, 26 Jahre alt, und bin die Person hinter dem Instagram-Profil “kaestchen_naeht” und ich liebe es zu nähen. Seit 2018 zeige ich auf Instagram meine selbstgemachte Kleidung. Von Jacken oder Blazern über Pullis und Hosen bis zu Accessoires ist alles dabei. Ab und zu zeige ich auch andere Do-it-yourself-Projekte wie Plotten, Makramee oder Batik. Ich liebe eigentlich alle Arten von kreativer Arbeit und freue mich über den Austausch mit anderen Begeisterten.

Warum der Name «Kästchen näht»?
Ich habe mich damals als Probenäherin bewerben wollen und dazu brauchte ich einen Instagram-Account und schnell einen passenden Namen. Der Name ist ein Anagramm des Worts Nähkästchen. Der Name war tatsächlich die Idee einer Freundin. Sie fand den Gedanken witzig, dass ich meine selbstgenähten Werke zeige und dabei etwas aus dem Nähkästchen plaudere. Dazu kommt es ja in diesem Interview jetzt.

Wie bist du zum Nähen gekommen, vom wem hast du das Handwerk gelernt?
Den Einstieg hat mir meine Mutter gezeigt, als ich noch ein Kind war. Ich habe schon früher immer, aus kleinen Stoffresten, Kleidung für meine Puppen von Hand zusammengestellt. Später habe ich aus alten Plakatbannern vorwiegend Täschchen und Etuis genäht. Ungefähr vor 5 Jahren habe ich mich ans Nähen von Kleidung gewagt und gemerkt, dass das viel einfacher ist, als mich immer mit diesem unflexiblen Material herumzuärgern. Seitdem mache ich fast all meine Kleidung selbst. Im Prinzip habe ich mir alles selbst beigebracht mit Nähzeitschriften, YouTube, Instagram, aber vor allem Trial and Error.

Was machst du hauptberuflich?
Ich bin hauptberuflich Human- und Molekularbiologin und arbeite gerade an meiner Doktorarbeit im Bereich der Humangenetik. Meine Forschung soll einen Beitrag zur Ursachenforschung für männliche Unfruchtbarkeit leisten. Wahrscheinlich denken jetzt viele, dass der wissenschaftliche Beruf das komplette Gegenteil vom kreativen Hobby ist, aber das stimmt so eigentlich gar nicht. Ich kann meine Fingerfertigkeit und meine Kreativität auch im Bereich der Wissenschaft sehr gut einsetzen. Trotzdem ist das Nähen natürlich eine komplett andere Welt und ich geniesse genau diese Unterschiede.

Du schreibst, dass du gerne aufwändige Sachen nähst. Warum? Bist du schon mal an deine Grenzen gekommen?
Ich mag es, mich herauszufordern und neue Techniken auszuprobieren. Es ist wahrscheinlich ähnlich wie bei einem guten Buch, wenn es einem gefällt, will man nicht, dass es so schnell vorbei ist. Aber natürlich klappt auch bei mir nicht alles beim ersten Versuch. Ich würde sagen, dass ich mich eigentlich an alle Arten von Kleidung mittlerweile herantraue. Bisher habe ich es aber noch nicht geschafft, eine Jeans zu nähen, die mich vollends überzeugt. Dabei ist das Problem nicht unbedingt der Schnitt oder die Passform, sondern die Optik der Waschung. Ich habe zwei genähte Jeans im Schrank, die nur darauf warten, bis ich mich traue, sie endlich zu färben bzw. sie zu entfärben. Aber wenn man an etwas mehr als 20 Stunden genäht hat, fällt es einem nicht so leicht zu riskieren, dass es nicht klappt.

Viele deiner Nähkreationen verzierst du mit selbstgeplotteten Designs. Wie kamst du dazu? Ist das schwer?
Ich wollte in der Gestaltung meiner Kleider immer nah an die Modeindustrie herankommen, so dass quasi niemand mehr erkennt, ob ich es selbst gemacht habe oder ob es gekauft ist. Deshalb hat mich das Thema Sticken immer sehr interessiert. Dabei ist aber das Problem gewesen, dass Stickmaschinen sehr teuer sind und mir zusätzlich das Know-how fehlt, die Stickdateien selber zu erstellen. Irgendwann wurde ich dann auf das Thema Plotten aufmerksam und habe das Thema Sticken erstmal hintenangestellt. Plotten bietet einem noch so viel mehr Möglichkeiten, als nur Kleidung zu verzieren. Man kann Kunstleder-Label herstellen oder Sticker kreieren. Es gibt wirklich viel Auswahl an vorhandenen Designs, und die mitgelieferte Software, macht es einem leicht, Designs selber zu gestalten. Das Handling ist auch echt toll. Ich sage immer zu meinen Freunden, dass der Plotter eine meiner besten Investitionen war, denn jedes Mal wenn ich ihn benutze, bin ich völlig begeistert vom Ergebnis.

Erstellst du deine Plotter-Motive selbst?
Ich stelle mir mittlerweile meine Dateien immer selbst her. Dazu male ich entweder etwas auf Papier, fotografiere es ab und zeichne es am Computer nach oder puzzele mir aus vorhandenen Formen direkt am Computer etwas zusammen. Ich würde sogar sagen, dass man dazu nicht einmal besonders begabt in Grafik-Programmen sein muss. Anfangs habe ich meine Designs tatsächlich mit Power-Point hergestellt. Plotten ist nochmal eine ganz eigene Art, meine Kreativität auszuleben.

Welches ist dein Lieblings-Nähprojekt und warum?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Vor einer Weile hätte ich geantwortet, dass es ein Schnittmuster sein muss mit vielen Teilen und komplexen Schritten. Mittlerweile mag ich aber auch einfache Projekte total gerne, an denen ich die Verarbeitung perfektionieren kann. Wie z.B. die Naht am Hals mit einem Streifen einzufassen oder schön gerade alles abzusteppen.

Nähst du ausschliesslich für dich oder auch für andere?
Die meisten Projekte sind für mich. Aber da mein Kleiderschrank so langsam aus allen Nähten platzt, kommt es mittlerweile auch mal dazu, dass ich für meinen Freund oder meine Mutter nähe. Allerdings bekomme ich dafür keinen Auftrag, sondern nähe einfach was, das ich mir für sie gut vorstellen kann. Natürlich erhöht das den Druck es perfekt hinzubekommen. Viele meiner Freunde und Bekannten fragen mich, weshalb ich meine selbstgemachten Sachen nicht verkaufe, aber ich habe einfach keinen Spass daran, Dinge in Masse zu produzieren. Ich denke auch, dass es mir auf Dauer die Leichtigkeit nehmen würde, einfach das zu tun, was mir in den Sinn kommt.

Wie kommst du auf neue Ideen, wo findest du Inspiration?
Viele meiner Inspirationen bekomme ich vom Austausch über Instagram. Es motiviert mich, wenn andere schöne Dinge nähen oder schöne Stoffe zeigen. Es entstehen dann Bilder in meinem Kopf, wie ich etwas in meinem Sinne umsetzen kann. Ich nutze aber auch oft Pinterest, erstelle mir dort Pinnwände und lasse so die Idee in meinem Kopf weiter reifen.

Wir sind neugierig, wie sieht dein Nähzimmer/Nähtisch aus?
Heute eher aussergewöhnlich ordentlich. Normalerweise kann es schon mal passieren, dass überall meine Werkzeuge rumfliegen und Nadeln und Klammern überall verstreut sind. Anfangs war das aber auch noch wesentlich chaotischer. Mittlerweile habe ich mich wenigstens daran gewöhnt, Stecknadeln noch während des Nähens ins Nadelkissen zu stecken. Kürzlich haben wir unser Büro/Nähzimmer renoviert und ich habe einen 2,60 Meter langen Nähtisch bekommen. Der ist an der Wand befestigt und meine drei Nähmaschinen stehen direkt nebeneinander, sodass ich barrierefrei zwischen den Maschinen mit meinem Stuhl hin und her fahren kann. Purer Luxus. Neben diesem XXL-Tisch habe ich noch einen zweiten Schreibtisch, den ich als Bügeltisch und für meinen Plotter benutze. Ein Zuschneidetisch habe ich tatsächlich nicht, weil ich immer alles auf dem Boden zuschneide.

Was ist für dich das Schönste am Nähen?
Noch so eine schwierige Frage… das Schönste am Nähen ist der Prozess des Schaffens. Meistens beginnt es mit einer Idee, die dann von Schritt zu Schritt immer konkreter wird. Wie dann aus einem einfachen Stück Stoff ein richtiges Kleidungsstück entsteht, das man vorher nur selbst im Kopf gesehen hat. Das Endergebnis ist dann eher der Bonus.

Gibt es auch Situationen beim Nähen, die dich besonders viel Überwindung kosten?
Am meisten Überwindung kostet mich der Anfang. Oftmals habe ich wunderschöne und manchmal auch teure Stoffe vor mir liegen und es fällt mir sehr schwer, mich auf eine Idee festzulegen und anzufangen. Sobald der erste Schnitt in den Stoff getan ist, verfalle ich in einen Wahn. Ich sitze manchmal stundenlang an der Nähmaschine und man muss mich regelrecht davon losreissen und zum Essen und Schlafen zwingen :D.

Was machst du, wenn du mal nicht am Nähen bist?
Ich mag eigentlich alle kreativen Tätigkeiten. Von Basteln, Makramee, Holzarbeiten und dekorieren ist eigentlich alles dabei. Upcycling mag ich zum Beispiel auch total gerne. Ausserdem bin ich ein sehr geselliger Mensch. Aktuell zwar wegen Corona etwas weniger, aber im Normalfall treffe ich mich auch jedes Wochenende mit Freunden.

Gibt es etwas, das du Näheinsteigerinnen mit auf den Weg geben willst? Oder sonst einfach schon immer mal loswerden wolltest?
Da gibt es so vieles, das ich einem Nähanfänger mitgeben wollen würde. Was mich früher viel schneller weitergebracht hätte, war auf jeden Fall, dass ich nach Schnittmustern nähen würde, zumindest anfänglich. Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit, Material und Nerven ich damit verschwendet habe, Schnitte selbst zu konzipieren. Anfangs war ich einfach noch nicht so geübt darin, die richtige Länge eines Kleides oder die Grösse eines Armausschnitts zu wählen. Mittlerweile komme ich mit sowas besser klar und das hilft mir beim Abändern der Schnittmuster, die ich gerne verwende.

Wohin soll deine kreative Reise noch gehen?
Ein Gebiet, in das ich mich auf jeden Fall als nächstes wagen will, ist die Schnitt-Konstruktion und eventuell auch irgendwann mal das Erstellen von eigenen Schnittmustern. Wobei ich mich dann erst einmal auf mich konzentrieren will und wenn es sich ergeben würde, würde ich auch welche für andere anbieten. Allerdings bin ich sehr perfektionistisch veranlagt und würde mir da wahrscheinlich selber im Wege stehen. We will see …

Aus eigenem Interesse: Wir glauben, du nähst mit einer BERNINA. Stimmt’s? Magst du deine Maschine? 🙂
Auf jeden Fall. Ich habe mich in meine BERNINA schockverliebt. Anfang 2020 war ich bei einem Händler und hatte mir überlegt, mal ein paar Maschinen auszuprobieren. Als ich mich das erste Mal an die Maschine gesetzt habe, konnte ich kaum glauben, wie komfortabel sie ist. Dieses stabile Gefühl beim Nähen und die Optionen sind einfach unglaublich. Das Beste an der BERNINA 740 ist, dass es noch Spielraum gibt mich zu verbessern und mit der Maschine zu wachsen.

Image of BERNINA 740.

BERNINA 740

Die BERNINA 740 gewann den Schweizer Designer Mathias Ackermann von Anfang an für sich: “Ich liebe die Arbeit mit der BERNINA 740 – nicht nur wegen der ausgereiften Technologie.

Mehr erfahren

Gibt es ein Zubehörteil, das du besonders magst?
Auch wenn es recht simpel scheint, aber ich liebe den Kniehebel. Ich hätte niemals gedacht, wie unfassbar praktisch es sein kann, mit dem Knie den Nähfuss zu heben und gleichzeitig die Hände am Nähstück zu lassen. Aber ich mag auch die anderen Features, die meine Nähmaschine zu bieten hat, wie z.B. den Dual Transport, der übrigens auch mein Hauptkriterium für den Kauf war.

Gibt es eines, das du noch kennenlernen möchtest oder das noch erfunden werden muss?
Ich habe kürzlich auf Instagram entdeckt, das man mit einem Zubehörteil Ösen sticken kann. Ich denke, das muss ich mir irgendwann zulegen.


Fun facts

Lieblingsort?
Südfrankreich

Nähen lieber am Wochenende?
Sowohl als auch! Simpel gerne unter der Woche; aufwändige, grosse Projekte am Wochenende.

Hast du einen (Näh-)Tick?
Ich mache immer alles auf dem Boden (ausser nähen natürlich)

Welches Plottermotiv trägst du derzeit am liebsten?
Kleine filigrane Motive auf der Brust.

Schuhe an oder aus beim Nähen?
Definitiv aus, ich nähe ausschliesslich in Socken.

Was hörst du beim Nähen?
Hörbuch oder Radio

Tee oder Kaffee beim Nähen?
Die Frage müsste Wein oder Gin Tonic lauten 😉

Auftrennen oder «ach, egal»?
Auftrennen, auch wenn ich es versuche zu vermeiden.

Lieblings-Label für Bekleidung / Stoffe / Schnitte?
Für Schnitte Kibadoo und Stoffe kauf ich in Frankreich beim Pendant zu MT-Stofferie.

Deine grösste Nähkatastrophe?
Zu kurze Hosen

Stecknadeln oder Klammern?
Definitiv Klammern

Streichelst du Stoffe?
Mit Vorliebe.

Sprichst du mit deiner Nähmaschine?
Manchmal muss ich ihr gut zureden.

Haben deine Nähmaschinen Namen?
Ja, aber die kann ich euch nicht verraten.

Durchschnittliche Verweildauer in Stoffgeschäften?
Stunden, ich muss immer alles ganz genau im Kopf sortieren und vergesse dann trotzdem die Hälfte.

Ordnung im Nähzimmer oder organisiertes Chaos?
Leider organisiertes Chaos. Ich gelobe Besserung.

Kennst du UFOs?
Ja, mittlerweile seltener, aber sie brennen mir meistens auf der Seele.

Wie reagierst du, wenn jemand deine Stoffschere zum Papierschneiden benutzt?
Mit Androhung von Gewalt.

Liebstes Schimpfwort bei Näh-Missgeschicken?
Kacke 😀


Mehr Informationen über Lea

Auf Leas Instagram-Kanal erfahrt ihr mehr über sie und ihre tollen Nähprojekte:

www.instagram.com/kaestchen_naeht


Wir werden weiterhin Interviews mit Näh-, Stick- und Quiltpersönlichkeiten im Blog publizieren. Fällt euch eine Person ein, von der ihr gerne mehr wissen würdet? Dann teilt uns deren Namen gerne in den Kommentaren mit.

Liebe Grüsse
Corinna

Ähnliche Inhalte, die dich interessieren könnten

Kommentare zu diesem Artikel

6 Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Erforderliche Felder sind mit * markiert

Liebe Leserin, lieber Leser des BERNINA Blogs,

um Bilder über die Kommentarfunktion zu veröffentlichen, melde Dich im Blog bitte an.Hier geht es zur Anmeldung.

Du hast dich noch nicht für den BERNINA Blog registriert?Hier geht es zur Registrierung.

Herzlichen Dank, Dein BERNINA Blog-Team