Kreative Artikel zum Thema Quilten

Ausstellungstipps April 2021

Museen auf, Museen zu. Es hat sich nicht viel geändert. Ich stand wieder vor der Frage: Ausstellungstipps ja, Ausstellungstipps nein. Den Ausschlag hat schliesslich gegeben, dass in der Schweiz und in Österreich derzeit (Stand: 30. März 2021) eine gewisse Konstanz herrscht (die Museen sind geöffnet) und ich doch ein optimistischer Mensch bin. Und es gibt so viel Berichtenswertes (wenn nicht jetzt, so komme ich nicht mehr hinterher) – und dazu wieder Anregungen von Leser*innenseite: Ein grosses Dankeschön dafür geht an Susanne Klinke.

Wie auch immer sich die Lage entwickelt, viele Institutionen haben ihr Online-Angebot ausgebaut, so dass man nicht unbedingt reisen und vor Ort sein muss, sondern sich auch von zu Hause aus durch eine interessante Ausstellung begeben oder sich anderes ansehen kann. Ich wünsche dabei viel Vergnügen! Und Sie wissen ja, dass es sich unbedingt empfiehlt, vor einem Besuch ‘in echt’ herauszufinden, wie und wann das möglich wäre, beispielsweise holt man sich dazu Informationen auf der entsprechenden Internetseite ein. Bitte keinen Besuch ins Blaue hinein versuchen!

Nun wünsche ich allen viel Spass beim Durchstöbern der neuesten Tipps und fröhliche Feiertage!

Herzlich

Ihre / Eure Gudrun Heinz

 

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Gabi Mett nimmt die erste Hürde beim Staatspreis MANUFACTUM 2021

Nachdem sie 2017 schon einmal an diesem Wettbewerb teilgenommen hatte, wurde Gabi Mett mit ihrer Arbeit ‘Ausgrabungsstätte’ auch in diesem Jahr ausgewählt und angenommen. Es geht um den Staatspreis ‘MANUFACTUM’ für das Kunsthandwerk, den die Landesregierung Nordrhein-Westfalen alle zwei Jahre für Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker aus NRW ausschreibt und der mit insgesamt 60.000 EUR Preisgeld zu den höchst dotierten und qualitativ hochwertigsten Wettbewerben seiner Art in Deutschland gehört.

Flyer zum Wettbewerbsaufruf
Bild: © Akademie für Handwerksdesign der Handwerkskammer Aachen

Der Staatspreis rückt das Unikat, das handgefertigte Einzelstück, die genuine schöpferische Leistung in den Mittelpunkt. Garant für die Qualität ist ein zweistufiges anonymisiertes Verfahren; nach Vorauswahl durch eine Fachjury entscheidet eine weitere Kommission aus Vertretern des (Kunst-)Handwerks, der Wissenschaft, der Architektur und der Museen sowie der Ministerien und der Staatskanzlei über die Vergabe der Preise in den verschiedenen Kategorien.

Gabi Mett nimmt schon lange an den verschiedensten Ausschreibungen sehr erfolgreich teil. Sie schreibt darüber in ihrem Blog, wo man sozusagen einen Blick hinter ihre Kulissen werfen kann. Sie beschränkt sich bei der Auswahl der Ausschreibungen nicht nur auf den Bereich Texil- oder Papierkunst, sondern schaut auch im Bereich Kunst und hier auch unter Skulptur, Objekt und Installation.

Gabi Mett: Ausgrabungsstätte
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Sie betrachtet es immer wieder als eine Herausforderung, sich selbst und ihre Arbeiten in Augenschein zu nehmen, zu hinterfragen, wie gut diese Werke sind und ob sie den nationalen oder internationalen Ansprüchen wohl genügen könnten. Dazu ist es natürlich hilfreich, die Szene zu kennen, also bedeutet dies, viele Ausstellungen zu besuchen und/oder die Kataloge zu studieren. Wie gross die Freude ist, wenn die positive Nachricht: ‘Ihr Werk ist zum Wettbewerb angenommen!’ endlich eintrifft, kann man sich leicht vorstellen.

Gabi Mett: Ausgrabungsstätte, Detail
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Nun also hat ‘Ausgrabungsstätte’ die erste Hürde genommen. Dieser Quilt ist der dritte aus einer Serie von drei grossen Wandquilts. Diese und eine Reihe weiterer Arbeiten befassen sich mit dem Thema Kult und Kultur seit Beginn der menschlichen Entwicklung.

Gabi Mett: Ausgrabungsstätte, Detail
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

‘Inspiration erhalte ich sowohl durch das Studieren textiler Ausdrucksweisen indigener Völker als auch durch alte Textilien, insbesondere gebrauchte Leinenstoffe, die ich durch Schreiben und Sticken neu interpretiere,’ schreibt Gabi Mett dazu. ‘Ich erforsche die imaginären Geschichten, die in diesen Textilien stecken und transformiere sie in neue Bildwelten. Meine eigene künstlerische Vergangenheit – das Arbeiten von kleinen Amuletten aus Stofffragmenten – wird in diesem Werk zur neuen Bildidee, die wiederum frei interpretiert einen imaginären Kultplatz freilegt’, steht im Konzept der Künstlerin.

Gabi Mett: Ausgrabungsstätte, Detail
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Zum Herstellungsprozess verrät sie: ‘Handgearbeitete Elemente aus Textilresten habe ich gescannt und diese Scans mit einem Grafikprogramm bearbeitet. Eine der Grafiken habe ich stark vergrössert und auf Baumwollstoff drucken lassen. Den Druck habe ich mit Tüll, Wischgaze, weiteren Stoffen sowie den gestickten Elementen ausgearbeitet und differenziert. Ich habe Vlies und Rückseite ergänzt, gequiltet, und die Oberfläche weiter bestickt, u.a. mit Perlen.’

Gabi Mett: Ausgrabungsstätte, Detail
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Nun gilt es also,  erneut die Daumen zu drücken. Als nächstes steht die Ausstellung im Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund an. Besucher*innen haben vom 10. – 24. April 2021 zum ersten Mal die Möglichkeit, die Objekte anlässlich der Europäischen Tage des Kunsthandwerks 2021 im Museum zu sehen und sich unvoreingenommen vor der offiziellen Preisverleihung eine eigene Meinung zu bilden. Vom 25. April – 27. Juni 2021 wird man dann erfahren können, an wen die Staatspreise verliehen wurden.

Info:

10. April – 27. Juni 2021

Staatspreis MANUFACTUM 2021

Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund
Hansastrasse 3
44137 Dortmund
Deutschland

www.staatspreis-manufactum.de
www.dortmund.de
www.gabi-mett.de

Auch interessant:

Mein Bericht über manu factum 2017 und die sich anschliessenden Einblicke in Gabis Arbeit sind hier im blog in den Ausstellungstipps September 2017 zu finden.

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Sammlung im Fokus
Sophie Taeuber-Arp in unbekannten Fotografien

Das Aargauer Kunsthaus stellt derzeit seine Sammlung in den Fokus und präsentiert ab dem 27. März 2021 erstmalig Sophie Taeuber-Arp in unbekannten Fotografien. Der bedeutenden Schweizer Künstlerin widmet – wie hier in den Ausstellungstipps März 2021 bereits berichtet – derzeit das Kunstmuseum Basel noch bis zum 20. Juni 2021 eine grosse Retrospektive mit über 250 Werken.

Unbekannte/r Fotograf/in: Sophie Taeuber-Arp, Trogen, 1906
Aargauer Kunsthaus, Aarau
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

2016 wurden für die Sammlung des Aargauer Kunsthauses 98 Fotografien von Sophie Taeuber-Arp (1889 – 1943) aus Familienbesitz angekauft. Von ihrer Kindheit in Trogen (AR) bis zu den Jahren in Zürich dokumentieren die zwischen 1891 und 1942 entstandenen Aufnahmen sowohl das Leben der Künstlerin als auch ihre unablässige Auseinandersetzung mit den gestalterischen Möglichkeiten des Kunsthandwerks.

Unbekannte/r Fotograf/in: Sophie Taeuber-Arp, 1906
Aargauer Kunsthaus, Aarau
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Sophie Taeuber-Arp, die zu den Pionierinnen der konstruktiven und abstrakten Kunst zählt, wird 1889 als jüngstes von fünf Kindern des Ehepaars Carl Emil Taeuber aus Westpreussen und Sophie Krüsi aus Heiden in Davos geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters im Jahr 1891 siedelt die Mutter mit den Kindern 1894 nach Trogen über …

Ernst Linck (1874 – 1963): Sophie Taeuber-Arp und Hans Arp, Zürich, 1918
Aargauer Kunsthaus, Aarau
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

… wo sie sechs Jahre später nach ihren eigenen Plänen ein Gebäude zu einer Pension umbauen lässt, die sie auch als Geschäftsführerin leitet. In diesem emanzipierten Umfeld darf die junge Sophie bereits früh ihrer künstlerischen Begabung nachgehen. Scharaden und Verkleidungen gehören zum Alltag der Familie Taeuber. In ihrem Zimmer dekoriert Sophie eine Wand mit Portraits von Indigenen Amerikas, Federschmuck und gewebten Halsbändern.

Unbekannt (Sophie Taeuber-Arp?): Erika Schlegel (Schwester von Sophie Taeuber-Arp), Zürich, 1920er Jahre
Aargauer Kunsthaus, Aarau
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Aus der Zeit in Trogen stammen von der Mutter aufgenommene Fotografien, in denen sich Taeuber-Arp in zahlreichen selber angefertigten Verkleidungen präsentiert. Inspiriert von den Gewändern der indigenen Bevölkerung Nordamerikas oder der orientalischen Textilkunst verfolgte die Künstlerin spielerisch und experimentell ihre Faszination fürs Kostümieren auch nach dem Studium an der renommierten Debschitz-Schule in München weiter.

Unbekannte/r Fotograf/in: Sophie Taeuber-Arp, Zürich, 1920
Aargauer Kunsthaus, Aarau
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Präsentation ausgewählter Fotografien gewährt deshalb nicht nur intime Einblicke in die biografische Entwicklung Taeuber-Arps, sondern sie zeigt auch die vielseitige und interdisziplinäre Fortschrittlichkeit ihrer künstlerischen Praxis auf.

Unbekannte/r Fotograf/in: Sophie Taeuber-Arp, 1923
Aargauer Kunsthaus, Aarau
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Als Malerin, Textilgestalterin, Plastikerin, Innenarchitektin, Pädagogin, Tänzerin, Grafikerin und Redaktorin gehört Taeuber-Arp zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Schweizer Kunst- und Kulturgeschichte. Die Vielseitigkeit der Künstlerin wird in zunehmendem Mass geschätzt.

Unbekannte/r Fotograf/in: Erika Schlegel und Sophie Taeuber-Arp, 1925
Aargauer Kunsthaus, Aarau
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Mit dem Sammlungsfokus möchte das Aargauer Kunsthaus zu einer ganzheitlichen Erforschung der Künstlerin und ihres Werks beitragen. In der Betrachtung der 98 Fotografien wird deutlich, dass es Taeuber-Arp gelungen ist, mit Humor und Klugheit wichtige Impulse für die moderne Kunst zu setzen. Sie hat sich nicht gescheut, in alltäglichen Lebensbereichen zu wirken und auf eine bessere Welt hinzuarbeiten, statt diese nur abzubilden.

Unbekannte/r Fotograf/in: Sophie Taeuber-Arp und Hans Arp, Ascona, 1925
Aargauer Kunsthaus, Aarau
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Info:

27. März – 24. Mai 2021

Sammlung im Fokus
Sophie Taeuber-Arp in unbekannten Fotografien

Aargauer Kunsthaus
Aargauerplatz
5001 Aarau
Schweiz

www.aargauerkunsthaus.ch

Handout zur Ausstellung mit weiteren Informationen

Auch interessant:

Meinen oben schon erwähnten Artikel über die Ausstellung ‘Sophie Taeuber-Arp. Gelebte Abstraktion’ im Kunstmuseum Basel (noch bis 20. Juni 2021 zu sehen), der in den Ausstellungstipps März 2021 erschienen ist, möchte ich an dieser Stelle noch ergänzen:

Das Kunstmuseum Basel hat mittlerweile eine ausführliche Seite zu dieser Ausstellung ins Netz gestellt, die sehr lesenswert ist und insbesondere einen Link zu einem ca. 45 Minuten langen Rundgang durch die Ausstellung mit der Kuratorin Eva Reifert sowie zu einem weiteren Video enthält: Beim Lockdown Dada Dance’ von Anita Hugi und Patrick Lindenmaier tanzen die für das Theaterstück ‘König Hirsch’ von Sophie Taeuber-Arp geschaffenen Marionetten als Projektion auf der Fassade des Kunstmuseums.

Hier ist der Link zur Ausstellungsseite mit vielen weiteren Informationen, weiteren Links und Hinweisen zum Rahmenprogramm.

Hier ist der Link zu meinem Bericht über die Ausstellung ‘Sophie Taeuber-Arp – Heute ist Morgen’, die die Kunsthalle Bielefeld 2014/15 zeigte.

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Immer wandelt sich die Schönheit
Luxus und Glamour. Vom Eigensinn des Überflüssigen

Wie in den Ausstellungstipps März 2021 – Teil 2 bereits vermerkt, zeigt das Arp Museum Bahnhof Rolandseck in Remagen derzeit diese beiden Ausstellungen, die sich mit dem facettenreichen Verhältnis zwischen Mode, Schmuck und bildender Kunst beschäftigen. Werke der Balmoral-Stipendiat*innen und vom Ehepaar Sophie Taueber-Arp und Hans Arp treten hier in einen spannenden Dialog.

Pleated turtle neck dress (Detail) aus der Serie ‘Sculpture dresses’
Sarah Ama Duah, 2019
Foto: Pasarella Photography, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Ich hatte einen weiteren ausführlichen Bericht angekündigt. Doch sehr viel besser ist es, sich einmal in das Online Magazin des Museums zu vertiefen. Hier werden nicht nur die beiden Ausstellungen ausführlich vorgestellt und mit vielen Fotos illustriert, sondern auch Fragen nach den historischen Entwicklungen, die Mode und Kunst zusammenbrachten, oder welche Rolle das Kunsthandwerk im Œuvre Sophie Taeuber-Arps dabei spielte, werden in diesem wunderbaren Magazin tiefer beleuchtet. Man sollte sich Zeit nehmen. Hier ist der Link

Sophie Taeuber-Arp: Perlbeutel
um 1926
Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Foto: Mick Vincenz, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Info:

noch bis 11. April 2021
Sammlung Arp 2021
Immer wandelt sich die Schönheit

noch bis 24. Mai 2021
Luxus und Glamour
Vom Eigensinn des Überflüssigen

Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Hans-Arp-Allee 1
53424 Remagen
Deutschland

www.arpmuseum.org

Flyer ‘Luxus und Glamour’

Flyer ‘Immer wandelt sich die Schönheit’

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Phyllida Barlow. frontier

Mit dieser umfassenden Ausstellung zum Werk der britischen Bildhauerin Phyllida Barlow (* 1944) eröffnet das Haus der Kunst in München 2021 eine Reihe von Ausstellungen, die zeitgenössischen weiblichen Stimmen gewidmet sind. Mit ca. 100 Werken – darunter monumentalen Skulpturen aus wegweisenden Ausstellungen der letzten zwei Jahrzehnte sowie einer reichen Auswahl an Zeichnungen – ist dies die bislang grösste Überblicksschau in Phyllida Barlows Karriere. Für das Haus der Kunst produzierte Phyllida Barlow eine neue Version des nicht erhaltenen Schlüsselwerks ‘Shedmesh’ aus dem Jahr 1975 (‘Shedmesh’, 2020). Weitere grossformatige Skulpturen wurden neu ausgeführt, an die Räume im HdK angepasst oder erweitert.

Bekannt ist Phyllida Barlow für ihre imposanten und zugleich scheinbar labilen Installationen aus leuchtend bemalten Industrie- und Alltagsmaterialen, die spielerisch die Grenzen von Masse, Höhe und Raumvolumen testen. Die skulpturalen Gebilde von Phyllida Barlow sind sperrig und nicht einfach zu erfassen: Bauholz, Pappkarton, Zement, Lehm, Kunststoffrohre und bunte Textilien türmen sich, breiten sich aus, versperren den Weg. Materialien, die traditionell mit den bildenden Künsten assoziiert werden wie Holz, Stein und Leinwand, findet man bei Barlow hingegen nur am Rande.

Der Blick wandert über diese Landschaften aus Alltagsmaterialen, weiss nicht woran er sich festhalten soll, schweift in die Höhe, um die enormen Dimensionen zu begreifen. Barlows Arbeiten sind eine ständige Herausforderung, sie erobern sich den Raum, als führten sie ein Eigenleben. Sie fordern die Betrachter*innen auf, Räume zu erkunden, Volumina wahrzunehmen, die Sprache der Architektur zu hören.

Die Begegnung mit einem Kunstwerk von Barlow hat eine räumliche, zeitliche und imaginäre Dimension. Denn zusätzlich zur faktischen Zeit, die man benötigt, um eine Skulptur zu umrunden, stellt sich ein Gefühl der Kollision von Vergangenheit und Zukunft ein. Denn ein Teil von Barlows Skulpturen besteht aus dem Material früherer Werke. Folglich birgt jede bereits vorhandene Skulptur das Potenzial, in einer zukünftigen Arbeit recycelt zu werden. Dieser Vorgang von Produktion, Zerstören und Rekonstruktion spiegelt die natürlichen Rhythmen von Entstehung, Wachstum und Zerfall unserer Welterfahrung. Barlow kommentiert mit ihrer Methode auch den konservativen Ansatz ihrer meist männlichen Zeitgenossen, der sich in den 1960er Jahren hemmend auf skulpturales Schaffen nicht nur in Grossbritannien ausgewirkt hat. Gleichzeitig überwindet sie ihn souverän.

Phyllida Barlow selbst experimentiert, statt im herkömmlichen Sinne bildhauerisch tätig zu sein. So hat sie unter Einsatz der für sie typischen Werkstoffe und Kompositionstechniken in einer über fünfzigjährigen Laufbahn den Skulpturbegriff unermüdlich immer weiter gedehnt und eine einzigartige Formensprache entwickelt. Obwohl sich ihre Werke als wenig geeignet für den Kunstmarkt erwiesen, ist Barlow bis heute radikal und unbestechlich bei ihrer künstlerischen Ausdrucksform geblieben.

‘frontier’ bietet nun zum ersten Mal die Gelegenheit, die ganze Bandbreite von Barlows bemerkenswerten Beiträgen zu Debatten über die Grenzen und Schwellen der skulpturalen Praxis kennenzulernen. Mit dieser umfassenden Ausstellung, in der grosse Auftragsarbeiten, monumentale Skulpturen aus vielen wegweisenden Ausstellungen der letzten zwei Jahrzehnte sowie eine grosse Vielfalt von Zeichnungen gezeigt werden, unterstreicht ‘frontier’ Barlows Schlüsselrolle in einem traditionell männlich dominierten Medium. Die Ausstellung zeugt von Barlows lebenslanger intensiver Beschäftigung mit den formalen und materiellen Eigenheiten der Skulptur und veranschaulicht, wie ihre Arbeit die Beziehung der Skulptur zu den Objektstrukturen der Welt kontinuierlich in Frage stellt.

Kuratiert von Damian Lentini
Kuratorische Assistenz: Lisa Paland

Katalog erhältlich.

Auch interessant:

Noch bis zum 14. Mai 2021 zeigt die Galerie Hauser & Wirth in Zürich die Ausstellung ‘Phyllida Barlow. small worlds’. Unter dem folgenden Link kann ein umfassender Blick in die Ausstellung geworfen werden. Die Arbeiten entstanden während des Lockdowns 2020 in London und sind von dieser Zeit inspiriert. Hier ist der Link

Info:

10. März – 25. Juli 2021

Phyllida Barlow. frontier

Haus der Kunst
Prinzregentenstrasse 1
80538 München
Deutschland

www.hausderkunst.de

 

6. Februar – 14. Mai 2021

Phyllida Barlow
small worlds

Galerie Hauser & Wirth
Limmatstrasse 270
8005 Zürich
Schweiz

www.vip-hauserwirth.com

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Tafelfreuden
Historische Leinendamaste

Mit einer Ausstellung über historische Leinendamaste unter dem Titel ‘Tafelfreuden’ eröffnet die Abegg-Stiftung am 25. April 2021 die Saison.

Zu den Vergnügungen bei Tisch zählen der genussvolle Verzehr von Speisen und Getränken, aber auch feine Gläser, kostbares Geschirr und Besteck. Und seit dem frühen 16. Jahrhundert gehört auch Tischwäsche aus weissem Leinendamast zur Ausstattung der festlichen Tafel. Sie war nicht selten das Teuerste, was an einem Bankett auf den Tisch kam.

Serviette mit winterlichen Vergnügungen, Detail
nördliche Niederlande, 1662
Abegg-Stiftung, Inv. Nr. 3846
© Abegg-Stiftung, CH-3132 Riggisberg
Foto: Christoph von Viràg, freundlicherweise von der Stiftung zur Verfügung gestellt

Weiss in Weiss gemusterte Tischwäsche? Sieht man da überhaupt etwas? Ja, durchaus. Die auf den ersten Blick unscheinbaren Tücher eröffnen ungeahnte Bildwelten und spannende visuelle Erfahrungen. Sie regen zum Nachdenken über unseren Sehsinn und optische Phänomene an, sind doch die gewebten Darstellungen je nach Lichteinfall nicht immer gleich gut sichtbar – anders als auf einer perfekt ausgeleuchteten Fotografie. Wer sich aber darauf einlässt, entdeckt Motive der Seefahrt und des Alltags, mythologische und biblische Darstellungen sowie Herrscherportraits, historische Szenen und Wappen der Auftraggeber.

Die Abegg-Stiftung in Riggisberg besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen historischer Leinendamaste. Die monumentalen Tischtücher, Servietten und Handtücher sind normalerweise fein säuberlich im Depot gelagert. In der neuen Sonderausstellung ist nun eine Auswahl besonders ansprechender Beispiele aus dem 16. bis 18. Jahrhundert zu sehen. Ihre Herstellung, Herkunft, und Verwendung wird in Texten und Kurzfilmen erläutert.

Info:

25. April – 7. November 2021

Tafelfreuden
Historische Leinendamaste

Abegg-Stiftung
Werner Abeggstrasse 67
3132 Riggisberg
Schweiz

www.abegg-stiftung.ch

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Claudia Skoda
Dressed to Thrill

Claudia Skoda (*1943 in Berlin) ist mit ihrer Mode eine Schlüsselfigur und Ikone der West-Berliner Undergroundszene der 1970er und 80er Jahre. Mit ihren aussergewöhnlichen Designs revolutionierte sie das Verständnis von Strickmode; ihre spektakulären Modenschauen sorgten international für Aufsehen. Mit dieser ersten Einzelschau würdigt die Kunstbibliothek das Schaffen Claudia Skodas – in ihrer Heimatstadt Berlin. Die multimediale Sonderausstellung präsentiert rund 200 z.T. noch nie gezeigte Arbeiten von Claudia Skoda und Wegbegleiter*innen wie Martin Kippenberger, Luciano Castelli, Ulrike Ottinger, Tabea Blumenschein, Kraftwerk, Jim Rakete und vielen mehr.

Bereits in den 1980er Jahren galt ihr Design international als ‘Knitted Genius’ (Key, 1984) und sie selbst als ‘Queen of Texture’ (Paper, 1985). Sie ist für die Zeitschrift Elle neben Coco Chanel, Vivienne Westwood und Madonna eine der Frauen, die den Look des 20. Jahrhunderts geprägt haben. Bis heute arbeitet Claudia Skoda mit Kreativen verschiedenster Disziplinen zusammen – und bleibt zugleich die Königin ihres eigenen Metiers: Das Stricken, bevorzugt auf der Maschine. In ihrer Wohn- und Arbeitsgemeinschaft ‘fabrikneu’ in einer Fabriketage in Kreuzberg traf sich ab Mitte der 1970er Jahre die West-Berliner Bohème: Musiker*innen, Filmemacher*innen, Künstler*innen, Modemacher*innen.

Die Sonderausstellung in der Kunstbibliothek im Kulturforum nähert sich dem Werk und Leben von Claudia Skoda in sieben thematischen Kapiteln:

Im Kapitel ‘fabrikneu’ werden die frühen Jahre Skodas und ihre ersten Modeschauen in Kreuzberg thematisiert, wie ‘Shake Your Hips’ (1975), ‘Neues Spiel’ (1976) und ‘Pablo Picasso’ (1977). Der damals noch unbekannte Martin Kippenberger kreierte einen Fussboden mit rund 1.300 Fotografien von sich, Ulrike Ottinger und Esther Friedman – ‘Eine Woche aus dem Intimleben der Fam. Skoda und Bekanntenkreis’, so der Titel des Werks.

Im nächsten Kapitel wird das besondere Verhältnis Claudia Skodas zur Musik erörtert: Es gehörten nicht nur zahlreiche Musiker*innen zu ihrem Kundenkreis – u. a. David Bowie, Malaria!, Tangerine Dream, die Neonbabies, Donna Summer, Cher, Tina Turner und Rufus Wainwright – ihre Kollektionen sind auch voller Anspielungen auf verschiedenste Musikrichtungen – Jazz, Glamrock, Disco, Punk, Elektro.

Ein weiteres Kapitel widmet sich Claudia Skodas extravaganten Modenschauen, vor allem ‘Laufsteg’ (1978), ‘Big Birds’ (1979), ‘Trommelfeuer’ (1982) und ‘Veit Fights’ (1983). Skoda setzte sich für jede dieser Shows ein Thema, das konsequent als Konzept in Choreographie, Styling, Musik und Plakatgestaltung bis zu einem Grad verfolgt wurde, wie es zu dieser Zeit noch nicht in der Modebranche üblich war. Mit diesen multidisziplinären Gesamtkunstwerken wurde sie zur Vorreiterin in der künstlerisch kontextualisierten Modepräsentation.

Zu ‘Big Birds’ beispielsweise gab es keinen Laufsteg, stattdessen wurde der Raum mit Absperrgittern durchtrennt und nur von einzelnen starken Scheinwerferkegeln beleuchtet. Das australische Performance-Duo Emu schlüpfte zu Beginn der Schau aus einem grossen Ei. Parallel dazu lief ein Film mit Pinguinen in der Antarktis. Performer schwangen sich fast nackt und am ganzen Körper geschminkt auf einem Hochtrapez über die Models, die sich wie Vögel zu Elektrobeats bewegten. Skoda hatte sie zuvor in den Zoologischen Garten geschickt, um das Verhalten von Vögeln zu studieren.

Claudia Skodas DIY-Attitude wird im Kapitel ‘Self-made Woman’ thematisiert. Von Anbeginn arbeitete Claudia Skoda eigenständig. Die ausgeklügelte Formgebung einzelner Kollektionsteile ist wegen ihrer Komplexität für die Herstellung in grösseren Serien unrentabel. Skoda wählt nicht selten Garne, die von der Industrie gar nicht verarbeitet werden können.

Auch in der Werbung und im Vertrieb bleibt Claudia Skoda unkonventionell: Bis 1982 nutzte sie ‘fabrikneu’ als Strickatelier, promotete ihre Mode ausschliesslich auf Messen und Modenschauen und belieferte einzelne ausgewählte Boutiquen in Düsseldorf, Paris, London oder New York mit einzelnen Kollektionsteilen. Ihren ersten eigenen Laden eröffnete sie – nach Rat von David Bowie – in SoHo in New York.

1988 holte der West-Berliner Senat sie in ihre Geburtsstadt zurück, um die Eröffnungsgala zur Kulturstadt Europas zu organisieren. Mit ‘Dressater – Dressed to Thrill’ kuratierte Skoda eine multidisziplinäre Schau und lud dazu innovative Modedesigner*innen aus der ganzen Welt ein. Als die Mauer ein Jahr später fiel, fiel auch Skodas Entscheidung zu bleiben. Es folgten Läden auf dem Ku’damm, der Linienstrasse und der Alten Schönhauser Allee.

Skodas ikonisches ‘Jazz’-Muster war insbesondere Ende der 1970er als Unisex-Leggings allseits beliebt. Besonders liebt sie es jedoch, den weiblichen Körper zu umgarnen. Ihre Kleider sind charakteristischerweise für selbstbewusste Frauen gestrickt: hauteng, durchsichtig, expressiv, oft in erstaunlichen Farbkombinationen. Dieser verspielte und freizügige Zugang zum Thema Körper ist für sie kennzeichnend.

Im Kapitel ‘Frauenfreundschaften und Frauenrollen’ zeigt die Ausstellung, wie Skoda und ihre Kolleginnen und Freundinnen zusammenwirken. Unter anderem werden Fotoserien der Nachtsessions gezeigt, in denen Skoda gemeinsam mit Tabea Blumenschein und Jenny Capitain spontan feminine Looks in Rollenspielen vor der Fotokamera Ulrike Ottingers durchdekliniert – von glamourösen Diven der 1920er- bis zu blondierten Sexbomben der 1950er-Jahre.

Im Kapitel ‘Modefotografie’ wird Skodas ungewöhnliche Herangehensweise sowie ihr Faible für Fotografie deutlich. Skoda lässt ihre Strickdesigns nicht von bewährten Modefotograf*innen, sondern von Kunstfotograf*innen ablichten. Es geht ihr nicht in erster Linie um die Darstellung ihres Produkts, sondern um ein ästhetisches Konzept, um Stimmung, um Materialität.

Immer wieder bewegt sich Skoda mit ihren Kollaborationen nah an der Kunst: Für die Edition ‘Masterpieces’ von 1986 gewann sie Entwürfe aus dem Kreis der Neuen Wilden, die sie in limitierter Auflage in Strick umsetzte. Alle noch existierenden Entwürfe werden in der Ausstellung im Kapitel ‘Kunst und Mode’ gezeigt.

Die Ausstellung dokumentiert auf 400 qm mit Mode, Fotografien, Plakaten, Filmen und Musik multimedial das Schaffen der Modemacherin Claudia Skoda in all seiner Vielseitigkeit. Zugleich wird ein Eindruck von der experimentierfreudigen Energie und dem Zeitgeist der späten 1970er und frühen 1980er Jahre in West-Berlin vermittelt. Ein Grossteil der Exponate stammt aus Claudia Skodas eigenem Archiv sowie aus Privatarchiven von Zeitzeug*innen und Freund*innen. Viele der gezeigten Werke sind nie oder für lange Zeit nicht öffentlich zu sehen gewesen. Mit der Ausstellung geht ein Grossteil des privaten Archivs von Claudia Skoda in den Bestand der Sammlung der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin über.

Eine Sonderausstellung der Kunstbibliothek in Kooperation mit dem Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Info:

1. April – 18. Juli 2021

Claudia Skoda
Dressed to Thrill

Kulturforum
Matthäikirchplatz
10785 Berlin
Deutschland

www.smb.museum

Auch interessant:

Ausstellungsbericht des Kulturmagazins ‘titel, thesen, temperamente’ vom 21. März 2021 – hier ist der Link

Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin:  Online-Ausstellung „Claudia Skoda: Dressed to Thrill”

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Inspiriert!
Helmut Hahn im Dialog mit Max Ernst, Elisabeth Kadow und Otto Steinert

Mit dem facettenreichen Schaffen des Künstlers Helmut Hahn (1928–2017) setzt sich die Ausstellung ‘Inspiriert! Helmut Hahn im Dialog mit Max Ernst, Elisabeth Kadow und Otto Steinert’ auseinander, die derzeit im Clemens Sels Museum Neuss zu sehen ist.

Plakat ‘Inspiriert! Helmut Hahn im Dialog mit Max Ernst, Elisabeth Kardow und Otto Steinert’

Helmut Hahn war Maler, Grafiker, Fotograf, Textilgestalter und vieles mehr. Ab 1970 erhielt er an der Fachhochschule Niederrhein Krefeld eine Professur für Textil-Design.

Helmut Hahn: o. T., 1958
Eitempera auf Leinwand
Kreismuseum Zons
Foto: Martin Langenberg, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Sein Werk reicht von Aquarellen und Zeichnungen über Décalcomanien, Fotografien und Gemälden bis hin zu Petit-Point-Stickereien und Druckgrafiken. Auch Objektkästen und Wandbehänge zählen zu seinem Schaffen. Inspirieren liess sich Hahn von Personen aus seinem direkten Umfeld – von Lehrer*innen während seiner Ausbildungsjahre und von Künstler*innen, deren Bekanntschaft er über die Jahre machte.

Helmut Hahn: Rendre hommage à M. E., 1972
Assemblage, Objektkasten
Kreismuseum Zons
Foto: Carsten Gliese, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Um die verschiedenen Stationen seines Werdegangs und seine damit verbundene stilistische Entwicklung vorzustellen, sind die Arbeiten Hahns ausgesuchten Werken seiner Lehrer*innen gegenübergestellt: Im Dialog mit Exponaten von Otto Coester, Elisabeth und Gerhard Kadow, Otto Steinert und Rolf Sackenheim können nicht nur deren Einflüsse auf das Schaffen Hahns, sondern auch seine bewusste Distanzierung von ihrer Arbeitsweise nachvollzogen werden. Prägende Einflüsse durch künstlerische Vorbilder erhielt Hahn vor allem durch die Begegnung mit Max Ernst und durch seine lange Freundschaft mit René Laubiès.

Helmut Hahn: In der Nacht, die Schatten der Sonne, 1991
Futterseide, Duchesse, Seide, Baumwollgarn, Rippenstramin, Vlies
Kreismuseum Zons
Foto: Carsten Gliese, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Anhand bedeutender Leihgaben aus öffentlichen Sammlungen und des hauseigenen Bestands stellt die Ausstellung ‘Inspiriert!’ die stringente Stilentwicklung und Autonomie des Œuvres von Helmut Hahn vor. Im Gegenüber mit Fotografien von Otto Steinert, Textilarbeiten der Bauhäuslerin Elisabeth Kadow oder auch Malereien und Druckgrafiken von Max Ernst lassen sich überraschende Parallelen wie auch bedeutende Unterschiede entdecken.

Elisabeth Kadow: Petit-Point (Rot-Blau), 1948
Gewebe und Stickerei auf Leinen
Museum Abteiberg Mönchengladbach
Foto: Carsten Gliese, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Immer wieder begegnet man der vielgestaltigen Natur als dem zentralen Bildmotiv von Helmut Hahn – einem Künstler, für den Inspiration und Dialog keine Einbahnstrassen bedeuteten, sondern ein ständiges und vor allem ein bewusstes Geben und Nehmen, ein Austausch mit anderen Persönlichkeiten und ein ständiges Zwiegespräch mit der Natur, deren Schönheiten seine Kreativität entzündeten.

Helmut Hahn: o. T., 2014–X–4, 2014
Faserstift auf Bütten
Clemens Sels Museum Neuss
Foto: Inga Lisa Rybinski, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Über die Zeit und die Zeiten hinweg hatte er unterschiedlichste Medien und Ausdrucksweisen erprobt, bis er schliesslich die für ihn perfekte Form gefunden hatte. Man begegnet einem Künstler, der auch heute noch für viele Kunstkenner*innen eine lohnenswerte Entdeckung ist.

Katalog erhältlich.

Info:

28. Februar – 24. Mai 2021

Inspiriert!
Helmut Hahn im Dialog mit Max Ernst, Elisabeth Kadow und Otto Steinert

Clemens Sels Museum Neuss
Am Obertor
41460 Neuss
Deutschland

www.clemens-sels-museum-neuss.de

Flyer

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DIE FRAUEN DER WIENER WERKSTÄTTE

Bisher wurde den Künstlerinnen der Wiener Werkstätte (1903–1932) viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Mit dieser Ausstellung ändert sich das nun: Gudrun Baudisch, Vally Wieselthier, Mathilde Flögl, Paula Lustig oder Mizzi Vogl sind nur ein Bruchteil der knapp 180 Frauen, die einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung des Wiener Kunsthandwerks leisteten – besonders mit ihrem Ideenreichtum in den Bereichen Gebrauchsgrafik, Textildesign, Modeentwurf, Spielzeug, Wandschmuck und Keramik.

Vally Wieselthier: Entwurf für ein WW-Plakat, 1928
© MAK
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Mit diesem Aufruf suchte das MAK – Museum für angewandte Kunst Wien – weitere Informationen: biografische Daten, Lebensereignisse, persönliche Geschichten, Bild- und Textmaterial oder noch unbekannte Werke für die ursprünglich im Sommer 2020 geplante Ausstellung. Wegen der Pandemie wurde sie verschoben und wird nun hoffentlich ab dem 21. April 2021 in Wien gezeigt.

Morgenmantel aus dem WW-Stoff ‘Donnerwetter’ von Felice Rix, um 1920
© MAK
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Wer prägte den Stil der 1903 gegründeten Wiener Werkstätte (WW)? Sofort drängen sich die grossen Künstlernamen auf: Josef Hoffmann, Koloman Moser und Dagobert Peche. Von Anfang an aber waren auch Künstlerinnen an den Produktionen der WW beteiligt.

Mela Köhler: WW-Postkarte Nr. 638, 1912
© MAK
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Bis zur Auflösung 1932 erhöhte sich ihre Zahl laufend, und besonders in der Zwischenkriegszeit bestimmten Mathilde Flögl, Maria Likarz, Felice Rix oder Vally Wieselthier mit fantastischen Stoffmustern und expressiver Keramik den Look der WW.

Felice Rix: WW-Stoff ‘Gespinst’, 1924
© MAK
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Im Zuge der Recherchen konnten rund 180 Künstlerinnen namhaft gemacht werden, von denen etwa die Hälfte in dieser Ausstellung vertreten ist. Aufgeführt sind ihre Namen auf der Website des Museums.

Mathilde Flögl: Entwurf für ein Kinderservice, um 1927
© MAK
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Ausgebildet an der Wiener Kunstgewerbeschule und von Hoffmann in die WW geholt, entwarfen die Frauen Textildesign, Mode, Wohnaccessoires, Spielzeug und Gebrauchsgrafik und eroberten sich zudem mit der Keramik ein Feld, in dem sie auch rein künstlerisch tätig sein konnten.

Maria Likarz: Entwurf für ein Faschingskostpm, 1928
© MAK
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Für Interieurs – seien es Wohnungen, Lokale oder Ausstellungsräume – entwickelten sie aussergewöhnliche Wandgestaltungen.

Wandmalereien von Lotte Calm, Lilly Jacobsen, Fritzi Löw, Anny Schröder und Vally Wieselthier in der WW-Textilabteilung, Kärntner Strasse 32, 1918
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Zu ihrer Zeit viel beachtet, gerieten die Künstlerinnen nach dem Ende der WW weitgehend in Vergessenheit. Katalog und Ausstellung wollen ihnen ein Gesicht geben und auf ein Werk hinweisen, das die einzigartige Stellung der Wiener Werkstätte zwischen Jugendstil und Bauhaus mitbegründet hat.

Vally Wieselthier in einem Kleid aus dem WW-Stoff ‘Sommerfalter’ von Felice Rix, um 1925
© MAK
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Kuratorin: Anne-Katrin Rossberg, Kustodin MAK-Sammlung Metall und Wiener-Werkstätte-Archiv
Gastkuratorin: Elisabeth Schmuttermeier
Ausstellungsgestaltung: Claudia Cavallar

Katalog erhältlich

Info:

21. April – 3. Oktober 2021

DIE FRAUEN DER WIENER WERKSTÄTTE

MAK – Museum für angewandte Kunst
Stubenring 5
1010 Wien
Österreich

www.mak.at

Informationen zum Rahmenprogramm und viele weitere Fotos sind ebenfalls auf der Website des Museums ersichtlich.

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Klimt und Freunde
Sonderausstellung zum 100-Jahr-Jubiläum des HVM

Zu seinem 100-jährigen Bestehen zeigt das Historische und Völkerkundemuseum (HVM) St. Gallen ab dem 27. März 2021 seine bisher grösste und aufwendigste Sonderausstellung ‘Klimt und Freunde’. Man taucht damit in die Gründungszeit ein und beleuchtet das Wiener Kunstschaffen um 1900.

Ausstellungsflyer

Wien gehörte bereits zu jener Zeit zu den Metropolen Europas und war sowohl ein Zentrum der Wissenschaften, Musik und Literatur wie auch der Architektur und der Künste. Wien weist um 1900 einige auffallende Parallelen zu St.  Gallen auf. In St.  Gallen war es die Stickerei-Zeit, die alles beherrschte, grosse Veränderungen im Stadtbild brachte und ein reges Kunst- und Kulturleben ermöglichte. In Wien war es die letzte Phase des österreichisch-ungarischen Kaiserreichs, eine Blütezeit für die Architektur und die Bildenden Künste. Architekten wie Otto Wagner und Adolf Loos beherrschten die Szene und Maler wie Gustav Klimt und Egon Schiele prägten entscheidend das Kunstleben. In St. Gallen sind die Kunst der Wiener Secession und der österreichische Jugendstil keine Unbekannten. Namentlich in der für St.  Gallen so wichtigen Stickerei- und Modebranche sorgen sie bis heute immer wieder für künstlerische Anregungen.

Im Mittelpunkt der in fünf Module gegliederten Ausstellung stehen Werke des österreichischen Ausnahmekünstlers Gustav Klimt und seiner Weggefährten.

Klimt und Freunde
Im Sessel sitzend: Gustav Klimt
Gruppe von Secessions-Mitgliedern im Mittelsaal der Wiener Secession vor der Eröffnung der 14. Ausstellung, sog. Beethovenausstellung: hintere Reihe v.l.n.r.: Anton Nowak, Gustav Klimt, Adolf Böhm, Wilhelm List, Maximilian Kurzweil, Leopold Stolba, Rudolf Bacher; vordere Reihe v.l.n.r.: Kolo Moser, Maximilian Lenz (liegend), Ernst Stöhr, Emil Orlik, Carl Moll.
Foto freundlicherweise vom HVM zur Verfügung gestellt

Den Beginn macht die Wiener Secession, die Künstlerbewegung, die machtvoll den Beginn der Wiener Moderne markiert. Das nächste Kapitel ist Gustav Klimt (1862–1918) gewidmet, der Leitfigur dieser Bewegung. Er steht wie kein zweiter für Jugendstil, Ornament und Eros, ist berühmt für sein allegorisches Werk, seine prachtvollen Bildnisse für die gehobene Wiener Gesellschaft und seine Landschaften.

Gustav Klimt: Bildnis Emilie Flöge
Foto freundlicherweise vom HVM zur Verfügung gestellt

Nach 1900 galt sein Interesse mehrheitlich der Darstellung der Frau und des nackten weiblichen Körpers. Seine erotischen Zeichnungen stehen denn auch im Zentrum dieses Moduls, zusammen mit dem ‘Bildnis Joseph Pembaur’ und der ‘Italienischen Gartenlandschaft’.

Ausstellungsansicht ‘Klimt und Freunde’, Historisches und Vöšlkerkundemuseum St. Gallen, 2021
Gustav Klimt: Bildnis Joseph Pembaur
© Urs Bucher/ ubupix
Foto freundlicherweise vom HVM zur Verfügung gestellt

Wichtige Akzente für die Wiener Kunst um 1900 setzte auch der Japonismus, das dritte Modul der Ausstellung. Er feierte gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Jugendstil einen Höhepunkt. Die Begeisterung für alles Japanische wirkte sich auf die Bildenden Künste, auf Architektur, Kunstgewerbe, Inneneinrichtung und Mode aus. Besonders die japanischen Farbholzschnitte offenbarten den Künstlern neue Perspektiven auf ihre Sujets.

Ausstellungsansicht ‘Klimt und Freunde’, Historisches und Vöšlkerkundemuseum St. Gallen, 2021
© Urs Bucher/ ubupix
Foto freundlicherweise vom HVM zur Verfügung gestellt

In einem weiteren Modul erlaubt die Ausstellung mit Arbeiten von Josef Engelhart, Maximilian Kurzweil und weiteren Gründungsmitgliedern der Wiener Secession einen vertieften Einblick in die Wiener (Flächen-)Kunst um 1900, wobei auch der Vereinigung nahestehende Künstlerinnen wie Broncia Koller-Pinell mit Werken vertreten sind. Ihre Ausbildungsmöglichkeiten waren noch sehr beschränkt und ihr Beitrag zur Entwicklung der Wiener Moderne wurde lange unterschätzt.

Ausstellungsansicht ‘Klimt und Freunde’, Historisches und Vöšlkerkundemuseum St. Gallen, 2021
links ein Werk von Egon Schiele, rechts ein Werk von Broncia Koller-Pinell
© Urs Bucher/ ubupix
Foto freundlicherweise vom HVM zur Verfügung gestellt

Gleichzeitig spannt die Ausstellung den Bogen bis hin zum österreichischen Frühexpressionismus. Herausragende Werke von Egon Schiele oder Oskar Kokoschka illustrieren die neue Bild- und Formensprache der jungen Generation, die von Gustav Klimt gefördert wurde. Sie wandte sich zusehends von der sinnlichen Schönheit des ornamental-dekorativen Jugendstils ab und warf einen Blick hinter die Fassade, auf das Abgründige der menschlichen Existenz.

Egon Schiele: Portrait Hans Massmann, 1909
Foto freundlicherweise vom HVM zur Verfügung gestellt

Die Einheit von Kunst und Leben war erklärtes Ziel des Jugendstils. Alle Bereiche des täglichen Lebens sollen gestalterisch im Sinne eines Gesamtkunstwerks vereint werden.

Koloman Moser: Zebrakasten
Foto freundlicherweise vom HVM zur Verfügung gestellt

Die Wiener Werkstätte, eine Produktionsgemeinschaft bildender Künstler*innen, setzte dieses Vorhaben programmatisch und erfolgreich um.

Hans Bolek: Vase, 1916
Foto freundlicherweise vom HVM zur Verfügung gestellt

Sie produzierte Möbel, Textilien, Geschirr, Glaswaren, Besteck und Tafelaufsätze, aber auch Schmuck und Modeartikel.

Wiener Werkstätte – Stoffdruck
Impressionen aus einer Stoffdruckerei (Barbara Wieland Vollenweider, Handdruckerei für Stoffe in der ehem. Mühle Gattikon.)
Foto: Bernhard Fuchs, freundlicherweise vom HVM zur Verfügung gestellt

Auf das Material, die Ausführung und das Erscheinungsbild wurde grösster Wert gelegt. Die Wiener Werkstätte hatte auch Verbindungen zur Ostschweiz – die Ausstellung im HVM zeigt sie auf.

Ausstellungsansicht ‘Klimt und Freunde’, Historisches und Vöšlkerkundemuseum St. Gallen, 2021
© Urs Bucher/ ubupix
Foto freundlicherweise vom HVM zur Verfügung gestellt

Dem Hauptwerk der Ausstellung, Klimts ‘Italienische Gartenlandschaft’, ist eigens ein grosser Saal gewidmet. Mit Licht, Farbe, Musik und digitalen Grossprojektionen sollen die Besucher*innen in ruhiger, meditativer Atmosphäre in die fantastischen Bildwelten von Gustav Klimt eintauchen können.

Ausstellungsansicht ‘Klimt und Freunde’, Historisches und Vöšlkerkundemuseum St. Gallen, 2021
Gustav Klimt: Italienische Gartenlandschaft, 1913
© Urs Bucher/ ubupix
Foto freundlicherweise vom HVM zur Verfügung gestellt

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation.

Zur Ausstellung hat das Museum auch zwei Videos veröffentlicht:

‘Klimt und Freunde’ auf dem Weg nach St.Gallen

Einführung von Daniel Studer, Direktor des HVM, Isabella Studer-Geisser, Kuratorin und Monika Mähr, stv. Direktorin und Kuratorin

Info:

27. März – 25. Juli 2021

Klimt und Freunde
Sonderausstellung zum 100-Jahr-Jubiläum des HVM

Historisches und Völkerkundemuseum
Museumstrasse 50
9000 St. Gallen
Schweiz

www.hvmsg.ch

Flyer

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Klug und Kühn
Frauen schreiben Geschichte

In diesem Jahr jährt sich die späte Einführung des eidgenössischen Frauenstimm- und Wahlrechts zum 50. Mal. Aus diesem Anlass zeigt das Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte Ostschweiz die Ausstellung ‘Klug und Kühn – Frauen schreiben Geschichte’ zur Frauen- und Geschlechtergeschichte in der Schweiz seit 1848 bis heute. Sie ist noch bis zum 19. September 2021 im Historischen und Völkerkundemuseum (HVM) in St. Gallen zu sehen und vom 28. Oktober 2021 – 27. März 2022 im Stadtmuseum Rapperswil-Jona zu Gast.

Flyer

‘Klug und Kühn – Frauen schreiben Geschichte’ würdigt Vorkämpferinnen mit ihren Biografien und zeigt, wie viele Frauen sich für eine Verbesserung der Lebenssituationen von Frauen und für die Gleichstellung einsetzten, von denen wir heute kaum mehr etwas wissen.

Wie lange der Weg war und immer noch ist, verdeutlicht die Chronologie, die den Fortschritt in Recht, Politik und sozialen Rechten und Institutionen mit demjenigen in unseren Nachbarländern vergleicht. Frauen waren in allen Bereichen des Lebens mit Schranken konfrontiert. In den Bereichen Politik, Arbeit, Körper, Bildung, Religion, Recht wie auch in Kultur und Öffentlichem Raum wird die Schwerkraft der Verhältnisse sichtbar. Nicht nur der fehlende Zugang zur Politik erschwerte es Frauen, freie Entscheidungen zu treffen. Schritt für Schritt machten sie sich auf, Rechte und Freiräume zu erkämpfen.

Der lange Weg zur Chancengleichheit in der Bildung gehört ebenso dazu wie die Kontrolle über den eigenen Körper: Verhütung, strafloser Schwangerschaftsabbruch und Frauenhäuser sind nicht selbstverständlich. Sie sind – wie das Stimmrecht – hart erkämpft.

Die Website ‘50 Jahre Frauenstimm-Wahlrecht‘ hält u.a. eine Bildergalerie mit illustrierenden Fotos zum Ansehen, Informationen zum Rahmenprogramm und zu weiteren Ausstellungen in diesem Kontext bereit.

Info:

6. März – 19. September 2021

Klug und Kühn
Frauen schreiben Geschichte

Historisches und Völkerkundemuseum
Museumstrasse 50
9000 St. Gallen
Schweiz

www.hvmsg.ch
www.klug-und-kuehn.ch

Flyer

Auch interessant:

Noch bis zum 6. Februar 2022 zeigt das Textilmuseum St. Gallen die Ausstellung ‘Robes politiques – Frauen Macht Mode’ aus Anlass des Jubiläums 50 Jahre Frauenstimm- und Wahlrecht in der Schweiz. Im Mittelpunkt stehen hier Kostüme und Accessoires, die weiblichen Machtanspruch und weibliche Machtrepräsentation im Wandel von Gesellschaft, Politik und Mode versinnbildlichen sowie die öffentliche Wahrnehmung bedeutender Frauen, deren Erscheinen auf der politischen Bühne damals wie heute nicht nur mit Beifall bedacht wurde und wird.

Hier ist der Link zu meinem Bericht in den Ausstellungstipps März 2021

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50 Jahre Frauenstimmrecht

Zum Thema ’50 Jahre Frauenstimmrecht’ zeigt das Museum für Gestaltung Zürich (Toni Areal) 39 Plakate aus der Sammlung des Museums. Sie zeugen vom emotional geführten Abstimmungskampf und zeigen Bildrhetorik und Argumentationsstrategien beider Lager auf.

Foto: Regula Bearth
© ZHdK
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Darunter befinden sich Arbeiten wie Donald Bruns Plakat mit überdimensionalem Schnuller oder Otto Baumbergers Schreckbild einer politisch aktiven Frau, die sich ins kollektive Bildgedächtnis eingeschrieben haben.

Info:

2. März – 16. Mai 2021

50 Jahre Frauenstimmrecht

Museum für Gestaltung Zürich
Toni-Areal
Pfingstweidstrasse 96
8005 Zürich
Schweiz

www.museum-gestaltung.ch

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Vetements in Zürich

Ebenfalls eine sehr kleine Ausstellung verbirgt sich hinter dem Titel ‘Vetements in Zürich’: Das von den Brüdern Demna und Guram Gvasalia gegründete Designkollektiv ‘Vetements’ bricht mit den Konventionen der Mode. Anstelle einer Show fotografierte Demna Gvasalia die Frühlings- / Sommerkollektion 2018 auf den Strassen von Zürich mit Leuten wie du und ich. Die Ausstellung zeigt fünf grossformatige Fotos von insgesamt 54 Looks.

Foto: Regula Bearth
© ZHdK
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Beide Ausstellungen also nicht vergessen, wenn man sowieso vor Ort ist.

Info:

2. März – 11. April 2021

Vetements in Zürich

Museum für Gestaltung Zürich
Ausstellungsstrasse 60
8005 Zürich
Schweiz

www.museum-gestaltung.ch

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Yayoi Kusama: Eine Retrospektive
A Bouquet of Love I Saw in the Universe

Der Gropius Bau Berlin präsentiert vom 23. April – 1. August 2021 eine grosse Retrospektive über das wegweisende Werk der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama (* 1929).

Yayoi Kusama, Portrait
© YAYOI KUSAMA
Courtesy: Ota Fine Arts, Victoria Miro & David Zwirner
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Yayoi Kusamas künstlerische Position zeichnet sich durch revolutionäre Interventionen aus, die sowohl von dem Wunsch einer vollkommenen Vereinigung von Körper und Kunstwerk als auch einer Neudefinition der Rolle der Frau in der Kunst getragen werden.’ – Stephanie Rosenthal, Direktorin, Gropius Bau

Yayoi Kusama: Infinity Mirror Room — Love Forever, 1966/94
Holz, Spiegel, Metall, Glühbirnen, 210,2 x 240,2 x 205,2 cm
© YAYOI KUSAMA
Courtesy: Ota Fine Arts
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Diese Übersichtsschau ist ihre bisher komplexeste immersive Ausstellung: Die raumgreifende Arbeit ‘A Bouquet of Love I Saw in the Universe’ (2021) wurde von Yayoi Kusama eigens für den historischen Lichthof des Gropius Bau entworfen, der für die Dauer der Ausstellung in einem Meer aus grossformatigen, wogenden Tentakeln versinken wird.

Yayoi Kusama: Infinity Mirror Room – Phalli’s Field, 1965
Installation, Mixed Media
© YAYOI KUSAMA
Courtesy: Ota Fine Arts, Victoria Miro
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Yayoi Kusamas erste institutionelle Retrospektive in Deutschland erstreckt sich über etwa 3000 m² und zeigt fast 300 Werke aus den letzten 80 Jahren. Die Ausstellung umfasst Gouachen auf Papier, akkumulative Skulpturen, Happenings und Modearbeiten sowie jüngste Gemälde und einen neuen ‘Infinity Mirror Room’, der neben einer Rekonstruktion ihres ersten, 1965 in New York präsentierten ‘Infinity Mirror Room’ gezeigt wird.

Yayoi Kusama: The End of Summer, 1980
Möbel, Haushaltsgegenstände, genähte Stoffe und Farben, Mixed media
© YAYOI KUSAMA
Courtesy: Sammlung Goetz, München
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung beinhaltet neben umfangreichem Archivmaterial acht weitere Ausstellungsrekonstruktionen aus den Jahren 1952 bis 1983. Der Schwerpunkt liegt auf Kusamas bisher wenig erforschter Aktivität in Europa und hebt den performativen Charakter ihres Werkes hervor. Innovative Selbstinszenierungs- und Partizipationsstrategien innerhalb ihrer Arbeiten können als Vorläufer heutiger Tendenzen der sozialen Medien gelesen werden. Das Bestreben der Künstlerin, die Rolle der Frau in der Kunst neu zu definieren, liegt im Zentrum ihrer vielfältigen Tätigkeiten.

Yayoi Kusama: Pollen, 1986
Stoff, Kunstfaser und Farbe, 170 x 88 x 88 cm
© YAYOI KUSAMA
Collection of Ota Fine Arts
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Ich freue mich sehr, dass meine Retrospektive im wunderbaren Gropius Bau stattfinden wird. Dies ist eine Ausstellung, an die ich mich für den Rest meines Lebens erinnern werde. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, mit Liebe und Hoffnung.’ – Yayoi Kusama, 2021

Yayoi Kusama: Kusama Fashion in ihrem Studio, New York, 1968
© YAYOI KUSAMA
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Kuratiert von Stephanie Rosenthal, Direktorin des Gropius Bau, in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin und ihrem Studio in Tokio. Die Ausstellung schöpft aus Yayoi Kusamas persönlichem Archiv, das Stephanie Rosenthal und ihr Ausstellungsteam persönlich besucht haben.

Zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog (d/e).

Während der gesamten Dauer der Ausstellung findet ein umfangreiches Vermittlungs- und Veranstaltungsprogramm statt, das vor Ort und auf gropiusbau.de/kusama zugänglich ist.

Im November 2021 wird die Ausstellung im Tel Aviv Museum of Art gezeigt.

Info:

23. April – 15. August 2021

Yayoi Kusama: Eine Retrospektive
A Bouquet of Love I Saw in the Universe

Gropius Bau
Niederkirchnerstrasse 7
10963 Berlin
Deutschland

www.berlinerfestspiele.de

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Hella Jongerius: Kosmos weben

Im Mittelpunkt von Hella Jongerius’ künstlerischer Praxis steht die Verknüpfung von Industrie und Handwerk, von traditionellem Wissen und Technologie. Sie ist bekannt für ihre forschungsorientierte Herangehensweise, in der sie Prozesse der handwerklichen und industriellen Produktion in einer dynamischen Verbindung nutzt. Diese verleiht ihren industriell gefertigten Objekten Unvollkommenheit, Sensibilität und Charakter. Der Gropius Bau widmet der Künstlerin und Designerin ab dem 29. April 2021 unter dem Titel ‘Kosmos weben’ eine Einzelausstellung, die sich während der Laufzeit prozesshaft weiterentwickeln wird.

Hella Jongerius: Woven Cosmos – Woven Window, 2020
© Hella Jongerius
Courtesy: Hella Jongerius
Foto: Magdalena Lepka, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Seit drei Jahrzehnten beschäftigt sich die Künstlerin – und zugleich eine der weltweit führenden Designerinnen – mit dringlichen Themen wie nachhaltiger Innovation, verantwortungsvoller Produktion und gesellschaftlicher Regeneration. Als ausgebildete Industriedesignerin stellt Hella Jongerius (*1963) wesentliche Fragen: Wie können wir mithilfe traditionellen Handwerks eine nachhaltige Zukunft gestalten? Wie können Objekte genutzt werden, um zu heilen, zu inspirieren und zu verbinden?

Hella Jongerius, Portrait, 2020
Courtesy: Maharam
Foto: Nick Ballón, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Jongerius’ Installationen konzentrieren sich häufig auf die kulturellen, wirtschaftlichen, technischen und philosophischen Aspekte von Textilien und Weberei und betonen offene Produktionsprozesse stärker als finale Ergebnisse. ‘Kosmos weben’ entstand in einer seit Herbst 2020 andauernden Beschäftigung mit dem Gropius Bau und zeigt neue Arbeiten sowie eine partizipative Installation, die sich im Laufe der Einzelausstellung weiterentwickeln wird.

Hella Jongerius: Woven Cosmos – Detail, 2020
© Hella Jongerius
Courtesy: Jongeriuslab
Foto: Jongeriuslab, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Kosmos weben’ basiert auf Jongerius’ Erfahrungen, die sie innerhalb der letzten 25 Jahre durch die Beschäftigung mit Textilien sammelte und wurzelt in einer individuellen Philosophie, die Design, Nachhaltigkeit und Spiritualität miteinander verwebt. Durch ihre ergebnisoffenen und ortsbezogenen Interventionen fordert uns Jongerius auf, unsere Beziehung zu Objekten, der Welt und zueinander zu überdenken.

Hella Jongerius: Woven Cosmos – Healing Objects, 2020
© Hella Jongerius
Courtesy: Jongeriuslab
Foto: Jongeriuslab, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung ‘Kosmos weben’ ist das Ergebnis gemeinsamen Forschens mit dem Berliner Designteam Jongeriuslab, welches in den Monaten vor der Ausstellungseröffnung täglich im Gropius Bau an neuen Werken arbeitet. In den Räumen des Ausstellungshauses entwickelt Jongerius aktuell eine Reihe von Installationen – darunter einen Webstuhl für dreidimensionales Weben, eine synergetische Methode des Garnspinnens und gewebte Strukturen, die als architektonische Elemente im Raum fungieren.

Hella Jongerius: Woven Cosmos – Healing Objects, 2020
© Hella Jongerius
Courtesy: Jongeriuslab
Foto: Jongeriuslab, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung ist zudem eng mit der Geschichte des Gropius Bau verflochten, der einst als Kunstgewerbemuseum und -schule eigene Werkstätten beherbergte – ein Ort also, an dem verschiedene Disziplinen gebündelt wurden. Jongerius knüpft an diese Geschichte an, indem sie ihr Designstudio Jongeriuslab temporär in den Gropius Bau verlegt und so den Ort und seine Vergangenheit in ihr Schaffen miteinbezieht.

Hella Jongerius: Woven Cosmos – Weaving, 2020
© Hella Jongerius
Courtesy: Jongeriuslab
Foto: Jongeriuslab, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung wird kuratiert von Stephanie Rosenthal mit Clara Meister.

Info:

29. April – 5. September 2021

Hella Jongerius: Kosmos weben

Gropius Bau
Niederkirchnerstrasse 7
10963 Berlin
Deutschland

www.berlinerfestspiele.de
www.jongeriuslab.com

Auch interessant:

Meinen Bericht über die Ausstellung ‘Hella Jongerius – Breathing Colour’, die das Gewerbemuseum Winterthur gerade bis zum  22. August 2021 verlängert hat und gleich anschliessend mein Bericht zur Ausstellung ‘Kleureyck. Van Eyck’s Colours in Design’ im Design Museum Gent, an der Hella Jongerius ebenfalls beteiligt war, findet man in den Ausstellungstipps November 2020

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Deutsches Design 1949–1989
Zwei Länder, eine Geschichte

Geprägt durch Bauhaus und Werkbund, erlangte das deutsche Design zu Beginn des 20. Jahrhunderts weltweite Bedeutung. Mit der deutschen Teilung ab 1949 entwickelten sich Design und Alltagskultur auf beiden Seiten der Grenze getrennt weiter – im Westen als Motor des ‘Wirtschaftswunders’, im Osten als Teil sozialistischer Planwirtschaft. Mehr als 30 Jahre nach dem Fall der Mauer präsentiert das Vitra Design Museum in Weil am Rhein noch bis zum 5. September 2021 die erste grosse Gesamtschau über das deutsch-deutsche Design der Nachkriegszeit.

Key Visual
Taschenrechner ET 33, Dieter Rams und Dietrich Lubs, 1977
Kännchen aus dem Gastronomiegeschirr ‘Rationell’, Margarete Jahny und Erich Müller, 1970
© Vitra Design Museum
Illustration: Daniel Streat, Visual Fields
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung ‘Deutsches Design 1949–1989. Zwei Länder, eine Geschichte’ stellt das Design der damaligen DDR und BRD vergleichend gegenüber und verdeutlicht dabei ideologische und gestalterische Unterschiede ebenso wie Parallelen und Querbezüge, die Ost und West verbanden. Die Exponate reichen von ikonischen Möbeln und Leuchten über Grafik, Industriedesign und Inneneinrichtung bis hin zu Mode, Textilien und Schmuck.

Claudia Skoda: Strickdesign aus der Kollektion ‘Fruits’, ca. 1978
(Model Irene Staub alias Lady Shiva)
© Luciano Castelli, mit freundlicher Genehmigung von Claudia Skoda
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

DDR-Design aus billig-buntem Kunststoff, kühler Funktionalismus in der BRD – solchen Klischees setzt die Ausstellung einen differenzierten Blick entgegen. Protagonisten wie Dieter Rams, Egon Eiermann, Rudolf Horn oder Margarete Jahny, aber auch prägende Hochschulen oder das Erbe des Bauhauses stehen im Fokus.

Josef Böhm: Eierbecher ‘Huhn’, 1970er
© Vitra Design Museum
Foto: Andreas Sütterlin, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Zum ersten Mal entfaltet die Ausstellung damit ein grosses Panorama der deutsch-deutschen Designgeschichte der Nachkriegszeit und macht deutlich, wie eng Design und Zeitgeschichte, Alltagskultur und weltpolitischer Kontext im Deutschland des Kalten Krieges verflochten waren.

Otl Aicher: Piktogramm 0605 (Leichtathletik) für die 20. Olympischen Sommerspiele in München, 1972
© 1976 by ERCO, www.otl-aicher-piktogramme.de
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung ‘Deutsches Design 1949–1989. Zwei Länder, eine Geschichte’ stellt das Design von DDR und BRD bewusst auf Augenhöhe gegenüber und ruft damit auch weniger bekannte Kapitel deutscher Designgeschichte in Erinnerung. Einerseits wird dabei die politische Bedeutung von Design in der Ära des Kalten Krieges deutlich, andererseits …

VEB Textilkombinat Cottbus, DDR: Damenmode, 1978
© akg-images / Günter Rubitzsch
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

… offenbart sich eine faszinierende Vielfalt an Entwurfsstilen und Haltungen, die einen differenzierteren Blick als den auf die ideologischen Gegensätze von Ost und West verlangen. Erstmals wird das deutsche Design der Nachkriegszeit als gemeinsame Geschichte betrachtet – mit Unterschieden und Brüchen, aber auch Gemeinsamkeiten und Querverbindungen.

Eine Ausstellung des Vitra Design Museums, des Kunstgewerbemuseum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden und der Wüstenrot Stiftung

Zur Ausstellung ist eine Publikation erhältlich.

Info:

20. März – 5. September 2021

Deutsches Design 1949–1989
Zwei Länder, eine Geschichte

Vitra Design Museum
Charles-Eames-Strasse 2
79576 Weil am Rhein
Deutschland

www.design-museum.de

Vom 15. Oktober 2021 – 20. Februar 2022 wird die Ausstellung im Kunstgewerbemuseum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, gezeigt.

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TextilWerk Bocholt

Mit der neuen Ausstellung ‘use-less’ und einer Wiederauflage der Schau ‘Mythos Neue Frau’ startet das Textilwerk Bocholt in die neue Saison.

use-less
Slow Fashion gegen Verschwendung und hässliche Kleidung

Egal ob Jeans, T-Shirts oder Nylonstrümpfe – Kleidung entsteht in komplexen Produktionsabläufen mit Folgen für Menschen und Umwelt. Die interaktive Ausstellung ‘use-less. Slow Fashion gegen Verschwendung und hässliche Kleidung’ stellt die Forschungsergebnisse der Hochschule Hannover vor. Designprojekte von Studierenden machen deutlich, wie Mode langlebig, ressourcensparend und schön gestaltet werden kann.

Die Slogans der ‘use-less’ T-Shirt-Kollektion regen dazu an, das eigene Kaufverhalten zu hinterfragen.
Foto: LWL/ Betz, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Beim Entwurf von Kleidung muss das Ende oder die Wiederverwertung der genutzten Textilien mitgedacht werden’, erklärt die leitende Kuratorin Prof. Martina Glomb von der Hochschule Hannover. ‘Wir können es uns nicht mehr leisten, Mode zu entwickeln, die in der Tonne landet. Gute Kleidung nach Slow-Fashion-Kriterien kann die Umwelt sogar positiv beeinflussen.’

In der interaktiven Ausstellung ‘use-less’ lässt sich die Entstehung ressourcenschonender Mode entlang des textilen Kreislaufs erleben.
Foto: LWL/ Betz, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Für ein Museum, das sich als Forum für gesellschaftliche Debatten versteht, ist ‘use-less’ ein Glücksfall’, sagt Martin Schmidt, wissenschaftlicher Referent für Textil. ‘Mit der Ausstellung wollen wir mit unseren Besucher*innen in den Dialog über eine zentrale Industrie, Konsum und nachhaltige Entwicklung treten. Wir sind gespannt, wie unser Publikum auf diese fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Museen reagiert und freuen uns auf viele Reaktionen.’

Blick in die Ausstellung ‘use-less’ in der Spinnerei im Textilwerk Bocholt.
Foto: LWL/ Betz, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Wanderausstellung ‘use-less’ wartet nach ihren ersten beiden Stationen im Hafenmuseum Speicher XI in Bremen und der KlimaArena Sinsheim in der Spinnerei in Bocholt mit einigen Neuerungen auf. Ein Höhepunkt ist ein 23 Meter langer Laufsteg hinter Glas, auf dem Studierende der Hochschule Hannover ihre Kreationen präsentieren. Die Entwürfe verbinden modernes Design und historisches Handwerk. So haben die angehenden Modedesigner*innen traditionelles Grubentuch, das im Bocholter Museum auf historischen Webstühlen speziell im Ausstellungsdesign produziert wurde, mit Arbeitstechniken nach Prinzipien von ‘Zero Waste’ und Upcycling vereint.

Die Entwürfe der Modedesigner*innen zeigen, wie Mode langlebig, ressourcensparend und schön gestaltet werden kann.
Foto: LWL/ Betz, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Eigens für das Textilwerk Bocholt entwickelt wurde ausserdem ein Audioguide, der über das eigene Smartphone in der Ausstellung oder die Plattform www.museum.de im heimischen Wohnzimmer abgerufen werden kann. Aus vier sehr unterschiedlichen Perspektiven – vom Nerd bis zum Rentner – können Gäste die Ausstellung in aufwendig produzierten Hörspielsequenzen mit Hintergrundinfos, Gesprächen und Atmosphären entdecken. Die ungewöhnliche Klangkulisse wurde von Studierenden des Fachbereichs ‘Design, Lehrgebiet Ton- und Klanggestaltung’ der Fachhochschule Dortmund unter der Leitung von Prof. Jörg Lensing entwickelt und produziert.

Zur Internetseite der Wanderausstellung

Zum Audioguide der Ausstellung

 

Mythos Neue Frau

Eine Neuauflage erlebt die Ausstellung ‘Mythos Neue Frau’, die das Museum aufgrund des ersten Lockdowns im letzten Jahr nur verkürzt zeigen konnte.

Bubikopf und Charlestonkleid gelten als Sinnbild für die moderne Frau der 1920er Jahre.
Foto: LVR/Hoffmann, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Über 130 Originalkostüme und viele weitere historische Exponate, Objekte aus dem Alltag sowie zahlreiche Fotografien und zeitgenössisches Filmmaterial lassen in der Spinnerei die Zeit zwischen 1900 und 1930 lebendig werden. In diesen ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts hielt eine nie gekannte Modernisierung aller Lebensbereiche die Gesellschaft in Atem. Die Mode passte sich der sich wandelnden Gesellschaft an, fand neue Formen für einen vereinfachten Kleidungsstil, der den Anforderungen des modernen Lebens entsprach. Frauen legten Korsett und mehrere Lagen Unterröcke ab, die Röcke wurden kürzer, die Stoffe leichter. Reissverschluss und Druckknöpfe ersetzten Haken und Ösen sowie lästige Schnürungen.

Zu meinem ausführlichen Bericht hier im blog geht es hier

Info:

noch bis 26. September 2021
use-less
Eine Wanderausstellung zum Thema Slow Fashion

noch bis 15. August 2021
Mythos Neue Frau
Mode zwischen Kaiserreich, Weltkrieg und Republik

LWL-Industriemuseum TextilWerk Bocholt | Spinnerei
Industriestrasse 5
46395 Bocholt
Deutschland

www.textilwerk-bocholt.lwl.org

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… und dann gibt’s noch:

Fundsache:

Kreativer Unterricht mit Handpuppen wird mit Verdienstmedaille ausgezeichnet

Sie führt ihre Schüler kreativ mit Handpuppen durch die Corona-Zeit und inspiriert ihre Kolleginnen und Kollegen: Die Idee von Lehrerin Ricarda Thiesen aus Niebüll (Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein) hat ihr die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland eingebracht, die sie von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kürzlich verliehen bekommen hat.

‘Die Resonanz auf dieses Engagement war überwältigend. Sie hat mit ihrer Idee so viel für die Kinder und Kollegen geleistet. Deshalb hab’ ich nach Berlin geschrieben’, meint Schulleiterin Anett Lentfer, die Ricarda Thiesen von Anfang an unterstützte.

Ricarda Thiesen, studierte Musikerin, näht alle Puppen selbst. An ihrem Nähmaschinenplatz türmen sich bunte Fellberge – kein Wunder, ist sie doch auch zweifache Vizeweltmeisterin im Teddybärennähen.

Die Handpuppe ‘Hupert’, inzwischen festes Mitglied der Klasse 2a der Alwin-Lensch-Schule in Niebüll, hatte ihren ersten Einsatz, als Corona andere Unterrichtsmethoden für die damaligen Erstklässler erforderlich machte. ‘Hupert’ & Co. erklären den Schülern spielerisch trockene Themen, die in witzige Geschichten eingebettet sind. Inzwischen produziert nicht nur Ricarda Thiesen selbst in ihrer Freizeit auch noch kreative Lernvideos für die Zeiten, in denen Homeschooling angesagt ist, sondern sie teilt ihr Wissen auch mit anderen Kolleginnen und Kollegen.

Alle sind begeistert, dass die phantasievolle Idee so gut ankommt: Die Schüler folgen aufmerksam den kleinen Spielszenen, sind mittendrin im Geschehen und haben in ‘Hupert’ einen Freund gefunden; der Lehrerin selbst macht es grosses Vergnügen, sich das Ganze auszudenken und in Szene zu setzen. Denn Handpuppen können auch mal frech sein, Fehler oder Quatsch machen.

Eine tolle Möglichkeit, die Herausforderungen der Pandemie zu bewältigen. Und zudem immer weiter ausbaufähig. Sehr sympathisch.

Weitere Informationen sind unter dem folgenden Link zu finden:

www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein

***

Vorankündigung:

Online Patchworktage vom 14. – 16. Mai 2021

Interessante Ausstelllungen und verschiedenste Kurse, Mitgliederversammlung, Möglichkeiten zum Einkaufen und das Treffen mit Gleichgesinnten – das bieten die Patchworktage der Patchwork Gilde Deutschland e.V. und sind daher das jährlich wiederkehrende Highlight für viele Mitglieder des Vereins. In normalen Zeiten werden schon Monate im Voraus Zimmer in den wechselnden Veranstaltungsorten und Fahrkarten gebucht, damit nichts schief gehen kann. Nicht so in Zeiten der Pandemie. Schon letztes Jahr machte Corona allen Beteiligten einen Strich durch die Rechnung – und daran hat sich leider auch 2021 nichts geändert. Die Patchworktage live und in Farbe wurden noch einmal um ein Jahr verschoben. Nur der Ort bleibt und so hoffen die verantwortlichen Frauen der Gilde, dass man 2022 an Christi Himmelfahrt endlich wieder viele Besucher in Meiningen in Ausstellungen und Kursen begrüssen können wird.

Dieses Jahr aber baut man auf den sehr guten letztjährigen Erfahrungen auf: Die Patchworktage finden wieder ONLINE statt.

Key Visual

Am Abend des Freitag, den 14. und jeweils ganztägig am Samstag, den 15. und Sonntag, den 16. Mai 2021 versammelt man sich im Netz. Ein interessantes und abwechslungsreiches Programm ist vorbereitet. Neben Ausstellungen, Mitmachaktionen, Vorträgen, Informationen und mehr gibt es drei besondere Schmankerl: Der Gilde ist es gelungen, Jane Sassaman, Ann Hill und Leah Day für online Vorträge zu gewinnen. Und auch ich selbst werde in einem Vortrag eine Zeitreise in 30 Minuten zu dem Thema ‘Quilts – Art Quilts’ unternehmen.

Auch wenn die Gilde sich natürlich über eine freiwillige Spende freuen würde, sind die online Patchworktage öffentlich und kostenfrei, d.h. für alle Interessierten offen. Erforderlich ist allerdings eine Anmeldung, die schon jetzt getätigt werden kann unter

pwt2021online(at)patchworkgilde.de  – bitte (at) durch @ ersetzen –

Bitte geben Sie im Betreff der E-Mail ‘Anmeldung zu den Patchworktagen’ und in der Mail Ihren vollständigen Namen an. Sie erhalten zunächst eine Bestätigungsmail und kurz vor den Patchworktagen den Zugang.

Alle weiteren Angebote sind an eine Mitgliedschaft gebunden. Aber es kann jeder Mitglied werden! Was die Gilde dafür alles bietet, finden Sie hier

Exklusiv für die Mitglieder gibt es z.B. wieder bewährte Kurse zu traditionellen und modernen Techniken, aber auch Kurse internationaler Künstlerinnen: Lisa Walton, Angela Walters und Carol Morrissey bereichern mit besonderen Themen das Angebot.

Kursbeschreibungen en Detail

Hier die Links zu allen Informationen:

Zur Übersichtsseite der Gilde für die online Patchworktage

Das Programm der online Patchworktage im Einzelnen

In den letzten Monaten haben sich viele online Gruppen gegründet. Gemeinsam zusammen sein und per Internet nähen, plaudern, Erfahrungen austauschen, sich nahe sein – dieses Angebot wird jetzt erweitert, denn es gibt eine neue Gruppe: ‘Digitalisierung mit der BERNINA-Software’. Die Gruppe ist offen für alle, die sich mit dieser Software beschäftigen und sich mit Gleichgesinnten dazu austauschen können. Geleitet wird die Gruppe von Barbara Lange, der Vorsitzenden der Patchwork Gilde. Sie beginnt am 6. April 2021.

Informationen unter: barbara.lange(at)patchworkgilde.de  – bitte (at) durch @ ersetzen –

Nachdem die Patchworktage 2021 in Meiningen abgesagt werden mussten, entfällt leider auch die Ausstellung der ‘Tradition bis Moderne XII’ in einer ortsansässigen Galerie.

***

Extra-Empfehlung:

Hannah Arendt
und das 20. Jahrhundert

Hannah Arendt (1906–1975) war eine der bedeutendsten politischen Denkerinnen ihrer Epoche. Kontrovers und eigensinnig nahm sie Stellung zu Ereignissen ihrer Zeit. In ihren Urteilen folgte sie keiner Tradition oder politischen Richtung. ‘Denken ohne Geländer’, nannte sie das.

Hannah Arendt rauchend an der University of Chicago, 1966
Deutsches Historisches Museum
Courtesy of the Hannah Arendt Bluecher Literary Trust / Art Resource, NY
Foto freundlicherweise von der Bundeskunsthalle zur Verfügung gestellt

Die aus dem nationalsozialistischen Deutschland geflüchtete jüdische Publizistin prägte massgeblich zwei zentrale Begriffe: ‘Totale Herrschaft’ und ‘Banalität des Bösen’. Sie schrieb über Antisemitismus, die Lage von Flüchtlingen, den Eichmann-Prozess, den Zionismus, das politische System und die Rassentrennung in den USA sowie die Studentenproteste und den Feminismus.

Tape Art zur Ausstellung im Foyer von TAPE THAT
www.tapethatcollective.com
Foto freundlicherweise von der Bundeskunsthalle zur Verfügung gestellt

Keines der Themen ist abgeschlossen. So zeigt die Ausstellung ein Leben und Werk, das die Geschichte des 20. Jahrhunderts spiegelt und bis heute voller Sprengkraft ist. Die Präsentation ist keine biografische, sondern beleuchtet Arendt als öffentliche Intellektuelle: die Kontroversen, die sie führte, die Einsichten, die sie hervorbrachte, die Irrtümer, denen sie unterlag. Immer wieder fordern Hannah Arendts Thesen auch in aktuellen politischen Zusammenhängen unser eigenes Urteilsvermögen heraus, gerade in einer Zeit, in der die Demokratie an vielen Orten der Welt Gefahr läuft, unterwandert zu werden.

Ausstellungsansicht
Foto: Laurin Schmid, 2020
© Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH
Foto freundlicherweise von der Bundeskunsthalle zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung folgt Arendts Stellungnahmen über das 20. Jahrhundert. Sie beleuchtet ihre Kontroversen. Als zentrales wiederkehrendes Element der Ausstellung führt eine Hörcollage durch Arendts Urteile und die daraus entstandenen Debatten, etwa zur Politik der ‘Rassentrennung’ in den USA, zu ihrem Bericht über den Eichmann-Prozess und den internationalen Studentenprotesten der 1960er Jahre.

Ausstellungsansicht
Foto: Laurin Schmid, 2020
© Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH
Foto freundlicherweise von der Bundeskunsthalle zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung zeigt neben vielen Objekten historische Film- und Rundfunkaufnahmen mit Hannah Arendt sowie zahlreiche aktuelle Filminterviews u. a. mit der Philosophin Ágnes Heller, mit dem Politiker Daniel Cohn-Bendit und der Kulturwissenschaftlerin Stefanie Lohaus.

Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums in Kooperation mit der Bundeskunsthalle

Zur Ausstellung ist eine Publikation erhältlich.

Info:

noch bis 16. Mai 2021

Hannah Arendt
und das 20. Jahrhundert

Bundeskunsthalle
Helmut-Kohl-Allee 4
53113 Bonn
Deutschland

www.bundeskunsthalle.de

Zu einer eindrücklichen Kuratorinnenführung mit Blicken in die Ausstellung geht es hier

Geklebter Eye-Catcher? Wenn Sie schon immer mal wissen wollten, wie riesige Tape Art entsteht, klicken Sie bitte hier

Bitte dann etwas weiter nach unten scrollen und nochmals auf das entsprechende Video klicken.

***

art spezial ‘Kunst & Mode’

Vielleicht ist es Ihnen ja schon über den Weg gelaufen, das opulente Sonderheft ‘art spezial – Kunst und Mode’? Auf 148 Seiten dreht sich alles um die Schnittmenge der beiden Disziplinen, um das lustvolle und inspirierende Cross-Over der beiden Sparten. Neben vielen schönen Bildern aus Mode und Kunst gibt es dazu gescheite Stimmen und Texte, Portraits und Interviews.

Cover

Wie kommt Mode eigentlich ins Museum? Ein Blick hinter die Kulissen verrät, unter welchen Gesichtspunkten Mode gesammelt wird. Ein ganz besonderes Schneiderhandwerk hat(te) es mit Haute Couture in Blech zu tun: Stichwort Ritterrüstungen. Unter dem Titel ‘Rollenspiele’ wird der Frage nachgegangen, wie es manchem Künstler gelang, sich nicht nur durch ein kreatives Output auszuzeichnen, sondern sich mithilfe eines prägnanten Looks als Marke zu etablieren: Sie denken an Salvador Dalí, ich an Albrecht Dürer … oder vielleicht auch an Yayoi Kusama, um die es ja hier im Blog auch schon ging, etwas weiter oben.

Das art spezial 01/2020 geht dem Beziehungsgeflecht zwischen Fashiondesign und Kunst auf den Grund und ist für 16,80 EUR zu haben so lange der Vorrat reicht.

Info:

www.art-magazin.de

***

Bitte informieren Sie sich vor einem Ausstellungsbesuch auf der jeweiligen Website besonders über die genauen Voraussetzungen für einen Besuch und die Öffnungszeiten – es kann sich immer etwas ändern.

Weitere Ausstellungen finden Sie auf meiner Website in der Rubrik AUSSTELLUNGSKALENDER.

Den verschiedenen Beteiligten herzlichen Dank für das Zur-Verfügung-Stellen von Informationen und Bildmaterial!

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Kommentare zu diesem Artikel

6 Antworten

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  • Birgit Berndt BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Gudrun,wie schön, wieder so wundervolle Tipps. Fotos von Sophie Taeuber-Arp, Leinendamaste, Klimt usw. Sooo interessant. Viele Ausstellungen sind für mich auch zu ‘normalen’ Zeiten aufgrund der Entfernung unerreichbar. Deshalb finde ich es immer wieder herrlich, von dir auf eine Reise durch die Textil-Kunst-Welt mitgenommen zu werden.Viele GrüßeBirgit

    • Gudrun Heinz BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      halli hallo birgit,

      lieben dank für deine lobenden worte, über die ich mich mal wieder sehr freue! es geht mir ja ganz genau so wie dir, ich könnte auch nicht überall hin reisen, um eine ausstellung live zu sehen – hach, das wär doch mal ein wunschtraum! aber dann bin ich manchmal so hingerissen, dass ich hier einfach darüber schreiben muss. so dass ich denke, es lohnt sich doch, egal, ob museum auf oder zu, ob nah oder weiter weg, einfach auf andere gedanken kommen, die eine oder andere inspiration mitnehmen, am ball bleiben und den horizont erweitern, das ist es allemal wert.

      viel vergnügen auf deiner gedanklichen reise!

      beste grüsse

      gudrun

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