Kreative Artikel zum Thema Nähen

Aus dem Nähkästchen geplaudert mit Gabriela Pavlikova

Die nächste Nähpersönlichkeit, die wir im Rahmen unserer Interview-Reihe “Aus dem Nähkästchen geplaudert” vorstellen möchten, ist die Spezialistin für massgeschneiderte Korsetts Gabriela Pavlikova.

Gabriela hatte im Community-Bereich auf unserem Blog Bilder ihrer Arbeiten gezeigt. So sind wir auf sie und ihre Passion für Korsetts aufmerksam geworden.

Wir waren neugierig, wer hinter den Community-Posts steckt und haben nachgefragt. Was Gabriela uns über sich und Ihre grosse Leidenschaft erzählt hat, könnt Ihr im Interview nachlesen:

Interview mit Gabriela von “gabrielapavlikova_corsetmaker”

Liebe Gabriela, erzähl mal, wer bist du und was machst du?
Ich komme aus der Slowakei und bin vor 20 Jahren wegen meiner Liebe nach Karlsruhe umgezogen. Leider wurde mir die Arbeitsgenehmigung als Fachkraft mit guten Deutschkenntnissen im Modebereich nicht erteilt. Ich bin Bekleidungstechnikerin und Massschneiderin von Beruf. So habe ich mich mit 22 Jahren selbständig gemacht und das Nähatelier für Massanfertigungen für Damen gegründet. Was für ein Glück in Unglück! Freiberuflich zu arbeiten, ist eine super Motivation, um neue Ideen zu entwickeln. Nach 14 Jahren habe ich mich auf Design und Anfertigung von Kostümen und Korsetts für besondere Anlässe spezialisiert. Zusätzlich leite ich Näh- und Schnittkurse.

Du bist Massschneiderin und bietest auch Workshops an. Warum hast du diesen Beruf ergriffen?
Ich organisiere Workshops und unterrichte, weil mir die Pädagogik liegt. Aus der Überzeugung, dass man sein handwerkliches Können und Wissen weitergeben soll, damit es weiter lebt. Ich unterrichte Nähtechnik und fordere die Kreativität heraus. Es entstehen fantasievolle Kleidungsstücke, und die Kurse sind für alle eine wundervolle Bereicherung.

Für wen sind deine Produkte und Workshops bestimmt?
Mein Ausbildungskonzept ist so angelegt, dass es systematisch von Nähanfängern bis zu Fortgeschrittenen führt. In den Kursen lernen die Teilnehmerinnen das Nähen von A bis Z, wie in einer richtigen Ausbildung – vom Einrichten der Nähmaschine über das Herstellen von Schnittmustern nach eigenem Mass über die Modifikation von Schnitten bis zur perfekten Nähverarbeitung. Der Unterschied liegt nur in der flexiblen Zeitgestaltung. Eine Lerngruppe besteht aus zwei bis drei Teilnehmerinnen. Das Nähen kann jeder lernen, der Interesse, Geduld und Disziplin mitbringt. Ich biete auch Nähkurse an, in denen man mit meiner Unterstützung an seinem eigenen Projekt arbeitet.

Eine Spezialität von dir sind massgeschneiderte Korsetts. Wie bist du zum Korsett-Nähen gekommen und was fasziniert dich daran?
Für eine Stammkundin, die ihr starkes weibliches Selbstbewusstsein oft in Szene setzen wollte, habe ich immer wieder Korsetts kreiert. Das hat mich auf Ideen gebracht. Es fasziniert mich, wie ein Korsett den Körper formt und wie sich dadurch die Haltung der Person verändert. Auch die handwerkliche Seite ist spannend und herausfordernd – die Arbeit mit verschiedenen Materialien, Stäbchen, Ösen, Borden.

Kannst Du uns mehr zu den Korsetts sagen – wie entstehen die Ideen und Designs?
Meine Ideen entstehen meist durch eine Story. Bespielweise kommt eine Frau mit Ihrem Mann – oft ihr Ehemann – mit der Vorstellung zu mir, dass sich die Frau mit dem Korsett an einem besonderen Anlass in Szene setzen will. Ich höre aufmerksam zu, zeichne meine Korsettideen und berücksichtige dabei ihre Wünsche.

Wie viele Stunden, Tage und Nächte investierst du, bis ein Korsett fertig ist?
Ein Korsett nähen ist wie eine schöne vielfältige lange Reise. Die Reise beginnt mit einem Kundengespräch. Danach werden Skizzen gezeichnet, das Schnittmuster wird hergestellt, es wird genäht, es finden Anproben und Änderungen statt. Die reine handwerkliche Arbeit kann bis zu etwa 25 Stunden dauern.

Sicherlich die häufigste Frage, die gestellt wird: Tut das Tragen von Korsetts nicht weh? Und bekommt man Luft, wenn man geschnürt ist?
Ein massgeschneidertes Korsett darf beim Tragen nicht wehtun. Mein Tipp: Das Korsett einen halben Tag lang zu Hause tragen und richtig zuschnüren. Heutzutage kann man viel preiswerte Ware im Internet kaufen – diese spürt man dann beim Tragen. Für einen billigen Preis kann man keine Qualität erwarten.

Wie lange kann man ein Korsett am Stück tragen?
Solange es andere entzückt.

Welches war der bisher verrückteste Kundenwunsch?
Ein Gewand: „Tanzender Blätterbaum“ für einen Ball mit dem Thema Wald.

Welches war das bisher schönste Feedback?
Die Freude von einer Kundin, die auf dem roten Teppich in meinem roten Korsett-Ensemble gestrahlt hat. Die Idee, ein Korsett zu tragen, kam von ihrem Ehemann.

Wie bist du zum Nähen gekommen und von wem hast du das Näh-Handwerk gelernt?
Meiner Oma danke ich, dass sie mich in meiner Berufswahl bestärkt hat. Ein grosser Dank geht auch an meine Tante Marta, die mich auf die Talentaufnahmeprüfung in der Bekleidungsschule in der Slowakei vorbereitet hat. In der Massschneiderei Steinberg übte ich die Disziplin und Präzision, die im Näh-Handwerk wichtig sind. In Frankfurt am Main bei der Schnittschule Gabriel habe ich gelernt, Schnittmuster für Massanfertigungen zu zeichnen. Es folgten zahlreiche Dessous-Nähkurse. Frau Sievi in Wintertur hat mir das Korsetthandwerk beigebracht.

Gibt es einen Gegenstand, den du selbst genäht hast, der dir besonders am Herzen liegt
Ja! Einen Schuhbeutel, den ich für meine Tangoschuhe genäht habe – den trage ich jetzt als Handtasche.

An was arbeitest du aktuell?
Durch die Pandemiesituation bin ich ausgebremst worden und kann keinen Live-Unterricht geben. Ich hoffe, das geht bald vorbei. Aktuell arbeite im Atelier und nähe ein Unterbrustkorsett, dekoriert mit einem besonderem Band von Antico Settificio Fiorentino. Ich werde auf meinem Instagram-Kanal darüber berichten.

Gibt es eine besonders schöne Näh-Situation, an die du dich erinnerst?
Ich erinnere mich gerne an viele Nähsituationen. Meistens sind sie mit meinen Nähkursteilnehmern verbunden. Viele kreative Menschen zusammen erzeugen unvergessliche Momente.

Wie sehen deine Zukunftspläne aus? Wo soll deine kreative und berufliche Reise hingehen?
Ich plane, mein Atelier wieder für die breite Öffentlichkeit zu eröffnen. Dafür suche ich gerade neue Räumlichkeiten für mein Atelier in Karlsruhe. Ich freue mich auf alle, die ich durch meine Schneiderkunst begeistern konnte. Ich kann mir vorstellen, in Zukunft auch Platz für Lehrlinge zu schaffen. Nach wie vor gebe ich gerne Nähkurse und Schnittmusterkurse für Damenbekleidung. Nähere Informationen werden auf meinem Instagram-Account und auf meiner Webseite bekannt gegeben.

Welche war die beste Entscheidung in Deiner beruflichen Laufbahn?
Die erste! Und zwar, dass ich mit 22 Jahren das Atelier eröffnet habe. Damit hat eine leidenschaftliche, unendliche Reise mit Mode begonnen.

Wir haben gesehen, dass du eine BERNINA 580 hast. Ich hoffe, du magst sie?
Ja, ich nähe mit der BERNINA 580. Ich liebe meine Berni! Sie ist eine Nähmaschine für Qualitätsbewusste, flexible Personen und für alle, deren Motto die Präzision ist. Vor allem in diesen Punkten führen wir eine harmonische Beziehung. Mein Mann ist in diesem Punkt nicht eifersüchtig! 🙂

Wie bist du auf BERNINA gekommen?
Vor sechs Jahren habe ich angefangen, im Nähzentrum Senci in Karlsruhe Nähkurse zu leiten. Alle Teilnehmer in der Klasse nähen auf BERNINAs. Ich habe die Maschine freundlicherweise vom Inhaber des Nähzentrums zur Verfügung gestellt bekommen, damit ich sie in meinem Atelier einsetzen und ausprobieren kann. Sie hat einen starken Motor und näht wunderbar, natürlich auch meine Korsetts. Ihre Flexibilität, dass man z.B. optional ein Stickmodul anbringen kann, hat mich vollends überzeugt, sie zu kaufen.

Welches Zubehörteil nutzt du am häufigsten?
Ich benutze gerne den Paspelfuss #38.

Image of Paspelfuss # 38.

Paspelfuss # 38

Beim Paspelfuss #38 liegt die rechte Fussseite höher. Dadurch gleiten dicke Stofflagen besser unter dieser Fussseite durch und es können Minipaspeln und Bänder genäht werden.

Mehr erfahren

Gibt es etwas, das du Näheinsteigerinnen mit auf den Weg geben willst?
Es lohnt sich wirklich, von Anfang an auf qualitativ gutes Handwerks-Werkzeug zu setzen und eine stabile, langlebige Nähmaschine im Fachgeschäft kaufen. Das Fachgeschäft ist dann auch eine sichere Anlaufstelle für Nachfragen. Ausserdem kann ich allen Näheinsteigerinnen nur ans Herz legen, sich zu einem Nähkurs anzumelden. Es ist schön, andere Menschen mit dem gleichen Hobby kennenzulernen. Man kann sich austauschen, und auf dieser Basis macht ein Hobby noch mehr Spass.

Wohin soll deine kreative und berufliche Reise noch gehen?
Wohin soll die Reise gehen? Ich wünsche mir einen regelmässigen Nachschub von fantasievollen Ideen. Ich hatte das grosse Glück, von exzellenten Lehrern lernen zu dürfen und möchte mein Wissen und Können weitergeben – wie Samenkörner, die auf fruchtbaren Boden fallen.


Fun facts 

Was trägst du beim Nähen?
Am liebsten weiss.

Lieblingshobby (nähen/sticken zählt nicht)?
Tanzen.

Gibt es ein Lied, bei dem du sofort lostanzen willst?
Ja, “Por una cabeza” (Carlos Gardel).

Was machst du morgens als Erstes?
In meinem Lesesessel Kaffee trinken und lesen.

Tee oder Kaffee beim Nähen?
Tee.

Dein Lieblings-Outfit jetzt gerade und dein Allzeit-Lieblingsteil?
Ein weisses Kleid.

Morgenmuffel oder Frühaufsteher?
Frühaufsteher.

Was darf in deinem Kühlschrank niemals fehlen?
Prosecco.

Wenn mir einmal nichts mehr einfällt, dann
… gehe ich spazieren.

Nähen lieber tagsüber oder nachts?
Tagsüber.

Lieblingsmaterial?
Seide.

Hat deine Nähmaschine einen Namen?
Berni.

Sprichst du mit deiner Nähmaschine?
Ich streichle sie :-).

Ordnung oder Chaos im Nähzimmer?
Ordnung.

Perfektionistin beim Nähen oder «passt schon»?
Immer Perfektionistin.

Soundtrack beim Nähen?
Klassische Musik.


Mehr Informationen über Gabriela

Auf Gabrielas Website, Ihrem Instagram-Kanal und hier auf dem BERNINA Blog erfahrt ihr mehr über sie, ihre tollen Nähprojekte und ihr Kursangebot:

Website: http://www.pavlikova.de/

Instagram-Kanal: https://www.instagram.com/gabrielapavlikova_corsetmaker/

BERNINA Blog: https://blog.bernina.com/de/author/gabrielaa/


Wir werden weiterhin Interviews mit Näh-, Stick- und Quiltpersönlichkeiten im Blog publizieren. Fällt euch eine Person ein, von der ihr gerne mehr wissen würdet? Dann teilt uns deren Namen gerne in den Kommentaren mit.

Liebe Grüsse
Maria

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