Ihr Lieben, wir werden heute einen Cardigan nähen und zwar mit Knopfleiste. Dabei ist uns die Transporthilfe zum Knopflochnähen von BERNINA eine große Hilfe, da das Material, mit dem ich arbeite, sehr dick und schwer ist.
Außerdem gehe ich mit diesem Blog-Beitrag auch auf die Themen Nachhaltigkeit und Upcycling ein und zwar ändere ich einen Longmantel, den ich mir vor einiger Zeit genäht habe, ab. Grund dafür ist, dass er wirklich sehr lang ist und dadurch unter jeder Jacke, die ich besitze, hervorschaut. Seht selbst: ein wunderschöner, kuschelig weicher Mantel, aber für mein Gefühl einfach zu lang.
Damit dieses Nähwerk aber nicht ganz aus meinem Kleiderschrank verschwindet, habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich ihn abwandeln kann, um ein mir ein neues Lieblingsteil zu schaffen. Den Mantel habe ich nach dem Schnittmuster Tatjana von Zierstoff genäht. Dieser ist im Original selbst auch kürzer. Mein Longmantel war einfach ein Versuch, wie er mir stehen könnte. Ihr könnt das selbstverständlich auch mit anderen Schnittmustern bzw. gekauften langen Strickjacken anwenden.
Materialübersicht
Ihr benötigt:
- entweder das Schnittmuster oder eine lange, offene Strickjacke, gerne etwas oversized
- Collegebündchen – je nach Größe – 1-2 Stück
- 6-8 Kokosknöpfe
- Vlieseline H250
- den Knopflochschlittenfuß #3A und die Transporthilfe für Knopflöcher
Cardigan nähen – Vorbereitungen
Zunächst trenne ich meinen Mantel mit einer guten Stoffschere direkt unter den Eingriffstaschen – etwa auf Hüfthöhe – ab.
Der Mantel enthält innen einen umgeklappten Beleg von der Vorderseite, diesen trenne ich vorsichtig mit einer spitzen Schere für die spätere Knopfleiste auf.
Unten markiere ich mir mit der roten Klammer die Kante des Belegs.
Bügelt jeweils links und rechts einen Streifen Vlieseline nach Herstellerangaben für die Knopfleiste an der linken Stoffseite auf.
Das Saumbündchen mit Einsätzen nähen
Danach messt ihr die Länge von Belegkante zur Belegkante (rote zu rote Klammer). Nehmt diesen Wert und multipliziert ihn mit dem Faktor 0,7. So erhaltet ihr die Länge des Collegebündchens.
Da ich ein einfach-liegendes Collegebündchen verwende, arbeite ich vorne am Beleg auf jeder Seite einen Einsatz ein. Somit erhalten wir auch hier schöne Kanten. Die Einsätze besitzen die doppelte Höhe wie das Bündchen und sind – je nach Gefallen – zwischen 5 und 10 cm breit. Bügelt auch auf deren Rückseite Vlieseline auf. Im Anschluss klappt ihr den Einsatz in der Höhe halbiert rechts auf rechts und schließt eine Seitenkante. Wendet es im Anschluss auf rechts.
Im nächsten Schritt schauen wir uns an, wie das Bündchen mit dem Einsatz vernäht wird, um rundherum saubere Kanten zu erhalten.
Das sieht komplizierter aus als es ist. Wenn ihr es einmal gemacht habt, ist es schlüssig. Wendet den Einsatz nochmals auf links und schiebt nun wie im folgenden Bild zu sehen die Kante des Bündchens zwischen den Einsatz (blaue Klammern auf blaue Klammern).
So liegt die Bündchenkante nun rechts auf rechts zwischen dem Einsatz. Näht diese Naht (blaue Klammern) fest.
Wenn ihr nun diesen Bereich auf rechts dreht, habt ihr die Bündchenkante sauber mit dem Einsatz eingefasst. Wiederholt diese Schritte auf der anderen Seite.
Klappt dann das Bündchen mit den Einsätzen rechts auf rechts auf die Unterkante eures Cardigans. Dabei trifft die markierte Kante des Belegs auf das Ende des Einsatzes.
Klappt im Anschluss den Beleg rechts auf rechts darüber, sodass er bündig über dem Einsatz liegt.
Näht das Bündchen mit gleichmäßigem Zug fest. So erhaltet ihr nun auch am Übergang von Einsatz und Beleg eine saubere Kante.
Im Anschluss steppt ihr den Beleg auf der vorherigen geöffneten Naht wieder fest.
Cardigan nähen – die Knopflöcher
Mein Material hier ist ein so genannter Heavy Sweat mit mehr als 300 g/m2. Da wäre ich ohne die Transporthilfe tatsächlich aufgeschmissen. Markiert euch mit gleichmäßigen Abständen 6-8 Knopflöcher mit Nadeln. Außerdem empfehle ich ein Probestück aus demselben Stoff (inklusive Vlieseline) bereitzulegen, um ein Probe-Knopfloch zu nähen.
Zunächst messt ihr den Durchmesser eurer Knöpfe. Bei mir sind es 2,4 cm.
Wählt nun in eurer Maschine das automatische Knopfloch aus …
… und passt die Länge an, indem ihr 2 mm zum gemessenen Durchmesser der Knöpfe hinzufügt. (Bei mir sind es dann 26 mm.)
Danach setzt ihr den Knopflochschlittenfuß ein und befestigt die Transporthilfe daran.
Legt das Probestück zwischen die Schienen der Transporthilfe und näht das Probeloch.
Das sieht ja schon mal sehr gut aus! So kann ich direkt an meinen Cardigan gehen.
Anhand meiner Markierungen lasse ich nun die einzelnen Knopflöcher nähen.
So sieht das fertig aus. Trennt mit einer spitzen Schere vorsichtig das Innere auf.
Markiert euch auf der gegenüberliegenden Leiste die Position der Knöpfe. Diese nähe ich mit dem Knopfannähfuß #18 fest.
Wählt dazu den entsprechenden Stich in eurer Nähmaschine aus. Bei meiner BERNINA 580 ist das die Nr. 60.
Bei diesen größeren Knöpfen und dem dicken Material habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Knöpfe besser halten, wenn ich den Näh-Vorgang doppelt pro Knopf anwende. Wiederholt dies bei allen markierten Stellen.
Die Fertigstellung des Cardigans
Für meinen Cardigan fehlen nur noch die Armbündchen. Dazu habe ich die Ärmel entsprechend gekürzt und konnte die Reste des Collegebündchens verwenden. Klappt ein Bündchen rechts auf rechts und schließt die Seitenkante.
Zieht das untere Ende der Fadenraupe nach innen …
… und steppt die Nahtzugabe an einer Seite mit wenigen Stichen fest.
Stülpt das Bündchen rechts auf rechts über den Ärmel und näht es mit gleichmäßigem Zug rundherum fest.
Herzlichen Glückwunsch, fertig ist euer gekürzter Cardigan mit Knopfleiste und Collegebündchen!
Und nun interessiert mich natürlich sehr, welche Variante euch besser gefällt: der oben gezeigte Longmantel oder diese sportlichere, kürzere Version?
Fertig ist der Cardigan mit Knopfleiste und Collegebündchen… Ich für meinen Teil bin sehr glücklich damit, denn diese Kurzjacke habe ich bereits kurz nach Fertigstellung schon öfter und länger getragen als den Longmantel. Er ist absolut zu einem Lieblingsteil in meinem Kleiderschrank geworden! Vielleicht konnte ich Euch inspirieren, und Ihr mögt selber so einen Cardigan nähen?
Herzliche Grüße,
Sara
Hallo liebe Sarah, irgendwie gefiel mir die lange Jacke besser, aber wenn sie dann nicht getragen wird, macht so eine Umgestaltung wirklich Sinn. Vielleicht mache ich das mit einem Samtmantel, der auch nur überwiegend im Schrank hängt. Vielen Dank für die Inspiration.
Danke, liebe Katja! Ja, da sind Geschmäcker verschieden, aber umso besser, sonst wäre es ja langweilig. Schön, wenn dein Samtmantel neues Leben bekommt! Liebe Grüße, Sara