Kreative Artikel zum Thema Nähen

Aus dem Nähkästchen geplaudert mit Claire von “das Kreativlabor”

Kürzlich haben wir “das Kreativlabor” entdeckt. Hinter dem Namen steckt die Schweizerin Claire Février, gelernte Lehrerin für textiles und technisches Gestalten, Fashiondesignerin und Kursleiterin. Ihre Leidenschaft fürs Gestalten und Unterrichten gibt sie in Kreativ- und Nähkursen an Kinder und Jugendliche weiter. Unter ihrer Anleitung lernen diese im Kreativlabor den Umgang mit der Nähmaschine und erschaffen Überraschendes, Schönes und Individuelles. Was hinter Ihren Projekten steckt, was die Arbeit mit Kindern so besonders macht und was sie noch vorhat, verrät sie Euch im Interview.

Interview mit Claire von “das Kreativlabor”

Liebe Claire, erzähl mal, wer bist du und was machst du?
Ich bin die Leiterin des Kreativlabors und leite Kreativ-Workshops und Nähkurse für Kinder und Jugendliche. Ich liebe das Handwerken, das Nähen, das Experimentieren und die Zusammenarbeit mit anderen Menschen. Das Kreativlabor ist ein offener Ort, an dem Kinder und Jugendliche ihre Ideen umsetzen und kreativ tätig sein können.

Ursprünglich hast du eine Ausbildung zur Lehrerin für Textiles Gestalten absolviert. Warum hast du diesen Beruf ergriffen?
Sehr spontan entschied ich mich, Lehrerin für textiles und technisches Gestalten zu werden, da ich meine Passion für das Kreative, Textile und die Arbeit mit Kindern verbinden kann. Im Kreativlabor kann ich nun meine bisherigen Tätigkeiten verbinden: meine Ausbildung in Modedesign und Erwachsenenbildung fügen sich mit meiner Erfahrung aus der Schule perfekt zusammen.

Wie bist du zur Selbständigkeit gekommen, wie hat sich das entwickelt?
Die Vision für einen Ort wie das Kreativlabor hatte ich eigentlich schon länger. Als ich dann verschiedene Läden und Konzepte dieser Art in Kanada kennenlernte, war ich überzeugt, dass dies auch hier in Europa Anklang finden wird. Inspiriert durch meine eigenen Kinder, leitete ich bereits in Kanada Mixed-Media-Projekte, bei denen die Kinder ein Bild oder einen Gegenstand mit vielen verschiedenen Materialien und Techniken herstellen. Dabei geht es um die Freude am Machen und um den Prozess. Das Endprodukt ist immer überraschend! Zurück in der Schweiz startete ich mit dem Kreativlabor Mini 3+. Daraus sind immer mehr Kreativkurse und bald darauf auch die Nähkurse für Kinder entstanden.

Was bietest du für Nähkurse an und wo kann man sich anmelden?
Die Kurse sind tatsächlich nur für Kinder und Jugendliche in Oberwil, bei Basel. Ich biete verschiedene Kreativ- und Nähkurse nach der Schule an für Kinder ab 6 Jahren. Ein Beispiel ist ein sehr beliebter Kurs „Grundlagen der Nähmaschine“ für Anfängerinnen und Anfänger, diesen kann man bereits ab 8 Jahren belegen. Wöchentliche Nähkurse für verschiedene Altersgruppen und auch themenspezifische Kurse wie „Taschen nähen“ oder „Hoodie nähen“ sind in meinem Angebot. Zudem bietet das Kreativlabor auch Ferienkurse, Kreativsets zum selber nähen und Geburtstagsparties an. Anmelden für die Kurse kann man sich direkt über die Webseite www.daskreativlabor.ch.

Wie lange führst du dein Kreativlabor mit Nähkursen nun schon? Stemmst du das alles alleine oder hast du Unterstützung?
Das Kreativlabor gibt es nun seit 2 1/2 Jahren, und „ich bin das Kreativlabor“, sozusagen.

Läuft das Geschäft gut, bist du zufrieden?
Ich bin sehr zufrieden und dankbar, dass das Kreativlabor so gut läuft. Die Rückmeldungen und wiederkehrenden Kinder machen mit Mut und geben mir Energie zurück.

Wie war die Corona-Pandemie für dich?
Ich und das Kreativlabor waren zum Glück nicht so sehr betroffen von der Corona Pandemie, da ich mit Kindern und Jugendlichen arbeite. In der Schweiz war es mir meist möglich, die Kurse in Kleingruppen weiterzuführen, obwohl viele andere Sachen geschlossen waren. Für die Kinder und das Kreativlabor war das natürlich wichtig und gut.

Dahinter steckt sicher viel harte Arbeit. Kannst du uns ein paar Tipps geben, worauf man am Anfang besonders achtgeben sollte?
Ja klar, man sollte von Anfang an ganz klar wissen, für wen man das Ganze macht: wo ist meine Zielgruppe, wie erreiche ich sie? Träumen ist wichtig, aber wenn es um die Umsetzung geht, sollte man sich fokussieren und nicht alles abdecken wollen. Zudem immer rechnen, rechnen, rechnen… wenn es finanziell nicht aufgeht, macht es zwar Freude, aber davon kann man ja nicht leben. Natürlich habe auch ich weitere Ideen in meinem Kopf, wie sich das Kreativlabor entwickeln könnte, aber im Moment hat das nicht alles Platz. Hoffentlich aber bald… Ein Tipp, den ich noch geben kann ist: Beginne mit dem Kerngeschäft und baue das Andere darauf auf.

Hast du die Entscheidung mit der Selbständigkeit jemals bereut?
Nein, ehrlich gesagt nicht. Die vielen unterstützenden Rückmeldungen und die zufriedenen Kinder am Ende eines Kurses sind mein grösster Antrieb.

Welches ist für dich persönlich die schönste Tätigkeit in der Selbständigkeit und was magst du nicht?
Der Alltag mit den Kindern und den Jugendlichen! Es kommen die Kinder, die Lust haben zu nähen und zu lernen. Wir können hier zusammen gestalten und kreieren und dabei auch persönliche Gespräche führen. Das Alles hat im Kreativlabor Platz! Die Fortschritte zu anerkennen und die stolzen, glänzenden Augen, wenn ein Kind ein fertiges Projekt nach Hause nimmt, sind wunderbar!
Der administrative Aufwand für das Unternehmen ist sehr gross, das Back-office, wie ich es nenne, gehört nicht zu meinen liebsten Tätigkeiten. Ich würde also sofort einen CFO einstellen… 😉

Du kommst aus der Schweiz, hast aber zwischenzeitlich in Kanada gewohnt und gearbeitet. Was hast du da gemacht?
Ich habe in Kanada sogenannte„crafternoons“(Kreativnachmittage) und Upcycling-Workshops geleitet, so habe ich angefangen. Die Erfahrungen, die ich in diesen Kursen gesammelt habe, leiten mich noch heute. In Kanada ist der Umgang mit Kindern prozessorientiert, unterstützend und vor allem lösungsorientiert. Auch habe ich gelernt, Erfolge hervorzuheben und den Kindern diese Wertschätzung zu zeigen: sie können super stolz sein auf ihre Werke und das Geschaffene!

Hast du Dinge oder Angewohnheiten aus Kanada mitgenommen und beibehalten?
Auf Englisch gibt es den Ausspruch „going the extra mile“. Im Kreativlabor versuche ich, für meine Kunden diesen „Extra-Schritt“ zu machen – etwas Besonderes bereitzustellen, Wünsche zu erfüllen und Neues als Chance wahrzunehmen. Nicht weil ich muss, sondern weil ich dies gerne mache. Dieser Gedanke prägt und leitet mich bis heute. Im Umgang mit den Kindern hebe ich das bereits Gelernte hervor und zeige ihnen, wie Fehler etwas Positives sein können. So unterstütze ich den Lernprozess und zeige den Kindern, was sei bereits können. Der Fokus liegt auf dem bereits Erreichten: was kann ich bereits? was habe ich schon alles gemacht? und wo habe ich mich verbessert? Dies stärkt die Kinder in ihrem Selbstvertrauen.

Wie bist du zum Nähen gekommen, von wem hast du am meisten gelernt?
Als Teenager habe ich angefangen und aus Eigenmotivation heraus ein bisschen genäht. Meine Grossmutter hatte schon immer viel genäht und von ihr habe ich vielleicht nicht das Fachliche gelernt, aber sicher die Freude daran mitbekommen. So richtig nähen gelernt habe ich in der Ausbildung zur Modedesignerin.

Gibt es einen Nähmoment, den du gar nicht magst?
Ich arbeite vor Allem mit Print-Mustern, das heisst ich muss die Seiten zuschneiden, zusammenkleben und dann auf Schnittmusterpapier übertragen, das gehört, neben dem Stoffe schneiden, nicht gerade zu meinen Lieblingsmomenten. Zum Glück können das meine erfahreneren Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer bereits gut und machen die Muster mittlerweile für sich selber bereit.

Wie sieht dein Nähtisch/Atelier aus?
Mein privater Arbeitstisch zu Hause ist wahnsinnig klein, auch nicht wirklich organisiert und ich muss tatsächlich zum Nähen alles herausnehmen und wieder versorgen, weil es gleichzeitig auch mein Bürotisch ist. Aber im Atelier ist alles zur Hand, und dort arbeite ich an grossen Tischen! Das Kreativlabor ist bunt, kindgerecht und einladend ausgerüstet!

Welche anderen grossen Leidenschaften hast du neben dem Nähen? Kannst du diese mit dem Nähen verbinden?
Ich nähe nicht nur gerne, sondern bin auch sonst sehr gerne kreativ tätig. Im Moment hat mich das Freihandsticken mit der Maschine gepackt. Bilder zu sticken, ist fast wie malen auf Stoff! Natürlich sticke ich auch gerne von Hand und bastle viel mit meinen eigenen Kindern.

Wie verbringst du deine Freizeit, wenn du mal nicht am Nähen bist?
Mit meiner Familie und Freunden. Ich wandere sehr gerne und habe das Gärtnern entdeckt! Ich möchte aus unserem Grundstück einen naturnahen und bienenfreundlichen Garten machen… Zudem habe ich letztes Jahr ein Stand-up-Paddleboard gekauft. Ich liebe es, auf einen See herauszupaddeln und die Ruhe zu geniessen – herrlich!

Wohin soll deine kreative Reise noch gehen?
Natürlich habe ich weitere Ideen für das Kreativlabor! Mir schwebt eine Art von „Kreativzentrum“ vor. Ein Ort, an dem Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene sich treffen, kreativ tätig sein und nähen können. Es müsste dort auch Kaffee, Tee und Kuchen geben, Spielmöglichkeiten für Kinder und Platz für spannende Gespräche haben…

Aus eigenem Interesse: Wir glauben, du nähst mit BERNINA. Stimmt’s? Magst du deine Maschine(n)? 🙂
Ich bin ein totales BERNINA Kind! Ich habe selber bereits in der Schule auf einer BERNINA Maschine nähen gelernt, hatte dann als Lehrperson in der Schule, wie auch privat, immer BERNINA Maschinen. Auch im Kreativlabor stehen heute moderne BERNINA Maschinen bereit. Für Kinder ist es eine optimale Wahl, da die Maschinen zuverlässig und übersichtlich sind und die Kinder können wirklich schnell super Resultate erzielen.

Gibt es ein Zubehörteil, das du besonders magst?
Ohne den Fuss #52 geht im Kreativlabor eigentlich nichts. Da wir viele Taschen, Etuis und Necessaires nähen und dafür viel mit beschichteten Stoffen arbeiten, ist der Zickzack-Nähfuss mit Gleitsohle #52 unerlässlich.

Image of Zickzack-Nähfuss mit Gleitsohle # 52.

Zickzack-Nähfuss mit Gleitsohle # 52

Der Zickzack-Nähfuss mit Gleitsohle # 52 gleitet dank seiner Antihaftbeschichtung mühelos über schwierige Oberflächen wie Leder, Plastik oder Vinyl.

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Gibt es etwas, dass du anderen Näherinnen mit auf den Weg geben willst?
Ich arbeite nach dem Motto „Jeder kann kreativ sein!“ und ich versuche, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an meinen Kursen immer wieder zu motivieren, etwas Neues oder Gewagtes auszuprobieren. Nicht stehenbleiben und mutig sein.


Fun facts 

Dein Lieblingsstoff gerade jetzt?
Ein wunderschöner Canvas-Stoff mit Eukalyptus-Blättern drauf!

Hose oder Rock?
Ganz klar, nähen lieber Rock, tragen tu ich aber lieber Hosen!

Erstes Nähprojekt?
Das war ein dunkelblaues Trägershirt mit einem „durchsichtigen“ Streifen, da war ich etwa 13 Jahre alt!

Grösstes Näh-Missgeschick?
Ohhh, da gibt es soooo viele ;). Ich erinnere mich aber einen Besatz, den ich endlos wenden konnte, aber nie richtig herum!

Das bringt mich zum Lachen!
Ein guter Witz und wunderbare Geschichten von Kindern erzählt.

Soundtrack beim Nähen?
Ich höre viele Podcasts und, ehrlich gesagt, viele News.

Unterrichten bedeutet für mich…
… den Kindern das Gefühl „das habe ich selber gemacht und bin stolz drauf“ mitzugeben.

Kinder sollen nähen…
… weil es ihrem Selbstwertgefühl gut tut!

Häufigster Anfängerfehler beim Nähen?
Perfektionismus!

Auftrennen oder «ach, egal»?
Eher auftrennen, aber ich überlasse es den Kindern, dies selber zu entscheiden.

Nähen lieber am Samstag oder Montag?
Ich arbeite ganz viel am Samstag, da die Kinder und Jugendlichen dann Zeit haben.

Stecknadeln oder Clips?
Ich bin für Stecknadeln, liebe aber natürlich auch die Clips 😉

Haben deine Nähmaschinen Namen?
Nur meine beiden Omas, die neusten Zugänge nicht.

Wie gross ist dein Stofflager?
Eher klein, da die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Stoffe selber mitbringen.

Ordnung im Nähzimmer oder organisiertes Chaos?
Ordnung.

Wie reagierst du, wenn jemand deine Stoffschere zum Papierschneiden benutzt?
Ohhhh, das geht naürlich gar nicht – die Reaktion passe ich aber dem Alter des Kindes an 😉

Hast du ein Näh-Motto?
„Jeder kann kreativ sein!“

Dein Lieblingsort?
Ganz klar Vancouver in Kanada, meine Seelenstadt

Wo willst du unbedingt noch hin?
Ich würde gerne den Kontinent Afrika bereisen und Japan.

Die von mir am häufigst gestellte Frage hier im Kreativlabor ist:
„Hast du die Fäden geschnitten?“


Mehr Informationen über Ines

Auf Claires’ Webseite,  Instagram-Kanal und Facebook-Profil erfahrt Ihr mehr über sie und Ihre tollen Projekte:

Webseite: www.daskreativlabor.ch/

Instagram: www.instagram.com/daskreativlabor/

Facebook: www.facebook.com/daskreativlaborbasel


Wir werden weiterhin Interviews mit Näh-, Stick- und Quiltpersönlichkeiten im Blog publizieren. Fällt euch eine Person ein, von der ihr gerne mehr wissen würdet? Dann teilt uns deren Namen gerne in den Kommentaren mit.

Liebe Grüsse
Maria

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