Kreative Artikel zum Thema Nähen

Aus dem Nähkästchen geplaudert mit Svenja Novacek

Die nächste Nähpersönlichkeit, die wir im Rahmen unserer Interview-Reihe “Aus dem Nähkästchen geplaudert” vorstellen möchten, ist die gelernte Massschneiderin, Buchautorin und angehende Modedesignerin Svenja Novacek. Von Svenja ist kürzlich ein Buch erschienen, das wir letzten Monat im Blog vorgestellt haben: “Kleider, Röcke und Jumpsuits nähen”.  In Kooperation mit dem Verlag durften wir sogar die Anleitung und den Schnitt zu einem Bridgerton-Kleid aus dem Buch kostenlos anbieten. Hier findet Ihr die Infos zu Buch und Nähprojekt: “Anleitung für das Empire-Kleid “Julia”. Ein Hit!

In unserem Interview erfahrt Ihr, wie Svenjas Buch entstanden ist, warum sie manchmal ein Klischee-Mädchen ist und wo bei ihr kreatives Chaos herrscht.

Interview mit Svenja Novacek

Liebe Svenja, wer bist du und was machst du? Kannst du dich in einem Satz beschreiben? 
Ich bin Svenja, 30 Jahre alt und lebe im schönen Düsseldorf. Ich bin gelernte Massschneiderin und aktuell noch im Modedesignstudium. Ich liebe alles, was mit Kunst, Design und Kreativität zu tun hat.

Im EMF-Verlag ist gerade Dein Buch «Kleider, Röcke und Jumpsuits nähen» erschienen. Worum geht es in diesem Buch?
Das Buch beinhaltet 12 Modelle für die perfekte Sommergarderobe. Kleider, Röcke und Jumpsuits sind mit dabei und können untereinander kombiniert werden. Das bietet die Möglichkeit, weit mehr als 12 Modelle zu kreieren. Darüber hinaus gibt es einen Grundlagenteil mit tollen Tipps, wichtigen Verarbeitungsweisen und Informationen rund um Stoffe und Materialien.

Für wen ist das Buch?
Das Buch richtet sich sowohl an Anfänger als auch an Fortgeschrittene Näherinnen. Die Röcke sind z.B. so konstruiert und erklärt, dass auch Anfängerinnen gut zurecht kommen. Wer die Herausforderung mag, startet direkt mit den Jumpsuits und nutzt die einfachen Schnitte zum Wellness-Nähen für zwischendurch.

Viele träumen davon, ein Nähbuch zu veröffentlichen. Wie bist du Buchautorin geworden?
Der Verlag ist über mein Instagram-Profil auf mich aufmerksam geworden und hat mir eine Email mit einer Anfrage geschrieben. Ich war völlig aus dem Häuschen. Leider hatte ich nur einen Tag danach einen Unfall und mein Traum schien zunächst geplatzt. Mein Freund hat mich letztendlich dazu gebracht, das Angebot trotzdem anzunehmen. Ich bin unendlich glücklich und dankbar, dass ich es trotz allem gemacht habe.

Sicher steckt in so einem Buch sehr viel Arbeit. Wie muss man sich den Entstehungsprozess vorstellen?
Zunächst hat oder bekommt man ein Thema. Zu diesem Thema erstellt man Moodboards, also ein Board mit Ideen, Bildern, Schnipseln Farben usw. Dann recherchiert man aktuelle Trends in Bezug auf Farben, Formen und Schnitte. Aus der Kombination entstehen Skizzen für die Modelle, welche dann an die Schnittdirektrice weiter gegeben werden. Diese realisiert die Schnitte digital in einem CAD-System und sendet sie zum Probenähen zurück. Ich teste dann den Schnitt, die Passform und schaue, ob Änderungen vorgenommen werden müssen. Das gebe ich weiter. Danach geht es ans Nähen, Fotografieren und Schreiben der Anleitungen.

Planst du weitere Bücher? Wenn ja, zu welchen Themen?
Wenn der EMF-Verlag mich nochmal fragt, würde ich nicht Nein sagen ;). Ich würde gerne über etwas schreiben und/oder etwas designen, wozu es noch nicht so viel zu lesen und zu kaufen gibt.

Neben der Publikationstätigkeit bist du auf Etsy und Makerist tätig. Was bietest du auf diesen Plattformen an?
Auf Makerist biete ich meine eigenen Schnittmuster als E-Books an. Diese kann man sich dort herunterladen und direkt zuhause ausdrucken und losnähen. Die Etsy-Seite ist gerade im Umbruch. Dort möchte ich gerne in Zukunft handgefertigte und nachhaltige Accessoires verkaufen.

Machst du das hauptberuflich?
Leider noch nicht. Es wäre mein grösster Traum, das alles eines Tages hauptberuflich zu machen und davon leben zu können. Hauptberuflich bin ich Studentin, arbeite nebenbei noch in einem Stoffgeschäft und natürlich im Kleingewerbe an meinen eigenen Ideen.

Wie bist du zum Nähen gekommen und von wem hast du das Näh-Handwerk gelernt?
Das erste Mal genäht habe ich mit 22. Eine Freundin aus meiner damaligen Ausbildung wollte gerne einen Nähkurs machen, aber nicht alleine, also fragte sie mich, ob ich nicht auch Lust dazu hätte. Dann ging alles ziemlich schnell. Ich merkte direkt, dass das Nähen für mich mehr werden wird als nur ein Hobby. Ich kündigte meine damalige Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin, in der ich sehr unglücklich war, und startete nicht mal ein halbes Jahr später meine Ausbildung zur Damenmassschneiderin in Köln, welche ich 2017 erfolgreich abgeschlossen habe.

Was ist dir bei deinen Nähprojekten am wichtigsten?
Nähen soll Spass machen! Es ist nicht wichtig, ob es perfekt ist, sondern, dass es dich glücklich macht, dich von deinem Alltag und Sorgen ablenkt. Wer selber näht, weiss: Nähen ist so viel mehr als nur ein Hobby.

Gibt es ein Material, mit dem du am liebsten nähst? Wenn ja, welches? Was nähst du damit?
Ich nähe gerne mit Viskose, Tencel und dünnen Leinenmischungen und dann nähe ich fast ausschliesslich Kleider.

Tatsächlich haben wir auf Instagram haben gesehen, dass du sehr viele Kleider nähst. Wie kommt es dazu?
Ich liebe Kleider! Es gibt ein Foto von mir aus dem Kindergarten, wir haben einen Ausflug in eine Autowerkstatt gemacht, sicher sollten wir Sachen anziehen, die schmutzig werden können. Ich hatte ein rosa Barbiekleid mit Puffärmeln an. In der Oberstufe wurde ich öfter komisch angeschaut, wenn ich mal eine Hose anhatte, das kam so gut wie nie vor. Dann hörte ich meist den Satz „Ich glaube, ich habe dich noch nie in einer Hose gesehen“. In dem Punkt bin ich ein Klischee-Mädchen :).

Wie sieht Dein Nähtisch/Atelier aus?
Meistens sehr aufgeräumt. In meinem Kopf herrscht schon so viel kreatives Chaos, da muss der Arbeitsplatz sauber sein.

Welches war dein bisher schönster Nähmoment?
Das war, als mir gesagt wurde, dass ich meine Gesellenprüfung bestanden habe. Die Ausbildung war mit sehr viel Druck und Tränen verbunden. Ich hatte sehr wenig Selbstvertrauen in meine Fähigkeiten und hatte das Gefühl, nie perfekt und ordentlich genug zu arbeiten. Deswegen war ich danach sehr stolz auf mich. Es hat mich nochmal darin bestärkt, dass ich gut bin und was drauf habe.

Welche Situation beim Nähen ärgert dich besonders?
Nur ein Wort: Trennen :).

Gibt es etwas, das du Näheinsteigerinnen mit auf den Weg geben willst?
Bitte, gib nicht zu schnell wieder auf. Nähen kann gerade zu Beginn sehr frustrierend sein, das weiss ich aus eigener Erfahrung. Aber wenn man dran bleibt und sich auch mal etwas zutraut, wird man schnell besser. Ausserdem ist es gut und wichtig, Fehler zu machen. Meistens macht man sie dann nicht noch einmal.

Wohin soll deine kreative und berufliche Reise noch gehen?
Ich möchte mein Studium zur Design-Ingenieurin erfolgreich abschliessen und mich dann hauptberuflich selbstständig machen. Ob mit einem eigenen Stoffladen, einer Schneiderei, einem Second-Hand-Laden, das lasse ich mir noch offen. Ich greife jede Gelegenheit beim Schopfe und probiere mich aus. Nur so kann man das finden, wofür man wirklich brennt.

Aus eigenem Interesse: Wir glauben, Du nähst mit einer BERNINA. Stimmt’s? Magst Du Deine Maschine? 🙂
Ja, sehr! Ich nähe auf einer BERNINA 330. Ich hoffe, dass ich mir eines Tages noch ein größeres Modell leisten kann. Da ich ja auch selber Nähmaschinen verkaufe, kenne ich auch andere Firmen und Modelle, aber für mich persönlich kommt nichts an BERNINA ran.

Gibt es ein Zubehörteil, das Du besonders magst?
Ich finde es toll, dass es so viele verschiedene Füsse gibt und mag am liebsten den Obertransportfuss #50.

Image of Obertransportfuss # 50.

Obertransportfuss # 50

Der Obertransportfuss # 50 mit drei Wechselsohlen und Kantenlineal ist ein unverzichtbarer Helfer beim Nähen von schwierigen Stoffen.

Mehr erfahren

Fun facts 

Hast du einen (Näh-)Tick?
Ich hole immer den Unterfaden hoch, auch wenn man das bei BERNINA nicht muss.

Auftrennen oder «ach, egal»?
Meine Meisterin wird es nicht gerne lesen: „Ach, egal“ 😉

Soundtrack zum Nähen?
Podcasts wie Herrengedeck oder Baywatch Berlin

Wieviele angefangene Ideen?
Ich kann sie nicht zählen.

Welchen Beruf wolltest du als Kind ergreifen?
Schauspielerin, Sängerin oder Modedesignerin

Lieblings-Label für Bekleidung / Stoffe / Schnitte?
LaBavarese und Schnittduett für Schnitte. Stoff&Stil und Junidesign für Stoffe.

Hast du ein Näh-Motto?
Gut gebügelt ist halb genäht.

Streichelst du Stoffe?
Zum Glück darf ich das sogar beruflich machen.

Ordnung im Nähzimmer oder organisiertes Chaos?
Ordnung


Mehr Informationen über Svenja

Auf Svenja’s Instagram-Kanal und Tiktok-Profil erfahrt Ihr mehr über sie und Ihre tollen Projekte:

Instagram: https://www.instagram.com/svenja.nvck/

TikTok: https://www.tiktok.com/@sewsister?lang=de-DE

EMF-Verlag: https://www.emf-verlag.de/produkt/kleider-roecke-und-jumpsuits-naehen/

Makerist: https://www.makerist.de/users/svenja_nvck


Wir werden weiterhin Interviews mit Näh-, Stick- und Quiltpersönlichkeiten im Blog publizieren. Fällt euch eine Person ein, von der ihr gerne mehr wissen würdet? Dann teilt uns deren Namen gerne in den Kommentaren mit.

Liebe Grüsse
Maria

Ähnliche Inhalte, die dich interessieren könnten

Kommentare zu diesem Artikel

0 Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Erforderliche Felder sind mit * markiert

Liebe Leserin, lieber Leser des BERNINA Blogs,

um Bilder über die Kommentarfunktion zu veröffentlichen, melde Dich im Blog bitte an.Hier geht es zur Anmeldung.

Du hast dich noch nicht für den BERNINA Blog registriert?Hier geht es zur Registrierung.

Herzlichen Dank, Dein BERNINA Blog-Team