Kreative Artikel zum Thema Quilten

Ausstellungstipps Oktober 2021 – Teil 1

Ausstellungstipps Oktober 2021 – Teil 2 folgen am Samstag, 2. Oktober 2021 hier im BERNINA blog. Nicht verpassen! Hier ist der Link!

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8. Europäische Quilt-Triennale

Es ist und bleibt spannend: Die Ausstellung der 8. Europäischen Quilt-Triennale – Ergebnisse des Wettbebwerbs mit höchstem Renommée auf europäischer Ebene – steht kurz vor ihrer Eröffnung. Dass Wettbewerb und Jurierung in Zeiten der Pandemie überhaupt durchgeführt werden konnten, ist einfach grossartig!

Jedoch: Aussergewöhnliche Zeiten erfordern besondere Massnahmen, bringen meist aber auch exzeptionelle Ergebnisse hervor. So musste dieses Jahr im März die Jury der 8. Europäischen Quilt-Triennale online tagen, um die Juroren aus Norwegen, Tschechien, der Schweiz und Deutschland zusammenzubringen. Aber die von etwa der Hälfte der Bewerber*innen des Wettbewerbs eingereichten Arbeitsproben konnten dennoch zuvor von drei
der fünf Juroren im Original in Augenschein genommen werden.

Monique Gilbert: Tranquility
Foto: Studio Leemans, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Nahezu alle Teilnehmer*innen hatten sich mit ungeheurer Kreativität und Herzblut dem Wettbewerb in diesen Ausnahmezeiten gestellt. Eine deutliche Qualitätssteigerung und mehr Tiefgang waren im Vergleich zu früheren Triennale-Bewerbungen festzustellen, aber auch das Anliegen, Hoffnung und Lebensfreude mit den Objekten zu vermitteln. Rund 40% der 159 Einsendungen aus 17 europäischen Nationen stammten von Bewerber*innen mit (semi)professionellem künstlerischem Background, was ein Novum darstellt.

Claire Passmore: Light, Life, Love
Foto: Künstlerin, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Aufgrund der allgemeinen, pandemiebedingten Umstände fiel es der Jury noch schwerer als sonst, die Anzahl der Bewerbungen auf etwas weniger als ein Drittel zu reduzieren und sie versuchte dabei, der besonderen Situation aller Rechnung zu tragen. Sie traf eine Auswahl von 50 Exponaten aus 15 europäischen Ländern, erfreulicherweise erstmals auch aus Griechenland, Polen, der Slowakei und Rumänien.

Jakub Święcicki: Monostriped landscape
Foto: Künstler, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Auch der Anteil jüngerer Bewerber*innen hat merklich zugenommen, eine ebenfalls erfreuliche Tendenz. An die 31-jährige Paulina Sadrak, Kunstabsolventin aus Lodz, geht der Preis für talentierte junge Nachwuchsquilter*innen für das Werk ‘9×11’, einer transparenten delikaten Farbstudie aus Maschinenstickerei mit dem Gesamteindruck eines zerschlissenen Patchwork-Quilts.

Paulina Sadrak: 9×11
Preis für talentierte junge Nachwuchsquilter*innen
Foto: Jarosław Darnowski, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Den Preis für Innovation im grossen Format erkannten die Juroren der mit 26 Jahren ebenfalls jungen Ungarin Dóra Márföldi für ‘Quicky’ zu: einem Upcycling-Objekt, dessen Oberflächendesign und Handquilting den Naturmaterialien mit Gebrauchsspuren eine gewisse Noblesse verleihen und die Verbindung zur Jahrhunderte alten Tradition des Handwerks herstellen.

Dóra Márföldi: Quicky
Preis für Innovation im grossen Format
Foto: Zsombor Szalontai, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Zwei Objekte waren im Ranking für den Doris Winter-Gedächtnispreis gleichwertig; daher entschied sich die Jury, erstmalig diesen mit 5.000 Euro dotierten Preis zu teilen, der gleichermassen an die beiden Schweizerinnen Rita Merten und Heidi König geht. Trotz der grossen Unterschiede, wie z.B. Zweidimensionalität contra Dreidimensionalität, haben beide Objekte den spürbaren Willen, eine positive Botschaft zu übermitteln, gemeinsam.

‘Physical Distancing’ von Rita Merten versucht die sozialen Verbindungen und die symbolischen Hoffnungen der Menschen in Zeiten des Corona-Lockdowns mit der Maschine emotional und kreativ nachzuzeichnen. In vielschichtiger, anrührender, aber auch heiterer Manier entstand so ein Quilt im Zeitgeist.

Rita Merten: Physical Distancing
Doris Winter-Gedächtnispreis
Foto: KMH Gattner, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Auch Heidi König wollte expressis verbis ‘den täglichen Informationen und Gedanken rund um Covid-19, Lockdown, Krankheit, Homeoffice etc. … etwas Kunterbuntes, Fröhliches entgegensetzen.’ Die Durchbrüche dieses 3D-Objektes lassen das Kunstwerk je nach Standpunkt des Betrachters anders erscheinen und rücken es damit in die Tradition kinetischer Kunst; das Spiel mit den traditionellen Motiven von Quadrat und Kreis folgt den Regeln des Patchworks und bricht diese gleichzeitig in cleverer Art und Weise.

Heidi König: Kunterbunt!
Doris Winter-Gedächtnispreis
Foto: Künstlerin, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Entwicklung der Kunstform ‘Quilt’ von der überwiegend funktionalen Decke hin zum autonomen Kunstwerk innerhalb der letzten 50 Jahre ist beeindruckend. So findet sich in der Ausstellung Raumgreifendes in Form eines Bodenobjektes aus Plastiksäcken und Plastikmüll in Wellenform. Andere politisch engagierte Arbeiten widmen sich z.B. dem Thema ‘Black lives matter’ oder mit der Projektion ‘A Place to live’ der Situation der Frauen in Afghanistan, aktuell katastrophaler denn je.

Terézia Krnáčová & Miroslav Broos: What we cover up with
Foto: Miroslav Brooš, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Corona und seine Folgen sind naturgemäss ein wichtiges Thema, mit allen Facetten wie Stillstand/Stille oder Zusammenhalt; viele Objekte vermitteln dennoch Hoffnung und Lebensfreude.

Weitere Arbeiten spielen ästhetisch mit Farben und Formen, konterkarieren allzu Gewichtiges und erinnern an die Ursprünge des Patchwork-Quilts. Zu sehen ist so eine faszinierende Rundumschau aller möglichen Aspekte des zeitgenössischen Art Quiltings.

Ein Katalog ist erhältlich.

Info:

10. Oktober 2021 – 16. Januar 2022

8. Europäische Quilt-Triennale

Textilsammlung Max Berk
Brahmsstrasse 8
69118 Heidelberg-Ziegelhausen
Deutschland

www.museum-heidelberg.de

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Barbara Hattrup
Texperimente. TextilKunstGestalten

Das Stadtmuseum Beckum zeigt noch bis zum 14. November 2021 ‘Texperimente. TextilKunstGestalten’, eine Ausstellung mit Arbeiten von Barbara Hattrup aus Salzkotten, die 2017 mit dem Staatspreis für das Kunsthandwerk in NRW im Themenbereich ‘Skulptur’ für ‘Gekachelt’ – Faserkacheln einer variablen Wandinstallation aus der Serie ‘Spitzfindigkeiten’ – ausgezeichnet wurde.

Barbara Hattrup: Pollenflug, aus der Serie ‘Spitzfindigkeiten’
Kozo
Foto: Matthias Gödde, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Arbeiten der Gestalterin/Designerin Barbara Hattrup (* 1957) leben von der Faszination für Dinge des Alltags. Diese Fundstücke der Inspiration stellt sie in einen neuen Zusammenhang und betont damit deren Wertigkeit und lenkt ab von Gewohntem. Hierbei wendet sie unterschiedlichste textile Techniken an, hinterfragt diese stetig, weicht ab von Tradiertem, modifiziert diese und/oder geht neue eigene Wege.

Barbara Hattrup: Nested Memories
Foto: Matthias Gödde, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Sie selbst bezeichnet ihr Vorgehen als sammeln, sortieren, zerlegen und wieder zusammensetzen.

Barbara Hattrup. Texperimente. TextilKunstGestalten – Ausstellungsansicht
Foto: Matthias Gödde, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Barbara Hattrups Philosophie Texperimente:

Im Zeitraffer
Traditionelles neu entdecken, erlernen, verstehen, vertiefen … und anwenden

Durch Inspiration
Aktuelles analysieren, begreifen … und nutzen

Synektik als Prinzip
Neues experimentell, sinnvoll … und kunstvoll zu gestalten

Barbara Hattrup. Texperimente. TextilKunstGestalten – Ausstellungsansicht
Foto: Matthias Gödde, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Zum Thema ‘Gewohnheiten’ schreibt sie beispielsweise: ‘Zur Organisation unseres Lebens sind Gewohnheiten unerlässlich. Sie beruhigen und ordnen das Alltägliche, geben Sicherheit und befreien von kritischer Auseinandersetzung. Die Aktion wird bestimmt von der Funktion oder umgekehrt. Auch minimale Veränderungen, erst auf den zweiten Blick wahrgenommen, sprengen die Assoziation.’

Barbara Hattrup: Gewohnheiten
Foto: Matthias Gödde, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Als Flickenteppich erkannt, wird durch die Wahl des Materials – Polyesterband und Alu-Schweissdeckel – jegliche Traditionalität und Banalität aufgehoben, Originalität und Individualität präsentiert.’

Barbara Hattrup. Texperimente. TextilKunstGestalten – Ausstellungsansicht
Foto: Matthias Gödde, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Verpackungen, kaum beachtete Kunstwerke voller Kreativität, mit kurzer Lebensdauer und langer Halbwertzeit, verdienen eine zweite Chance.’

Ein grossartig fotografierter Katalog ist erhältlich.

Weitere Fotos sind auf den unten genannten Websites zu finden.

 

Auch interessant:

Mein Beitrag ‘manu factum 2017 – Staatspreise im Kunsthandwerk NRW’ in den Ausstellungstipps September 2017

Info:

22. August – 14. November 2021

Barbara Hattrup
Texperimente. TextilKunstGestalten

Stadtmuseum Beckum
Markt 1
59269 Beckum
Deutschland

www.beckum.de
www.barbarahattrup.de

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Tradition bis Moderne XII im Textilmuseum Mindelheim

Vom 8. Oktober 2021 – 30. Januar 2022 ist die Ausstellung ‘Tradition bis Moderne XII’ der Patchwork Gilde Deutschland e.V. zu Gast im Textilmuseum Mindelheim.

In der Ausstellungshalle des Textilmuseums/Sandtnerstiftung werden 43 Quilts so präsentiert, dass das Thema der Ausstellungsreihe ‘Tradition bis Moderne’ auf den ersten Blick ersichtlich wird.

Heike Heidberg-Költgen: Silverwedding
Foto: Patchwork Gilde, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Zu Beginn taucht man in die Geschichte der Patchwork-Quilts ein, indem anhand der traditionell gearbeiteten Quilts die verschiedenen Herstellungstechniken erläutert werden. Mittels unvollendeter Arbeiten werden die einzelnen Arbeitsschritte anschaulich erklärt.

Blick in eine Vitrine: Veranschaulichung der Herstellungstechnik
Foto: Doris Wenzel, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die traditionellen Quiltmuster und die davon abgeleiteten zeitgenössischen Variationen bilden einen eigenen Themenbereich. Besonders in diesem Raum wird offenbar, dass alle zeitgenössischen Arbeiten auf einer traditionellen Grundlage fussen.

Uta Rodemerk: Fokus #1
Foto: Patchwork Gilde, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Am Beispiel floraler Muster beziehungsweise Einzelmotiven aus der Welt der Pflanzen wird ebendiese Thematik in Raum 3 nochmals aufgegriffen und vertieft. Die Quilts in diesem Teil der Ausstellungshalle bewegen sich in einem Spannungsfeld zwischen naturalistischer Darstellung und Abstraktion und spiegeln somit die Absicht der Patchwork Gilde, Tradition und Moderne zu verbinden, wider.

Edith Bieri-Hanselmann: frühmorgens
Foto: Patchwork Gilde, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Der folgende Themenbereich ist dem zeitgenössischen Design verpflichtet. Raffinierte Kreationen zeugen von einem untrüglichen Gespür für Formen und Farben.

Tradition bis Moderne XII – Ausstellungsansicht
Foto: Doris Wenzel, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Dem Umstand, dass Quilts – vor allem im 19. Jahrhundert – ein Spiegel gesellschaftlicher Themen waren und dass politische Ereignisse von (inter-) nationaler Bedeutung bildlich festgehalten wurden, trägt ein weiterer Raum Rechnung.

Tradition bis Moderne XII – Ausstellungsansicht
Foto: Doris Wenzel, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Im Mittelpunkt stehen jedoch die Quilts, die das alles bestimmende Thema unserer Zeit, die Klimakrise, zum Gegenstand haben. Der Quilt mit dem kurzen, aber äusserst prägnanten Titel ‘2˚’ von Gudrun Heinz erinnert mahnend daran, was droht, sollten die hochgesteckten Klimaziele nicht erreicht werden. Die Arbeiten in diesem Bereich der Ausstellung laden dazu ein, sich an der gesellschaftlichen Debatte zu den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu beteiligen.

Tradition bis Moderne XII – Ausstellungsansicht
Foto: Doris Wenzel, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Ein Katalog ist erhältlich.

Textilmuseum/Sandtner Stiftung

Nicht nur Rezipient zu sein, sondern aktiv zu werden und mit dem Museum und seinen Objekten in einen Dialog zu treten, war das Hauptanliegen der Museumsgründerin Prof. Hilda Sandtner.

Die 2006 verstorbene Stifterin des Textilmuseums war Inhaberin des Lehrstuhls für Kunsterziehung an der Universität Augsburg. Im Laufe ihres Lebens trug sie eine enorme Sammlung an Textilien zusammen, die mehr als 17.000 Objekte umfasst. Ihre Sammlung, die den Grundstock des von ihr 1984 gegründeten Textilmuseums darstellt, war aufs Engste mit ihrer Lehrtätigkeit verbunden. Denn in ihrer Sammlung sah Hilda Sandtner selbst die Essenz ihrer pädagogischen Tätigkeit. Sie sammelte nie nur um des Sammelns willen. Immer waren die Exponate Ideengeber für ihre Studenten, um sie zu eigenständigen schöpferischen Leistungen zu motivieren. Die leidenschaftliche Pädagogin war mit ihren aussergewöhnlichen Methoden nicht nur im universitären Umfeld ihrer Zeit weit voraus.

Flyer Textilmuseum Mindelheim

Nach ihrer Emeritierung eröffnete sie in Mindelheim ein Museum, dessen Dauerausstellung von Anfang an äusserst pädagogisch ausgerichtet war. Didaktisch aufgebaute Ausstellungen, Führungen und vor allem Workshops machten das Textilmuseum Mindelheim bereits in den 80er Jahren, als Museumspädagogik noch ein Fremdwort war, zu einem wahren Mitmach-Museum.

Der Flyer bietet einen beeindruckenden Überblick.

Info:

8. Oktober 2021 – 30. Januar 2022

Tradition bis Moderne XII

Textilmuseum Mindelheim
Hermelestrasse 4
87719 Mindelheim
Deutschland

www.mindelheim.de
www.patchworkgilde.de

Rahmenprogramm zur Ausstellung Tradition bis Moderne XII:

Das Textilmuseum bietet bis zum 30. Januar 2022 jeden Mittwoch um 19 Uhr öffentliche Führungen an. Ausserdem finden jeweils am ersten Sonntag im Monat um 15 Uhr offene Familienführungen statt.

Die Teilnehmerzahl ist auf 10 Personen begrenzt. Eine Voranmeldung (unter Tel. 08261/909760 oder unter museen(at)mindelheim.de) und das Tragen einer FFP2-Maske sind neben dem Beachten der üblichen 3G-Regelung erforderlich.

Flyer

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Vergessene Bauhaus-Frauen
Lebensschicksale in den 1930er und 1940er Jahren

Verfolgt, unvollendet, ausradiert: Die Ausstellung ‘Vergessene Bauhaus-Frauen’ im Bauhaus-Museum Weimar bringt Werke und Schicksale unbekannter Künstlerinnen ans Licht.

Alma Siedhoff-Buscher: Struktur- und Kompositionsstudie, um 1920
Unterricht Johannes Itten
Kohle auf Velin
© Klassik Stiftung Weimar
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Das Jubiläumsjahr 2019 verhalf den Frauen des Bauhauses zu neuer Aufmerksamkeit. Doch vieles liegt noch im Dunkeln: Von einem Drittel der rund 460 verzeichneten Studentinnen am Bauhaus sind nicht einmal die Lebensdaten bekannt.

Dörte Helm: Selbstporträt mit Kaktus, 1926
Pastell auf Papier, Privatbesitz
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung ‘Vergessene Bauhaus-Frauen. Lebensschicksale in den 1930er und 1940er Jahren’ im Bauhaus-Museum Weimar macht rund 30 Künstlerinnen und ihre Werke wieder sichtbar. Vom 2. Oktober 2021 – 4. Januar 2022 stellt das gemeinsame Projekt der Universität Erfurt und der Klassik Stiftung Weimar die oftmals gebrochenen Biografien anhand von Dokumenten und künstlerischen Arbeiten der Bauhaus-Frauen vor.

Portrait Dörte Helm, 1932
Privatbesitz
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Vergessen wurden sie aus unterschiedlichen Gründen. Für manche führten traditionelle Rollenvorstellungen, Heirat oder die schwierigen Lebensverhältnisse alleinstehender Frauen dazu, dass sie ihr künstlerisches Talent nicht frei entfalten konnten, ihr Werk nicht erhalten ist oder ihre Lebenswege kaum Spuren in den Archiven hinterlassen haben.

Friedl Dicker: ohne Titel [Gehängter nach der Abnahme]
Kohle auf Papier
© Klassik Stiftung Weimar
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Besonders aber wirkte sich die nationalsozialistische Machtübernahme 1933 auf weibliche Bauhaus-Angehörige aus. Verfolgt durch das NS-Regime wurden einige in Konzentrationslagern ermordet. Andere starben im Exil als Opfer der stalinistischen Säuberungsaktionen, verloren ihr Leben durch Krankheit oder in den Bombennächten des Zweiten Weltkriegs.

 

 

 

 

Karla Grosch (1904, Weimar – 1933, Tel Aviv) und Else Rawitzer (1908, Berlin – 1942, KZ Auschwitz) vor dem Bauhaus-Gebäude Dessau
Foto: T. Lux Feininger, 1928
© Estate T. Lux Feininger / Bauhaus-Archiv Berlin
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Biografische Dokumente und künstlerische Werke machen das breite Spektrum sichtbar, in dem sich die Bauhaus-Frauen gestaltend engagierten. Sie waren in allen Werkstätten des Bauhauses vertreten, arbeiteten in den Bereichen von Architektur, Fotografie und Reklame bis zur Buchbinderei und Weberei. Zu sehen sind unter anderem Keramikarbeiten, Malerei, Grafik, Skulptur und Textil-Objekte.

Margarete Schall: Leuchtturm, 1927
Wasserfarben, Mischtechnik auf Bütten
© Galerie Himmel, Dresden
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Neben einer kraftvollen Holzskulptur von Harriet von Rathlef-Keilmann, Anny Wottitz’ traditionssprengenden Bucheinbänden – beispielsweise aus Gepardenfell – und den fotografischen  Experimenten von Hilde Horn zeigt die Ausstellung auch Kinderzeichnungen, die im Konzentrationslager Theresienstadt entstanden sind. 1942 deportiert, gab die Bauhaus-Künstlerin Friedl Dicker dort Zeichenunterricht für Kinder, mehrere Tausend Blätter haben sich erhalten. In der Ausstellung sind zwei davon neben einem von Dickers eigenen Werken zu sehen. 1944 wurde Friedl Dicker in Auschwitz ermordet.

Harriet von Rathlef-Keilman: Sitzendes russisches Mädchen, 1930
Holz, Privatbesitz
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Die Erinnerung an die früh verschiedenen Bauhäuslerinnen trägt zur differenzierten Aufarbeitung der Bauhaus-Geschichte in Nationalsozialismus und Exil bei und verknüpft damit den Gender- und den zeithistorischen Diskurs’, erläutert Prof. Patrick Rössler von der Universität Erfurt.

Anny Wottitz: Einband für Flauberts ‘Die Sage von St. Julian dem Gastfreien’
Gepardenfell, Schildpatt
© Galerie Derda, Berlin
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Nicht alle Frauen wurden verfolgt, einige gingen sogar konform mit der neuen Ideologie und traten in die NSDAP ein: ‘Diese Lebenswege sind in ihrer Verschiedenheit aufzuzeigen, um dem falschen Eindruck vorzubeugen, es habe das eine, typische Frauenschicksal in den 1930er Jahren gegeben’, so Dr. Anke Blümm (Universität Erfurt / Klassik Stiftung Weimar).

Hilde Horn: Ohne Titel [Ei und Strohhalm mit Schatten], ca. 1925-27
Silbergelatine, Privatbesitz
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Die Ausstellungsthematik passt hervorragend in das Bestreben der Klassik Stiftung Weimar, sich schwerpunktmässig dem ambivalenten Verhältnis von Moderne und Nationalsozialismus zu widmen’, unterstreicht Prof. Wolfgang Holler, Generaldirektor der Museen der Stiftung.

 

 

 

 

Zur Schau erscheint ein umfangreicher Katalog.

Info:

1. Oktober 2021 – 4. Januar 2022

Vergessene Bauhaus-Frauen
Lebensschicksale in den 1930er und 1940er Jahren

Bauhaus-Museum Weimar
Sonderausstellungsfläche (3. OG)
Stéphane-Hessel-Platz 1
99423 Weimar
Deutschland

www.klassik-stiftung.de

Die Ausstellung ist im Eintritt für das Bauhaus-Museum inbegriffen.

Am 8. Oktober 2021 ist die US-amerikanische Bauhaus-Expertin Elizabeth Otto (Buffalo, State University of New York) mit dem Vortrag ‘New Perspectives on Bauhaus Research. Comments on Forgotten Bauhaus Women’ zu Gast im Bauhaus-Museum Weimar.

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Heidi Bucher. Metamorphosen

‘Räume sind Hüllen, sind Häute. Eine Haut nach der andern ablösen, ablegen: Das Verdrängte, Vernachlässigte, Verschwendete, Verpasste, Versunkene, Verflachte, Verödete, Verkehrte, Verwässerte, Vergessene, Verfolgte, Verwundete.’  Heidi Bucher

Mit Heidi Bucher (1926 Winterthur – 1993 Brunnen, Schweiz) präsentiert das Haus der Kunst in München derzeit eine bedeutende und wiederzuentdeckende Künstlerin der internationalen Neo-Avantgarden, die mit ihren Latex-Werken die Zwänge und Befreiungsprozesse menschlicher Existenzformen ergründet. Mit ihrer performativen Arbeit lenkt sie den Blick auf den Körper im Raum, dem sich Erlebnisse, Beziehungen und Emotionen einschreiben.

Die Retrospektive stellt erstmals alle zentralen Werkgruppen der Öffentlichkeit vor, von den Anfängen über die experimentelle Zeit in Los Angeles, das Hauptwerk mit den Architektur-Häutungen bis zum auf Lanzarote entstandenen Spätwerk.

Aus Buchers anfänglicher Faszination für ein Zusammenspiel von Kunst und Mode gingen schon im Kalifornien der frühen 1970er Jahre geschlechterlose Körperskulpturen hervor, die von Meerestieren inspirierten, trag- und tanzbaren Körperskulpturen ‘Bodyshells’. In ihnen wird die das Bauhaus kennzeichnende Zusammenführung von Disziplinen erkennbar: Skulptur, Architektur, Design und Tanz verschmelzen miteinander. Zudem konnte Heidi Bucher ihr Interesse an Textilien integrieren. Für ein Symposium im Rahmen der Münchner Ausstellung (voraussichtlich im Februar 2022) werden sie rekonstruiert und erneut aktiviert.

1973, nach der Rückkehr aus den USA und der Trennung von Ehemann Carl Bucher, beginnt Heidi Bucher mit der emanzipatorischen Geste der Latex-Häutung ihr Hauptwerk. Nun wird die Inbesitznahme und Verwandlung von Räumen zum Leitmotiv. Für den Abzug ihres eigenen Künstler-Studios ‘Borg’ (1974-78, Bucher leitete den Namen von Ge-borg-enheit ab), dem Kühlraum einer ehemaligen Metzgerei, fixierte sie Gaze mit Fischkleister an den Wänden, bestrich diese mit flüssigem Latex, um die getrockneten Schichten unter körperlicher Anstrengung, aber dennoch behutsam abzuziehen. In den Jahren von 1973 bis 1978 entstehen die ‘Einbalsamierungen’ und ‘Weichobjekte’, eine surreal anmutende Bilderwelt zur Aufarbeitung weiblicher Unterdrückung: Bucher arrangierte textile familiäre Fundstücke wie Unterwäsche, Kinder- und Frauenkleider oder Bettdecken, überzog sie mit Latex, kombinierte sie mit Muscheln und trug Farbpigmente von Perlmutt, Lila oder Gold auf. Die Idee der Überwindung sowohl von traumatischen Situationen, als auch von herkömmlichen Geschlechterrollen erreichte in dem Werk ‘Libellenlust (Kostüm)’ (1976) einen ersten Höhepunkt; für dieses Kostüm formte die Künstlerin die Wandhäutungen zu einem libellenartigen Fächer und balsamierte es mit Perlmutt ein.

Auch in ihrem Elternhaus trug sie flüssiges Kautschuk auf Boden und Wände des ‘Herrenzimmers’ (1978/82) auf, das ehemals den männlichen Familienmitgliedern vorbehalten gewesen war, und löste mit dieser Häutung sinnbildlich die patriarchale Familienstruktur ab.

In den Räumen, von denen die Frauen durch häusliche und familiäre Verpflichtungen ausgeschlossen gewesen waren, gab sie durch die Häutung Schmerzliches und Persönliches preis, um Integrität und Autonomie herzustellen. Eine dritte Häutung nahm sie im ‘Ahnenhaus’ der Grosseltern vor (1980-1982), dessen Böden nun erstmals mehrgeschossig präsentiert werden – so, wie eine Skizze der Künstlerin es vorsah.

Die Schauplätze, die Heidi Bucher wählte, besassen vielfach private und öffentliche Bedeutung zugleich, wie die psychiatrische Klinik Bellevue am Bodensee. Heidi Bucher häutete auf dem villenartigen Gelände unter anderem das ‘Audienzzimmer des Doktor Binswanger’ (1988). In dem Audienzzimmer hatte Binswanger seine erste Probandin, die vermeintliche Hysterie-Patientin Anna O. und spätere Frauenrechtlerin Bertha Pappenheim, behandelt, in engem Austausch mit Sigmund Freud.

Mit der Häutung des Eingangsportals des verlassenen Grand Hôtel Brissago (1987) am Lago Maggiore stellte sich Bucher einem kollektiv von Schuld und Scham besetzten, höchst ambivalenten Raum: Das Hotel war zunächst Erholungsort für Intellektuelle gewesen und wurde während des Regimes der Nationalsozialisten zu einem staatlich organisierten ‘Interniertenheim’ für jüdische Kinder und Frauen. Sie begriff die Haut als Schnittstelle zur Welt, als sensorischen Speicher von Erinnerung.

Wenn Heidi Bucher mit ihren Häutungen gesellschaftliche wie private Machtstrukturen entlarvte, so öffnete sie in einem nächsten Schritt den Raum auch für Veränderung. Der Aspekt der Metamorphose kommt in ihrem Manifest ‘Parkettlibelle’ zum Ausdruck, in dem sie ihre Arbeit als einen ‘Metamorphosenprozess’ bezeichnet, bei dem die Loslösung von sozialer Konditionierung mit der Aufweichung und Mobilisierung von Gegenständen – eben statischer Verhältnisse – einhergeht.

Buchers Œuvre zeugt von einer künstlerischen Entdeckung und Emanzipation des sensuellen, empfindsamen Körpers im 20. Jahrhundert, wobei sie geschlechterlosen Utopien den Boden bereitete und sich entschieden gegen Ablehnung, Unterdrückung und Diskriminierung positionierte.

In der späten Schaffensphase von 1983 bis 1993 entstehen die ‘Weissleimhäuser’ (1988), kleine Plastiken aus Schaumstoff, Textil und Farbe, die mit Weissleim verklebt waren. Die schmucklosen Miniaturen von minimalistischer Zurückgenommenheit zeugen von Buchers stetiger Auseinandersetzung mit Innen- und Aussenräumen.

Für ihre Projekte fertigte Heidi Bucher vorbereitende Zeichnungen, Aktionsabläufe und Werkinstruktionen an. Im Wissen um die Bedeutung ihres Werks hat sie auch den performativen Herstellungsprozess filmisch und fotografisch dokumentieren lassen. Dieses teils erst entdeckte und für die Ausstellung restaurierte Material ergänzt die über 150 Exponate um den Aspekt, dass Nachvollziehbarkeit der Künstlerin früh ein Anliegen war.

Kuratiert von Jana Baumann; kuratorische Assistenz: Luisa Seipp

Zur Ausstellung ist ein Katalog erhältlich.

Eine Ausstellung vom Haus der Kunst in Kooperation mit dem Kunstmuseum Bern und dem Muzeum Susch (Schweiz). Die Ausstellung wird noch in der Schweiz im Kunstmuseum Bern (April – August 2022) und Muzeum Susch (Juli – Dezember 2022) zu sehen sein.

Info:

17. September 2021 — 13. Februar 2022

Heidi Bucher. Metamorphosen

Haus der Kunst
Prinzregentenstrasse 1
80538 München
Deutschland

www.hausderkunst.de

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Ein Kindergewand aus dem Libanon
Einblicke in ein mehrjähriges Restaurierungsprojekt

Seit 2019 untersucht und restauriert die Abegg-Stiftung in Riggisberg eine Gruppe von archäologischen Textilien aus dem Nationalmuseum in Beirut (Libanon). Es handelt sich um 44 Kleidungsstücke und Accessoires sowie um 171 kleinere Textilfragmente, alle aus dem 13. Jahrhundert. Die Textilien waren zwischen 1988 und 1993 bei Ausgrabungen in der Höhle Assi el-Hadath im Qadisha-Tal, etwa 100 km nördlich von Beirut, gefunden worden. Dank des trockenen Klimas haben sie sich gut erhalten. Sie gelten heute als einzigartige Zeugnisse mittelalterlicher Kleidung einer ländlichen Bevölkerung.

Kinderkleid
Libanon, 13. Jahrhundert
Halbleinen- und Seidengewebe, seidenes Flechtband
Beirut, Direction Générale des Antiquités du Liban, Inv. Nr. 116331
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Das Projekt ist auf vier bis fünf Jahre angelegt. Die Hälfte der veranschlagten Zeit ist inzwischen verstrichen und das Vorhaben auf guten Wegen. Einzelne der Gewänder, Tücher, Kopfbedeckungen, Schals und Gürtel stellen besondere Herausforderungen dar. Ihnen sind Bachelor- oder Masterarbeiten gewidmet. Auch das Kindergewand, das die Abegg-Stiftung noch bis zum bis 7. November 2021 ausstellt, war Thema einer Masterthesis in Textilkonservierung/-restaurierung. Die Arbeit umfasst sowohl theoretische wie praktische Aspekte. Schwerpunkt im Forschungsteil bildete die Suche nach einem geeigneten Stützgewebe, um die fragilen Bereiche des Gewandes zu sichern, sowie die Auswahl des Färbemittels für dieses Gewebe. In einer Vitrine sind nun das restaurierte Kleidungsstück, eine Rekonstruktion davon und ein Probestück des Stützgewebes zu sehen. Letzteres wurde nach mehreren Tests schliesslich der Oberfläche des Objekts entsprechend – wie eine Landkarte – in verschiedenen Farben eingefärbt.

Info:

10. September – 7. November 2021

Ein Kindergewand aus dem Libanon
Einblicke in ein mehrjähriges Restaurierungsprojekt

Abegg-Stiftung
Werner Abeggstrasse 67
3132 Riggisberg
Schweiz

www.abegg-stiftung.ch

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Ein langes Leben für Omas Wäsche

Rosemarie Vetter und Doris Schäfer stellen ab dem 3. Oktober 2021 ihre Werke im Museum in Nastätten aus – hier geht es zu meiner Vorankündigung.

Plakat

Ihr Thema für diese Ausstellung lautet ‘Ein langes Leben für Omas Wäsche’. Rosemarie Vetter und Doris Schäfer benutzen bevorzugt Bett- und Tischwäsche aus Baumwolle und Leinen.

Ein langes Leben für Omas Wäsche – Ausstellungsansicht
Foto freundlicherweise von den Künstlerinnen zur Verfügung gestellt

Sie wählen gut erhaltene Teile aus den vorhandenen Textilien aus und arbeiten daraus Quilts, Collagen, Puppen und Dekoration.

Ein langes Leben für Omas Wäsche – Ausstellungsansicht
Foto freundlicherweise von den Künstlerinnen zur Verfügung gestellt

Ganz aktuell erhielt ich einige Ausstellungsansichten – sind sie nicht reizend?

Ein langes Leben für Omas Wäsche – Ausstellungsansicht
Foto freundlicherweise von den Künstlerinnen zur Verfügung gestellt

Rosemarie Vetter hat einen ‘Corona-Quilt’ genäht. Sie schreibt mir dazu: ‘Sonniges warmes Wetter, ideal um in dieser unwirklichen Zeit auf dem Balkon meinem Hobby nachzugehen. Die Natur wirkt unbeeindruckt von der Pandemie. Blumen blühen, Vögel zwitschern, Libellen und Schmetterlinge tummeln sich im Garten. In mir reift die Idee, mein Erleben in der Pandemie in einem Quilt umzusetzen.’

Rosemarie Vetter: Mein Erleben der Pandemie
eigener Entwurf, gearbeitet in Sommer 2020, fertiggestellt im Februar 2021
Weisswäsche aus Tisch- und Bettwäsche, Leinen, Wäschebänder, rotes Stickgarn, unterschiedliche Knöpfe
Handgenähte und handapplizierte Blüten, handgestickter Schriftzug, maschinengenähte Ferstigstellung des Quilts
Der Quilt wurde nach Rosemarie Vetters Wünschen von Frau Susanne Kramer mit einer Longarm gequiltet.
Foto freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

‘Das Zentrum des Quilts zeigt einen Blick auf unseren Gartenteich. Seerosen blühen, Insekten fliegen unbekümmert umher. Alles ist wie in jedem Sommer. Allein die Nachrichten in den Medien verändern meine Sicht auf die derzeitige Situation. Die Infektionszahlen in der Welt steigen rasant an. Erschreckende Nachrichten von Übersterblichkeit in Bergamo/Italien erreichen die Welt. Im Quilt sind Grabmäler mit rot – weissen Wäschezeichen für die Verstorbenen angedeutet.’

Rosemarie Vetter: Mein Erleben der Pandemie, Detail
Foto freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

‘Ich möchte pusten und alles ist wieder gut’ drückt meine Ohnmacht aus. Alleine mein Pusten reicht in dieser Situation nicht aus. Es braucht die Umrandung des Quilts mit Windmühlen. Wobei auch diese Windkraft nicht ausreicht, die Pandemie wegzupusten. Das Quilting unterstreicht die starken Gegensätze meines Erlebens. Im Gegensatz zu der tanzend-unbekümmerten Insektenvielfalt findet man die gleichsam geordnet zu lesenden Namen von verstorbenen dieser Tage.’

Nicht nur die perfekt gearbeiteten Quilts haben die kongenialen Quiltfreundinnen mit viel Liebe zum Detail in Szene gesetzt.

Ein langes Leben für Omas Wäsche – Ausstellungsansicht
Foto freundlicherweise von den Künstlerinnen zur Verfügung gestellt

Die nostalgischen Quilts und die geschmackvollen Dekorationen werden die Besucher*innen begeistern. Was sonst?

Ein langes Leben für Omas Wäsche – Ausstellungsansicht
Foto freundlicherweise von den Künstlerinnen zur Verfügung gestellt

So bleibt nur noch, ganz viel Erfolg mit dieser Ausstellung zu wünschen.

Ein langes Leben für Omas Wäsche – Ausstellungsansicht
Foto freundlicherweise von den Künstlerinnen zur Verfügung gestellt

 

Auch interessant:

Mein Bericht über die Ausstellung der ‘Die weissen Frauen’ – einer Gruppe unter der Federführung von Rosemarie Vetter – bei der NADELWELT Karlsruhe 2019.

Info:

3. Oktober 2021 – 16. Januar 2022

Ein langes Leben für Omas Wäsche

Regionalmuseum Leben und Arbeiten
Schulstrasse 31
56355 Nastätten
Deutschland

www.museum-leben-und-arbeiten.de

Vernissage:
So, 3. Oktober 2021, 11 Uhr

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Ines Doujak. Geistervölker

Ab dem 1. Oktober 2021 präsentiert die Kunsthalle Wien unter dem Titel ‘Geistervölker’ eine umfassende Einzelausstellung der österreichischen Künstlerin Ines Doujak (* 1959).

Ines Doujak: Geistervölker
Cover des Ausstellungsguides, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Nachdem die Künstlerin uns hier im BERNINA blog schon mit ihren Ausstellungen in Stuttgart (‘Not Dressed For Conquering. Zum Erobern falsch gekleidet’, Oktober 2016 – Januar 2017) und in Linz (‘SALE’, 2018) begegnet ist, in denen sie in unterschiedlichen Formen und Formaten den Verschränkungen zwischen Textilien, Mode, Kolonialismus, Gewalt und globalisierten Produktionsverhältnissen nachging, beschäftigt sich ‘Geistervölker’ mit den Geschichten von Pandemien, der Übertragung von Viren sowie ihrer Beziehung zum weltweiten Handel und zu den aktuellen ökonomischen, mikrobiologischen und ökologischen Krisen.

Doujaks akribische Recherchen und ihr grosses multidisziplinäres erzählerisches Talent ermöglichen ihr, Wissenschaft und Groteske zu vereinen, um soziale Ausbeutungsstrukturen und Ungleichheiten aufzudecken. In ‘Geistervölker’ kombiniert die Künstlerin neue und ältere Projekte.

Man darf gespannt sein. Ein ausführlicher Bericht folgt hier im BERNINA blog am Samstag, 2. Oktober 2021 in meinen Ausstellungstipps Oktober 2021 – Teil 2.

Info:

1. Oktober 2021 – 16. Januar 2022:

Ines Doujak. Geistervölker

Kunsthalle Wien Museumsquartier
Museumsplatz 1
1070 Wien
Österreich

www.kunsthallewien.at

***

max bill global

Der Schweizer Max Bill (1908, Winterthur – 1994, Berlin) war Architekt, Künstler, Gestalter, Theoretiker und zugleich hervorragender Netzwerker. Bereits als junger Mann gründete er neue Künstlergruppen, organisierte Ausstellungen und publizierte Aufsätze. Die Ausstellung ‘max bill global’ – derzeit im Zentrum Paul Klee in Bern zu sehen – legt erstmals einen Fokus auf Bills künstlerisches Netzwerk und zeigt auf, welch wichtige Rolle diese internationalen Kontakte spielten.

Max Bill war eine der prägenden Figuren für Design und Kunst um die Mitte des 20. Jahrhunderts. Als Maler, Bildhauer, Architekt, Designer, Grafiker und Typograf wie auch als Theoretiker, Sammler, Kurator, Publizist, Lehrer, Politiker und Aktivist verarbeitete er in seiner vielseitigen Tätigkeit Impulse aus den unterschiedlichsten Disziplinen und Strömungen seiner Zeit. Im Laufe seines Lebens knüpfte und pflegte er ein weltumspannendes Netz aus Kontakten und engagierte sich stets für einen internationalen künstlerischen Dialog. Als Brückenbauer zwischen Generationen und über Landesgrenzen hinweg förderte er den Austausch zu aktuellen Fragen der Gestaltung und präsentierte diese in Ausstellungen und Publikationen einem breiten Publikum. Er setzte Massstäbe für gestalterische Prinzipien in der Grafik, im Produktdesign und in der Architektur. Stets strebte er nach ökonomischen, nachhaltigen und zugleich ästhetischen Lösungen.

Max Bill, Ende 1940er Jahre
© haus bill zumikon, angela thomas
Foto freundlicherweise vom ZPK zur Verfügung gestellt

Während Bill in der angewandten Kunst das Potenzial sah, das Leben der Menschen zu verbessern, sollte die freie Kunst der Gesellschaft in geistiger Hinsicht dienen. Dabei verstand er es bestens, sein weit verzweigtes Netzwerk für seine Ziele zu nutzen. Obwohl Bill mit seiner ehrgeizigen und gradlinigen Art wiederholt auf Ablehnung stiess, avancierte er zu einem der prominentesten Vertreter, Verfechter und Theoretiker der konkreten Kunst.

Die Ausstellung ‘max bill global’ präsentiert rund 90 Arbeiten von Max Bill aus allen Schaffensphasen, die den roten Faden der Ausstellung bilden und den Künstler in all seinen Facetten zeigen: Malerei, Zeichnungen, Plastiken und Skulpturen werden durch eine Auswahl an seriell produzierten Gegenständen des täglichen Gebrauchs, Entwürfe, von Bill gestaltete Plakate und Designobjekte ergänzt.

Die weitgehend chronologische Präsentation wird von rund 50 Arbeiten von Kunstschaffenden aus Max Bills künstlerischem Umfeld und Freundeskreis begleitet, darunter Josef Albers, Hans Arp, Theo van Doesburg, Lyonel Feininger, Donald Judd, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Lázló Moholy-Nagy, Piet Mondrian, Oskar Schlemmer, Sophie Taeuber-Arp oder Andy Warhol, um nur einige zu nennen. Auf diese Weise macht die Ausstellung die vielfältigen interdisziplinären Bezüge und die gegenseitigen Impulse sichtbar.

Ein vielfältiges Rahmenprogramm ergänzt und vertieft die Inhalte der Ausstellung. Hinzu kommen verschiedene Angebote für Kinder und Familien. Vgl. dazu bitte die Website des Museums.

Ein umfangreicher Katalog ist erhältlich.

Info:

16. September 2021 – 9. Januar 2022

max bill global

Zentrum Paul Klee
Monument im Fruchtland 3
3006 Bern
Schweiz

www.zpk.org

***

… und dann gibt’s noch:

FASHION-Talk mit Modekolumnist:
Tillmann Prüfer ist am 6. Oktober 2021 Gast beim Live-Gespräch auf Instagram

Ob Glitzerkleider, Stricken, Secondhand-Mode oder Handschuhe – der Journalist Tillmann Prüfer beleuchtet in seinen Beiträgen und Kolumnen über das Alltagsleben häufig bemerkenswerte Phänomene der Mode. Am Mittwoch, 6. Oktober 2021, 20 Uhr, ist er Gesprächsgast beim Online-FASHION-Talk des Landesmuseums Württemberg.

Fashion? Was Mode zu Mode macht – Ausstellungsansicht
© Landesmuseum Württemberg
Foto: Hendrik Zwietasch, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Im Begleitprogramm zur Grossen Landesausstellung ‘Fashion?! Was Mode zu Mode macht’ (hier geht es zu meinem Bericht) unterhält sich Ausstellungskuratorin Dr. Maaike van Rijn mit Tillmann Prüfer, Redakteur bei der Wochenzeitung DIE ZEIT, über den individuellen Umgang mit Mode: Welche Rolle spielt Mode im Alltag, im Beruf und in der Politik? Inwiefern fungiert Kleidung als Statement? Wie wird Mode gelebt, gelesen und wahrgenommen?

Tilmann Prüfer
Foto: Michael Biedowicz, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Tillmann Prüfer ist vielfach ausgezeichneter Autor, Journalist und Mitglied der Chefredaktion des ZEITmagazins. Dort veröffentlicht er Kolumnen, in denen er über Mode und das Leben (und den Stil) seiner Töchter schreibt.

Info:

Mittwoch, 6. Oktober 2021, 20 Uhr

FASHION?!-Talk mit Tillmann Prüfer

Das Gespräch findet digital statt und kann via Instagram live verfolgt werden unter https://instagram.com/lmwstuttgart

Eintritt frei

www.landesmuseum-stuttgart.de

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Ausstellungstipps Oktober 2021 – Teil 2 folgen am Samstag, 2. Oktober 2021 hier im BERNINA blog. Nicht verpassen! Hier ist der Link!

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Bitte informieren Sie sich vor einem Ausstellungsbesuch auf der jeweiligen Website besonders über die genauen Öffnungszeiten – es kann sich immer etwas ändern.

Weitere Ausstellungen finden Sie auf meiner Website in der Rubrik AUSSTELLUNGSKALENDER.

Den verschiedenen Beteiligten herzlichen Dank für das Zur-Verfügung-Stellen von Informationen und Bildmaterial!

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