Kreative Artikel zum Thema Nähen

Upcycling: Kindershirt mit Applikation aus Herrenshirt

Ich liebe Upcycling und kann mich schlecht von Dingen trennen. Bei uns im Haushalt wurde wohl noch nie ein textiles Stück aussortiert, ohne es mir vorher mit der Frage „Kannst Du das noch gebrauchen?“ zu präsentieren.
So auch letzte Woche, als der Mann für unseren bevorstehenden Umzug den Schrank durchforstete. Das dabei zu Tage gebrachte Shirt kannte ich, hatte es aber ca. 10 Jahre nicht mehr gesehen. 😉

Ich mache es kurz: Es hätte keinen perfekteren Zeitpunkt gegeben. In ein paar Tagen wird unser Sohn 6 und das ist DAS Zeichen, dass er auch mal ein Geburtstagsshirt braucht. Ganz dringend!

Auch die letzten 5 Jahre hat er natürlich mal ein genähtes Stück zum Geburtstag bekommen. Aber ohne Zahl. Das klassischen Geburtstagsshirts der Nähszene ist nicht mein Geschmack und so richtig passend ist es ja auch nur am Geburtstag selbst. Aber für einen Tag ein Shirt nähen… ach nein. 

Ganz anders sieht es aus, wenn die Zahl schon auf dem Shirt ist und es sich um einen Zufall handelt! Ihr habt mich durchschaut: Ich nähe ein Zahlenshirt ohne den typischen Geburtstagsshirt-Style und die Zahl ist nur ganz zufällig die richtige für den 6. Geburtstag. 

Mein Plan: so viel vom Shirt wiederverwenden wie möglich

Ich beginne damit, das Shirt an den Nähten zu zerteilen – trenne dabei aber nur so viel wie unbedingt möglich.

Das Gute bei Männershirts ist ja, dass man genügend Platz zum Arrangieren der Schnittteile hat. Die Schwierigkeit bei diesem Shirt ist jedoch sofort sichtbar: Der Rapport verläuft sehr breit, weshalb der Spielraum begrenzt ist. Selbstverständlich sind sich treffende Streifen ein Muss! Beim Upcycling „komplizierterer“ Muster und Aufdrucke, wie zum Beispiel Bandshirts, lohnt es sich, das Schnittteil als Ganzes (nicht im Bruch) auf Folie zu übertragen. So kann man den Aufdruck leichter perfekt mittig platzieren.


Da die kleine Zahl vom Vorderteil nicht aufs Schnittteil passt, habe ich sie getrennt ausgeschnitten und quick and dirty appliziert. Der Stil des ursprünglichen Shirts hat hier quasi die Vorgehensweise vorgegeben: einfach darüber nähen ohne groß nachzudenken. Ich tue mich sonst schwer mit offenen Kanten und unversäuberten Nähten. Bei anderen gefällt mir das gut, bei mir denke ich, es sieht aus als sei ich nicht fertig geworden. 

Applizieren

Ich habe die Zahl knappkantig ausgeschnitten, die Punze (das ist der Innenraum) der 6 habe ich nicht frei geschnitten, sondern stattdessen die Zahl so gelegt, dass der braune Strich passend ist. Ich Fuchs! 
Obacht beim Aufnähen, nicht dass aus der 6 eine 9 wird… 

Für das Aufnähen brauchte ich dann nicht mal mein geliebtes Füßchen Nr 10, sondern habe das Standardfüßchen verwendet. Auch ein Verstärken des Stoffes war nicht nötig. 

Bei komplizierteren Formen und dünneren Stoffen ist dies aber durchaus angebracht. Schaut euch dazu gerne den Artikel an, in dem ich einen Stern appliziere. Dort beschreibe ich die Vorgehensweise genauer.


Nähen des Shirts

Alle vier Schnitteile für das Shirt sind soweit vorbereitet. Als kleines Upgrade werde ich einen Versäuberungsstreifen am Halsausschnitt anbringen. Und zwar auf die einfachste Art, mit offener Schulter genäht. Man braucht dafür „Bündchen“ und Stoff für den „Strebersteifen“ in ausreichender Menge. Der Stoff für den Streifen sollte ca 1,5cm Breite haben. Ich nehme den Jersey des Shirts für beides. Gerade wenn man keinen Bündchenstoff, sondern nicht ganz so dehnbaren Jersey nimmt, ist die offene Verarbeitung die einfachste. Man muss vorher nicht ausmessen und arbeitet nach Gefühl. Die andere, “geschlossene” Art das Bündchen für Streber zu nähen erkläre ich übrigens in diesem Beitrag

Ich zeige es gerne nochmal Schritt für Schritt.

Bündchenversäuberungsstreifen

Die erste der beiden Schulternähte wird geschlossen. Legt das Shirt mit der schönen Seite nach oben vor euch.

Steckt den Bündchenstreifen mittig gefaltet an den Anfang der offenen Schulter des Rückenteils. Ich lasse dabei ein Stückchen überstehen, das muss aber nicht sein.

Nun kommt das Stoffstück – die spätere „Abdeckung“ – darüber. Legt es rechts auf rechts, die Rückseite liegt oben. 
Ich stecke nur den Anfang, danach dehne und nähe ich nach Gefühl. Zugegeben, bei diesem schon sehr verwaschenen Jersey hatte ich so meine Schwierigkeiten, aber ich wollte einfach keinen anderen Stoff zum „alten“ Stoff kombinieren. Beim fast 100 %-Upcycling muss man Kompromisse eingehen. 


Näht bis ihr an der anderen Seite des Rückteils ankommt. An der Schulternaht wird der Bündchenversäuberungsstreifen einfach abgeschnitten. Ab hier wird nur noch das Bündchen festgenäht. Natürlich weiterhin unter gleichmäßiger Dehnung.

So sieht das ganze von rechts aus.


Und so von der Innenseite. 


Nun wird einfach der Streifen über die Overlocknaht geklappt und festgesteckt. Das geht natürlich auch, wenn ihr mit der Nähmaschine und dem Zickzackstich genäht habt.


Der Streifen wird am einfachsten mit dem Schmalkantfuß und Seraflex von Mettler festgenäht. Seraflex ist leicht dehnbar und hält es gut aus, wenn der Ausschnitt gedehnt wird. Alternativ ist auch der dreifache Geradstich eine gute Wahl. Weil ich öfter mal gefragt wurde: Ihr müsst beim Spulen von Seraflex nichts weiter beachten. Es handelt sich bei der Anwendung um „normales” Garn, nicht etwa um Gummiband oder richtig elastisches Garn das speziell gewickelt werden muss.

So sieht das Bündchen von innen aus.

So von außen. 

Die überstehenden Bündchenstücke können aufs perfekte Maß gekürzt werden, ich mache das nicht sondern schließe die zweite Schulternaht direkt mit der Overlock. Ganz perfekt wird es, wenn man die Stelle an der sich das Bündchen trofft vorher mit ein, zwei Stichen fixiert. So kann nichts verrutschen. 

Als nächstes werden die beiden Armel eingenäht. Achtet dabei auf die Knipse für den Schulterpunkt und Vorder- und Rückteil. 


Seitennähte schließen und dabei ein Label einnähen – ich hab’s vergessen!


Ich schneide mir aus den Armbündchen noch passende für das Kindershirt zu, da ich beim Anhalten an das aktuelle Lieblingsshirt gemerkt habe, dass es etwas knapp werden könnte. Sicher ist sicher! 


Als letztes kommt der Saum und hier denke ich auch an ein passendes Etikett. Nur die Qual der Wahl macht mich jedes mal nervös!

So, der Geburtstag kann kommen! 


Und vielleicht schaffe ich es noch, dem Mann ein Shirt mit einer 7 zu organisieren, welches ich dann nächstes Jahr upcyceln kann… 😉

 

 

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