Es ging und geht immer noch durch die Medien: Die Verhüllung des ‘Arc de Triomphe’ in Paris nähert sich ihrer Vollendung – und damit auch gleichzeitig die spektakuläre Realisation eines Lebenstraums des verstorbenen Künstlerpaars Christo und Jeanne-Claude.
Eines der wichtigsten Wahrzeichen der französischen Hauptstadt steht im Mittelpunkt von Christos letztem Grossprojekt, das ich in den Ausstellungstipps September 2021 bereits angekündigt hatte.
Mehrere Dutzend Gebäudekletterer liessen, nachdem die Innenbögen zuvor schon ausgekleidet worden waren …
… am letzten Wochenende die aufgerollten riesigen Stoffbahnen von der Aussichtsplattform des von Napoleon 1806 nach der Schlacht von Austerlitz beauftragten und 1836 fertig gestellten Bauwerks aus peu à peu herunter. Hier ein Zeitraffer-Video
Damit die ca. 25.000 m² grosse Stoffhülle, die aus extra nach den Wünschen des Künstlers dafür angefertigtem Polypropylen-Gewebe besteht, einerseits wind- und wetterfest hält und …
… andererseits die Dach- und Seitenornamente des Bauwerks geschützt werden, brachte ein deutsches Ingenieurbüro zunächst eine speziell dafür entwickelte Unterkonstruktion aus Stahl an.
Christos Wunsch, die Charakteristika – Proportionen und Konturen – des Triumphbogens durch die ‘Verpackung’ hindurch zu erhalten und darzustellen, wird dadurch ebenfalls Rechnung getragen. An den entscheidenden Stellen wurden Seile verspannt, in die die silber-blauen Stoffbahnen wie durch ‘Knopflöcher’ hindurch verhakt und damit befestigt werden.
Zum Abschluss wird das Bauwerk noch mit ca. 3.000 m rotem Seil verschnürt, damit alles bis zum nächsten Samstag, dem 18. September 2021 so verhüllt und verpackt sein soll, wie es 1995 beim Reichstag in Berlin schon gelungen war und vom Künstler vorher exakt vom Faltenwurf bis zur Farbgebung geplant und festgelegt wurde.
Christos Versprechen: ‘Die Verhüllung des Triumphbogens wird nicht nur spektakulär sein. Sondern auch spektakulär schön.’ Sollte man eigentlich nicht verpassen … bis zum 3. Oktober 2021 besteht dazu die Gelegenheit. Und vielleicht ergattert man ja auch eins der Stoffmuster, die vor Ort verschenkt werden sollen.
Wie die Verhüllung und Verschnürung voranschreitet, kann man auf dem Livestream auf der Website der Künstler verfolgen. Auf die weiteren Informationen und Links, die ich in meinem Vorbericht angegeben habe, möchte ich verweisen.
ARTE widmet Christo und seinem Werk einen Schwerpunkt mit einem Portrait und zwei Dokumentarfilmen, zu sehen am 15. und 17. September 2021. Weitere Info
Info:
18. September – 3. Oktober 2021
L’Arc de Triomphe, Wrapped
L’Arc de Triomphe
Place Charles de Gaulle
75008 Paris
Frankreich
Liebe Gudrun,herzlichen Dank für deinen ausführlichen Artikel zu diesem grandiosen Kunstwerk. Die Verhüllung sieht einfach großartig aus. Trotzdem teile ich die berechtigte Kritik von Jutta , und es wundert mich auch sehr, dass hier nicht mehr Kritik geübt wird in der Öffentlichkeit, zumal sich die Politik doch jetzt Klima und Umweltschutz auf die Fahnen schreibt.Aber es ist ein wunderbares Kunstwerk entstanden.Liebe GrüßeErika
Hallo Gudrun,danke für den ausführlichen Bericht. Das Bändigen einer solchen Stoffmenge ist schon gewaltig aufwändig. Auch die Umweltfrage steht durchaus im Raum. Hoffen wir, dass der Stoff tatsächlich recycelt wird. Die künstlerische Idee sowie das Ergebnis sind auf jeden Fall spektakulär.Viele GrüßeBirgit
halli hallo birgit,
vielen dank für dein feedback. inzwischen ist die verhüllung vollendet, das erste eröffnungs-wochenende – übrigens ohne autoverkehr rund um den ‘arc de triomphe’ – vorüber und ich bin selbst gespannt, wie es weitergeht. es ist und bleibt spannend!
beste grüsse
gudrun
Die Kunstwerke von Christo sind absolut outstanding und ich verehre das Künstlerpaar sehr. Die verwendeten Materialien, diese Unmengen an Polypropylen sind jedoch mehr als umweltschädlich. Die Stoffe bleiben, selbst wenn sie nach dem „Auspacken“ des Triumphbogens weiterverwendet werden, als Plastikmüll erhalten und zerreiben sich in Mikroplastik. Mir ist daher schleierhaft, warum bei einer solchen gigantischen Aktion nicht auch einmal ein Statement für Umweltschutz und Klimawandel gesetzt werden kann. Nämlich durch die Verwendung eines umweltfreundicheren Materials. Wäre vielleicht noch eine Idee, gerade für diese Materialschlachten etwas entsprechendes an Stoff zu entwickeln. Nichts für ungut, der Artikel ist toll und informativ, liebe Gudrun.Viele Grüße,Jutta
halli hallo jutta,
vielen dank für deine kritischen anmerkungen, die grundsätzlich überlegenswert sind.
ich stütze mich bei artikeln wie diesem, wenn ich sie, wie in diesem fall, bekomme, auf die presseunterlagen. diesen entnehme ich, dass alle materialien, die bei der verhüllung verwendet wurden (stoff, seile und stahl) industriell recycliert werden.
sicher kann ein künstler statements setzen. die frage, ob es und was gewollt wird, bleibt aber jedem selbst überlassen.
beste grüsse
gudrun
Liebe Gudrun!Direkt davor zu stehen, muss einfach toll sein, aber für mich leider zu weit.Einiges davon gabs ja schon zu sehen im Fernsehen.Danke für die Tipps der weiteren Sendungen.Liebe GrüßeWiebke
halli hallo wiebke,
vielen herzlichen dank für deinen freundlichen kommentar. ich denke mit meinem beitrag gerade an diejenigen, die eben nicht vor ort sein können. und manchmal ist es nur ein relativ kurzer bericht, z.b. in den tv-nachrichten, über den man zufällig stolpert – und man wüsste gern mehr 🙂
beste grüsse
gudrun