Zu einem klassischen Quilt gehört zum Abschluss eine farbige Einfassung, die den Quilt einrahmt – das sogenannte Binding. Dieses Binding gibt dem Quilt nochmals einen farbigen Akzent und kann auf unterschiedliche Weise gearbeitet werden. Heute zeige ich Euch, wie ich ein Binding nähe: auf der Vorderseite ist es schmal, auf der Rückseite minimal breiter und von Hand angenäht.
Die Ecken werden schön gefaltet – und wenn Ihr bis ans Ende scrollt, erfahrt Ihr, wo Ihr Euch auch solch schöne Etiketten machen lassen könnt. Ich habe dort auch noch einen Rabattcode für Euch.
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Das Annähen des Bindings zeige ich anhand eines herbstlichen Tischläufers und bitte um Verständnis, dass ich alle Angaben in Inch halte. Die eingekerbten Hilfslinien des Patchworkfußes #97 sind in Inch gehalten, daher können dessen Vorzüge optimal ausgenutzt werden, wenn die Maßeinheit Inch ist.
Ein perfektes Binding nähen – den Bindingstreifen vorbereiten
Zuerst messe ich die Aussenkante meines Quilts ab und gebe ca. 10″ (~ 25 cm) dazu:
2 x die Länge + 2 x die Breite des Quiltes + ca. 5″ für die Verbindung (Übergang) + 4 x 1″ für die Ecken
In dieser Länge schneide ich meinen Bindingstreifen zu bzw. setze ihn bis zu dieser Länge zusammen:
Zusammensetzen des Bindingstreifens
Damit das Binding die im Beispiel gezeigte Breite hat, schneide ich Streifen in der Breite von 2 1/4″ im geraden Fadenlauf zu. Ein Bindingstreifen im schrägen Fadenlauf ist nur notwendig, wenn der Quilt eine kurvige Aussenkante hat oder die Ecken abgerundet sind.
Die 2 1/4″ breiten Streifen schneide ich in ausreichender Anzahl zu und setze sie schräg zusammen. Schräg deshalb, damit die Nahtzugabe nicht knubbelt, sondern sich im schmalen Streifen über eine gewisse Strecke verteilt. Wichtig ist auch, dass Ihr an jedem Streifen die Webkanten abschneidet, da sie oft den Stoff zusammenziehen.
Zum Zusammennähen lege ich das Ende eines Streifens mit der rechte Seite nach oben horizontal vor mich hin und lege den zweiten Streifen im 90-Grad-Winkel mit der rechten Seite nach unten vor mich hin.
Die rechten Streifen lege ich an der Ecke auf den horizontalen Streifen mit einem minimalen Überstand (die rechten Seiten “schauen” sich an”), stecke die Ecke mit zwei Stecknadeln zusammen und zeichne mit einem Markierstift eine schräge Linie von Kreuzungspunkt zu Kreuzungspunkt der Streifen.
Genau auf dieser Linie nähe ich die beiden Streifen über Eck zusammen. Ich wähle dazu gerne den transparenten Rücktransportfuss mit transparenter Sohle #34, da ich so genau die Linie sehe. Anfang und Ende mit Rückstichen verriegle ich und wähle eine Stichlänge von mindestens 2,5 mm; ein kleinerer Stich zieht hier gerne die Naht zusammen.
Anschließend kürze ich die Nahtzugabe auf 1/4″ …
… bügle die Nahtzugabe auseinander und schneide die überstehenden “Öhrchen” ab. Auf diese Weise nähe ich alle zugeschnittenen Streifen aneinander und habe einen ausreichend langen Bindingstreifen, um den Quilt einzufassen.
Mit dem fertigen Binding-Streifen mache ich gern noch eine Längentest und lege ihn einmal außenrum an meinen Quilt, denn ich habe schon mehr als einmal noch nachträglich einen weiteren Streifen an das vorbereitete Binding angesetzt…
Vorbereiten des Bindingstreifens
Den Anfang des Streifens schneide ich im 45-Grad-Winkel ab und bügle die schmale schräge Kante eine Nahtzugabe breit auf die linke Seite des Streifens.
Im nächsten Schritt bügle ich den kompletten Bindingstreifen der Länge nach links auf links.
Am Anfang des Streifens kappe ich wieder die überstehenden Öhrchen, sodass der Binding-Streifen nun so vor mir liegt – nach rechts geht er noch einige Meter weiter…
Je nach Lust und Laune rolle ich den langen Streifen vom Ende her zu einer “Binding-Schnecke” zusammen, so ist der etwas unhandliche lange Bindingstreifen besser zu bändigen.
Ein perfektes Binding nähen – den Quilt vorbereiten
Neben dem Bindingstreifen bereite ich auch das gequiltete Quilttop auf das Binding vor.
In einem ersten Schritt begradige ich die Kanten: Beim Quilt-Sandwich ist das Vlies und der Rückseitenstoff in der Regel ca. 4-5″ (~10 cm) an jeder Seite größer als das eigentliche Quilttop, da durch das Quilten diese etwas schrumpfen können. Daher müssen Vlies und Rückseite nach dem Quilten zurückgeschnitten werden. Ich achte darauf, dass die Ecken wirklich rechtwinklig sind – ein ideales Hilfsmittel ist dabei ein größeres Lineal.
Anschließens steppe ich ringsum knappkantig um den Quilt herum. Dadurch ist die Kante etwas fester und die drei Lagen aus Quilttop, Vlies und Rückseite sind auch an den Kanten miteinander verbunden. Ich nehme dazu gern den Schmalkantfuss #10D mit einer um 3 Positionen nach links verstellten Nadelposition.
Hier sieht man gut, wie dieses Absteppen der Aussenkante aussieht.
In diesem Schritt bringe ich auch mein Label an, welches ich mir bei Nominette habe weben lassen.
Ich habe das Kleideretikett mit Mittelfalte verwendet. Auf einer Seite steht mein Name, auf der anderen steht die Waschanleitung und ein paar Worte dazu: “Dieser Quilt darf geliebt, benutzt und gewaschen werden”, denn ich habe festgestellt, dass das Waschen selbst genähter Quilts manche Beschenkte vor Herausforderungen stellt. So hat nun jeder eine kleine Benutz- und Waschanleitung zur Hand.
Ich falte das Etikett zu Hälfte und nähe es auf der äusseren Absteppnaht so auf die Unterseite des Quilts an, dass der Name nach oben zeigt.
Das Annähen des Binding-Streifens auf der Vorderseite
Ich beginne mit dem Annähen des Bindings an einer langen Seite des Quilts, nicht zu nahe an einer Ecke. Ich stecke den Streifen bündig rechts auf rechts auf die Vorderseite des Quits auf, die gebügelte Kante liegt innen. Damit ich nachher Anfang und Ende des Bindings verbinden kann, nähe ich die ersten ca. 5-6″ (ca. 15 cm) des Streifens nicht an.
Zum Annähen des Bindings verwende ich den Patchworkfuss #97. Er ermöglicht eine Nahtzugabe von 1/4″. Die Nahtzugabe, mit der der Streifen auf der Vorderseite angenäht wird, bestimmt schlussendlich die sichtbare Breite des Bindings auf der Vorderseite. Wenn Ihr also hier eine andere Nahtzugabe verwendet, z.B. 1 cm, wird das vorne sichtbare Binding entsprechend breiter – und entsprechend muss der Streifen auch breiter zugeschnitten werden.
Wenn ich an die Ecke komme, beende ich die Naht mit einem Abstand von 1/4″ zur Kante. Der Patchworkfuß hat für diesen Zweck eine Rille auf der Seite. Die mittlere Rille zeigt, wo die aktuelle Nadelposition ist, die vordere und die hintere Rille sind je 1/4″ davon entfernt. Die Naht soll so enden, dass die vordere Rille auf Höhe der Kante liegt. Auf dem folgenden Bild habe ich dies mit einer schwarzen gestrichelten Linie eingezeichnet.
Verriegelt diese Naht mit ein paar Rückstichen und nehmt Euren Quilt zur Seite.
Die Naht endet 1/4″ von der darunterliegen Kante entfernt. Die gestrichelte schwarze Linie deutet an, wo unter dem Bindingstreifen die Kante verläuft.
Nun falte ich den Streifen senkrecht nach oben und “bügle” die entstandene Faltkante mit dem Finger.
Im nächsten Faltschritt falte ich den Streifen senkrecht nach unten. Die zweite Faltkante verläuft genau an der äußeren Kante am bisher angenähten Bindingstreifen entlang, der weitere Streifen an der nächsten Aussenkante. Auch diese Kante falze ich mit dem Finger…
… und stecke eine Stecknadel, um die neue Lage des Bindingstreifen zu fixieren.
Nun startet die nächste Naht: mit einem Abstand von 1/4″ zur äußeren Kante. Dazu nutze ich die hintere Rille am Patchworkfuss. Ich habe im Bild die Rille mit einem weißen Pfeil und die gedachte Linie im Abstand von 1/4″ mit einer gestrichelten weißen Linie gekennzeichnet. Den Nahtanfang sichere ich wieder mit ein paar Rückstichen.
Auf diese Weise nähe ich alle vier Ecken und schneide alle Anfangs- und Endfäden zurück.
Verbinden von Anfang und Ende am Bindingstreifen
Nach der vierten Ecke komme ich zum Anfang meines angenähten Bindingsstreifens. Anfang und Ende müssen nun verbunden werden. Ich nähe Anfang und Ende nicht zusammen (was aber auch eine gute Möglichkeit ist), sondern stecke sie nur ineinander:
Ich beende die Naht ca. 4″ (~10 cm), bevor ich zum lose aufliegenden Anfang komme. Den Bindingsstreifen kürze ich schräg, sodass er mittig im nicht angenähten Anfang des Bindingstreifens endet.
Anschließend stecke ich vom Anfang des Streifen die unterste Lage fest und lege das Ende des Bindingstreifens darauf, also zwischen die gefalteten Lagen am Anfang des Bindingstreifens, und stecke das Ende des Bindingstreifens mit Stecknadeln fest.
Die obere Lage des Anfangs klappe ich darüber – und fixiere die evtl. mit Stecknadeln.
Damit es beim anschließenden Festnähen des Übergangs keine Falten gibt, lasse ich die untere Lage des Anfangs gesteckt und achte darauf, dass das Ende des Streifens straff aufgenäht wird. Auf dem Bild sieht man gut, wie ich die obere Lage des Anfangs noch nach oben klappe und das Ende des Bindingstreifens glatt halte. Die untere Lage des Anfangs wird durch die Stecknadeln am Quilt fixiert.
Erst kurz bevor es zum Übergang kommt, falte ich die obere Lage des Anfangs drüber und nähe Stich für Stich bis zum Anfang der Naht.
Hier sieht man die fertige Naht und dass Anfang und Ende nicht aneinandergenäht, sondern ineinandergesteckt sind.
Fertigstellen des Bindings
Im nächsten Schritt bügle ich das angenähte Binding von der Vorderseite aus vorsichtig an der Naht nach außen.
Die Ecken spare ich dabei aus.
Im nächsten Schritt falte ich das Binding um die Außenkante und befestige den Umschlag mit Klammern. Die Ecken spare ich immer noch aus.
Die Ecken beim Binding
Wenn der Quilt mit der Rückseite nach oben so vor mir liegt, wie auf den Bildern zu sehen ist, falte ich zuerst den senkrechten (von rechts kommenden) Streifen in der Umfaltlinie weiter.
Es ergibt sich oben ein 45-Grad-Winkel, den ich mit den Fingern falze.
Anschließend falte ich den oberen (von links kommenden ) Streifen sehr genau um die Außenkante. Der obere Streifen kommt genau im 45-Grad-Winkel auf dem unteren Streifen auf. Die entstandene Ecke stecke ich gut mit einer Stecknadel fest.
Wenn ich auf diese Weise die Ecke falte, ist auf der Vorderseite der Falz der Stoffecke auf einer Seite…
und auf der Rückseite auf der anderen. So liegen weniger Stofflagen aufeinander und die Ecke knubbelt nicht.
Alle vier Ecken falte und stecke ich auf diese Weise.
Auf der Vorderseite kontrolliere ich, ob der dort sichtbare Teil des Binding überall gleich breit ist und es nirgends Dellen oder unschöne Stellen gibt. Evtl. klammere und falte ich nochmals an den kritischen Stellen neu.
Das rückseitige Annähen des Bindings
Bei dieser Art des Bindings wie ich es hier zeige, wird die umgeschlagene Bügelkante des Bindingstreifens auf der Rückseite des Quilts mit Handstichen befestigt.
Ich wähle dazu einen Nähfaden in der Farbe des Bindingsstreifen und – meinen nicht so guten Augen geschuldet – eine etwas kräftigere Nadel. Das Ende des Fadens verknote ich. Nach dem Befestigen des Fadens in der Kante steche ich zuerst im Quilt ein und danach im Binding. Dann ziehe ich die Nadel heraus und steche wieder neu im Quilt und anschließend im Binding ein.
An den Ecken steche ich zuerst im Quilt und dann durch die Stelle, an der die Streifen in der Ecke sich minimal überdecken. Dort nähe ich drei Stiche und nähe anschließend wieder der nächsten Seite entlang.
So sieht dann der angenähte Bindingstreifen samt Ecke aus. Auf diese Weise nähe ich einmal um den Quilt rum; am Übergang von Anfang und Ende des Streifens nähe ich auch auf diese Weise.
Beispiele für Bindings und ein Rabattcode
Rabattcode
Hier seht Ihr mein schönes neues Etikett von Nominette. Ich habe als Hintergrundfarbe “Hellgrau” und als Schriftfarbe “Gelb” gewählt, da ich nur ein dezentes Label wollte.
Neben dem “Kleideretikett mit Mittelfalte” habe ich mir auch Kleideretiketten mit Schlussfalte in derselben Farbe weben lassen. So kann ich auch Kleidungsstücke oder Kissen mit meinem Label versehen.
Falls Ihr Euch auch solche oder ähnliche Etiketten bei Nominette in Belgien weben lassen wollt, habe ich einen Aktionscode für Euch:
Mit INES20 erhaltet Ihr bis 31.12.2021 einmal pro Person einen Rabatt von 20% auf ein Set von 100 Etiketten (bzw. 200 Etiketten bei Größenetiketten), zu bestellen über www.nominette.com.
Bindingmöglichkeiten
Jetzt habe ich noch ein paar Bilder mit verschiedenen Bindings für Euch. Sehr interessant sieht ein Binding auch aus einem gestreiften Stoff aus. Hier habe ich diagonale Streifen verwendet:
Hier vertikale Streifen:
Wenn ihr ein Binding mit dem Bandeinfasser nähen mögt, werdet ihr bei Brigitte Heitlands Artikel “Binding mit dem Bandeinfasser” fündig. Falls Ihr alles mit der Nähmaschine nähen mögt, hilft Euch Grete Greenshpons Artikel “Binding für Faule” weiter.
Wie Ihr an Eurem Quilt ein Binding anbringen könnt, welches von vorne überhaupt nicht sichtbar sein soll, weil Ihr z.B. keinen farbigen Rahmen um Euren Quilt wollt, zeige ich Euch in dem Artikel Unsichtbares Binding / Faced Binding.
Auf jeden Fall lohnt es sich, das Binding sorgfältig zu nähen und die Ecken sauber zu falten!
Viel Erfolg und Freude beim Binding-Nähen,
liebe Grüße
Ines
Hallo, liebe InesDu schreibst, du schneidest den Streifen im geraden Fadenlauf. Ist das von Webkante zu Webkante oder parallel zur Webkante?Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen, denn ich möchte den Bloomalong einfassen, dann wäre er fertig.Liebe GrüßeCatharina
Liebe Catharina,
gerader Fadenlauf heißt, dass nicht “schräg” geschnitten wird. Im Normalfall schneidet man von Webkante zu Webkante (das ergibt dass Streifen in einer Länge von 42″ bzw. ~110cm) und setzt dann die Streifen zu einem langen zusammen. Das ist in der Regel die Methode, die sparsam mit dem Stoff umgeht.
Wenn Du aber aus irgendwelchen Gründen lieber “der Länge” nach schneiden willst, also Streifen parallel zur Webkante, ist dies auch “fadengerade”.
Mit der Betonung von “fadengerade” wollte ich zum Ausdruck bringen, dass nicht schräg (wie beim Zuschneiden eines Schrägbandes) zugeschnitten wird. Denn dann lässt sich das Binding ziehen und um Kurven führen. Schräg würde ich ein Binding zuschneiden, wenn ich einen Quilt mit abgerundeten Ecken einfassen würde.
Ich hoffe, die Antwort hilft Dir weiter.
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines, herzlichen Danke für die sehr gute Erklärung! Endlich hat es geklappt mit dem Übergang und den Ecken. Du hast es wirklich sehr gut erklärt; mit Wort und Bild!Super, jetzt sieht der quilt viel besser aus :-)danke dafür katharina
Endlich weiß ich, wie die Rillen des Patchwork-Fußes und die Quilt-Ecken richtig übereinstimmen müssen. Hab schon etliche Quilts genäht und die Ecken mal mehr und mal weniger schön hinbekommen. Aber der letzte wurde dank Dir richtig gut. Vielen Dank für die gute Erklärung.
Super, das wollte ich schon immer wissen, habe es aber nie hinbekommen. Tolle Erklärung und super Fotos. Vielen Dank!!Viele Grüße Klaudia
Liebe Klaudia,
dann hoffe ich, dass das nächste Binding gut klappt!
Liebe Grüße
Ines
super, die Anleitung kam gerade genau richtig, als ich mich um das binding kümmern musste hat nun zum ersten mal wirklich gut geklappt, daher vielen lieben dank!!!
Das freut mich sehr! Weiterhin viel Erfolg bei allen Bindings, die anstehen.
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines, Danke für dein ausführliches Tutorial. Genauso habe ich es auch gelernt. Liebe Grüße, Marita
Liebe Marita,
ich habe schon verschiedene Bindingversionen ausprobiert, aber so klappt es einfach für mich am besten.
Liebe Grüße
Ines
Schritt für Schritt, wunderbar erklärt.
Vielen Dank!!!
Liebe Ines,herzlichen Dank für das ausführliche Bindung -Tutorial und den Tipp für die hübschen Etiketten.Liebe Grüße Erika
Gerne liebe Erika!
Liebe Grüße
Ines