In meinem letzten Beitrag habe ich Euch gezeigt, wie man im Stickrahmen Patchworkblöcke nähen bzw. sticken kann. Im heutigen Beitrag stelle ich Euch im Stickrahmen gequiltete Quiltmuster vor:
Durch das BERNINA PLUS Upgrade für meine BERNINA 770 QE finden sich im Stickdateienordner Nr. 9 sogenannte “Quilting in the Hoop”-Projekte: neun im Stickrahmen genähte Patchworkblöcken samt neun passender Quiltmuster.
Über die weiteren Möglichkeiten, die das Upgrade bietet, gibt die Anleitung der Upgrade-Funktionen Auskunft. In diesem Dokument findet Ihr auch eine Übersicht der neuen Nähstiche und Stickmuster.
Aus den im letzten Beitrag gestickten Patchworkblöcken habe ich – wie dort kurz erklärt – einen großen Tischläufer genäht. Neben den großen im Stickrahmen genähten bzw. gestickten 10″ großen Blöcken (unvernäht sind sie 10,5″ groß) habe ich unifarbene Blöcke eingefügt, um auf diesen weißen Flächen die Quiltmuster gut zeigen zu können. Zwischen den großen Blöcken befinden sich noch zusätzliche sogenannte “Sashing”-Streifen in einer eingenähten Breite von 1,5″.
Vorbereitungen zum Quilten im Stickrahmen
Voraussetzungen für ein Quilten im Stickrahmen
Das Quilten im Stickrahmen, also “Quilting in the Hoop”, funktioniert am besten, wenn der zu quiltende Block sich gut in den Stickrahmen einspannen lässt, d.h. der gepatchte Block muss außer der eigentlichen Quiltfläche noch Stoff drumrum haben, damit er gut in den Rahmen eingespannt werden kann. Wenn es an einer Seite des gepatchten Blockes nicht in den Stickrahmen reicht, gelingt das Sticken meist noch gut. Gerade an Ecken, an denen zwei Seiten nicht eingespannt wären, kann es aber zu einem Verrutschen des Stoffes kommen. Achtet daher darauf, dass Ihr um die Blöcke, die Ihr im Stickrahmen quilten wollt, Sashingsteifen oder anderen Stoff annäht.
Quiltsandwich vorbereiten
Der Patchworkblock bzw. das Quilttop kommt als “Sandwich” in den Stickrahmen. D.h. der Block wird mit einem Vlies und einem Rückseitenstoff zum sogenannten Quiltsandwic” verbunden. Dazu lege ich meinen Rückseitenstoff gut gebügelt und faltenfrei auf eine ausreichend große Fläche auf, die rechte Seite zeigt nach unten. Um den Rückseitenstoff wirklich glatt und faltenfrei zu bekommen, klebe ich ihn gern mit Kreppklebeband am Untergrund fest.
Darauf lege ich das Vlies – hier ein Vlies aus 80% Baumwolle und 20% Polyester – und streiche es mit den Händen glatt. Rechts hängt es auf dem Bild noch über. Das konnte ich nach dem Auflegen anschließend gut abschneiden.
Der Rückseitenstoff und das Vlies sollten – auch um evtl. einen nur schmalen Rand am Quilttop auszugleichen – rundum ca. 15 cm größer als das Quilttop sein.
Auf diese zwei Schichten kommt das zu quiltende Stück, also das Quilttop. Ich bügle es zuvor immer gut, schneide auf der Rückseite alle Fäden ab und streiche es mit den Händen richtig gut glatt.
Die drei Schichten aus Rückseitenstoff, Vlies und Quilttop bilden nun das Quiltsandwich.
Zum Verbinden der drei Schichten kommt ein weiteres neues Upgrade-Feature zum Tragen: im BSR-Modus kann nun geheftet werden! Da ich dies bei den Langarmmaschinen kennengelernt habe, freue ich mich sehr, dass das meine Maschine nun auch kann!
Ihr befestigt den BSR-Fuss an der Maschine. Die Maschine wechselt automatisch in den BSR-Modus und Ihr könnt nun den “neuen” Modus 3 auswählen, d.h. den Heftmodus. “SPI 2” bedeutet, dass der BSR zwei Heftstiche per Inch näht. Entsprechend bedeutet “SPI 4” vier Stiche per Inch. Zusätzlich könnt Ihr auf langen Strecken die “KickStart-Funktion ” verwenden, über die auch die SitDown-Langarm-Maschinen Q 16 und Q 20 verfügen.
Ich habe bei meinem Läufer das Quiltsandwich an den Sashing-Streifen geheftet.
Die Auswahl des Stickrahmens
Der große 10″-Block besteht aus vier 5×5-Inch-Blöcken. Die ebenfalls 5x 5 Inch großen Quiltmuster aus dem “Quilting in the Hoop”- Ordner Nr. 9 werden einzeln auf jeden dieser 5-Inch-Blöcke aufgestickt. Damit ich immer zwei Blöcke pro Stickrahmen quilten bzw. sticken kann, empfiehlt sich der Maxi Hoop. Wie Ihr sehen könnt, befinden sich zwei Blöcke schön mittig im Rahmen.
Im Oval-Hoop und Midi-Hoop kann nur jeweils ein 5x Inch großer Block pro Einspannen bestickt werden.
Beim Einspannen hat es sich bei mir bewährt, dass ich das Quilttop so einspanne, dass Richtung Stickrahmen-Befestigung möglichst wenig Stoff liegt, d.h. die Masse des Stoffes befindet sich später auf dem Freiarm der Nähmaschine.
Falls Ihr mehrere Blöcke quilten wollt, beginnt in der Mitte des Quilttops mit Einspannen und Quilten.
Stickeinheit auf Inch umstellen
Da die im PLUS Upgrade enthaltenen “Quilting in the Hoop”-Projekte in Inch gestickt werden, stelle ich die Stickeinheit auf Inch um. Dazu wähle ich im Menü “Einstellungen” den Stickrahmen aus …
… anschließend das Massband …
und klicke auf “inch” bzw. beim Zurückstellen auf “mm”. Wenn ich auf Inch umgestellt habe, werden die Größen der Stickdateien in Inch angezeigt.
Sticken der Quiltmuster
Um das Quilting in the Hoop zu zeigen, habe ich im Maxi-Hoop den Stern eingespannt, an dem ich im letzten Beitrag das Nähen der Patchworkblöcke gezeigt habe.
Punktgenaue Positionierung des Quiltstickmusters
Für den Stern habe ich das Quiltmuster Nr. 14 ausgewählt. Um es für den unteren der beiden Blöcke anzupassen, habe ich das Muster um 90 Grad nach links gedreht. Man erkennt bei diesem Quiltmuster, dass es für einen quadratischen Block in einer Ecke gedacht ist, da es einen Anfang und ein Ende hat: Auf dem Bild im Display erkennt Ihr diese rechts bzw. oben – es sieht so aus wie ein “Schwänzchen”. An diese offenen Enden sollte das nächste Quiltmuster genau anschließen, so dass es wie ein großes, “in einem Rutsch” gequiltetes Muster aussieht.
Durch das PLUS Upgrade verfügt die Maschine nun über die Funktion “Punktgenaue Positionierung”, d.h. der Stoff kann auch etwas schief eingespannt sein. Mit der Punkgenauen Platzierung kann das Stickmuster verschoben und passgenau an die richtige Position gedreht werden.
Über den “i-Dialog” das Feld “Punktgenaue Platzierung” antippen:
Im Menü, das sich öffnet, wähle ich das Feld mit den neun Punkten aus.
Um ein Motiv genau platzieren zu können, muss ich mindestens zwei Punkte in der Maschine und diese anschließend auf dem Stoff definieren.
Als erstes positioniere ich das Quiltmuster auf dem linken unteren Quadranten des großen Blockes.
Da ich die Größe des Quiltmusters beibehalten will, klicke ich das Feld “Stickmustergröße beibehalten” an – das ist das Feld mit dem Schloss.
Nun wähle ich auf dem Neun-Punkte-Feld den rechten oberen Punkt aus. Dieser Punkt entspricht dem Mittelpunkt des 10″ x 10″ großen Patchblockes.
Mithilfe der Multifunktionsknöpfe verschiebe ich die Nadel genau zu diesem Punkt: mit dem oberen Knopf schiebe ich nach rechts und links, mit dem unteren nach oben und unten.
Die Nadel schiebe ich mithilfe der Multifunktionsknöpfe so in Richtung Mittelpunkt, meinem ersten Positionspunkt.
Durch das Senken der Nadel am Handrad teste ich immer wieder, ob die Position genau stimmt.
Sobald ich mit der Nadel genau den richtigen Punkt erreicht habe, bestätige ich mit “Set”.
Anschließend wähle ich als zweiten Punkt den linken unteren Punkt aus. Genau an dieser Stelle ist die Ecke des Patchblockes zu den Sashing-Streifen.
Mit den Mulitfunktionsknöpfen verschiebe ich wieder die Nadel zum gewünschten Punkt…
… und bestätige mit “Set”. Auf dem Display ist nun gut zu sehen, dass der Block nach links verschoben und leicht gekippt ist.
Da ich zwei Quiltmuster nacheinander im selben Stickrahmen quilten möchte, hole ich die Datei ein zweites Mal aus dem Dateienordner, drehe den Block bei Bedarf und gehe wieder ins Menü der punktgenauen Platzierung. Dort wähle ich wieder nacheinander zwei Punkte im Raster aus und positioniere die Nadel genau an diesen Punkten, so wie ich es oben beschrieben habe.
Es lohnt sich, diese etwas pingelige genaue Positionierung anzuwenden. Ihr werdet für Euer akkurates Arbeiten mit einem optimales Stickergebnis belohnt.
Stickmuster gruppieren
Wenn zwei Stickdateien nacheinander gestickt werden sollen, können diese beiden Stickmotive zu einer Datei gruppiert werden.
Diese Funktion ist durch das PLUS Upgrade nun auch auf der BERNINA 770 QE verfügbar. Ich habe es aber bei diesen Quiltmustern nicht angewendet. Beim Einspannen des dickeren Quilttops verzieht dieses sich gern etwas, so dass es zu minimalen Abweichungen in der quadratischen Form der Patchworkblocke kommt. Mein Ergebnis war akkurater, wenn ich die einzelnen kleinen 5″-Blöcke einzeln mit dem Quiltmuster bestickt bzw. gequiltet habe und nicht zwei Blöcke auf einmal “in einem Rutsch”.
Sticken der Quiltmuster
Wenn die Quiltmuster punktgenau platziert sind, kann das Sticken beginnen – und das ist total faszinierend!
Fast wie auf einer Langarmmaschine im Pantographmodus wird das Muster auf den Block gequiltet!
Und der Block erhält ein wunderschönes Quiltmuster!
Die Quiltmuster auf den Patchworkblock anpassen
Die einzelnen Quiltmuster können jeweils angepasst werden: man kann sie für die einzelnen zu quiltenden Viertel spiegeln, drehen, vergrößern oder verkleinern.
Hier habe ich z.B. den Block Nr. 1 zum Quilten in den Maxi-Hoop eingespannt.
Diesen Block quilte ich mit dem Muster Nr. 16. Dieses muss nur für jedes zu quiltende Viertel entsprechend gedreht werden.
Beim Quiltmuster Nr. 18 waren mir die angegebenen 4,4″ zum Quilten für den Block zu klein, ich habe sie daher vergrößert:
Über den “i-Dialog” gelange ich in das Menü zum Ändern der Größe.
Da ich das Quiltmuster in seinen Proportionen belassen möchte, klicke ich das entsprechende Feld an, so dass es weiss umrandet ist.
Mit dem oberen Mulitfunktionsknopf drehe ich solange nach rechts, bis im Display eine Größe von 5″x5″ angezeigt wird.
Durch diese Veränderung sieht das Quiltmuster auf Block Nr. 2 so aus.
Quiltmuster auf den Uni-Zwischenflächen quilten
Damit die Quiltmuster auf den eingefügten ungepatchten Flächen richtig platziert werden können, brauche ich Markierungen für die Positionspunkte. Bei den gepatchten Blöcken ergeben sich Mittelpunkt und seitliche Mitten automatisch durch die Nähte. Auf den Uniflächen markiere ich die Mitte und die seitlichen Mitten mit einem Markierungsstift.
So kann ich leicht die nötigen beiden Positionspunkte finden und das Quiltmuster genau positionieren. Ich habe die Quiltmuster auf den Flächen in hellem Garn gequiltet, damit die Textur des Quiltmusters gut zur Geltung kommt. Aber auch ein sich farblich abhebendes Garn kann hier schön aussehen!
Die verschiedenen Quiltmuster
Im folgenden möchte ich Euch die neun verschiedenen neuen Quiltmuster vorstellen.
Für die letzte der zehn Flächen habe ich ein doppelt gesticktes Muster aus dem Stickdateienordner Nr. 1 gewählt.
Nach dem Quilten habe ich ein Binding nach meiner Anleitung drumrum angenäht – und fertig ist ein großer Tischläufer, der mich mit seinen tollen Quiltmustern so richtig freut!
Im nächsten Beitrag stelle ich Euch ein Kissen vor, welches ich auch mit den “Quilting in the Hoop”-Projekten, die durch das PLUS Upgrade nun auf meiner BERNINA 770 QE verfügbar sind, genäht und gestickt habe.
Viel Spaß beim Ausprobieren des “Quilting in the Hoop”!
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines, ich finde deinen artikelklasse und das ganze eröffnet einem ja unendliche Möglichkeiten. Toll! Was mich interessiert ist, welches Garn du benutzt hast? Stickgarn oder das von uns Quiltern so geliebte Aurifil? Und hast du etwas an der Fadenspannung geändert, da ja der Stickmodus anders arbeitet und beim Sticken ja oft viel Oberfaden unter der Arbeit zu sehen ist. Wir Quilter wollen aber auch eine schöne Rückseite haben :-). Danke Dir! Herzlich Andrea
Liebe Andrea,
ich habe normales Garn benutzt – kein spezielles. Ich würde die Dicke des Garnes davon abhängig machen, ob das Stickmotiv nur einfach oder dreifach gestickt wird.
Ich verwende gerne die gelbe Spulenkapsel wenn ich sticke – ich habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Den Unterfaden hole ich wie beim “normalen” Quilten am Anfang nach oben und halte ihn evtl. sogar fest. So bildet sich unten kein Knoten. Demnächst kommt nochmals ein Artikel von mir zum Quilten im Stickrahmen – da gehe ich auf diese Punkte genauer ein.
Liebe Grüße
Ines
Oh Dankeschön!
Echt klasse, ich freue mich auf die Funktionen. Mich hätte noch ein Bild der Rückseite interessiert und ob es auch bei größeren Decken gut funktioniert ?
Liebe Patricia,
auch die Rückseite kommt relativ gut raus – ich werde beim nächsten Artikel noch ein Bild davon einfügen. Bei größeren Decken funktioniert es auch: wichtig ist, dass das Stickmodul nicht durch die aufliegenden Stoffmengen behindert wird. Am besten ist es auch, von der Mitte nach außen zu quilten/zu sticken.
Liebe Grüße
Ines