Kreative Artikel zum Thema Nähen

Aus dem Nähkästchen geplaudert mit Colin Bottomley von “ReFasten”

Über einen Social Media Beitrag, in dem gezeigt wird, wie eine BERNINA quer durch Kanada reist, sind wir auf “ReFasten” aufmerksam geworden. Wir freuen uns, dass wir Euch in einem Interview den Mann hinter diesem Label vorstellen dürfen: Colin Bottomley. 

Unter dem Namen “ReFasten” betreibt Colin in Kanada einen Vertrieb und Onlineshop mit Artikeln für nachhaltige Reparaturen und Stoffe für Outdoor-Ausrüstung. Warum er zusammen mit seiner Nähmaschine eine Reise unternommen hat, welche abenteuerlichen Momente die beiden auf ihrer Reise erleben durften und vieles mehr erfahrt Ihr hier im Interview:

Interview mit Colin Bottomley von “ReFasten”

Lieber Colin, erzähl mal, wer bist Du und was machst Du so?
Mein Name ist Colin Bottomley. Ich bin 23 Jahre alt und lebe in Ontario (Kanada), wo ich auch aufgewachsen bin. Ich bin der Inhaber von ReFasten und studiere derzeit an der Carleton University, an der ich einen Abschluss in Betriebswirtschaft anstrebe.

Auf deinem Instagram-Kanal haben wir gesehen, dass du mit einer BERNINA quer durch Kanada gereist bist. Das war sicher ein super Wegbegleiter ?. Wie kam es zu dieser Reise, was ist das Ziel?
Die BERNINA 535 war definitiv ein grossartiger Begleiter und hat sich auf der Reise mehr als einmal nützlich erwiesen! Die Reise war eine ziemlich impulsive Entscheidung, die sich am Ende als grossartige Entscheidung herausstellte!
Wir waren zu diesem Zeitpunkt wegen COVID-19 schon seit einiger Zeit eingeschlossen und ich hatte meine Familie in British Columbia schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen – da ging es mir leider gleich wie vielen Leuten während der Pandemie. Viele der COVID-19-Beschränkungen, die wir in Kanada hatten, sollten am 1. Juli aufgehoben werden, dem Tag, an dem wir auch den Canada Day feiern. Sobald wir das hörten, sprangen wir mit dem Nötigsten ins Auto, riefen meine Familie an und fuhren los, um Kanada zu durchqueren. Und zum Nötigsten gehört für mich eben eine eine Nähmaschine.
Unser Plan sah eigentlich nicht viel vor, ausser dass unser Ziel Sointula, British Columbia, sein sollte und dass wir den Leuten ein paar coole Orte in Kanada zeigen wollten! Und nebenbei wollten wir die Leute davon überzeugen, ihre Dinge zu reparieren, statt sie zu ersetzen.

Image of BERNINA 535.

BERNINA 535

Riesige Stichauswahl ✓  Ideal für das Nähen feiner Stoffe ✓  Automatisches Fadenabschneiden ✓  Perfekte Spannung für perfekte Stiche ✓  Nähassistent ✓ 

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Was habt Ihr auf dieser Reise alles erlebt? Welches war der schönste Moment, welches der abenteuerlichste?
Wir hatten so viele tolle Erlebnisse auf dieser Reise! Wir haben viele tolle Leute kennengelernt und einige Teile Kanadas gesehen, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie gibt – wie die Sanddünen in Saskatchewan! Einer der schönsten Momente war dieser kleine See, den wir auf der Suche nach einem Platz zum Zelten gefunden haben. Wir sind ein bisschen vom Pfad abgekommen und haben einen wunderschönen See gefunden, an dem ausser uns niemand war. Kein Handyempfang und keine Menschen sind nicht immer eine schlechte Sache!
Einer der abenteuerlichsten Momente war unser Ausflug in die Raft Cove, der sehr viel Spass gemacht hat. Die Raft Cove ist ein Provinzpark in British Columbia. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir unseren Freund ein paar Tage zuvor in Vancouver abgeholt und waren auf die Insel Vancouver gefahren. Raft Cove liegt am Nordende von Vancouver Island, und die Fahrt dorthin ist definitiv nicht kurz. Nachdem wir ein paar Stunden auf einer unbefestigten Strasse gefahren sind, parkten wir das Auto, packten unsere Rucksäcke und wanderten etwa 45 Minuten lang dorthin. Als wir dort ankamen, hatten wir die weissen Sandstrände ganz für uns allein!

Es gibt ein super Bild von dir mit der Maschine auf dem Rücken. Schleppt Ihr die Maschine wirklich überall hin – oder sind das auch Inszenierungen?
Dieses Bild ist von unserer Wanderung zur Raft Cove. Wir haben diese Maschine wirklich überall hin mitgenommen! Wir haben sie jedoch in ihre Hülle gepackt, um sie auf Wanderungen zu schützen. Für Fotos haben wir sie ausgepackt.

Wir stellen uns das Reisen mit einer Nähmaschine manchmal etwas schwierig vor. Ist jemals etwas kaputt gegangen?
Es war sicher manchmal schwierig, aber nie langweilig – für Unterhaltung haben alleine schon die komischen Blicke der Leute gesorgt. Wir waren extrem vorsichtig und hatten Glück, dass nie etwas kaputt gegangen ist.

Was kam unterwegs schon alles unter die Nadel?
Unterwegs hatten wir ein paar Projekte. Einmal ist unser Zelt gerissen. Dank der Nähmaschine konnten wir es flicken und für eine weitere Campingnacht bereit machen. Es gab auch einige zerrissene Hosen und ein paar Nähstunden auf dem Weg. Mitten auf unserer Reise beschlossen wir ausserdem, Stoff zu kaufen und unsere eigenen Fensterabdeckungen zu nähen, um unsere Habseligkeiten im Auto zu schützen.

Am Ende der Reise habt ihr die Nähmaschine verlost. Ich hoffe, sie hat nach all den Strapazen noch gut funktioniert? Wie lief die Verlosung ab und wer hat gewonnen?
Das ist wahr! Wir hatten das Glück, mit BERNINA Canada zusammenzuarbeiten, um diesen tollen Preis anbieten zu können. Sie waren so grosszügig und haben uns diese Maschine zur Verfügung gestellt. Nachdem die Reise vorbei war, brachten sie sogar die Maschine zurück und stellten sicher, dass jedes Teil der Maschine noch zu 100 % funktionstüchtig war. Für die Verlosung gab es Zettel, die die Teilnehmer ausfüllen und per E-Mail einsenden mussten. Dann wurde der glückliche Gewinner nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Lynda L. war die glückliche Gewinnerin.

Hat COVID-19 deine Pläne oder Arbeitsweise geändert?
COVID-19 hat unsere Zukunftspläne für unser Unternehmen mit Sicherheit verändert. Vor kurzem haben wir unseren Namen geändert und uns umbenannt. Zuvor waren wir alls Outdoor Gear Tailors bzw. OG Tailors bekannt und haben im Auftrag unserer Kunden Outdoor-Ausrüstung geflickt. Aufgrund der Pandemie und des zunehmenden Interesses der Menschen, das Nähen als neue Fertigkeit zu erlernen, haben wir einen deutlichen Anstieg der Nachfrage nach Näharbeiten festgestellt. Also beschloss ich zu prüfen, ob wir unsere Geschäftsmodell verbessern könnten. Ich bin gedanklich einen Schritt zurückgetreten und kam zum Schluss, dass wir in der Welt mehr bewirken, wenn wir unser Wissen weitergeben und den Menschen zeigen, dass sie ihre Ausrüstung selbst reparieren können. Eine einzelne Person kann nur eine bestimmte Anzahl Dinge flicken, aber wenn wir alle unsere Kleider und Ausrüstung flicken, gibt es keine Grenzen. Deshalb verkaufen wir jetzt unter dem Namen ReFasten eine Vielzahl von Materialien, mit denen man seine Ausrüstung reparieren oder selber herstellen kann.

Was genau für Produkte sind das?
Ich habe ReFasten gegründet, um Menschen Zugang zu hochwertigen Materialien zu verschaffen, die nur schwer zu finden sind. Wir wollen den Menschen dabei zu helfen, auf nachhaltige Weise zu reparieren und zu gestalten. Wir verkaufen Kunststoffteile, Stoffe für Outdoor-Ausrüstung, Gurtband und YKK-Reissverschlüsse. Bald werden wir auch Schnittmuster herausgeben! Wir sind immer bestrebt, weitere Produkte in unseren Shop aufzunehmen, damit die Leute Zugang zu tollen Sachen haben!

Welches ist für dich die schönste Tätigkeit in der Selbständigkeit und was magst du nicht?
Ich liebe die Freiheit, meinen Zeitplan selbst bestimmen zu können, das war schon immer mein Traum. Ein Nachteil der Selbstständigkeit ist, dass man in gewisser Weise nie wirklich frei hat.

Auf Instagram sieht man deutlich, dass Du ein echter Outdoor-Fan bist. Was bedeutet das Draussen-sein für Dich? Welche Sportarten betreibst Du? Welche davon am liebsten?
Meine Eltern haben mich schon sehr früh der Natur nahe gebracht. Ich hatte das grosse Glück, am Wasser aufzuwachsen, und wir waren immer wieder in den Wäldern zum Wandern, Jagen, Fischen usw. Meine Eltern lehrten mich, die Natur zu schätzen und zu respektieren. Man verlässt sie so, wie man sie vorgefunden hat, als wäre man nie dort gewesen. Für mich ist die Natur eine Möglichkeit, mich zu entspannen und dem Stress einer Welt zu entfliehen, die sich mit einer Million Stundenkilometern bewegt. Ich liebe Windsurfen! Das ist ein Sport, den ich erst vor kurzem begonnen habe, mir aber bis jetzt viel Spass macht!

Mein Bürokollege ist ein begeisterter Paddler. Hast Du Dich auch schon an Spritzdecken, Paddeljacken etc. herangewagt?
Wir haben schon einmal eine Spritzdecke genäht, und das war eine tolle Erfahrung. Unser Kunde hat uns sein Kanu gebracht, und dann haben wir direkt mit dem Kunden zusammengearbeitet, um hier und da die von ihm gewünschten kleinen Merkmale hinzuzufügen.

Was war bei Dir zuerst, das Nähen oder der Outdoorsport?
Der Outdoorsport stand an erster Stelle und das Nähen kam durch die Liebe zur Natur.

Von wem hast Du das Nähen gelernt?
Der Verdienst geht an meine Schwiegermutter Charlotte – sie hat mich zum Nähen gebracht. Sie ist eindeutig die Beste! Sie hat über 15 Jahre lang für ein Unternehmen gearbeitet, das kugelsichere Westen und eine Reihe anderer militärischer und technischer Produkte nähte. Charlotte hat mir das Nähen beigebracht, und wann immer ich eine Frage hatte, war sie die richtige Ansprechpartnerin. Sie hat mich definitiv aus mehr als einer Situation herausgeholt, in der ich überfordert war – also ein grosses Dankeschön an Charlotte!

Du sagst, reparieren ist besser als recyclen. Was bedeutet Dir Nachhaltigkeit beim Nähen?
Für mich bedeutet Nachhaltigkeit beim Nähen, etwas so lange wie möglich am Leben zu erhalten. Je länger ein Ausrüstungsgegenstand oder ein Kleidungsstück halten kann, desto weniger müssen wir produzieren. Und wenn man etwas von Grund auf neu herstellt, dann sollte es auch lange halten. Je mehr wir alle vom Müll fernhalten können, desto besser ist es für die Welt.

Selbst genäht: Die Stöpsel in den seitlichen Kanzeln schützen den Piloten vor aufsteigender Heissluft, wenn er für Löscharbeiten über brennendem Wald fliegt.

Bei Dir steht das funktionale Nähen im Vordergrund, richtig? Hast Du auch eine kreative Ader?
Bevor wir uns in “ReFasten” umbenannt haben, konzentrierten wir uns hauptsächlich auf funktionelles Nähen. Meine kreative Ader kam dann zum Vorschein, als ein Kunde uns zu kam und wollte, dass seine Reparatur einzigartig aussieht. Das waren oft lustige Reparaturen an Daunenjacken!

Gibt es ein Material, mit dem Du am liebsten nähst? Wenn ja, welches?
Ich würde sagen, eines meiner Lieblingsmaterialien ist EcoPak EXP200. Es lässt sich leicht verarbeiten und ich finde es toll, dass es ein recycelter Stoff ist.

Auf Deinen Social-Media-Kanälen bekommen wir viele Daunenjacken zu sehen. Hast Du eine Vorliebe für diese?
Ich repariere sehr gerne Daunenjacken. Manchmal kann das ein bisschen mühsam sein, aber ich liebe es, wenn Kunden diese Reparaturen zu uns bringen und wollen, dass wir ihre Jacke einzigartig aussehen lassen. Es macht Spass, die Freiheit zu haben und etwas wie ein Unikat aussehen zu lassen.

Wohin soll Deine kreative und berufliche Reise noch gehen?
Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht zu 100 % sicher, wohin meine kreative und berufliche Reise gehen wird. Ich liebe, was ich tue, und ich weiss, dass ich es weiterhin tun werde. Aber es ist schwer zu sagen, wo ich oder mein Unternehmen landen werden. Die Dinge ändern sich schnell, das hat uns COVID-19 gezeigt. Eines ist jedoch sicher: Ich möchte weiterhin reparieren und anderen dabei helfen, das Gleiche zu tun.

Wir haben auf Instagram gesehen, dass Du mit BERNINA nähst. Magst Du Deine Maschine(n)? 🙂
Ich liebe BERNINA Nähmaschinen! Ich bin immer sehr beeindruckt. Die Bernina 535 ist definitiv meine Lieblingsmaschine. Wir haben uns aufgrund der Qualität der Maschinen für BERNINA entschieden.

Hast Du ein Lieblingszubehörteil von BERNINA?
Mein Lieblingszubehör von BERNINA ist definitiv der  Jeansfuss # 8. Er sorgt dafür, dass alles am Ende fantastisch aussieht!

Image of Jeansfuss # 8.

Jeansfuss # 8

Der Jeansfuss # 8 erzeugt saubere Geradstichnähte auf dicken, harten Stoffen wie Jeans, Leder oder Reisetaschen.

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Fun facts 

Soundtrack zum Nähen?
Three Little Birds von Bob Marley

Verrücktestes Nähprojekt bisher?
Sitzbezüge für ein Privatflugzeug

Dein (Näh-)Superheldin?
Charlotte (meine Schwiegermutter)

Lieblingsort?
Sointula, British Columbia, Kanada

Da will ich unbedingt einmal hin:
Neuseeland

Nähen lieber mit Wanderschuhen oder barfuss?
Schuhe

Nähen lieber tagsüber oder nachts?
Wenn es ein persönliches Projekt ist, abends (mit einem kalten Bier)

Lieblingsstoff?
EcopaK EXP200

Sprichst Du mit der Nähmaschine?
Manchmal, wenn sie nicht zuhört.

Auftrennen oder «ach, egal»?
So ärgerlich es auch ist, Nähte auftrennen.

Nähen lieber für den Sommer oder für den Winter?
Winter

Ordnung im Atelier oder organisiertes Chaos?
Ordnung

Wie reagierst Du, wenn jemand eine Stoffschere zum Papierschneiden benutzt?
Jedem das seine.

Liebstes Schimpfwort bei Näh-Missgeschicken?
Das sollte ich lieber nicht sagen.

Grösstes-Nähmissgeschick bisher?
Falscher Zuschnitt einer teuren Platte aus gepresstem und poliertem Vinyl.


Mehr Informationen über Colin

Auf Colins’ Webseite,  Instagram-Kanal und Facebook-Profil erfahrt Ihr mehr über ihn und seine tollen Projekte:

Webseite: https://refasten.ca/

Instagram: www.instagram.com/refastencanada/

Facebook: www.facebook.com/refastencanada/


Wir werden weiterhin Interviews mit Näh-, Stick- und Quiltpersönlichkeiten im Blog publizieren. Fällt euch eine Person ein, von der ihr gerne mehr wissen würdet? Dann teilt uns deren Namen gerne in den Kommentaren mit.

Liebe Grüsse
Maria

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