Ich werde wie eine Elster von Pailletten angezogen. Das war auch bei diesem coolen Pullover mit Paillettenärmeln der Fall, den ich in einem Seconhandshop entdeckt habe. Er war ziemlich toll, aber ein bisschen zu eng für mich. Trotzdem lohnte es sich, ihn mit nach Hause zu nehmen. Vor allem im Hinblick auf das “Time to shine”-Thema im Blog!
Im Folgenden zeige ich Euch, wie aus dem Pulli eine Refashion-Fliegerjacke wurde. Dieser Beitrag ist im Original hier im niederländischen Blog erschienen.
Schnittmuster und Inspiration
Die wunderschönen Ärmel des Pullovers werden als Raglanärmel in einem Fliegerjacken-Schnittmuster verwendet, das ich schon einmal umgesetzt habe. Es ist ein Schnittmuster aus dem Magazin MyImage, Ausgabe Winter 2017/2018. Ich habe dieses Schnittmuster mit Elementen des Blousons Gina aus der BERNINA inspiration 71 kombiniert, nämlich mit dem Bund und der Kellerfalte am Rücken.
Die Fliegerjacke mit Raglanärmeln aus MyImage:
Der Blouson “Gina” aus der inspiration 71 von 2018:
Ich wollte die Pailletten mit dem wunderschönen silberbestickten chinesischen Brokat kombinieren, der sich in meinem Stoffstapel befand. Leider war dieses Stück nicht gross genug für die Schnittteile der Fliegerjacke.
Die Stickerei auf dem Stoff brachte mich auf die Idee, einzelne Elemente der Jacke zu besticken. Aber würde es auch mit dem Stoff funktionieren, der mir vorschwebte, nämlich mit Satin? Glücklicherweise hatte ich beim Besticken der Bluse “Megan” etwas Vertrauen gewonnen.
Ich habe das Stickmuster zuerst auf einem ähnlich beschaffenen Stück Stoff ausprobiert. Das Ergebnis dieses Versuchs könnt Ihr in diesem Instagram-Post sehen. Dann habe ich mich entschieden, es zu versuchen.
Material-Optionen:
Upcycling
Mit dem Nahttrenner in der Hand machte ich mich auf die Suche, was ich von dem Pullover wiederverwenden könnte. Natürlich die Paillettenärmel für dieses Projekt, aber auch den Pulloverstoff für ein zukünftiges Projekt.
Ich habe den Bund und den Stern auf dem Rücken entfernt. Dann habe ich entdeckt, dass die Ärmel gefüttert sind. Die erste lustige Denksportaufgabe, denn die Ärmel mussten verbreitert werden.
Ein Detail, das wiederverwendet werden kann:
Die gefütterten Ärmel:
Die Bausteine für die Fliegerjacke liegen bereit:
Ärmelweite vergrössern
In die Naht der Ärmel habe ich einen Bundstreifen eingefügt, um die nötige Mehrweite zu erzielen. Auf der Aussenseite (der Pailletten-Seite) habe ich diesen Streifen länger als den Ärmel geschnitten, so dass das Ende, wenn es gefaltet ist, so breit wie die Manschette war. Auf der Innenseite habe ich einen Streifen Stretchfutter angebracht.
Der Bundstreifen zum Vergrössern der Ärmelweite:
Der zugeschnittene Streifen:
Der Streifen wird auf beiden Seiten an den Paillettenstoff festgenäht:
Innen ein Stück Stretch-Futter:
Der äussere Streifen wird umgefaltet und bildet die Aussenseite der Manschette:
So sieht der Ärmel jetzt aus:
Verzierungen
Im nächsten Schritt werden die Ärmel an das Vorder- und Rückenteil genäht. Vorher habe ich den Stern auf das Rückenteil über der Kellerfalte genäht. Verwendet für solche Aufgaben den Blindstichfuss #5 oder den Schmalkantfuss #10:
Geschafft! Für diese Aufgabe gibt es einen Stern :-):
Als Verzierung, aber auch um einen Puffer zwischen dem zarten Satin und dem manchmal scharfen Paillettenstoff zu schaffen, habe ich eine Kunstlederpaspel in den Saum eingefügt.
Bei den ersten und letzten 3 cm der Paspel habe ich die Kordel abgeschnitten. Auf diese Weise erhält man einen schönen Übergang zur Naht oben und unten. Die Paspel wurde zuerst an den Satin geheftet und dann mit einem grossen Stich abgesteppt, um sie zu sichern. Zum Nähen habe ich den Zickzack-Nähfuss mit Gleitsohle #52 verwendet. Dann konnten die vorderen und hinteren Schnittteile und die Ärmel aneinander befestigt werden. Aus den Resten des ursprünglichen Bunds habe ich das Nackenteil zugeschnitten und dieses festgesteckt. Zum Schluss wird die Paspel auf dem Satin abgesteppt.
Etwas Kordel wegschneiden:
Die Paspel feststecken:
Heften …
… und absteppen:
Besticken der Fliegerjacke
Ich habe mich dafür entschieden, die Vorderseiten der Fliegerjacke erst jetzt zu besticken. In dieser Phase ist es wichtig, darauf zu achten, dass nichts zusammengestickt wird, was nicht zusammengehört. Vorsicht ist also geboten. Natürlich könnt Ihr die Teile auch besticken, bevor sie angebracht werden.
Ich habe folgende Stickmuster gekauft: Fliegender Kranich, Blume mit Blättern, Blume klein. Auf meiner BERNINA 590 Crystal Edition habe ich die verschiedenen Designs als Ebenen im Menü eingefügt. Den Stoff habe ich mit Sprühkleber auf einem abreissbaren Stickvlies am Stickrahmen befestigt. Ich habe mit einer schönen Auswahl an Mettler-Stickgarnen gearbeitet. Wenn eine Seite fertig ist, kann man das zusammengesetzte Muster als Ganzes spiegeln und die andere Seite sticken.
Leinwand und Farben liegen bereit:
Mein Designmix auf der Maschine:
Der Kranich:
Spannfäden wegschneiden:
Gespiegelt – und fertig!
Entfernt zuerst den Heftfaden und schneidet dann einen Teil des Stickvlieses ab. Dann könnt Ihr den Rest abreissen. Ich habe das sehr vorsichtig gemacht und dort, wo ich mich nicht getraut habe, habe ich es weggeschnitten.
Heftfaden wegschneiden:
Erst die groben Teile des Vlieses wegschneiden:
Dann vorsichtig das Vlies abreissen:
Der Reissverschluss
Den Reissverschluss habe ich auch in einem Secondhandladen gefunden. Es ist ein ziemlich robuster Metallreissverschluss, ein schöner Kontrast zu dem zarten Satin und den schicken Pailletten.
Der Reissverschluss ist aber zu lang. Ich musste ihn aufs richtige Mass bringen. Mit einem grossen Stich habe ich ihn auf die Vorderseite geheftet, dann habe ich die Grösse bestimmt und die Stopper oben entfernt. Diese kann man später wiederverwenden – wenn man sie intakt lässt… Dann kann man die Zähnchen entfernen. Dazu verwende ich eine Zange oder sogar eine Kneifzange (wenn mehr Kraft erforderlich ist). Danach bringt man die Stopper wieder an. Oder man näht einen Stopper mit einem einfachen Zickzackstich.
Der Reissverschluss ist festgesteckt:
Den Stopper entfernen:
Zuschneiden:
… und den Stopper neu anbringen:
Voilà!
Bund und Futter
Wenn der Reissverschluss drin ist, kann der Bund angebracht werden. Ich habe die Beschreibung aus dem Blouson-Schnittmuster “Gina” aus der inspiration 71 übernommen. Anstelle des Klettverschlusses habe ich zwei Druckknöpfe aus Metall angebracht.
Am oberen Ende des Futters füge ich immer einen Besatz mit einem schönen Etikett und einer praktischen Schlaufe ein. Letztere wird aus einem Stück Paspel gefertigt, das mit goldenem Metallic-Garn vernäht wird.
Das Futter und der Besatz werden zunächst an den Futterärmeln befestigt und dann rundherum abgesteppt. Da die Bündchen bereits genäht waren, war es ein Rätsel, wie ich das anstellen sollte. Ich habe eine Wendeöffnung gelassen, durch die meine Fliegerjacke anschliessend “geboren” wurde. Das ist immer ein toller Moment. Ein Video davon gibt es bei mir auf Instagram zu sehen. Jetzt nur noch den Reissverschluss und das Nackenband absteppen, dann ist dieses Projekt fertig!
Die Innenseite der Jacke:
Absteppen:
Der Tascheneingriff:
Kombiniert mit meinem Kleid aus Stretchsamt:
… und mit dem roten Kunstlederrock:
Time to shine!
Alles Liebe
Marlies
@madebyLIESL
Sehr schönes Stück. Super gearbeitet. Bravo!
Hallo liebe Marlies! Glitzer ist so überhaupt nicht mein Ding, ebenso Pailletten. Aber Upcycling/Recycling/Reuse-Projekte definitiv. Vielen Dank für den schönen Beitrag. Super was Du aus dem Secondhandfund gemacht hast. Gerade auch die schönen Stickereien.