“Flying Geese” – die “fliegenden Gänse” – sind ein traditionelles und beliebtes Patchworkmuster. Das große Dreieck symbolisiert die fliegende Gans, die beiden kleinen Dreiecke symbolisieren den Himmel.
Es gibt Quilts, die bestehen nur aus Flying Geese, die alle in dieselbe Richtung fliegen, aber auch in unterschiedlichen Richtungen angeordnet werden. Als Randmuster fliegen sie auch oft wie ein Schwarm Gänse hintereinander, z.B. hier im Rand bei meinem Kissen.
Die Herausforderung dieses Musters ist es, die Spitzen des großen Dreiecks nicht einzukürzen, wenn der einzelne Flying-Geese-Block an einen anderen Block angenäht wird. Daher mag ich es sehr, Flying Geese auf Papier zu nähen, also in der sogenannten Foundation-Paper-Piecing-Technik (FPP). Da mit dieser Methode sehr akkurat genäht werden kann, bleiben die Spitzen der Gänse sichtbar – und als netter Nebeneffekt geht es relativ zügig, eine ganze Reihe an “Flying Geese” zu nähen.
Hier zeige ich Euch, wie Ihr eine Reihe an Flying Geese selbst aufzeichnen und in Foundation-Paper-Piecing-Technik nähen könnt. In der Breite und der Länge könnt Ihr das ganz genau auf Euer Projekt anpassen.
Das Zeichenmaterial
Je nachdem, ob ob Ihr die Flying Geese in Zentimeter oder in Inch benötigt, braucht Ihr normales Karopapier in Zentimeter-Einheit oder eben in Inch-Einheit. Inch-Papier fand ich online unter dem Stichwort “kariertes Papier in inch-Einheit” und konnte mir auf einer Seite kostenlos Inch-Karopapier ausdrucken. Vielleicht habe Ihr aber auch einen Inch-Karo-Block zu Hause.
Dazu das entsprechende Lineal in Zentimeter bzw. in Inch und einen Stift, mit dem Ihr auf dem Karopapier Striche zeichnen könnt.
Das Aufzeichnen der Vorlage für die Flying Geese
Das Vorgehen zum Aufzeichnen zeige ich Euch anhand eines Streifens, den ich für das obige Kissen genäht habe. Aus einem Ballerina-Block nach einem Muster von Joe, June and Mae, den ich in der Größe 10″ x 10″ (ohne Nahtzugabe gerechnet) genäht habe, wollte ich ein Kissen nähen. Innen im Zentrum der Block mit dem Motiv, außen an den vier Seiten je einen Block, bestehend je aus einer Reihe mit “Flying Geese”, in den Ecken ein Quadrat.
Dafür benötige ich vier Streifen mit Flying Geese, jeweils mit einer Breite von 3″ und einer Länge von 10″. So hat das fertige Kissen eine Größe von 16″ x 16″ , was passend für ein Kisseninlet von 40 cm x 40 cm ist.
Für einen Streifen zeichne ich ein 3″ x 10″ großes Rechteck auf mein Inch-Karopapier. Wenn Ihr in Zentimeter näht, nehmt entsprechend das Zentimeter-Karopapier und zeichnet das Rechteck in den von Euch benötigten Zentimeter-Maßen auf. An der Vorgehensweise beim Aufzeichnen und Nähen ändert sich nichts – egal ob Inch oder Zentimeter.
Die entstandene Fläche wird nun in Rechtecke unterteilt: ich möchte alle Flying Geese in der Reihe gleich groß haben. Daher unterteile ich meine Fläche in 10 identische Rechtecke mit einer Seitenkante von 1″. Jedes dieser kleinen Rechtecke steht für eine “Gans”.
Exkurs: Bei klassischen Flying Geeses beträgt die Breite 2 x die Höhe. Dies wären also bei einer Breite von 3 ” eine Höhe von 1,5″. Da ich aber eine Strecke von 10″ füllen muss, werden hier in diesem Beispiel die Flying Geese etwas flacher, nur 1 ” hoch. Dadurch sind die Flying Geese aber alle gleich groß.
Anschließend bekommt nun jedes kleine Rechteck die schrägen Linien bis zur unteren Mitte des Rechtecks. So ist in jedem kleinen Rechteck eine Gans und rechts und links der sie umgebende Himmel.
Dies wird für die ganze Reihe wiederholt.
Nun kommt außen herum noch die Nahtzugabe. Da ich mit 1/4″ Nahtzugabe nähe, zeichne ich einen entsprechenden Rand um meine gezeichneten Flying Geese. Die Vorlage misst nun inklusive der Nahtzugabe beim Ausschneiden 3,5″ x 10,5″.
Nun fehlt nur noch die Nähreihenfolge, die für ein FPP-Projekt wichtig ist. In das erste Dreieck, welches mit der Basis nach außen zeigt, kommt die “1”. Die beiden Himmelsdreiecke bekommen “2” und “3”. Ob ihr lieber zuerst links oder rechts näht, hängt von Eurer Nähvorliebe ab, das Ergebnis ändert sich dadurch nicht. Das anschließende große Dreieck bekommt die “4”, rechts und links davon die “5” und “6” – und so immer weiter…
… bis alle Felder mit einer Zahl versehen sind.
Variationen
Für mein Kissenprojekt benötigte ich ja Streifen in den Maßen 3″ x 10″, die Vorgehensweise für andere Maße ist aber identisch. Ich habe hier Beispiele für andere Formate der Flying Geese, und da das Nähen immer gleich verläuft, kann man sich die Notierung der Nähreihenfolge auch irgendwann ersparen.
Selbstverständlich kann diese Vorlage digital auch mit einem Tabellenkalkulationsprogramm erstellt werden. Achtet aber unbedingt darauf. dass sich beim Ausdruck nichts bei den Maßen verändert. Messt und überprüft Euren Ausdruck mittels Lineal und am besten auch, ob es dorthin passt, wo Ihr es annähen wollt. Ich habe da manche unangenehme Überraschung erlebt: selbst bei genauem Einstellen der Spaltenbreite und Zeilenhöhe wird bei einem üblichen Tabellenkalkulationsprogramm die Länge etwas verändert ausgedruckt – die händische Vorgehensweise ist auf jeden Fall sicherer.
Das Nähen der Flying-Geese-Reihe
Genäht wird die Flying-Geese-Reihe gemäß der auf der Vorlage notierten Nähreihenfolge. Ich schneide mir gerne die benötigten kleinen Stoffrechtecke in ausreichender Anzahl zu.
Für das Foundation Paper Piecing verwende ich an meiner BERNINA 770 QE die folgenden Einstellungen:
- Rücktransportfuss mit transparenter Sohle #34
- Geradstichplatte
- Stichlänge 1,3 mm
- Kickfunktion am Fusspedal auf automatisches Abschneiden programmiert
Auf eine genaue Erläuterung, wie man auf Papier näht, verzichte ich an dieser Stelle und verweise gerne auf die Vorgehensweisen meiner Blogkolleginnen, u.a. bei Irene, Wiebke oder Brigitte Heitland.
Die folgenden Bilder zeigen das Annähen der kleinen Himmel-Dreiecke, nachdem das große Dreieck angenäht ist. Ich starte bei diesem Schritt schon außen auf der Nahtzugabe mit Nähen und …
… schneide am Ende der Linie mit einem Kick aufs Pedal den Faden ab.
Hier sieht man gut, dass der transparente Nähfuss #34 eine gute Sicht auf die Linie ermöglicht.
Nach vielem Falten, Nahtzugabe-Kürzen, Stoff-Anlegen, Nähen und Umfalten ist der Streifen komplett genäht.
Die überstehenden Stoffe werden mit dem Rollschneider außen entlang an der Nahtzugabe gekürzt.
Und dann ist der erste Streifen zum Einnähen bereit!
Mein Projekt: Die Flying-Geese-Streifen als Rand im Kissen
Für mein Kissen habe ich vier solcher Streifen mit Flying Geese genäht.
Zusammen mit vier Quadraten im Maß 3,5″ x 3,5″ (inkl. Nahtzugabe) habe ich die Ballerina zum Kissentop gepatcht, gequiltet und daraus eine Kissenhülle genäht.
Im Vergleich mit der anderen Ballerina, die nur einen Rand aus “normalen” Stoffstreifen erhalten hat, wirkt die Ballerina mit dem Rand aus den Flying Geese doch sehr viel dynamischer!
Eine solche Reihe von Flying Geese lässt sich vielfältig in Patchworkprojekten einsetzen: als Rand wie hier bei einem Kissen oder als Muster für einen Quilt. Demnächst zeige ich Euch noch ein weiteres Projekt, bei dem eine solche Reihe von Flying Geese sehr wirkungsvoll zur Geltung kommt.
Ich hoffe, ich habe Euch Lust gemacht, auch solche präzisen Reihen in beliebiger Größe von Flying Geese zu nähen – denn neben der Wirkung macht auch das Nähen Spaß!
Liebe Grüße
Ines
das Kissen ist toll geworden und deine Anleitung super! Ich mag die Muster von Joe, June and Mae sehr und Gänse finde ich immer schön :). Danke für den Tipp mit dem inch-Karopapier, das muss ich mir umgehend besorgen. Viele Grüße Karo
Danke Karo! Ich mag die Anleitungen auch gerne – und ja, fliegende Gänse gehen immer.
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines, vielen Dank für deine ausführliche Anleitung, vor allem der Tipp mit dem Inch Papier finde ich klasse!Viele Grüße aus dem AllgäuRegina
Danke Regina!
Liebe Grüße
Ines
Sieht nett aus, so richtig was für kleine Mädchen. Aber ist das Nähen auf Papier nicht umständlich? Ich nähe flying geese immer aus einem großen Quadrat und 4 kleineren Quadraten, dann habe ich gleich 4 flying geese und das ganz ordentlich und genau. nachzulesen bei einem Bernina-Beitrag von Wiebke Maschitzki unter Flying geese nähen 4. TeilGruß Barbara
Das mag ich am Patchworken: es gibt verschiedene Wege zum Ziel. Jede Technik hat ihre Vorteile. Am “Nähen auf Papier” schätze ich, wie leicht die akkuraten Spitzen gelingen, Richtungsstoffe immer in dieselbe Richtung gelegt werden können und das Trimmen wegfällt; beim Nähen nach der “schnellen” Methode, dass es kaum Abfall gibt und es u.U. schneller geht. So kann je nach Projekt die Methode gewählt werden.
Liebe Grüße
Ines
Ich finde das Kissen ganz toll – auch die Farben sind einfach harmonisch und ansprechend. Vielen Dank für die Anleitung
Danke für das Lob – das motoviert für weitere Anleitungen!
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines,Dein Ballerinakissen ist ein Traum. Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, nach kariertem Papier in Inch Maßen zu suchen. Und ich finde auch, dass die Flying Geese dem Kissen den besonderen Reiz geben. Das möchte ich gerne mal aufprobieren. Eine Frage habe ich noch. Weißt Du den Namen oder die Stoffserie von dem pinken Stoff? Ich mag solche falschen Unis total.Liebe Grüße Daniela
Liebe Daniela,
mit dem Inch-Papier ist das Zeichnen dann ganz einfach 😉
Die Stoffserie heißt “Trellis” von Clothworks, der Stoff nennt sich “TrellisTonal Burst” in der Farbe Fuchsia.
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines,vielen Dank für deinen gut erklärten Beitrag und den Tipp für das Papier in Zollmaßen. Die Kissen sind schön geworden und mit dem beliebten Flying – Geese- Muster richtig lebendig.Liebe GrüßeErika
Ja, mit Inch-Papier geht dann das Zeichnen ganz einfach!
Liebe Grüße
Ines