Kreative Artikel zum Thema Nähen

Big Knit mit der BERNINA L 890

Big Knit – Strickstoff sauber nähen mit der Overlock

Immer wieder begegnet mir die Frage, wie man denn eigentlich gröbere Strickstoffe am besten vernähen könne. Die Overlock würde nur wellige Nähte produzieren, am Ende passe nichts mehr mehr zueinander. Darum schauen wir in diesem Blogbeitrag einfach mal darauf, wie sich mit der Overlock dicker Strickstoff nähen lässt. Ich zaubere daraus einen schicken Hoodie. 

Strickstoff nähen – der Maschenlauf

Zunächst stellt sich die Frage, wie ein Strickstoff eigentlich zugeschnitten wird. Im Bild unten sehen wir zweimal den gleichen Stoff. Im oberen Bereich laufen die Maschen nach unten, im unteren Bereich laufen sie nach oben. „Nach oben“ bedeutet, die Rundung der Masche liegt oben, und genau so wird der Stoff auch zugeschnitten. 

Im unteren Bild, am unteren Bildrand, hätten wir quasi so liegend den Saum, und aus diesem Saum „wachsen“ die Maschen.

Der obere Stoff liegt auf dem Kopf, wäre also falsch zugeschnitten. Wobei ich „richtig“ und falsch“ immer relativ finde. Wenn es jemand anderes herum lieber mag, soll er es halt so herum machen. Dafür nähen wir ja alle – um es so zu haben, wie wir mögen.

Strickstoff nähen – der Zuschnitt

Beim Zuschnitt von Strickstoff, der etwas gröber ist, empfiehlt sich ein Rollschneider, der wirklich scharfe Kanten hat.

Natürlich kann man auch eine Schere nehmen. Diese sollte aber möglichst den Stoff nicht zu stark anheben beim Schneiden, damit sich wirklich nichts verziehen kann.

Benötigte Materialien

Neben Stoff, Schere und im Idealfall Klammern benötigen wir für den Strick Nahtband. Bei dem Nahtband, das in unsere Kanten gebügelt wird, ist wichtig, dass es dehnbar ist, also dehnbares Nahtband.

Warum und wofür? Nahtband stabilisiert unsere Stoffkante. Wir vermeiden damit, möglicherweise in der Luft zu nähen, und der Stoff schlägt besser auf den Differential an.

Wir bügeln es mit nicht zu starker Hitze auf die linke Seite unserer gesamten Nahtzugaben.

Der Einfachheit halber bügle ich es auf alle Nahtzugaben, auch wenn es auf der Schulter nicht nötig wäre. Denn dort nähe ich später ein undehnbares Nahtband auf, damit die Schulter nicht verzieht. Dazu später mehr.

Ich bügle kein Nahtband auf das Futter der Kapuze, aber auch die Säume erhalten diese Stabilisierung.

Die Bügelhitze sollte nicht zu hoch sein, und kurzes Anpressen genügt, dann hält das Band sofort. Es hat zwei Seiten. Nur eine wird durch Hitze klebrig. Zwischen Bügeleisen und Nahtband auf Stoff sollte möglichst ein Handtuch/Bügeltuch gelegt werden, damit es keine Kleberückstände am Eisen gibt.

Hier im Bild die linken Seiten des Stoffes

Wir benötigen außerdem Vlieseline H630. Diese nehme ich, um meine Kapuze zu verstärken.

Gerade weil mein Strickstoff recht schwer ist, möchte ich vermeiden, dass die Kapuze beim Tragen einfach nur platt nach hinten fällt. Durch die Vlieseline soll sie einen schönen Stand erhalten, und den hat sie auch.

Da allerdings die ganzen Lagen auch ohne dicke Vlieseline schon dick genug sind, bügle ich meine Verstärkung nicht auf die Nahtzugaben.

So kann ich gleich neben der Verstärkung nähen, und sie kann trotzdem ihre verstärkende Wirkung entfalten.

Mein Zuschnitt sieht nun so aus:

Nun geht es an die Maschineneinstellungen. Meine BERNINA L 890 muss im Differential ein wenig erhöht werden. Ich stelle das Differential auf 1,3. Die Stichlänge erhöhe ich ebenfalls ein wenig, denn immer, wenn ein Stoff sehr fest ist, darf und muss die Stichlänge verlängert werden.

Image of BERNINA L 890.

BERNINA L 890

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Bei beiden Greifer verringere ich die Spannung ein wenig. Weil die Stofflagen so hoch sind, benötigen wir auch etwas mehr Garn, und schliesslich möchte ich ja die Kante sauber und ordentlich umschlossen haben.

Das Differential

Um die Bedeutung des Differentials, aber auch die Bedeutung des Nahtbandes ein wenig zu betonen, habe ich unterschiedliche Bilder gemacht. Fürs Bild habe ich schwarzes Nahtband genutzt. Es sind Probestücke, um die Wirkung zu zeigen.

Das Stoffstück mit Nahtband liegt ordentlich gerade, wir haben eine saubere, ungedehnte Kante:

Auch beim Nahtende liegen die richtigen Längen aufeinander.

Ein völlig anderes Ergebnis haben wir, wenn wir Attribute wie „Nahtband“ und „Differential“ ausser Acht lassen:

Unser Nahtende hat völlig unterschiedliche Längen, obwohl beim Nähstart beide Lagen gleich lang waren.

Legen wir beide Nähte nebeneinander, wird der Unterschied richtig deutlich.

Paspeln einnähen in einen Strickstoff

Ich beginne jetzt zu nähen. Zuerst wird die Kapuze gemacht. In die unterschiedlichen Teilungen möchte ich gern eine Paspel nähen. Dafür benötige ich Paspelfuß # C16L , einen Stoff zum Streifen geschnitten und eine dehnbare Kordel bzw. Rundgummi. Ich nehme den Stoff des Futters aus der Kapuze.

Image of Paspelfuss #C16L.

Paspelfuss #C16L

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Im ersten Arbeitsschritt stelle ich die Paspel her.

Nur der Form halber – die Maschineneinstellungen der Probenähte für den Strick habe ich erstmal wieder alle auf „Normalbetrieb“ gestellt: Stichlänge 2,5, Differential auf gleichmässigen Transport, etc. Nur den Nähfußdruck habe ich ein wenig verringert, damit sich die Kordel nicht in die Länge zieht.

Meine fertige Paspel sieht dann so aus

Diese nähe ich zwischen die einzelnen Kapuzenlagen.

Auch hier hab ich natürlich auf jeder Lage das Nahtband

Wir haben bei uns ein herrlich kompaktes Video zum Thema „Paspeln auf der Overlock“. In diesem erkläre ich auch, wie man z.B. um die Ecke paspelt, eine Paspel rundschliesst etc. Diese Techniken benötige ich heute nicht.

Paspel abcovern

Zum Abcovern meiner Paspel wurde es nochmal richtig interessant. Ich wollte eigentlich zunächst das Madeira Cotona Nr. 4 nehmen, aber es wollte sich einfach keine saubere Naht einstellen – nicht mal mit dem Zauber-Hilfsmittel Avalon Film. Die Naht ist durch die Paspel sehr dick, der Transport sehr schwer – im Ergebnis war ich mit der Optik nicht nur durch die Fehlstiche nicht zufrieden.

Ich habe dann einfach frische Nadeln genommen, EL SUK 90, und das Garn getauscht in das sehr dicke Bauschgarn Extra Wolly Nylon, und siehe da – der erste Versuch passt perfekt.

Covernähte wieder auflösen geht ja zum Glück fix. Hier ein Link zu einem Freebie – Strickstoff ist da ein sehr dankbarer Kandidat.

Meine fertige Kapuze sieht nun so aus:

Die Schulternähte schliessen

In die Schulternähte möchte ich undehnbares Nahtband bringen. Warum? Damit die Schultern nicht hängen bzw. sich nicht aushängen.

Hierfür ist das dehnbare Nahtband ungeeignet. Ich benötige richtiges Nahtband. Das ist ebenfalls aufbügelbar, mit einer oder mehreren Nähten gerade durchgenäht.

Ich allerdings nutze gern den vorderen Einlauf an meinen Füßen, hier der Transparente Overlock/Combofuss #C27, und lasse es beim Nähen einfach in die Naht laufen. Es kommt von der Rolle, und zum Glück hat meine L 890 einen Kniehebel:

Image of Transparenter Overlock/Combofuss #C27.

Transparenter Overlock/Combofuss #C27

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Wie man hier sieht, ist dieser für mehr gut als nur zum simplen Anheben des Nähfußes. Das Band rollt glatt von der Rolle, ich habe durch Vorschneiden keinen Verschnitt.

Ich nähe beide Schultern mit wenig Abstand. So habe ich auch wenig Verschnitt beim Nähen, muss aber nicht absetzen und das Band neu durch den Fuß fädeln.

Der Streberstreifen

Nachdem die Kapuze an Vorderteil und Hinterteil angenäht ist, habe ich dort natürlich eine sehr dicke Naht. Ich schneide mir aus dem Futter der Kapuze einen Streifen und nähe diesen mit einem dehnbaren Stich meiner B 780 auf der Nahtzugabe am Hals an.

Danach klappe ich ihn nach unten in Vorder- & Rückenteil und covere ihn unter der Nahtzugabe fest. So bin ich nicht in ganz so dicken Lagen, und alles sieht sauber und ordentlich aus, nachdem ich den Überstand zurückgeschnitten habe.

So ist jetzt der aktuelle Stand:

Schliessen der Seitennähte

Nun schliesse ich die Seitennähte. Genau wie beim Annähen der Kapuze muss ich auch hier seitlich mit den Fingern gut mitführen. Die Maschine transportiert diese Stofffmassen nicht von alleine – keine Maschine tut das. Gerade bei solch anspruchsvollen Projekten ist wichtig, in der Geschwindigkeit, in der genäht wird, seitlich die Finger auf den Stoff zu drücken und den Stoff neben dem Fuß zu begleiten.

Bei den Nahtzugaben lege ich die obere zur Maschine hin, die untere zu mir. So kann ich die obere noch im letzten Moment richtig zur Maschine hin positionieren, nachdem sie bereits unter dem Fuß ist. Würde ich die untere zur Maschine legen, würde sie sich im letzten Moment umlegen, und es gäbe ein wildes Gewurstel.

Mein Ergebnis ist blitzesauber:

Auch von außen ist der Strickstoff absolut exakt:

Die Säume

Ich möchte keine außen sichtbare Naht an meinen Säumen. Am unteren Saum habe ich durch die starke Rundung des gewählten Schnittmusters, Profi Trööje von Nautistore, sowieso einen Beleg, aber an den Ärmeln lege ich meinen Stoff einfach nur um.

Ich entscheide mich an beiden Stellen zum Festnähen mit dem Blindsaum.

Man sieht den Saum nicht, und alles sieht einfach perfekt aus hinterher. Niemand sagt, dass der Blindsaum nur an Hose und Röcke passt.

Hier ein Beispiel am Ärmel.

Als letztes nähe ich mit meinem Klarsichtfüßchen noch eine kleine Ösenapplikation auf

Et voilà!

 

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