Kreative Artikel zum Thema Nähen

Ärmel verlängern im Layer-Look mit Overlock-Blindstich

Manchmal habe ich das Gefühl, mein Mädchen wächst über Nacht um eine ganze Größe, und plötzlich ist alles im Kleiderschrank zu klein. Genauer gesagt: zu kurz. Denn oft ist ja nicht die Weite der Kinderkleidung das Problem, sondern nur die Länge. Hosenbeine haben plötzlich Hochwasser, und Ärmel sind um mehrere Zentimeter zu kurz. Oder der Trockner hatte noch so seine Hände im Spiel…

Besonders ärgerlich ist das bei selbstgenähten Lieblingsklamotten, die noch gar nicht so alt sind… in diesem Fall ein heiß geliebtes Kleid, das zwar schon etwas länger getragen wurde, aber noch immer gut passt, bis auf die Ärmellänge. Die Lösung: Ärmel verlängern im Layer-Look!

kurzer und verlängerter Ärmel

Ärmel verlängern im Layer-Look mit Overlock-Blindstich

Was ihr dafür braucht

  • zu kurz geratene Ärmel
  • etwas farblich passenden Jersey
  • Nähgarn
  • Overlock
  • Blindstichfuß für die Overlock
  • Nähmaschine
  • optional Obertransportfuß
  • Stecknadeln oder Klammern
  • Schere 
  • Handmaß
  • optional Schneidematte, Rollschneider und Lineal

Vorbereitung – Ausmessen und Zuschneiden

Dieses Kleid hat die Größe 110 und soll am Ärmel um ca. 5 cm verlängert werden. Der Ärmelsaum hat einen Umfang von 18 cm. Mein Jersey-Zuschnitt für die Verlängerung ist deshalb genau so lang, plus zweimal Nahtzugabe. In meinem Fall also 19,5 cm, da ich mit der Overlock nähe und von ca. 7 mm Nahtzugabenbreite ausgehe.

Die Höhe des Jersey-Zuschnitts ergibt sich aus der Verlängerung + der Saumzugabe des fertigen Ärmels + der Saumzugabe der Verlängerung. In meinem Beispiel ist die bestehende Saumzugabe am Ärmel 1,5 cm und die Saumzugabe am Layer 2 cm breit. Die fertige Verlängerung soll 5 cm lang sein. Das ergibt dann eine Zuschnitthöhe von 8,5 cm. (1,5+5+2)

Diese Maße passt ihr natürlich an euer Modell und die gewünschte Verlängerung an.

Ärmelsaumweite

Tipp

Solche rechteckigen Zuschnitte bekommt am am schnellsten und genausten mit Lineal und Rollschneider zugeschnitten. Kein Papierschnittteil und kein Einzeichnen auf dem Stoff tätig! Einfach direkt auf der Matte mit Hilfe der Bemalung darauf zuschneiden.

Vorarbeiten – Saum bügeln

Den Saum könnt ihr bereits jetzt um die 2cm umbügeln (oder euer Maß). Das geht zu diesem Zeitpunkt viel einfacher als später, wenn die Ärmelnaht bereits geschlossen ist! Da ich für den Saum den Overlock-Blindstich nähen möchte, verarbeite ich den Saum bevor ich die Ärmelnaht schliesse.

Saum umbügeln

Um den Blindstich zu nähen, müsst ihr den Saum in eine S-Form legen. Die Saumzugabe ist bereits in der gewünschten Breit auf die linke Seite umgebügelt.

Saumzugabe für Blindstich legen 01

Jetzt klappt ihr das größere Stück nach oben, sodass die rechte Stoffseite innen liegt und die letzten 5 mm der Saumzugabe über diese neue Bruchkante, die sich dadurch ergibt, übersteht. Auf diesem überstehenden Streifen sitzt später die Overlocknaht.

Saumzugabe für Blindstich legen 02

Der überstehende schmale Streifen sollte möglichst durchgängig gleich breit sein. Ihr könnt euch das Ganze mit Stecknadeln oder Klammern fixieren, bevor es an die Overlock geht.

Blindstich an der Overlock nähen

Für den Blindstich benötigt ihr einen Blindstichfuß. Ich nähe mit der BERNINA L 850 und verwende den Blindstichfuss #L19

Image of Blindstichfuss #L19.

Blindstichfuss #L19

Zum Nähen von unsichtbaren Säumen ✓ Eignet sich für Flachnähte & Weissnäherei ✓ Stufenlos verstellbare Führung ✓ Führt Stoffbruch beim Nähen ohne Schneiden ✓ Kompatibel mit L 850 ✓

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Image of BERNINA L 850.

BERNINA L 850

Die L 850 ist die Overlock-Spezialistin, mit der sich die Greiferfäden dank One-Step BERNINA Air Threader noch bequemer und schneller einfädeln lassen. Fussanlasser drücken und los gehts!

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Das Wechseln des Füßchen ist super einfach! Füßchen anheben, ein Klick auf den roten Knopf und schon löst sich die Sohle. Das gewünschte Füßchen kann darunter gelegt werden und über das Senken des Füßchens rastet die neue Sohle ein und es kann losgehen!

Füßchen wechseln an der Overlock

Für den Blindstich wird der Saum so unter dem Füßchen platziert, dass die Bruchkante an der Führungsschiene anliegt. Diese habe ich vorab so eingestellt, dass sie zwischen den beiden Nadeln positioniert ist. Über das Schräubchen am vorderen Teil des Füßchens lässt sich die Schiene ganz einfach verschieben und auf die Wunschposition einstellen.

Saumzugabe platzieren für Blindstich

Hier sieht man gut, wie die linke Nadel knapp über der Bruchkante einsticht, während die rechte Nadel nur auf der Saumzugabe näht, und zwar auf dem schmalen überstehenden Streifen. Sollte dieser bei der Vorbereitung etwas zu breit geraten sein, ist das nicht schlimm. Das Messer stutzt ihn auf die richtige Breite. Deshalb an dieser Stelle bitte nicht das Messer ausschalten!

Nadelposition beim Blindstich

Blindstich einstellen

Unten sieht man den Blindstich nach dem Nähen. Der linke Nadelfaden hat eine sehr lockere Fadenspannung, wodurch er hier in kleinen Schlingen zu sehen ist. Diese zusätzliche Fadenmenge braucht der Blindstich, um seine typische Leiterstich-Optik auf der rechten Seite zu bekommen.

Die Einstellung für den Blindstich unterschiedet sich zur 4-fädigen Overlock kaum, nur die Fadenspannung der linken Nadel ist sehr klein eingestellt. Welche Einstellung genau die richtige ist, hängt von der Breite und der Stichlänge ab. Am besten probiert man das vorab aus.

Blindstich linke Seite

Klappt man den genähten Saum wieder um, zieht sich die rechte Stoffseite wieder flach, der Saum liegt wie zu Beginn gebügelt, und es legen sich die Blindstich-Flottungen auf der rechten Seite. Den Abstand dieser Flottungen beeinflusst man über die Stichlänge.

Tipp

Verwendet man hier ein farblich passendes Garn und wählt den Abstand der linken Nadel zur Bruchkante möglichst knapp, ist der Stich von rechts kaum sichtbar und macht seinem Namen alle Ehre. Ich habe hier bewusst eine Kontrastfarbe gewählt und eine deutliche Breite, um eine effektvolle Leiterstich-Optik zu bekommen.

Blindstich rechte Seite

Ärmelverlängerung fertigstellen

Da mein zu kurz geratener Ärmel bereits geschlossen ist, muss auch die Verlängerung seitlich geschlossen werden, bevor sie an den Ärmel angenäht werden kann.

Allerdings würde ich das in so einer kleinen Größe nur empfehlen, wenn ihr schon etwas geübter seid. Durch den kleinen Ärmelumfang ist die letzte Naht etwas knifflig (siehe weiter unten). 

Eine andere Vorgehensweise wäre es, den Ärmel an der Längsnaht ein paar Zentimeter aufzutrennen, um die Verlängerung offen annähen zu können. 

Ich hatte mich bei diesem Beispiel dagegen entschieden, da ich den Ärmelsaum nach dem Schliessen der Ärmelnaht genäht hatte. Hätte ich alles offen verarbeiten wollen, hätte ich auch den ursprünglichen Saum auftrennen müssen. 

Für einen sauberen Anfang der Naht könnt ihr die Fadenraupe direkt beim Nähen vernähen, indem ihr sie vorab etwas nach hinten zieht, bis sie sich von der Stichplatte löst, um sie dann zu euch hin zu ziehen. Sie sollte unter dem Füßchen liegen und schräg vor dem Messer zur rechten Seite herauslaufen. 

Seitennaht schliessen

So wird der Anfang der Fadenraupe in der Naht mit gefasst und vom Messer nach ein paar Zentimetern seitlich abgeschnitten.

Habt ihr das noch nie so gemacht, empfehle ich auch, das vorab ein paar Mal zu üben! 

Overlocknaht verriegeln

Verlängerung annähen

Jetzt fehlt nur noch eine letzte Naht!

Der Ärmel sollte jetzt auf links gewendet sein, genauso wie die Verlängerung. Diese kann jetzt über den Ärmel gelegt werden, gerade so weit, dass die obere Schnittkante der Verlängerung bündig zur Schnittkante der Saumzugabe des Ärmels liegt. Diese Stelle mit Stecknadeln fixieren. Am besten innen, also auf der rechten Stoffseite, da ihr auch auf dieser Seite nähen werdet.

Tipp:

Die Nahtzugaben der Ärmelnaht an der Stelle in entgegengesetzte Richtung legen. So verteilt es sich schöner!

Diese letzte Naht habe ich genau auf der Saumnaht des Ärmels platziert. So fällt diese zusätzliche Naht kaum auf! 

Wenn es der Umfang des Ärmels zulässt, empfehle ich hier den Obertransportfuss #50 zu benutzen. Der vermeidet, dass sich diese Stelle beim Nähen auswellt. In meinem Fall war der Ärmel zu eng und ich bin beim Standardfüßchen geblieben, das deutlich kürzer ist und somit mehr Platz hat. 

Image of Obertransportfuss # 50.

Obertransportfuss # 50

Der Obertransportfuss # 50 mit drei Wechselsohlen und Kantenlineal ist ein unverzichtbarer Helfer beim Nähen von schwierigen Stoffen.

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Verl#ngerung annähen

Herzlichen Glückwunsch! Der erste Ärmel ist geschafft, und beim zweiten geht es schon doppelt so schnell! 

angenähte Ärmelverlängerung im Layer-Look

Die Verlängerung kann natürlich auch möglichst unauffällig aus dem gleichen Ärmelstoff genäht werden. Ich habe mich für einen Kontrast entschieden. Die Farbe kommt auch in den Farbklecksen vor, und zum Outfit gehört eine Leggings in der gleichen Farbe. So sieht es so aus, als ob es von Anfang an genau so sein sollte!

Und wenn das Kleid nicht nur am Ärmel, sondern auch am Rockteil langsam zu knapp wird, könnt ihr natürlich auch den Saum auf die gleiche Weise verlängern.

Tipp:

Ihr könnt so eine Verlängerung mit Layer-Look natürlich auch ohne Blindstich, ganz einfach mit einem klassischen Saum nähen. Aber die Leiterstich-Optik gibt dem Ganzen nochmal ein kleines extra Highlight!

Mein Mädchen hat sich jedenfalls sehr über die verlängerten Ärmel mit Layer-Optik gefreut und trägt das Kleid wieder bei jeder Gelegenheit!

Ärmelverlängerung mit Layer-Look und Blindstich

Ich hoffe, ich konnte so das ein oder andere Shirt oder Kleid vor dem Ausmisten bewahren!

Viel Spaß beim Ausprobieren und zeigt doch mal eure entstandenen Layer-Looks! 

Katja

Schwierigkeitsgrad: Fortgeschritten
Zeitaufwand: einen Abend
Verwendete Materialien: Baumwolljersey, Nähgarn
Verwendete Produkte:
BERNINA 535
BERNINA 535
BERNINA L 850
BERNINA L 850
Blindstichfuss #L19
Blindstichfuss #L19

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