Habt Ihr in Eurem Nähzimmer auch zusammengenähte Stoffreste von Patchworkprojekten, die Euch zu schade zum Wegwerfen sind? In einer kleinen Kiste sammle ich diese Reste und nun hat mich der Rappel gepackt und ich habe sie zu Schlüsselbändern vernäht – denn neben den Stoffresten fanden sich auch noch verschiedene Schlüsselbandrohlinge in einer andern Kiste…
Material für gepatchte Schlüsselbänder
Für dieses schnelle Projekt benötigt Ihr:
- Diverse Patchwork-Reste, die beim Zuschneiden für Eure Quiltprojekte entstanden sind.
- Schlüsselbandrohling zum Klemmen in beliebiger Breite
- einen Streifen Vlieseline “Decovil I Light” ca. 4 cm länger, als das Schlüsselband werden soll, und in der Breite Eures Schlüsselbandrohlings
- und natürlich die sonstigen üblichen Nähutensilien
Von meinem “Oriana”-Quilt (den ich für einen Longarmquilting-Kurs im Creative Center mit Iva Steiner genäht habe) blieben schöne Streifenreste übrig, ebenso von diversen Kissen.
Als erstes messe ich den Schlüsselband-Rohling aus. Diese empfehle ich Euch auch, selbst wenn das Maß beim Rohling angegeben ist. Ich habe festgestellt, dass es oft einen bis zwei Millimeter schwankt oder dass eine in Zentimeter angegebene Rohlingsbreite eigentlich ein Inch-Maß hat. Ich messe innen genau von der kurzen seitlichen Kante zur andern. Es sieht später nicht schön aus, wenn seitlich am Rohling etwas vom genähten Schlüsselband heraus schaut.
Vorbereitung und Zuschnitt der Stoffe
Die Stoffreste bügle ich, nähe sie teilweise nochmals zusammen und schneide sie dann zu.
Ich mag gerne Schlüsselbänder, die ich gut greifen kann. Daher wähle ich eine Länge von ca. 30 cm / ca. 12″ – ungefähr so lang wie ein DIN-A4-Blatt. Die Breite der Stoffstücke ergibt sich aus der Breite des Rohlings: 2 x Breite + ca. 2 cm für die Nahtzugabe. Auf dem folgenden Bild ist das linke Stoffstück noch in doppelter Breite. Das ergibt zwei Schlüsselbänder; die anderen beiden Stücke reichen für je ein Schlüsselband.
Da ich den Nähten der gepatchten Teile eine zusätzliche Sicherungsnaht geben wollte, habe ich diese Nähte links und rechts knappkantig abgesteppt. Am liebsten nähe ich dies mit dem Schmalkantfuss #10 und einer um 2 oder 3 Punkte seitlich verstellten Nadel. Hier seht Ihr gut, dass die Feder des Schmalkantfusses genau in der Naht läuft und die seitlich verstellte Nadel die auf der Rückseite auseinandergebügelte Nahtzugabe feststeppt.
Für solche sichtbaren Nähte auf bunten Stoffen nehme ich gern ein graues Garn, da sich ein Grau meist gut zu den verschiedensten Farben anpasst.
Nähen des Schlüsselbandes
Nun falte ich das vorbereitete Stoffstück der Länge nach und stecke – je nach Muster – die Nähte passgenau aufeinander. Anschließend messe ich von der Faltkante aus die Breite des Schlüsselband-Rohlings ab und zeichne eine Linie mit einem Markierstift an.
Die beiden Stofflagen werden nun genau auf der vorgezeichneten Linien zusammengenäht. Es entsteht ein Tunnel. Wichtig ist es, Anfang und Ende der Naht mit ein paar Vor- und Rückwärtsstichen zu sichern .
Damit es nachher eine schöne Kante gibt, bügle ich die Kanten auseinander bzw. eine Nahtzugabe nach unten.
Wenn zu viel Nahtzugabe stehen bleibt, kürze ich sie mit der Schere oder dem Rollschneider auf ca. 1 cm.
Nun wird der Tunnel gewendet. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten: mit Röhrchen und dünnem Stab, mit angenähtem Webband oder Faden, mit einen dünnen Stab, mit einer Wendenadel oder ganz klassisch mit der Sicherheitsnadel. Für manche Wendemöglichkeiten muss dann noch eine kurze Seite zugenäht werden.
Ich wende gerne mit einer Sicherheitsnadel – und da mein Tunnel 3,2 mm breit ist, geht das auch gut. Dazu befestige ich an einem Ende des Tunnel einlagig eine Sicherheitsnadel.
Die Sicherheitsnadel wird in den Tunnel geschoben und immer weiter vorwärtsgeschoben, dabei schiebe ich hinten den Stoff in den Tunnel hinein – so lange, bis die Sicherheitsnadel am anderen Ende herauskommt.
Am gewendeten Tunnel forme ich die Kanten gut aus – da kann eine Stricknadel eine gute Hilfe sein. Wichtig ist, dabei darauf zu achten, dass die Naht genau auf der Kante verläuft. Anschließend wird gut gebügelt.
Fertigstellung des Schlüsselbandes
Um das Schlüsselband griffiger zu bekommen, ziehe ich einen Streifen aus Vlieseline “Decovil I Light” ein. Ich schneide mir mit Rollschneider und Lineal einen Streifen, der ca. 4 cm länger als das Schlüsselband und 2-3 mm weniger breit als der Rohling ist. An einem Ende wird wieder eine Sicherheitsnadel befestigt.
Mit der Sicherheitsnadel ziehe ich dann den Vlieseline-Streifen ein. Dafür braucht es ein wenig Geduld. Wenn es stockt und nicht weiter gehen will, nehmt von der Breite noch einen knappen Millimeter weg. Für mich war es gut, wenn die aufbügelbare Seite des Vlieses zur Innenseite des Schlüsselbandes zeigt.
Ich schneide den einzuziehenden Streifen etwas länger zu. So kann ich, wenn der Streifen eingezogen ist, noch ein wenig hin- und herziehen, bis alles faltenfrei liegt.
Die überstehenden Enden des eingezogenen Streifens werden mit einem Lineal genau im rechten Winkel abgeschnitten. Erst dann bügle ich das Decovil I Light auf, wie in den Verarbeitungshinweise angegeben.
Anschließend steppe ich links und rechts das Schlüsselband knappkantig ab. Dafür nehme ich wieder den Schmalkantfuss #10 mit seitlich verstellter Nadel, dieselbe Stichlänge wie beim Absteppen der Nähte und achte darauf, dass ich Anfang und Ende der Nähte gut sichere.
Durch das lederähnliche “Decovil I Light” und die seitlichen Absteppnähte ist das Schlüsselband nun griffig und stabil.
Die Seite, die mir mehr gefällt, soll beim fertigen Schlüsselband außen sein. Entsprechend klammere ich die kurzen Enden des Bandes aufeinander…
… und nähe die Enden mit einem Zickzack-Stick zusammen.
Nun muss noch der Rohling am Schlüsselband zusammengeklemmt werden. Dies geht mit einer speziellen Zange oder mit einem Schraubstock mit glatten Backen. In den Schraubstock spanne ich den Rohling ein, lege das Schlüsselband dazwischen und drehe dann den Schraubstock zu langsam zu. So schließt sich der Rohling und das Band ist gut befestigt.
Mittlerweile habe ich schon einige Patchwork-Reste zu Schlüsselbändern vernähen können:
Schlüsselband mit Flying Geese
Neben Patchwork-Resten lässt sich natürlich auch ein Schlüsselband speziell für diesen Zweck nähen. Ich nehme dazu gerne eine bunte Reihe “Flying Geese”.
In meinem letzten Beitrag habe ich Euch gezeigt, wie man sich selbst eine solche Reihe von “Flying Geese” in beliebiger Breite und Länge zum Nähen in “Foundation Paper Piecing”-Technik aufzeichnen könnt. Messt Euren Schlüsselband-Rohling aus und dann könnt Ihr entsprechend mit Zentimeter- oder Inchpapier eine Reihe an Flying Geese aufzeichnen. Beim Nähen achtet darauf, dass Ihr am Anfang und Ende der Reihe mehr Nahtzugabe stehen lasst, dann ist die Spitze des obersten Flying Geese nicht abgeschnitten, wenn der Rohling festgeklemmt wird.
Zum Nähen des Tunnels wird nicht in der Länge gefaltet, sondern ein Stück Stoff wird rechts auf rechts auf den Streifen gelegt und an den vorgezeichneten langen Kantenlinien zusammen genäht. Die kurzen Enden bleiben zum Wenden offen – je nach Wendeoption.
Bei meiner “Flying Geese”-Vorlage habe ich auch seitlich an der Längskante mehr Nahtzugabe zugegeben als die üblichen 1/4″. So ließ sich das Schlüsselband gut wenden und es reißt beim Wenden nicht aus.
So kamen zu den farbigen Streifen auch noch eine Reihe fliegender Gänse!
Viel Spaß beim Nachnähen und vielleicht habt Ihr auch bald einen bunten Schlüsselband-Reigen.
Liebe Grüße
Ines
où trouvez vous les attaches métaliques s’il vous plait
Chère Josiane !
tu peux trouver ces ébauches de porte-clés dans différentes boutiques en ligne ou dans un magasin de tissus au rayon mercerie.Le mieux est de chercher “Schlüsselband-Rohling” , en français “ébauches de porte-clés”
Amitiés
Ines
merci je vais chercher. C’est une très bonne idée de cadeau
Was ein schone stoffe hast du gebraucht fur die Flying Geese. Welche collection is das?
Hallo Alie,
die bunten Stoffe in Regenbogenverlauf sind aus einer älteren Stoffserie von Alison Glass (vermutlich SunPrints 2019), die blau-grün-gelben aus der Serie “Blueberry Park” von Karen Lewis. Die unifarbigen Streifen sind Kona Cottons in einem Farbschema von Elizabeth Hartman. Von Alison Glass gibt es fast jährlich eine neue SunPrint-Serie, die alle in sehr fröhlichen frischen Farben sind.
Liebe Grüße
Ines
Hoi InesEine tolle Idee. Deine Schlüsselbänder gefallen mir richtig gut. Danke für die kompetente Anleitung. Ich werde mit meinen Schülern bald solche Bänder nähen. Herzlichst liebe Grüsse Daniela
Das ist sicher ein gutes Schülerprojekt. In meinem letzten Nähkurs haben wir auch welche genäht, sogar die Flying Geese-Variante, und alle hatten schlußendlich ein tolles Erfolgserlebnis.
Liebe Grüße
Ines
Es führen sicher viele Wege nach Rom ;-)).Die Idee für die Restverwertung ist super und gut erklärt.Vielen Dank dafür.Gruß Mariel
Liebe Mariel,
Danke!
Mich haben meine Reste – bei denen mir der Stoff noch so gefällt – gestört. Und so werden sie jetzt gut genutzt!
Liebe Grüße
Ines
hallo, das Verstürzen und das Einziehen von Decofil finde ich recht umständlich und zeitaufwendig.Wäre es nicht viel einfacher , die Nahtzugaben einfach nach links zu bügeln. Dann legt man den Streifen Decofil hinein und steppt alles knappkantig ab. So wie die später knappkantige Ziernaht.So nähe ich auch Bindebänder für TaschenGrüße von Frauke
Liebe Frauke,
wie meist führen viele Wege zum Ziel. Oft ist es einfacher die Seitenränder einzubügeln, DecoVil dazwischen zu legen und dann abzusteppen. Bei einem einfachen Band mache ich das auch so. Bei einem gepatchten Band wie bspw. beim Band mit den Flying Geese finde ich das Verstürzen einfacher.
Liebe Grüße
Ines