Kreative Artikel zum Thema Nähen

Traumhafter Rollsaum in Seide mit der BERNINA L 890

Seide und die BERNINA L 890, diese Zweierbeziehung ist harmonisch und hält! Auf dem letzten Stoffmarkt habe ich eine traumhafte Seide gekauft. Ich habe sie gesehen und bin ihr in grosser Liebe verfallen, man kann es nicht anders sagen. Vom Fall bis zur Farbe war die Seide genau mein Ding. Also musste sie natürlich mit. Ich zeige Euch heute, wie man damit einen traumhaften Rollsaum nähen kann.

Echte Seide erkennen

Bevor ich allerdings zum tollen Rollsaum schreite, widmen wir uns der Frage, wie man echte Seide von synthetischer unterscheidet. Woran erkennt man das eigentlich? Es gibt eine ganz einfache Methode, um das herauszufinden:

Zum einen ist reine Seide eher hochpreisig, während eine synthetische Faser natürlich viel billiger herzustellen ist. Man erkennt den Unterschied also schon am Preis. Dann macht echte Seide ein Geräusch. „Raschelt“ man damit, hört es sich ein bisschen an wie laufen auf Schnee. Manchmal liest man auch vom „Seidenschrei“, was ich als Wort ein bisschen skurril finde. Aber das dumpfe Geräusch des Schneegangs ist definitiv hörbar.

Auch haptisch und optisch kann man den Unterschied feststellen. Echte Seide fühlt sich weich und kühl an. Sie schimmert beim Anschauen.

Der beste Test ist allerdings der Brenntest. Zieht man einen Faden aus dem Material und zündet diesen an (am besten über dem Waschbecken oder draussen über Sand), riecht es nach verbranntem Haar, wenn der Stoff echte Seide ist. Die Rückstände lassen sich leicht zerreiben. Wenn der Faden noch am Stoffrest ist, geht dieser nicht in Flammen auf, denn Seide ist schwer entflammbar.

Hat man dagegen einen Feuerball in der Hand, den man sofort loswerden muss, ist der finanzielle Verlust gering, denn er sollte nicht viel gekostet haben. Es handelt sich nämlich um keine echte Seide.

Die Qualität von Seide zeigt sich vor allem in der Praxis: In echter Seide schwitzt man nicht, während man in Synthetikfaser ohne Deo komplett aufgeschmissen ist und das Hemd dann auch nur einen Tag tragen darf bzw. sollte. Das allerdings merkt man natürlich leider erst nach dem Nähen.

Wie wird Seide zugeschnitten?

Zunächst muss nun die Seide zugeschnitten werden. Das geht für mich am besten mit dem Rollschneider, auch wenn hier und da eine Zackenschere empfohlen wird. Warum? Dadurch, dass man mit dem Schneider einfach drüberfährt und die Seide nicht angehoben werden muss, bleibt diese glatt auf der Schneidematte liegen. Mit der Schere hebt man immer ein kleines Stück Stoff an, wenn man darunter fährt, um es zu zerschneiden. Bleibt die Seide beim Schneiden flach liegen, hat man am Ende genau die Masse in seinem Kleidungsstück, die man sich ursprünglich erhofft hat – und nicht „mehr oder weniger“ die Schnittlinie getroffen.

Man könnte natürlich auch einen Zackenschneider nutzen – das ist mir aber erst nach dem Nähen eingefallen, und mit dem glatten Schneider hat es wunderbar geklappt. Dann geht es auch direkt an die Maschine. Denn für meinen Schnitt will ich am Ärmel Rollsäume nähen, bevor alles zusammengenäht wird.

Welches ist die richtige Nadeln zum Nähen von Seide?

Zum Seide-Nähen nehme ich sehr gerne Microtexnadeln.

Die L 890 empfiehlt als Nadel für Seide das EL-System. Das besondere am EL-System ist eine Fadenrinne, die die Maschine auf jeden Fall zum Covern benötigt. In die Rinne auf der Rückseite fällt der Faden der Nadel, wenn die Nadel durch die Stichplatte nach unten gestochen wurde. Genau dort erwartet dann auch der Greifer, dass der Nadelfaden entgegengenommen werden kann. Liegt der Faden nicht in dieser Rinne (z.B. weil keine Rinne da ist 😉), haben wir einen Fehlstich beim Covern.

Das EL-System hat also beim Covern den Vorteil der Rinne, jedoch gibt es die EL-Nadeln nur in zwei Ausführungen: entweder ohne SUK oder mit SUK. SUK steht für Maschenware, das heisst, wenn man mit der BERNINA L 890 Jersey covern möchte, benötigt man unbedingt EL SUK in entsprechender Stärke. Und wenn man eine Webware oder Canvas/Jeans oder ähnliches covern möchte, wählt man EL ohne SUK in entsprechender Stärke. Die Nadel passt man immer an die Stärkste Stelle in der Naht an. Covert man z.B. einen Sweat, benötigt man EL SUK 90, um auch an den Seitennähten keine Fehlstiche zu haben.

Image of BERNINA L 890.

BERNINA L 890

Die L 890 ist die revolutionäre Overlock/Coverstich-Combo und perfekt geeignet zum Verarbeiten aller Fäden und Stoffe, speziell von hochelastischen und gestrickten Stoffen. Mit One-Step BERNINA Lufteinfädler ✓ Intuitive Bedienung per Touchscreen ✓ Schnell, präzise & leise ✓ Hergestellt von BERNINA ✓ Zu 100% in der Schweiz konzipiert und entwickelt ✓ 

Mehr erfahren

Neben diesen beiden Unterschieden (SUK oder nicht-SUK) gibt es von der Spitze her nichts weiteres im EL-System.

Nun wissen wir aber alle, dass wir, wenn wir auf der Nähmaschine nähen, durchaus einen Unterschied machen zwischen dem Vernähen von normaler Baumwollwebware, Jeans oder eben Seide. Für Jeans wählen wir Jeansnadeln. Die haben ein grösseres Öhr, damit der dicke Jeansfaden besser eingefädelt werden kann UND einen verstärkten Schaft.

Die Spitze ist stärker und die ganze Nadel ist perfekt auf Jeansverarbeitung abgestimmt. Nähen wir eine simple Baumwollwebware, genügt eine normale Universalnadel, da diese weder einen stärkeren Schaft noch ein grösseres Öhr benötigt.

Vernähen wir Seide, nehmen wir auf der Nähmaschine Microtexnadeln, zumindest ich mache das seit Jahren so. Diese haben einfach eine feinere Spitze, damit die feinen Seidenfäden nicht mit dem Stich durch die Stichplatte geschoben werden und wir nicht rechts und links der Naht diese Einschüsse haben, die man mitunter beobachtet. Dafür ist natürlich eine unversehrte Spitze nötig. Eine Microtexnadel, die schon einige Kilometer hinter sich hat, wird in der Seide wahrscheinlich versagen, auch wenn es eine Microtex ist.

Jede Nadelart hat ihre Individualitäten und ist abgestimmt auf einen bestimmten Stoff. Genau darum nehme ich lieber Microtexnadeln für meine Seide als EL – die Spitze ist abgestimmter, feiner, passender.

Wichtig ist allerdings zu wissen: Nähen wir unsere Seide mit einer 80er-Microtex-Nadel, ist das Ergebnis zwar atemberaubend – allerdings nicht bei derjenigen, die zuerst fertig war! Es darf gern langsam genäht werden. Eine feine 70er-Nadel z.B. schwingt bei den hohen Geschwindigkeiten gern mal ein wenig. High-Speed-Nähen auf der Overlock mit einer 70er-Microtex wird ziemlich sicher zum Nadelbruch führen. Und es ist mir auch in der einfühlsamsten Geschwindigkeit nicht gelungen, mit 70er-Nadeln ein ähnliches schönes Ergebnis zu bekommen wie mit den 80ern. Darum: 70er Nadeln sind fast immer zu fein für die Overlock, aber wenn, dann langsam nähen! Auch bei der 80er-Nadel in feiner Seide ist es definitiv ein Unterschied, ob wir mit voller Geschwindigkeit nähen oder uns etwas zügeln.

Ich nehme also eine 80er-Microtex und nähe langsam.

Welches Garn wählen zum Nähen von Seide?

Genau wie die Nadel auf den feinen Stoff abgestimmt sein muss, muss für ein optimales Ergebnis auch das Garn zum Stoff passen. Seide mit einem dicken Garn zu nähen, ist ein wenig, wie mit Kanonen auf Spatzen zu schiessen. Das Garn muss im Idealfall glatt sein, dünn und zart, denn sonst wird die Seide sich unter dem Garn verziehen. Der zarte Stoff ist nicht in der Lage, große Garnmengen zu halten, er wird sich falten und biegen.

Darum nähe ich meine Seide mit einem etwas reissfesteren Stickgarn. Es kommt sowohl auf den Obergreifer als auch auf den Untergreifer und die rechte Nadel. Das Stickgarn ist sehr fein und glatt, das geht natürlich wunderbar durchs Öhr. Es ist schimmernd, wie Stickgarn eben ist. Da es aber etwas widerstandfähiger ist, kann ich es wunderbar sowohl zum Overlocken als auch als Covergarn verwenden.

Rollsaum nähen in Seide – Einstellungen an der L 890

Ich wähle den 3-Faden-Rollsaum. Meine Stichbreite erhöhe ich auf 7, da ich einen etwas breiteren Rollsaum möchte.

Und ich erhöhe meine Untergreiferspannung ganz leicht.

Warum? Dadurch, dass das Stickgarn dünner ist, gleitet es leichter durch die Spannungsplatten. Damit also der Untergreifer den Obergreifer perfekt um die Kante ziehen kann, braucht er eine minimal höhere Spannung. Die Plättchen gehen weiter zusammen, das Garn des Untergreifers wird mehr zurückgehalten und zieht darum straffer am Oberfaden. Die breitere Breite mit der strafferen Spannung ergibt dieses Nahtbild.

Der Differential

Meinen Differential habe ich ganz bewusst auf gleichmässigem Transport gelassen. Wenn ich allerdings nähe, schaue ich, dass ich den Stoff straff in die Maschine führe, d.h. ich ziehe hinten leicht und vorne leicht. Nicht zu doll, eben gerade so, dass die Naht sich nicht zusammen zieht. Würde ich nicht den Stoff per Hand und mit leichtem Zug führen, müsste der Differential auf jeden Fall in den unteren Bereich, also also unter 1. So wird ein Transporteur schneller als der andere, und der Stoff wird unter dem Fuß während des Nähvorgangs direkt von der Maschine gestrafft.

Möchte ich den Rollsaum gewellt, so wie hier am Ärmel, dann schneide ich die Seide so zu, dass der Ärmel im schrägen Fadenlauf liegt und ziehe ein wenig kräftiger. So erreiche ich den welligen Effekt.

Rollsaum nähen – Besonderheiten und Nähtipps

Wenn Ihr mit einer anderen Maschine und einem vielleicht anderen Garn ebenfalls zu einem tollen Ergebnis gelangen wollt, müsste Ihr ein paar wichtige Dinge beachten:

Immer wieder passiert es gerade in leichtem Material (wie Seide), dass der Rollsaum aus unserer Naht fällt. Wir schauen dann auf unseren Abschnitt im Abfallbehälter. Dieser besteht aus einem Stück. Trotzdem haben wir ein kleines Stück Luftmaschen im Saum und müssten demzufolge eigentlich ein Stück am Messer vorbei genäht haben und so auch 2 Abschnitte haben. Haben wir aber nicht – wir haben nur einen Abschnitt.

Das liegt eigentlich immer am Näher, der dann den Stoff falsch führt.

Wie nähen wir? Wir nähen und halten den Stoff mit der linken Hand, führen ihn nach dem Stich nach links vom Füsschen weg. Genau in dem Moment passiert es, dass der Stich rausfällt. Indem wir nach links wegführen, ziehen wir unbewusst das leichte Material unter dem Nähfuss weg.

Darum ist es gerade bei leichter Seide – aber natürlich auch bei leichten Jersey wie einem feinen Viscosejersey – sehr wichtig, den Stoff bis hinter die Nadel nach rechts hin zur Maschine zu führen.

Erst wenn wirklich das letzte Fitzelchen Naht mit einem Rollsaum erfreut ist, zieht man den Stoff nach links weg.

Fazit: Seide nähen ist gar nicht so tricky, wie man denkt. Und: Die L 890 und Seide sind auf jeden Fall ein Perfect Match. Darum, an alle BERNINA Fans: Viel Spass beim Nähen und Ausprobieren!

Eure Manu

Ähnliche Inhalte, die dich interessieren könnten

Kommentare zu diesem Artikel

5 Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Erforderliche Felder sind mit * markiert

Liebe Leserin, lieber Leser des BERNINA Blogs,

um Bilder über die Kommentarfunktion zu veröffentlichen, melde Dich im Blog bitte an.Hier geht es zur Anmeldung.

Du hast dich noch nicht für den BERNINA Blog registriert?Hier geht es zur Registrierung.

Herzlichen Dank, Dein BERNINA Blog-Team