Kreative Artikel zum Thema Nähen

Hoch hinaus! Katharina Ueltschi erklimmt den Piz Bernina

Liebe Leserinnen, liebe Leser 

Wenn der Name BERNINA fällt, dürften die meisten von Euch an Nähmaschinen denken. Zumindest diejenigen unter Euch, die in Deutschland oder Österreich leben. In der Schweiz verhält sich die Sache etwas anders. Zwar ist unsere Marke hierzulande ein Synonym für Nähmaschinen. Sie teilt sich die Berühmtheit aber mit dem Piz Bernina, dem höchsten Berg des Kantons Graubünden.

Diesen Berg, einen Viertausender, der weit über die umliegenden Berge hinausragt, hat Katharina Ueltschi, die Tochter unseres Firmeninhabers Hanspeter Ueltschi, nun bestiegen.

Im Morgengrauen auf dem Morteratschgletscher

Sicht auf den Crast’ Agüzza

Katharina Ueltschi

Wie ihr Bruder Philipp, der in Steckborn die digitale Transformation vorantreibt, ist Katharina Mitglied der BERNINA Geschäftsleitung. Sie leitet den Vertrieb unserer Produkte in Singapur. Katharinas Ziel ist es, BERNINA als Marke für den DIY-Lebensstil in Asien zu etablieren. Sie betreibt in Singapur einen Concept Store und erprobt innovative Vertriebsmodelle, z.B. kurzfristige Verkaufsstände in Einkaufszentren – sogenannte Pop-up Stores – und den Onlineverkauf. Ausserdem entwickelt sie Angebote und Konzepte im Bereich der Schul- und Berufsbildung.

Ihr seht, es mangelt Katharina nicht an Ambition und Aufgaben.

Ich gehe hoffentlich kein zu grosses berufliches Risiko ein, wenn ich mir die Bemerkung erlaube: Ihr alpinistischer Rucksack ist weniger gut gefüllt. 

Eine ernstzunehmende Herausforderung

Der Piz Bernina ist keine leichte Hochtour. Unter Alpinisten galt er lange als unbezwingbar. Erst 1850 erkletterte eine Seilschaft unter Lebensgefahr den Gipfel. Johann Wilhelm Fortunat Coaz, der die Gruppe anführte, schrieb ins Tagebuch: “Um 6.00 abends standen wir auf der ersehnten erhabenen Spitze auf reinem von keinem menschlichen Wesen betretenen Boden, auf dem höchsten Punkt des Kantons. Ernste Gefühle ergriffen uns.” Notabene: abends! Der Abstieg erfolgte nachts. Ans Übernachten am Berg war damals nicht zu denken.

Nun also wagt sich Katharina Ueltschi auf diesen Viertausender. Sie ist in Form, war mehrmals wöchentlich laufen und hat ein Gletscher- und Klettertraining absolviert. Die Motivation ist gross. Katharina tritt in die Fussstapfen ihrer Mutter und Grossmutter, die beide auf dem Gipfel standen:

Blick ins Familienalbum: Bereits Odette Ueltschi, die Grossmutter von Katharina Ueltschi, stand auf dem Piz Bernina.

Nur eben: Alpinistische Leistungen, die mit der Besteigung des Piz Bernina vergleichbar sind, hat Katharina nicht vorzuweisen. Das Lauftraining fand in Singapur statt, auf Meereshöhe. Es geht also von null auf 4050 Meter über Meer. Mit einer angemessenen Akklimatisationsphase, klar. Auch mit professioneller Unterstützung durch eine erfahrene Bergführerin. Aber trotzdem schnell. Geht das?

Ein Blick zurück 

Zunächst ein Blick ins Geschichtsbuch: Wie kam es, dass der Piz Bernina für unsere Nähmaschinen Pate stand? 

Gegründet wurde unser Unternehmen im Jahr 1893 durch Karl Friedrich Gegauf, den Erfinder der Hohlsaumnähmaschine. Firma und Produkte hiessen schlicht “Gegauf” bzw. “Gebrüder Gegauf”. Die Maschinen waren eher schmucklos. Karl Friedrich wandte sich damit an eine gewerbliche Kundschaft in der damals florierenden Textilindustrie.

Nach Karl Friedrichs Tod übernahm Sohn Fritz – technisch ebenso hochbegabt wie sein Vater – zusammen mit seinem Bruder Gustav die Leitung des Unternehmens. Dieses wurde in “Gegauf’s Söhne” umbenannt.

In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg geriet die Firma in Schieflage. Die Weltwirtschaftskrise und die Umwälzungen in der Textilbranche stellten das Geschäftsmodell in Frage. Hohlsäume waren nicht mehr en vogue. Die Diversifikation in andere Geschäftsbereiche – unter anderem mit der Produktion von Büchsenöffnern, die Fritz persönlich in Paris verkaufte – war wenig erfolgreich.

In dieser Notlage entwickelte Fritz zusammen mit einem St. Galler Ingenieur die erste Haushaltsnähmaschine unserer Firma, die “Klasse 105”. Er nahm damit einen radikalen Strategiewechsel vor und richtete sich an eine neue Zielgruppe. Kunde war jetzt nicht mehr der Textilindustrielle,  sondern die Privatperson. Beispielsweise Frau A. E. aus Wädenswil, die im Flyer unten mit folgenden Worten zitiert wird: “Ich nähe Seide, Wäsche, Knabenhosen und sogar Rindsleder für Schülermappen ohne Störung, auch wifle ich seidene Strümpfe und stopfe die Wäsche mit grosser Freude.”

Ein Werbeflyer für die erste BERNINA (Klasse 105) und die Nachfolgemodelle der Klassen 106, 114, 117 und 118. 

Für diese Wundermaschine, die Spass beim Wäschestopfen machte und die Zukunft des Unternehmens sichern sollte, brauchte es einen Namen. Am besten einen klingenden. Fritz wollte wirkungsvoll Werbung treiben.

Die Familie Gegauf verbrachte ihren Urlaub damals gerne im Engadin, einem Hochtal im Kanton Graubünden. Man stelle sich nun vor, wie Fritz einen tiefen Zug der frischen Bergluft nahm (Champagnerklima!), den Blick über das Panorama der Bernina- und der Silvrettakette schweifen liess und plötzlich die Eingebung hatte: Meine Neue wird BERNINA heissen!

Auf dem runden Emblem unter der Schweizer Armbrust ist die Silhouette des Piz Bernina zu sehen.

Der Name stand für Schweizer Qualität, für Robustheit und für Gipfelleistungen. So dominant wie der Piz Bernina über die umgebende Bergwelt ragte, sollte die BERNINA neben anderen Nähmaschinen dastehen.

Ausserdem liess sich der Name in allen Schweizer Landessprachen gut aussprechen. Auch im englischsprachigen Ausland geht “Börnina” leicht von den Lippen. Es heisst, dass Fritz schon 1932 den Weltmarkt im Sinne hatte. Und er bekam Recht: Die BERNINA Klasse 105 wurde ein grosser Erfolg. Sie bildete den Grundstein unserer Marke und prägte die Geschichte unserer Firma.  

Eine Grenzerfahrung

Für Katharina Ueltschi, Fritz’ Urenkelin, bedeutet der Piz Bernina nun zunächst eine grosse körperliche und mentale Anstrengung. Via Persgletscher und Fortezzagrat gelangt sie auf das Gletscherplateau der Bellavista. Es geht vorbei an Gletscherspalten und Eisabbrüchen. Felsaufschwünge werden überklettert. Nach einem Halt im Rifugio Marco e Rosa, wo es zur Stärkung eine Portion Penne gibt, wird der Aufstieg vollends zur Grenzerfahrung. Die letzten 420 Höhenmeter haben es nämlich in sich.

Kletterei am Fortezzagrat

Auf der Bellavista

Stärkung in der Marco-e-Rosa-Hütte

Die Route führt über den Gletscher und einen steilen Firnhang hoch bis zum ersten Felsen des Spallagrats. Katharina kämpft mit der Höhe und der Müdigkeit. Ängste kommen auf. «Mein Leben zieht wie ein Film an mir vorbei.» Auf dem schmalen Firngrat muss sie sich unheimlich überwinden, setzt Schritt für Schritt, den Blick fest auf die Schuhe gerichtet, nicht links und nicht rechts. Es sind schwierige Minuten. Katharina will abbrechen, ist am Anschlag. Und schafft es dann doch. Sie bezwingt den Piz Bernina.

Zweierseilschaft auf dem Spallagrat

 

Die letzten Meter

Glücksmomente und Strapazen liegen beim Bergsteigen nahe beieinander.

In einem eindrücklichen Video, das von Schweiz Tourismus produziert wurde, könnt Ihr das Erlebnis nachverfolgen:

Wir benötigen Deine Zustimmung, um diesen Service zu laden

We use the YouTube service to display videos. This service can collect data on your activities.
You can find more information in our privacy policy. In order to display this video, please adjust
your cookie settings and accept “Cookies for marketing purposes”.

Cookie-Einstellungen ändern

An dieser Stelle ein grosses Dankeschön ans Team von Schweiz Tourismus, welches die fantastischen Aufnahmen produziert hat – auch die Fotos in diesem Beitrag – und es uns so möglich macht, den Aufstieg mitzuerleben. 

Geschafft!

Und herzliche Gratulation an Katharina Ueltschi! Sie musste am Piz Bernina über sich hinausgehen. Umso schöner dürfte das Gipfelerlebnis gewesen sein. Ich bin sicher, es wird sie zu weiteren Spitzenleistungen inspirieren, vielleicht nicht am Berg, aber bestimmt bei BERNINA.

Lieber Gruss
Matthias 

PS: Aufmerksame Leserinnen und Leser haben vielleicht bemerkt, dass im historischen Werbeprospekt, den wir oben zeigen, die Erfindung der Hohlsaumnähmaschine auf 1881 datiert wird. Es heisst da: “Anno 1881 wurde in Steckborn die erste Hohlsaum-Nähmaschine, nach dem Namen des Erfinders auch ‘Gegauf-Maschine’ genannt, erfunden.” Wir meinen, da macht sich jemand älter, als er wirklich ist. Womöglich sollte da auch 1891 stehen und der Schriftsetzer hat versehentlich zweimal in die Kiste mit den Achten gegriffen. Im Handelsregister des Kantons Thurgau heisst es jedenfalls, dass Johann Georg und Friedrich Gegauf in Steckborn eine Kollektivgesellschaft eingegangen sind – und zwar am 19. November 1890. Ein erstes Patent für eine Hohlsaumnähmaschine wurde von Karl Friedrich Gegauf am 27. Februar 1892 angemeldet. Ein weiteres Patent für ein verbessertes Modell erhielten die Gebrüder Gegauf am 1. September 1893. Darauf stützen wir uns ab, wenn wir 1893 als Geburtsjahrgang der Firma BERNINA angeben.

Kommentare zu diesem Artikel

3 Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Erforderliche Felder sind mit * markiert

Liebe Leserin, lieber Leser des BERNINA Blogs,

um Bilder über die Kommentarfunktion zu veröffentlichen, melde Dich im Blog bitte an.Hier geht es zur Anmeldung.

Du hast dich noch nicht für den BERNINA Blog registriert?Hier geht es zur Registrierung.

Herzlichen Dank, Dein BERNINA Blog-Team