Kreative Artikel zum Thema Nähen

Männershirt nähen aus Panelstoff mit der BERNINA L 890

Sicher ist es euch auch schon aufgefallen: Beim Stöbern in Stoffgeschäften oder auf dem Stoffmarkt sieht man immer mehr Panels. Doch was genau bezeichnet man eigentlich als Panel, was ist “ein Panel”?

Was ist eigentlich Panelstoff?

Genau genommen ist ein Panel erstmal das gleiche wie ein Musterrapport. Ein Rapport bezeichnet eine bestimmte Abfolge gleicher Grafiken. Zum Beispiel stehen zwei gelbe Blumen nebeneinander, dann kommt darunter eine blaue Blume, dann zwei grüne, und dann eine rote. Nach der roten starten wieder die beiden gelben, dann die blaue etc. Wenn von den gelben Blumen bis zur roten 80 cm Länge im Stoff ist, dann ist dieser Musterrapport 80 cm lang. Darum gilt es bei Rapporten immer genau zu schauen: Wie lang ist der Rapport und eignet sich diese Länge für mein Projekt? Oder ist vielleicht die Musterabfolge für mein Projekt zu kurz? Zu lang kann eigentlich nicht sein, weil man ja Teile des Rapports auch einfach nicht verwenden kann. Zu kurz wäre blöd, weil es dann schnell komisch aussieht.

Ein Panel ist das gleiche wie ein Rapport, nur dass auf einem Panel auch gern Landschaften sind, richtige Bilder. Auf dem Bild unten habe ich z.B. einen Panelstoff mit Mohnblumen verarbeitet. Unten grüne Wiese, die übergeht in Mohnblumen, die oben im Rapport in orange auslaufen. Aus dem orangen oberen Stoffteil habe ich das Oberteil genäht, aus dem Panelende den Saum bzw. habe ich die Wiese natürlich nach unten gelegt. Würde die Wiese oben sein, würde es komisch aussehen. Das Mohnblumenpanel war 2 m lang.

Genau so ein Panel ist Dennis vor kurzem über den Weg gelaufen. Zwei coole, sommerliche Motive als Panel nebeneinander, die sich perfekt für ein Shirt ohne Ärmel eignen. Das Panel hat T-Shirt-Länge.

Würde man nun aus dem Kamelpanel ein Maxikleid wie oben nähen, dann hätte man zweimal die Tankstelle in der Optik vorn. Genau das meine ich mit “sieht komisch aus”. Kann man machen – aber nicht unbedingt!

Männershirt nähen mit Panelstoff, das Schnittmuster

Verwendet hat Dennis einen bewährten T- Shirt-Schnitt, den er häufig und gern näht. Der Schnitt hat Passen in den Schulternähten, die Ärmel wurden einfach weggelassen.

Neben dem Stoff benötigt man für so ein schlichtes Shirt, dass durch das Panel dann doch aufwendig ausschaut, lediglich zweimal normales Overlockgarn sowie für besonders schöne Overlock- und Covernähte zweimal Bauschgarn. Der Kombistoff wurde für die Passen verwendet.

Besonderheiten beim Nähen mit Panelstoff

Bei der Panelverarbeitung muss man besonders auf die Optik achten. Stichwort “Wiese ist oben” wie bei dem Mohnblumenkleid. “Wiese oben” oder “Blumen auf dem Kopf”  geht natürlich nicht, das Panel kann nur so verarbeitet werden wie beim oben gezeigten Kleid. Natürlich kann man die Wiese weglassen, wenn man sie nicht benötigt – aber oben kann sie nicht sein.

Man muss also unbedingt die Optik zuerst beachten, und wenn man mit einem Panel ein Projekt plant, muss natürlich auch die Stoff-Eigenart passen, also z.B. die Dehnbarkeit. Bei Dennis’ Shirt liegen die Muster im 90-Grad-Winkel zur Webkante. Wäre der Jersey nicht in beide Richtungen elastisch, könnte man das Shirt nicht aus diesem Stoff nähen. Und: Er muss auch ausreichend elastisch sein. Passt der Schädel nicht durch, hilft einem ein schönes Panel nichts. Darum genau prüfen und eventuell eine Nummer größer nähen bzw. eine Anpassung vornehmen. Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, von “kompletter Anpassung” bis hin zur “Ausschnittvariante”, denn durch einen V-Ausschnitt ist der Halsausschnitt dann auch wieder weiter als beim normalen Rundhals. Ihr seht – es ist ein weites Feld. 

Da unser Panel zwei Motive beinhaltet, von denen eines für das Vorderteil sein soll und das andere für den Rücken, schneiden wir den Stoff für den einfacheren Zuschnitt einfach einmal durch.

Panelshirt nähen, der Zuschnitt

Dann wird der Stoff einmal in den Bruch gelegt und Vorder- sowie Rückenteil zugeschnitten. Nun muss entschieden werden, welches das Vorderteil und welches das Rückenteil werden soll. Immer diese schweren Entscheidungen beim Nähen. 😉

Achtet unbedingt beim Zuschneiden unbedingt darauf, dass euer Motiv später richtig herum ist. Stichwort “Wiese auf dem Kopf” bzw. “Kamel mit den Beinen in der Luft”.

Dann werden noch zwei gegengleiche Passenteile aus dem Kombistoff zugeschnitten.

Das Nähen des Shirts

Die Teile für die Passen werden jeweils an Vorder- und Rückenteil gesteckt und mit der 4-Faden-Overlocknaht zusammengenäht. Vor dem eigentlichen Nähen des Projekts empfiehlt es sich immer, an einem Rest eine Probenaht zu nähen, damit es keine Überraschungen gibt. Dennis hat an einem Rest eine Naht genäht und dabei die Grundeinstellungen nicht verändert. Die zwei Bauschgarne sind in den beiden Greifern, in den Nadeln sind die normalen Overlockgarne.

Die Fadenspannung mit 2 Bauschgarnen

Das Ergebnis sieht nicht gut aus. Die Naht ist viel zu fest, die Nahtzugabe zieht sich zusammen, die Verschlingung an der Kante ist ungleichmäßig. Es sieht aus, als würden die Greiferfäden die Nadelfäden regelrecht rausziehen. Aber warum genau ist das so? In diesem Fall liegt es am Bauschgarn in den Greifern. Das Garn ist dicker und übt somit viel mehr Zugkraft aus als normales Garn. Außerdem ist es leicht dehnbar und zieht sich dadurch etwas zusammen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Greifer lockerer gestellt werden müssen. Einige Probenähte waren notwendig, aber letztlich überzeugt die Naht mit diesen Einstellungen:

Der Obergreifer steht jetzt auf 1,9 statt auf 4, der Untergreifer auf 3,5.

Ihr seht, wie stark die Greiferspannung nun von der Grundeinstellung abweicht, und man sieht die Abweichung auch an der gelb hinterlegte Farbe im Bild oben. Die Unterschiede in den zwei Greifern rühren daher, dass die Bauschgarne in den Greifern verschiedene Weglängen haben. Auf der Courleys-Seite findet Ihr ein Freebie, mit dem ihr lernt, welcher Overlockfaden eigentlich von wo kommt. Die Grafik auf dem Display der BERNINA L 890  zeigt das auch sehr anschaulich.

Image of BERNINA L 890.

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So sieht die Naht nach den Justierungen aus. Die Verschlingung an der Messerkante, ein ausgeglichenes Nahtbild.

Ausschnitte erweitern beim Achselshirt

So können dann die Schulter/ Passen-Nähte sowie die Seitennähte geschlossen werden. Wenn man nun bei der ersten Anprobe feststellt, dass die Armausschnitte vielleicht etwas eng sind, kann man hier einfach nach Gefühl mit dem Rollschneider ein wenig wegnehmen. Dazu legt man das Shirt in den Bruch, alles sauber aufeinander und schneidet etwas nach. Lieber erstmal wenig und nach Bedarf nochmal. Wir haben ja hier keinen Ärmel, den wir in die Berechnung einbeziehen müssen. Am besten sichert man nach dem Korrekturschnitt die Nahtanfänge durch ein paar Stiche mit der Nähmaschine.

Manchmal darf es auch ganz einfach sein beim Nähen. Hier in Norddeutschland sagt man gerne „frei Schnauze“ zu so etwas. Wie ist das denn bei euch?

Kanten zum Covern vorbereiten

Als nächstes werden mit der dreifädigen, schmalen Overlocknaht der Halsausschnitt, die Armausschnitte sowie die untere Saumkante versäubert. Normalerweise ist das beim Covern nicht nötig, und bei Jersey sowieso nicht, der franst ja nicht aus. Jedoch soll bei diesem Shirt der Greiferfaden auf der rechten Seite sichtbar sein. So sieht es nachher in der Verarbeitung schön sauber aus.

Dazu entfernt ihr einfach den linken Nadelfaden im Overlockbereich, samt linker Nadel, und wählt an der Maschine den Stich aus. Auch hier hat Dennis eine Probenaht gemacht, hier war es wieder nötig, die Greifer etwas zu lockern, aber gleichmäßig und den Obergreifer nicht so stark.

Das liegt wiederum an den Weglängen, die bei der schmalen Naht eben deutlich kürzer sind und weil nur ein Nadelfaden zum Fixieren der Greiferfäden eingesetzt wird.

Nun kann die eigentliche Versäuberung starten. Die Fadenketten lassen sich am Ende sehr gut mit einer Fangnadel oder Stopfnadel in die Naht ziehen.

Das Shirt säumen

Nun werden die Stoffkanten an Hals- und Armausschnitt 2 cm nach innen umgelegt, am unteren Saum 2,5 cm. Man sieht hier deutlich die mit dem 3-Faden-Overlockstich versäuberte Kante innen liegen.

Wir lieben ja die Möglichkeiten, welche uns die verschiedenen Nähfüße eröffnen. Bevor man mit dem Fuß an der Maschine startet, kann man damit im Vorfeld schon einmal schauen, ob der gewählte Fuß optimale Sicht bietet und sich das Projekt gut führen lässt. Ein Blick auf den Nähfuß offenbart bereits viel. Man kann sehen, ob der Fuß eine Führungshilfe hat oder vielleicht das Projekt besonders schmal ist und der Fuß daher geeignet oder eben auch nicht. Oft können Füße viel mehr als das, wofür sie eigentlich gedacht sind

An den jeweiligen Ausschnitten hat Dennis die schmale Covernaht mit der mittleren und rechten Nadel verwendet. Nach eine Probenaht war es nur notwendig, den Greiferfaden – ebenfalls Bauschgarn – in der Spannung auf 1 zu reduzieren. Die restlichen Einstellungen konnten bleiben.

An Nahtkreuzungen ist es immer sehr hilfreich, wenn man die Nahtzugaben entgegengesetzt legt. So liegt die Covernaht schön flach und man kommt beim Nähen leichter über die dicken Stellen.

Eingesunkene Nadelfäden beim Covern vermeiden

Bei diesem Projekt braucht es beim Covern ein wenig Unterstützung wegen der Legerichtung des Stoffes. Speziell am unteren Saum kann es passieren, dass die Fäden nicht gleichmäßig auf dem Stoff zum Liegen kommen, da sie zwischen die Maschenreihen sinken. Der Greiferfaden soll auf der rechten Seite sichtbar sein. Hier ist die Gefahr des Einsinkens zwar gering, aber trotzdem beugt man mit Avalon Film vor. Es gibt sonst Unregelmäßigkeiten in der Naht, die unschön auffallen. Wenn man aber die Nadelfäden auf den rechten Seiten sehen soll, braucht man die Folie unbedingt.

Warum ist das so? Das Panel ist ja, wie zu Anfang schon mal kurz erwähnt, nicht im Maschenlauf gedruckt. Das bedeutet, die Maschenreihen des Stoffes laufen beim Nähen mit der Naht und nicht quer, wie man es sonst kennt. Dadurch ist die Gefahr groß, dass die Nadelfäden in die kleinen Rillen des Maschenlaufs einsinken und die Nadelfäden sehr ungleichmäßig zu liegen kommen. Durch die Stickfolie wird das Einsinken verhindert, weil sie die Oberfläche abdeckt, und so die Stiche gleichmäßig gebildet werden können.

Außerdem verbessert sich dadurch der Transport des Stoffes. Auch die Übergänge an den Nähten lassen sich leichter bewältigen. Beim Nähen wird, je nach Naht, einfach ein grob zugeschnittener Streifen Folie unter oder auch auf die zu nähende Naht gelegt. Ist ein Streifen zu Ende, hält man rechtzeitig an und legt einen neuen Streifen zwischen den vorherigen und den Stoff. Das muss nicht schön aussehen, die Folie verschwindet durch kurzes Auswaschen danach komplett.

Am unteren Saum hat Dennis die breite Covernaht mit zwei Nadeln gewählt und eine Probenäht gemacht. Die Einstellungen konnten auch wieder bleiben, außer dass die Greiferspannung gelockert werden musste.

Das sieht nach dem Nähen alles ein wenig chaotisch aus, aber macht euch keine Gedanken. Hier seht ihr ein Bild des unteren Saumes vor dem Waschen

Nach einem kurzen Spülgang in der Waschmaschine und dem Trocknen sieht das fertige Shirt so aus wie unten. Alles schön gleichmäßig und gerade. Das heisst aber nicht, dass man durch Avalon eine Naht krumm nähen kann und das Waschen sie gerade zaubert 😉. Auf dem Bild mit der Folie sieht die Naht einfach krumm aus, ist sie aber nicht.

Durch die Stickfolie und gleichmäßiges Mitführen des Stoffes erhält man sehr saubere, klare Nähte. Selbst an den Nahtübergängen gibt es so keine kurzen Stiche.

Viel Spaß beim Nähen eures Sommershirts!

Eure Manu mit Dennis

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