Kreative Artikel zum Thema Nähen

Nähen lernen für Anfänger, Teil 5: Das erste Nähprojekt

Im Rahmen der Reihe “Nähen lernen für Anfänger” geht es heute um das erste Nähprojekt: Ich stelle euch eine Nähanleitung für ein kleines Täschchen zur Verfügung.

Nähanleitung für ein kleines Täschchen

Ich habe mich dabei an meinem ersten, richtigen Nähprojekt orientiert, welches ich alleine ohne Hilfe und ohne zu fragen genäht habe. Damals habe ich ein kleines Täschchen genäht und bin da sehr naiv an das Projekt herangegangen. Ich hatte keine Ahnung von Reißverschlüssen und habe aus der Kiste meiner Mama einen nahtverdeckten Reißverschluss herausgezaubert und mit dem normalen Nähfuß mehr schlecht als recht reingenäht.

Seitdem sind diverse Täschchen mit Hilfe meiner Nähmaschine entstanden und damit ihr direkt mehr Erfolg mit eurem Täschchen habt, zeige ich euch heute, wie ihr an einem kleinen Taschenprojekt üben könnt, einen Reißverschluss richtig einzunähen.

Auf dem Bild seht ihr übrigens das gepunktete Täschchen, welches ich damals mit einem nahtverdeckten Reißverschluss genäht hatte. Aber es erfüllt für Krimskrams noch seinen Zweck. Das Täschchen hat oben auch noch eine Rundung, damit ich es mir damals noch etwas schwerer machen konnte. 😉

Material 

Ihr braucht zum Nachnähen des kleinen Täschchens:

  • einen 20 cm Reißverschluss (ich habe einen “fertigen” Reißverschluss gewählt. Wenn ihr Endlosreißverschlüsse habt, müsst ihr den passend zuschneiden und daran denken, dass ihr den etwas länger zuschneidet als 20 cm)
  • Webware (kleine Reste)
  • Volumenvlies H630
  • ggf. Webband zum Verzieren

Zuschnitt 

Ihr schneidet wie folgt zu:

  • je ein Rechteck von 22 x 17 cm aus Außenstoff, Innenstoff und Vlies H630
  • je zwei Rechtecke von 22 x 8 cm aus Außenstoff, Innenstoff und Vlies H630
  • Webband passend zuschneiden, falls ihr es auch verwenden wollt

Vorbereitung des Außenstoffs

Als erste Vorbereitung bügelt ihr das Volumenvlies gemäß Herstellervorgabe auf die drei Außenstoffstücke auf. Falls ihr wie ich einen fransenden Stoff habt, solltet ihr ggf. versäubern.

Vorbereiten der Nähmaschine

Wir nähen als erstes den Reißverschluss ein. Damit wir den Reißverschluss sauber und ordentlich einnähen können, nähen wir nicht mit dem normalen Nähmaschinenfüßchen, sondern mit dem Reißverschlussfüßchen. Der ist standardmäßig bei meiner Nähmaschine mit dabei. Bei eurer sicher auch.

Ich nähe mit der bernette 77.

Image of bernette 77.

bernette 77

Die preiswerte Nähmaschine mit tollen Extras. Es lassen sich viele Materialien verarbeiten, vom zarten Chiffonstoff bis zum feinen Leder. Dank der guten Stichqualität kannst du sorglos mehrere Lagen nähen. 

Mehr erfahren

Auf dem Bild unten seht ihr gut den Unterschied zwischen Reißverschlussfuß (links) und normalem Nähmaschinenfuß (rechts): mit dem Reißverschlussfuß kommt man viel näher an die Reißverschlussraupe heran und kann ihn dementsprechend sauberer und ordentlicher einnähen.

Ich wähle immer die Füsschenposition rechts. Damit komme ich besser zurecht.

Das erste Nähprojekt: Wir legen los!

Wir machen uns nun ans Nähen und starten mit dem Reißverschluss. Der Reißverschluss wird immer zwischen einen Außen- und einen Innenstoff eingenäht. Anfänger machen das am besten in zwei Schritten. Je häufiger man dann Reißverschlüsse eingenäht hat, desto besser klappt es dann auch, Außen- und Innenstoff in einem Nähschritt am Reißverschluss zu befestigen.

Vom Prinzip ist es wie folgt: ihr legt den Außenstoff mit der rechten Seite nach oben hin und legt den Reißverschluss rechts auf rechts drauf, d.h. die Raupe vom Reißverschluss zeigt nach unten auf den Stoff. Im Anschluss legt ihr den Futterstoff rechts auf rechts (Futterstoff rechts auf rechts auf Außenstoff) drauf und befestigt die drei Lagen mit einem Geradstich.

Für den Anfang ist es wie gesagt leichter, wenn ihr das Einnähen des Reißverschlusses in zwei Schritten vornehmt. Ich habe das hier auch so gemacht für die Anleitung. Mein Füßchen läuft entlang der Reißverschlussraupe; so habe ich einen optimalen Abstand. Wenn ihr in die Nähe des Zippers kommt, dreht ihr die Nadel in den Stoff, hebt das Füßchen und zieht den Zipper am Füßchen vorbei. Dann könnt ihr im gleichen Abstand weiter nähen und rutscht am Zipper nicht ab (so wie ich, siehe unten. Faulheit ist einfach nicht alles). Ihr näht mit einem Geradstich.

Ihr legt jetzt wie oben erklärt den Futterstoff auf und näht diesen im gleichen Abstand wie den Außenstoff auf. Der Reißverschluss ist jetzt in der Mitte von Außen- und Innenstoff eingenäht. Ihr klappt den Stoff jetzt so, dass der Reißverschluss außen liegt und zieht beide Stoffe schön glatt. Wir steppen jetzt von außen den Stoff ab. Das machen wir, dass der Futterstoff nicht “hochkrabbelt” und sich beim Öffnen in den Reißverschluss zwickt.

Als nächstes nähen wir die anderen beiden schmalen Teile an den Reißverschluss an. Das Prinzip ist genau das gleiche. Ihr legt den Reißverschluss rechts auf rechts auf den Außenstoff und den Futterstoff darüber und näht die drei Lagen mit dem Geradstich fest.

Je nach eurem Mut macht ihr das in einem Schritt oder ihr macht das zur Sicherheit in zwei Schritten. Manchmal ist es am Anfang besser, den 2-Schritte-Weg zu gehen, um Frustation mit dem Nahttrenner zu vermeiden.

Auch hier steppt ihr denn von außen den Stoff ab. Beim Absteppen ist es wichtig, dass der Außen- und Innenstoff glatt und faltenfrei liegen. Nur so klappt das Absteppen und sieht auch von der Innenseite vernünftig aus. Wichtig wäre auch, dass ihr Stoffe benutzt, die ein gleiches Verhalten haben, also nicht einen ganz flutschigen und einen ganz festen beispielsweise. Damit erspart ihr euch auch eine Menge fluchen.

Mir ist dann wieder eingefallen, dass ich ja das Webband noch hatte. Das habe ich noch angenäht (nur auf dem Außenstoff), da es so gut zum Stoff gepasst hat und ich nicht darauf verzichten wollte.

Fertigstellen eures ersten Nähprojekts

Jetzt sind wir schon fast fertig mit dem Nähen. Bald ist es geschafft, und ihr haltet euer kleines Reißverschlusstäschchen in den Händen.

Zunächst legt ihr die beiden noch übrigen Stoffstücke links auf links aufeinander und versäubert sie zusammen oder fixiert sie kurz mit einem Geradstich.

Im Anschluss wird dieses Stück mit dem Außenstoff auf den Außenstoff des Reißverschlussteils gelegt, also rechts auf rechts. Wir nähen dann einmal ringsherum. Damit wir das Täschchen hinterher wenden können, muss der Reißverschluss geöffnet werden. Sonst wird es schwierig. 😉

Beim Rundherum-Festnähen nähen wir genau am Rand der Reißverschlussenden entlang. Dann sieht es nach dem Wenden gut aus.

Wenn ihr einmal herum genäht habt, Ecken einkürzen, damit es nach dem Wenden auch besser aussieht. Auch insgesamt die Nahtzugaben etwas einkürzen, also entlang der Naht schmal abschneiden, aber auf keinen Fall die Naht einschneiden.

Jetzt ist es schon fast geschafft: Täschchen wenden und auf die schöne Seite drehen. Ggf. bügeln. Da ich einen kleinen Bügelfetisch habe, habe ich natürlich gebügelt. Nach dem aktuellen Stand sieht man innen drinnen jetzt die Nahtzugabe, was mir nicht gefällt.

Daher steppe ich von außen noch einmal ab. Meine schmal zurück geschnittene Nahtzugabe wird dann von der Naht “eingeschlossen” und ist nicht mehr sichtbar, wenn man in das Täschchen guckt.

Ganz viel Spaß beim Nachnähen. Je mehr Reißverschlüsse ihr eingenäht habt, desto besser und schneller klappt es. Größeren Taschenprojekten steht dann nichts mehr im Weg.

Ich bin ja bekennender Nähbücher-Fan. Ich finde, es gibt nichts Besseres. Bei den Nähbüchern hat sich in den letzten Jahren auch so viel getan: sie sind mit bebilderten Anleitungen und gut erklärt. Wenn ihr jetzt Lust auf mehr Taschen habt, kann ich euch das Buch “Lieblingsbegleiter” von Eva Scharnowski aus dem Frechverlag empfehlen. Hier findet ihr zahlreiche weitere Projekte für kleine und große Taschen und vor den Reißverschlüssen müsst ihr keine Angst mehr haben.

Hier beispielsweise ein Video, in dem gezeigt wird, wie man eine Lederclutch näht:

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Für die gelbe Clutch gibt es auch eine schriftliche Anleitung. Diese könnt ihr hier gratis als PDF herunterladen: Anleitung und Schnittmuster für eine gelbe Clutch mit Quiltmuster

Habt einen tollen Tag.

Liebe Grüße,
Kathi

Gratis Schnittmuster & Nähanleitung: Kleines Täschchen

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Kommentare zu diesem Artikel

3 Antworten

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  • Bettina BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Katharina,ich probiere mich ja gerade durch diverse Anleitungen, die für Nähanfänger geeignet sind (auch wenn ich selber schon eine Weile nähe).Deine Anleitung ist wirklich gut beschrieben, allerdings ist mir aufgefallen, wenn ich deine Maße der Teile nehme, ist meine Vorderseite nach dem Einnähen des Reißverschlusses um ca. 2 cm kleiner, als die Rückseite.Ist da in deiner Anleitung ein Tippfehler drin oder ist bei mir irgend etwas krumm gelaufen?Danke für die Antwort und lieber Grußbettina

  • Ruth Hellriegel BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Danke für die Anleitung. Mich stört  auch  die „unversäuberte“ Innenseite. Nachträglich abzunähen ist eine Option. Ich habe schon getüftelt, aber „verstürzen“ funktioniert bei diesem Modell nicht oder komme ich nur nicht drauf?? Gruß Ruth 

  • Andrea Malsch BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Katharina,ich nähe auch schon seit bestimmt 10 Jahren und merke, dass ich mit mir selbst immer strenger werde.Nun lese ich voller Interesse Deine Beiträge, um irgendwann wirklich „alles ganz richtig zu machen“.Vielen vielen Dank! Es wird alles so gut und bis ins kleinste Detail erklärt; es macht solchen Spaß, noch dazu zu lernen :-)Liebe Grüße, Andrea 

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