Kreative Artikel zum Thema Nähen

Aus dem Nähkästchen geplaudert mit Frölein Da Capo

“In unserem Estrich steht ein Schatz. Er ist verpackt in eine rote Plastikbox.” Mit diesen Zeilen beginnt eine Kolumne im Magazin “Schweizer Familie”, geschrieben von Frölein Da Capo, einer hierzulande bestens bekannten Musikerin, Autorin und Bühnenkünstlerin. Viele von Euch ahnen es: Der Schatz in der roten Plastikbox ist eine BERNINA 830 Record, also eigentlich ein Schätzchen. Frölein Da Capo beschreibt diese Maschine als Gegenentwurf zum bösen Spiel der Drucker-Mafia, welche ihre Produkte so konzipiert, dass sie rasch den Geist aufgeben. “Könnten doch nur alle Maschinen so grossartig sein wie sie.”

Wir haben die Kolumne gelesen und uns gefreut. Ein Loblied aus prominentem Mund! Das Frölein – welches mit bürgerlichem Name Irene Brügger heisst – kann nämlich sehr gut singen. Seht und hört selbst: 

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Was wir vor der Lektüre nicht wussten: Irene kann auch nähen. Sie näht ihre Bühnen-Outfits alle selber. Das hat uns neugierig gemacht, und wir haben beim Bürofrölein des Fröleins angefragt, ob vielleicht ein Interview mit dem Frölein persönlich möglich sei. War es!

Seid Ihr neugierig, wie man zum Einfrauorchester wird, was schweizerdeutsche Wörter wie “ömu” und “gäbig” bedeuten, auf welches Nähwerk Frölein Da Capo besonders stolz ist und was es mit dem Zwergwalkostüm auf sich hat? Das alles und einiges mehr erfahrt Ihr im Folgenden. 

Lesen ist gut, aber live ist besser (sagt das meinen Kindern nicht). Frölein Da Capo ist mit ihrem Programm “Die Ein-Frau-Show” auf Tour – hier findet Ihr die Konzertdaten.

Interview mit Frölein Da Capo

Liebes Frölein, erzähl mal, wer bist Du und was machst Du? Bitte bedenke, dass unsere Leserinnen und Leser von ännet der Grenze Dich nicht ganz so gut kennen wie wir Schweizer.
Im richtigen Leben heisse ich Irene Brügger, betreibe aber seit 15 Jahren ein Einfrauorchester und stehe als Frölein Da Capo auf der Bühne. Dort mache ich Musik-Kabarett, singe Lieder, erzähle Geschichten und zeige Bilder und Gezeichnetes. Ich schreibe auch seit sieben Jahren eine wöchentliche Kolumne im Familienmagazin „Schweizer Familie“ und habe viele weitere Projekte am Start.

Portrait Frölein Da Capo

Wie hat das alles angefangen?
Bevor ich zum Musikfrölein wurde, war ich ein Bürofrölein mit unnatürlich vielen Hobbies. Seit der Gründung des Einfrauorchesters 2007 bin ich nun komplett hobbylos. Den erlernten kaufmännischen Beruf hab ich an den Nagel gehängt. Dort hängt er noch immer.

In einer Jubiläumsschrift erwähnst Du den ersten Solo-Gig, der nicht in die Hose ging. 2007 in Winterthur. Was war davor?
Ich habe viele Sachen gemacht. Blasmusikverein, Rockbands, A-Cappella-Chor, Theater … 2006 entschied ich mich, es mal als Solokünstlerin zu probieren. Und musste erst ein paar mal scheitern, um dann in Winterthur erstmals zu reüssieren.

Seit wann heisst Du «Frölein Da Capo»? Wie bist Du auf den Namen gekommen?
Da Capo ist eine Anspielung auf mein Loopgerät, welches ich auf der Bühne benutze, um mich selbst zu begleiten. Ich nehme musikalische Phrasen auf – mit Trompete, Klavierli, Gesang – und das Loopgerät wiederholt das Aufgenommene permanent. Wiederholen bzw. „Nochmal von vorne“ heisst in der Musiksprache „Da Capo“.

Wie bist Du zu Deinem ersten Loopgerät gekommen?
Das kriegt man im Fachgeschäft. Zum Beispiel beim Tom Lüthi im Musikhaus Luzern.

Nach den Anfängen ging es schnell. Du hast einen für Schweizer Verhältnisse raketenhaften Aufstieg hingelegt. Welches waren die wichtigsten Stationen?
Der Gewinn des Nachwuchspreises „Kleiner Prix Walo“ im 2007 hat mich sehr in meinem Vorhaben bestärkt. Im 2010 bekam ich ein Engagement in der bis dato erfolgreichsten Satire-Sendung des Schweizer Fernsehens, „Giacobbo/Müller“. Dort war ich dann für fünf Staffeln und erlangte schweizweite Bekanntheit. Im 2012 konnte ich an der Künstlerbörse in Thun vor den Veranstaltern beweisen, dass ich auch abendfüllend auf der Bühne bestehen kann. Seither spiele ich in den Theatern der Schweiz.

Gab es einen Masterplan oder kam der Erfolg überraschend?
Ich bin keine Planerin – ich bin ein Sonntagskind. Und ich bin fleissig, das auch. 🙂

Die Nähszene ist während der Pandemie aufgeblüht. Für Dich als Bühnenkünstlerin dürfte es anders ausgesehen haben. Wie war die Corona-Zeit für Dich?
Ich hab versucht, das Beste draus zu machen. Habe ein paar Live-Stream-Sachen gemacht, habe in der Zeit einen Tagesabreisskalender gebastelt und über meine Homepage verkauft – so hatte ich doch immer was zu tun. Zudem schreibe ich ja Kolumnen – die sind seuchensicher.

Nun bist Du wieder da, mit dem Programm «Ein-Frau-Show». Worum geht es?
Frölein hat in der grossen Kunstpause einen showwissenschaftlichen Fachlehrgang absolviert und zeigt nun das Erlernte. Es sind Lieder und Geschichten, Zeichnungen und Fantastereien aus dem Universum des Fröleins.

Im Winter geht es weiter mit «FREDDIE – Die Mundartshow», einer schweizerdeutschen Hommage an Freddie Mercury. Die Show ist eine Kooperation mehrerer Schweizer Künstler. Wer macht mit und wie wurdest Du Teil der Truppe?
Auf der Bühne sind Roman Riklin und Daniel Schaub, sonst als Duo „Riklin & Schaub“ unterwegs und Adrian Stern. Dazu kommt FM François Mürner, lebende Radiolegende, mit audiovisuellen Beiträgen aus dem Off. Roman und Dani kamen auf mich zu mit der Idee des „Secondhandorchestras“, so der Name dieser Truppe. Das erste Projekt war Beatles in Mundart, aktuell ist es Queen bzw. Freddie Mercury und es wird sicherlich weitere Produktionen geben. Es ist eine grossartige Zusammenarbeit in dieser Konstellation.

Magst Du Queen?
Queen sind etwas vom Grössten. Und das Auseinandersetzen mit der Person Freddie Mercury, seiner Geschichte und auch das Übersetzen seiner Songs in Mundart hat meine Begeisterung für diese Band und diese Musik noch erhöht.

Apropos Mundart, das Schweizerdeutsche spielt in Deinen Liedern und Texten eine wichtige Rolle. Bitte hilf unseren deutschen Leserinnen auf die Sprünge: Was bedeutet «ömü», was «öppe» und was «gäbig»? 
Ich habe die Tendenz, einzelne Mundartwörter in meinen Kolumnentexten einzuweben. Es gibt meiner Ansicht nach eine schöne Färbung. Daher kommen eben solche Wörter vor. „Öppe“ heisst „ungefähr“, „gäbig“ ist „praktisch“, „ömu“ würde ich mit „jedenfalls“ übersetzen. Ein vielbenutztes Wort von mir ist auch „imfau“, zu deutsch „im Fall“. Ich hänge es gerne an die Satzenden, zur Verstärkung. Das ist manchmal total nötig, imfau!

Der Gebrauch des Schweizerdeutschen dürfte es schwierig machen, die Karriere im Ausland zu lancieren. Ist das für Dich ein Thema? Könntest Du Dir vorstellen, mit einer Art Esperanto-Schwyzerdütsch in Deutschland und Österreich aufzutreten? Oder mit englisch-schweizerischen Liedern?
Momentan bin ich nicht unglücklich. Familientechnisch habe ich meinen Schaffenskreis auf die Schweiz reduziert. Aber man weiss ja nie, was kommt. Vielleicht krieg ich plötzlich Lust auf Aufbruch oder lande in einem Projekt, bei dem es über die Grenze geht. Ich bin immer auch offen für Neues.

Du kannst singen, schreiben, zeichnen, spielst Euphonium und Gitarre, hast Witz, Geschmack und bist ein Kalendergirl. Was kannst und hast Du sonst noch, wovon die Welt wissen muss?
Also wenn Du das so aufzählst, dann klingt das schon chli übertrieben. Aber ich gebe zu, ich habe ein weiteres Talent: ich kann mit den Ohren wackeln.

(Hier schwer zu sehen.)

Erwischst Du Dich manchmal beim Gedanken: «Ich bin ein Universalgenie, gebt mir die Weltherrschaft»?
Ich versuche schon seit geraumer Zeit, die Weltherrschaft an mich zu reissen. Ich bleibe dran.

Nun lesen wir in der Schweizer Familie, dass Du auch nähen kannst und Deine Bühnenoutfits selber herstellst. War das von Anfang an so?
Mein allererstes Bühnenoutfit als Frölein (ich trage Petticoatkleider auf der Bühne) hab ich gekauft. Aber ich war damit nicht so glücklich. Also habe ich mir ein Schnittmuster erarbeitet und danach habe ich nach diesem Muster bei jeder Gelegenheit wieder ein neues Kleid in einer neuen Farbe genäht. Anfänglich mit billigem Fasnachtsstoff, inzwischen mit bestickter Seide.

Was bedeutet Dir das Selbermachen?
Ich liebe es. Mein ganzes Einfrauorchester-Projekt ist ein Selbermach-Projekt. Ich habe die Ideen, schreibe die Musik und die Texte, spiele die Instrumente, nähe die Kostüme, bastle das Bühnenbild … es ist bei mir fast ein wenig zwanghaft.

Wie bist Du zum Nähen gekommen und von wem hast Du es gelernt?
Meine Mama hätte gerne den Schneiderberuf gelernt, doch war es ihr nicht vergönnt, einen Beruf zu erlernen. Daher hat sie für sich und für uns Kinder viel genäht. Fasnachtskleider, Winterjacken, Babykleider. Sie hat auch viel Patchwork-Arbeiten gemacht, unter anderem Topflappen und einen grossen Quilt – ich denke, ich habe das über die Gene geerbt.

Schön brav mitgemacht im Handarbeitsunterricht?
Ich gehörte zu denen, die gern in den Handarbeitsunterricht gingen. Ausser wenn wir häkeln mussten. Nähen fand ich immer top. Und ich habe auch schon früh damit angefangen, meine eigenen Kleider abzuändern. Der Mode entsprechend habe ich in meiner Jugend Löcher in die Jeans geschliffen. Damals konnte man Jeans nur in unversehrtem Zustand kaufen.

Man kennt Dich in Retro-Kleidern mit schwingenden Röcken. Ist dieser Vintage-Look Teil der Bühnenperson oder magst Du das auch sonst gerne? Wie würdest Du den Stil beschreiben?
Privat bin ich überhaupt nicht so unterwegs. Über diese „Verkleidung“ kann ich mich ein wenig von der Bühnenperson abgrenzen. Der Stil ist sehr schigg und daher, wie ich finde, perfekt für die Bühne. Ich mag es, mich für das Publikum herauszuputzen.

Du erwähnst anderswo ein Zwergwalkostüm. Auch selbstgemacht?
Notgedrungen. Während meiner zwei Schwangerschaften mussten Kostüme her, in denen der Bauch auch Platz hat. Daher das „Zwergwalkostüm“.

Gab es in Deiner Karriere als Hobbynäherin ein Nähwerk, auf das Du besonders stolz warst?
Ich habe ein grandios gäbiges Schmink-Etui konstruiert, das mich seither an meine Konzerte begleitet. Darauf bin ich stolz. Ich habe es auch für zwei Künstlerkolleginnen genäht und die haben sich mächtig darüber gefreut.

Wo findest Du die Schnitte, wo lässt Du Dich zu Deinen Nähwerken inspirieren?
Ich tüftle gerne selber. Und die Inspiration dazu hol ich mir im Internet. Pinterest und Co. haben so viele tolle Ideen, die sie präsentieren. Und meist reicht mir ein Bild und ich habe schon eine Idee, wie ich das nähen könnte.

Aus eigenem Interesse: Wir glauben, Du nähst mit BERNINA. Stimmt’s? Magst Du Deine Maschine? 🙂
Ich liebe diese BERNINA. Ich durfte sie von meiner Mama übernehmen und sie ist der Inbegriff an Zuverlässigkeit. Sie hat schon so viele Stunden auf dem Buckel und jammert nie. Ich bin generell ein Fan von so unkaputtbaren Geräten und Maschinen. Ich finde, in einer Zeit, in der man so schnell so viel Zeugs wegwirft oder gar von Grund auf so konstruiert, damit es innert Frist kaputtgeht, da lob ich mir eine BERNINA, die wohl dereinst auch mich überleben wird.

Gibt es ein Zubehörteil, das noch erfunden werden muss?
Eine vollautomatische “Reissverschlusseinpassvorrichtung” wär super. Das ist eine Arbeit, die ich überhaupt nicht mag.

Du hast Connections nach Winterthur. Wann kommst Du mal über den Hoger und besuchst uns in Steckborn?
Kommt drauf an. Gibts Apéro?


Fun facts

(Näh-)Tick?
Ich tu öppe mal etwas verjuflen und nähe falsch auf falsch zusammen.

Näh-Motto?
Wie’s innen vernäht ist, sieht ja niemand 😉

Wohin mit all den Stoffen, näherisch und künstlerisch?
Auf Halde. Jeder Stoff hat seine Zeit.

Lieblings-Näh-Gadget?
Nicht mein Liebling, aber unverzichtbar: der Nahtauftrenner.

Diese Komplimente mag ich am liebsten:
Ich mag Komplimente. Ganz unspezifisch. Und fast noch lieber mach ich welche.

Lieblingswort?
Das würde den Rahmen sprengen. Ganz viele, regionale Mundartwörter.

Shoppingtipp für Nähbegeisterte (offline)?
Vonwyl Nähatelier und Stoffzentrale, beide im schönen Willisau

Da will ich unbedingt einmal hin:
Weg

Was bedeuten Dir Gartenzwerge?
Ich habe einen speziellen, der seit Beginn mein schweigender Bühnenpartner ist. Sonst bin ich nicht so Gartenzwerg.

Wäschst Du Stoffe vor dem Nähen?
Ja, immer. Es lohnt sich – ich spreche aus Erfahrung.

Derzeitiger Lieblingsstoff? All-time Favourite?
Ich durfte mich für das neue Programm mit Pailletten herumschlagen … das wird nicht mein Favourite. Ich mag Seidenstoffe und Viskose.

Wofür würdest Du mitten in der Nacht aufstehen?
Es gibt nichts, was mich aus dem Bett bringt.

Sprichst Du mit der Nähmaschine? Was sagst du ihr?
Das sind Gespräche privater Natur, das geht nur BERNINA und mich etwas an …

Auftrennen oder «ach, egal»?
Mal so, mal so.

Ordnung im Nähzimmer oder organisiertes Chaos?
Totales Chaos.

Liebstes Schimpfwort bei Näh-Missgeschicken?
Gopfetoooooori!


Mehr erfahren über Frölein Da Capo

Weitere Infos über Frölein Da Capo findet Ihr unter folgenden Links:


Weitere Interviews mit Näh-, Stick- und Quiltpersönlichkeiten folgen. Fällt Euch eine Person ein, von der Ihr gerne mehr wissen würdet? Dann teilt uns deren Namen gerne in den Kommentaren mit. Es hilft, wenn diese Person mit BERNINA näht 😉.

Lieber Gruss
Matthias

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