Kreative Artikel zum Thema Quilten

Ausstellungstipps Januar 2023

T.O.P. Secret

Noch bis zum 29. Januar 2023 läuft die Ausstellung ‘T.O.P. Secret’ in der Textilsammlung Max Berck in Heidelberg-Ziegelhausen.

‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’
Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Diese Ausstellung, für die sich Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler zu einem Textile Open Project zusammengeschlossen haben, ist einen Besuch wirklich wert.

Ausstellungsansicht mit Arbeiten von Judith Mundwiler
‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Im September wurde ich eingeladen, einige Stunden beim Aufbau der Ausstellung dabei zu sein, was mich schon neugierig machte und woraus mein Vorbericht für den BERNINA Blog entstand.

Gabi Mett: Erdzeichen 1 und 2
Ausstellung ‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Bei der Ausstellungseröffnung im Oktober herrschte nicht nur eine gänzlich andere Atmosphäre, sondern es bot sich natürlich auch ein anderes Bild, wie die diesen Artikel illustrierenden Fotos belegen.

Ausstellungsansicht
‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Die Künstlerinnen mit Wurzeln in Frankreich, Deutschland und der Schweiz kennen und schätzen sich schon lange, tauschten sich aus, nahmen Anteil an den Ideen und Projekten der jeweils anderen und stellten auch in der Vergangenheit bereits zusammen in wechselnden Konstellationen aus.

Pascale Goldenberg: A Place to Live (li)
Ausstellung ‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Daraus entstand eines Tages die Idee zum Textile Open Project, einem offenen Projekt, das für jede Einzelne Spielraum für Entwicklungen gewährte und innovative Denk- und Arbeitsprozesse in Gang setzte.

Pascale Goldenberg: Auf dem Weg, Diptychon
Ausstellung ‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Die drei Künstlerinnen erstellten ein Ausstellungskonzept, ein geheim gebliebenes Konzept, mit dem sie Frau Dr. Scherer, Kuratorin der Textilsammlung, konfrontierten.

Ausstellungsansicht mit Arbeiten von Judith Mundwiler
‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

So eine Vorgehensweise ist natürlich ungewöhnlich, wenn man sich darum bewirbt, eine Ausstellung in einem renommierten Textilmuseum zeigen zu dürfen. Aber Frau Dr. Scherer schenkte ihnen ihr Vertrauen – und es wurde, wie man sieht, nicht enttäuscht.

Ausstellungsansicht
‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

In dieser sich über drei Etagen erstreckenden Ausstellung – die sich also erst mit der abgeschlossenen Hängung offenbarte – geht es um Seele, Meditation, Frauen, Ursymbole, Schutz, Spuren, Erinnerungen, aber auch um Morbides, Urahnen, Sterblichkeit, Verletzungen, Opfer oder das Jenseits.

Gabi Mett: Lange Wege Nr. 4
Ausstellung ‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Gebrauchtes oder auch gefundenes Material steht im Mittelpunkt von Judith Mundwilers Arbeiten, das im Zusammenklang mit Mixed Media- und/oder textilen Techniken ein zweites Leben erhält.

Gabi Mett: Lange Wege Nr. 4, Detail
Ausstellung ‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Teebeutel, tagtäglich gesammelte Papiere, uralte Buchseiten, Architekturpläne, Naturmaterialien erzählen neue Geschichten.

Pascale Goldenberg: Installation ‘Adobar’ (aus Robinson Crusoe)
Ausstellung ‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Judith Mundwiler thematisiert aktuelle Fragen, befasst sich mit den eigenen Wurzeln, sinniert über die Vergänglichkeit des Lebens, denkt über Seelenwanderung nach, schafft Meditationsobjekte, die mit hunderten Handstichen überzogen sind.

Gabi Mett: Im Zentrum 5 und 7
Ausstellung ‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Die Wiederverwertung nimmt auch bei Pascale Goldenberg einen hohen Stellenwert ein.

Pascale Goldenberg: Steine der Geduld (5 der insgesamt 12 Handschmeichler)
Ausstellung ‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Hauptsächlich verwendet sie gebrauchte Stoffe, Stoffe fast aller Qualitäten.

Judith Mundwiler: Verwundete Vaterseele
Ausstellung ‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Wie bekannt, engagiert sich Pascale Goldenberg seit vielen Jahren für das Guldusi-Stickerei-Projekt, mit dem afghanische Frauen und Mädchen unterstützt werden und ist in diesem Zusammenhang sehr viel unterwegs.

Judith Mundwiler: Verwundete Vaterseele, Detail
Ausstellung ‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Aber gerade wenn sie in einem Zug sitzt, nimmt sie ihren Beutel mit den Stick- und Nähsachen heraus und fängt einfach an.

Ausstellungsansicht
‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Aus einer Idee entwickeln sich oft ganze Serien. Es können Spurensuchen sein oder auch Provokationen, mit denen sie auf Missstände reagiert.

Judith Mundwiler: Circle of Life – Hommage an Bhutan (eine der insgesamt 3 Arbeiten)
Ausstellung ‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Wieder zu Hause setzt sie die Stücke auch mit Hilfe von beispielsweise Treibholz in Szene.

Gabi Mett: Kultplatz
Ausstellung ‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Archaische Kulturen stehen schon lange im Mittelpunkt von Gabi Metts Interesse. Sie knüpft an den oft reichen und eigentümlichen Gestaltungen alter Völker an und spürt beispielsweise Schamaninnen nach.

Ausstellungsansicht mit Arbeiten von Gabi Mett
‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Oder auch Kultplätze faszinieren die Künstlerin, wozu sie eine Reihe von Masken und Gefässen gesellt.

Ausstellungsansicht
‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Hieraus ergeben sich spirituelle Fragen: ‘Wo stehen wir heute?’ könnte eine dieser Fragen sein.

Judith Mundwiler: Seelenwanderung, Detail
Ausstellung ‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Auch Schriften oder Schriftzeichen verwendet Gabi Mett gerne, ebenso wie Perlen und Handstickerei, um ein Thema zu interpretieren. Oder gesammelte Erden, die sie mit Hilfe geheimnisvoller Rezepturen in Farben verwandelt und ihre Stoffe damit bemalt.

Pascale Goldenberg: Cabinet de curiosités
Ausstellung ‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Die Magie und das Geheimnisvolle, das sich im Titel ‘T.O.P. Secret’ anzudeuten scheint, zieht sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung mit höchst kreativen Exponaten.

Pascale Goldenberg: Ausstellungsansicht – li: Altar der Opfergaben
Ausstellung ‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Man muss sich bei einem Besuch schon darauf einlassen, sich Zeit nehmen und die Kunst auf sich wirken lassen. Wie gesagt, besteht dazu noch im Januar 2023 Gelegenheit.

v.l.n.r.: Wolfgang Erichson (Bürgermeister), Dr. Kristine Scherer (Kuratorin der Textilsammlung Max Berck), Gabi Mett, Pascale Goldenberg, Judith Mundwiler, Prof. Dr. Frieder Hepp (Direktor Kurpfälzisches Museum, Heidelberg)
Ausstellungseröffnung ‘T.O.P. Secret. Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler’, Textilsammlung Max Berck, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen und des Museums

Diese Ausstellung ist einmalig und wird in dieser Form nicht mehr irgendwo anders zu sehen sein. Es gibt dennoch eine Fortsetzung: Vom 8. Februar – 26. April 2023 wird ‘T.O.P. Connection’ im Kreismuseum Zons präsentiert. Hier stellen sich Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler dem Werk von Helmut Hahn, das das Museum in grossen Teilen bewahrt und schufen eine neue exklusive Schau. Man darf gespannt sein!

Auch interessant:

Zu meinem Vorbericht über die Ausstellung ‘T.O.P. Secret’ in der Textilsammlung Max Berk, Heidelberg, (September 2022) geht es hier

Der Bericht über die Ausstellung ‘Die Erinnerung läuft rückwärts. Helmut Hahn: Vom Bühnenbildner zum Textilkünstler’ im Kreismuseum Zons, 2018, ist innerhalb der Ausstellungstipps Dezember 2018 zu finden.

Info:

16. Oktober 2022 – 29. Januar 2023

T.O.P. Secret. Textile Open Project
Eine Ausstellung von Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler

Textilsammlung Max Berk
Brahmsstrasse 8
69118 Heidelberg-Ziegelhausen
Deutschland

www.museum-heidelberg.de

www.guldusi.com
www.gabi-mett.de
www.judithmundwiler.ch

Flyer

Öffnungszeiten:
Mi, Sa, So: 13 – 18 Uhr
geschlossen: 31. Dezember 2022 und 1. Januar 2023
Gruppen auch nach Vereinbarung zu anderen Zeiten

Näheres zum Rahmenprogramm siehe bitte im Flyer

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UnBinding Bodies
Lotosschuhe und Korsett

Ein Projekt des TA T – Raum für forschende Ausstellungspraxis der Humboldt-Universität zu Berlin in Kooperation mit dem Museum am Rothenbaum (MARKK), Hamburg

Über einen Zeitraum von tausend Jahren wurden chinesischen Mädchen die Füsse gebunden, um sie klein zu halten, zu formen und Vorstellungen weiblicher Anmut und sozialer Distinktion zu genügen. Europäer*innen blickten mit einer Mischung aus Faszination und Befremden auf dieses Schönheitsideal. Diese geradezu reflexhafte Lesart möchte die Ausstellung ‘UnBinding Bodies’, die derzeit im Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK) in Hamburg noch bis zum 26. Februar 2023 zu sehen ist, durchbrechen und eine Verflechtungsgeschichte (entangled history) der Körpermodifikationen erzählen. ‘UnBinding Bodies’ bezieht sich auf das Binden oder Einschnüren der Körper im realen wie metaphorischen Sinn und spricht gleichzeitig den Widerstand der Frauen an (‘Unbinding’).

Im 19. Jahrhundert interessierten sich auch Mediziner für die sog. ‘Lotosfüsse’, entsprechende Präparate befinden sich bis heute in wissenschaftlichen Sammlungen.

Schuhe für gebundene Füsse
Herstellerin nicht dokumentiert, China, 19. Jh.
Sammlung C.W. Lüders (1879), Inv. Nr. A 145
© MARKK
Ausstellung ‘UnBinding Bodies’, MARKK Hamburg 2022/23
Foto: Paul Schimweg, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt
Die Schuhe wurden von Hand hergestellt und aufwändig bestickt. Sie sind 10 cm lang und weisen Gebrauchsspuren auf. Nur der vordere Teil des gebundenen Fusses steckte im Schuh, die Ferse wurde von der angenähten Lasche und dem Absatz gestützt.

Körpermodifikationen sind in allen Kulturen verbreitet, sie dienen verschiedenen gesellschaftlichen Zwecken, folgen nicht nur Schönheitsvorstellungen, sondern dienen auch der Zuordnung zu sozialen oder ethnischen Gruppen und wirken identitätsstiftend. Im Zuge gesellschaftlicher Veränderungen kommen sie aus der Mode oder werden von sozialen Bewegungen als überkommene Traditionen bekämpft. Die Entwicklungen des Füssebindens und des Korsetttragens sind dafür paradigmatisch: Beide Praktiken entstanden als Merkmal der sozialen Abgrenzung, verbreiteten sich aber im 19. Jahrhundert in allen Gesellschaftsschichten. Im 20. Jahrhundert wurden sie schliesslich aufgegeben.

Sidney D. Gamble: Eine ältere Frau bindet die Füsse eines Mädchens
Shiling, Zhejiang Sheng, China, 1919
Fotografie
Duke University Repository, Id.Nr. 135-762. CC0 1.0
Ausstellung ‘UnBinding Bodies’, MARKK Hamburg 2022/23
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt
Der US-Amerikaner Sidney D. Gamble beobachtete die alltägliche, intime Szene bei einer seiner Reisen in China 1919. Als Princeton-Absolvent und Mitglied der christlichen Jugendorganisation YMCA glaubte er an die Modernisierung Chinas durch Wissenschaft, Demokratisierung und Mission.

So sehr die gezeigten historischen Objekte die Drastik belegen, mit der die Füsse von Mädchen und Frauen modifiziert wurden, enthält sich die Ausstellung eines vorschnellen Urteils und untersucht die konkreten Umstände der Körperpraxis vor dem Hintergrund von Sozial-, Medizin- und Kolonialgeschichte.

Hermann Welcker: Tonmodell eines gebundenen Fusses, um 1870
Herstellung und Schenkung Hermann Welcker, Inv.Nr. A 2799
© MARKK
Ausstellung ‘UnBinding Bodies’, MARKK Hamburg 2022/23
Foto: Paul Schimweg, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt
Lange konnten Mediziner über die Anatomie der Füsse nur spekulieren. Dieses Modell basiert allein auf Zeichnungen und einem Tonmodell aus dem Nachlass eines Kapitäns. Zu ‘echten’ Füssen hatten deutsche Anatomen erst durch die Folgen des sog. ‘Boxerkriegs’ im Jahr 1900 Zugang.

Der Fokus liegt auf der Zeit um 1900, in der die Imperialmächte (u.a. Japan, Frankreich, England, Deutschland und Russland) ökonomische und territoriale Ansprüche auf China durchsetzten und zugleich verschiedene Widerstands- und Reformbewegungen ihren Höhepunkt erreichten. Ein Grossteil der Sammlungsobjekte des MARKK und anderer ethnologischer Museen sind in dieser Konstellation nach Deutschland gelangt.

Puppe
chinesisch gekleidet, Deutschland, Anfang 20. Jh.
Schenkung Alfred Siemssen, 1907, Inv. Nr.: 3707:07
© MARKK
Ausstellung ‘UnBinding Bodies’, MARKK Hamburg 2022/23
Foto: Paul Schimweg, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt
Schlafpuppe mit Klappaugen, der Kopf aus Bisquitporzellan trägt die Ende des 19. Jhs eingeführte Kennzeichnung ‘Made in Germany’. Seidenkleidung und Lotosschuhe hingegen kennzeichnen die Puppe als Chinesin. Vielleicht haben die Kinder der Familie Siemssen, die in Kanton ein Handelshaus betrieb, mit der Puppe gespielt.

Am Anfang der Auseinandersetzung mit dem Thema stand die Konfrontation mit einer Vitrine aus dem Foyer des Centrums für Anatomie der Humboldt-Universität zu Berlin: Sie enthält die fussmedizinische (podologische) Sammlung des Anatomen Hans Virchow, einschliesslich zahlreicher Präparate, Abgüsse, Röntgenbilder und Fotografien von sog. ‘Lotosfüssen’, den gebundenen Füssen chinesischer Frauen. Es stellte sich die Frage: Wann und wie kamen sie nach Berlin? Warum interessierte Virchow sich für diese Praxis? Und wie könnte ein angemessener Zugang zu solchen sensiblen Objekten heute aussehen?

Han-Chinesin
Hinterglasbild, China, späte Qing-Dynastie (Reproduktion)
Privatsammlung Mei Lin
Ausstellung ‘UnBinding Bodies’, MARKK Hamburg 2022/23
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt
Die abgebildete Frau ist durch ihre Schuhe als Han-Chinesin erkennbar. Neben ihr auf dem Tisch liegen Stickgarne und ein Musterbuch, offenbar stellt sie ihre Schuhe selbst her.

Um die Verflechtungsgeschichte der Körpermodifikationen aufzuzeigen, müssen chinesische und europäische Perspektiven gekreuzt und den Protagonist*innen eine Stimme gegeben werden. Der Schwerpunkt liegt weniger auf dem, was die Frauen nicht konnten, als darauf, was sie aus ihrer Situation gemacht und welche Handlungsspielräume sie sich erschlossen haben. Die Ausstellung untersucht ausserdem wie sich chinesische und europäische Emanzipationsbestrebungen kreuzten: Parallel zu den Initiativen zur ‘Fussbefreiung’ in China kämpften Frauen in Europa gegen das Korsett.

Junxiao Qin: Radfahrerin mit gebundenen Füssen (Xinlian Zhang), 2002
Fotografie
© Junxiao Qin
Ausstellung ‘UnBinding Bodies’, MARKK Hamburg 2022/23
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die kulturhistorische Perspektive wird ergänzt durch verschiedene künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Thema. Die Künstler*innen kate-hers RHEE, Zhang Gong und Zhang Rui entwickeln neue Arbeiten, die in einen Dialog mit historischen Exponaten treten und eine Perspektive auf Schönheitsnormen und die Zurichtung von Körpern in der Gegenwart eröffnen.

Gezeigt werden Objekte aus der Sammlung des MARKK und diverse Leihgaben, etwa aus dem Centrum für Anatomie der Humboldt-Universität zu Berlin, dem Ledermuseum Offenbach, dem Archiv des Berliner Missionswerks und dem Prager Nationalmuseum.

Zu den interessantesten Ausstellungsstücken gehören verschiedene Puppen, Federfussbälle, mit denen Frauen mit gebundenen Füßen spielten, Papierschuhe, die man der Göttin Guanyin vor dem ersten Binden opferte und natürlich diverse Arten von Lotosschuhen und Schuhen, mit denen Mandschurinnen die gebundenen Füsse von Han-Chinesinnen nachzuahmen versuchten. An die westlichen Körperpraktiken erinnert ein Korsett mit Wespentaille, ein Gesässpolster, das den Po grösser erscheinen lassen sollte und ein Reformschuh, der in Deutschland zu eben jener Zeit vermarktet wurde, als in China Protestbewegungen gegen das Füssebinden aufkamen.

Mandschurische Schuhe für Frauen
bestickt, Hersteller*innen nicht dokumentiert, China 19. Jh.
Schenkung Paul Rickmers, Inv.Nr. 30.64:122
© MARKK
Ausstellung ‘UnBinding Bodies’, MARKK Hamburg 2022/23
Foto: Paul Schimweg, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die kulturhistorische Ausstellung wurde von den Kurator*innen Jasmin Mersmann, Evke Rulffes und Felix Sattler entwickelt, in enger Zusammenarbeit mit chinesischen Forscher*innen wie Prof. Dorothy Y. Ko (Barnard College, New York).

Partner: Museum am Rothenbaum, Kulturen und Künste der Welt (MARKK), Susanne Knödel, Barbara Plankensteiner, Gabriel Schimmeroth.

Die Ausstellung wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes sowie die Stiftung Preussische Seehandlung und die Alfred Toepfer Stiftung.

Die Ausstellung ist im Anschluss ab dem 23. März – 31. August 2023 im Tieranatomischen Theater – Raum für forschende Ausstellungspraxis, Humboldt-Universität zu Berlin zu sehen.

Info:

9. September 2022 – 26. Februar 2023

UnBinding Bodies
Lotosschuhe und Korsett

Museum am Rothenbaum
Kulturen und Künste der Welt
Rothenbaumchaussee 64
20148 Hamburg
Deutschland

www.markk-hamburg.de

Auch interessant:

Mein Buchtipp zu ‘Der Seidenfächer’ von Lisa See, ganz am Ende dieses Blogs.

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12 Baltic Mini Textile Gdynia 2022

Am 10. Dezember 2022 wurde mit der Preisverleihung die Ausstellung im Stadtmuseum von Gdynia eröffnet, die die angenommenen Arbeiten des vorausgegangenen, seit fast 30 Jahren bestehenden internationalen Wettbewerbs ‘Baltic Mini Textile Gdynia’ präsentiert.

Key Visual

Aus 338 Einsendungen von 186 Künstler*innen aus 30 Ländern wählte die Jury 50 Textilminiaturen aus. Das Thema war ‘Natur’ und es wurde vielfältig interpretiert: die Schönheit der Natur, die Kraft der Elemente oder der Kreislauf des Lebens inspirierten die Teilnehmer*innen. Es ergaben sich daraus die folgenden Themenblöcke: Wasser, Wald, Naturgesetze und Natürlich/Unnatürlich, umgesetzt mit textilen Techniken wie Weben, Sticken, Filzen neben eigenen Techniken und sogar Kombinationen aus textil mit Zeichnung, Digitaldruck oder sogar Videokunst. ‘Das Miniaturformat ist ein perfektes Trainingsgelände für Experimente’, schreibt, fasziniert von den innovativen Ideen, Anna Śliwa, Jurymitglied und Kuratorin, im Katalog und kommt zu dem Schluss: ‘Klein ist schön!’

Preise:

Grand Prix des Bürgermeisters von Gdynia:
Anna Więckowska-Kowalska (Polen) für ‘Po południu’ (‘In the Afternoon’)
Zwei gleichwertige Preise, verliehen vom Marschall der Woiwodschaft Pommern:
Magdalena Grenda (Polen) für ‘Muszla’ (‘Seashell’)
Magdalena Kleszyńska (Polen) für ‘Untitled’ (‘Brush No. 4’)
Preis des Stadtmuseums Gdynia:
Marija Mažeikaité (Litauen) für ‘Spójrz na mnie’ (‘Look at Me’)
Vier lobende Auszeichnungen gingen an Bente Knudsen Sanden (Norwegen), Francisca Hennemann (Niederlande), Kenji Sato (Japan) und Sirpa Hannele Heinonen (Finnland).

Auf der Ausstellungswebsite gibt es eine Fotogalerie mit 35 Aufnahmen von der Eröffnung, so dass man sich einen Eindruck verschaffen kann, denn das Museum hat mir zwar den Katalog, aber leider keine Fotos zur Verfügung gestellt.

Katalog erhältlich

Info:

10. Dezember 2022 – 4. Juni 2023

12 Baltic Mini Textile Gdynia 2022

Muzeum Miasta Gdyni/ Gdynia City Museum
ul. Zawiszy Czarnego 1A
81-374 Gdynia
Polen

www.muzeumgdynia.pl

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Barbara Klemm
Schwarz-Weiss ist Farbe genug
Fotografien 1967 bis 2019

Mit ihren Schwarz-Weiss-Fotografien beobachtet Barbara Klemm seit den 1960er Jahren die politischen und kulturellen Geschehnisse in Deutschland und in der Welt. Als Redaktionsfotografin bei der FAZ von 1970 bis 2005 tätig, bereist sie vier Kontinente und begleitet ebenso die Ereignisse im eigenen Land. Dabei stehen die Menschen in ihren Bildern im Mittelpunkt.

Barbara Klemm: VEB-Fortschritt, Rostock, DDR, 1974
© Barbara Klemm
Ausstellung ‘Barbara Klemm. Schwarz-Weiss ist Farbe genug. Fotografien 1967 bis 2019’, Ludwiggalerie Schloss Oberhausen 2023
Foto freundlicherweise von der Ludwiggalerie zur Verfügung gestellt

Mit grosser Empathie nähert sie sich den unbekannten ‘kleinen Leuten’ ebenso wie Politikerinnen und Politikern oder den grossen Stars des kulturellen Lebens. Nie entblössend, mit einem sicheren Blick für besondere Situationen, sind heute zahlreiche ihrer Fotografien zu Ikonen für historische Momente geworden.

Barbara Klemm: Öffnung des Brandenburger Tors, Berlin, 22. Dezember 1989
© Barbara Klemm
Ausstellung ‘Barbara Klemm. Schwarz-Weiss ist Farbe genug. Fotografien 1967 bis 2019’, Ludwiggalerie Schloss Oberhausen 2023
Foto freundlicherweise von der Ludwiggalerie zur Verfügung gestellt

Ob als Dokumentaristin der Studentenrevolten in den 1960er Jahren, als Beobachterin des Lebens in der DDR oder der politischen Annäherung zwischen Ost und West beim Treffen von Breschnew und Brandt 1973 – immer wieder gelingen ihr eindringliche und bis heute aktuelle Bilder. Besonders intensiv hält sie die Ereignisse rund um den Mauerfall und die Wiedervereinigung fest. Aber auch Parteitage und Wahlsiege oder -niederlagen haben sich durch ihre Fotografien bis heute im kollektiven Gedächtnis verankert.

Barbara Klemm: Leonid Breschnew und Willy Brandt, Bonn, 1973
© Barbara Klemm
Ausstellung ‘Barbara Klemm. Schwarz-Weiss ist Farbe genug. Fotografien 1967 bis 2019’, Ludwiggalerie Schloss Oberhausen 2023
Foto freundlicherweise von der Ludwiggalerie zur Verfügung gestellt

1939 in Münster geboren, in Karlsruhe aufgewachsen und früh nach Frankfurt gezogen, merkt man ihren Arbeiten das Heranwachsen in einem Künstlerhaushalt an. Ihr Vater war der Maler Fritz Klemm. Der Blick für Komposition und Struktur, für Details und Eigenheiten macht das Besondere ihrer Fotografien aus. Eine gute Kenntnis der Kunstgeschichte wird bei vielen Aufnahmen erkennbar. 

Barbara Klemm: Fritz Klemm, Karlsruhe, 1968
© Barbara Klemm
Ausstellung ‘Barbara Klemm. Schwarz-Weiss ist Farbe genug. Fotografien 1967 bis 2019’, Ludwiggalerie Schloss Oberhausen 2023
Foto freundlicherweise von der Ludwiggalerie zur Verfügung gestellt

Vielleicht kommt durch diese frühe Prägung auch ihr intensives Interesse an Portraits von künstlerisch und kreativ arbeitenden Menschen. In ihren zahlreichen Bildnissen, so eines Andy Warhol vor Tischbeins Gemälde ‘Goethe in der römischen Campagna’ im Frankfurter Städel, arbeitet sie stets eine typische Facette heraus.

Barbara Klemm: Andy Warhol, Frankfurt, 1981
© Barbara Klemm
Ausstellung ‘Barbara Klemm. Schwarz-Weiss ist Farbe genug. Fotografien 1967 bis 2019’, Ludwiggalerie Schloss Oberhausen 2023
Foto freundlicherweise von der Ludwiggalerie zur Verfügung gestellt

Die knapp 150 ausgestellten Arbeiten geben einen Überblick über dieses dichte Schaffen und die beeindruckende Ausdrucksstärke von Fotografien aus über fünf Jahrzehnten.

Zur Ausstellung erscheint ein Booklet mit einem Text von Christine Vogt, 16 Seiten, 5 EUR.

Nähere Informationen zu dem die Ausstellung begleitenden museumspädagogischen Angebot und zum Rahmenprogramm gibt es auf der Website der Ludwiggalerie.

Info:

22. Januar – 7. Mai 2023

Barbara Klemm
Schwarz-Weiss ist Farbe genug
Fotografien 1967 bis 2019

Ludwiggalerie Schloss Oberhausen
Konrad-Adenauer-Allee 46
46049 Oberhausen
Deutschland

www.ludwiggalerie.de

Ausstellungseröffnung:
Sa, 21. Januar 2023, 19 Uhr

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Magdalena Abakanowicz
Every Tangle of Thread and Rope

Die Tate Modern in London bietet noch bis zum 21. Mai 2023 die seltene Gelegenheit, das aussergewöhnliche Werk der polnischen Künstlerin Magdalena Abakanowicz (1930-2017) zu erleben, das unter der Bezeichnung ‘Abakans’ bekannt wurde. Es stellt ihre wichtigsten Arbeiten dar. In den 1960er Jahren begann sie, auch mit eigenen Webtechniken gigantische dreidimensionale Textilskulpturen zu schaffen, die sie – von ihrem Famliennamen abgeleitet – mit ‘Abakans’ bezeichnete.

Ausstellungsansicht
‘Magdalena Abakanowicz. Every Tangle of Thread and Rope’, Tate Modern, London 2022/23
Foto: © Tate Photography, Madeline Buddo, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Aus organischen Materialien wie Rosshaar, Sisal und Hanfseilen schuf die Künstlerin komplexe dreidimensionale Formen und beschritt damit in den 1960er und 70er Jahren neue Wege in der Kunst. Im Lauf ihrer über 50-jährigen Karriere ebnete sie dadurch anderen Textilschaffenden den Weg und eröffnete neue Möglichkeiten. Abakanowicz schuf bahnbrechende textile Installationen, die eine radikale Abkehr von den traditionellen in Westeuropa hergestellten Wandteppichen darstellten und die die Kritiker in Erstaunen versetzten. Diese freihängenden, gewebten Formen, die teilweise über fünf Meter hoch sind und weit entfernt von der Stabilität der Galeriewand ausgestellt waren, erschienen weder als Skulptur noch als Wandteppich. Stattdessen bildeten sie Beziehungen im Raum und zu den Körpern der sie umgebenden Betrachter.

Ausstellungsansicht
‘Magdalena Abakanowicz. Every Tangle of Thread and Rope’, Tate Modern, London 2022/23
Foto: © Tate Photography, Madeline Buddo, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

26 Arbeiten wurden für diese Ausstellung, die so zum ersten Mal in Grossbritannien zu sehen sind, zusammengeführt, radikale Werke, die als Wald hoch aufragender bzw. von der Decke hängender Skulpturen im 64 Meter langen Ausstellungsraum im Blavatnik Building der Tate Modern präsentiert werden. So ist es den Besuchern möglich, ihre mehrdeutigen Formen und erdigen Düfte zu erkunden.

Ausstellungsansicht
‘Magdalena Abakanowicz. Every Tangle of Thread and Rope’, Tate Modern, London 2022/23
Foto: © Tate Photography, Madeline Buddo, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung untersucht mit dieser Präsentation die transformative Phase, als Abakanowicz ihre gewebten Formen von der Wand in den dreidimensionalen Raum überführte. Mit diesen Arbeiten brachte sie weiche, faserige Formen in ein neues Verhältnis zur Skulptur. Um dem Wunsch der Künstlerin nachzukommen, ihre ‘Abakans’ als lebendige Werke zu sehen und zu erleben, bewegen sich die Besucher der Tate Modern durch eine faserige skulpturale Landschaft. Eine Auswahl früherer und späterer textiler Werke und ihre wenig bekannten Zeichnungen sind ebenfalls zu sehen.

Ausstellungsansicht
‘Magdalena Abakanowicz. Every Tangle of Thread and Rope’, Tate Modern, London 2022/23
Foto: © Tate Photography, Madeline Buddo, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung ist voller eindrucksvoller Texturen und Formen und zeigt eine enge Verbindung zwischen diesen rohen Formen und sowohl dem menschlichen Körper als auch der Erde um uns herum. Wie von Abakanowicz selbst beschrieben, ‘sind alle lebenden Organismen aus Fasern aufgebaut, das Gewebe von Pflanzen, Blättern und uns selbst. Unsere Nerven, unser genetischer Code, die Kanäle unserer Venen, unsere Muskeln. Wir sind Fasergebilde’.

Ausstellungsansicht
‘Magdalena Abakanowicz. Every Tangle of Thread and Rope’, Tate Modern, London 2022/23
Foto: © Tate Photography, Madeline Buddo, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Magdalena Abakanowicz wurde 1930 in Falenty (Polen) auf dem Land geboren, wuchs in dieser Umgebung und in der Zeit des 2. Weltkriegs auf. Sie schloss 1954 ihr Studium der Malerei und Weberei an der Kunstakademie in Warschau ab und lebte und arbeitete unter den Einschränkungen eines repressiven kommunistischen Regimes. 1962 erlangte sie auf der 1. Internationalen Tapisserie-Biennale in Lausanne Anerkennung ausserhalb Polens und gewann 1965 die Goldmedaille für angewandte Kunst auf der Biennale von São Paulo. In den Folgejahren erhielt sie internationale Anerkennung für ihre revolutionären Installationen und konnte trotz des Eisernen Vorhangs öfter als jeder andere Künstler an Hunderten von Ausstellungen weltweit teilnehmen. Dieses Prestige brachte ihr eine Ernennung zur Professorin an der Kunsthochschule in Posen ein, wo sie bis 1990 lehrte. Magdalena Abakanowicz erhielt zahlreiche internationale Preise und Ehrungen.

Ausstellungsansicht
‘Magdalena Abakanowicz. Every Tangle of Thread and Rope’, Tate Modern, London 2022/23
Foto: © Tate Photography, Madeline Buddo, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Kuratiert von Ann Coxon, Kuratorin, Internationale Kunst, Tate Modern; Mary Jane Jacob, unabhängige Kuratorin und Dina Akhmadeeva, Assistenzkuratorin, Internationale Kunst, Tate Modern.

Organisiert von der Tate Modern in Zusammenarbeit mit der Fondation Toms Pauli im Musée cantonal des Beaux-Arts de Lausanne/Plateforme 10 und dem Henie Onstad Art Centre, Høvikodden.

Dank an Fundacja Marty Magdaleny Abakanowicz Kosmowskiej i Jana Kosmowskiego.

Ein begleitender Ausstellungskatalog bietet weitere Recherchen zum Werk von Magdalena Abakanowicz mit neuen, wissenschaftlichen Essays verschiedener Autoren, u.a. von den Kuratorinnen der Ausstellung.

Sehr empfehlenswert sind der Exhibition Guide sowie das über 8 Minuten lange Video über die Künstlerin und die Ausstellung, kommentiert von der Künstlerin und der Kuratorin (in englischer Sprache), beides zu finden auf der Ausstellungswebsite oder das Video auch bei You Tube.

Auch interessant:

Noch bis zum 16. April 2023 zeigt die Tate Modern in der Turbine Hall die Ausstellung ‘Brain Forest Quipu’ der chilenischen Künstlerin Cecilia Vicuña.

Cecilia Vicuñas ‘Brain Forest Quipu’ ist eine mehrteilige Installation aus Skulptur, Sound, Musik und Video. ‘Quipu’ ist ein altes südamerikanisches Aufzeichnungs- und Kommunikationssystem aus geknoteten Fäden. Vicuña erforscht und transformiert Quipu in ihrer Arbeit seit über fünf Jahrzehnten.

Im Zentrum von ‘Brain Forest Quipu’ befinden sich zwei Skulpturen, die aus 27 Metern Höhe von der Decke hängen. Sie wurden aus einer Reihe organischer Materialien zusammengewebt, darunter Fundstücke, ungesponnene Wolle, Pflanzenfasern, Seile und Pappe, um das Aussehen von ausgebleichten Bäumen und gespenstischen Formen hervorzurufen.

Empfehlenswert: Das Video sowie der Exhibition Guide auf der Ausstellungswebsite.

Mein Bericht über die Ausstellung ‘TAPISSERIES NOMADES’, der sich um die Anfänge der ‘Biennales de la tapisserie’ (Lausanne), eingebettet in eine Jubiläumsausstellung, dreht. Musée cantonal des Beaux-Arts, Lausanne 2016, hier ist der Link

Bericht über die Ausstellung ‘Textiler Garten’ im Museum für Gestaltung Zürich, 2022, zu finden in den Ausstellungstipps Juli 2022 mit weiterführenden Links

Info:

17. November 2022 – 21. Mai 2023

Magdalena Abakanowicz
Every Tangle of Thread and Rope

Tate Modern
Bankside
London SE1 9TG
England

www.tate.org.uk/visit/tate-modern

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100% Baumwolle

Das Übersee-Museum Bremen präsentiert derzeit die Ausstellung ‘100% Baumwolle’ mit Wissenswertem rund um die Faser, deren Verwendung, Geschichte und Zukunft.

Ausstellungsansicht
Bereich im Bremer Hafen und Baumwollbörse
© Übersee-Museum Bremen
Ausstellung ‘100% Baumwolle’, Übersee-Museum Bremen 2022/23
Foto: Volker Beinhorn, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Sie ist ein wahres Multitalent: Von der Jeans bis zum Geldschein ist Baumwolle aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Die flauschige Faser steckt in Kleidung, Nahrung sowie Kosmetik und bringt Industriemaschinen zum Laufen ‘wie geschmiert’. Baumwolle war gleichermassen Motor der Industrialisierung wie der Sklaverei auf den Plantagen – mit Folgen bis in die heutige Zeit. ‘100% Baumwolle’ wirft einen Blick auf die Kulturgeschichten, die diese Pflanze seit 5000 Jahren schreibt und wagt auch einen Blick in die Zukunft.

Ausstellungsansicht
Besucherin am Globus mit der Übersicht der Baumwollanbaugebiete weltweit
© Übersee-Museum Bremen
Ausstellung ‘100% Baumwolle’, Übersee-Museum Bremen 2022/23
Foto: Volker Beinhorn, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘100 % Baumwolle’ bietet:

Kultur- und Kultgeschichten rund um die Faser – von der Entwicklung bahnbrechender Kulturtechniken auf drei Kontinenten über die Erfindung des Toilettenpapiers bis zum Recycling von Jeanshosen im Fahrzeugbau.

Antworten auf die Fragen, welche Vergangenheit und Zukunftsperspektive Baumwolle in der Globalgesellschaft hat.

Spurensuche zur Bremer Hafengeschichte und der Baumwollbörse.

Entdeckungen der Geschichten rund um die Baumwolle mit der Kinderfigur Alice.

Ausstellungsansicht
Besucher vor der ‘Spinning Jenny’
© Übersee-Museum Bremen
Ausstellung ‘100% Baumwolle’, Übersee-Museum Bremen 2022/23
Foto: Volker Beinhorn, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Auf der Ausstellungswebsite gibt es weitere Fotos, ein gut gemachtes kurzes Video mit Einblicken in die Ausstellung sowie Hinweise zum Rahmenprogramm.

Info:

1. Oktober 2022 – 11. April 2023

100% Baumwolle

Übersee-Museum Bremen
Bahnhofsplatz 13
28195 Bremen
Deutschland

www.uebersee-museum.de

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Muster und Moderne.
Kunst der 20er Jahre aus der Sammlung Zuschlag-Wieneke

Konstruktivismus und geometrische Abstraktion prägten die bildende Kunst ebenso wie das Design der 1920er Jahre. Mit einem Formenvokabular aus Linien, Kreisen und Quadraten befreite sich die Kunst vom Gegenstand und kreierte gleichzeitig einen Trend, der sich besonders im Keramikdesign niederschlug: Kannen, Vasen und Tortenplatten mit gemalten und gespritzten geometrischen Dekoren brachten die Avantgarde in den Alltag und sind bis heute begehrte Sammlerstücke.

Rheinsberger Steingutfabrik C. & E. Carstens: Kaffeekanne, um 1930
Sammlung Fritz Zuschlag, Bodo Wieneke-Zuschlag, Köln
Ausstellung ‘Muster und Moderne. Kunst der 20er Jahre aus der Sammlung Zuschlag-Wieneke’, Bröhan-Museum 2023
Foto: Colya Zucker, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Seit 50 Jahren erforschen Fritz Zuschlag und Bodo Wieneke-Zuschlag das Thema Abstraktion in der Kunst wie auch im angewandten Bereich. Mit viel Leidenschaft und Sachverstand haben die beiden Kölner eine Kollektion zusammengetragen, die das Kunstschaffen der 1920er Jahre in seinen unterschiedlichen Facetten beleuchtet.

Walter Dexel: 1924 II, 1924
Sammlung Fritz Zuschlag, Bodo Wieneke-Zuschlag, Köln
Ausstellung ‘Muster und Moderne. Kunst der 20er Jahre aus der Sammlung Zuschlag-Wieneke’, Bröhan-Museum 2023
Foto: Christoph Petras, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Ein Schwerpunkt liegt auf der Kunst des Bauhauses und des deutschen Konstruktivismus, doch zur Sammlung gehören auch figurative Positionen bis hin zur Neuen Sachlichkeit.

Marta Hegemann: Frauen (Schaufensterpuppen), o. J.
Sammlung Fritz Zuschlag, Bodo Wieneke-Zuschlag, Köln
Ausstellung ‘Muster und Moderne. Kunst der 20er Jahre aus der Sammlung Zuschlag-Wieneke’, Bröhan-Museum 2023
Foto: Christoph Petras, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Ein grösserer Sammlungskomplex ist der Gruppe der Kölner Progressiven gewidmet, die in ihrer Stilpluralität verschiedene Tendenzen der 1920er Jahre verbindet.

Heinrich Hoerle: Ohne Titel (Weiblicher Halbakt), 1930
Sammlung Fritz Zuschlag, Bodo Wieneke-Zuschlag, Köln
Ausstellung ‘Muster und Moderne. Kunst der 20er Jahre aus der Sammlung Zuschlag-Wieneke’, Bröhan-Museum 2023
Foto: Christoph Petras, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

2022 hat sich das Bröhan-Museum in Berlin mit dem Ehepaar Zuschlag-Wieneke auf eine Übertragung der hochkarätigen Sammlung geeinigt, die langfristig in den Besitz des Museums übergeht. Die Ausstellung bietet nun erstmals einen Einblick in das umfangreiche Konvolut und ist vom 12. Januar – 12. Februar 2023 zu sehen.

Kuratorin: Dr. Anna Grosskopf

Zur Ausstellung ist ein Katalog erhältlich.

Info:

12. Januar – 12. Februar 2023

Muster und Moderne.
Kunst der 20er Jahre aus der Sammlung Zuschlag-Wieneke

Bröhan-Museum
Landesmuseum für Jugendstil, Art Deco und Funktionalismus
Schlossstrasse 1a
14059 Berlin
Deutschland

www.broehan-museum.de

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Magie Bergkristall

Ein Kristall, so klar wie Wasser und so kühl, als sei Eis zu Stein geworden. Edle Steine faszinieren Menschen seit jeher. Das Museum Schnütgen in Köln widmet derzeit dem wasserklaren Bergkristall eine Ausstellung mit rund 130 Objekten aus internationalen Sammlungen. Ausgang hierfür sind die qualitätvollen Bergkristallobjekte aus der eigenen Sammlung und der bis dato einzigartige Fund einer Bergkristallschleiferei des 12. Jahrhunderts in der Nähe des Kölner Domes.

Bergkristallreliquiar
Köln, um 1200
Museum Schnütgen
Ausstellung ‘Magie Bergkristall’, Museum Schnütgen, Köln 2022/23
Foto: Stephan Kube/SQB, freudlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Der römische Gelehrte Plinius der Ältere hielt den angenehm kühlen, farblosen Bergkristall für versteinertes Eis, das niemals schmelzen wird. Schon in der Antike glaubte man an die heilenden Kräfte und magischen Eigenschaften des Kristalls. Das kostbare Mineral spielte im Mittelalter eine wichtige Rolle im Kontext des christlichen Glaubens – es wurde als Manifestation des Göttlichen gedeutet. Doch auch an der höfischen Tafel und natürlich beim Wahrsagen war es gefragt.

Kühlkugel aus Bergkristall mit zugehörigem Futteral
Deutschland, um 1500
Berlin, Kunstgewerbemuseum
© Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin
Ausstellung ‘Magie Bergkristall’, Museum Schnütgen, Köln 2022/23
Foto: Stephan Büchner, freudlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Es sind vor allem die Durchsichtigkeit und Lichtdurchlässigkeit, die dem Bergkristall seine grosse Anziehungskraft verleihen. Bereits ungeschliffen bietet er eine imposante Erscheinung mit seinen funkelnden, sechsseitigen Zapfen. Verarbeitet wird das Material noch luxuriöser – davon zeugen die sakralen und profanen Exponate aus und mit Bergkristall, die in ihrer Einzigartigkeit und Kostbarkeit für sich stehen.

Bergkristallstufe
Köln, GeoMuseum der Universität zu Köln
Ausstellung ‘Magie Bergkristall’, Museum Schnütgen, Köln 2022/23
Foto: Stephan Kube/SQB, freudlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Bergkristall ist ein hartes, aber fragiles Material, dessen Bearbeitung grosse Kunstfertigkeit erfordert. Er lässt sich nicht schnitzen oder mit Hammer und Meissel bearbeiten, aber durch unterschiedliche Schleiftechniken formen und mit Dekor versehen.

Amulett in Form einer Neidfeige
Deutschland, um 1500
Berlin, Kunstgewerbemuseum
© Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin
Ausstellung ‘Magie Bergkristall’, Museum Schnütgen, Köln 2022/23
Foto: Stephan Büchner, freudlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Gezeigt werden erlesene Bergkristallbehältnisse, die unter anderem als Reliquiare und als königliche Prunkgefässe Verwendung fanden. Aber auch optische Linsen, Kühlkugeln und sogar ein Schachstein aus Bergkristall erwarten die Besucher*innen.

Monolither Henkelkrug
Paris, 1. Hälfte 14. Jh.
Wien, Kunsthistorisches Museum, Kunstkammer
Ausstellung ‘Magie Bergkristall’, Museum Schnütgen, Köln 2022/23
Foto: KHM-Museumsverband, Wien, freudlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Darüber hinaus ist die 2005 gefundene Kölner Bergkristallwerkstatt in hunderten von Einzelteilen zu sehen. Des Weiteren zeugen Tafelmalereien, Skulpturen und Handschriften von der Bedeutung und Verwendung des transparenten ‘Edelsteins’.

Mittelalterliche Bergkristallwerkstatt in Köln
(archäologische Funde), Köln, Römisch-Germanisches Museum
Ausstellung ‘Magie Bergkristall’, Museum Schnütgen, Köln 2022/23
Foto: Römisch-Germanisches Museum / Axel Thünker DGPh, freudlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Im begleitenden Buch zur Ausstellung werden in umfassender Weise erstmals Werke aus Bergkristall von der Antike bis zum ausgehenden Mittelalter vorgestellt. Die Bandbreite reicht von Gefässen für Heiliges und Profanes über Kreuze, Schachspiele, Amulette bis zu Amtszeichen und Lupen.

Magischer Gürtel
Spanien, 17. Jh., (Stoff, Münzen, Medaillen, Rosenkranzglieder, Bergkristallschädel)
Museum Schnütgen
Ausstellung ‘Magie Bergkristall’, Museum Schnütgen, Köln 2022/23
Foto: Stephan Kube/SQB, freudlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Facetten des Materials Bergkristall, seine Bearbeitung, Verwendung und symbolische Ausdeutung wird dabei nicht allein aus kunsthistorischer Perspektive, vielmehr unter Einbeziehung der Mineralogie, Archäologie, Geologie, Philologie und Optik beleuchtet.

Scheibenkreuz
Hildesheim, um 1132/1140
Dommuseum
Ausstellung ‘Magie Bergkristall’, Museum Schnütgen, Köln 2022/23
Foto: Dommuseum Hildesheim/Florian Monheim, freudlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Auf der Ausstellungswebsite gibt es neben dem Ausstellungstrailer eine Reihe von Fotos zu bewundern. Unter dem Titel ‘Erzähl mir … Kunst’ findet man Näheres über ein kostbares Bergkristallreliquiar (Köln, um 1200) in Wort und Bild. Mal reinhören, lohnt sich!

Info:

25. November 2022 – 19. März 2023

Magie Bergkristall

Museum Schnütgen
Cäcilienstrasse 29-33
50667 Köln
Deutschland

www.museum-schnuetgen.de

Begleitheft zur Ausstellung

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CHIHARU SHIOTA. Silent Word

Das SCHAUWERK Sindelfingen zeigt noch bis zum 8. Oktober 2023 eine Ausstellung der weltweit gefeierten Künstlerin Chiharu Shiota (*1972), die in Japan geboren wurde und heute in Berlin lebt und arbeitet. Für das 15 Meter hohe ehemalige Hochregallager des SCHAUWERK entwarf die Künstlerin eine ihrer filigranen und zugleich imposanten Rauminstallationen aus schwarzen Fäden. Objekte, eine Leinwandarbeit und Zeichnungen aus den Jahren 2016 bis 2022 ergänzen die Ausstellung.

Ausstellungsansicht
‘CHIHARU SHIOTA. Silent Word’
SCHAUWERK Sindelfingen, 2022/2023
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Internationale Bekanntheit erlangte Chiharu Shiota insbesondere mit ihren grossformatigen Fadeninstallationen. Sie bespielt grosse museale Räume, aber auch Kirchen und Eingangshallen mit Netzstrukturen, in die sie Alltagsobjekte wie Schlüssel, Kleidungsstücke, Möbel, Briefe oder auch Boote einbindet. Alle Gegenstände haben Gebrauchsspuren und verweisen damit auf ihre ehemaligen Besitzer*innen, womit die Existenz des Abwesenden deutlich wird. Die raumfüllenden Geflechte aus roten, schwarzen oder weissen Fäden sind vergleichbar einer Zeichnung: Die Linien und Strukturen sind jedoch losgelöst von einem Bildträger, sie erobern den Raum und umgeben die Betrachter*innen.

Ausstellungsansicht
‘CHIHARU SHIOTA. Silent Word’
SCHAUWERK Sindelfingen, 2022/2023
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Chiharu Shiota bietet mit ihrer künstlerischen Bildsprache viel Assoziationsraum. Universelle Themen der menschlichen Existenz wie Leben, Tod und Beziehungen erforscht die Künstlerin mit grosser Offenheit und Sensibilität. Besucher*innen sind eingeladen, die Arbeit auf Basis ihrer eigenen Erfahrungen und Emotionen zu erleben und individuelle Schlüsse zu ziehen. Oft handelt es sich bei den ortspezifischen Installationen um temporäre Werke, deren einprägsames Bild aber auch nach Abbau der jeweiligen Ausstellung im kollektiven Gedächtnis weiterlebt.

Chiharu Shiota: Silent Word, 2022
Ausstellung im SCHAUWERK Sindelfingen, 2022/2023
© Chiharu Shiota, VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Im Zentrum der Installation im SCHAUWERK stehen ein Stuhl und ein Sekretär, der mit weissen Buchstaben bedeckt ist. Sie schweben an den Fäden wolkenartig bis zur Decke und scheinen ein Eigenleben zu entwickeln. Die Schriftzeichen dehnen sich aus und fügen sich zu einem komplexen Ganzen zusammen wie ein Universum der Gedanken und Emotionen. Besucher*innen können die Installation über eine aufsteigende Rampe umlaufen und sie von allen Seiten wahrnehmen. Die visuell und körperlich erfahrbare Arbeit eröffnet eine andere Welt. Die Buchstaben spielen auf Gedanken, Ideen und Gefühle an, die nicht immer in Worte fassbar und doch allgegenwärtig sind. ‘Silent Word’ lautet der poetische Titel des Werks und der Ausstellung. Es macht das nicht Sagbare über eine visuelle Erzählung erlebbar und regt an, über vielfältige Fragen nachzudenken: über die  Zusammenhänge in unserer Welt und die Beziehungen, die wir führen, darüber wie wir kommunizieren und wie unser Bewusstsein funktioniert.

Chiharu Shiota: Silent Word, 2022
Ausstellung im SCHAUWERK Sindelfingen, 2022/2023
© Chiharu Shiota, VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

In den Zeichnungen der Künstlerin treten Linien und Strukturen an die Stelle der dreidimensionalen Netze. Die Lithografien kreisen um den Menschen, der hier nicht in der Abwesenheit, sondern als konkrete Figur dargestellt ist. Indem Shiota diese Figuren in Bezug zu abstrakten oder organisch anmutenden Gebilden setzt, verweist sie auf die Verflochtenheit und Vielschichtigkeit von menschlichen Beziehungen wie auch auf die menschliche Verbundenheit mit dem Universum.

Info:

23. Oktober 2022 – 8. Oktober 2023

CHIHARU SHIOTA. Silent Word

SCHAUWERK Sindelfingen
Eschenbrünnlestrasse 15
71065 Sindelfingen
Deutschland

www.schauwerk-sindelfingen.de

Faltblatt

***

Imaginarium

Im Rahmen der ‘Tschechischen Saison’ gastierte im August 2022 eine namhafte Theaterkompanie in Dresden, die mit ihrem enthusiastisch aufgenommenen Programm in vielerlei Hinsicht an die reiche Geschichte des Wander- und Puppentheaters in Tschechien anknüpft: das Theater der Gebrüder Forman. Seine Gründer und Betreiber sind die Zwillingsbrüder Matěj und Petr Forman, die von ihrem Vater, dem berühmten Filmregisseur Miloš Forman, nicht nur die künstlerischen Gene geerbt zu haben scheinen, sondern auch die Neugierde auf kreative Experimente, die sie alle drei bereits zu einem festen Bestandteil der zeitgenössischen darstellenden Kunst gemacht haben.

Imaginarium – Ausstellungsansicht
Japanisches Palais, Staatliche Kunstsammlungen Dresden (SKD) 2022/23
© Matěj und Petr Forman
Foto freundlicherweise von den SKD zur Verfügung gestellt

Das Theater der Gebrüder Forman ist derzeit mit der Grossrauminstallation ‘Imaginarium’ zurückgekehrt, die zuvor bereits in Tschechien, Frankreich, Italien und Dänemark ausgestellt worden war. Seit dem Jahr 2010 reist die Gruppe von bildenden und Theaterkünstlern mit ihrer lebendigen Ausstellung gemeinsam mit Matěj Forman von Ort zu Ort. Nun präsentieren die Gebrüder Forman und ihre Freunde zum ersten Mal in Deutschland das Ergebnis ihrer gemeinsamen künstlerischen Anstrengungen und liessen im Erdgeschoss des Japanischen Palais eine geheimnisvolle Welt der Bühnenbilder und der bildenden Künste entstehen.

Imaginarium – Ausstellungsansicht
Japanisches Palais, Staatliche Kunstsammlungen Dresden (SKD) 2022/23
© Matěj und Petr Forman
Foto freundlicherweise von den SKD zur Verfügung gestellt

Mit bunt bemalten Theaterdekorationen, Puppen und Marionetten aus Holz und Papier, beweglichen Rauminstallationen und Hunderten verschiedener Märchenwesen und Tierfiguren erzählt das ‘Imaginarium’ auf über 1.000 Quadratmetern seine Geschichten. Ziel ist es, die Neugierde der Besucher*innen aller Generationen zu wecken, kreative Energien freizusetzen und zum gemeinsamen Handeln und Spielen zu ermuntern.

Während die ganz Kleinen an der Rennarena für Schaukelpferde mitfiebern oder das selbstfahrende Karussell beobachten können, möchten begehbare Bilder eines Zirkus, ein riesiges bewegliches Schiff mit gespannten Segeln, interaktive Schattenspielfiguren und eine lebensgrosse Elefantenpuppe die älteren Kinder in den Bann ziehen. Darüber hinaus gibt es Räume, in denen Erwachsene ihre Kinder an die Hand nehmen und gemeinsam die Magie mechanischer Guckkästen entdecken, in Albträumen versinken oder durch die Fantasiewelt unzähliger Autorenfilme, Fotografien, Holzschnitte, Holzstiche und Gemälde wandern können.

Imaginarium – Ausstellungsansicht
Japanisches Palais, Staatliche Kunstsammlungen Dresden (SKD) 2022/23
© Matěj und Petr Forman
Foto freundlicherweise von den SKD zur Verfügung gestellt

‘Für das Spielen braucht man kein Handbuch. Wir glauben, dass die Menschen ein Gefühl entwickeln und ein Mass in sich selbst empfinden, dass sie erkennen, was sie tun können und wie sie es bewältigen können. Wo eine flüchtige Berührung angebracht ist, wo man das märchenhafte Labyrinth mit einem blossen Blick betreten kann und wo man Geschicklichkeit beweisen und zum Mitgestalter der eigenen Imaginariumserfahrung werden kann’, sagt der künstlerische spiritus rector Matěj Forman.

Info:

26. November 2022 – 23. April 2023

Imaginarium

Japanisches Palais
Palaisplatz 11
01097 Dresden
Deutschland

www.skd.museum/ausstellungen

***

… und dann gibt’s noch:

‘Tag der offenen Tür’ beim ZKM, der Städtischen Galerie und der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe

Am Dreikönigstag, 6. Januar 2023, haben das ZKM, die Städtische Galerie und die Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe wieder ihren ‘Tag der offenen Tür’. Die drei Institutionen – alle im Hallenbau angesiedelt – bieten bei freiem Eintritt vielerlei verschiedene Ausstellungen, Führungen und Workshops für Kinder an. Am besten ist der Blick vorab auf die Websites.

Info:

ZKM | Zentrum für Kunst und Medien
Lorenzstrasse 19

Städtische Galerie Karlsruhe
Lorenzstrasse 27

Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe
Lorenzstrasse 15

76135 Karlsruhe
Deutschland

www.zkm.de
www.galerie.karlsruhe.de
www.hfg-karlsruhe.de

Am ‘Tag der offenen Tür’ geöffnet:
Fr, 6. Januar 2023: 11 – 18 Uhr
Eintritt frei

***

Mode-Ikone Vivienne Westwood verstorben

Am 29. Dezember 2022 ist die englische Designerin Vivienne Westwood im Alter von 81 Jahren gestorben. Sie gilt als die Erfinderin des Punk-Looks mit Netzhemden, Sicherheitsnadeln und Nietenarmbändern und sorgte stets mit schrillen Outfits, aber auch mit politischen Statements für Aufsehen.

Einen ausführlichen Nachruf und Rückblick auf die Karriere der Exzentrikerin kann man in einem Artikel in der ‘WeLT’ lesen – hier ist der Link.

***

Buchtipp:

Lisa See: Der Seidenfächer

China 1823. Das Mädchen Lilie, Tochter einer armen Bauernfamilie, wächst in einer Welt auf, in der Mädchen als Last gelten. Mit sieben Jahren, wenn Mädchen traditionell die Füsse gebunden werden, ändert sich für Lilie alles, denn ihre Füsse erscheinen besonders dafür geeignet, dem Ideal der Lotusfüsse zu entsprechen. Dadurch würde ihr Wert als Frau steigen. Lange muss sie die Schmerzen erdulden und lernt, dass man als Frau gehorchen muss, um später ein besseres Leben zu haben. Zugleich lernt sie eine Freundin, eine Schwester im Geiste kennen, mit der sie ein Leben lang verbunden bleiben soll. Mit Hilfe der Geheimschrift Nushu, die nur Frauen zugänglich ist, kommunizieren die beiden und lassen einen Seidenfächer, den sie mit Gedichten füllen, zwischen sich hin- und herwandern, bis die Freundschaft auf die Probe gestellt wird.

Die Autorin, Lisa See, ist Amerikanerin chinesischer Abstammung. Sie arbeitet als Journalistin und Kuratorin von grossen Ausstellungen. ‘Der Seidenfächer’ stand auf Bestsellerlisten und wurde auch verfilmt.

Der Roman erschien als Taschenbuch 2007 bei blanvalet, ISBN 978-3-442-36757-3, ist aber vergriffen. Mit Glück vielleicht antiquarisch?

***

Bitte informieren Sie sich vor einem Ausstellungsbesuch auf der jeweiligen Website besonders über die tagesaktuellen Besuchsregelungen und die Öffnungszeiten – es kann sich immer etwas ändern.

Weitere Ausstellungen finden Sie auf meiner Website in der Rubrik AUSSTELLUNGSKALENDER.

Den verschiedenen Beteiligten herzlichen Dank für das Zur-Verfügung-Stellen von Informationen und Bildmaterial!

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Kommentare zu diesem Artikel

15 Antworten

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  • ursula brenner BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    einfach SUPER, was es so alles zu sehen gäbe und was du auch im fürs neue jahr wieder so alles zusammengesammelt hast, liebe gudrun – VIELEN DANK! ich würde am liebsten meinen koffer packen und eine RUNDREISE gen norden starten: von sindelfingen über heidelberg und köln nach oberhausen, rechts ab nach hamburg und runter nach bremen, dann in die hauptstadt und auf dem heimweg in den süden über dresden. leider nur ein traum, aber vielleicht paßt´s zu der ein oder anderen ausstellung. vorerst begnüge ich mich mit deinen tollen virtuellen einblicken und genieße sie. liebe grüße – von uschi

    • Gudrun Heinz BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      halli hallo uschi,

      auch dir vielen dank für diesen traumhaften vorschlag! ich sag dir mal was, solltest du das je in die tat umsetzen, komme ich mit 🙂 ausser ‘t.o.p. secret’ in heidelberg habe ich ja von der auswahl auch noch nichts live gesehen. aber so ist es halt und ich gebe mich auch in den allermeisten fällen mit dem, was die veranstalter zur verfügung stellen oder was im netz zu finden ist, zufrieden.

      nochmals danke, ein schönes wochenende und

      beste grüsse

      gudrun

       

  • Birgit Berndt BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Gudrun,wieder sehr aufschlussreiche Berichte. Interessantes über Baumwolle und, und, und… Vielen Dank dafür. Ich finde, du machst das wirklich ausgewogen. Und dort, wo man nicht so leicht hinkommt … nun, dafür gibt es ja die ausführlichen Informationen von dir, einschließlich weiterführender Hinweise.Viele GrüßeBirgit

  • Birgit Reinken BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Liebe Gudrun,vielen Dank für die ersten Ausstellungsbericht des neuen Jahres und die anregenden Berichte – ich hätte jetzt wirklich auf ALLES Lust und muss mal sehen, was ich zwischen London und Heidelberg bzw. Sindelfingen ansteuern kann. Wie schön, so aussagestarke Bilder (außer aus Gydnia, aber wer nicht will …) sehen zu können!Herzliche Grüße aus MünsterBirgit Reinken

    • Gudrun Heinz BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      halli hallo birgit,

      danke schön zurück! ich freue mich immer sehr über deine kommentare. wie läuft es denn bei deiner eigenen ausstellung im klinikum in osnabrück? geht dem ende zu, aber ich hoffe, du hast einen schönen erfolg erzielt.

      beste grüsse

      gudrun

  • Barbara Keuling BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Liebe Gudrun, schade, dass die Ausstellungen durch  die wir von dir erfahren meist im Süden des Landes stattfinden und damit ein Besuch zu aufwendig für uns Nordlichter wird. Trotzdem vielen Dank für deine Berichte darüber und ein Gutes Neues Jahr . Liebe Grüße Barbara

    • Gudrun Heinz BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      halli hallo barbara,

      auch dir ein gutes neues jahr und vielen dank für dein feedback. es ist schade, dass man nicht alles live sehen kann, was man gerne sehen würde, geht mir auch so. ich bemühe mich aber, wie ich unten schon ausführlich dargelegt habe, monat für monat darum, eine ausgewogene mischung zu finden, was die themen und die ausstellungsorte betrifft. im januar 2023: heidelberg: textile kunst, hamburg: historisch-gesellschaftlich-mode-frauen-thema, gdynia (polen): textile kunst, oberhausen: foto, london: textile kunst, bremen: historisch-gesellschaftlich-mode-globales thema, berlin: angewandte kunst, köln: angewandte kunst, sindelfingen: textile kunst, dresden: theater, angewandte kunst. der mix ist doch ganz gut gelungen, finde ich.

      beste grüsse

      gudrun

  • Erika Bornemann BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Liebe Gudrun,schade, dass die meisten Ausstellungen im Süden unseres Landes stattfinden und das somit immer ein erheblicher Weg für Nordländer ist. Da stimme ich Wiebke zu,- sehen möchte man sie alle.Übrigens habe ich mir gleich das Buch DER SEIDENFÄCHER bestellt, was gar nicht schwierig war. Im Antiquariat gibt es einige davon. Da meine Tochter derzeit in China lebt, ( was zu Covidzeiten besonders schwierig ist ), interessiert mich das Thema sehr.Drum fand ich diesen Beitrag auch interessant. Nancy Crow hat ja vor vielen Jahren schmerzliche Eindrücke nach ihrer Chinareise in ihren Quilts verarbeitet.Herzlichen Dank für deinen Beitrag liebe Gudrun und ein gutes , gesundes und friedvolles 2023.Liebe GrüßeErika 

    • Gudrun HeinzBearbeitet BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      halli hallo erika,

      ein gutes neues jahr und 1000 dank zurück! ich glaube nicht, dass die meisten ausstellungen im süden unseres landes stattfinden. ich denke, die auswahl, die ich hier im blog präsentiere, hängt von vielen zufälligen faktoren ab und gibt natürlich kein vollständiges bild der szene ab. die erste schwierigkeit besteht darin, von entsprechenden ausstellungen erst mal zu erfahren und danach ist es noch längst nicht sicher, dass daraus ein bericht entsteht. und dann sitze ich auch im südwesten, das mag eine rolle spielen. nimm z.b. ‘t.o.p. secret’, dazu sagte mir pascale, sie hätte an mich für den vorbericht auch gedacht, weil eben heidelberg in meiner reichweite liegt. aus entfernungsgründen kann ich z.b. nicht ‘unbinding bodies’ live sehen, weil hamburg für einen ausstellungsbesuch 500 – 600 km zu weit fort ist. ich erhalte einige einladungen, die ich einfach aus entfernungsgründen nicht wahrnehmen kann. das ist leider so, ganz zu schweigen von der pandemie mit ihren hindernissen. aber ich hoffe trotzdem jedesmal, eine mischung zu finden, die viele leser*innen anspricht.

      es freut mich, dass du den ‘seidenfächer’ auftreiben konntest, liest sich ganz gut, dieser roman. und wenn deine tochter in china lebt, hast du ja eine ganz andere und besondere beziehung dazu. hast du sie schon mal dort besucht, vielleicht vor dem covid-ausbruch? die bilder, die ich in berichten über das heutige china sehe, kann man mit denen von 1981 überhaupt nicht mehr vergleichen, ein unterschied wie tag und nacht. aber seither konnte ich leider keine solchen fernreisen mehr machen. es ist schon was dran, man muss das eisen so lange schmieden … wie es eben geht.

      liebe erika, auch dir und deinen lieben in nah und fern alles gute für das neue jahr!

      beste grüsse

      gudrun

      • Anita Zorn BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

        Liebe Gudrun,

        vielen Dank für die tollen Ausstellungstipps. Bzgl der Frage zu Ausstellungen NICHT im Süden…. Vielleicht könnte man ja auch Blogleser/innen aus dem ganzen Land zu für Dich nicht erreichbare Ausstellungen schicken und die senden Dir dann einen Bericht und Bilder zum überarbeiten und hier Veröffentlichen.
        Oder es gäbe eine Liste mit Nennung von Ausstellungen in der DACH Region, natürlich ohne Gewähr. Aber so wüssten alle, was wann so los ist…

        Herzliche Grüße und alles gute für das neue Jahr 2023

        Anita 🌸

      • Gudrun HeinzBearbeitet BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

        halli hallo anita,

        was für eine idee – vielen dank! dafür müsste BERNINA eine extra stelle schaffen …

        ich bekomme verschiedentlich hinweise zugesandt, worauf ich in der regel auch in den berichten hinweise. und eine liste, die hätte ich auch gern, und deshalb gibt es meinen ausstellungskalender auf meiner eigenen website, gerade aktualisiert. schau’ doch mal rein: AUSSTELLUNGSKALENDER. und es gibt den hinweis darauf jedesmal am ende  der ausstellungstipps. gut so?

        beste grüsse

        gudrun

         

  • Wiebke Maschitzki BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Liebe Gudrun!Es kribbelt in den Fingern – oder auch Füßen.. Am liebsten auf nach Heidelberg zu den tollen Arbeiten der T.O.P. -Secret – Damen.Die Ausstellung über die gebundenen Füße und zum Vergleich das Korsett macht sehr nachdenklich. Wie gut, dass wir hier und jetzt leben und das nicht miterleben mussten.Liebe Grüße, herzlichen Dank und einen guten Rutsch ins hoffentlich hoffnungsvollere,ruhigere Jahr 2023.Wiebke

    • Gudrun Heinz BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      halli hallo wiebke,

      herzlichen dank für deine rückmeldung. es freut mich wie immer sehr, deine meinung zu lesen.

      ja, das phänomen der gebundenen füsse hat mich auch schon lange interessiert. ich hatte mal das glück, 1981 nach china zu reisen, als tourismus noch nicht erlaubt war. und im strassenbild sah ich damals noch frauen, einheitlich im blauen mao-anzug gekleidet, teilweise noch mit den gebundenen füssen, vielleicht 10 – 15 cm gross, mehr trippelnd als gehend, denn das ganze gewicht lastet ja auf der grossen zehe. oder vor häusern auf der strasse sitzend, strickend oder stickend, ein baby hütend oder ein kind daneben, das vielleicht hausaufgaben machte. damals gab es dort auch noch keinen nennenswerten auto-verkehr, nur mal einen lkw, fuhrwerke und natürlich jede menge radfahrer, die permanent klingelten. sprechen konnte ich allerdings nicht mit einer solchen frau, aber das hätte sich ja auch nicht gehört. jetzt, im sommer, habe ich den roman ‘der seidenfächer’ gelesen, der zwar im 19. jahrhundert und in ganz anderer umgebeung spielt, aber es kamen die erinnerungen wieder hoch. und da hast du wirklich recht: wie gut, dass wir dies nicht mehr erleben müssen und so manche zwänge ablegen konnten. stell’ dir doch nur mal vor, du müsstest mit einem reifrock samt unter- und überröcken auf die toilette … oder müsstest stilettos mit 12-cm-absätzen tragen.

      auch dir und allen leser*innen hier einen guten rutsch und für das hoffentlich friedlichere neue jahr 2023 alles gute.

      danke dir nochmals und

      beste grüsse

      gudrun

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