Kreative Artikel zum Thema Quilten

Ausstellungstipps April 2023

PPM Brno Quilt Show

Wie schon im April 2022 berichtet, hat sich das ehemalige Prague Patchwork Meeting (PPM) in eine neue Veranstaltung gewandelt: PPM Prag wurde zur PPM Brno Quilt Show, die voriges Jahr mit sehr viel Erfolg am neuen Veranstaltungsort Brno = Brünn durchgeführt wurde. Vom 21. – 23. April 2023 findet die PPM Quilt Show Brno wieder in der Halle E auf dem Messegelände Brünn statt.

Logo
PPM Brno Quilt Show
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Never change a winning team! Jana Sterbova, die die Organisation des Events in die Hände eines renommierten professionellen Messeveranstalters gelegt hatte, ist in bewährter Weise als Art Director wie bisher weiterhin für die Künstler*innen und Ausstellungen zuständig. Sie hat die Show, die auf eine 15-jährige Tradition zurückblicken kann, zu einer renommierten internationalen Textilkunstausstellung gemacht und auch für 2023 eine exzellente Auswahl aus der internationalen, europäischen und tschechischen Textilkunst zusammengestellt: Über 20 verschiedene Ausstellungen warten auf die Besucher*innen!

Über 600 Werke von fast 200 Künstler*innen aus aller Welt decken ein breites Spektrum zeitgenössischer Textilkunst ab – vom klassischen Patchwork bis hin zu Art Quilts und modern aufgefassten Interpretationen. Viele der Werke wurden eigens für die PPM Quilt Show Brno geschaffen und werden nach ihrer Premiere in Brünn noch bei weiteren Ausstellungen in ganz Europa zu sehen sein.

Birgit Schüller: Ties That Bind, Detail
PPM Brno Quilt Show
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Aus dem umfangreichen Programm:

SAQA gibt seinen Mitgliedern wieder die Gelegenheit, in Brünn Werke zu präsentieren, diesmal eine Auswahl aus der Region Europa und Mittlerer Osten sowie die innovative Kollektion ‘Wide Horizons VIII’. International ist auch die Kollektion ‘Once Upon a Time There was a Thread’, die die jurierten Ergebnisse des vom Europäischen Patchwork Meetings in Ste Marie-aux-Mines (F) organisierten Wettbewerbs zeigt.

Birgit Schüller: Ties That Bind
PPM Brno Quilt Show
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Auch ‘Kitsch und Kunst’, der vom Textil- und Rennsportmuseum in Hohenstein-Ernstthal (D) organisierte Wettbewerb wird vertreten sein. Diese Ausstellung zeigt die interessanten Umsetzungen von ehemals typischen, vom damaligen Bürgertum geschätzten, heute aber als kitschig empfundener Motive in zeitgenössische Interpretationen.

Elke Klein: Tiles#2 Firework
PPM Brno Quilt Show
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Drei deutsche Quiltschaffende mit ganz unterschiedlichen Werken beeindrucken durch ihre innovativen Herangehensweisen: Grossformatige grafische Kompositionen von Elke Klein, moderne Quilts, die sich durch einzigartiges maschinelles Quilting auszeichnen, stellt Birgit Schüller vor und gestreifte und geschichtete Arbeiten zeigt Anke Pradel-Schönknecht.

Anke Pradel-Schönknecht Colours of the Desert 22, Detail
PPM Brno Quilt Show
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

‘Welcome to my World’ lautet der Titel einer Kollektion der US-Künstlerin Martha Ornish. Die lettische Künstlerin Elina Lusis-Grinberga zeigt ‘Threads’, für die sie schon sehr gelobt wurde. ‘Korean Pojagi’ wird von seiner französischen Promoterin, Maryse Allard, präsentiert. Atemberaubende Shibori-Landschaften kommen aus der Schweiz von Elisabeth Nacenta de la Croix. Zum ersten Mal in der Geschichte des PPM wird auch die Österreicherin Gerlinde Merl ihre aussergewöhnlichen Arbeiten präsentieren.

Gerlinde Merl: Biskuit
PPM Brno Quilt Show
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Eine internationale Zusammenarbeit steht auch hinter der Ausstellung ‘Africa’. Besondere Stoffe von hoher Qualität sind die sog. afrikanischer Brokate, die die tschechische Firma VEBA Broumov für den afrikanischen Markt herstellt und die als Sponsor gewonnen werden konnte. Spezielle Stoffpakete bildeten die Basis für die anzufertigenden Quilts, die von Quiltschaffenden aus Tschechien und Deutschland nach eigenen Designs gearbeitet wurden und einen Querschnitt durch alle modernen Textiltechniken darstellen.

Arbeit von Alena Ptacnikova
PPM Brno Quilt Show
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Gastland 2023 ist Polen mit umfangreichen Ausstellungen, ebenso wie – last but not least – Tschechien, wo sich die Quilterinnen mit ihren vielfältigen Werken ebenfalls nicht zu verstecken brauchen, allen voran die Gruppe ‘Art Quilt Harbour’. Zum Schluss sei noch auf die internationalen Wettbewerbe mit den Themen ‘Energy’ und ‘Wedding Rings’ hingewiesen – hier darf man auf die Ergebnisse gespannt sein!

Jana Sterbova: Kameny II / Stones II
Gruppe ‘Art Quilt Harbour’
PPM Brno Quilt Show
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Ausstellungen sind das eine, aber im Rahmen der PPM Brno Quilt Show können die Besucher auch an Workshops mit renommierten internationalen Dozent*innen teilnehmen und neben Textiltechniken erstmals auch einen Druckworkshop ausprobieren. Eine grosse Fläche wird wieder von Geschäften belegt, die auf verschiedene Textil- und Kunsttechniken spezialisiert sind. Das umfangreichste Sortiment an Näh- und Bügelgeräten und Stoffen sowie eine breite Auswahl an Zubehör – alles konzentriert an einem Ort, bildet einen Besuchermagnet. Die ausgestellten originalen Werke, die persönliche Präsenz der Künstler*innen und die Begegnung mit ihnen erzeugen für die Besucher*innen eine wunderbare Atmosphäre aus Inspiration und Kreativität.

Info:

21. – 23. April 2023

PPM Brno Quilt Show

BVV Veletrhy Brno / Messe Brünn
Messegelände – Exhibition Centre
Halle E
603 00 Brno
Tschechische Republik

www.bvv.cz

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Tradition bis Moderne XIII

Die Patchwork Gilde Deutschland e.V. präsentiert die aktuellen Ergebnisse ihres alle drei Jahre stattfindenden Mitgliederwettbewerbs ‘Tradition bis Moderne’ erstmals im Haus der Geschichte in Dinkelsbühl.

Edith Kosiek-vorm Walde: 1+1=2
160 x 100 cm
Ausstellung ‘Tradition bis Moderne XIII’, Patchwork Gilde Deutschland e.V., 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Aus 69 aus Deutschland, der Schweiz und aus Österreich eingereichten Arbeiten wählte die Jury, bestehend aus den Textilkünstlerinnen Claudia Scheja, Barbara Lange und Will Fritsma, über 35 Arbeiten aus, die zusammen eine ansehnliche Schau bilden. Die Quilts waren anonymisiert und so konnten die erfahrenen Jurorinnen einen unvoreingenommenen Blick darauf werfen. Trotzdem gibt es immer wieder Namen, die man kennt, was aber auch für ein gleichbleibend hohes Niveau des Wettbewerbs spricht.

Heike Költgen: Verknüpfungen
128 x 172 cm
Ausstellung ‘Tradition bis Moderne XIII’, Patchwork Gilde Deutschland e.V., 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Vom 8. April – 21. Mai 2023 sind die Arbeiten der ‘Tradition bis Moderne XIII’ also in Dinkelsbühl zu sehen und damit zur Freude aller Bestandteil des Programms der dort stattfindenden Patchworktage der Gilde (19. – 21. Mai 2023).

Übrigens kann man die vorhergehende Ausstellung ‘Tradition bis Moderne XII’ auch noch einmal sehen, und zwar werde ich sie – wie schon in den Ausstellungstipps März 2023 angekündigt – bei der NADELWELT Karlsruhe (31. März – 2. April 2023) letztmalig präsentieren. Unterstützt werde ich dabei u.a. von der Schriftführerin der Gilde, Martina Hilgert-Vervoort. Martina und ich bieten einige Führungen an.

Tradition bis Moderne XII – Ausstellungsansicht im Textilmuseum Mindelheim 2021/22
Foto: Doris Wenzel, freundlicherweise damals vom Museum zur Verfügung gestellt

Zu jeder Tradition bis Moderne ist ein Katalog erhältlich

Info:

8. April – 21. Mai 2023

Tradition bis Moderne XIII

Haus der Geschichte
Altrathausplatz 14
91550 Dinkelsbühl
Deutschland

www.patchworkgilde.de
www.hausdergeschichte-dinkelsbuehl.de

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Wandlungen
Textilkunst und Objekte von Traudel Lindauer

Ein Kleid aus Tulpenblütenblättern, mit Pusteblumen besetzte Schuhe, rätselhafte auf Seide gestickte Schriftzeichen, Weberschiffchen mit gesetzten Segeln – die hauchzarten Arbeiten von Traudel Lindauer entführen in Traumwelten und berühren die Seele.

Flyer
Ausstellung ‘Wandlungen – Textilkunst und Objekte von Traudel Lindauer’, Tuchmacher Museum Bramsche 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Noch bis zum 4. Juni 2023 präsentiert das Tuchmacher Museum Bramsche die Ausstellung ‘Wandlungen’ mit zauberhaften Exponaten der Textilkünstlerin Traudel Lindauer.

Traudel Lindauer: der Ball ist rot, 2005
Ausstellung ‘Wandlungen – Textilkunst und Objekte von Traudel Lindauer’, Tuchmacher Museum Bramsche 2023
Foto: Künstlerin, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Aus der Textilkunst kommend, kombiniert die Künstlerin die textilen Materialien gerne mit Fundstücken aus der Natur und verwandelt sie in Kunst. ‘Mich interessieren sowohl die unterschiedlichen Eigenschaften der Gewebe für Auge und Tastsinn, als auch die vielfältigen, oft sehr feinen handwerklichen Techniken. Ganz besonders sprechen mich zarte, zerbrechliche Strukturen an: Blütenblätter wie feinster Samt, Blattgerippe wie hauchdünne Spitze und duftige Pusteblumen.’

Traudel Lindauer: wir kommen, 2018
Ausstellung ‘Wandlungen – Textilkunst und Objekte von Traudel Lindauer’, Tuchmacher Museum Bramsche 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Der Wandel ist damit in ihren Kunstwerken schon angelegt. Doch gerade die Schönheit des Verfalls der Naturmaterialien oder die Gebrauchsspuren der zweitverwendeten Textilien faszinieren die Künstlerin. Traudel Lindauer arbeitet mit Präzision und Hingabe sowohl in der Fläche als auch dreidimensional mit traditionellen oder eigens entwickelten neuen Techniken.

Traudel Lindauer: Figurengruppe, 2020
Ausstellung ‘Wandlungen – Textilkunst und Objekte von Traudel Lindauer’, Tuchmacher Museum Bramsche 2023
Foto: Künstlerin, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

So schreibt sie auf ihrer Website über ihre ‘Pflanzen-Kleider’ – Arbeiten in Form von Kleidern oder Teilen davon in Lebensgrösse oder noch grösser – gearbeitet aus pflanzlichen Materialien: ‘Diese Ausgangsstoffe sind sehr schön und schwer zu verarbeiten. Mich reizen sowohl ihre Schönheit, als auch die Herausforderung, sie in Formen zu bringen.’ Was sie daraus entstehen lässt, ist unglaublich, einfach faszinierend.

Traudel Lindauer: Vergissmeinnicht
Ausstellung ‘Wandlungen – Textilkunst und Objekte von Traudel Lindauer’, Tuchmacher Museum Bramsche 2023
Foto: Wolfgang Grümer, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Ihre ‘Textil-Kleider’, wie z.B. ‘ein Kleid für Sophia’, wirken aus der Ferne wie auch aus der Nähe betrachtet, denn hier legt die Künstlerin grossen Wert auf Stickereien und Applikationen. ‘Diese sind mir genau so wichtig wie die gesamte Gestalt’, lautet Traudel Lindauers Kommentar. Man nehme sich also Zeit für diese Ausstellung, denn sie ist unbedingt einen Besuch wert.

Traudel Lindauer: ein Kleid für Sophia, 2011
Ausstellung ‘Wandlungen – Textilkunst und Objekte von Traudel Lindauer’, Tuchmacher Museum Bramsche 2023
Foto: Künstlerin, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Traudel Lindauer, 1942 in Dresden geboren, lernte den handwerklichen Umgang mit Stoff in einer Schneiderlehre und die Grundlagen der Gestaltung in ihrer Ausbildung zur Zeichen- und Werklehrerin in Stuttgart. Seit 1989 präsentiert sie ihre poetischen, mitunter sehr humorvollen Arbeiten in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen.

Katalog erhältlich

Info:

25. März – 4. Juni 2023

Wandlungen
Textilkunst und Objekte von Traudel Lindauer

Tuchmacher Museum Bramsche
Mühlenort 6
49565 Bramsche
Deutschland

www.tuchmachermuseum.de
www.traudel-lindauer.de

Flyer

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KUNST·STOFF
Textil als künstlerisches Material

Kaum ein Material ist in unserem Lebensumfeld so präsent, keines ist uns körperlich so nah: Als schützende Schicht zwischen Mensch und Umwelt sind Stoffe allgegenwärtig.

Ulrike Kessl: Nylons in space
Ausstellung ‘KUNST·STOFF – Textil als künstlerisches Material’, Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn 2023
Foto: Gudrun Heinz, mit freundlicher Erlaubnis des Veranstalters

In Textilien verbinden sich Sinnliches, Emotionales und persönliche Erfahrungen mit gesellschaftlichen und kulturellen Dimensionen. Auch politische, wirtschaftliche und ökologische Fragen klingen an. Thematisch finden sich so zahlreiche Anknüpfungspunkte für Künstler*innen.

Ausstellungansicht
Nevin Aladag: Social Fabric (fusion), 2022, Vincent Vulsma: WE 455 (VIII), 2011 (v.l.n.r.)
Ausstellung ‘KUNST·STOFF – Textil als künstlerisches Material’, Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn 2023
Foto: Gudrun Heinz, mit freundlicher Erlaubnis des Veranstalters

Als von sich aus weiches, nachgiebiges Material fordern textile Werkstoffe zu immer neuen Formexperimenten heraus und es eröffnen sich zahllose und faszinierende Gestaltungsmöglichkeiten.

Simone Pheulpin: Origine XIII, aus der Serie Origine, 2021
Ausstellung ‘KUNST·STOFF – Textil als künstlerisches Material’, Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn 2023
Foto: Gudrun Heinz, mit freundlicher Erlaubnis des Veranstalters

Stichworte sind hier die Webkunst des Bauhauses, die Fiber Art der 1960er und 1970er Jahre, Einzelpositionen wie Joseph Beuys, Christo und Jeanne Claude, Rosemarie Trockel oder aktuelle Auseinandersetzungen mit Globalisierung und Migration.

Joseph Beuys: Filzanzug, 1970, Detail
Ausstellung ‘KUNST·STOFF – Textil als künstlerisches Material’, Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn 2023
Foto: Gudrun Heinz, mit freundlicher Erlaubnis des Veranstalters

Die Kunsthalle Vogelmann in Heilbronn widmet diesem Spannungsfeld derzeit eine neue, in Kooperation mit der Kunsthalle Emden entstandene Ausstellung unter dem Titel ‘KUNST·STOFF – Textil als künstlerisches Material’, die noch bis zum 25. Juni 2023 zu sehen ist.

Ulla von Brandenburg: 8 Bänder (Orange, Türkis, Braun, Grün, Pink, Gelb, Lila, Blau), 2018
Ausstellung ‘KUNST·STOFF – Textil als künstlerisches Material’, Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn 2023
Foto: Gudrun Heinz, mit freundlicher Erlaubnis des Veranstalters

Die Ausstellung spannt mit einer Auswahl von über 40 internationalen Positionen einen Bogen von der Klassischen Moderne bis zur Gegenwart. Thematisiert werden die vielfältigen gestalterischen und inhaltlichen Dimensionen des Textilen in der Kunst von den 1920er Jahren bis heute.

Sofie Dawo: o.T., 1970
Ausstellung ‘KUNST·STOFF – Textil als künstlerisches Material’, Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn 2023
Foto: Gudrun Heinz, mit freundlicher Erlaubnis des Veranstalters

Lange Zeit wurde der textile Bereich nicht zum Gegenstand von Kunstausstellungen gemacht, sondern eher der angewandten Kunst zugeordnet. Erst im letzten Jahrzehnt geriet die Textilkunst in den Blick von Ausstellungsmacher*innen, die für grössere Museen arbeiten – übrigens schrieb ich, nebenbei bemerkt, darüber eine ganze Reihe von Berichten für den BERNINA blog. Mit der Hinterfragung der Gattungsgrenzen ist auch eine Neubewertung verbunden, woran ‘KUNST·STOFF’ anknüpft.

Ausstellungansicht
Sheila Hicks: Cobblestone III, 2017, Caroline Achaintre: Venus, 2021 (v.l.n.r.)
Ausstellung ‘KUNST·STOFF – Textil als künstlerisches Material’, Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn 2023
Foto: Gudrun Heinz, mit freundlicher Erlaubnis des Veranstalters

Chronologisch als erste sind hier Gunta Stölzl und Anni Albers zu nennen, die mit ihren Webarbeiten und neuen Designs zu den erfolgreichsten Bauhäuslerinnen zählen.

Ausstellungansicht
Ruth Henschel: Probe für einen Wandteppich, undatiert, Sophie Taeuber-Arp: o.T. (Kissen), 1920, Gunta Stölzl: Jacquard-Wandbehang, sog. Fünf Chöre, 1928, zeitgenöss. Interpretation durch Katharina Jebsen, 2019 (v.l.n.r.)
Ausstellung ‘KUNST·STOFF – Textil als künstlerisches Material’, Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn 2023
Foto: Gudrun Heinz, mit freundlicher Erlaubnis des Veranstalters

Sophie Taeuber-Arp und Sonia Delaunay sind mit ihren individuell-progressiven Formensprachen eindeutig der Avantgarde zuzurechnen.

Sophie Taeuber-Arp: o.T. (Kissen), 1920
Ausstellung ‘KUNST·STOFF – Textil als künstlerisches Material’, Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn 2023
Foto: Gudrun Heinz, mit freundlicher Erlaubnis des Veranstalters

Dann fällt der Blick auf eine wuchtige Webarbeit von Magdalena Abakanowicz, die, wie Sheila Hicks oder Leonore Tawney nicht nur die Techniken des Webens und Knüpfens auslotet, um zu eigenständigen Lösungen zu kommen.

Ausstellungansicht
Magdalena Abakanowicz: Abakan red I, 1970-73, Sheila Hicks: Cobblestone III, 2017, Sofie Dawo: o.T., undatiert (v.l.n.r.)
Ausstellung ‘KUNST·STOFF – Textil als künstlerisches Material’, Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn 2023
Foto: Gudrun Heinz, mit freundlicher Erlaubnis des Veranstalters

Auch bis dahin eher ungebräuchliche Materialien, wie z.B. Draht oder Kokosfasern werden eingesetzt. Ganz eigene Techniken des Wickelns finden auch Ritzi und Peter Jacobi in ihren Arbeiten von teilweise raumgreifenden Ausmassen.

Ritzi und Peter Jacobi: Ileanda, 1974
Ausstellung ‘KUNST·STOFF – Textil als künstlerisches Material’, Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn 2023
Foto: Gudrun Heinz, mit freundlicher Erlaubnis des Veranstalters

Künstlerinnen wie Meret Oppenheim oder Rosemarie Trockel nehmen in ihren feministischen Blick, dass Handarbeit traditionell weiblich konnotiert ist, also Frauen meist abwertend zugeschrieben wird und kritisieren in manchen von ihren Arbeiten die überkommenen Rollenbilder.

Ausstellungansicht
Patricia Waller: Für Vincent, 1993, Rosemarie Trockel: Freude, 1988, Sigmar Polke: Mit gelben Quadraten, 1968, Gérard Deschamps: New Dakota Airfield, 1962 (v.l.n.r.)
Ausstellung ‘KUNST·STOFF – Textil als künstlerisches Material’, Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn 2023
Foto: Gudrun Heinz, mit freundlicher Erlaubnis des Veranstalters

Als bemalte Leinwand wird Stoff seit alters her benutzt. Künstler wie Sigmar Polke, André-Pierre Arnal oder Claude Viallat rücken den Bildträger selbst ins Zentrum.

Ausstellungansicht
André-Pierre Arnal: Pliage, 1970, Claude Viallat: 1978/045, 1978, Ben: Propositions pour une toile de peintre, 1967 (v.l.n.r.)
Ausstellung ‘KUNST·STOFF – Textil als künstlerisches Material’, Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn 2023
Foto: Gudrun Heinz, mit freundlicher Erlaubnis des Veranstalters

Aus Stoff lässt Mehtap Baydu mit ‘Cocoon’ eine Form werden. Sie gewinnt aus Herrenhemden Stoffstreifen, mit denen sie sich selbst in eine Hülle, einen Kokon einstrickt.

Mehtap Baydu: Cocoon, 2015
Ausstellung ‘KUNST·STOFF – Textil als künstlerisches Material’, Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn 2023
Foto: Gudrun Heinz, mit freundlicher Erlaubnis des Veranstalters

Die Flexibilität von Stoffen ermöglicht eine Vielzahl von plastischen Gestaltungen, wie etwa bei Ulla von Brandenburg, Simone Pheulpin oder Hanne-Nüte Kämmerer oder bei Ulrike Kessl, die die Strumpfhosen raumgreifend stretcht.

Ausstellungansicht
Hanne-Nüte Kämmerer: Schwebende Kelche, 1967 (vorn), Ulrike Kessl: Nylons in space (im Hintergrund)
Ausstellung ‘KUNST·STOFF – Textil als künstlerisches Material’, Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn 2023
Foto: Gudrun Heinz, mit freundlicher Erlaubnis des Veranstalters

Womit wir bei der Kleidung angekommen sind, die etwa Yinka Shonibare dazu nutzt, um sich mit Kolonialismus und Postkolonialismus auseinanderzusetzen.

Ausstellungansicht
Azra Aksamija: Yarn-des-vous, 2014, Yinka Shonibare: Un Ballo in Maschera (Gustav III und Anckarstrom), 2004 (v.l.n.r.)
Ausstellung ‘KUNST·STOFF – Textil als künstlerisches Material’, Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn 2023
Foto: Gudrun Heinz, mit freundlicher Erlaubnis des Veranstalters

Azra Aksamija nimmt die kulturelle Herkunft der Jacken in den Blick, die bei amerikanischen Jugendlichen beliebt sind und fügt zusätzliche Teile und Zipper ein.

Azra Aksamija: Yarn-des-vous, 2014
Ausstellung ‘KUNST·STOFF – Textil als künstlerisches Material’, Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn 2023
Foto: Gudrun Heinz, mit freundlicher Erlaubnis des Veranstalters

Kleidung ist nicht nur schützende Hülle, sondern bringt auch die soziale Rolle und Zugehörigkeit zum Ausdruck.

Ausstellungansicht
Reinhold Engberding: One Month in Dallas, Detail, 2015, Michelangelo Pistoletto: Metamorfosi, 1976-2013, Marion Baruch: La galeriste, 2017 (v.l.n.r.)
Ausstellung ‘KUNST·STOFF – Textil als künstlerisches Material’, Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn 2023
Foto: Gudrun Heinz, mit freundlicher Erlaubnis des Veranstalters

Bei den Soft Scupltures dient die Weichheit des Materials zur Verfremdung, Claes Oldenburg führt ein Drum Set (Schlagzeug) so ad absurdum.

Claes Oldenburg: Miniature Soft Drum Set, 1967-70
Ausstellung ‘KUNST·STOFF – Textil als künstlerisches Material’, Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn 2023
Foto: Gudrun Heinz, mit freundlicher Erlaubnis des Veranstalters

Die Gegenüberstellung von Historischem und Heutigem, sinnliches Erleben und intellektuelle Anreize – die Ausstellung offenbart: Stoff berührt wie kein anderes Medium. Eine unbedingte Empfehlung.

Katerina Nakou: Interwoven, 2023
Ausseninstallation
Ausstellung ‘KUNST·STOFF – Textil als künstlerisches Material’, Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn 2023
Foto: Gudrun Heinz, mit freundlicher Erlaubnis des Veranstalters

Katalog erhältlich

Bitte beachten: Vom 1. April – 30. Juli 2023 läuft im Museum im Deutschhof, Heilbronn, die Ausstellung ‘GIB STOFF! – Eine Mitmach-Ausstellung zum WerkSTOFF Textil’, eine Ausstellung für Jung und Alt.

Info:

18. März – 25. Juni 2023

KUNST·STOFF
Textil als künstlerisches Material

Kunsthalle Vogelmann
Allee 28
74072 Heilbronn
Deutschland

www.museen.heilbronn.de

Flyer

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GIB STOFF!
Eine Mitmach-Ausstellung zum WerkSTOFF Textil

Textilien sind für unseren heutigen Alltag unverzichtbar. Stoffe wärmen und schützen nicht nur, sondern bieten auch zukunftsweisende Lösungen im Maschinenbau, in der Architektur oder in der Medizin- und Umwelttechnik. Zugleich hat die moderne Textilproduktion gravierende soziale und ökologische Folgen. Die Städtischen Museen Heilbronn widmen diesem hochaktuellen Thema daher ab dem 1. April 2023 eine umfangreiche Präsentation im Museum im Deutschhof. In deren Mittelpunkt steht die Wanderausstellung des Stadt- und Industriemuseums Rüsselsheim ‘GIB STOFF!’, die eigens um einen neu konzipierten Ausstellungsbereich zur Heilbronner Textilgeschichte ergänzt wurde.

Heilbronner Ausstellungsbereich: Textile Berufe damals und heute
© Städtische Museen Heilbronn, Visualisierung: Heiko Hagner, gruppe sepia Heilbronn
Ausstellung ‘GIB STOFF! Eine Mitmach-Ausstellung zum WerkSTOFF Textil’, Museum im Deutschhof, Heilbronn 2023
Foto freundlicherweise von den Städtischen Museen Heilbronn zur Verfügung gestellt

‘GIB STOFF!’ richtet sich speziell an Familien und Schulklassen, macht damit ein komplexes, gegenwartsbezogenes Thema anschaulich und bietet Orientierung in wichtigen gesellschaftlichen Fragen. Die Kombination aus Multimedia, Mitmach-Stationen und meisterlichen Hand- und Näharbeiten vermittelt den Besucher*innen überraschende Einblicke in die Einsatzmöglichkeiten des Textilen.

Mitmach-Station: Weben
© Stadt- und Industriemuseum Rüsselsheim
Ausstellung ‘GIB STOFF! Eine Mitmach-Ausstellung zum WerkSTOFF Textil’, Museum im Deutschhof, Heilbronn 2023
Foto: Frank Möllenberg, freundlicherweise von den Städtischen Museen Heilbronn zur Verfügung gestellt

Die Wanderausstellung beleuchtet in zehn Themeninseln die Arbeitsschritte von der Garnproduktion bis zur textilen Fläche. Integrierte interaktive Stationen zum Ausprobieren textiler Techniken wie Spinnen, Weben, Stricken oder Färben bewirken dabei kreativ eine Neubewertung von Textilien.

Mitmach-Station: Färben
© Stadt- und Industriemuseum Rüsselsheim
Ausstellung ‘GIB STOFF! Eine Mitmach-Ausstellung zum WerkSTOFF Textil’, Museum im Deutschhof, Heilbronn 2023
Foto: Frank Möllenberg, freundlicherweise von den Städtischen Museen Heilbronn zur Verfügung gestellt

Denn mit der Massenindustrie hat sich die Textilproduktion gewandelt – mit negativen Konsequenzen für die Umwelt und die Produktionsbedingungen in den Erzeugerländern. Daher initiieren die Heilbronner Museen unter dem Motto ‘tauschen statt kaufen’ eine Kleidertauschbörse, die während der Schau kostenfrei zugänglich ist. Der Heilbronner Textilgeschichte widmet sich ein eigener Bereich, der Einblick in frühere und moderne Berufsbilder der Textilbranche gibt und das weiblich besetzte Thema ‘Aussteuer’ aufgreift. Ebenso steht die ehemalige Zwirnerei Ackermann in Sontheim (1886 – 1982) im Fokus, eine der grössten Zwirnereien Deutschlands mit fast 2000 Beschäftigten im Jahr 1970.

Mitmach-Station: Nähen
© Stadt- und Industriemuseum Rüsselsheim
Ausstellung ‘GIB STOFF! Eine Mitmach-Ausstellung zum WerkSTOFF Textil’, Museum im Deutschhof, Heilbronn 2023
Foto: Frank Möllenberg, freundlicherweise von den Städtischen Museen Heilbronn zur Verfügung gestellt

Ergänzt wird die Ausstellung durch ein umfangreiches Begleitprogramm für Besucher*innen jeden Alters. Hierbei kooperieren die Heilbronner Museen am 11. April 2023 erstmals mit der Heilbronner Textilkunstgruppe TeXperiment, am 29. April 2023 mit dem Maker Space der experimenta, sowie am 23. Mai 2023 mit der Allianz Faserbasierter Werkstoffe in Baden-Württemberg (AFBW). An diesem Tag wird Textilexpertin Ulrike Möller zum Thema ‘Textil kann viel – mehr als Hemd und Hose. Wie technische Textilien die Welt erobern!’ referieren. Am 25. April 2023 findet gemeinsam mit der Akademie für Kommunikation Heilbronn eine Modenschau mit Student-Talk für Schüler*innen statt. Siehe bitte auch im Flyer

Eine Ausstellung des Stadt- und Industriemuseums Rüsselsheim mit den Städtischen Museen Heilbronn

Die beeindruckende Vielfalt textiler Kunst zeigt parallel die Ausstellung ‘Kunst∙Stoff’ in der Kunsthalle Vogelmann in Heilbronn (noch bis zum 25. Juni 2023).

Info:

1. April – 30. Juli 2023

GIB STOFF! – Eine Mitmach-Ausstellung zum WerkSTOFF Textil

Museum im Deutschhof
Deutschhofstrasse 6
74072 Heilbronn
Deutschland

www.museen.heilbronn.de

Flyer

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Ein roter Faden. Textile Wege in der Kunst

Als Daniel Spoerri 1978 seine ersten Vorlesungen als ‘Kunstgeschichte aus dem Nähkästchen’ ankündigte, dachte er nicht an Handarbeiten. Textilien ziehen sich aber wie der sprichwörtliche rote Faden durch sein Werk; in seinen Bildern ebenso wie in einer Sammlung von besonderen Stoffen, Decken und Tüchern.

Daniel Spoerri: ‘Fluxus Pegasus’, 1987
(Serie ‘Trésor des pauvres’)
Assemblage auf Holzplatte (Teppich, Glühbirne, Pferdekopf (Acryl auf Gips), Muscheln, Metall)
Archivio Conz
Ausstellung: ‘Ein roter Faden. Textile Wege in der Kunst’, Ausstellungshaus Spoerri, Hadersdorf am Kamp 2023
Foto: Giulia Baresi und Giorgia Palmisano, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die traditionsreichen handwerklichen Tätigkeiten Nähen, Häkeln, Sticken, Stricken haben sich längst in der zeitgenössischen Kunst etabliert und werden nicht mehr abschätzig mit ‘Kunsthandwerk’ gleichgesetzt.

Roz Chast: Writer’s Family, 2018
Handstickerei, 29 x 23,5 cm
Courtesy: Carol Corey Fine Art, Kent
Ausstellung: ‘Ein roter Faden. Textile Wege in der Kunst’, Ausstellungshaus Spoerri, Hadersdorf am Kamp 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Das ‘Ausstellungshaus Spoerri’ gibt mit der Sonderausstellung ‘Ein roter Faden. Textile Wege in der Kunst’ einen Einblick in die erstaunliche Vielfalt textiler Kunst: gestickte Innenräume …

Victoria Martini: Entree, 2020
Stickerei auf Baumwolle
Ausstellung: ‘Ein roter Faden. Textile Wege in der Kunst’, Ausstellungshaus Spoerri, Hadersdorf am Kamp 2023
Foto: Victoria Martini, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

… genähte Pflanzen, Teppich-Bilder, gehäkelte Speisen …

Patricia Waller: Spaghetti in Tomatensosse, 1999
Acrylwolle, Watte, Häkelarbeit
Ausstellung: ‘Ein roter Faden. Textile Wege in der Kunst’, Ausstellungshaus Spoerri, Hadersdorf am Kamp 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

… Kreuzstiche auf einer Plastiktüte, gestrickte Architektur, genähte Schrift, vergangene Kleidung, eigensinnige Figuren und etliche Fahnen.

Ingrid Wiener: Schneidebrett mit Salatbesteck, 2007
Gobelin aus Wolle, Baumwolle, Seide, 37 x 52 cm
Courtesy: Barbara Wien, Berlin
Ausstellung: ‘Ein roter Faden. Textile Wege in der Kunst’, Ausstellungshaus Spoerri, Hadersdorf am Kamp 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Zu sehen sind Werke unter anderem von: Natascha Borowsky, Roz Chast, Silke Eggl, Jochen Flinzer, Helena Hafemann, Claudia Kallscheuer, Theo Kerp, Katharina Krenkel, Ursula Kreutz, Victoria Martini, Sabine Perez, Rosa d’Ortona, Irene Stamp, Lea Stein, Annette Streyl, Patricia Waller, Petra Weifenbach, Ingrid Wiener und Daniel Spoerri.

Ein Ausstellungsheft ist erhältlich

Info:

25. März – 29. Oktober 2023

Ein roter Faden. Textile Wege in der Kunst

Ausstellungshaus Spoerri
Hauptplatz 23
3493 Hadersdorf am Kamp
Österreich

www.spoerri.at

Öffnungszeiten:
Fr – So: 11 – 18 Uhr

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5. Ausstellung der Handnähgruppe Bad Bellingen

Die Handnähgruppe Bad Bellingen zeigt regelmässig im 2-Jahres-Rhythmus ihre neuesten Arbeiten. Vom 24. März – 23. Juni 2023 wird die nunmehr 5. Ausstellung in Bad Bellingen in den Räumen von Atelier und Galerie Barbara Wartenberg zu sehen sein.

Plakat
5. Ausstellung der Handnähgruppe Bad Bellingen
Foto freundlicherweise von Barbara Wartenberg zur Verfügung gestellt

Info:

24. März – 23. Juni 2023

5. Ausstellung der Handnähgruppe Bad Bellingen

Barbara Wartenberg
Atelier und Galerie
Rheinstrasse 15
79415 Bad Bellingen
Deutschland

www.galerie-bw.de

Öffnungszeiten:
nach telefonischer Vereinbarung

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Konturen, Kontraste – Die Alpen
12. Gröbenzeller Quiltausstellung

Die Gipfel sind erklommen, das Bergpanorama ist genossen, die Bergfotos sind geschossen. Die Quilts der Gröbenzeller Quiltgruppe und die Fotografien von Bettina Haas & Nicolas Sinanis sowie von Miriam Mayer führen die Besucher*innen der 12. Gröbenzeller Quiltausstellung vom 21. – 23. April 2023 direkt in die faszinierende Bergwelt der Alpen.

Atemberaubende Felsformationen, blühende Almwiesen, Kühe, Gipfelkreuze, Almhütten bei Sonnenuntergang, Trachten und alpenländische Musik – all das verbindet man mit den Alpen. Es zeichnet die sinnliche Ruhe, die Schönheit und das Reine der Natur nach. Schaut man genauer hin …

Gabriele Bach: Skipiste im Sommer
12. Gröbenzeller Quiltausstellung 2023
Foto: Gabriele Bach, freundlicherweise von der Gruppe zur Verfügung gestellt

… sieht man die Verletzbarkeit der Natur und die Brüche der Alpenidylle: Strassenschneisen durch Täler, Lifte und Schneekanonen auf Hängen, Mikroplastik und hinterlassenen Müll, grüne Hänge im Winter. Seien es bildliche Darstellungen, Abstraktes oder Farbspielereien, seien es die ausgestellten Bergfotografien oder die Quilts – mit verschiedenen Techniken, Materialien und Blickwinkeln bekommen die Betrachtenden der Kunstwerke über Farben, Formen und Strukturen ein umfassendes Bild von den Alpen vermittelt.

Info:

21. – 23. April 2023

Konturen, Kontraste – Die Alpen
12. Gröbenzeller Quiltausstellung

Freizeitzentrum Gröbenzell
Wildmoosstrasse 36
82194 Gröbenzell
Deutschland

www.groebenzeller-quiltgruppe.de

Flyer

Öffnungszeiten:
täglich: 10 – 18 Uhr

Vernissage:
Do, 20. April 2023, 19 Uhr

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Die Kestner Gesellschaft in Hannover präsentiert derzeit eine Reihe von sehr interessanten Ausstellungen, alle sind sehr sehenswert. Ich habe zwei davon herausgegriffen und stelle sie im Folgenden näher vor. Die Kestner Gesellschaft bietet hier den beiden jungen Künstler*innen die Gelegenheit zu ersten Einzelausstellungen in Europa.

Plakat
Ausstellungen in der Kestner Gesellschaft, Hannover
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Klára Hosnedlová
To Infinity

Die tschechische Künstlerin Klára Hosnedlová (* 1990) verwandelt die Hallen der Kestner Gesellschaft in labyrinthische Innenwelten, indem sie in aufwändiger Detailarbeit Räume mit voyeuristischen Oberflächen modelliert – verdeckte Spiegel des humanoiden Selbst. Ihre monumentalen, performativen Skulpturen, die wie Wolken aus undurchsichtiger Materie schweben, sind Inkubatoren körperlicher Poesie, grosszügige Lebensräume für Miniaturbilder einer fragmentierten, postindustriellen Welt am Rande der Erschöpfung.

Ausstellungsansicht
‘Klára Hosnedlová – To Infinity’, Kestner Gesellschaft, Hannover 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Hosnedlová, die ihre hybride Praxis an der Schnittstelle von Kunsthandwerk, Mode, Design, Architektur, Skulptur und Performance findet, choreografiert komplexe, immersive Umgebungen von beeindruckender filmischer und theatralischer Qualität, die an unterirdische Zeitkapseln erinnern, die für ungewisse Momente der Zukunft geschaffen wurden. Inspiriert von der modernen und brutalistischen Architektur Mittelosteuropas und den folkloristischen böhmischen Textiltraditionen, ist Hosnedlovás Werk ein mentales Spektakel an kulturellem Eintauchen und eine erneute Untersuchung von Zugehörigkeitsmustern.

Detailansicht
Ausstellung ‘Klára Hosnedlová – To Infinity’, Kestner Gesellschaft, Hannover 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Indem sie sich unter die Haut eines Bildfeldes begibt, präsentiert die Künstlerin die Fata Morgana eines malerischen Bildes: Erzählerische Gesten eines Nähprozesses, die mit der Sorgfalt und Präzision einer Chirurg*in und einer Geschichtenerzähler*in ausgearbeitet wurden, tricksen die Wahrnehmung aus und täuschen die Sinne und erzeugen eine Spannung des Unglaubens. Akribisch geschichtete Seidenfäden auf der glatten Textiloberfläche ähneln den subtilen Bewegungen von Pinselstrichen auf einer Leinwand und erzeugen die dichte Textur einer einzigartigen, entfremdeten Natur, eine Zone der Zerbrechlichkeit mit reliefartig visueller Wirkung.

Detailansicht
Ausstellung ‘Klára Hosnedlová – To Infinity’, Kestner Gesellschaft, Hannover 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die Umgebungen Hosnedlovás sind mit einer beinahe haptischen Vergänglichkeit unerträglicher Nostalgie durchtränkt, schwingen aber gleichzeitig mit einer Kraft von ursprünglicher Natur, die auf einen zukünftigen, noch neu zu entwerfenden Körper gerichtet ist. Es ist eine Szenografie eines neuen Lebens, das geboren werden soll – ein Geräusch des Schlüpfens, ein Pulsieren der Ader, eine Zeremonie des Defekts – ein Antikörper, der sich dem Körper als einer zwanghaften sozialen und kulturellen Architektur widersetzt.

Ausstellungsansicht
‘Klára Hosnedlová – To Infinity’, Kestner Gesellschaft, Hannover 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Klára Hosnedlová studierte an der Academy of Fine Arts Prague (2009–2016) und promoviert derzeit an der Faculty of Fine Arts, Brno University of Technology. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen gezeigt.

Kuratoren: Adam Budak, Alexander Wilmschen

Mehr über Klára Hosnedlová im Handout zur Ausstellung und auf der Website.

 

Diedrick Brackens
everything I have ever touched

Die Ausstellung ‘everything I have ever touched’ des US-amerikanischen Künstlers Diedrick Brackens, die sich aus einem bereits bestehenden Werk sowie aus einer grossen Anzahl neu produzierter Arbeiten zusammensetzt, ist Brackens’ selbstreflexives Bestreben, bei dem die von einer kritischen Intimität begleiteten radikalen Zärtlichkeit zu einer Ethik des Geschichtenerzählens und einer lyrischen Darstellung von Männlichkeit beiträgt.

Diedrick Brackens
Portraitfoto in der Kestner Gesellschaft, im Hintergrund: ‘brotherhood is fragile’
Ausstellung ‘Diedrick Brackens – everything I have ever touched’, Kestner Gesellschaft, Hannover 2023
Foto: Henning Scheffen, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Diedrick Brackens (* 1989, in Texas) erforscht die Überschneidungen von Identität und soziopolitischen Themen und schafft komplexe, handgewebte Tapisserien und Textilskulpturen, die Allegorie und Erzählung durch Material, Autobiografie, die breiteren Themen der afroamerikanischen und queeren Identität sowie der amerikanischen Geschichte und Erinnerung neu untersuchen.

Diedrick Brackens: pacify me, 2022
gewebt, Baumwoll- und Acrylgarne, 99 x 168 inches
Image courtesy of the artist, Various Small Fires, Los Angeles/Dallas/Seoul, and Jack Shainman Gallery, New York
Ausstellung ‘Diedrick Brackens – everything I have ever touched’, Kestner Gesellschaft, Hannover 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Das Material vermittelt ein Gefühl der Taktilität und deutet ausserdem eine politische Dimension an: ‘Die Baumwolle ist das Primärmaterial, da sie sehr leicht zu bearbeiten ist, sie Farbe wunderbar annimmt und ihre historische Bedeutung in den USA in Bezug auf Versklavung, Gewalt und Unterwerfung eine nachhaltige Auswirkung auf den schwarzen Körper hatte’, erklärt der Künstler. ‘Ich betrachte den Prozess des Handwebens von Baumwolle als eine kleine Hommage an diejenigen, die vor mir kamen und unter ganz anderen Umständen mit dem Material gearbeitet haben.’

Diedrick Brackens: survival is a shrine, not the small space near the limit of life, 2021
gewebt, Baumwoll- und Acrylgarne, 92 x 98 inches
Image courtesy of the artist, Jack Shainman Gallery, New York, and Various Small Fires, Los Angeles
Ausstellung ‘Diedrick Brackens – everything I have ever touched’, Kestner Gesellschaft, Hannover 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Brackens’ Arbeit ist eine sehr intertextuelle und performative Praxis, die verschiedene Traditionen einbezieht und Techniken der westafrikanischen Weberei, dem südamerikanischen Quilten sowie der europäischen Gobelinherstellung verwendet, um sowohl abstrakte als auch figurative Werke zu schaffen. Brackens stellt oftmals Momente männlicher Zärtlichkeit dar und schöpft dabei aus der afrikanischen und afroamerikanischen Literatur, Poesie und Folklore.

Diedrick Brackens: the revolutionary rite, 2022
gewebt, Baumwoll- und Acrylgarne, 98 x 132 inches
Image courtesy of the artist, Jack Shainman Gallery, New York, and Various Small Fires, Los Angeles
Ausstellung ‘Diedrick Brackens – everything I have ever touched’, Kestner Gesellschaft, Hannover 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Brackens beruft sich auf das Verständnis des Kunsthistorikers Kobena Mercer vom magischen Realismus, der, wenn er von Schwarzen angewandt wird, ein Versuch ist, die Welt zu beschreiben, in der wir leben. ‘Wir erleben das Magische im Alltäglichen’, kommentiert der Künstler. Daher bleiben seine Werke – die oftmals phantasmatische, höchst poetische und melancholische Tableaus eingewebter Materie sind, die schwarze silhouettierte Figuren darstellen, welche geometrische Farbfelder eines abstrakten schwarzen Hintergrundes bewohnen und in Momenten intensiver Intimität mit sich selbst oder oftmals mit der Tierwelt verstrickt sind – nach wie vor hoch relevant und lebendig.

Brackens lebt und arbeitet in Los Angeles, CA.

Der Künstler hatte bisher zahlreiche Ausstellungen in den USA und Kanada. Sein Werk ist preisgekrönt.

Kurator: Adam Budak
Kuratorische Assistenz: Robert Knoke

Mehr über Diedrick Brackens im Handout zur Ausstellung und auf der Website.

Info:

4. März – 4. Juni 2023

Klára Hosnedlová – To Infinity
Diedrick Brackens – everything I have ever touched

Kestner Gesellschaft
Goseriede 11
30159 Hannover
Deutschland

www.kestnergesellschaft.de

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Continue This Thread. Karim Adduchi x Tess van Zalinge

Noch bis zum 3. September 2023 zeigt das Amsterdam Museum die Ausstellung ‘Continue This Thread. Karim Adduchi x Tess van Zalinge’. Kleider mit marokkanischen Stickereiapplikationen und Patchwork-Couture aus Upcycling-Designerstoffen, die die in Amsterdam ansässigen Modedesigner Karim Adduchi und Tess van Zalinge gefertigt haben, stehen im Mittelpunkt dieser Schau. Die beiden haben sich in den letzten Jahren mit Designs, die von historischen und regionalen Fertigungstechniken inspiriert sind, einen Namen gemacht.

Karim Adduchi: Freedom Dress, 2021
Sammlung des Amsterdam Museum
Ausstellung ‘Continue This Thread. Karim Adduchi x Tess van Zalinge’, Amsterdam Museum 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt
Mit dem Thema Freiheit überdenkt Karim Adduchi die symbolischen Abgrenzungen zwischen den drei Religionen Islam, Christentum und Judentum, mit denen er durch seine Familiengeschichte verbunden ist. Im Design des Freedom Dress vereint er diese drei Glaubensrichtungen. Mit diesem Symbol der Verbindung will Adduchi Hoffnung und Solidarität für die Zukunft vermitteln. Das gesamte Ensemble ist reich bestickt.

Die Ausstellung verbindet (historische) Objekte aus der Sammlung des Amsterdam Museums mit faszinierenden Kreationen von Adduchi und Van Zalinge. In Zusammenarbeit mit dem Kurator Roberto Luis Martins gestalteten sie die Ausstellung so, dass einerseits die Kraft der Handarbeit an über 100 textilen Objekten sicht- und spürbar wird und andererseits laden sie die Besucher*innen dazu ein, sich nicht nur davon inspirieren zu lassen, sondern es auch selbst auszuprobieren.

Tess van Zalinge: Patchwork Dress, 2020
Sammlung des Amsterdam Museum
Ausstellung ‘Continue This Thread. Karim Adduchi x Tess van Zalinge’, Amsterdam Museum 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt
Tess van Zalinges ‘Patchwork-Kollektion’ entstand aus dem Bedürfnis nach Handwerk und aus der Faszination für niederländisches Erbe. Inspirationsquelle war der berühmte ‘liberation skirt’ (dt. ‘Befreiungsrock’). Zum Einsatz kamen übrig gebliebene Materialien aus ihrem Studio. Die Looks ihrer ‘Patchwork-Kollektion’ feiern die Uniform und zeigen, wie die Arbeit mit dem, was zur Hand ist, zu Inspiration, Innovation und Nachhaltigkeit führt.

Van Zalinge erzählt von einer zufälligenen Entdeckung während eines Besuchs im Lager des Amsterdamer Museums: ‘Karim und ich haben eine ziehharmonikaförmige Mappe mit 97 Mustern aus dem späten 19. Jahrhundert gefunden. Abgesehen davon, dass die Herstellerin eine Miss Rochemont war, ist sehr wenig anderes darüber bekannt. Warum hat sie das gemacht? Warum hat sie diese Techniken gewählt? Wie lange hat sie gebraucht? Hat sie sich danach der Mode verschrieben? Es inspirierte uns, die Gesichter und Geschichten hinter der Handarbeit ins Rampenlicht zu rücken und nach Geschichten von damals – und heute – zu suchen.’

Ziehharmonikaförmige Mappe aus Pappe mit Beispielen verschiedener Handarbeitstechniken, ca. 1890
Sammlung des Amsterdam Museum
Ausstellung ‘Continue This Thread. Karim Adduchi x Tess van Zalinge’, Amsterdam Museum 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt
Als eine Art Portfolio oder Abschlusszeugnis zeigt die Mappe 97 Handarbeitsbeispiele in verschiedenen Strick-, Häkel-, Näh- und Knüpftechniken. Der Überlieferung nach gehörte es einem jungen Mädchen, einer gewissen Miss Rochemont, die wahrscheinlich ein Jahr lang daran gearbeitet hat.

Sticken, Patchwork oder Stricken sind zeitlose Techniken, aus denen viele Menschen Kraft schöpfen und die es ihnen ermöglichen, Emotionen auszudrücken und zu verarbeiten. Doch das Wissen hinter vielen Techniken, wie z.B. Klöppeln oder Stopfen, droht verloren zu gehen. Die Ausstellungsmacher stellten sich die Frage, wie man dieses traditionelle Wissen übertragen kann, um die Menschen dazu zu motivieren, sich miteinander zu verbinden und sich auszudrücken.

Befreiungsrock, 1945–1946, Margaretha van der Linden
Sammlung des Amsterdam Museum
Ausstellung ‘Continue This Thread. Karim Adduchi x Tess van Zalinge’, Amsterdam Museum 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt
Als 1946 der erste Befreiungstag gefeiert wurde, trugen viele Frauen einen ‘Befreiungsrock’ aus Resten alter Kleidung, mit wichtigen nationalen und persönlichen Daten bestickt. Unter ihnen war auch die dreijährige Marga van der Schalie, die mit diesem Trägerrock am 5. Mai bekleidet war.

‘Continue this thread’ – ‘Diesen Faden weiterführen’- bedeutet für Karim Adduchi, den Faden zu greifen und los zu sticken. ‘Es hat eine heilende Kraft. Das wollen wir mit dieser Ausstellung vermitteln. Wir wollen unterschiedliche Zielgruppen, Jung und Alt, mit frischen Perspektiven auf die Handarbeit bekannt machen und die Besucher dazu anregen, handwerkliche Techniken (wieder) zu entdecken und sich mit ihnen auseinanderzusetzen.’

Karim Adduchi, Tess van Zalinge und Roberto Luis Martins im Depot des Amsterdam Museum, Dezember 2022.
Ausstellung ‘Continue This Thread. Karim Adduchi x Tess van Zalinge’, Amsterdam Museum 2023
Foto: Amsterdam Museum, Jaimy Gail, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Anhand von Arbeiten von Adduchi und Van Zalinge lernen die Besucher*innen die Arbeits- und Denkweise der Designer kennen. Sowohl mit der Lupe als auch digital können ihre Techniken aus nächster Nähe betrachtet werden. Historische und zeitgenössische Moden, Banner und Textilien zeigen, wie traditionelle Techniken z.B. in Hoffnungen auf gesellschaftlichen Wandel übersetzt wurden.

Besucherinnen beim Mitmachen
Ausstellung ‘Continue This Thread. Karim Adduchi x Tess van Zalinge’, Amsterdam Museum 2023
Foto: Amsterdam Museum, Françoise Bolechowski, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Eine Ausstellung über Handarbeiten wäre unvollständig ohne die Möglichkeit zum Anfassen. Ein Teil der Ausstellung blieb deshalb bewusst unvollendet und lädt die Besucher*innen zum Mitmachen ein. So kann man ein eigenes gesticktes, gestricktes oder gehäkeltes Blatt einer kollektiven Textilinstallation hinzufügen oder es auch mit nach Hause nehmen. Oder man besucht einen der Workshops, die das Amsterdam Museum im Rahmen der Ausstellung anbietet.

Info:

17. Februar – 3. Septemeber 2023

Continue This Thread. Karim Adduchi x Tess van Zalinge

Amsterdam Museum on the Amstel
Amstel 51
Amsterdam
Niederlande

www.amsterdammuseum.nl

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Andy Warhol: The Textiles

In die nahezu unbekannte und unbeschriebene Welt von Textildesigns des einflussreichen Popkünstlers Andy Warhol entführt das Fashion and Textile Museum in London seine Besucher*innen mit der neuen Ausstellung ‘Andy Warhol: The Textiles’, die ab 31. März 2023 zu sehen ist.

Warhols Textilien, die auf seine frühe Karriere als Werbedesigner und Illustrator in den 1950er und frühen 1960er Jahren zurückgehen, gelten heute als wichtiger Teil seines Schaffens. Warhol, der sich damals fast ausschliesslich den Anforderungen und Wünschen professioneller Kunden widmete und Fristen einhalten musste, hatte nur begrenzt Zeit und Raum für Fantasie und Visionen. Und so trugen die textilen Entwürfe auch dazu bei, seine Fähigkeiten zu schulen, die er als Künstler brauchte.

Die Ausstellung umfasst über 45 Textilmuster, die Warhol in den 1950er und frühen 1960er Jahren schuf: Farbenfrohe Objekte – Eisbecher, köstliche kandierte Äpfel, bunte Knöpfe, Zitronenscheiben, Brezeln oder hüpfende Clowns – tummeln sich auf Stoffbahnen, teilweise in unterschiedlichen Farbkombinationen, und auf daraus genähten Kleidungsstücken. Auch einige der wichtigsten Hersteller, bekannt aus der amerikanischen Textilgeschichte, sind vertreten, wie Stehli Silks, Fuller Fabrics Inc. und M Lowenstein and Sons.

Info:

31. März – 10. September 2023

Andy Warhol: The Textiles

Fashion and Textile Museum
83 Bermondsey Street
London SE1 3XF
UK

www.fashiontextilemuseum.org

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What That Quilt Knows About Me

Eine neue Quilt-Ausstellung, die noch bis zum 29. Oktober 2023 zu sehen ist, hat das American Folk Art Museum in New York gerade erst eröffnet und dabei tief in die Schatzkiste gegriffen.

Paula Nadelstern (* 1951): Kaleidoscope XVI: More is More
New York, United States, 1996
Cotton and silk, 64 x 64 in
American Folk Art Museum, New York, gift of the artist, 2008.21.1
Ausstellung ‘What That Quilt Knows About Me’, American Folk Art Museum, New York 2023
Foto freundlicherweise vom AFAM zur Verfügung gestellt

Unter dem Titel ‘What That Quilt Knows About Me’ werden 35 Quilts gezeigt, die für die zutiefst persönliche und emotionale Kraft stehen, die mit der Erfahrung verbunden ist, Quilts herzustellen und mit ihnen zu leben.

Ausstellungsansicht
‘What That Quilt Knows About Me’, American Folk Art Museum, New York 2023
Foto: Eva Cruz, EveryStory, freundlicherweise vom AFAM zur Verfügung gestellt

Da Quilts einen grundlegenden Bestandteil für die amerikanische Volkskunst und einen zentralen und beliebten Teil der Museumssammlung bilden, geht Jason T. Busch, Direktor und CEO des Museums, davon aus, ‘dass unsere Gäste nach dem Besuch dieser Ausstellung mit neuer Wertschätzung für das Quilten und die kraftvollen Erzählungen, die diese handgefertigten Objekte ausdrücken, nach Hause gehen werden.’

Unbekannte*r Künstler*in: Appliquéd and Embroidered Pictorial Bedcover
Possibly New York State, 1825–1845
Wool, silk, cotton, and beads with silk and cotton embroidery, 91 x 80 1/2 in
American Folk Art Museum, New York, gift of Ralph Esmerian, 1991.27.1
Ausstellung ‘What That Quilt Knows About Me’, American Folk Art Museum, New York 2023
Foto freundlicherweise vom AFAM zur Verfügung gestellt

Der Titel ‘What That Quilt Knows About Me’ (dt. ‘Was dieser Quilt über mich weiss’) wurde von einem Zitat inspiriert, das bei der Recherche in der museumseigenen Sammlung entdeckt wurde: ‘Mein ganzes Leben steckt in diesem Quilt … meine Hoffnungen und Ängste, meine Freuden und Sorgen, meine Liebe und mein Hass. Ich zittere manchmal, wenn ich daran denke, was dieser Quilt über mich weiss.’ Diese poetische Aussage einer Quilterin, die ihr Leben lang quiltete, vermittelt die Idee, dass Quilts die Fähigkeit haben, Informationen über die menschliche Erfahrung zu ‘wissen’ oder zu enthalten. Die Ausstellung reflektiert dieses Gefühl und präsentiert Quilts als Sammlungen intimer Geschichten.

Ausstellungsansicht
‘What That Quilt Knows About Me’, American Folk Art Museum, New York 2023
Foto: Eva Cruz, EveryStory, freundlicherweise vom AFAM zur Verfügung gestellt

Die ausgestellten Werke, aus dem 19. bis zum 21. Jahrhundert stammend, enthüllen eine Reihe ergreifender und manchmal unerwarteter Biografien. Von zwei versklavten Schwestern, die vor dem amerikanischen Bürgerkrieg in Kentucky lebten, bis hin zu einem genesenden britischen Soldaten während des Krimkriegs im 19. Jahrhundert befasst sich die Ausstellung mit Geschichten, die sowohl mit den Machern als auch mit den Empfängern der Werke verbunden sind.

Unbekannte*r Künstler*in: Soldier’s Quilt, Square Within a Square
Crimea, India, or United Kingdom, 1850–1880
Wool, probably from military uniforms, 85 1/2 x 66 in
American Folk Art Museum, New York, gift of General Foods, 1986.7.1
Ausstellung ‘What That Quilt Knows About Me’, American Folk Art Museum, New York 2023
Foto freundlicherweise vom AFAM zur Verfügung gestellt

Auf einem Quilt-Top aus den 1890er Jahren finden wir eine Oberfläche voller Erzählungen.

Susan Arrowood: ‘Sacret Bibel’ Quilt Top
Possibly West Chester, Pennsylvania, 1875–1895
Cotton, silk, wool, and ink, with cotton embroidery, 88 1/2 x 72 in
American Folk Art Museum, New York, gift of the Amicus Foundation, Inc., and Evelyn and Leonard Lauder, 1986.20.1
Ausstellung ‘What That Quilt Knows About Me’, American Folk Art Museum, New York 2023
Foto freundlicherweise vom AFAM zur Verfügung gestellt

Ein Beispiel von Hystercine Rankin zeigt ein Raster aus Vignetten, gefüllt mit Szenen des Familienlebens, die von Glaube und Mühe geprägt sind.

Hystercine Rankin (1929–2010): Untitled Family History Quilt
Port Gibson, Mississippi, ca. 1990–2000
Cotton with ink, 40 x 62 in
American Folk Art Museum, New York, gift of Evelyn S. Meyer, 2005.10.3
Ausstellung ‘What That Quilt Knows About Me’, American Folk Art Museum, New York 2023
Foto: Gavin Ashworth, freundlicherweise vom AFAM zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung zeigt auch Beispiele dafür, wie Künstler*innen die Grenzen der Quiltherstellung verschoben haben. Die Integration von unüblichen, überraschenden Materialien und Ideen lädt das Publikum dazu ein, diese Werke als Archive persönlicher menschlicher Erfahrungen zu betrachten. Hier spielen z.B. Farbe, Fotografien und Fasern oder Plastiktüten und Garn eine Rolle.

Idabell Bester (1901-1992); gequiltet von Losie Webb: Strip Quilt
Emelle, Alabama. Pieced 1980; quilted 1990
Cotton and synthetics, 83 x 71 in
American Folk Art Museum, New York, gift of Helen and Robert Cargo, 1991.19.4
Ausstellung ‘What That Quilt Knows About Me’, American Folk Art Museum, New York 2023
Foto: Scott Bowron, freundlicherweise vom AFAM zur Verfügung gestellt

‘What That Quilt Knows about Me’ bietet viele unerwartete Erzählungen. ‘Das Einbeziehen verwandter Objekte, die normalerweise nicht mit Quilts in Verbindung gebracht werden, schafft ein inspirierendes Bild über die Geschichte des Quiltens als Ganzes’, sagt eine der Kuratorinnen, Sadé Ayorinde.

Ausstellungsansicht
‘What That Quilt Knows About Me’, American Folk Art Museum, New York 2023
Foto: Eva Cruz, EveryStory, freundlicherweise vom AFAM zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung befasst sich in unterschiedlichen Kapiteln mit verschiedenen Themen: So können integrierte Wörter oder Bilder oder auch ausdrucksstarkes Quilting visuell Geschichten erzählen. Auch kennt man viele der historischen Quilter*innen nicht namentlich, aber sie haben auf ihren Quilts eine Vielzahl regionaler, kultureller und ethnischer Begebenheiten festgehalten.

Carl Klewicke (1835–1913): Original Design Quilt
Corning, New York ca. 1907
Pieced silk, faille, taffeta, and satin, 60 x 72 1/2 in
American Folk Art Museum, New York, Museum purchase, 2012.1.1
Ausstellung ‘What That Quilt Knows About Me’, American Folk Art Museum, New York 2023
Foto: Gavin Ashworth, freundlicherweise vom AFAM zur Verfügung gestellt

‘Die Präsentation dieser beeindruckenden Objekte durch die Linse des Geschichtenerzählens ermöglicht es dem Betrachter, sich auf zutiefst persönliche und intime Weise mit ihnen auseinanderzusetzen’, sagt die Kuratorin Emelie Gevalt und fährt fort: ‘Wir sind immer wieder erstaunt, welche Botschaften Quilts haben können.’ Es bleibt also zu hoffen, dass die Ausstellung eine inspirierende Wirkung auf die Besucher*innen entfaltet.

Ausstellungsansicht
‘What That Quilt Knows About Me’, American Folk Art Museum, New York 2023
Foto: Eva Cruz, EveryStory, freundlicherweise vom AFAM zur Verfügung gestellt

Kuratiert von Emelie Gevalt und Sadé Ayorinde

Info:

17. März – 29. Oktober 2023

What That Quilt Knows About Me

American Folk Art Museum
2 Lincoln Sqare
Columbus Ave. at West 66th Street
New York, NY 10023
USA

www.folkartmuseum.org

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Billig ist zu teuer
Fast Fashion und die Folgen

Plakat
Ausstellung ‘Billig ist zu teuer. Fast Fashion und die Folgen’, Textilmuseum Mindelheim 2023
Freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Das Textilmuseum Sandtnerstiftung in Mindelheim thematisiert mit seiner neuen Sonderausstellung ‘Billig ist zu teuer’ unseren verschwenderischen Umgang mit Bekleidung und greift damit ein aktuelles Thema auf, das jedem bewusst sein sollte. Zu sehen ab dem 22. April 2023.

Info:

22. April – 31. Oktober 2023

Billig ist zu teuer
Fast Fashion und die Folgen

Textilmuseum Mindelheim
Hermelestrasse 4
87719 Mindelheim
Deutschland

www.mindelheimermuseen.de

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From Mystic to Plastic.
Afrikanische Masken.
Fotografien von Stéphan Gladieu

Maskenkostüme aus der Republik Bénin und aus Kinshasa (DR Kongo) stehen im Fokus zweier Portraitserien des französischen Fotografen Stéphan Gladieu (*1969). Zusammen werden die beiden Serien in einer Sonderausstellung im Museum Fünf Kontinente in München ab dem 31. März 2023 gezeigt. Der Fokus der Schau liegt auf der zentralen Bedeutung von Masken-Performances in afrikanischen Kontexten. Sie verknüpfen Vergangenheit und Gegenwart und greifen persönliche sowie gesamtgesellschaftliche Herausforderungen auf.

Stéphan Gladieu, 2018, Egungun-Masken
Tanman (links) und Bouloukou (rechts)
Umgebung von Cotonou (Rep. Bénin)
Fotografie – Fine Art Print
© Stéphan Gladieu
Ausstellung ‘From Mystic to Plastic. Afrikanische Masken. Fotografien von Stéphan Gladieu’, Museum Fünf Kontinente München 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Serie ‘Egungun’ (2018–2020) beschäftigt sich mit zeremoniellen Maskenkostümen aus der Republik Bénin, die bei Maskentänzen zum Einsatz kommen. Die vollständig verhüllten Tänzer agieren in den bunten, mit zahlreichen Applikationen besetzten Egungun-Gewändern als Vermittler zwischen den Lebenden und den Toten: Im Rahmen dieser Zeremonien treten die Ahnen regelmässig in Erscheinung, um ihren Nachfahren Unterstützung und Rat in allen Lebenslagen anzubieten.

Stéphan Gladieu, 2018, Egungun-Masken
Elèlou [in Yoruba] oder Agbannon [in Fon] (links) und Adé (rechts)
Cotonou, Gehöft von Gaston Aniambossou (Rep. Bénin)
Fotografie – Fine Art Print
© Stéphan Gladieu
Ausstellung ‘From Mystic to Plastic. Afrikanische Masken. Fotografien von Stéphan Gladieu’, Museum Fünf Kontinente München 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Serie ‘Homo Détritus’ (2020–2021) ist das Resultat eines Aufenthaltes Gladieus bei dem von Eddy Ekete initiierten, multidisziplinären Künstler*innen-Kollektiv ‘Ndaku ya, la vie est belle’ (zu Deutsch: Das Leben ist schön) in Kinshasa. Aus vorgefundenen Materialien wie Einwegprodukten, Kabeln, CDs, Radio- und Autoteilen gestalten die kongolesischen Künstler*innen Maskenkostüme. Mit ihren Masken-Performances in den Strassen der Hauptstadt prangern sie soziale, politische und ökologische Missstände an, auf die sie Anwohner*innen und Behörden aufmerksam machen möchten.

 

Stéphan Gladieu, 2020, L’homme bidon/Der Kanister-Mann
Künstler: Diambaka Gedeon, Stadtviertel Kalamu, Kinshasa (DR Kongo)
Fotografie – Fine Art Print
© Stéphan Gladieu
Ausstellung ‘From Mystic to Plastic. Afrikanische Masken. Fotografien von Stéphan Gladieu’, Museum Fünf Kontinente München 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Stéphan Gladieu begann seine Karriere 1989 zunächst als Fotojournalist in Krisengebieten. In seinen künstlerischen Projekten kombiniert er seinen dokumentarischen Stil mit ästhetischer Forschung, es vermischen sich Realität und Fiktion. Mithilfe der Portraitfotografie möchte er die Lebensumstände verschiedenster Menschen weltweit veranschaulichen. Gladieus ikonenhafte Portraitserien zeichnen sich durch ihre Farbigkeit und eine strenge Komposition aus. Scheinbar inszeniert sind es stets würdevolle, in sich ruhende Darstellungen, welche die Portraitierten in ihrer unmittelbaren Umgebung zeigen.

Stéphan Gladieu, 2020, L’homme pneu/Der Reifen-Mann
Künstler: Savant Noir, Stadtviertel Matongue Kimpwanza, Kinshasa (DR Kongo) am 29.8.2020
Fotografie – Fine Art Print
© Stéphan Gladieu
Ausstellung ‘From Mystic to Plastic. Afrikanische Masken. Fotografien von Stéphan Gladieu’, Museum Fünf Kontinente München 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Anhand von circa 50 Fotografien ermöglicht Gladieu mit ‘Egungun’ den Blick in eine westafrikanische Geheimgesellschaft, bzw. weist er mit ‘Homo Détritus’ auf die insbesondere im globalen Süden spürbaren Auswirkungen der westlichen Konsum- und Wegwerfgesellschaft hin.

Info:

31. März – 6. August 2023

From Mystic to Plastic
Afrikanische Masken
Fotografien von Stéphan Gladieu

Museum Fünf Kontinente
Maximilianstrasse 42
80538 München
Deutschland

www.museum-fuenf-kontinente.de

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Ein Kleid, monochrom. ZERO und Mode

When art meets fashion … Anlässlich des fünfzehnjährigen Jubiläums der Stiftung widmet sich die ZERO foundation in Düsseldorf ab dem 16. April 2023 in einer Ausstellung dem Verhältnis von ZERO und Mode. Gezeigt werden neben Werken der Sammlung auch Modekreationen und Designentwürfe von ZERO-Künstler*innen, wie ein von Yves Klein gestaltetes Abendkleid.

Ausstellung ‘Ein Kleid, monochrom. ZERO und Mode’, ZERO foundation, Düsseldorf 2023
Credits: ZERO foundation
Foto: Ruth Magers, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Kunstgeschichtlich gesehen war ZERO eine Stunde Null, ein Neuanfang, den die Künstler Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker Ende der 1950er Jahre wagten und damit den Gräueln des Zweiten Weltkriegs eine reinere und hellere Welt entgegensetzten. Es entwickelte sich daraus eine der bedeutendsten Avantgardebewegungen des 20. Jahrhunderts. Die ZERO foundation befasst sich mit der Erhaltung, der Geschichte und Präsentation der ZERO-Kunst und der ZERO-Bewegung.

Ausstellung ‘Ein Kleid, monochrom. ZERO und Mode’, ZERO foundation, Düsseldorf 2023
Credits: ZERO foundation
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Herzstück der Ausstellung ‘Ein Kleid, monochrom. ZERO und Mode’ bildet die Präsentation einer ZERO-Kollektíon der jungen Modedesignerin Viktoria Lorenz am 16. und 22. April 2023, die ganz im Zeichen der innovativen Arbeiten von ZERO-Künstler wie Mack, Piene und Uecker steht. Eíngebettet in ein von Nachwuchskünstler*innen entsprechend gestaltetes Raum- und Sounddesign bietet die Performance ein aussergewöhnliches, sinnlich erfahrbares ZERO-Erlebnis.

Ausstellung ‘Ein Kleid, monochrom. ZERO und Mode’, ZERO foundation, Düsseldorf 2023
Credits: ZERO foundation
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Im Zusammenspiel von Ausstellung, Performance und Design wirft ‘Ein Kleid, monochrom’ einen neuen Blick auf die ZERO-Bewegung und lässt junge Künstler*innen aus den Disziplinen Mode, Musik und Szenographie eine intensive Auseinandersetzung mit der berühmten Avantgarde erfahren.

Info:

16. April – 2. Juli 2023

Ein Kleid, monochrom. ZERO und Mode

ZERO foundation
Hüttenstrasse 104
40215 Düsseldorf
Deutschland

www.zerofoundation.de

Fashion Show in der Ausstellung: 16. und 22. April 2023

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Schmuck und Gerät

Noch bis zum 15. April 2023 präsentiert die Galerie Handwerk in München die Sonderausstellung ‘Schmuck und Gerät’. Rund 60 international anerkannte Gold- und Silberschmiedinnen und -schmiede aus 17 Ländern zeigen ihre zum Teil neuesten Arbeiten.

Einladungskarte
‘Schmuck und Gerät’, Galerie Handwerk, München 2023
David Huycke, BE; Otto Künzli, DE
Foto freundlicherweise von der Galerie zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung ist in gewisser Weise eine Anspielung auf den Titel der internationalen Sonderschau ‘Europäischer Schmuck und edles Gerät’, die Herbert Hofmann im Jahr 1959 auf der Handwerksmesse in München realisierte. Aufgrund ihres Vorbildcharakters und Erfolges wurde sie ab dem Jahr 1962 bis heute regelmässig als Schmuckausstellung durchgeführt.

Svenja John, DE
Ausstellung ‘Schmuck und Gerät’, Galerie Handwerk, München 2023
Foto: © Ludger Paffrath, freundlicherweise von der Galerie zur Verfügung gestellt

Wenn München heute als ein bedeutendes Zentrum des Autorenschmucks gilt, so haben die Sonderschau ‘Schmuck’ und die Galerie Handwerk daran wesentlichen Anteil. Die im Jahr 1968 gegründete Galerie Handwerk begleitet das Thema Schmuck stets auf internationalem Niveau und vermittelt es in der Öffentlichkeit.

Cóilín O‘Dubhghaill, IE
Ausstellung ‘Schmuck und Gerät’, Galerie Handwerk, München 2023
Foto freundlicherweise von der Galerie zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung ‘Schmuck und Gerät’ nimmt inhaltlich auf Ausstellerinnen und Aussteller Bezug, die die Galerie Handwerk über Jahrzehnte begleiten konnte und die neue Impulse setzten. So haben sie mit ihrer Präsenz ganz wesentlich zur Dokumentation des internationalen zeitgenossischen Schmucks und seiner Entwicklung in den vergangenen Dekaden des 20. und 21. Jahrhunderts beigetragen. Dies wird auch in Zukunft ein Schwerpunkt der Galerie Handwerk bleiben.

Robert Smit, NL
Ausstellung ‘Schmuck und Gerät’, Galerie Handwerk, München 2023
Foto freundlicherweise von der Galerie zur Verfügung gestellt

Auf der Website der Galerie Handwerk sind weitere Fotos und eine Liste der Ausstellerinnen und Aussteller zu finden.

Info:

10. März – 15. April 2023

Schmuck und Gerät

Galerie Handwerk
Max-Joseph-Straße 4
80333 München
Deutschland

www.hwk-muenchen.de

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Tartan

Die schottische Dépendance des Victoria & Albert Museums, das V&A Dundee, eröffnet am 1. April 2023 eine Ausstellung, die schottischer nicht sein könnte: ‘Tartan’.

Leonie Bell, Direktorin des V&A Dundee (vor dem Museum)
Ausstellung ‘Tartan’, V&A Dundee 2023/24
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Unter ‘Tartan’ versteht man das typische Karomuster, auch ‘Schottenkaro’ genannt, das auch die Zugehörigkeit zu einem schottischen Clan repräsentieren soll und beim Weben entsteht, wenn Fäden in verschiedenen Farben in einer bestimmten Abfolge verwendet werden.

Lord Mungo Murray [Am Morair Mungo Moireach], 1668 – 1700. Son of 1st Marquess of Atholl
Ausstellung ‘Tartan’, V&A Dundee 2023/24
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Wer kennt nicht den Schottenrock, für die Männer auch ‘Kilt’ genannt, diesen Begriff, den Laien so gern und häufig mit ‘Quilt’ verwechseln? Oder die karierten Wolldecken, auch ‘Plaids’ genannt, die schon den Hinweis auf das meistens verwendete Material, nämlich Kammgarn, geben? Ich bin überzeugt, dass dies weitgehend bekannt ist.

 

Precious McBane. Toilettentisch mit Kilt, ‘Perfectly Peek-ed’ genannt
Image courtesy of Precious McBane
Ausstellung ‘Tartan’, V&A Dundee 2023/24
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Dass das Schottenkaro aber nicht nur Textilien vorbehalten ist, sondern es als Symbol für Schottland und alles Schottische auf allerhand andere Gegenstände geschafft hat, zeigt die schillernde Auswahl von mehr als 300 Exponaten der Ausstellung.

The Queen of Scots
Poster 1948-1959
Science Museum Group
Ausstellung ‘Tartan’, V&A Dundee 2023/24
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Im letzten Sommer startete das Museum einen öffentlichen Aufruf: nicht nur Kleiderschränke sollten durchforstet werden, sondern auch Dachböden, wo man vielleicht auf weitere interessante Objekte wie Schottenkarikaturen, Weihnachtsschmuck oder Haushaltswaren im Tartan-Look stossen könnte.

Seidendress für Queen Alexandra von Madame Elise, um 1870
Ausstellung ‘Tartan’, V&A Dundee 2023/24
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Aus den zahlreichen Einsendungen ausgewählt wurden schliesslich die phantastischen Objekte, die über 80 internationale Leihgeber zur Verfügung stellten: Beispiele aus Mode, Architektur, Grafik- und Produktdesign, Fotografie, Möbel, Glas und Keramik, Film, Performance und Kunst.

Balmoral Castle: Schlafzimmer der Queen von James Roberts (ca. 1800-67)
1857, Aquarell
Ausstellung ‘Tartan’, V&A Dundee 2023/24
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

James Wylie, Assistant Curator im V&A Dundee, sagt: ‘Tartan ist ein unglaubliches Muster und Textil, das um die Welt gegangen ist. Wir denken, dass es wohl das Textil mit dem höchsten Wiedererkennungswert der Welt ist und eine enge Beziehung zu den Identitäten so vieler Menschen hat, von der Explosion des Punks in den späten 1970er Jahren über die stolze Tartan Army auf Reisen zu schottischen Fussballspielen bis hin zu zeitgenössischen Ausdrucksformen queerer Identitäten.’

Charles Jeffrey: LOVERBOY
Frühling/Sommer 2022
Ausstellung ‘Tartan’, V&A Dundee 2023/24
Foto: Louie Banks, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung feiert Tartan und seine globale Wirkung und untersucht, wie Tartan Gemeinschaften weltweit sowohl verbunden als auch gespalten hat, wie es Tradition angenommen, Revolte zum Ausdruck gebracht und grossartige Kunstwerke sowie verspielte und provokative Designs inspiriert hat.

Katalog erhältlich

Info:

1. April 2023 – 14. Januar 2024

Tartan

V&A Dundee
1 Riverside Esplanade
Dundee DD1 4EZ
UK

www.vam.ac.uk/dundee

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Das letzte Gewand
Grabfunde aus der Höhle Assi el-Hadath im Libanon

Die Abegg-Stiftung hat während mehrerer Jahre über 200 archäologische Textilien aus dem Nationalmuseum in Beirut (Libanon) eingehend untersucht, dokumentiert und restauriert. Bevor sie dorthin zurückkehren, präsentiert die Abegg-Stiftung vom 30. April 2023 an die einzigartigen mittelalterlichen Zeugnisse in der diesjährigen Sonderausstellung.

Zu sehen sind Gewänder und Accessoires, die zwischen 1988 und 1993 bei Ausgrabungen in der Höhle Assi el-Hadath im Qadisha-Tal, etwa 100 km nördlich von Beirut, entdeckt wurden. In dieser schwer zugänglichen Höhle waren im 13. Jahrhundert mehrere erwachsene Personen und Kinder bestattet worden – vollständig bekleidet und in Tücher gewickelt.

Tunika aus Baumwolle mit Seidenstickerei. Libanongebirge, 13. Jahrhundert.
Direction Générale des Antiquités du Liban, Inv. Nr. 116369
© Abegg-Stiftung, CH-3132 Riggisberg
Foto: Christoph von Viràg, freundlicherweise von der Abegg-Stiftung zur Verfügung gestellt

Dank des trockenen Klimas haben sich diese ‘letzten Gewänder’ bis heute gut erhalten. Zahlreiche Reparaturen und Änderungen belegen, dass sie nicht erst für die Bestattung hergestellt, sondern bereits zu Lebzeiten getragen worden sind. Textilien waren ein kostbares Gut. Unbrauchbar gewordene Kleidungsstücke wurden nicht weggeworfen, sondern für neue Zwecke umgearbeitet. Die ausgestellten Tücher, Tuniken und Kopfbedeckungen bieten daher ein faszinierendes Bild vom Leben in der damaligen Zeit und dokumentieren zugleich verschiedene Formen der Wiederverwendung im 13. Jahrhundert.

Info:

30. April – 12. November 2023

Das letzte Gewand
Grabfunde aus der Höhle Assi el-Hadath im Libanon

Abegg-Stiftung
Werner Abeggstrasse 67
3132 Riggisberg
Schweiz

www.abegg-stiftung.ch

Öffnungszeiten:

täglich: 14 – 17.30 Uhr

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COOLNESS – Inszenierung von Mode im 20. Jahrhundert

Das Wort ‘cool’ gehört zum täglichen Sprachgebrauch und wird heute schon fast inflationär verwendet. Doch was bedeutet ‘cool’ eigentlich? Was oder wer ist ‘cool’? Und wie wird jemand ‘cool’?

Genau diese Fragen stellte sich auch das LWL-Industriemuseum Textilwerk Bocholt, das zusammen mit dem Textil- und Industriemuseum (tim) Augsburg diese Ausstellung entwickelte und sie bereits 2022 zeigte (mein Bericht ist in den Ausstellungstipps September 2022 zu finden). Noch bis zum 22. Oktober 2023 geht das tim mit seiner neuen Ausstellung dem Phänomen der Coolness als einem Leitmotiv der Mode im 20. Jahrhundert nach. Menschen haben damit ihre kühl und distanziert wirkende und oft rebellische Haltung besonders durch das Tragen entsprechender Kleidung ausgedrückt.

Marlene Dietrich im Hosenanzug
Ausstellung ‘COOLNESS – Inszenierung von Mode im 20. Jahrhundert’, tim Augsburg 2023
Foto: SZ Photo, freundlicherweise vom tim zur Verfügung gestellt

Als ‘coole’ Vorbilder ihrer Zeit dienten beispielsweise Filmstars wie Marlene Dietrich im schwarzen Anzug mit Zylinder und Zigarette oder James Dean in T-Shirt, Jeans und Lederjacke. Ihnen und vielen weiteren spannenden Ikonen der Zeitgeschichte begegnen Besucherinnen und Besucher der Ausstellung in etwa 300 Exponaten.

Diva
Ausstellung ‘COOLNESS – Inszenierung von Mode im 20. Jahrhundert’, tim Augsburg 2023
Foto: LWL-Industriemuseum, freundlicherweise vom tim zur Verfügung gestellt

Kleidungsstücke, Fotos, Filmmaterial, Literatur der Beat-Generation und Musik von Jazz bis Hip-Hop illustrieren die faszinierende Zeitreise, die die Besucherinnen und Besucher unternehmen können. Es geht dabei um die Haltung und Emotionen von ‘Coolness’ – damals wie heute.

Info:

24. März – 22. Oktober 2023

COOLNESS – Inszenierung von Mode im 20. Jahrhundert

tim | Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg
Provinostrasse 46
86153 Augsburg
Deutschland

www.timbayern.de

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Jakup Ferri
we, we or me
In Kooperation mit Fumetto Comic Festival Luzern

Noch bis zum 28. Mai 2023 zeigt das Kunstmuseum Luzern mit ‘Jakup Ferri. we, we or me’ eine Präsentation, in der das Textile von grosser Bedeutung ist. Jakup Ferri (*1981) findet seine Motive zwar beim Zeichnen, danach lässt er sie aber von Handwerkerinnen in seiner Heimat Kosovo und in Albanien in verschiedensten Techniken sticken und weben.

Jakup Ferri
Courtesy of the artist
Ausstellung ‘Jakup Ferri – we, we or me’, Kunstmuseum Luzern 2023
Foto: Ferdi Limani, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Bildwelt von Jakup Ferri ist bunt und voller glücklicher Geschöpfe. Menschen, Tiere und Mischwesen machen Gymnastik, fahren mit dem Velo oder sausen auf dem Rollbrett durch die Bilder. Vor allem kommen sie zusammen: draussen zum Picknick, am Familientisch, zum Tanz, zum Musizieren oder zum Schachspiel im Park.

Jakup Ferri: ohne Titel, 2018
Öl und Tusche auf Leinwand, 80 × 100 cm
Courtesy of the artist
Ausstellung ‘Jakup Ferri – we, we or me’, Kunstmuseum Luzern 2023
Foto: Ferdi Limani, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Jakup Ferri scheint sich beim Zeichnen zu fragen: Was steckt noch in einem Motiv? – Und flugs werden die Knöpfe eines Hemdes zu Körnern, nach denen Vögel picken. Seine Werke sprühen vor zeichnerischem Witz und erzählerischer Freude.

Jakup Ferri: ohne Titel, 2010
Tusche und Farbstift auf Papier, 10 × 15 cm
Courtesy of the artist
Ausstellung ‘Jakup Ferri – we, we or me’, Kunstmuseum Luzern 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Der kosovarische Künstler hat lange mehrheitlich mit Video gearbeitet, bis er über ein kleines Skizzenbuch zum Zeichnen kam. Noch heute sind ihm die kleinen Formate am liebsten. Meist nutzt er ein Blatt von 11 x 20 cm, selten ein grösseres. Er zeichnet mit dem feinsten Tuschestift direkt, ohne Vorzeichnung und meist auch ohne festen Plan.

Jakup Ferri: ohne Titel, 2014
Stickerei auf Baumwolle, 100 × 148 cm
Courtesy of the artist
Ausstellung ‘Jakup Ferri – we, we or me’, Kunstmuseum Luzern 2023
Foto: Ferdi Limani, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Zu Beginn steht oft ein Gesicht. Jakup Ferri ergänzt dieses je nachdem, wie es in die Welt blickt – traurig, fröhlich, schelmisch. Er sucht nach immer neuen Charakteren, als letzte sind Roboter in sein Universum getreten. Eine Bildfindung ruft oft die nächste hervor. Dadurch entstehen Serien, beispielsweise mit Fahrzeugen wie Velos, U-Booten, Flugzeugen und Helikoptern.

Jakup Ferri: ohne Titel, 2018
Stickerei auf Baumwolle, 140 × 190 cm
Courtesy of the artist
Ausstellung ‘Jakup Ferri – we, we or me’, Kunstmuseum Luzern 2023
Foto: Ferdi Limani, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Jakup Ferris Zeichnungen bilden die Basis für seine weiteren Werke. Die Linien stehen deshalb im Vordergrund und fassen die Farben ein, in kolorierten Zeichnungen ebenso wie in Gemälden und textilen Werken.

Jakup Ferri: ohne Titel, 2018
Tusche auf Papier, 48 × 60 cm
Courtesy of the artist
Ausstellung ‘Jakup Ferri – we, we or me’, Kunstmuseum Luzern 2023
Foto: Ferdi Limani, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Seit 2010 lässt der Künstler seine Bildfindungen weben oder sticken. Zur Arbeit mit Textilien haben ihn Marktbesuche in seiner Heimat inspiriert. Im Kosovo sowie in anderen ehemaligen jugoslawischen Staaten war die Textilherstellung und -verarbeitung äusserst populär. Jakup Ferri hat nach Handwerkerinnen gesucht, die seine Motive nach traditionellem Handwerk sticken. Die erste umgesetzte Zeichnung war zwar motivisch noch unpräzise, aber technisch hat ihn das Ergebnis so sehr begeistert, dass er unterdessen mit zahlreichen Handwerkerinnen im Kosovo und in Albanien zusammenarbeitet. Für die aktuelle Ausstellung mit rund 130 Werken haben rund 40 Handwerkerinnen gearbeitet. 

Jakup Ferri: ohne Titel, 2022
Stickerei auf Baumwolle, 140 × 240 cm (Detail)
Courtesy of the artist
Ausstellung ‘Jakup Ferri – we, we or me’, Kunstmuseum Luzern 2023
Foto: Marc Latzel, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Als Inspiration dienen Jakup Ferri selten konkrete Erlebnisse oder Bilder, sondern vielmehr Eigenschaften von Volkskunst, Kunsthandwerk und Art brut sowie Strukturen wie Mikroorganismen oder Pixel von Computerspielen. So sind die Teppiche in Zusammenarbeit mit seinem Sohn Jip entstanden, der die Muster im Computerspiel ‘Animal Crossing’ entworfen hat, um damit Mützen und T-Shirts der Spiel-Charaktere zu gestalten.

Ausstellungsansicht
‘Jakup Ferri – we, we or me’, Kunstmuseum Luzern 2023
Foto: Marc Latzel, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

2022 hat Jakup Ferri den kosovarischen Pavillon an der Biennale von Venedig bespielt. Nun ist sein Werk erstmals in der Schweiz zu entdecken. Für ‘we, we or me’ installierte der Künstler rund 130 Arbeiten, darunter viele, die er in den letzten Wochen produziert hat. Seine Werke – Teppiche, Stickereien, Gemälde – nehmen nicht nur alle vier Wände, sondern auch den Boden des Museums ein und überlagern sich zu einem dichten Kosmos voller Geschichten.

Kuratiert von Eveline Suter

Info:

18. März – 28. Mai 2023

Jakup Ferri
we, we or me
in Kooperation mit Fumetto Comic Festival Luzern

Kunstmuseum Luzern
Europaplatz 1
6002 Luzern
Schweiz

www.kunstmuseumluzern.ch

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Geometrically Wired.
IO Van Oostveldt: Between Clothing and Art

‘Geometrically Wired. IO Van Oostveldt: Between Clothing and Art’ lautet der Titel einer Ausstellung, die das MoMu, das Mode Museum Antwerpen noch bis zum 30. Juli 2023 zeigt. Sie beleuchtet das Leben und Werk der belgischen Künstlerin IO Van Oostveldt, die 1928 in Antwerpen geboren wurde. Die Ausstellung untersucht ihr facettenreiches kreatives Schaffen und vereint damit ihre Designs, die von ihr kreierten Kleidungsstücke mit ihrer Kunst – untersucht ihr Schaffen ‘zwischen Kleidung und Kunst’.

IO Van Oostveldt: Collage-Design für einen Poncho aus Lurex-Chenille, ca. 1977
Ausstellung ‘Geometrically Wired.’, MoMu – Mode Museum Antwerpen 2023
Foto: Stany Dederen, MoMu, freundlicherweise vom MoMu zur Verfügung gestellt

IO Van Oostveldt studierte an der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Antwerpen, wo sie Mark Verstockt (1930-2014) kennenlernte. Sie heirateten und bekamen drei Kinder. Mark Verstockt sollte eine wichtige Rolle in der belgischen Kunstszene spielen. In den 1950er Jahren waren seine Arbeiten mit der ZERO-Bewegung verbunden. Mitte der 1960er Jahre hatte er eine eigene konsequent geometrische Formensprache entwickelt. In diesen Jahren hatte IO begonnen, Kleidung zu entwerfen und herzustellen, zunächst für sich selbst und später für andere. In den frühen 1970er Jahren waren ihre einzigartigen Kreationen, oft gestrickte Modelle, gefragt. Sie ging ihren eigenen Weg weiter und entwickelte zum Beispiel ein Chenillegarn mit Lurex.

IO Van Oostveldt: Collage-Design, 1970-80
Ausstellung ‘Geometrically Wired.’, MoMu – Mode Museum Antwerpen 2023
Foto: Stany Dederen, MoMu, freundlicherweise vom MoMu zur Verfügung gestellt

‘Ich war eine Aussenseiterin, keine richtige Modedesignerin. Ich tat, was ich tun wollte und hatte keine Ambitionen. Ich wollte immer Dinge ausprobieren, die es nicht gab: verschiedene Materialien und Experimente.’

Kreation von IO Van Oostveldt, getragen von Katie Verstockt, ca. 1977
Ausstellung ‘Geometrically Wired.’, MoMu – Mode Museum Antwerpen 2023
Foto: Bart Verstockt, freundlicherweise vom MoMu zur Verfügung gestellt

Ihre Zeichnungen und ihre Designs verraten ihre Faszination für geometrische Formen, (wiedergewonnene) Materialien und neue Techniken. Obwohl viele ihrer Kleidungsentwürfe nie realisiert wurden, bringen sie eine starke, avantgardistische Handschrift zum Ausdruck. Als Künstler beeinflussten Mark Verstockt und IO Van Oostveldt sich gegenseitig, aber als ‘Ehefrau von Mark Verstockt’ blieb IO im Schatten ihres Mannes, da sie sich um ihre Familie kümmerte. Die Ausstellung ‘Geometrically Wired’ gibt Einblick in ihre vielseitige, kreative Welt.

Kuratorin MoMu: Romy Cockx
Ausstellungsdesign: Johanna Trudzinski
Grafikdesign: Paul Boudens

Info:

25. Februar – 30. Juli 2023

Geometrically Wired.
IO Van Oostveldt: Between Clothing and Art

MoMu – Fashion Museum Antwerp
Nationalestraat 28
2000 Antwerpen
Belgien

www.momu.be

Ausstellungstrailer

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Vorschau:

Met Gala 2023

Der erste Montag im Mai ist das magische Datum, an dem die sog. Met Gala stattfindet. 2023 ist das der 1. Mai, an dem die Schönen und Reichen, die die Veranstalterin und US Vogue-Chefin Anna Wintour auf ihre Gästeliste gesetzt hat, das Schaulaufen vor den Linsen der Weltpresse auf den Stufen zum New Yorker Metropolitan Museum absolvieren. Eigentlich ist es die alljährliche Spendenveranstaltung, die die auf mehrere Millionen Dollar geschätzten Einnahmen für das Jahresbudget des Costume Institute des Museums erbringen.

Und was werden die Gäste tragen? It’s all about Lagerfeld! Mit dem Event eröffnet die Ausstellung ‘Karl Lagerfeld: A Line of Beauty’ und dies gibt das Motto vor. Roben von Labels wie Chanel, Fendi oder Chloé, für die der Couturier entworfen hat, kann man erwarten und, wer möchte, kann dem Meister in dem unten zu findenden Video, das The Met veröffentlicht hat, schon mal bewundernd über die Schulter schauen.

Die jeweilige Ausstellung stellt das jedes Jahr wiederkehrende Highlight der Mode-Ausstellungen dar, die dieses Mal rund 150 Entwürfe des in Hamburg geborenen Designers präsentiert und vom 5. Mai – 16. Juli 2023 im Metropolitan Museum zu sehen ist.

Hier geht es zum Video

Info:

www.metmuseum.org

***

… und dann gibt’s noch:

Peter Weibel gestorben

Am 1. März 2023 verstarb überraschend Peter Weibel (* 1944 Odessa), der als künstlerisch-wissenschaftlicher Vorstand des Karlsruher Zentrums für Kunst und Medien (ZKM) über 24 Jahre lang gewirkt hatte. Man gedachte ihm u.a. mit der Eröffnung der von ihm zuletzt kuratierten Ausstellung ‘Renaissance 3.0’ (noch zu sehen bis 7. Januar 2024).

Peter Weibel war eine Ausnahmeerscheinung und hatte sich nicht nur als Künstler, Theoretiker, Kurator, Professor oder Publizist einen Namen gemacht. Der national und international vielfach ausgezeichnete Visionär entwickelte seit 1999 das ZKM zu einem Haus mit internationalem Renommée und setzte neue Massstäbe. Der Österreicher, der stets unterwegs in Richtung Zukunft war, hätte am 31. März in den Ruhestand gehen sollen und bereitete seinen Umzug mit seiner umfangreichen Bibliothek nach Wien vor. Als ZKM-Vorstand folgt am 1. April 2023 der britische Museumsleiter und Kurator Alistair Hudson.

Info:

www.zkm.de

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Stoff ohne Grenzen – Mode bewegt die Welt
Neue online-Welt des tim macht Globalisierung im 18. Jahrhundert erlebbar

Globalisierung – ein Phänomen unserer Zeit, denken viele. Weit gefehlt. Bereits im  18. Jahrhundert war die Welt – und mit ihr die traditionsreiche Textilstadt Augsburg – wirtschaftlich aufs Engste miteinander verflochten. Wie sehr, das zeigt die neue online-Erlebniswelt des Staatlichen Textil- und Industriemuseums Augsburg (tim). Beim interaktiven Computer-Spiel ‘Stoff ohne Grenzen – Mode bewegt die Welt’ gehen Nutzerinnen und Nutzer, vor allem Jugendliche via Internet auf eine spannende Entdeckungstour. Über Notebook oder Desktop-PC erkunden sie, welche wirtschaftliche Wucht die Textilherstellung einst weltweit entfaltet hat.

Stoff ohne Grenzen
Screenshot aus der Erlebniswelt
Foto freundlicherweise vom tim zur Verfügung gestellt

Da geht es um den internationalen Handel seltener und begehrter Rohstoffe, um rücksichtslose Ausbeutung von natürlichen Ressourcen, Versklavung von Menschen sowie brutale Unterwerfung und Unterdrückung ganzer Länder. Auf der anderen Seite tauchen die Userinnen und User ein in den einzigartigen Kosmos wunderschöner, kostbarer Stoffe, begehrenswerter Mode und faszinierenden Designs. Textile Schauplätze der damaligen Welt, die das tim unter die Lupe genommen hat, sind Indien, West-Afrika, die Karibikinsel Curaçao, Augsburg, Amsterdam oder Paris.

Die online-Erlebniswelt ‘Stoff ohne Grenzen – Mode bewegt die Welt’ wurde entwickelt im Rahmen von ‘dive in. Programm für digitale Interaktionen’ der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR.

Info:

Die neue online-Erlebniswelt ist im Internet abrufbar unter: stoffohnegrenzen.timbayern.de

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MgPt.

Das Schmuckmuseum Pforzheim startet ein Onlinemagazin.

‘Melting Pot’ richtet sich in englischer Sprache an Schmuckliebhaber auf der ganzen Welt, ob Museumsgänger, Schmuckmacherin, Künstler oder ganz allgemein an Schmuck Interessierte. Auf seinen Seiten geht es mal kurzweilig, mal hintergründig oder beides nicht nur um das Schmuckmuseum Pforzheim und seine Aktivitäten, sondern um Schmuckbezüge im weitesten Sinne.

Onlinemagazin ‘MgPt.’
Foto freundlicherweise vom Schmuckmuseum Pforzheim zur Verfügung gestellt

Das Projekt ist in Zusammenarbeit mit Qompendium und Pentagram in London entstanden.

Info:

www.mgpt-magazine.com

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Bitte informieren Sie sich vor einem Ausstellungsbesuch auf der jeweiligen Website besonders über die tagesaktuellen Besuchsregelungen und die Öffnungszeiten – es kann sich immer etwas ändern.

Weitere Ausstellungen finden Sie auf meiner Website in der Rubrik AUSSTELLUNGSKALENDER.

Den verschiedenen Beteiligten herzlichen Dank für das Zur-Verfügung-Stellen von Informationen und Bildmaterial!

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Kommentare zu diesem Artikel

10 Antworten

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    • Gudrun Heinz BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      halli hallo birgit,

      1000 dank, liebe birgit, freut mich mal wieder sehr, von dir zu lesen.

      siehst du, mir gehts ähnlich. da trudelt eine mail oder ein newsletter bei mir ein, ich gucke näher drauf und dann ist es fast schon passiert. wenn das museum noch so freundlich zurückschreibt und mir tolle bilder zur verfügung stellt, dann MUSS das in den blog – wie die amerikanischen quilts 🙂

      beste grüsse

      gudrun

    • Gudrun Heinz BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      halli hallo doris,

      ich bedanke mich sehr für deine lieben zeilen und freue mich darüber!

      ja, ausstellungen live, das ist immer super. habe ich heute grade wieder erlebt, als wir die tradition bis moderne XII aufgebaut haben, die ich bisher nur von fotos und aus dem katalog kannte. was für ein unterschied. corona hat uns da auch einiges ‘geklaut’ …

      danke dir nochmal und

      beste grüsse

      gudrun

  • Birgit Fischer BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Liebe Gudrun,Vielen Dank für Deinen tollen Bericht. So viele Inspirationen. Ich wünschte, ich könnte enigstens die Hälfte besuchen. Die im Bericht über die Kunsthalle Heilbronn erwähnte Magdalena Abakanowicz, hat derzeit auch eien Einzelausstellung in London in Tate Modernhttps://www.tate.org.uk/whats-on/tate-modern/magdalena-abakanowiczKann man gut mit einem Besuch im Fashion and Textile Museum kombinieren.Herzliche Grüsse aus Berlin,Birgit

  • Erika Bornemann BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Liebe Gudrun,du präsentierst uns wieder einmal eine großartige und farbenprächtige Auswahl an stofflichem Vergnügen. Auf diese Weise kommen alle Leser in den Ausstellungsgenuss , da man nicht alle besuchen kann.Erstaunlich , wie unterschiedlich und vielfältig Themen umgesetzt werden. Das ist immer wieder schön zu sehen.Vielen Dank für deine Mühe und herzliche GrüßeErika 

    • Gudrun Heinz BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      halli hallo erika,

      vielen lieben dank für deinen kommentar, den du wie immer mit viel lob ausdrückst. toll! ich freue mich sehr!

      ich hatte mir ja eigentlich vorgenommen, etwas weniger zu bringen, um meine zeit noch für anderes nutzen zu können. aber. aber es ist immer wieder so faszinierend, was es alles gibt und was die leser*innen meines blogs einfach auch wissen müssen, dass ich mich nur schwer bremsen kann. ich bin selbst manchmal überwältigt. besonders dann, wenn ich eine ausstellung live besuchen kann, wie aktuell den presserundgang in heilbronn bei ‘KUNST STOFF’ – da hilft dann nix, dann müssen halt auch ein paar nachtschichten her 🙂

      dir nochmals danke und

      beste grüsse

      gudrun

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