Hej. ihr Lieben, ich bin Stephi vom Label Frollein Tausendschön und bei mir dreht sich alles ums Nähen, Sticken und Plotten. Besucht mich doch gern einmal auf instagram.com/frollein_tausendschoen! 2023 ist ja bei BERNINA das Das Jahr des Stickens. Heute habe ich deshalb einfach mal ein paar Tipps & Tricks rund ums Thema Sticken auf Leder (Echtleder) für euch im Gepäck. Das Thema ploppte bei mir auf, als ich eine Saddle Bag aus Echtleder komplett von Hand (mit Sattlernaht, Kantenbearbeitung und Co.) gefertigt habe. Die Klappe der Tasche wollte ich gerne besticken und habe mich daher gründlich mit der Thematik befasst. Ein paar Details möchte ich daher heute mit euch teilen.
Das tolle DIY Kit für meine handgefertigte Ledertasche habe ich übrigens von https://www.bagsandpieces.co.
Tipps und Tricks rund ums Sticken auf Echtleder
Das Besticken dickerer bzw. komplexerer Materialien ist ja für manche ein kleiner Angstgegner. Echtleder bildet hier sicher keine Ausnahme, dabei lässt sich dieses tolle Material ganz wunderbar veredeln und bearbeiten, wenn man ein paar Dinge beachtet.
Wie also bestickt man Leder? Ich habe eine kleine Sammlung an Tipps für euch, die euch das Sticken auf Leder erleichtern wird. Ich besticke meine Taschenklappe mit dem Medium Klemmen-Stickrahmen, da sich meine Taschenklappe in diesem Rahmen optimal positionieren lässt. Außerdem nutze ich den Stickfuss (Tropfenform) #26 sowie die HTTBC-Spulenkapsel für eine optimale Fadenspannung.
Sticken auf Leder – Material
- Echtleder (auf jeden Fall auch ein Teststück)
- Sticknadeln Anti Glue oder Ledernadeln
- Stickfilm / Avalon
- Stickvlies ausreißbar
- Qualitätsgarn für den Ober- und Unterfaden (zum Beispiel Poly Sheen von Mettler)
Beim Besticken so komplexer Materialien wie Echtleder empfehle ich euch, immer eine Testsequenz zu sticken. So kann man alles optimal ausprobieren und justieren. Ich habe mir zum Testen ein Reststück Echtleder besorgt, das meiner Taschenklappe in Struktur und Dicke sehr ähnelt.
Sticknadeln
Bei den Nadeln zum Sticken auf Leder scheiden sich ein wenig die Geister. Schlußendlich muss man wirklich sagen: testet aus, was für euch am besten funktioniert. Prinzipiell ist eine Ledernadel (also keine Sticknadel) eine gute Wahl. Alternativ funktionieren auch die Anti-Glue-Sticknadeln prima, da deren Spitze super durch das Leder kommt.
Stickgarn
Beim Garn solltet ihr – immer! – auf Qualitätsgarn achten. Beim Sticken auf Leder macht es Sinn, das gleiche Garn für den Ober- und Unterfaden zu verwenden. Die von der Nadel hinterlassenen Stiche sind ja recht präsent, so dass zum Beispiel ein weißes oder schwarzes Bobbin Fil ansonsten durchblitzen könnte.
Vlies und Stickfilm
Je nachdem, was für ein Teil ihr besticken wollt, ist es eventuell nicht ratsam, das Leder direkt in den Stickrahmen einzuspannen. Meine Taschenklappe ist ja zum Beispiel schon komplett zugeschnitten. Spanne ich das Leder in den Rahmen, bleiben eventuell nicht reversible Druckstellen auf dem Leder zurück (Hoop Burn). Ich nutze daher einen ausreichend grossen Rahmen und spanne hier das ausreissbare Vlies trommelfest ein.
Mein Leder positioniere ich dann einfach mit Hilfe der Schablonen auf dem Rahmen und fixiere es gegebenenfalls mit etwas Textilkleber oder Washi Tape auf dem Stickvlies.
ACHTUNG: einige Lederarten weisen eine gewisse Dehnbarkeit auf. Diese ist beim Sticken eher hinderlich. Hat euer Leder diese Dehnbarkeit, solltet ihr es auf jeden Fall mit Sprühkleber oder Ähnlichem auf einem festen Vlies stabilisieren.
Wirklich wichtig beim Sticken auf Echtleder ist eine Lage Stickfilm/Avalon über dem Leder! Zum einen gleitet die Sohle so besser, zum Anderen wird das ganze Projekt nochmal stabilisiert.
Sticken auf Leder – Stickdateien
Bei den Stickdateien für Leder gilt: Weniger ist mehr. Die Stiche sollten nicht zu kurz und das Stichbild nicht zu dicht sein. Andernfalls wird das Leder im wahrsten Sinne des Wortes perforiert, und im schlimmsten Fall fällt das gestickte Bild einfach aus dem Leder heraus. Außerdem bleiben die von der Nadel gestochenen Löcher stets sichtbar und ziehen sich nicht wie bei anderen Materialien wieder zusammen.
Geeignet sind also Stickdateien mit geringerer Stichdichte. Ich habe mir hier für eine recht schlicht anmutende Blütendatei von OESD entschieden.
Arbeitet ihr mit einer Sticksoftware könnt ihr die Stichlänge und Dichte in dieser natürlich noch justieren. Ich habe hier die Stichlänge der Datei in der BERNINA Sticksoftware 9 noch ein wenig angepasst und sie anschliessend mittels meines Wifi-Connectors übertragen.
Ihr arbeitet nicht mit einer Sticksoftware? Gar kein Problem. Auch an eurer Stickmaschine könnt ihr die Stichdichte ein wenig anpassen.
Bei meiner BERNINA 570 QE wählt man hierfür im i-Dialog den Menüpunkt ganz rechts unten an. Seid ihr im Menü, könnt ihr dann in der unteren Zeile die Stichdichte anpassen (die obere Zeile verändert die Stichart). Die Stichdichte kann zwischen 25-300% verändert werden. Verändert ihr hier etwas, solltet ihr in jedem Fall einen Teststick durchführen!
Sticken auf Leder – das Sticken
Jetzt geht es an die Stickmaschine. Für das Besticken von Leder solltet ihr die Geschwindigkeit ein wenig runterregeln. Stickt auf jeden Fall zuerst einen Teil eurer gewählten Stickdatei auf einem Teststück an und schaut das Ergebnis an. Wenn für euch alles passt, könnt ihr die Datei aussticken.
Abschließend müsst ihr nur noch das Stickvlies und den Stickfilm entfernen:
Ich möchte eine Motorradjacke mit einem kurzen Schriftzug besticken und befürchte, dass Cordura noch schwieriger zu besticken ist als Leder!? Hat eine Stickbegeisterte Erfahrung damit? Geht das überhaupt? Welche Nadeln empfehlen sich? Sollte das Cordura auch mit Stickfolie abgedeckt werden? Ich bin für jeden Tipp dankbar! Liebe Grüße!
Seit heute kann ich mir die Antwort selber geben und mache das hier mal für den Fall, dass jemand anderes daran interessiert ist: Cordura lässt sich wunderbar besticken! Es ist erstaunlich locker gewebt und natürlich trotzdem schön stabil. Das liebt die Näh-/Stickmaschine! Da reißt kein Faden und nichts. Da es sich um eine Motorradjacke handelte, konnte ich sie nur leider nicht in den Stickrahmen einspannen. Also das Positionieren dieses sperrigen Teiles war das Schwierigste – trotz herausgezippter Ärmel, aber nach vielem Hin- und Herschieben habe ich es geschafft, die Schriftzüge an die richtigen Stellen zu bringen. Schnell den entsprechenden Ausschnitt mit der automatischen Umrandung auf das doppelte wegreißbare Stickvlies heften lassen und ab da lief es wie von selbst.
Hallo liebe Karoline,bitte entschuldige – der Klemmrahmen ist natürlich nur auf die Maschinen der 7er und 8er Serie ausgelegt. Prinzipiell kannst du aber ja bei allen Rahmen das Nähgut einfach auflegen. Einfach eine höhere Rahmengröße wählen, so dass die Platzierung mittels Schablonen leichter fällt.
Vielen Dank für diese tolle Anleitung, leider ist der Stickrahmen nur für die 7er und 8er Serien ausgelegt. Ich habe die 590, gibt es eine Möglichkeit, den Rahmen auch für meine Maschine zu nutzen?viele Grüße Karoline
Hallo,Wie vermeide ich denn den ersten Stich in der Mitte des Projekts das den Faden hochholt? Ich möchte ja im Leder nicht mittendrin ein kleines Loch haben.
Hallo Nicole, meinst du die Vernähstiche am Anfang? Die kannst du ja prinzipiell deaktivieren – hier findest du zum Beispiel einen Blogartikel dazu:
https://blog.bernina.com/de/2020/05/fadensalat-beim-naehen-loesen-vermeiden-tipps/
Ansonsten liegt es ja oft an der Stickdatei, welche Stiche wann erfolgen. Beim Sticken auf Leder deaktiviere ich zum Beispiel die Fadenschnitte, um das Vernähen zwischendurch zu vermeiden.